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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.03.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140326021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914032602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914032602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-26
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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-Iben- - Ausgabe kür Le»p»a «,» Vvrorli »uech «ms«, TrSarr a»4Spri»eur«rmal«SoUchtn»Hau»g»drocht, «o««atUch >.rs M., »terleltzideUch Z.74M Set Ser 0«tt>äN»N»U». ans«» Ltlialea o»4 N««gad,N,Un> adgcd»lt> moaatU» IM-. vterieltzidrUo» z M. vnrch 4>« p»ft: Morrhold brotschlaoü, «uiü »er ürotschro Iloloalm «»aailich i^S M.. vlrrtrliahrlt» 4^4 M., ou-schllrAU» postd»ft»U,»l4. vo, Lelpz,,« S,,»d>oN «schein« ««ktag» »mol. Sonn- u. Zeiertag» »mal. In Lrlpzlg, üro Nochdarortrn unü Seo Grien ml« «tarnen Zlllolrn wtcü Lte sldraüouogodi noch am Ndenü üe» Erschetneu» In, hau» geliefert. Srrlio« Neüaktton: Za üen Zelten 17. Zernfprech-fiafchlul): Moabit Nr. «»7. /trntsblLtt des Rostes und despoUzercurrtes der Stadt Leipzig Neünktton unü ch,schSst»N«ll«! ^ohanaiogols« Nr. S. » Zrrnsprrch-staschluA Nr. I4v42. >4ü4Z unü >4444. ISS. Jahrgang s—. siir Inserat» an, keivztg unü Umgednng »l, /LNAeigenpreife. ,f»alt>,»p»ttt«ll»rzp,..»>»n,nom.„tl»,m.. von auawSrt» n Pf., Nrklamrn > 24 m., Ileln« ftnzelgrn ülrprtltzell« nur 24pf.dwte-erhol.Nad.,Znseral» »on vehürüea lm amtlichrnLetl ül» petlt» zell» so ps. S»schast»anz»>o»n ml« playvorschrlst lm Preis» «höht. Nodatt nach Laris. 0»>lag»nr ch«samtousl.»M.üa,La«s,aü an»schl.p,sto»dühe. Nnzelgen-Nnnohme: ^ohanni»gass«4. d«t sämtlichen filtol»nü«»r»lpzlg« Vogedlatte» unü allen finnonc»n-<xp«ültion«a üe» Zn» unü iiuel^nüe«. cheschüstoslrUe für Verlin u.Si« pr.Sranoendurg: vlrrktioawalterZllegel. Serlia w. >», Margarethenstraft, «. Zernsprech» sinschluS« Lugo« »47>. Nr. ISS Vonnerswy, üen 2ö. MSr;. Vas Wichtigste. * Der R o ch e t t e-A u s s ch u ß hofft, am Donnerstag abend seine Arbeiten zu vollenden. (S. Pol. Ueberf.) * Im englischen Unterhaus kam es am Mittwoch bei der Schlußberatung der Ulster angelegenheit zu erregten Szenen. (S. bes. Art.) * In der russischen Duma wurde am Mitt woch eine Interpellation über die Gr-- eignisse auf den Lenagoldfcldern be sprochen. (S. Pol. Ueberf.) * Die Beisetzung der Opfer der Köpenicker Bootstatastrophc findet am Sonnabend nachmittag statt. ^S. Nachr. v. Tage.) * Im Aer melkanal und an der fran zösischen Westküste herrschen furchtbare Stürme. (S. Nachr. v. Tage.) Lin verfehlter russischer Lin- schüchteruagsversuch. Der ehemalige russische Handelssachverstän- dige in Berlin und jetzige Leiter des russischen Ausschusses zur Vorbereitung von Handelsver trägen, Herr Timirjazew, hat dem Vertreter des deutschfeindlichen Birdapester Blattes „Az Gst" eine Unterredung gewährt, um einen Versuch zur Einschüchterung der öffentlichen Meinung Deutschlands in handelspolitischer Hinsicht zu machen. Dieser Versuch muß als vollkommen ver fehlt bezeichnet lverden. Denn ganz abgesehen davon, daß Herr Timirjazew sich in billigen Redewendungen wie der: Deutschland werde im Falle eines deutsch-russischen Zollkrieges mehr verlieren als Rußland, ergangen hat, hat er seinen wirtschaftlichen Ausführungen einen po litischen Hintergrund gegeben, der bei schärferer Betrachtung sich als ein überaus luftiges Ge bilde erweist. Ausgehend von dem Caprivischen Handels verträge des Jahres 1894, der für Rußland günstig gewesen sei, hat nämlich Timirjazew be hauptet, daß die Folge jenes Vertrages