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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.10.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111024024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911102402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911102402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-24
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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Amtsblatt des Rates und -cs Rolizeiamtes der Ztadt Leipzig. Anieiqrn PreiS für Inferaie au» Veiojig und Umgebung di« lipaltige Beiiijeile ÄPs. die Neklame- teile l Atk. von gurwärt» :>0 Pf^ Reklamen 1.Ä> Mk. Inierat« von Behörden im amt lichen Teil die BetiUeil« SO Pf (b«Ichujt»anteigen nnr Platzoorlchristen im Prelle erhöht Rabatt nach Tarts. Beilagegebllhr Gelamt- auflage ö Ntk. p Tauiend erkl. Postgebühr. Teildeilage düster. Festerteilte Auftrage können nicht zurück- ge;og«n werden Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plagen wird kein« lbg^anti« übernommen. Anzeigen - Annahmen Iohannisgalse 8, bei familtchen Filialen u. allen Annoncen» Ekpeditionen des In- und Auslandes. Druck und Verlag von Fischer L Kürst« Inhaber Paul Kürften. Redaktion und lSeichältsstellr: Iodannisgaste 8. Haupt-Filiale Dresden: Eeestrak« 4, l (Telephon «621». Nr. 295 Viensmy, üen 5^. vlttober lSll. t05. Zsyrgang. 1»^- Unsere heutige Morgenausgabe umfaßt 18 Seiten, die Abendausgabe 8 Seiten, zusammen 24 Leiten. Der Krieg um Tripolis. Keine Kreuzfahrt italienischer Schisse im Acgäischen Meere. Rom, 24. Oktober., (Eig. Drahtmeld.) „Popolo Romano" bezeichnet die Meldungen italienischer und ausländischer Blätter über die Kreuzfahrt der italienischen Flotte im Ae zätsch en Meere und die unumgängliche Aktion im Archipel und an semen Küsten als jeder Begründung entbehrend. Die Gerüchte beweisen, sagt das Blatt, dag diejenigen, die sie verbreiten, die wirkliche Lage nicht klar erkennen und nicht erwägen, ob ein solches Unternehmen in politischer und militärischer Beziehung vorteilhaft wäre. In der Tat ist es vom politischen Standpunkt aus für Italien nur günstig, wenn der Konflikt auf Tripolitanien beschränkt bleibt und die Rückwirkung auf andere Gebiete, insbesondere auf die Küsten der östlichen Gewässer, soviel wie mög lich verhindert werde. Vom militärischen Gesichts punkte aus würde es aber unvorteilhaft sein, die Kräfte jetzt zu zersplittern, wo die Besetzung der Küste von Tripolis und Cyrenaika noch lange nicht vollständig 'Lurchgeführt und bevor nicht die ita lienische Herrschaft nicht nur in Len Städten unü Dörfern der Küste, sondern auch im Innern des Lan des und unter den Stämmen fest gegründet ist. Gefangennahme eines türkischen ALmirrls? Rom, 24. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Aus Tri polis wiro gemeldet, dog dertürkische Ad miral Ahmed-Zsmail Pascha, der sich in einem ab gelegenen Hause versteckt hatte, von Len italienischen Truppen ausfindig gemacht und gefangen ge nommen wurde. Neues Scharmützel bei Tripolis. Tripolis, 24. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) „Agenzia Stefani" meldet zu den Ereignissen vom 23. Oktober: Eine Fliegerpatrouille meldete früh den Vormarsch feindlicher Kavallerie. In der Tat mach ten gegen 8 Uhr früh etwa hundert arabische Reiter und einige türkische Soldaten von dem kleinen Fort Masri aus einen Frontangriff auf die Infanterieregimenter Rr. 84, 40 und 0, die den Angriff mit sehr lebhafiem Feuer, unterstützt durch Feldartilleric, erwiderten und den Feind zu rück w a r f e n. Die Italiener in Benghasi. Nom, 24. Oktober. sEig. Drahtmeld.) Aus Bengha>i wird gemeldet, Last es den Italie nern gelungen ist, ihre A