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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.03.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140331024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914033102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914033102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-31
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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SIL Uei» L »I» Warme >ma»R. llne. l«. Ung. lt». er. MS. i'.ar s». Nel. r< nv tter )r. iS l« n; sg. Svors. ater). IS. a>er> alm- der K.-L ioth. Mai. Ü8 B., ine- »n rat LI er- er, an rr, a» r« nd » lk. -rbenö - Ausgabe »a» »ripHia II»» vor»«« »or<d mifrr, rrLa« »ad SprSNeor» »mal lügUck, la» Lau» g»dro«t> monatll» l.rr m., vl«rl«l»ai»rll<k r.7S m v«l s«r SifchSftoNiU«. ans«r» ZUial«» ua» Lu»gad«N«U»a odgrkvU: m»aalllch > M. vl«rt«ll»drllL» IM. vur» »»« P»N- tan«rhald deutschlaa»« ua» »rr Srulfchrn L»l»al«a mvnalllL, l^o M., o>«rl«ltLbkU<b « L« M.. au»schll«tzll<d p»Nb«N»Us»lL. Va»LilpzigrrLagidloN «rschilnt ««rktag« »mol.Soaa- u. Zel«rtog,»mal. I» Lrlpztg, Seo Nockdar»rl«n onü ürn idrlrn mlt rlqea«n Zlltalrn wlr» )I« ftd«aüou»gad« no» am ftd«nü »«» ersch«la«n» in» tzou» g«ll«frrt. Srrliarr «»»«krt»a: 2n»,aZ«tt«a 17. Zrrnlprrch-Nawluk: M»adtt Nr.4»7. /lrntsblrM des Rates und des polyeuuntes der Stadt Leipzig ltedoMo» ua- S«fchast»strll«l Zohaaai»gass« Nr.«. » Z«rnspr«ch-AaschluS Nr. 14»»S und !«»»». ISS« Jahrgang kt>' d»t»r»r» au» L«i»)lg aa» UmgEdun, »I« isp,,ttA,p„itirll«r5pf..»lrNrklamririlel m., »»» auowarl» r» Pf., Nrklamrn 1.20 M.. Llrln« -tnz«Ig«n »irp«<>tz«llr aur S»pf.v.wl«»«r»»t.Nad.,Ias«rol« v»n S«h»rürn lm amtlich»« TrN »l« prtlt» z«ll« S»pf. ch»schüft»an,»I,»n ml« playv»rs<drlf« 'm vr«lfr rrkiht. Nadatt »ach Larif. SrNagr», Srsomtaufl. » M. Sa» Laufrad a«»schl. pvftgrdühr. Aazelgea-MaaaLm«: )»haaai»goir»S. drl sSmtllcden slualrn -«» Lrlpzlgrr kagrdlattr» uat oUra ftnnoa«rn-e«peSitloarn Sr» 3a» uad auolnaüe». OrschaftostrU, für vrrltn u.Slr pr.vran rndurg: vlrrMonwoltrrZllrarl, Vrrlia w. >». MargarrthenstraK» «. Zrrnsprrch» flns»:ug: Lünow 5»7>. Nr. 164 vlenstay, Sen Sl. MSr«. 1914. Vas wichtigste. * Das Programm für die Veranstaltungen des Deutschen Roten-Kreuz-Tages, der vom 8.—10. Mai in Leipzig stattfinden soll, wurde heute vormittag in einer Versamm lung den Helferinnen mitgeteilt. iS. Leipzig.) * Die deutsche Regierung hat sich bei Rußland wegen des Poljskow--Zwischcn- falls entschuldigt. (S. Dtschs. Reich.) * An den österreichisch-ungarischen Manövern nimmt außer dem Deutschen Kai ser auch der deutsche Kronprinz teil. ^S. Ausl.) * Der Prozeß gegen Krau Caillaux wird in der zweiten Hälfte des Monats Juni beginnen. (S. Pol. Ucbers.) Schlagworte in -er (Vstmarkenpolitik. Bon L. Raschdan, Kaiser!. Gesandter z. D. Als dieser Tage im preußischen Abgeord netendanse der Erat der Ansiedlnngstommission mitsamt der Denkschrift über deren Tätigkeit zur Beratung stand, erklärte der Redner des Zentrums, daß seine Partei gegenüber der An- siedlnngspolitik den Standpunkt einnehme, sie werde „wie bisher diese Politik voll und ganz ablehnen". Aber er begnügte sich nicht mit diesem „voll und ganz", sondern er griff auch in seinen Ausführungen zurück aus Behaup tungen wie die: „Diese Politik der andauern den Mißerfolge hat uns rund l Milliarde deut schen Geldes gekostet." Wie man es schon oft im Parlament hat sägen hören, schien auch er dieses Geld als zum Fenster hinausgeworfen anzuseben. Man sollte meinen, daß cs dem An sehen des Sprechers einer großen Partei im preußischen Abgeordnetcnhause leinen Eintrag tun würde, wenn