eine be deutende Annäherung zwischen Deutschland und Rußland war. Wie wenig diese angebliche An näherung die wachsende Intimität zwischen Ruß land und Frankreich verhindert hat, beweist der Zarenbejuch in Frantrcich von« 5. bis 9. Oktober 1896, in dessen Verlauf Kaiser Nikolaus die Trintsprüchc des Präsidenten Faure überbot und der russisch-französischen „Waffenbrüderschaft" gedachte. Timirjazew hat die trotz des Eaprivi- schcn, für Rußland günstigen Handelsvertrages zunehmende Innigkeit der russisch-französischen Beziehungen vollständig vergessen, um desto schneller zur Erhebung von Vorwürfen zu ge langen, die Deutschlands Verhalten bei der Er neuerung des deutsch-russischen Handelsvertrages von 1904 betreffen. Schon in dem Zeitpunkte an sich erblickt Timirjazew ein Zeichen dafür, daß Deutschland damals die infolge des russisch-ja panischen Krieges „peinlich" gewordene Lage Rußlands habe ausnützcn wollen. Als ob nicht Deutschland in demselben Jahre mit Belgien, Italien, Rumänien, der Schweiz, Serbien gleich falls Handelsverträge abgeschlossen hätte! Böser Wille Rußland gegenüber kann also dem Deut schen Reiche keineswegs vorgcworfen werden; es handelte sich für Deutschland um weiter nichts als darum, sachlich gebotene Verhandlungen un ter Umständen zu führen, vor deren Eintritt, wie Graf Witte soeben in der „Nowoje Wrcmja" hervorhob, es Rußland eindringlich gewarnt hatte. Kann also Timirjazew aus dem Zeit punkte der Erneuerung des deutsch-rus sischen Handelsvertrages Deutschland kei nen begründeten Vorwurf machen, so ist es vollends tendenziös, was er über die Erhöhung der Getreidezölle vorbringt. Erweckt doch Timirjazew den Eindruck, daß die deutschen Getreide,Zölle nur gegeuüber Rußland erhöht worden seien, während die gleiche Erhöhung be- anntlich auch gegenüber den anderen Vertrags taaten erfolgt ist. Und wenn Timirjazew davon pricht, daß Deutschland seine Getreidezölle auf das Doppelte erhöht habe, so bedeutet dies für den Unkundigen wiederum eine Irreführung. Denn der deutsche 3^0-Mark-Zoll für Weizen ist zwar in unserem Maximalzolltarif von 1902 auf 7,50 Mark erhöht worden, beträgt aber im Vertragstarcf 5,50 Mark, während der für Rußland wichtigste 3,50-Mark-Roagcnzoll in unserem Maximalzolltaris auf 7 Mark erhöht wurde, im V er tr a g s tarif aber nur 5 Mark beträgt, d. h. ebensoviel, wie er in den Jahren 1887—1891 betragen hat. Sprechen die irreführenden Uebertreibungen Timirjazews nicht für die Stärke der handels politischen Stellung Rußlands, so verrechnet er sich gründlich, wenn er die deutsche öffentliche Meinung durch Ausgabe der Parole „Hie herr schende Agrarier — hie unterdrückte Industrie" zu spalten unternimmt. Diese Methode kennt man in Deurschkand hinlänglich aus der Praxis der Sozialdemokratie und eines Teils des bür gcrlichen Radikalismus. Ans die Schutzzoll mehrheit des Reichstages ist aber jenes Schlag wort auch seit der Wahl von l9l2 ohne Einfluß geblieben. So wenig die für die Fortführung der geltenden deutschen Wirtschaftspolitik maß gebendsten Parteien, Nationalliberale und Zen trum, für die extremen Forderungen des Bun des der Landwirte zu haben sind, so wenig wollen sie das Experiment eines Abbaues der deutschen Schutzzollpolitik mitmachcn. Der /lusgang -er Ulsteröebatte. Zn Ergänzung des Berichtes, den wir in unserer heutigen Morgenausgabe brachten, wird uns aus London, 20. März, gemeldet: Nach der Rede des Premierministers Asquith folgte eine lebhafte Debatte, an der sich Balfour und Bonar Law beteiligten Dann rechtfertigte Sir Edward Grey die Vorsichtsmaßnahmen mit den der Regierung zugegangenen Nachrichten. Die von Seely in dem Dokument eingefügten Para, graphen habe das Kabinett nicht übernommen, weil diese Bedingungen gegen Gough enthielten, die allein Sache des Kriegsministers waren. Nach der Rede Sir Eward Greys erhob sich Chamberlain und kritisierte in längerer Rede die Haltung der Regierung gegenüber den Offizieren in schärfster Weise. Er griff besonders den Kriegs minister heftlg an Die ganze Geschichte sei eine Spiegelfechterei, so erklärte Chamberlain in brüskem Tone. Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, als ein ungeheurer Tumult ausbrach. Die Unionisten riefen ein Bravo nach dem andern, während die Liberalen stürmisch nach sofortiger Rücknahme des Ausdruckes verlangten. Oberst Seely versuchte vergeblich zu Worte zu kommen, um zu antworten. Der Krtegsminister schien sich in großer Erregung zu befinden. Winston Churchill ging auf ihn zu und sprach einige beruhigende Worte zu ihm. Am Schluß seiner Rede gab Chamberlain seiner Verwunderung Ausdruck, da» die Regierung an ihrem Entschluß festgehalten und die Demiiston des Kriegsministers nicht ange nommen habe Wieder brachen die Unionisten in begeisterte Hochrufe aus. Am Schluß der Debatte sprach noch einmal unter großem Lärm Winston Churchill. Er setzte nochmals die Absicht auseinander, die die Re gierung zur Entiendung des Schlachtschiffes ver anlaßt habe. Er rechtfertigte die heftigen Angriffe gegen Bonar Law und erklärte, daß dieser behauptet habe, es sei immer ein Recht der Soldaten, auf lS14. Radikale und Arbeiter zu schießen Diese Worte riesen bei den Unionisten einen minutenlangen Tumult hervor. Alle möglichen Beleidigungen wu.den ausgestoßen. — Die Etatvorlage, deren Ablehnung von Balfour beantragt worden war, wurce iedann in zweiter Lesung mit 314 gegen 222 Stimmen angenom m e n. Die Londoner Presse behandelt heute die gestrige Parlamentsdebattc. „Daily Chronicle" jagt: Die gestrige Veröffent lichung der amtlichen Korrespondenz bestätigt die Existenz einer unerträglichen Abmachung zwischen dem Kriegsjekrelär und dn Osfi.ieren. Es war von sciten der Offiziere ein nackter Verrat, dem Parlament durch das Kriegsamt vorzuschreiben, ob eine bestimmte Vill durchgehen soll oder nicht. Wenn General Gough bei seinen Ein sprüchen bleibt, so müsse er gehen, und wenn alle Ojfiziere der Armee dem Einspruch folgten, so werden sie eoenfalls gehen müssen. Zn vielem Punkte darf keine Zweideutigkeit herrschen. „Daily News' sagen: Der Zwischenfall läßt die Opposition in einer wenig beneidenswerten Lage. Sie hat mit der Loyalität für die Armee für ihre Parteizwecke gespielt und sie hat das Spiel verloren. Sie hat bei ihrer Berechnung die Arbeiterschaft und den demokratischen Gekü der Nation vergeßen. „Morning-Post" schreibt: Wir klagen die Regie rung an, daß sie die Macht an die Armee übertragen hat, wir klagen sie an, daß sie versucht hat, die ehr lichen Offiziere durch juristische Kniffe zu verblenden, wir klagen sie an, daß sie die Homerule-Bill weiter verfolgt, obwohl sie sieht, da» sie nicht die Macht hat, sie in Krast zu setzen. Sie hat das Oberhaupt zerstört und die Armee an seine Stelle gesetzt. Die „Times" schreibt: Herr Asquith und seine Kollegen sind immer noch tiefer in den Sumpf ge sunken, der sich bald über ihren Häuptern schließen muß. Es ist schwer, aus einem Minister einen Märtyrer zu machen, deßen Stellung ihm gesichert war, ehe er feine Beichte ablegte Es ist zweifel haft, ob die Wirkung dieses Zwischenfalles der Re gierung mehr nützen als schaden wird. Die Regierung möge die ehrlichen Paragraphen zurück ziehen, die Seely auf eigene Verantwortung dem Briefe an General Gough zugefügt habe, aber ihre Wirkung werde