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Sächsische Volkszeitung : 02.12.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193112023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19311202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19311202
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-12
- Tag 1931-12-02
-
Monat
1931-12
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.12.1931
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Rottzen Hat Brüning ein Wirtschastsprograinm? In der „R, M. B." erschien eine Aussatzreis)« vou ttniv- Prosessor Dr. Friedrich Dessauer über „Der Kamps gegen die Wirlschastskrise". (Gesammelt im 'Verlag der Carolus- Lrucherei, Frankfurt a. Ri. 1l>2 Seilen. Karlouierl 1,!il> M., in Leinen 3 M.) Aus di« im Zusammenhang mit diesen Aus sätzen gestellte Frage: „Hal Brüning ein Wirlschastsprogramm?" gibt Dessauer die Antwort: „Seine (Brünings) Handlungen zei gen, datz sein Wirlschastsprogramm drei wesenlliche Punkte umfatzt. Erstens Steinigung, Konsolidierung der Hau oh alte vou Reich, Ländern und Gemeinden. Stich! ausgcglicl)ene Etats, Kassenschwierigkeiten der ösfenilichen Hand sind die höchste Gefahr siir die Wirtschaft eines Landes. Der zweite Punkt seines Programmes mutzte sein, die private Wirtschaft Deutschlands nach Kräften zu stüt zen, da, wo sie krank ist, eventuell mit scharfem Zugriss zu heilen, den Absturz in Minderbeschäjtigung und Arbeitslosigkeit möglichst zu hemmen, Lasten soweit cs möglich ivar, zu erleich lern. Das dritte Ziel mutzte sein, aus Grund einer soliden ossent»cl)en Jinanzverwaltung, einer van vermeidbaren Aus wüchsen und Störungen gereinigten deutschen Wirlsclpisl das Auslandsproblem anzupackcn. in neue Verhandlungen zu kommen, die sich sowohl aus den Handelsverkehr wie aus die politischen Zahlungen (Reparationen) und die Verschuldung er streckten. Solä-e Verhandlungen mit dem Ausland kann mau mit Erfolg nur führen, wenn mau eine sauber« Weste hat, wenn mau unzweiselhasl« Ziffern vorlegen Kami, wenn Mitzirauen ansgeräumt ist, und wenn die persönlichen Beziehungen der Staatsmänner intakt sind. Brüning mutzte also di« sehr tief ein gefrorenen, auhenpolitischen Beziehungen austauen und den Staatsmännern des Auslandes mit einem Hinweis auf die hart« Reinigungsarbeit in Deutschland den objektiven Zwang zu einer vernünftigen Kooperation klarlegen." Nationalhymne gesucht. Das Wichtigste für so einen frisch auslackierlen Staat ist jedenfalls di« Nationalhymne, das Slaatslied, der gemeinschast- iiche Vaterlandsgesang. Vom allen Lied wollen die noch knuspri gen Republikaner nichts hören und ein neues findet sich nicht so bald. In Deutschland war die Sache einfach: Ebert erklärt« „Deutschland, Deutschland über alles" zum Staatslied In Oesterreich war es schon schlimmer: dort drängte Renner seinen Volksgenossen einen Kuhreigen auf, den nachher kein Mensch mitsingen wollte — bis endlich die Kernstock Hymne kam. In der Tschechoslowakei sangen und singen die Tschecl>en zwar ihr „Kde domov muj", aber das Staalsvolk, zu dem ja auch Ma gyarcu und Slowaken gehören, brummt zum Teil blotz wider willig oder gar nicht mit. Vor zwei Jahren schlug man deshalb von halbamtlick)er Seile ein Preisausschreiben für den tiestcu Hymuciitext vor. Preisausschreiben! Als ob das ein Mittel wäre, den Volksgesang zu schassen, als ob man das 'Rational lied „machen" könnte! Aber in dem jungen spanischen Frei staat ist es nicht viel anders: bisher spielt man dort den mehr als hundert Jahre allen Riego-Marsch, ein heiter einfältiges Stücklein, das zu dem Ernste staatlicher Feste wenig patzt Und jetzt tätzl man durch Sachverständige den Schah alter Tonmeister werke durchsurt-en: vielleicht finden sie eine geeignete Melodie, und ist sie gesunden, sollen di« Bürger darüber obslimmen. 