er davon absehcn wollte, mit Schlagworten zu arbeiten, die sich bei sachlicher Nachprüfung mit den Tatsachen so schlecht ver tragen. Wo ist denn eine Milliarde zum Fenster hinausgeworfen? Gewiß, der preußische Landtag hat im Laufe der Jahre seit 1880 große Summen für die Zwecke der Ansiedluugskommission bewilligt: aber mit diesen Summen ist unter allen Um ständen Bedeutendes geleistet. Das Geld ist nicht in den Schornstein geschrieben, sondern es fließen immer wieder Mittel an die Ansiedlungstommit- sion zurück, die freilich nicht in den Schah ge legt, sondern zur weiteren Fortsetzung des An- jiedlungswerles benutzt werden sollen und wer den. Wenn das staatlich für die Ansiedlungen Wir überrennen Durch jähe Eil' das Ziel, nach dem wir rennen, Und gehn's verlustig. Denkt nur, wie die Klamme, Wenn sie der Trank geschwellt zum Heber schäumen, Ihn scheinbar mehrend, nur zerstäubt. Shakespeare. Pspchotechnik.*) Der bekannte deutsch-amerikanische Psychologe vcr ivcht in seinen soeben erschienenen „Grundzügen" eine zusammenfassendc Uebersicht über die heutigen An wendungsmöglichkeiten der Psychologie auf die ver schiedenen Gebiete des Lebens und der Wissenschaft zu geben. Es ist sicher zu begrüßen, daß dieser Per such einmal systematisch unternommen wird, »nd zwar von doppeltem Gesichtspunkt aus: dem der Praxis und dem der Wissenschaft. Denn nur dann darf man erwarten, daß die psychologische Wissenschaft eine dauernde Förderung erfahren wird, wenn sie sich nicht scheut, gleich der medizinischen Wissenschaft das, was sie als feststehende Resultate erarbeitet hat, auch dem Leben zur praktischen Anwendung zu geben. Die Praxis aber, gleichgültig ob Pädagogik, Rechts Wissenschaft, Wirtschaft oder Kunst, wird dadurch, daß sie die Resultate der Psychologie aufnimmt, vor manchen falschen oder unrationellen Handlungen bewahrt. Eine große Gefahr freilich bleibt bei diesen An Wendungen bestehen: die Kurpfuscherei. Und aus dem Gebiete angewandter Psychologie liegt diese Gefahr noch unendlich viel näher als ans dem der Medizin. Dort treten wenigstens die schlechten Wir kungen einer nicht fachmännischen Behandlung nach mehr oder minder langer Zeit deutlich hervor: aber wie spät erst erkennt man oft im Leben, daß auch der Geist eine spezielle psychologische Behandln ig erfordert, um die mannigfachen, ihm gebotenen Ein *) Grundzüge der Psychatechnik, Hugo Münsterberg sAmbrosius Barth, Leipzig 1911), 10 «. ausgebrachte Geld sich auch nur zu einem mäßi gen Satze verzinst, so ist es doch unter keinen Umständen als weggeworfcn zu betrachten. Mit telbar zieht der Staat aus der Ansiedlungs arbeit so bedeutsame Erfolge, daß sie viel höher zu bewerten sind, als etwa eine hohe Barver zinsung einzuschätzen wäre. Zunächst einmal läuft viel mehr Bargeld infolge der Ansiedlung an die Staatskasse zurück, als in den Ansiedler renten zum Ausdruck kommt, nämlich in Gestalt sehr beträchtlich gesteigerter Steuereinkünfte in den Ansicdlungsgebieten. Dieser jährliche Ge winn beziffert sich nach amtlichen Berechnungen auf einige Millionen. Des weiteren zieht die Volkswirisclzaft und Volksernährung den Vorteil aus der bedeutend gesteigerten Gütererzeugung in den Ansicdlungsgebieten. Diese Steigerung hebt entsprechend den Verkehr, und so zieht auch die Eisenbahnverwaltnng im Osten beträchtlich höheren Gewinn. Die wirtschaftlich danieder liegenden kleinen Städte in der Ostmark haben sich in den Ansiedlungsgebictcn rasch entwickelt, und in ihnen ivird sicher nicht die Anschauung herrschen, daß das Geld für Ansiedlungszwecke zum Fenster hinausgeworfen sei. Und schließ lich sollte man in unseren Tagen des Geburten rückganges