u s s ch i f f u n q i n a. l l e r Ruhe zu vollenden, ohne das; sie nochmals von den türkischen Truppen oder von den Beduinen der Nach barschast angegriffen wurden. Die Araber haben im Gegenteil durch ihre Notabeln erklären lassen, das; sie sich der italienischen Herrschaft unterwerfen. Die Angreifer der letzten Tage seien Beduinen aus dem Innern gewesen, die mit den Türken gemein same Sache gemacht hätten. Die Senussi schickten Sendboten von einer Niederlassung zur andern, um die Beduinen zum Heiligen Krieg gegen die Italiener auszurufen. Kestern fand die Beerdigung der bei den letzten Kämpfen gefallenen italienischen Mannschaften unter militärischen Ehren statt, eine Zeremonie, die großen Eindruck auf die ara bische Bevölkerung machte. Die Schweroerwun de ten wurden auf H o s p i t a l s ch i f f e , die im Hafen ankern, gebracht, während die leichter Ver wundeten in einem Barackenlazarett, das die Ita liener in aller Eile errichteten, untergebracht sind. Die amerikanische Neutralitätserklärung. New Pork, 24. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Erst gestern haben die Vereinigten Staaten offiziell ihre Neutralität im Türkisch-Ita lienischen Krieg erklärt. Präsident Taft, der sich auf einer Reise durch Süd-Dakota befindet, erlich drahtlich die Neutralitätsbekanntmachung, die von Washington aus den Kriegführenden zugestellt wird. Dir Revolution in Ltzins. Ein neuer Sieg der chinesische» Rebellen. New Zart, 24. Oktober. (Eig. Trahtnr.) Tie chinesischen Zeitungen in San Franzisko veröffent lichen eine Depesche, derzujoge in dem H Wai ch e b i r g e ein heftiger Kampf zwischen 20 000 Kaiserlichen und 15 000 Aufständischen flatt- gesunden haben soll, bei dem die letzteren Sieger geblieben sind. Tic kaiserlichen sollen sich in voller Flucht besinden und zahlreiche Kaffen und Gefechts stucke zurückgelassen haben. Peking, den 24. Oktober. (Eig. Trahtm.) Aus Hantau wird gemeldet: Bei Sevcn Mile Creek unternähme» die Revolutionäre einen Angriff gegen die Kaiserlichen Truppen, die nach kurzem Kiderstande die Flucht ergriffen. Ter Kriegsminister General Jintschang hat mit 30 000 Mann Regie» rnngstruppen die Stadt Hsin-Zang-Tschu besetzt. Man erwartet für heute eine neue Schlacht zwischen den feindlichen Parteien. Sunyatscn in New syork. London, 24. Oktober. (Eig. Trahtm.) „Tailh NewS" melden aus New York: 2er chinesische Revolutionär Sunyatsen ist gestern dort ein getroffen, trotzdem die New ?)orker chine sischen Revolutionäre es ableugnen. Man weiss, das; Sunpatsen nnr Meldungen aus Peking abwartet, um nach China abzureiten, von wo er seit 12 Zähren verbannt ist. Vorbereitung der Ncgicrurrgstruppcn. Schanghai, 24. Oktober. (Rcuterbureau.) Kon sularberichte besagen, daß die Regierungs truppen von panlau sicd bis auf 64 Kilo meter Entfernung zn rückzogen, offenbar in der Absicht, sich mit Aintschang bei Hsiankan zn vereinigen. — Tie finanzielle Lage Schang hais bessert -ich ständig. Tas Note Kreuz auf dem Kriegsschauplätze in Ehina. Am Sonntag ist aus Peking unter Führung Tr. Fergnssons eine Abteilung des Roten Kreuzes, unter der sieb auch mehrere europäische Aerztc befinden, nach dem Lager der kaiserlichen Truppen abge- gangcn. Ter amerikanische Botschafter in Peking hat an die Fremden in Honda» und Hupeh die Aufforde rung ergehen lassen, sich so schnell als möglicb in Sicherheit zn bringen und sich nacst Peking oder Tientsin zu bcgebeu. Nk-Hwirkungen öer Lwerti- kmr-lttephe. Paris, 23. Oktober. Das „Amtsblatt" veröffent licht den Berichi der Unters ucbun gskom m i> iiou über den Verlust des Panzers „Liberte-". Die Kom mission erklärt zuerst, das; keine Spur und kein Anzeichen eines Artentats gefunden wurde und