'Rein, so werden keine echten Bolkshymnen: die entstehen ohne Zu tun, aus dem Volke heraus, ganz als Ausdruck gemeinschasl- ttchen Empfindens. d. Ein schwerer VerlehrsunsaN ereignete sich am :tc>. No vember gegen 10 Uhr vormittags auf der Staatsstratze Dresden —Bautzen in der Rahe des Schenkhübels Rossendors. Ein Vom Parkplatz in der Richtung Dresden abfahrcndcr Personen krastwagen wurde von einem Lastwagenzug gerammt und zur Seit« gedrückt. Durch den Zusammenstotz wurde ein entgegen kommender Personenkraftwagen mit ersaht und ebenfalls zur Seite geschleudert. Autzcrdcin wurde noch von dem Lastkraft wagen ein Radfahrer umgcrissen Die Unfallkommission des Kriminalamtes Dresden ist zur Zeit noch mit der Klärung der kchuldsrage beschäftigt. " s. Die Gehaltszahlungen in Sachsen. Die Staatsregicrung bat versllgt, datz den Staatsbeamten und den aus der Staatskasse besoldeten Lehrern ein Drittel ihrer Dezemberbepig« am I. Dezember ausgczahlt wird, sofern die erforderlichen Mit ttl den ein«ln«n Kassenstcllen noch rechtzeitig überwiesen werden konnten. Für die Pcnsicnare und die Hinterbliebenen ist di« Auszahlung der Eebührnisse ähnlich geregelt wie in den Vor monaten. Deulschnattonaler Katzgesang Schmähungen gegen den kath. Klerus in einer vom deutschuationalen Katholikenausschuß geleiteten Versammlung „Ectcrum censeo Centrum esse delendum! — Ein für alle mal: das Zentrum mutz vernichtet werden." — So hätte wahr- heiisgemätz das Thema lauten müssen, das der vom Landes- latholiken-Ausjchutz der Deuljchnationaten Volksparlei sür Sach sen eingeladene Freiherr von Landsberg aus Münster in Westfalen am Freitag, den 27. November, in einer deutsch nationalen Versammlung im Hotel Bristol behandelt«. Mau l-atte cs aber vorgczogen, dem Jnlzalte das harmlose Mäntel chen: „Die Zusammenarbeit der Konfessionen in der christlich nationalen Front" — umznhängcn. Nachdem der Vors. Ncchtsanw. Dr. Georg Ja eck« l die etwa 40 Anwesenden beglicht hatte, führte der Redner folgendes aus: Die religiöse Spaltung werd« von Katholiken und Evangelischen schmerzlich empfunden. Die Stellung beider zu Luther und seinem Werk sei natürlich verschieden. Die durch die damaligen kirchlichen Mitzvcrhältnisjc enistandrne Spaltung, die Lutye» selbst nicht gewollt habe, sei zu bedauern. Wir mütztcn eine Wiederrereinigung erstreben. Ueber Dogma und Liturgie mürde sich eine Einigung sinken lassen. Aber di« Grundlage der katholischen Kirche sei Lehre um Autorität. Er würde aus hören Katholik zu sein, wenn er aus die Una snncla calholica verzichten wolle. Die Evangelischen anderseits glaubten an die unsichtbare Kirche Christi. Vier aus irdischen Rücksichten den Glauben wechselt, sei nicht wert ein Christ zu sein. Man könne die Spaltung nicht durch Kompromisse beseitigen. Sie sei von Gott zugelasjen, bei ihm allein stehe es, wann die Vcrheitzung: ein Hirt und eine Herde Wirklichkeit werde. Aber man miisie nach Mitteln und Wegen suchen, um aus politischem, wirtschait- lichem und sozialem Gebiete zu gemeinsamer Arbeit zu gelangen. Dies sei nur ans konservativ christlicher Basis möglich, nicht innerhalb des liberal-demokratischen Systems. (Und nun ging'-- über das