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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.11.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111117029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911111702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911111702
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-17
-
Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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Bezugü-PreiS UN L«Iv»>li »n» Marone durch »»!««« Iräaei und Eoedileur« 2m«l I-ilich »n» Pau» aedrachl SI>VI m»natU L7lt>tt. vi«ii«>iährl. Br« unirrn Kilialen u Nir» natzmesrellen adaedoli 7» Vt. «onatt, LLSLik. oieneljährk. D»rch »t« v»Ur inn«rhaN> DeuUchlaad» und der deutlchen Kolonien oierleliädkl. r.8» »».. monatl. 1.Sl!t»k. auejchl. Poltdrftellaeld Kerner tn Belgien, Don,mort. den Donauftoolen, Italien. Luremdulg. Riedeilanb« Nor wegen, Oesterreich - Unaorn, Rußland, Schweden, vchweu u Spanien. In allen üdugen Staaten nur direkt durch dt« Telchaltoliell« de» Blatte« erhältlich. Da» Leipzig«, Tagedlar» «rlchrint Lmal täglich. Sonn» a. Keiertag» nur morgen». Adonn»ment»-Annahm« I»l»»nnt»gali« 8, der unleren Trägern, Filialen, Spediteure» und lilnnahmeiteUen, lowi« Postämtern und Briefträgern. Etn,«lv,rkauk»pl«t» 10 Pf. Abend-Ausgabe npngtrLagcblai! i 14 8S2 lNachtanIchlu») Tel.-Änschl. r 14 893 I 14 891 r-u.^,chi Handelszeitung Amtsblatt des Aales und des Nolizeiamtes der Stadt Leipzig. Anzeigen Preis Mr Initial» au» Leipzig und ilmgrdung die lIpallige Beiiizeil» ^5Bt di»-!rllame- zell« i Mk. non ou»wäri» ZilPI. Reklamen PLV Mk. Inleial» oon Behörden im ami< llchen Teil o>« Pe«il,»ilr »ü Bi <b«lchati»anz»ig«n mit Plaivorlchrtste» >m Prell« erhähl RadaNnach Tarif Beilagegedühr tvelami» autlage!> Mi. p Tausend erkl Bosigedühr. Teildcilag« daker. Fellerteilie Aullraae tonnen ntNt zutuä- aezogen werden Für da» Lrlchelnrn a» vestimmlen Tagen und Plagen wird kein» Garantie übernommen. Anzeigen « Annahme I»hannl»gaN« bei iamilichen Fitialen u. allen Annoncen» Grpeditionen des In» und Ausland«». Druck und Verlag »»» gliche» L Kürst«» Inhaber Paul Kürsten. -ledattion und G,Ichäit»ftell«: Johannis,qlie ä. Haupt > Filial« Dresden: Eceitrag« 1. l tTeiephon 182l>. Nr. 3t9. preiwz, üen >7. November lSH. los. Istrrgany. Das Erdbeben, das gestern abend kurz vor )H11 Uhr in Deutschland und Oesterreich verspürt wurde, scheint seit langer Zeit das heftigste gewesen zu sein, das sich in Mitteldeutschland ereignete. Sehr wertvoll sind die Aufzeichnungen des Seismometers auf der Leipziger Lrübebenmarie in der Talstraße. Dr. Etzold, der Assistent des Geologischen Instituts, schreibt uns darüber: Das Erdbeben, das sich in der vergangenen Nacht ereignet hat, ist vom Seismometer in sehr scharfer Weise ausgezeichnet worden. Auf drei schwache An stöße 10 Uhr 25 Min. 45 Sek., 10 Uhr 25 Min. 50 Sek. und 10 Uhr 25 Min. 53 Sek. folgten 10 Uhr 26 Min. 5 Sek. kräftige Bewegungen, die die Schreib nadeln zu 3 Zentimeter weiten Ausschlägen veran laßten; weiterhin erreichten 10 Uhr 27 Min. 3 Sek. die Schwingungsweiten der stärksten verzeichneten Wellen den seltenen Betrag von 13 Zentimeter und noch gegen 11 Uhr machten sich die ausklingenden seismischen Wellen bemerkbar. Wo das Erdbeben seinen Herd gehabt hat, läßt sich zurzeit noch nicht be stimmen, vielleicht lag er in 350—400 Kilometer südwestlicher Entfernung von uns. Keinesfalls ge hört die Erschütterung zur Gruppe unserer vogtlän- disch-erzgebirgischen, deren Vertreter eine ent sprechende Heftigkeit nicht