stellt dann fest, das; ein Feuer weder in den benachbarten Räumlichkeiten noch in den ver dächtigten Schlffskammeru ansgelommen sei und nimmt an, das; die Katastrophe der Libertd durch Entzündung einer Kartcnsche in^ einer der beiden Kammern des vorderen Steuer bords und zwar fast unzweifelhaft in der oberen Kammer stattgefunden habe. Die Kommission ge braucht nicht den Ausdruck „Selbstentzündung". Der Kommissionsbericht erkennt an, dag alle Vor schriften über die Aufbewahrung des Pulvers an Bord beobachtet wurden, und das; der Innendienst und die Ueberwachung oes Schiffes tadellos war. Trotzdem erachtet die Kommission gewisse Ver besserungen an den gegenwärtigen Einrichtungen für wünschenswert. Admiral Bellue erklärte bei Uebermittlung des Kommissionsberich es an den Minister, indem er sich auf die vorstehenden Fest stellungen bezieht, das; seiner Meinung nach an Bord der „Liberttz" keine Schuld zu suchen sei. Paris, 24. Oktober. Wie verlautet, wird nun mehr das Kriegsgericht zusammentreten, vordem der Kommandant der Liberte erscheinen wird Es wird sich mit den von letzterem vor dem Antritt seines Urlaubs erteilten Befehlen sowie mit den Gründen befassen, aus denen die Stellvertreter des Kommandanten zurzeit der Katastrophe gleich zeitig abwesend waren. Minister Delcasss hat den Befehlshabern der Geschwader aufgctragen, gegen die verdächtigen Elemente unter den Mann schaften besondere Strenge walten zu lassen. Verhütung einer neuen Schiffsexplosion. Toulon, 24 Oktober. (E. D.) Als das Linien schiff „Sus lren" die An'er lichten wollte, wurde die Wand zweier Kammern durch ausströmenden Dampf erhitzt. Der Kimmandant liest schnell die vordere Pulverkammer und die Kohlen kammer, wo sich der Anfang eines Feuers bemerk bar machte unter Wasser setzen. Die Pulver vorräte wurden sofort an Land geschafft. OLe Kullzebuny ücs üjitsksllenhesetzes. Die 16. Reichstagstommission setzte am Montag die Beratung des Entwurfs bctr. die Aufhebung des Htlsskafjengejetzes bei 8 4 der Vorlage ivrt. Unter Berücksichtigung des konservativen Antrages, über den die Beschlustfassung in der Sitzung vom Sonnabend zurückgeaellt worden war, erhielt der Abj. 1 des 3 4 folgenden Wortlaut „Versicherungsoereine, oeren Leistungen in den Grenzen des 8 532 der Reichsversicherungsordnung bleiben, sind jedenfalls dann als kleinere Vereine (8 53 des Gesetzes über die privaten Versicherungs unternehmungen) anzuerkennen, wenn sie kein Sterbegeld oder ein Sterbegeld von weniger als 3 0 zahlen wercen. Am ihren Antrag kann die Aufsichtsbehörde anders bestimmen." Sodann ging die Beratung zurück zu 83 des Ent wurfs, zu dem von sozialdemokratischer Seite eine Reihe von Anträgen Vorlagen. Der grösste Teil dieser Anträge wurde abgelehnt. Dagegen wmde ein neuer Paragraph 3a eingeschaltet, wonach die politische oder religiöse Ueber:eugung oder Betätigung der KasscnmitgUeder und Kastenbeamten nicht als Tatsachen im Sinne des 87 des Gesetzes über die privaten Versicherungsunternehmungen, als Gefährdung der Intcrcsien der Versicherten oder als Widerspruch des Ge chäftsbetnebcs mit den guten Sitten erachtet werden. Es wurde ferner beschlossen, das; der Ausschluss des Rechtswegs wegen der den Mitgliedern zu stehenden Rechte unzulässig, der Rechtsweg in Pro zessen auf Gewährung der in der Satzung icstgeleglen Ansprüche in der ersten Instanz kostenlos sein solle. Die 88 5 und 6 blieben unverändert, die Ber a tung des 8 7 wuroe auf Dienstag ver-choben. A»i Dienstag soll dann auch die zweite Lesung der Vor lage statlsliiden und mit der Beratung der Privat beamte nver) icherung begonnen werden. 