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LachMe oMZMuns Sonntag, den 18. August 1931 >v«rlag»orti Dre-de« Sln,«lg»npr<ll«: Die Igeluaiiene peiitjeiie SU gamiliui» anzeig»» u.TIellengeiuche LU z. Die peitirellamezetie. 89 mr» breii. I X. Zür «»zeigen autze,halb de« «elbretiungSgebiei»« <U Z. di» prMrellamezeUe 1 Brtet-eb.SV^. Im Fall« höherer iSemait eiiiichi jede Berpsiirhiung aus Vielerung sowl. Srsaunng d. iinzeigen. Aufträgen u. velslung v. Schadenersatz, »eschailiicher r«i!: grau« Bmigartz, Dretden. Nummer 189 — 30. Jahrgang k^lbetni «mal wvrbil. nni wnbr. S r-U-'^cilnek» .Sc>w»l nnd veil' und der liinderdeiiage .::»» nn're »e en'Zcwc' iewie den rexlbkilage» .ZI. 4>e»no-Viaii" .iiinerdnnu ig und visier' Die vraiiiichc «>»»«-»»»' .«erzrucher Raigeder'. .Dn« »nie kuck' Mouniiicher PezuabvreiS -<c '^0 enUNU. VeiieNneid. Einzelnummer IU Z. Sonnabend. u. Zonningmnnmer itU z. Hauvi'chriiileiier Dr. Ui. DeSczhk. Dresden. i»eicha«l-siellr, Dra.r u. Uer> >q ^ec n r ur i.-» nir «erlag und Drii ierei. iklliale vrei ren. Vceroe i-A i Polierilrah» 17. «cnrn-el-US. «g ii chetiani» Drelder -7az »,»«(,.»„ s,n»«b,'< De-"e- I' IN ^iir chrtftllche Politik und Kultur Der Weg Deutschlands Bon F. v. Papen fWallerfangen, Saar). Als einen Beitrag zu der Diskussion über das deutsch-französische Problem geben wir den folgenden lzucrst in der Wochenschrift „Schönere Zukunft" ver öffentlichten) Aussatz des bekannten, um die deutsch französische Verständigung seit Jahren bemühten katholischen Politikers wieder. D. Red. Das Bekenntnis des deutschen Kanzlers zu einer engen deutsch französisclpm Zusammenarbeit, seine Reise nach Paris zu einer ersten persönlichen Fühlungnahme — unternommen in einer Stunde höchster materieller Schwäche und ohne den Rükk- halt einer in sich geschlossenen inneren nationalen Front — war ein Beweis bester, verantworlungsbewuhter Staatspolitik. Wer den Kanzler kennt, sah ihn ohne Sargen gehen. Sein Gefühl für nationale Würde, sein Sinn sür politische Möglichkeiten haben die lauten Kritiken von Links und Rechts Lügen gestraft. Seine Initiative — wohlverstanden die Initiative des „Besieg ten" — hat noch einmal die Schicksalsfrage des deutsch franzö sischen Verhältnisses den veranlworlungsbewussten Staatsmän nern der Gegenseite gestellt. Zum letztenmal wahrscheinlich Begründet dieser Versuch eine Hoffnung auf Erfolg? Nach den ergebnislosen Folgen der Stresemann A«ra, der Laearno Politik, hat sich das Heer der Gläubigen in Deutsch land in eine Masse von Verneinern gewandelt. Sie hallen einen Interessenausgleich zwischen zwei Parlnern, von denen der eine die unbestrittene militärische und finanzielle Hegemonie Euro pas in Händen hält, während der andere van sozialen Revolu tionen bedroht, machtlos und im Zustande chronischer Schwäcye sein Dasein fristet, sür unmöglich. Sie halten jedes Gespräch darüber für eine Zeitverschwendung. Daneben aber gibt es Leute, ivelche die Rettung Deutschlands nur in der Befriedigung der französischen Ansprüclze sehen — ganz gleich, ob es sich um Preisgabe von Pauzerkreuzerbauten, Zollunion, um ein „Ost- lacarno" und um neue Verhandlungen aus das Versailler Diktat HOidelt. Ein Briandsches Europa, unter dem Schutz der franzö- scheu Kanonen und dem Wohlwollen der Pariser Finanz, dünkt ihn-n angenehmer als ein souveränes, aber armes und auf sich allein gestelltes Deutschland Zwischen ihnen steht eine Gruppe, die erfüllt ist von der tiefen lieber,zeugung,- dah zwei Bölker, die der Welt noch soviel zu geben haben, den Weg zueinander finden müssen. Sie würdigt die starken Zweifel der Oppo sition und sie ist nicht gewillt, die Zukunft von Volk und Land um ein Linsengericht