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Ms Lee Lahn -eWeuüert. 101 Roman von Carola v. Synatten. (Nachdruck verbot««.) »Rosen tat es nicht billiger", erwiderte die Dame achselzuckend. „Dann hätte Jenö ihm einen Tritt geben müssen! Ein Esallovary kann überall Geld bekommen, und zu anständigen Bedingungen!" „Die Zeit war so kurz, er tonnt« nicht lange suchen." „Du hast für alles, was der Jenö verübt, nicht bloß eine, sonbern hundert Entschuldigungen und findest es sehr chevaleresk, wenn er an einem Tag hinaus wirft, was sein Vater in einem halben Jahr unter Mühe und Aerger verdient! Oder meinst du, einem Advokaten fiel das Geld rm Schlaf zu? --- Mr diesen Bengel bist du die ausgemachte Affenmutter —" „Esallovary, ich verbitte mir deine ordinären An züglichkeiten! Ich bin aus feiner Familie und nicht gewöhnt an derlei Redensarten!" unterbrach Frau Jenny ihn hoheitsooll. „Es gibt auch in feinen Familien Affenmütter, und du gehörst zu ihnen. Das muh anders werden, ich kann und will nicht länger dulden, dah du die Kinder, besonders aber den Jenö, in Grund und Boden verdirbst! Wir wissen nicht, ob sie in der Lage sein werden, die gewohnte Lebensweise fortzu setzen, und darum müssen sie sich an vernünftige Spar samkeit gewöhnen!" erklärte der Advokat. „Warum sollten sie nicht so wciterleben können?" „Warum?" erwiderte der Advokat nachdenklich. „Weil ich sehr — aber auch sehr bezweifle, daß Kai man ohne Hinterlassung eines Testaments gestorben sein sollte!" „Immer und ewig diese Wahnidee!" rief Frau Jenny heftig. „Liebes Kind, ich will wünschen, dah es nur eine Wahnidee ist! — Abgesehen davon, dah Leute, die über so viel zu verfügen haben wie mein Bruder, mit verschwindenden Ausnahmen sehr sorgfältig über ihre dereinststa« Hinterlassenschaft bestimmen, war er nicht der Mann, einen so wichtigen Akt wie das Testieren zu versäumen oder hinauszuschieben." — „Er hat es aber doch versäumt, wie du siehst!" „Pardon, ich weih nur, dah sich kein Testament vorfand, aber nicht, dah er keins gemacht hat!" „Er wird es wieder vernichtet und noch kein neues gemacht haben." „Dazu war Kolman viel zu vorsichtig, lleber- haupt konnte es sich bei ihm nur um kleine Aende- rungen handeln, seine Haupterbin war und blieb die kleine Daros, deren Zukunft ihm das Wichtigste war. In diesem Punkt kann kein Zweifel obwalten, denn, wie du weiht, auf seinem offenstehenden Sekretär fand sich die Anerkennungsurkunde, die Doktor Lazar ihm zur Unterzeichnung zugeschickt hatte. Wäre sie nur eine halbe Stund« früher gekommen, so hätte Kolman noch vor Antritt der letzten Ausfahrt seinen Namen darunter gesetzt, und wir hätten das Nach sehen gehabt. Dio Anerkennungsabsicht aber liefert den unwiderleglichen Beweis, dah Kolman das Mäd chen zu seiner Erbin bestimmt hatte; übrigens weih ich auch, dah er Doktor Lazar sehr klar« und ausführ liche Erklärungen darüber gegeben hat." „Du magst sagen, was du willst, ich glaube nicht an ein Testament!" beharrte Frau Jenny. Esallovary schüttelte mitleidig den Kopf. „Ihr Frauen seid zu sonderbar!" sagte er. „Je nachdem euch etwas in den Kram paht oder nicht, wird es mit einer Entschiedenheit behauptet oder geleugnet, als ob ihr es schwarz auf weih hättet. — Der Teufel werde klug aus euch!" „Euch Männern geht eben das ab, was man Flair nennt!" „Mit dem „Wittern" ist nicht