9. oröentlithe Lvanxelillh- lutherMe Lsnüesiymrüe. (:j Dresden, 23. Oktober. Die heutige 24. öffentliche Sitzung begann infolge des nahe bevorstehenden Schlusses der Lanidechy- nodc bereits früh !l Uhr. Der Sitzung wohnten der Präsident sowie eine Anzahl Räte des Landes konsistoriums bei. Nach dem üblichen Geber und der Erledigung der Ncgistranöe trat die Synode in die erste Beratung über den Antrag des Ausschusses für den Erlast an die Landcssynode Rr. 15, betr. den Entwurf eines Psarrdesoldungsgesetzes ein. Der Berichterstatter, Amtsgerichtsrat Dr. I a u ck-Riesa beantragte namens des Ausschusses mehrere redaktionelle Aeirderungcn sowie einen Zu satz zu 8 30 des Gesetzentwurfes, der folgenden Wort laut haben soll: „Die Beschlüsse des evangelisch-lu therischen Landeskonsistoriums nach Absatz 1 werden in einer Sitzung desselben gefasst nach vorgängiger gemeinschastticher Beratung mit dem ständigen Syn- odalausschns;. Zur Gültigkeit eines solchen Be schlusses ist die Zustimmung des stündigen Syöonal- ausschusfes erforderlich, über die seine Mitglieder durch Stimmenmehrheit und bei Stimmengleichheit durch die Entscheidstimme des Vorsitzenden be schließen. Ueüer Meinungsverschiedenheiten zwischen dem evangelisch-lutherischen Landeskonsistorium und dem ständigen Sydonalausschusse entscheiden auf Vorrrag des ersteren die in Eoangelicis beauf tragten Staatsminister." Ferner I>eantragt der Aus- schust noch, daß in § 34 Absatz 3 statt „des Prämien reservefonds" „der Rücklage" gesagt werde und der Absatz 5 daselbst laute: Die unverwendet gebliebenen Mittel der Alrerszulagenkasse sind anzusammeln und jährlich bei dieser Kasse als Rücklage zu kapitali sieren. Zum Schluffe oeantragt d^r Ausschust noch, die im Erlast an das Hobe Kirchenregiment erwartete Ermächtigung, etwaigen durch die ständischen Bera tungen nötigen Aenderungen des Gesetzes zuzu stimmen, mit der Mastgabe zu erteilen, daß das Kirchenregiment sich über solche Aenderungen mit dem ständigen Syöonalausschust ins Einvernehmen setze. Außerdem soll das Kirchcnregiment ersucht werden, die Aufbesserung der Pfarrgehaltcr stündig im Auge zu behalten uns sobald, als sich ein Erfolg davon erwarten läßt, die nötigen Schritte in dieser Beziehung zu tun. Der Berichterstatter hob hervor, daß man im Ausschüsse langjährige und tiefbegrün dete Wünsche gefunden habe, so daß das Gesetz des Vertrauens der Synode entschieden wert sei. Im Anschluffe hieran begründete Psarrer K r ä f e-Arnsfeld folgenden Antrag: „Die Synode wolle beschließen, die Beschlußfassung Uber den mit dem Erlaß Nr. 15 ihr vorgelegten Gesetzentwurf zu vertagen und das hohe Kirchenregiment zu ersuchen, einer möglichst bald zu berufenden außerordentlichen Landessynode einen abgcänderten Entwurf vorzu legen, in welchem n) der von feiten des Staates gegenüber seinen Beamten durchgcführte Grundsatz, daß gleichwertige Vorbildung und gleichwertige Leistungen zu einem Anspruch auf gleickst! Besoldung berechtigen sollen, auch Geistlichen gegenüber durch, geführt, b) die in 8 23 in Aussicht genommene starke Herabdrückung der „Grundgehälter" der geistlichen Stellen möglichst vermieden und e) der Betrag, bis zu welchem landeskirchliche Umlagen sollen erhoben Si küin. Hochgebirgsroman von Adolf Ott. (Nachdruck verboten.) Der Bauer gab nach, schickte den Knecht fort, saß aber bei diesem am Abend im Wirtshaus am gleichen Tisch und zahlte ihm reichlich Wein und Bier. Das und was damit zusammenhing, erfuhr der Hans sehr bald durch die anderen Dienstboten, die es ihm mit boshafter Freude erzählten. Er hielt cs jedoch unter seiner Würde, noch einmal init dem Bruder über diese Angelegenheit zu verhandeln. Aber es schmerzte ihn tief, den Bruder auf solchen Wegen zu sehen. Stetig und sicher erkältete und verschlechterte sich