doch nicht vergessen, was die ver dichtete und in auskömmlichen Verhältnissen auf wachsende Bevölkerung auf dem platten Lande des deutschen Ostens für die Zukunft unseres Volkswachstums bedeutet. Schon nach zwanzig jähriger Tätigkeit der Ansiedlungskommission konnte ihre Leitung in einer amtlichen Denk schrift feststellen: „Ucbcrblickt man die zahlenmäßig greifbaren Erfolge der AnsiedlunAstätigkeit, so ist es nicht zweifelhaft, daß dem Staate daraus eine große wirtschaftliche Stärkung erwachsen ist. Es kann demgegenüber nicht ins Gewicht fallen, daß der Zins der Ansiedlerstellcn der landesüblichen Ver zinsung für die dafür aufgewandten Kosten nicht gleichkommt. Denn man den mittelbaren Vor teil aus dem A^ch»tum dec Stenerkraft usw. berücksichtigt, so kann man immerhin sagen, daß der Staat auch rein finanziell nicht schlecht ge fahren ist." An diesen Tatsachen sollte der Zentrums redner auch daun nicht Vorbeigehen, wenn er die eigentliche Aufgabe der AnsiedlnngSpolitit in den Wind schlägt, wenn er es gering achtet, daß an unseren östlichen Grenzen ein Schutzwall deut scher Bauern anfgerichtct werden soll und dar auf hingearbeitet wird, dieses im Ernstfälle ge fährdete Gebiet nicht restlos in den Händen der politisch nicht durchaus zuverlässigen Polen zu lassen. Mau fragt sich auch, ob es denn gerade heute oder heute immer noch Aufgabe des Zentrums sei, so „voll uud gauz" sür die polnische Auffassung eiuzutretcn. Haben die Polen sich vielleicht in Moabit um das Zentrum verdient gemacht? Oder durch die Kampfansage au die deulschtatholischc Geistlichkeit, die seitens der rheinisch-westfälischen Polen vor einigen Mo naten jenseits der holländischen Grenze erging? Nach jener Polenvcrsammlung auf holländischem Boden hat ein Zentrumsorgan, der „Westfälische Merkur", der Polensrage und dem Verhältnis der Polen zur katholischen Kirche und zum Zen trum eine sehr gründliche und höchst lesens werte Untersuchung gewidmet, die wir allen an diesen Vorgängen Interessierten lebhaft emp fehlen möchten. Und nach dem Moabiter Vor fall hat, vielleicht nicht unberührt durch jene holländische Versammlung, selbst die „Kölnisch-' Volkszeitung" Worte der Entrüstung über d.e „schier unerträgliche Selbstüberhebung des pol nischen Volkes" gefunden und die Beschwerden deutscher Geistlicher in Rheinland-Westfalen über diese nationale Ueberhebung der Polen hervor gehoben mit dem Schluß, das; auch die von der „Kölnischen Volkszeitung" so heftig befehdete so genannte hakatistische Politik Ereignisse wie die Moabiter weder entschuldigen noch rechtfertigen könne. Und wie haben sich noch bei der letzten Reichstagsersatzwahl im deutschen Osten die Polen gegenüber dem Zentrum benommen? Das Zentrum hatte die parteiamtliche Wahlparole für den gut katholischen konservativen Kandi daten ausgegeben; die zum radikalen Polentum haltenden Kapläne aber arbeiteten mit uner müdlichem Eifer gegen die Zentrumslosung und für den radikalpolnischen Kandidaten. Merk würdig genug übrigens, daß einem deutschen katholischen Geistlichen im Erzbistum Polen die Annahme einer Kandidatur für den Reichstag von der kirchlichen Behörde versagt, einem radi kal polnisch gesinnten Geistlichen aber die Kan didatur gestattet wird, und das obendrein in einem Wahlkampf, in dem die Parole des Zen trums zu ungnnsten dieses polnischen Bewerbers ausfiel. Sollten alle diese Vorgänge nicht bedeut am uud stark genug sein, um die Anhänger des Zen trums zu einer gerechteren Würdigung der nun einmal im Osten bestehenden Verhältnisse zu veranlassen? UeberlieM ver -iesjährige Veutsihe han-werks- un- Hewekbekammertag wird vom 27. bis 29. Juli in Mannheim