böse Zentrum her, die Hauvtsackc seines Vortrags, wie der Herr Redner später selbst bekannte) Solle das kam wende Reich dem deutschen Volke Glück bringen, so mutz es dem Mammonismus und dem Marxismus entsagen. Man kann nickt Gott dienen und dem Mammon Einige Zitate ans päpstlichen Enzykliken, vor allem Leos XIII. belenchtclen die Slellnng von Kirche und Staat. Die Grenzsragen seien Freiheit der Kirche, die Schule und die El)«. Da mutzten beide Gewalten einander entgcgcnkommen. Das Zentrum sc! seiner konservativ-christlichen SKrgongen- heit untreu geworden und habe sich dem Marrismns verschrie ben. Es sei schuld, wenn der Bolschewismus über Deutschland und Europa komme. Sein Vater sei Mitbegründer des Zen trnms gewesen. Aber die allen Zentrnmsführer würden beute alle im Katholikennnssckntz der Deinscknationalen Partei stehen. (!). ttebrigens sei nicht Windlhorst der grotze Mo ni im Zentrum gewesen, als der er immer hingestellt wird, sondern der Freiherr von Frnnkenitein. den man t"tsckwiege. und v-'n dem beute niemand mehr spreche (W In den Versammlungen des Zentrums und der ckriblichen GewerUchasten sei es v - boten (!) von päpstlichen Enn,tüten zn sprechen. Weiin sie (die Deutsch nationalen) das täten, würde es im ganzen Zcn- trumsblätterwalde rauschen. Leider gäbe cs saft keine katho lische Zei-ung, sondern nur Zcntrumsblaiier. Von dieser stän digen Leltüre sei der Klerus ganz umnebelt (!). Ojseuer Mitz brauch würde mit der Kanzel gclricl>en. und die Bischöie schrit ten leider nicht ein. Zentrumshetzlapläne wützlen üoerhaupl nicht mehr zwischen Religion nnd Zentrum zn unterscheiden. Diese unerhörte Beleidigung wurde in der Dislnssion energisch zuriickgewiejen. Die Deutschuationalen mutzten die Zentrums anhänger zu sich ziehen. Diesen W eg zu ebnen, sei die Hauptsache seines Vortrag s. Rom oder Wittenberg seien beute Nebensache. Von Weiten wie von Osten her sei die germanisch-christliche Welt bedroht. 'Ader die Zenirumsjiihrer jagten nach Ministersesseln. Das System müsse geändert werden. Es sei eine heilige Pflicht, das Zentrum zu zer schlagen. aus nationalen nnd katholischen Gründen. Redner mitzbilligt die rein konfessionellen Vereine, llm sie lächerlich zu machen, wies er darauf hin, datz cs in Holland sogar einen katholischen Ziegenzuchlvercin gälx. Leider seien auch die deut schen Bischöfe in den falschen Ideen des Zentrums verstrickt Der Bischof von Paderborn habe gesagt, so lange Vctram an Mr Spitze der Bischosskonsercnz flehe, gäbe es kein Syilcmrvechsel. Gnädig wurde Brüning als Frontsoldat nnd Me: ich zugelasscn, aber als Reichskanzler abgelcbnt. Es sei ausgeschlossen, datz er sich von den Exdankengüngen seiner gewerkschaftlichen Laufbahn befreien könnte. Noch lange ging es in dieser Tonart weiter. Und zum Schlutz kam eine Vipon. Mit Pathos Hub der 'Redner an. „Ick) glaube, der liebe Gott hat schon den Würfelbecher in der Hand, darin :i Würfel: ein Ichwarzweitzrolcr, ein jchtvarzrolgoldner und ein blutigrolcr. Vom sckwarzrotgoldncn ist nur noch, so scheint mir, der schwarze Kern übrig geblieben. Wohin wird er rollen?!" — Ist das nicht ein ausgezeichneter Vorwurs siir eine Gottlosen Prozwganda, dieser würfelnde Herrgott, der nicht die Geschicke der Welt mit feiner weisen Vorsehung lenkt, sondern im Wiirjelsptel die leidende Menschheit dem Zufall überlnsjt. . . . Das zufriedene Schmunzeln auf den Gesichtern mancher Zubörcr lieg darauf schlichen, datz dieser Vortrag ihrem Herzen woblgetau. In Sachsen ist ja auch