alles getan, mein liebes Kind. — Jedenfalls wirst du mir zugeben müssen, dah wir Jenö nicht dürfen so weiterwirt. schäften lassen, wie es ihm paht. Selbst in den bril lantesten Verhältnissen wirft ein vernünftiger Mensch nicht einmal mit einzelnen Kronen so um sich, wie er mit Tausenden von Kronen!" „So schlimm, wie du es machst, ist es nicht." „Doch, es ist so schlimm! Endlich gibt er durch sein sinnloses Treiben auch den anderen Kindern ein übles Beispiel. — „Wenn der Jenö es so machen kann, können wir es auch!" werden sie lich sagen. Und sie haben ja auch recht. — Diesmal bezahle ich noch für ihn, macht er es aber wieder, so lasse ich mich auf nichts mehr ein, und er kann nach Amerika gehen oder wohin er sonst will. Alles hat seine Gren zen. Das kannst du ihm sagen und du kannst auch beifügen, dah es sich um einen unwiderruflichen Ent- schluh handelt." Csallooary stand auf. „Heute esse ich im Klub", sagte er. „Nach allen seinen Unverschämtheiten widerstrebt es mir, mit Jenö an einem Tisch zu sitzen." Frau Jenny widersprach nicht. Auch ihr war es lieber, wenn Vater und Sohn sich vorerst nicht wie- dersahen; es konnte zu leicht zu einem zweiten, noch schlimmeren Auftritt kommen, solange sie nicht mit Jenö geredet hatte. Sic gab ihrem Mann schweigend die Hand und begab sich wieder in ihre Zimmer zurück. Fünftes Kapitel. In allem, was die geschäftlichen Verhältnisse an ging, hatte es Szarolta bei Szigeth und Baczo so gut getroffen, wie ein Lehrmädchen es nur treffen kann. Verpflegung und Behandlung liehen nichts zu wünschen übrig; mit Fräulein Nemzet, ihrer eigentlichen Lehrfrau, lieh es sich leicht auskommen, wenn man seine Obliegenheiten pünktlich erfüllte, und die Beschäftigung war keine besonders anstren gende. Bei Exzellenz Kisfalva hatte sie mehr zu tun gehabt, harte man sie ärger gehetzt, trotzdem ihr nicht ein« der Verrichtungen erlassen wurde, die nach der bestehenden Ordnung dem jüngsten Lehrmädchen zu kommen. Dennoch fühlte sie sich sterbensunglücklich. Wie ein Sträfling, wie eine Ausgestohene kam sie sich vor, und das Bewußtsein, an all dem Schweren, das ihr auferlegt worden, unschuldig zu sein, trug nicht dazu bei, die Schärfe ihres inneren Elends zu mildern. Kam sie um neun Uhr abends in ihr Stübchen, um auszuruhen von dem zwölfstündigen Tagewerk, so sah sie oftmals noch stundenlang auf dem kleinen Sofa, versunken in die Erinnerung an die Vergan genheit, die ihr mehr als einmal recht unangenehm und häßlich geschienen, solange sie Gegenwart ge wesen, und in die Erinnerungen an den Vater, und dann wurde sie zuweilen von einer nur schwer zu be siegenden Bitterkeit befallen. — Konnte Gott wirk lich wollen, daß die Kinder büßen für die Sünden der Eltern? „Unmöglich!" schrie es in ihr auf. „Wenn Gott Las wirklich wollte, so wäre «r bitter ungerecht, und das kann ein Kott nicht sein! — Die Menschen sind es, die uns büßen lasten für fremde Schuld!" Ob Margits wirklich recht hatte mit ihrer Be hauptung, der Vater habe ein Testament zu ihren Gunsten gemacht? — Sie konnte und könnt« cs nicht glauben. Wer würde wagen, es zu beseitigen, sich der harten und schmachvollen Strafe auszusetzen, die auf einem derartigen Verbrechen besteht ? Freilich dachte Szarolta nicht immer so. Es gab Tage, an denen sie sich voll der innigsten Dankbarkeit der Liede und Güte erinnerte, sie der