stattjin- den. Zu Len Verhandlungsgegenständen gehört die Frage der Errichtung von Handwerksämter-n bzw. Rechtsauskunftsstellen, die Einführung einheitlicher Meisterprüfungen für das Buchdructhandwerk und vor allem die Frage der gewerbercchtlichen Behandlung der weiblichen Handwerker. Diese Frage ist auch auf der letzten Handwerkskonferenz im Ncichsamt Les Innern eingehend erörtert worden. Es handelt sich u. a. auch um das Wahlrecht der weiblichen Hand- werter in den Handwerksorganisationen. Soweit das Wahlrecht aktiv ausgearbeitet wird, sind irgendwelche Beschränkungen für Frauen gesetzlich nicht vorgesehen. Bon der Ausübung des passiven Wahlrechts sind da gegen weibliche Personen zurzeit ausgeschlossen. Die gegenwärtigen gesetzlichen Bestimmungen schreiben vor, daß zu Vorstands- und Ausschußmitgliodern nur Znnungsmitglicder wählen dürfen, die das Schösfen- . amt bekleiden, und das gleiche gilt von den Wahlen zum Gesc^trnausschuß. Zn Anbetracht der bedeuten den Zunahme der Tätigkeit der Frau im Handwerk werden diese Zustände als unhaltbar erachtet, und es ist zu erwarten, daß die Reichsregicrung entsprechende Abänderungen vornehmen wird, die bei der boabsich tigten gesetzlichen Neuregelung der Handwerksgejetz- gebung in Erscheinung treten werden. Nach der bis herigen Betätigung der Frau im Handwerk ist zu er- lvarten, daß die Zahl der weiblichen Handwerker in nächster Zeit ganz erheblich zunehmen wird. Zuletzt wurden 2123 Meisterinnen und 18 689 eingetragene Lehrlinge gezählt, welche Zahl sich in letzter Zeit aber noch bedeutend vermehrt haben dürfte. Der Prozeß gegen Zrau Caillaux. Aus Paris, 31. Ntärz, wird gemeldet: Wie der Korrespondent der „Telegraphen-llnion" erfährt, wird die Verhandlung gegen Madame Cail laux erst in der zweiten Hälfte des Monats Auni stattfinden. Die Verteidigung der Frau Caillaux setzt schon jetzt alle Hebel in Bewegung, daß die An klage nicht auf Mord, sondern nur auf Totschlag, viel leicht sogar nur auf Körperverletzung mit tödlichem Ausgang lauten wird. Es ist mög lich, daß ein so bedeutender Verteidiger wie La- bori seine Theorie durchsetzen wird, zumal da die Verhöre vor dem Untersuchungsrichter bisher durch aus günstig ausgefallen sind. Die gestrige Aussage Bourgcrs war allerdings ziemlich be lastend für die Angeklagte insofern, als Bourgcr mit Bestimmtheit erklärte, daß Calmette, als man ihm Madame Caillaux meldete, nicht den Ausruf getan hat: „Lassen Sie Madame Caillaux eintreten", sondern nur sagte: „Bitte, führen Sie die Dame herein." Madame Caillaux stellt bekanntlich die Behauptung auf, daß sie vollständig den Kopf ver loren hätte, als sie aus dem Munde Calmettes ihren Namen vernahm und daraus ersehen mußte, daß ihr Geheimnis bereits der ganzen Redaktion be kannt war. Zur Krisis in Engian-. Aus London wirb gemeldet: Auf beiden Seiten des Unterhauses ist man verwirrt durch den plötzlichen Wechsel in der Lage. Es ist schwer, eine zusammenhängende Ansicht darüber zu hören. Die Unionisten glauben, daß die Regierung durch die Abschiedsgesuche so erschüttert wird, daß sie der Kraftanstrengung nicht gewachsen ist, das Home rulegesetz über die Trennung von Kirche und Staat durchzuführen. Die Liberalen vertrauen aber dar auf, daß ein kühner Schritt des Premier ministers Asquith die Schwierigkeiten lösen wird. Im Kriegsamt wirb betont, daß der Rücktritt des Viscounts Morley kein wesentlicher Faktor der Lage ist. Die Liberalen sind auch überzeugt, daß die Wahlen erst nach Erledigung der dem Parlament vorliegenden Gesetzentwürfe stattsinden werden. „Daily Chronicle" schreibt: Die Bedeutung des Schrittes des Premierministers wird niemand ver