zu verkaufen. Sie glaubt vielmehr, dah es gelte, dem Frankreich von heute das wahre Gesicht Deutsch lands zu zeigen, das in der Not und Zerrissenheit der Nach- kriegsjnhre nur verzerrt und schleierhaft zum Ausdruck kam: das ltzesicht eines starken, von nationalem Selbstbewusstsein ge tragenen Willens, eines glühenden Bekenntnisses zu der Be ¬ rufung Deutschlands im Dienste der Nation. Europas, der Welt. das die Ansicht Macdonalds teilt, das; „ein freies und sich selbst achtendes Deutschland kür die Gemeinschaft der Zivilisation un entbehrlich sei". Wir glauben, dass der deutsche Kanzler die 'Auf fassung dieser Gruppe teilt. Die Frage ist nur, ob angesichts der französischen Geistes- Im Auquft gehen die Ferien zu Ende. Im Anaust sollten auch Sie wieder daran denken, In Ihrem Bekanntenkreis neue Bezieher sür dl« S. V. zu werben. Freldenke» und andere Feinde der Kirche werben mit grösstem Ester für ihre Vrelfe. Die katholische Prelle kann sich gegenüber diesem Ansturm In der gegenwärtigen Notzeit nur bebmwten. wenn Ikre Freunde Ihr mit gleichem Eifer zur Seite stehen. Der Verlag gewährt bei sedem neu gewonnenen Abonnement eine Werbeprämie von t.4N M., die mit dem nächstfälligen Bezugspreis verrechnet wird. Hier abtrennen ""» Bezug der ^äcbllsckenVolfszeiiung Dresden-Ä. 1, polierslrahe 17 Unterzeichneter bestellt ab die „Sächsische Polkszeiiunst" Name: . ... Stand: — Wohnort: Strafte, Hausnummer: Der Bezugspreis ab Monat folgt auf Postscheckkonto Dresden Nr. 2708 Lavals Besuch im September Briands Krankheit zwingt aufs neue zur Verschiebung -es Termins Laval telephoniert an Brüning Paris, 15. August. Ministerpräsident Laval hat der Presse die folgende mit dein deutschen Botschafter v. Hoesch vereinbarte Mitteilung übergeben: Man weih, das; Ministerpräsident Laval gestern den Besuch des deutschen Botschafters v, Hoesch empfangen hat, der ihn sowohl wie Auhenminisler Briand im Auftrag der deut schen Regierung offiziell eingeladcn halte, nach Berlin zu kom men, Das sür die Reise vorgeschlagene Dalum ivar der 2l>. und 27. August. Ministerpräsident Laval, der Herrn v. Hoesch sür die Einladung dankte und sie anuahm, halte ihm gesagt, das; er, soweit es das Datum angehe, keine endgültige Entscheidung Iresfen könne, iveil Auhenminister Briand gegenwärtig nicht in Paris sei. Der Ministerpräsident hat heute nachmittag von neuem Herrn v. Hoesch cmpsangcn und ihm milgeleilt, das; die Aerzte Professor Vaquez und Dr. Marx, die beauftragt worden waren, sich über den Gesundheitszustand des Auhenministers Briand anszusprechen, zwar mit der lebhaftesten Befriedigung die Fortschritte scstgeslellt hätten, die jeder Tag zur vollstän digen Wiederherstellung des Auhenministers bringe, jedoch zum Ausdruck gebracht hätten, das; sie ihm nicht vor seiner 'Abreise nach Genf eine Unterbrechung in der Ruhekur aus dein Lande gestalten könnten die ihm sür einen Monat verordnet sei, und deren Nutzen nach einer so kurzen Frist durch die Anstrengun gen einer offiziellen Reise nach Berlin aufgehoben werden könnte. Unter diesen Umständen sind 'Ministerpräsident Laval und Botschafter v. Hoesch, i„ der Erwägung, dah die Teilnahme des Auhenministers Briand bei diesem Besuch unerlählich sei, sich darüber einig, das, die Reise der französischen Minister nach Berlin ans ei« Datum verschoben wird, das so nahe wie möglich nach dem Ende der Völkerbundstagung liegt." Ministerpräsident Laval hat sich gestern abend t e l e - phonisch mit Reichskanzler Dr. Brüning i» Verbindung geselzt. Er Hal ihm nochmals sein Bedauern zum Ausdruck ge bracht, wie zuvor dem deutschen Botschafter v. Hoesch, sich wegen des Gesundheitszustandes des Auhenministers Briand nicht