erreichen. Die Erdbeben warte zu Leipzig, Talstraße 35, bittet alle diejenigen, die in der Lage waren, Beobachtungen zu machen, um möglichst ausführliche Mitteilung, damit aus der seismometrischen und makroseismischen Beobachtung ein möglichst klares Bild von dem seltenen Ereignis entworfen werden kann. Seit dem bekannten mittel deutschen Beben am 6. März 1872 hat sich in Deutsch land kein Stoß ereignet, der die Stärke des gestrigen auch nur annähernd gehabt hätte. Ueber die Entstehungsursache des Erdbebens gehen die Ansichten der Gelehrten auseinander. Während eine wissenschaftliche Mün chener Autorität der Ansicht ist, daß es sich um ein sogenanntes tektonisches Beben handle, das durch eine Verschiebung der oberen Erdschichten zu- standegekommen sei, die ihren Herd im Schwarzwald und im westlichen Alpengebiet habe, ist die Münchener Erdbebenwarte der Ansicht, daß der Herd des Erdbebens in Amerika oder in einem Seebeben im Westen des Kontinents zu suchen sei. O ilcbcraus zahlreich sind die Meldungen und Beobachtungen, die uns aus dem Leserkreis zugingen, Aus üer Lshn geWeuüert. 11s Roman von Carola v. Eynatten. (Nachdruck verboten.) Mit dunkelrotcm Gesicht und zusammengepreßten Läppen stanh Szarolta im äußeren Kontor auf einer Treppenleiter, die Baczo mit beiden Händen festhielt. Sie ordnete die Musterschachteln und -karten, die ihren Platz auf den hohen Wandregalen hatten. An strengend war diese Arbeit zwar nicht, des Mädchens Herz pocht« aber trotzdem in beschleunigtem Tempo. Es war ihm höchst unbehaglich, beinahe unheimlich zumute, so allein mit dem jüngeren Prinzipal. Er harte sie zu Beginn der Mittagspause hereingerufen, La diese Arbeit, so sagte er, nur in Abwesenheit der Kontoristen verrichtet werden konnte. Es war noch nicht halb eins, Szigeths aßen seit neuerer Zeit erst um eins, und der Prinzipal gab sie sicher nicht eine Minute früher los, als er mußte. Warum sie davon überzeugt war, wußte sie selber nicht, aber sie war es, und nichts hätte Liese Ileber- zeugung zu erschüttern vermocht. „Frau Szigeth oder eine oon den Ladenmamsells hat dir wohl tolle Angst vor mir eingejagt, schöne Szarolta, wie?" fragte Baczo, plötzlich in einen Ton verfallend, der neckend sein sollte, in Wahrheit aber lauernd klang. „Wieso, Herr Baczo?" fragte das junge Mäd chen, dem in der Verlegenheit nichts Besseres einfiel. „Weil du solche Eile haft, fertig zu werden." „Es gibt noch sehr viel zu tun, der ganze Laden ist in Unordnung." „Das ist weiter nicht schlimm, es sind ja Hände genug da zum Aufräumen." „Nur die Irma und ich, Herr Baczo." „Werdet ihr allein nicht fertig, so helfen eben di« andern." „Fräulein Nemzet hat das nicht gern, sie will —" „Tie hat nichts zu wollen und nichts zu befehlen, sie ist Verkaufsdame und damit basta!" rief Baczo ärgerlich. "Szarolta Ichwieg, arbeitete aber in unveränder- !er Hast weiter, eine Art Fieber hatte sich ihrer be mächtigt. Nach kurzem Schweigen begann Baczo oon neuem: „Sag' mal, Varos, wie du, ein so keines und schönes Maderl, dich von der Nemzet magst kommandieren lasten, die im Vergleich zu dir eine ganz ordinäre Person ist?" „Na, warum antwoerest du nicht?" fetzte er hinzu als Szarolta stumm blieb. Das gestrige Erdbeben. und wir wollen nicht verfehlen, auch an dieser Stelle für das freundliche Interesse unfern Tank auszu- sprccl)en. Ten Beobachtungen, die uns ein .Herr ans dem Südviertel mittcilte und die wir bereits in unserer heutigen Morgenausgabe ver» össentlichten, ist noch hinzuzufügcn, das; eine ziemlich schwere Gaszuglampe heftig hin- und