nick! jeden Tag Gelegenheit geboten, ein Mitglied des katholischen Adels ru hören, das die Zentrnmopartei als Schrittmacherin des Bolschewismus bereich- uet, vou den „umnebelten" Gehirnen des katholischen Klerus spricht und sogar den Episkopat eins«) lieblich d-'« Primas von Deutschland in so hanebüchener Weise bennilerrcitzt. Die Mehr zad! der ZN Zuhörer diinteu Protestanten geweien iein, da ja beide Kon'csiionen zu dein Vor!rag eingeladcn waren. Man hätte aber wünschen können, dan recht viele Zentrum-Acute diesen nolitücken siatzgeiaug gekört Kälten war er dock nuaemein ge rinnet, sie in ihrer Treue zum Zentrum ui Kckiv-" Einen Weg siir die Zusaiumcnarbeit der Kaniesfioneu iicAick bat der Redner entgegen der Ankündigung im Tke na de-- Vortrao--. nickt gezeigt. I 'M Aus der Aenlrumsparwi Die Ortsgruppe Lötziiitzortschaften der Zentrumspartei hielt am Montag ihre erst« ordentliche Mitgliederversammlung ab Zum Vorsitzenden wurde Herr 'Vergüt nun, zum Kassierer Herr Klepka gewählt. Rtilgltederverlaiumlunaen werden künftig reaelmätzig nm letzten Montag im Mount stattsinden die nächst« also nm 28 Dezember. Nach Erledigung des geschält lick»«» Teils folgte eine sehr nnaeregte Au-fprnche, in der Dr Desczyk (Dresden) nus Anfängen sich zu aktuellen polnischen Fragen äutzerte. II n. wurde gesprockwu Uber die Wahlen in Oldenburg und Hessen, über die Stellung des Katholiken zu Nationalsozialismus und Kommunismus iilwr die Arbeit des WirtschaiGbeirats und andere wirlschollspolilisck-e Fragen Pfarrer Dr Just wies im Laus« d«r Aussprack)« auf di« Not Wendigkeit hin, die eigene kleberzeugung auch anderem gegen über vertreten zu können, ohne' das Rüstzeug der katholisckieii Presse sei das unmöglich Die anregend verlausen« Versamm lung wurde gegen ll llhr durch den Vorsitzenden Bergmann mit Worten des Dankes an all« Teilnehmer geschlossen Windthorstbuud Zittau. In der lelzleu Mona! versnmm lang, die sehr gut besucht war, wurde ein Vortrag il'er „Die K i r ch e > m K a m pf der Wellanscha u u n g e n" geboten. 'Von den Weltanschauungen. die hauptsächlich die Kirck)« b.kämp fen: Sozialismus, Kommunismus. Bolschewismus, völkisck)«:- Heidenlum (Nationalsozialismus) behandelte der Redner aus führlich den Nationalsozialismus Er leimte seine Au siihruinzen ui da - Werk Rosen'.xrgs „Mythos de 20 Iah.lgmderts' an Rosenberg, die rech!« Hand Hitlers, verlangt datz mit den, Christentum endgnüig Schlutz gemacht werden mutz Als huch stes Ideal müsse an Stelle der Gottheit der rail, gebrindene Volkssloak sieben Rass« geht über Religion E ue christliche Moral wird nicht au«.bannt, man setzt hier wiederum die Macht über die Moral D e Grunddogmen unserer Kirche sowie die Stellvertretung Gottes aus Erden durch den Papst werden als unwahr bezeichnet Ferner verlangt die 'NSDAP die Ab'chas sung aller Konfession schulen. auch der privaten Das Recht nnd die Pflicht der Kirche, über die Erziehung ihrer Kinder zu iva chen, wird ihr abgesproelgm llm die Rasse zu fördern, sollen allen schwackpn und verkrüp)U?lleii Kuider nach ihrer Geburt be seiligt iverden: ebenso sei es die einzige und grötzte Heldentat körperlich minderwertiger Menschen, durch Selbstmord ihr Leben zu beenden und so siir ein starkes Gesch'echt Sorge zu tragen Nosenberg sordert mm'er, was auch im Dritten Reich geschehen soll, die dcutsckce Volkskirche, die das Werk eines deutsck)en reli giösen Gci,'«.