zum ursprünglich vorgesehenen Datum nach Berlin bege ben zu können. Er Hal hinzugesügt, dah er nach wie vor den sehnsüchtigen Wunsch habe, die in Paris im vorigen Monat c!w- geleitelen Besprechungen so bald wie möglich wieder auszu-, nehmen. Der Besuch der französischen Minister in Berlin wird mut doch erst frühestens Ende September staltsinden. Ob sür diese Verschiebung neben der Krankheit Briands, die nicht bezweifelt werden kann, politische Rücksichten eine Rolle gespielt haben, ist natürlich eine offene Frage. Jedenfalls hat sich die fran zösische Regierung lxmüht, in jeder Weise den Scl;ein zu ver meiden, als ob die Verschiebung des Besuchs eine Spitze gegen Deutschland habe. Ter telephonische Anruf des französischen 'Ministerpräsidenten beim Kanzler, der gewih im Verkehr der Staatsmänner untereinander ctivas Ungewöhnliches darstellt, Zeigt, dah der französischen Regierung daran liegt, die persön liche» Beziehungen, die Dr. Brüning mit seinem Besuch in Paris angeknüps! hat, ausrecht zu erhalten und fortzusetzen. Die internationale Höüichkeit gebietet daher, die Enischuldi- gung der französischen Regierung anzuerkcnnen. Französische Kommentare Paris, 15, August. Die Pariser Morgenpresse beschäftigte sich heute insbefoi» dere mit der Vertagung der Reise der französischen Minister nach Berlin und sieht allgemein die Gründe dafür im Gesund heitszustände Briands. „Petit Parisie n" jährt u. a aus: Briand mühte seinen Erholungsort bereits am 23. 0. 'M ver lassen. um am 2ä nach Berlin zu reisen, so das; sein Erholungs aufenthalt insgesamt neun Tage früher als beabsichtigt, abge brochen werden müsse Im übrigen hätte Briand nach der Londoner Konferenz Brüning und Curtius von seiner Erho- lungsbedürstigkeit unterrichtet. Es sei der dringende Wunsch der sranzösischen Minister, die in Paris eingeleitctcn 'Verhand lungen in Berlin so umgehend wie möglich wieder aufpinehmen und deswegen dürfe d>e Vertagung in Berliner politischen Krei sen keine Enttäuschung Hervorrusen — „Ouvre" meint, es wäre besser, den Ministerbcsuch im gegenseitigen Einvernehmen um einige Tage auszuschicben, nm die Unterhandlungen zweck entsprechender gestalten zu können. Skeptischer beurteilt „Popula ire" die Gründe sür die Aufschiebung. Es sei kaum zu begreifen — so erklärt das Blatt — das; Briand die Strapaze einer Reise nach Berlin vor der Bölkerbundsversammlung nicht sollt« ertragen können. Briand glaube doch den Aufenthalt in Genf, der eine Taner von zwei bis drei Wochen haben werde, aushallen zu können. — „Ere No uve Ile" bringt die Gründe sür die Vertagung des Besuches in Zusammenhang mit der ;u envartenden Ent- scheidung des Haager Gerichtshofes über die Zollunion. Haltung eine Verständigung zwischen den beiden Völkern auf solcher Grundlage möglich ist. Untersuchen wir die Lage drüben. Paris und London haben ergeben, das; die offizielle Politik der französischen Regierung die Ttereiuigung der politischen Fra gen, die zwiscipm uns liegen, als primär für jede Annähe rung, also auch sür jede wirtschaftliche und finanzielle Hilfe an sieht. Während Amerika und die europäischen Grohmächle finanzielle Hilfe ohne „politische Garantien" empfahlen, war Frankreich nur gegen das Versprccl)«» an den Londoner Kon ferenztisch zu bringen, dort aus jede politische Unterhaltung zu verzichten. 