herpendelte. Auch hatte der Herr im Moment des Bebens ein seltsames Gefühl, vergleichbar dem Gefühl direkt vor Ausbruch der Seekrankheit oder vor einem Ohn machtsanfall. In einer Wohnung der Aeußeren Bayerischen Straße wurde ganz deutlich das Schwan ken einer Vase, in der Aeußeren .valleschen Straße das Schaukeln eines freihängenden Bogelbauers be obachtet. Aus der Eilenburger Straße wird uns gemeldet, daß eine Büste etwa 2 Sekunden lang wankte. Auch hörte man deutlich das leise An einanderscheuern der Bücher einer Bibliothek. Bei einem Abonnenten in der Weststraße ist um 10 llhr 26 Minuten im Arbeitszimmer der Chronometer stehen geblieben, der ausgezogen und völlig intakt war. Sehr deutlich wurde auch das Erdbeben auf der 28. Polizeiwache verspürt. Es machte sich ein kurzes Erzittern des Grundstücks bemerkbar, wobei ein starkes Klirren der Fenster- und Türscheiben stattfand, auch die Möbel ins Schwanken gerieten. Schaden wurde uicht angerichtet. ES würde zu weit führen, wollten wir alle Meldungen veröffentlichen, die uns telephonisch zu gingen. Uebercinstimmcnd sind die Beobachtungen iu allen Stadtteilen gewesen: ein schwankendes Zittern ohne Geräusch. Schaden an Gebäuden oder Gegenständen scheint trotz der Heftigkeit des Bebens in Leipzig nirgends entstanden zu sein. Jedenfalls liegen darüber keine Meldungen vor. Wir registrieren in Nachstehendem die einzelnen in großer Zahl von allen Orten vorliegenden Tele gramme: Plauen, 17. November. (Priv.-Tel.) Wie die „Neue Vogtl. Zeitung" meldet, war die Erderschütte rung, die gestern abend 10 Uhr 27 Min. erfolgte, so heftig und langanhallend, wie man sie hier noch nicht erlebt hat. Die Häuser gerieten in schwankende Bewegung, die Türen wackelten in ihren Angeln und die Gegenstände in den Zimmern bewegten sich hörbar hin und her. Man hatte das Gefühl, als befinde man sich auf einem schaukelnden Schiff. Die Erschütterung dauerte ungefähr 10 bis 15 Se - künden. Ein Donnern oder sonstiges Getöse war nicht zu hören. Die Richtung der wellenartigen Erdbewegung war von Südwest nach Nordost. r. Roßwein, 17. November. (Priv.-Tel.) Gestern abend 10 Uhr 25 Min. wurde ein sehr starker Erdstoß wahrgenommen. Die Erschütterung war so heftig, daß verschiedene Gegenstände in den Zimmern herunterfielen. Am Schwarzen Tor stürzte ein Kamin ein. Bei verschiedenen Häusern fielen voir den Dächern Ziegel herab. Auch Risse an den Wänden wurden fest gestellt. Die Einwohnerschaft stürzte entsetzt auf di« Straße in Befürchtung einer Wieder holung des Erdbebens. Verschiedene Leute wollen einen st a r k e n Blitz und heftigen Luftdruck wahrgenommen haben. 1. Koburg. 17. November. (Priv.-Tel.) Gestern abend 10.27 Uhr wurde hier und in der Umgegend ein starkes Erdbeben verspürt. Viele Leute wurden aus dem Schlafe geweckt; die Häuser wankten und die Fenster klirr ten. Viele in den Zimmern ausgestellte Gegen stände fielen zu Boden. st. Weimar, 17. November. (Priv.-Tel.) Auch hier wurde ein fast minutenlanger Erdstoß in der Richtung von Osten nach Westen verspürt, der die Bewohner sehr erschreckte. Tie telegraphischen Appa rate gerieten in Bewegung. Gleiche Nachrichten liegen auch aus Hildburghausen, Eisenach, Gotha, Erfurt und Gera vor. st. Eisenach, 17. November. (Priv.-Tel.) Gestern abend 11 Uhr wurde hier ein Erdbeben mit fünf heftigen Schwankungen wahrgenommen. v. Berlin, 17. November. (Priv.