Verstorbene ihr stets bewiesen, wo sie ihn bitterlich beweinte und von jeder Schuld an ihrem trüben Geschick freisprach. Leider kamen solche Tage immer seltener, und zwar verminderten sie sich in gleichem Maß, wie sich der Eindruck verwischte, den die Empfindung von des Vaters geistiger Gegenwart am Morgen des Lehr antritts ihr hinterlassen hatte. Und noch ein« andere Frage beunruhigte sie. Margit«, die an schönen Sonntagnachmittagen ge wöhnlich weitere Spaziergänge mit ihr machte, hatte noch nicht wieder von einer möglichen Verbesserung ihres Loses gesprochen. Ob sic diesen Gedanken auf gegeben, ob sie einen stillen Schritt getan hatte, sic wußte es nicht und scheute sich, danach zu fragen. Um sich zu zerstreuen, griff das junge Mädchen abends öfter zum Zeichenstift, der ihr in der Pension über so manche böse oder öde Stunde hinweggeholfen hatte — jetzt versagte er aber gänzlich. War eine Zeichnung ihrem Empfinden nach gelungen, so fühlte sie das Trostlose ihrer Lage nur noch schärfer, denn sie malte sich dann in glühenden Farben aus, welche Stufe der Vollendung sic hätte erklimmen können, wäre cs ihr vergönnt gewesen, sich künstlerisch aus zubilden. So schlichen die Tage langsam, eintönig und freud los hin, ausgefüllt mit Staubwischen, Warenauf räumen und allerlei ähnlichen Verrichtungen, die wohl die Hände, doch nicht den Geist beschäftigen. Zu weilen wurde sie auch gerufen, um als Probier mamsell zu dienen, und das war nicht nur die lang weiligste, sondern auch die peinlichste ihrer Obliegen heiten. Besonders dann, wenn die Kundinnen, vor denen sie sich drehen und wenden mußte wie eine Wachspuppe, Leute waren, die sie bei Exzellenz Kis- faloa oder bei Fräulein Schuster kennen gelernt hatte. Manche gaben sich den Anschein, sie nie ge sehen zu haben, und das war, soviel Beleidigendes auch darin lag, immer noch den endlosen Fragen vor- zuziehen, mit denen andere sie quälten. — An einem Nachmittag zu Ende Juni stand Sza rolta zum Ausgehen bereit, mit einer großen Klei derschachtel an breitem Lederriemen, mit brennenden Wangen und Tränen im Auge, mitten im Laden. Vor ihr stand die Nemzet, die, jede Silbe betonend, sagte: „Also; Lonyay-utcza Nr. 16, Frau Oberst von Bergmann." Das Mädchen nickt« und schoß dann gesenkten Kopfes zur Ladentür hinaus. Einen Kleiderkarton durch die Stadt tragen, noch dazu in die Lonyaystraße, in deren Nähe die Pension Schuster lag, und zur Zeit des täglichen Schulspazier- gangcs! Szarolta stob durch die Straßen, als wäre die ge samte Höllcnbcwohnerschaft zu ihrer Verfolgung kommandiert, und dabei träufelte Träne um Träne unter ihren gesenkten Wimpern hervor. — Wenn sie den Pensionärinnen begegnete, den Lehrerinnen, die sie alle kannten? — Man hatte ihr nicht einmal Zeit gelassen zum Ablegen der großen schwarzen Kleider schürze, die sic im Laden stets tragen muhte, man hatte sie Hals über Kopf fortgeschickt. Ihr« Furcht vor einer Begegnung mit Leuten, die sie von früher her kannte, war so lebhaft, daß sie ihren Weg Lurch die einsamsten Gassen und Gäßchen nahm und kein einzigesmal in die Höh« zu schauen wagte. — Zu Ge schäftsgängen wurde sie oft verwendet, Waren aber hatte sie noch nie forttragen müssen, das war Sache der Ausläufer. An der Lonyaystrah« angelangt, späht« sie vor sichtig um di« Ecke, ehe sie hineinbog. Fräulein Schuster nahm öfter ihren