sortbestehen und für die Ver wendung der Armee bestimmend sein. Im übrigen beweisen die gestern veröffentlichte Korrespondenz und die Antworten der Minister in beiden Häusern, daß sie nicht die volle Wahrheit gesagt haben, obwohl sie behaupteten, es getan zu haben. „Daily Telegraph" schreibt: Wir sagen mit voller Ueberzeugung, daß jedermann mit einiger politischer Erfahrung einen solchen Stand der Dinge als eine Unmöglichkeit verlacht haben würde, hätte man es ihm vor der gestrigen Debatte gesagt. Jedermann ist irregeführt worden, Oberst Seely sowohl als auch seine Kollegen. Der Premierminister und der Lordkanzler wurden zu Mir war: ich fuhr in halber Finsternis Auf einem Strom, der mich von dannen riß. Unwiderstehlich, ohne Frist und Halt Entführte mich die jähe Stromgewalt. Vorüber glitten dunkel Stadt und Schloß. Ein ferner Donner scholl. Der Nachen schoß. Und ich erriet, daß ich den Rhein befuhr Ein wenig über seinem Sturze nur. E. F. Meyer. vom Regisseur. Bon Hanns Iohst, Dramaturg und Regisseur am Leipziger Schauspielhaus. Der Regisseur ist die Mittelsperson zwischen dem Thema, das der Dichter in seinem Stück vor das Publikum gestellt wißen will, und den Individuali täten der Schauspieler, die die einzelnen Rollen zu vertreten haben. Er ist aber auch die Mittelsperson zwischen dem Stück und dem Puolikum. So kommt es daß er oft zum Chirurgen werden muß, um einer« künstlerischen Organismus am Leben zu erhalten, d. h. zur zwingenden Wirkung, zum Erfolg zu führen. Denn wie wir vom Kunstwerk an sich den Selbst zweck fordern, dürfen wir uns doch nicht der prak tischen Erfahrung verschließen, daß ein Stück im Theater erst dann als Kunstwerk angesprochen wer den darf, wenn es die bühnentechnischcn und drama turgischen Forderungen der Szene derart in sich aus genommen hat, daß es ungefährdet der künstlerischen ^dee mit bewußter Technik den Erfolg erzwingt. Unsere deutschen Dramatiker pflegen nun aber ge wöhnlich zu starke Dichter zu sein, um am Schreibtisch im Rausche des Gestaltens die nüchterne Wirklichkeit der Rampe als kritischen Maßstab im Auge zu be halten. Diesen klaren objektiven Blick muß der Re gisseur für das Stück haben. Er darf das Stück nicht für das Publikum verstellen, aber muß es auf das Publikum cinstellen, soweit cs nur irgendwie der Lebensnerv der ihm anvertrauten Arbeit gestattet. An dieser Stelle muß gesagt lein, daß wir der Ueber zeugung sind, daß Dramaturgen, die rein theoretisch philologisch arbeiten, dem Theater und seiner kultu rellen Tatkraft gerade in der letzten Zeit unverant wortlich viel geschadet haben mögen. Sie hielten es für ihre erste und einzige Pflicht, den Dichter restlos zu interpretieren, ohne rechte innere Rücksichtnahme auf das Publikum. Selbstverständlich ist meine Forderung nach dramaturgischer Härte gegenüber den Autoren relativ ünd bleibt im Grunde also eine Frage des ästhetischen Taktes jedes Regißeurs. Bei der Voraussetzung, daß der ReMeur Pädagog genug ist, um einzelne lyrische Schönheiten und pfycho logische Vertiefungen fallen zu laßen der klaren Idee zuliebe. Nach dieser ersten dramaturgischen Be tätigung hat de: Regisseur das Stück zu be-- setzen. Diese Ausgabe ist von größerer Beoeutung, als gemeinhin angenommen wird. Hier äußert sich bereits die ganze Auffassung des Reg.sseurs, und die Kenntnis, die äußerste Kenntnis des Ensembles ist erste Bedingung. Der Regisseur muß mit seinen Künstlern vertrant jein wie der Musiker mit seinem Instrument. Der Regißeur kann seine Schauspieler nicht absolut aus ihrer Gewohnheit, ihrem Charakter drängen. Er kann bei den Proben letzten Endes nur Hemmungen beseitigen, Gesten, die ein