den Winter über das Verhältnis der Brüder zuein ander. Wäre die Zukunft des Hofes nicht eine so unsichere gewesen, würde Hans schon längst den Wan derstab ergriffen haben. So aber hielt er es immer noch für seine Pflicht, zu bleiben, um zu retten, was überhaupt zu retten war. Es ging Hegen Ostern, im benachbarten Markt flecken fand ein großer Viehmarkt statt, der von den Bewohnern der weiteren Umgegend nach der trostlos langen Winterszeit nicht nur aus geschäfrlichen Rück sichten einen regen Besuch erfährt. Der Tanneckbauer ist so klug einzusehen, das; sein Bruder mehr vom Vieh versteht als er und so gibt er diesem den Auftrag, ein Paar tüchtige Arbeits ochsen auf dem Markt zu kaufen. Hans nahm den Auftrag nur ungern entgegen. Durch seine unablässigen Berufssorgcn war er fast ganz außer Fühlung mit seinen Altersgenossen ge kommen. Aber was wollte er tun, um zu verhüten, daß bei einer Weigerung, den Auftrag zu über nehmen, der Kilian um teures Geld ein Paar min derwertige Tiere auf den Hof bringt. Diese Fälle hatten sich schon ereignet. Er sagt also zu und begibt sich am Markttage in aller Frühe mit einem Knecht und einer Anzahl Kameraden nach dem einige Stunden entfernten Ort. Von allen Seiten strömen dort die Leute zusam- men. Einzeln kommen sie; Mann und Weib ost in schweren Gedanken über den abzuschlicstcnden Kans eines billigen und guten Stück Viehes; Ochsen und Kühc werden mit einer erwartungsvollen Feierlich keit angetrieben und kritische Augen haben bereits ein Urteil gefüllt, ehe die Tiere an den Verkaufs plätzen angebunden stehen. Schon in den frühen Morgenstunden sind die Bräu- und Wirtshäuser ge drängt voll Hungriger und Durstiger. Von der Galerie des Kirchturms weht die «sahne in den Landcsfarbcn; ihr entgegengesetzt eine solche in denen des Papstes. Das wird schon so sein mühen. Um die Kirche aber haben sich Buden und Zelte geschart, nicht bloß mit heiligen Devotionsartikeln, sondern auch sehr weltlicher Art. wie z. B. ein Stand mit Stiefeln, Schuhen und ein solcher mit ledernen Hosen, Miedern und Pelzhaubcn. Bandverkäufer, Händler mit Weißwaren und Kleiderstoffen preisen ihre Herrlichkeiten. Wer nicht gutwillig an die Bude heran will, wird am Aermel gepackt und, ob er will oder nicht, wenigstens zum Anschauen der Sachen herangezogen. Natürlich fehlt auch der Schnellphotograph nicht, der aber erst gute Geschäfte macht, wenn die allgemeine Stimmung eine ange heiterte geworden ist. Daraus braucht er sogar nicht überflüssig lang zu warten. Und das Landvolk stößt und schiebt sich dazwischen her. die Burschen werden unternehmender, je höher die Sonne steigt und die Dirndeln, die sich in ganzen Rudeln untergefastt halten, lachen und kichern immer lauter und in trigieren in ihrer Art und Weise ebenso, wie ihre vornehmeren Schwestern in den Straßen und Salons der Städte. Kommt eben alles auf eins herausI Der Hans hat bald ausfindig gemacht, was er brauchen kann. Hat doch der reiche Len- '«er, dessen Hof ungefähr eine halbe Stunde vorn Dorfe ent fernt in ziemlicher Einöde liegt, mehrere Joch Ochsen, eines bester wie das andere, antreibcn lassen. Aber teuer ist der Mann damit, besonders so lange er nüchtern ist. Das weist der Hans von früheren Gelegenheiten her und da es ihm nicht an der bäuerlichen Gerissen- heit fehlt, sucht er sich ein Paar der besten Ochsen heraus, sichert sich beim Verlans die Vorhand und nimmt den allzeit durstigen und trinkwilligen Bauern mit ins nächste Wirtshaus, um dort den Handel vollends abzumachen. Ganz hinten in eine Ecke der übervollen East' stube haben sie sich gesetzt. Der Bauer wird immer redseliger und greift immer rascher nach seinem Wein glase. das der Hans nie aufzufüllen