-Tel.) Gestern abend 10)4 Uhr wurde in Erfurt und München ein leichter, einige Sekunden dauernder Erdstoß ver spürt. In Stuttgart wurde ein Erdstoß verspürt, der so heftig war, daß sich die Gegenstände im Zimmer bewegten und zum Teil umfielcn. Viele Personen eilten aus den Häusern auf dieStraße. JnAugsbura und allen größeren Orten Schwabens waren um 10 Uhr 27 Min. gleich falls drei hintereinander folgende starke Erdbeben bemerkbar. Eine Zeitmessung. I. Bamberg, 17. November. (Priv.-Tel.) Die hiesige Sternwarte, die während des Erdbebens gerade eine Zeitmessung vornahm, stellte fest, daß die Vorphase um 10 Uhr 26 Min. 33 Sek. eintrat. Der Haupt st oß fand um 10 Uhr 26 Min. 59 Sek. statt und Lauerte 5 Sekunden. Die Richtung des Bebens erschien von Südsüdost nach Nord no r d w e st. L. Nürnberg, 17. November. (Priv.-Tel.) Auch hier sind gestern abend 10)4 Uhr mehrere Erd stöße verspürt worden. Es wurde keiu Schaden an gerichtet. München, 17. Nov. Zn München wurde nachts 10 Uhr 34 Minuten ein heftiges, etwa zehn Sekunden andauerndes Erdbeben verspürt, das die Böden und Decken in den Häusern erzittern und selbst in einzelnen Stadtteilen die Betten schwanken machte und die Bewohner in großen Schrecken versetzte. Auf der Straße schwankten die Oberleitungen der Trambahn jo heftig, „Sie wissen ja, Herr Baczo, Laß man mich zu Ihnen in die Lehre geschickt hat, ohne zu fragen, ob es mir paßt oder nicht", sagte sie endlich, langsam die Leiter heruntersteigend. „Sichst, so kommt's, wenn inan keine Schneid hat! — Hättest du — halt! Auf die Manier fallen wir herunter, «he wir noch in die Unfallversicherung aus genommen sind! Das wäre ne kostspielige Be scherung!" Szarolta batte Len Kopf gewendet und gesehen, daß sie dem Prinzipal geradeswegs in die Arme lief. Das hatte sie zu jähem Stillestehen bestimmt, und dcbci war die Leiter ein wenig ins Schwanken ge raten. „Das tut nichts, Herr Baczo, ich stehe ganz fest. Aber bitte, treten Sie ein wenig zurück, damit ich vollends herunterftcigen kann", sagte sie etwas erregt. Es wurde ihr angst und bange, als sie ihn wie eine Mauer an seinem Posten stehen und für sich keinen Ausweg sah. „Gib die Patsche her, damit ich dich festhalten kann", entgegnete er, ohne sich von der Stelle zu be wegen. „Danke sehr, es geht auch ohne das ganz gut", sagte Szarolta, vor jeder Berührung mit Baczo zu- rückscbeuend. Seine Augen leuchteten zornig aus und die Hand in die Höhe streckend, als wollte «r sie fassen, rief er brutal: „Tu nur nicht so zimperlich, du Gans!" Szarolta aber war flugs eine Sprosse höher hin- aufgcstiegen und antwortete trotzig: „Ich will nicht, daß inan mir hilft, mich anrührt! Wenn Sie nicht fortgehen, bleibe ich hier oben, bis man mich in den Laden holt." „Brüll' nicht so, die draußen brauchen nicht jedes Wort zu hören!" zischte Baczo wütend, während er von der Leiter weg und an eins der Schreibpultc trat. Das junge Mädchen stieg herunter und fragte, auf 4'estcm Boden angelangt: „Bin ich jetzt fertig, Herr Baczo?" „Ja, mach', daß du fortkommst und merk' dir, daß jedermann meinen Befehlen pünktlich Folge zu leisten hat!" „Wenn Sie mir einen Auftrag erteilen, Herr Baczo, werde ich gewiß gehorchen." Er hatte verstanden, wie das gemeint war, und wurde noch wütender. „Wart nur, du Wildkatz, du sollst schon noch zahm werden!" Szarolta ging ohne ein weiteres Wort, ohne einen Blick. Die Bosheit, die aus seinen Augen und aus seiner Stimme sprühte, überraschte sie uicht; sie hatte oon Anfang an gewußt, daß er ein erbärm licher Mensch war! — Der Tag wurde ihr unendlich lang, zumal sich in folge der Aufregung bald heftige Kopfschmerzen ein stellten, die von Stunde zu Stunde ärger wurden. Leben müssen, wo das Löben so gar uicht mehr lobenswert war, das