unbewußter Theaterinstinkt momentan löste, freimachen und be wußt sür immer festlegsn. Er kann eigentlich den Schauspielern nur Stellungen und Gänge von vorn herein geben. Alles andere muß matec.oleihisch, um diese Wölfflingschc Wendung drama'.urgi ch zu verwen den, gewonnen werden, d. h. man muß dem einze.nen Schauspieler, soweit cs irgend möglich ist, im Rahmen des Ensembles wieder cntgegengehen, dem einzelnen Schauspieler im wahrsten «inne des Wortes zum Wort (zu seiner natürl chen eigenen, charakteristischen Sprächet verhelfen. Nur das Ensemble, das unter der klugen Wahl eines Regisseurs und unter der aus gleichenden, diplomatischen «uggesriokraft dieser Per sönlichkeit alle Eigenarten sämtlicher Ensemblekräste freispielen läßt, wird restlose, unmittelbare und überzeugende Wirkungen auslösen. Ein Regieabsoru- tismus ist eine ebenso große Gefahr wie der modische Gastspielbazilluz, der von vornherein fast stets zu gunsten einer Rolle Stück sowohl als auch Ensemble zerreißt. Zst das Stück nunmehr besetzt, durch die Proben abgeschattct und anderseits wieder durch einzelne Lichter recht lebendig geworden, kurz hat es allmählich seine ihm eigene Atmosphäre gewonnen, so treten an den Regißeur die rein technischen Fragen der Ausstattung heran Dekorationsproden beglei.en dis Stückproben. Man darf ein Stück nicht durch die Ausstattung ersticken, man darf es nicht machen wollen. Jedes Stück hat im Grunde nur eine ihm adäquate Au^tattuna. Der Rcg.ßeur muß sorgen, daß die Menschen sich wirklich als glaubhafte Pro dukte ihres Milieus, d. i. in diesem Falle das ge stellte Bühnenbild, bewegen. Eine Kleinigkeit, ein Bild, eine Base, kann und muß charakterisieren, mehrere verwirren und lenken ab. Die dramatischste, technische Unterstützung bietet das Licht, denn in sei nem Wesen liegt die lebendigste Wirkung — Be wegung. Es ist eine bekannte bühnentheorctischc Phrase, daß cs die Aufgabe des Regißeurs sei, sich ständig mehr und mehl auszuschaltcn. Wir haben an der Hand dieser Skizze bereits zu erkennen gegeben^ wie dieses Wort aufgesaßt werben will, um im Rechte zu sein. Kunst und Wissenschaft. * Dem hiesigen Kunstmaler und Eemälderestau- rator Philipp Ritter ist von Sr. Hoheit dem Herzog von Anhalt „der Verdienstorden für Kunst und Wissenschaft in Gold" verliehen worden. * Herbert Eulenberg über „Die Kunst der Zu kunft". Zm letzten der von der Tillmannschen Buch handlung veranstalteten literari chen Abende sprach Eulenberg über „Die Kunst der Zukunft". Er be zeichnete als die Kunst einer kommenden Zeit die Welttunst, welche alle nationalen und religiösen Schranken zerbricht und sich an die geeinte Mensch heit wendet, die keine Standes- und Klassenfragen mehr erörtert, sondern nur die großen, allgemeinen Probleme gestaltet. Und so wie in der Kunst der Humanitätsgedanke durchdringt, so wird auch das Publikum allmählich empfinden lernen: rein menschlich und frei non kontefiiouellen und nationalen Vor urteilen. Immer wieder fühlte man in diesen Aus führungen den Dichter und Idealisten heraus und vermstite zuweilen eine gewisse Sachlichkeit, der gegen über die Polemik auf Zeitschwächen und -schäden sich viel zu sehr in den Vordergrund drängte. > r. 1°..4<ller. * Max Reinhardt hat für die Zeit vom 20. April bis zum 3. Mai das große Konservatoriumtceater in Petersburg gepachtet. Bei diesem Gastspiel werden „ Sumurun ", „Der lebendeLeich- nam" und die „Schöne Helena" aufgeführt werden. * Die zweite „Parsifal"-Serie in der Berliner Hosoper, die ursprünglich für den l. bis 15. April angesetzt war. wird, wie verlautet, mit Rücksicht auf den ungeheueren Andrang des Publikums zunächst bis zum 