unterläßt. Endlich kommt's zum Einschlag, und richtig hat der Tannecker das Vieh um einige Karolin billiger, als es der Lenzbaner unter nüchternen Umständen hergegedcn hätte. Immerhin waren die Ochsen aber gut bezahlt, deswegen machte sich der Hans auch leine Vorwürfe. Plötzlich schlug der Dauer auf den Tisch und fluchte: „Fixn sakra! Bald hätt' ich auf mei Tochter vergcss'n. Das arme Madl wart' sicher aus dem Markt auf mich." Weil es aber hier im Wirtshaus gar so gemütlich war, hatte er nichts dagegen, als ihm der Hans oorjchlug, er wolle das Mädl suchen und hierher bringen; es sei doch Zeit, das; das arme Ding auch etwas zu genießen bekäme. Der Bursche machte sich also auf den nicht weiten Weg und sah auch bald bei dem Standplatz des Viehs des Lcnzbauern eine stattliche, hochgewachsene Dirne stehen, dre unruhig um sich blickte, als ob sie etwas suchen oder erwarten würde. Hans war im Zweifel; das konnte doch des Bauern Anna-M-arie nicht sein! Die hate er noch gut im Gedächtnis als ein eckiges, mageres Ding, das nichts Anziehendes an sich hatte. Da mußte er läck-eln, denn es siel ihm ein. dost es nun säst vier Jahre war, daß er die Anna-Marie das letztemal gesehen hatte. Was kann sich in vier Jahren aus so einer Mädchenpslanze entwickeln? Nun schritt er auf die Dirne los, richtete seinen Auftrag aus, und da zeigte sich, daß sie recht gut wußte, wer er war und daß sie gar nicht ungern seiner Aufforderung, mit ihm zu kommen, Folge leistete. Im Wirtshaus aber hatte der Lenzbauer, dem es heute nicht darauf antam, einige harte Daler springen zu lassen, einen großen Kreis non Freunden und Schmarotzern um sich versammelt, in dem er das große Wort führte. Am gleichen Tisch war kein » Platz mehr für die eben Angekommenen; so mußten sie sich nebenan setzen, wo gerade einige Gäste weg gegangen waren Die Unterhaltung zwischen den jungen Leuten war anfangs sehr stockend. Was hätten jie sich auch viel zü sagen gehabt? Nach und nach fänden sie aber doch einige Anknüpfungspunkte, und schließlich vergaßen sie fast auf die unruhige, eigentlich sehr ungemütliche Umgebung. Geradezu ausgeschreät wurden sie, als ihnen der Bauer zuries: „Heh! Wenn's euch zu langweilig wird, nach her konnt's ja schauen, was oben für eine Lustbar keit los ist!" Hans schaute die Anna-Marie fragend an, sie nickte bejahend, und gleich darauf befanden sie sich auf dem Wege zum Tanzsaal, aus dem eine schrille Musik, Stampfen und Schleifen, vereinzelte Iuh- schreie sowie das Gemurmel vieler Stimmen ertönte. Das Mädl hatte beim Hinaussteigen dem Burschen erzählt, daß sie noch nie auf dem Tanzplatz gewesen sei. In diesen Sachen »ei der Vater sehr eigen, und sie wundre sich sehr, daß er diesmal selbst Anlast ge geben habe. Hans hatte das Gefühl, als wenn das Mädl ihren Vater doch nicht so ganz verstanden hätte. Vom Tanzen hat dieser gar nicht gesprochen; sie sollten nur sehen, was für eine Lustbarkeit dort oben los wäre. Anfangs drückten sich beide in eine Türöffnung und konnten gerade nur wahrnehmen, daß sich eine große Anzahl Menschen im Saale mühsam drängte und durcheinanderschob. Nach einer kleinen Pause drückten die Leute wieder von außen auf den Tanz platz herein, und so kam es, daß der Hans und die Anna-Marie plötzlich in die Mitte gedrängt wurden und selbst zu tanzen anfangen mußten, sonst würden sie getreten und unangenehm hin und her gestoßen worden sein. Das Mädl war schüchtern und voll Verlegenheit, als es sich plötzlich umfaßt und berumgedreht fühlte; die beiden fanden sich aber vorzüglich zusammen, und so wuchs bei ihnen auch unwillkürlich die Tanz lust. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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