kennen. Er hat die neue Frage erkannt, die Bonar Law aufgeworfen hat. Ungeachtet seiner übrigen Verantwortlichkeit hat er sich entschlossen, sic persön lich in Angriff zu nehmen. Wir können uns keinen Kurs denken, der geeigneter wäre, t«ic öffentliche Meinung zu beruhigen und die >„i ganzen Lande herrschende Besorgnis zu beseitigen. Die „Times" schreiben: Mr. Asquiths drama tische Erklärung, Kricgsministcr zu werden, regt un mittelbar zu drei Beobachtungen an: 1. wollen wir drücke sinngemäß uno ökonomisch zu verarbeiten. Hier die Einsicht zu erwecken, was auf diesem Gebiete der geschulte Psychologe zu leisten vermag, und was tür Ausgaben seiner hier noch harren, ist allein ein Ver dienst, und Münstcrberg wird den Ruhm beansvruazen können, mit unter den Ersten auf diese Fraqe nach drücklich hingewiesen zu Haden. An dieser Stelle eine Uebersicht über die ver schiedenen Anwcndungsmöglichkeiten der Psychologie zu geben, ist wohl ausgeschloßen. Erwähnt werden maq nur, daß Münsterberg die Anwendungen auf dem Gebiete der Gesellschaftsordnung, der Gesundheit, der Wirtschaft, des Rechts, der Erziehung, Kunst und Wissenschaft gibt. Besonders wichtig und interessant sind für uns Deutsche hierbei die Anwendungen, die man in Amerika aus dem Gebiete der Wirtschaft ge macht hat, da man bei uns auf diesem Gebrete noch kaum gearbeitet hat. Münsterberg führt als Belege d«c Notionolisicrung des Arbeitsvorganges von Maurern, Eisenardeitern, Arbeiterinnen, die mit der Prüfung von Stahlkugeln beschäftigt sind, und anderen industriellen Arbeitsvorgängen, an, wobei er wahrhaft Erstaunliches zu berichten weiß. Das jcl)urfe Ausnutzen jeder Minute und jeder Bewegung bei den angeführten Arbeiten, sowie das Ausscheiden aller derjenigen, die dem so verbesserten Arbeits vorgänge nickt folgen können, ist alleriugs die Grund lage, auf der allein solche Erfolge zu erzielen sind, und ein Bedenken kann hierbei nicht unterdrückt werden, ob nämlich nicht solch ein scharf rationali sierter Arbeitsvorgang auf die Dauer ;ür die hieran Beteiligten von Nachteil sein wird Münsterberg glaubt zwar das Gegenteil beweisen ,,u können, doch dürste darüber erst die Zukunft endgültig entscheiden. Auf den übrigen Gebieten bietet Münsterberg erne sehr gute, zusammenfassende Uebersicht, oie ledoch im wesentlichen nickst über die Resultate der deutschen Psychologie hinaustoinmt. Am L<m Geb.eie der Pädagogik l'erüäjiä t'gt er außer der deutschen vor ollem auch die französische Schule von Binet Simon und zieht auch aus allen anderen Gebieten die Ne sultatc der nicht deutschen, besonders natürlich der amerikanisch- n Psychologen, mit heran Alles in allem jedenfalls ein Buch, das durch st.ne umfassende Darstellung der bisher gewonnenen Re jultotc die Aufmerksamkeit weiterer Kreise rinden sollte. C. I>. Kunst und Wissenschaft. * Amtliche Nachrichten von der Universität Leipzig. Mit Allerhöchster Genehmigung hat das Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts in Dresden den Privatdozenten an der Universität Berlin Dr. phil. Fritz Weigert vom 1. April >914 an zum etatmäßigen außerordentlichen Professor der Photochemie und wißenichaftlichen Photographie in der philosophischenFakuliätderUniversität ernannt. * Freiherr von Franckenstein Generalintendant. Wie die ,. M ü n ch e n c r Reuest. Nachrichten" melden, wurde der Intendant der Münchener Hof- bübnen Clemens Frhr. v. Franckenstein zum Generalintendanten ernannt. * Rudolf Rittner wird nunmehr Ende Mai dieses Jahres endgültig aus dem Direktorium des Deutschen Künstler-Theaters in Berlin ausscheiden. Wie er selbst erklärt, hatte er be reits im November vorigen Jahres sein