Weg durch diese Straße, wenn sie mit ihren Zöglingen ausging. Den Schritt noch mehr beschleunigend, flog Sza» rolta die Straße entlang, und sie war der gesuchten Hausnummer schon ziemlich nah« gekommen, als das gefürchtete Ereignis eintrat. Um die nächste Straßen ecke bog Fräulein Schuster mit ihren paarweise mar schierenden Zöglingen. An ein Ausweichen oder Verbergen war nicht mehr zu denken, denn neben Szarolta befand sich ein Gartengitter, so daß sic nir gends einschlüpfen konnte, und von einigen ihrer früheren Gefährtinnen war sic auch schon erkannt worden. Die Mädchen steckten die Köpfe zusammen, um sich ein paar Worte zuzuflüstern. „Mir bleibt auch gar nichts erspart!" und un endliche Bitterkeit stieg in Szarolta auf. Den Kopf so tief senkend, daß man ihr Gesicht kaum noch zu sehen vermochte unter dem breitrandi gen Hut, glitt sie, so dicht wie möglich gegen das Gartengitter gedrückt, an der sie neugierig angucken den Mädchenschar vorüber. Sie hörte «in Zischen und Tuscheln neben sich und dann Fräulein Schusters Stimme, die rascheres 6>ehen befahl. Szarolta hatte erwartet, angohatten zu werden, auf alle möglichen Fragen antworten zu müssen, daß man an ihr vorüdergehen könnte, als sähe oder kannte man sic nicht, wäre ihr niemals in den Sinn gekommen. Rede zu stehen, Versicherungen des Be dauerns und der Teilnahme anzuhören, würde ihr sehr hart geworden sein, jetzt aber, wo man sie ge radezu verleugnet hatte, bemächtigte sich ihrer eine aus Verachtung und Empörung zusammengesetzte Empfindung. Das Lehrmädchen mit der Kleider schachtel am Arm war tot für jene, in deren Mitte es so lange gelebt hatte, das hatten sie ihr deutlich gezeigt! — Aber sie sollten auch tot sein für sie, wie alles tot war — alles! — Diese Begegnung hatte Szarolta zum ersten Male volle Klarheit gegeben über die Menschen, und die Wirkung war eine erschütternde. — Als sie mit der leeren Schachtel am Arm heim ging. war cs ihr ganz gleichgültig, wer sie sah, dachte sie nicht einmal daran, Nebengäßchen zu wählen oder sich an die Mauern der Häuser zu drücken. Sie ging langsam, erhobenen Hauptes, und schaute den Ent gegenkommenden fest ins Gesicht. Etwas war anders geworden in ihr, was, das wußte si« nicht. So betrat sie auch den Laden, in dem Herr Baczo Hcrbstjacken und Mäntel der Durchsicht unterzog. Jähes Unbehagen durchzuckte sie, als sie seiner an sichtig wurde. — Er war also zurückgekehrt von seiner sechswöchigen Geschäftsreise! Obgleich der zweite Prinzipal sich stets sehr freundlich gegen Szarolta gezeigt hatte, empfand sie doch einen unbesieglichen Widerwillen gegen ihn, bei nahe wie Furcht. (Fortsetzung in der Abendausgabe.) I Lose - löl.R.S.Lanö.-Lotterie - L Ziehung 1. Rlasse H. unü 7. Dezbr. S '/" '/- '/r '/' voll-Lofett.-5.rri.) » 5.- 10.- 25.- 50.-Mk. '/io--25.-Mk. « » versan-nach allenweltteilen ° Z Carlfl.Lauterbach - Telephon 4ZLL ^LIVAIg Reichostraße 4/0 , oersr IspiMie Msx Wlef, 8ok1oL8ZasLS 7. Handelten: La icke Auswahl: »axokanxenar n. kartigor Stlolierolen 8toTe, in »Uon kreislngso. . . 8olcks, Varn, ssoll«. roisr tlauä l.kangeä l.6IaL Porzellan, ^ucliengerslen st öchIosLgasLe7 li-LeminrnkükM eine nie ^ieoer oebolene yün5tic Gegen und F>ttlldlbtk>Ldt /V vLSLllill-I'Ldlottöll, » Lalowoolo-^potLolro, Grimmaische Ltratze 17. Tel. MS. 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