23. April verlängert werden. * Di« Uraufführung des Schauspiels „Wahrheit" von Karl Adolf Metz im Ltavtthcater Giegen findet am 29. März statt. * Die „Temperierten", ein drciattiges Ehestück von Emil Faktor, errang, wie gemeldet wird, bei der Uraufführung im Prager Deutschen Theater einen äußeren Erfolg. Der Autor wurde nach dem zweiten Akt gerufen. * Dramaturgische Zentrale Weimar. Die Wirk samkeit der bekanntlich von Dr. E r n st Wächter in Weimar vor kurgein ins Leben gerufenen „Dramaturgischen Zentral e", die als Le>e- stelle für alle eingesandten dramatischen Handschriften und Stücke dient, darf schon jetzt als nutzbringend bezeichnet werden. Obwohl die Tätigkeit dieser Lese stelle noch verhältnismäßig wenig berannt ist und sie daher erst in bescheidenem Maße in Anspruch ge nommen wiid, konnten durchschnittlich 1-2 Stücke täglich zur Erledigung gelangen. Unter den Handschriften befanden sich mehrfach bedeutende Talentproben, z B Georg Bonnes „Tempel der Aphrodite". Lachners „Livia Orestillas Hoch zeit" (angenommen vom Hoftheater Kaßel). Von den zur Prüfung eingereichten Werken sind inzwischen zur Aufführung angenommen: ein Einakter von A. V. v Körber (Dresden, Alberttheater), „Das Bindeglied" von Hermann Katsch (Kurbühne Friedrich roda), „Der Ring" von Julius Naugart (Harzer Bergtheater). „Der Fliegenpilz" von Felix Neumann (Thüringer Waldbühne). Die Wutachten der Zentrale werden, soweit sie sich für die Oeffentlichkeit eignen, vom 1. Aprilheft an regelmäßig in der Halbmonats schrift „Bühne und Welt" veröffentlicht. Alles Nähere besagt der Prospekt der Dramaturgischen Zentrale (Weimar), der auf Verlangen kostenfrei versandt wird. * Max Grubes80.Geburtstag. Wie au» Hamburg gemeldet wird, trafen bei dem 60jährigen Max Grube, dem Direkior des Hamburger Deurschen Schauspielhauses,' Glückwunschtelegramme des Hamburger Senats, des Deutschen Bühnen vereins, der Bühnengenojjenschaft, dem Berliner Königlichen Schauspielhaus, dem Hofthcater in Meiningen usf ein. Auf Wunsch des Jubilars ist von einer Feier im Schau- spielhame abgesehen worden. * Musikchronik. Kammersänger Alfred Käse wurde anläßlich eines Konzertes in Dessau vom Herzog von Anhalt mit dem Verdienstorden für Wissenschaft und Kunst in Gold mit der Krone aus gezeichnet. — Der Leipziger Pianist Anatol von Roe > sel wurde von dem Geraer Streich quartett als ständiges Mitglied zur Mitwirkung in den alljährlich stcntfindenden Kammermustkabenoen gewonnen an Stelle des in den Ruhestand getretenen Geheimrats Kleemann. * Der höchste Preis für Greco. Einer der her vorragendsten amerikanischen Sammler. Henry Frick in New Pork, hat soeben das Bildnis eines Mannes in Rüstung von Greco erworben und zahlte dafür 750 000 Fr. Das ist weitaus der höchste Preis, der bisher für ein Bild des Meisters gegeben wor den ist. * Kaiser-Wilhelm-Gesellschast. Der Kaiser hat die von dem Senat der Kaiier-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der W ssemchasten beschloßene Auf nahme des Geh. Kommerzienrats Louis Grünfeld in Beuthen/Oberschlesien als Mitglied der Gesellschaft bestätigt. * Dr. Hans Reck, der Dozent am geologijch- paläontolo gischen Institut der Universität Berlin, der Entdecker des diluvialen Menschen geschlechts, hat vom Kolonialamt den Auftrag er halten, die naturwissenschaftliche Abteilung der All- gemeinen Ausstellung in Daressalam einzurichten. * Der Wiener klinische Lehrstuhl. Das Prosessorex- kollegium der Wiener Me o i z i n ische n Fakultät sprach sich dafür aus, den Professor Wencksbach aus Straßburg als Nachfolger für Professor Noorden vorzuschlagen
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