schien ihr als das Schrecklichste oon allem! — Es ging gegen Abend, als Bella Nemzet, die ihr jüngeres Lehrmädchen schon seit einer Weile beobachtet hotte, zu ihm hintrat und fragte: „Was hat's mit dir?" „Ich habe rasendes Kopfweh, Fräulein." „Warum sagst du es erst jetzt'?" „Ich habe gedacht, es würde oorübergehen." „Geb zu Bett, und ist's morgen nicht bester, so bleibst du oben. — Es hat doch mir Herrn Baczo nichts gegeben?" Das junge Mädchen wurde feuerrot und ent gegnete verlegen: „Eigentlich nicht." .Aber —? — Hat er dich ausgczankt!" „Nein." „Na also, was war s denn?" Durch die fortgesetzten Fragen iu die Enge ge trieben und von dem Bedürfnis nach Aussprache er» füllt, erzählte Szarolta die Leitcrgeschichte, hinzu fügend: „Es war recht kindisch von mir, das weiß ich, aber ich kann wirklich nichts dafür — ich — ich -" „Ganz recht hast du getan, ganz recht, und will Herr Baczo dir wieder einmal beistehen, so machst du es genau so wie heute. Wenn du bei einer Arbeit Hilfe brauchst, so sind genug andre dazu da", erklärte die Nemzet sehr entschieden. „Ueberhaupt hast du im Kontor nichts zu tun; was es dort zu ordnen und zu räumen gibt, geht die Lehrlinge an. Die Mäd chen sind nur für den Laden, und Herr Szigeth sieht es sehr ungern, wenn eins die Arbeit eines andern tut. Du geh also unter keiner Bedingung mehr ins Kontor, auch nicht, wenn du gerufen wirst." „Wenn aber Herr Baczo selbst ruft?" „Das macht keinen Unterschied: du antwortest, cs sei dir oon mir untersagt worden." „O Fräulein Bella, er ist doch der Herr!" „Nur der zweite Prinzipal, hauptsächlich im. aus wärtigen Geschäft tätig. Der Laden und das Ma gazin stehen unter Herrn Szigeth. — Gute Nacht." Szarolta fühlte sich wirklich recht elend und war froh, etwas früher als sonst entlasten zu werden. — Eine kalte Kompresse auf der klopfenden uno stechenden Stirn, die ihr das freundliche Stuben mädchen aufgelegt, und den Kopf fest in die Kisten daß die Leute überrascht stehen blieben, um so mehr, als sich auch Schwankungen am Erdboden bemerkbar machten. Der heftige Erdstoß hatte u. a. lang an dauernde Telepi onstörungen zur Folge. * München j6. November. (Amtliche Meldung.) Die Erdbeben st ation der Königlichen Stern warte teilt mit: Um 10 Uhr 25 Min. 50 Sek. war in München ein sehr starkes Erdbeben zu ver zeichnen. Der Seismograph reagierte darauf derart, daß er he raus fiel und wieder hineingerichtet werden mußte. In den einzelnen Lokalitäten und Wohnungen war das Beben stark zu verspüren. München, 17. Nov. Im „Vier-Iahreszeiten"-Saal las Frank Wedekind ein modernes Mysterium in 5 Allen „Franziska" vor. Während der Vorlesung ließ eiil Erdbeben, das iu München gestern avend eintrat, den Saal einige Sekunden lang heftig erzittern. Wedekind las unbekümmert weiter, so daß die Unruhe und der Schrecken, die sich der Zuhörer bemächtigt hatten, bald legten. Heidelberg, 17. Nov. Um 10 Uhr 27 Min. wurde ein heftiges Erdbeben wahrgcnoinmen; die Ein wohner wurden aus dem Schlafe geweckt, im Theater wurde die Vorstellung unter brochen. Eine wahre Panik entstand. Die Wagen der Straßenbahn drohten zu entgleisen. Mövel stürzten in den Häusern um. Tübingen, 17. Nov. Um 10 Uhr 31 Min. wurde ein mehrere Sekunden starkes Erdbeben verspürt. Der Boden schwankte, die Wände erbebten, Schei ben und Gläser klirrten, Gegenstände fielen zu Boden, Ziegel prasselten von den Dächern. Alles stürzte ins Freie, tue Gäste aus den Restau rants, ohne zu zahlen. Teilweise herrschte Pa nr k. viele wagen sich nicht in die Häuser. Zn Lautlinzen ist der Viadukt der