'Man will das Gespräch mit Deutschland allein sich ren. die Hilfestellung der anderen ausschalten, die überstarke Machtstellung des Quai d'Orsay ausunlzen. Zwar richtet man keine unmittelbaren Forderungen an uns. Dafür legt man der Weltöffentlichkeit mit unmihverständlichcr Klarheit das poli tische Programm Frankreichs vor. Es heisst: Keine Abrüstung, keine Revision, keine Gleichberechtigung. Es heisst also: Un eingeschränkte Aufrechterhaltung des durch Ver sailles geschaffenen Zustandes. Wer Frankreich kennt, kann nicht im Zweifel sein, das; dieses Programm die Willensmeinung der weit überwiegenden 'Mehrheit des französischen Volkes dar stellt. Dieses Volk will die Verständigung und den Frieden. Gewiss! Aber dieser „Friede" mus; identisch sein mit der Unge- störtheit der inneren und äuszercn Ruhe des bürgerlichen Frank reich. Die „Briandisten", heute uur noch die doktrinäre bürger liche Linke mit einem starken Flügel der Radikalen, glauben an den Völkerbund als wirksamstes Instrument zur E-Haltung die ser „Sicherheit". So denkt man in den Masstläben des bürger- liclstrn 1l>. Jahrhunderts, vollkommen hilflos und verständnislos gegenüber einerZeit, die in der kampsersüIllenAbrcchnung mit den Gesellschaftsformen dieses Zeitabschnittes steht. Weil diese Poli tik i l l u s i o n i st i s ch ist, musste sie zu Enttäuschungen sichren.' So ist es heute. Aus Enttäuschung wächst Bitterkeit. Und in dieser Bitterkeit wandern viele heule in das Lager der ,,'Auti- briandisten" ab Diese „Antibriandisten" kennen wir. Maginot, Marin, Franklin-Bouillon, zu denen sich letzthin Herriol schlug. Das Ziel — der Friede ist nur gewährleistet unter Ausrecht- erhallung aller „Sicherheiten" — ist ganz das gleiche wie bei der ersten Gruppe. Nur der Weg ist ein anderer. Völkerbund und ein Briandsches Europa schützen nicht vor der „danger teu- touigue", vor Panzerkreuzerbauten, Zollunionen, Anschlus; gefahr. Hier- helfen nur Kanonen und eine wellbeherrschende Finanz. Kein Zweifel, das; solche Gesinnung — von dem Gene- ralstab und dem geheimnisvollen Leiter des Quai d Orsay, Ber- Ihelot, gestützt — immer weitere Kreise des Landes ersaht, je radikaler die Stimmung in Deutschland zu werden scheint. Gibt es. so mus; man fragen, gegenüber solch mächtigen Zeitslrömungen überhaupt noch Ansatzpunkte sür die Verstän digungspolitik des deutschen Kanzlers? Die Kräfte, die sich heute von den offiziellen Riästungen des „Briandismus" odec des „Antibriandismus" zu lösen versucl-en, jene geistige Elite, die dem Weltgeschehen aufgeschlossener gcgenübersleht als die in den Kategorien des 19. Jahrhunderts denkende Blasse, haben noch keinerlei entscheidenden politischen Einslus;. Man findet sie in der jungen Geueration der Linken, in der katholischen Partei und unter den aufstrebenden Elementen der Wirtschaft. Leider nicht im konservativen Lager! Sie fühlen instinktiv die Rolle Frankreichs in einer neu angebrochenen Epoche. Sie sehen die Linien eines chaolisclxn Europas sich abzeichnen und sie empfinden, das; vielleicht ein letzter Rettungsversuch gemacht werden könnte — ohne Frankreich. Aber auch sie sind gebunden von der suggestiven Massenmeinung, die das Land beherrscht. Werden sie zu Deutschlands Verständigungswillen eine neue, eine entscheiden« Haltung finden, die der Massenmeinung den Willen geistiger Führerschaft auszwingt? Die Antwort liegt in diesem Stadium der Entwickluug bei uns. Ter Ablauf der Pariser und Londoner Besprechungen Hal es auch dem unpolitischen Menschen klargemaclst, das; die Ini tiative Hoovers und die Hilfsbereitschaft der übrigen europä ischen Mächte nur Pallialivmahnahmcn sein können Das Be>- lraueu in die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands lässt sich nicht durch Rembourskredit« der Notenbanken wiederhersleileu. Deutschland allein trägt sein Schicksal in Hände». Es mus; die Parole der „nationalen Selbsthilje" mit dem nüchternen Rechen stift verwirklichen, durch Beseitigung jeglicixr Mihwirtschaft der öffentlichen und privaten Hand, durch eine Reform an Kops und