Amt als Mitleiter des Künstler-Theaters niedergelegt und oarum ersucht, seinen fünfjährigen Regisjeurvertrag zu lösen. Das ist jetzt in durchaus freundsttiastlicher Weise geschehen, und zwar, wie wir hören in voller Harmonie mit «einen Direktionslollegen. * Dr. Julius Greber, Landgerichtsrat in Kalmar, der der Begründer des elsäsmcben Theaters war, ist. wie man aus Straßburg meldet, 40 Jahre alt, ge storben. Greber hat viele eljatz-lothrin- giiche D i a l c k t d i ch t u n g e n verfaßt. * Eine große Kunstausstellung in Stuttgart. Der Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein, der unter dem Protektorat des Großherzogs Ernst Ludwig von HZsen steht, veranstaltet in diesem Sommer wieder eine große Kunstausstel- lung, und zwar im neuen Kunstgcbäude zu Stutt gart. Die Eröffnung ist auf den Pfingstsonntag, 31. Mac, je'gesetzt. * Ein Münchner Versuch zur Reform des Kinos! Bildende Kunst und Künstler »m Lichtspiel. „Wie? Laufen jetzt außer den Dichtern auch unsere Maler dem Kientopp nach? Will man das Bild in Brwegung umsetzen?? O Deutschland!" So waren meine Gedanken, als ich die Einladung des wirtschaftlichen Verbandes bildender Künstler k unter obiger Ueberschrift erhielt. Was man zu sehen l bekam, war bester als meine Erwartung. — Die Künstler gehen von dem ganz richtigen Gedanken aus, daß man eine schlechte Sache am besten ausrottet, in dem man sie reformiert. Die Popularität des Kinos will man jetzt zur Popularisierung von Kunst und Künstlern benutzen. Die Realisierung des Gedankens ist ziemlich einfach. Zunächst wird im gewöhnlichen Kinostil der Künstler in irgendeinem charakteristischen Lebensausschnitt vorgcführt — so etwa Zumbusch im Spiele mit Kindern, Angelo Zank als Betrachter militärischer Hebungen usw. Darauf folgt un gefähr in der Art der I. uenn-l mu^ieu unserer Kinder fahre — eine Reproduktion von Werken der Künstler. Durch mannigfaltige Versuche hat man ein Ver fahren gewonnen, das eine sehr getreue Nachbildung ermöglicht. <Zch vermute, daß es sich nm ein ver lasiertes Lumn reverfahren handelt.) Die Zusammen stcllunq vom Künstler und seiner Kunst halte ich für einen durchaus glücklichen Gedanken — vorausgesetzt, daß man überhaupt etwas von „Kunst fürs Volk" hält denn es ist ja im Grunde dieselbe Spc kulation auf die Neugierde des Publikums, der die illustrierten Wochenschriften ihr Dasein verdanken. - Soweit gehe ich mit den Veranstaltern. Ob die ge hofften materiellen Vorteile in Gestalt von Tantiemen sür die Künstler heransspringcn werden, ist heute noch nicht zu entscheiden. Durchgreifende Reformen des Kinos — vom Kicntopp zum Lichtspicl — erwarte ich nicht von der neuen Bewegung. Sic wird ihren Platz innerhalb des Betriebes erhalten, ebenso wie Natur aufnahmen und wissenschaftliche Vorführungen. Es ist damit dem Künstler eine neue Möglichkeit gegeben, populär zu werden seine bescheidene Nebensrage: was gedenken „Daheim", „Gartenlaube" und „Kunst wart" gegen diese Konkurrenz zu tun?), er wird sich aber daran gewöhnen müssen, neben „Moritz als Kunstschiitze" und „Max als Hühncraugenoperateur" shochkomisch!) ans der Leinwand w erscheinen, und von Asta Nielsen nach wie vor „totgcmacht" zu wer den. Asta Nielsen, Angelo Zank. Max Linder, Al brecht Dürer und Henny Porten sind die Namen der Zukunft sin Szene gesetzt von Urban Gad und dem wirtschaftlichen Verband bildender Künstler). Zm Ernst: cs ist manches recht gut an dieser Zdec, man soll nur nicht gleich sund man tat cs) von einer „Wiedergeburt des ästhetischen Schauens" und ande ren „gewaltigen Perspektiven" reden? Walter von llollrrinlor.
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