Eisenbahnbrücke an der Eyach cinge stürzt. Der Eilzug kann nicht weirer. Zn Frommeru, Kttchberg, Balingen und Rottweil sind Schornsteine ein gestürzt. Frankfurt a. M., 17. Nov. Gestern abend kurz vor 10'Uhr wurde in Frankfurt ein ziemlich heft tiger Erbstog verspürt. Er war von 5—6 Sekunden Dauer und so stark, daß ^n manchen Häusern die Bilder von der Wand fielen und Uhren stehen blieben. * Frankfurt a. M., 17. Nov. Gestern abend gegen ' ,11 Uhr murde hier ein ziemlich starkes E-dbeben verspürt, dos sich auf die Altstadt, Sachsen hausen und die nordöstlichen staorteile erstreckte. In einzelnen Teilen der Altstadt war das Beben jo heftig, daß zahlreiche Häujer von den erschreckten Bewohnern geräumt wurden. Lis nach Mitternacht standen auf den Straßen die Menschen dicht gedrängt zusammen, da sie Angst batten, in die Häuser zurückzukehren. Auf dem Römerberg ist ein aus dem Mittelalter stammendes, mit reichen Schnitzereien verfehenes Haus ge borsten. Zn den Zimmern der Altstadt fielen Bilder oon den Wänden und stürzten leichte Möbel um. Zn den leicht gebauten Häusern war die Bewegung so stark, Lag Personen zu Boden fielen. gedrückt, lag Szarolta bald danach in ihrem halb v'.rdiintelten Zimmerchen, die letzten abendlichen Sonnenstrahlen beobachtend, die zwischen den quer- gestellten Brettchen im Fensterladen spielend herein glitten. Sie war zu müde zum Denken und verfiel allmählich in einen leichten Schlummer, aus dem sie, als es draußen schon ganz dunkel war, plötzlich durch ein vorsichtiges Klopfen an ihre Tür aufgeschrcckt wurde. Das Stubenmädchen trat ein. „'s ist eine seine junge Dame La, Fräulein Kisfalva, glaub' ich, hat sie gesagt, die Sie sprechen möchte." „Margita?! — O, sie soll nur kommen!" rief Szarolta in die Höhe fahrend vor Freude. „Sie ist schon da! — Zm Bett? — Was machst du denn für Geschichten — noch dazu der Kopf ver Kunden'" klang von der Schwelle her der Studentin Stimme. Ihr die Hand entgegenstrcckend, beugte sich da» junge Mädchen weit über den Bettrand hinaus und erwiderte: „Nichts, cs ist nichts, ich hatte vorhin so schreckliches Kopfweh und war so arg müde, wie zer schlagen. — Und du, was führt dich her? — Du bts heute zum erstenmal in meinem Zimmer!" „Und Überfälle dich heute unversehens bei Nacht und Nebel!" Auf der Freundin Bitte zog Margit« sich den einzigen vorhandenen Stuhl neben das Bett, wobei sie heiter lächelnd sagte: „Denk mal. Kleine, deinet wegen hatte ich diesen Nachmittag Herrenbesuch!" errenbcsuch — meinetwegen —?" s a, nur wegen dir ward mir dieses Vergnügen zuteil! Uekrigens muß ich zugeben, daß der Besuch eigentlich Mama zugsdacht war und der gute Mann sich nur mit mir begnügte, weil er sie nicht haben konnte; sie war gerade ausgegangen." „Wer war es — doch nicht mein Vormund oder —?" „Nein, weder dein Vormund noch ein Märchen prinz. der dich aus schuldiger Ehrfurcht vor Ceberu» Schuster bisher nur aus sicherer Entkernung ver ehrte. Die interessant« Persönlichkeit nennt sich Ludwig Hornbostel, ist Großbauer a. D. und zurzeit werktätiger Kunstenthusiast. Ein dürres Männchen in jenen Jahren, die man unverdientermaßen die besten nennt, das heißt, er mag auf irgendeiner Sprosse zwischen 45 und 50 Jahren stehen, scheint eine ehrliche, sehr gutmütige Haut zu sein und bezeichnet sich als einen Mann, der es auf Kosten seiner Zugendideale „zu etwas gebracht hat." „Was will er? — Ich kenne keinen Herrn Horn bostel, habe diesen Namen nie gehört!" (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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