-, K'iii sah Angesichts dieser Totlachen forderte der Redner alle Katholiken zur entschiedenen Ab und Gegenwehr dickes modernen Heidenlums aus Es ist wahrlich höchste Zeit, endlich aus dem tiefen Schlal der Gle'chüiltigkeit und Sp'etzbin gerlichkeil auszusleheii und an der Seile der „Ecclesia militans", der streitenden Kirche Gattes, mitzulrämi'leu siir das Wohl und Wehe unserer HI Kirche und des Vaterlandes. C ne rege Aus sprack)« über das Gehörte beschlotz den interessanten Abend „Leben in dieser Zeit." Komödie. In einer Sonderveranstallung Paul Arons am Souulagmillag führten Schauspieler der Komödie, der Jazz chor und das Orchester Paul Arons ein etwas lueikwiirdi-zes W, rk mit dem Titel „Leben in dieser Zeit" von E K ä st »er, Musik von Edmund N i ck . auf, das summa sumiuarum als revuearligco Schauspiel mit Dialogen, Sprech- und Gesangs >I)öreu und Ehausons bezeichne! iverden könnte, kaum ober, wie es geschieht, als „lyrische Suite". Iu «iue Geseilschasl vou '.Neu tcheu, Mannern und Frauen, wird durch «inen Sprecher (F >ed I c r) der Durchschnittsmensch mit dem Namen Schmidt <2 l ö k - äel) «ingeführl. Er unterhält sich mit ihnen über das Leben m dieser Zeit. Not, Jammer, Crdenschwere werden laut. Viele Fragen des Tages werden angeschnilten und dann rvgelmätzig m Ehansonsorm beantwortet. Das ist sowohl lertlich wie musi äolisch überaus „gekonnt". Kästner, der Verfasser von „Emil und die Detektive", ist ein scharfer Veobachiec des Lebens. Schade nur, datz er es von der schwärzesten Seite siehl, datz seine „Lyrik" iin Materiellen erstickt nnd in Hossnungsiosigkeii endet, zu verflossenen Jahrhunderten hat die Menschheit viel Sckpve icres durchgemachl und... ertragen, heute will sie iu Schlassheii zergel)en und die Fehler, die svlck>e Weliauschauung auälösen, nur bei anderen, nie aber bei sich selbst selwn. Ost iverden kam anmislische Töne angeschlagen, fast ängstlich aber nicht zum Aus Klingen gebracht. Immer noch zeigt sich der Sill der Dreigro ichenoper: schreiende Klageverse, ost zynisch, aber nul dem denk vor stärksten Fortissimo gebrüllt, mitunter auch wenig jtuben rem wie z. B. „Ja wenn die Welt quadratisch wär — Und die Dummen sielen ins Klosett" (??). Daneben wieder so Schones und ans der Seele Kommendes wie der Gesang vom verlorenen Sohn Nur hier wird einmal das Machtwort angedenlet, aus dos allein es in dieser Zeil ankomint: Liebe. Ersatz! sie die Menschheit wieder, dann wird alles gut.,. Rian mutz die musi- !iobsck)e Ausdeutung dieser Szenen loluui, auch wenn man dem Jazz nicht sympathisch gcgenüberslehl. Nicki Hal das gelrosfen, was im Sinne einer Suite mit kiinstlcrisck)ek Gestaltung wichtig wäre: den Zeilslil! Allerdings ermüden diese immer fast gleich ihylhmisierien Ehansons, die nur für Sprechgesang geschrielxn sind, allmählich und man almel ans. wenn im Apzull an den Trotz nnd im Schintzchor Irerzhaklere Töne erklingen Im Gan zen aber nichts Ecsieulickxs Wie könnie egozentrischer Julei lekl das wohl auch sein! - Aron und seine Getreuen sorgten sür eine stimmungsvolle Wiedergabe Cbor und Orchester musi zierten überzeugt. Zu den obene»wähnien Darstellern müssen besonders Lore Schubert und M. Fritzsche nachgenunnl werden. Zcki Leipziger Konzerte Siebentes Gewandhaus-Konzert. Noch spürte man einen Hauch des Kon^rles cinlötzlich der Iöt> Jahrjeicr. Gerade weil so riet Vedciujomes über Sinn und Wesen der reinen Toutuust, der Hochmusil, auch aus Laienimmde gejagt morden war, holte jedes Wort des Dankes und oer Treu« dejonderen Wert. . . . Das Siebente Gewandhaus- Kviizert stand im Zeichen der Nomanlil: Mendelssohn, 2 ,h u m a n u und B r a h m s. - Alas alles haben geislrcichelndc Musikoertrcier gegen einen Mendelssohn in den letzten zehn und mehr Jahren vorzubringen gewicht. Eitel Geschwätz der eigenen geistigen Zwerghastigkeil. Worteschwall. da die Seele ver jagt., ttebrigens zu staunen, was dieser Jüngling von 17 Jahren in diesem unverwüstlichen Weik „Sommernachts-Traum" uns zu sagen weist. Diese Natursrisckze. . . . Diese Innigkeit und Sinnigleit in Erfindung und Formgebung. . . Erste Auffüh rung hierorts am 2l. Januar lk:):!. Edwin Fischer ans Berlin war gekommen. Wie dieser enge dcutphe Meister ans dem herrlichen Flügel das Kon ert sA> von RobeiI Schumann nuslegie — man michle eine ganze Abhandlung schreiben, um die geheimen Wunder der Darstellung und di« reichen Schätze eines geläuterten Innen lebens genügend ouszubceileu. Dies gib! Erlebnisse, wo dem Zuhörer dos Gehör als dos ttueulbehrlichste aller Sinnesorgane erscheinen null. Wenn über löiin Zuhörer atemlos lai sckien, datz man vermeint, inan wäre allein im grotzen, weilen Saal, dann Hai man den überzeugenden Beweis, dos; einer am Flügel zu uns spricht^ der 'Macht hat über unsere Seele. . . . Ein« golt- gesegnete Stunde reinsten, tiesslen Glückes. . . . llnd dann wieder dieser grotze Einsiedler: Johannes Brahms, lind wie eindnuczlich wirkte gerade dieses an sich wohl widerhoorigite Werk dieses „eigen" sinnigen norddeutschen Schiverblülers. Es will uns immer wieder scheinen, als ränge dicie gliche reine Seele in Brahms mit dem Ubergewaliigen Beethoven, . . . „Gib mich frei". . . . Wir wissen,' das, sich Brahms erst sehr spät enlschliesicn konnte, eine Symphonie zu schreiben — die in etwa I.'> Jahren pollcndele, her niszugeben. Er wurde den bannenden Schalten des Titanen - die sesselndc Nähe eines Beethoven — nickt ganz los. llud wenn uns iin lciilen Satz die „Neunte" mit ihrem Anllang an die VK-He des „Freude, schöner Götterfunken" grützt, jo nimmt der crgriisene Zuhörer an diesem inneren Ringen um so lcbhastercn Anteil, als wir daraus erkennen, wie lies das Genie unseres Brahms verwurzelt ist in der Musiksecle eines Beethoven Brahms jedoch licht die Linie des Epigonentums weit hinter sich — in wesenloser Ferne . . . Cs will uns scheinen, als ob seil der gros^n Erinnerungs- feier, Bruno Waller nm vieles seelisch näher gerückt sei der glichen Gemeinde der Geivandhaussreundc. Der Beifall — sowohl am Festabend als auch gestern wieder — nahm Formen an. die keinem Zweifel mehr Raum lassen, datz sich dieser grotze Künstler das uneingeschränkte innere Vertrauen dieser immerhin nicht leicht zn gewinnenden Kreise errungen hat. Das ganze Wesen dieses seltenen Menschen und Künstlers geht in solchen Tagen und Abenden über in den Geist, in das Wesen des Znhörers. Mnük kennt keine Schranke zwischen Mensch und Künstler — zwischen Mensch zu Mensch, llnd dieses innere Verhältnis weckt ein Echo, das allein zu derartigen Ein drücken sükrt. dl« für das gesprochene oder geschriebene Wort nnziiaänglick bleiben. Das geistige Leben gerade in Leipzig erfährt durch diele liesinnerliche Pflege der Kunst, der alles versöhnenden Musik, eine derartige Steigerung, datz die tteberzeugung an Raum gewinnt: Für dieses Innenleben gibt es keinen irgendwie zn- langendcn Ersatz. . . . Möge auch weiterhin über diesem hohen Haus ein srenndlikbes Geschick «»alten Dr. Hugo Löbmann. 0v«,ck«n K.,poII.p,,p.17 a>-1 frvnuut 20711 21012 »ubive KouküttvUMH
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