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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.11.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111121020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911112102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911112102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-21
-
Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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Brzugt-Prri- tür Lelvu» un» Voiorl» durch mtzer» Iröeei und Ll>«d>i»»k, L»,I l«»i>ch in» pau» »ediaai A> VI «»nolU. L7d Ml. vteneliohrl V»' -»>»k» -Uial«n « Vn> «ahmeftelle» aka,d«l> » VI. «»naU^ LSMt. oienelia-rl. Lnrch »te V»I»i tnnekbald DruNchland» und der d«ntlch«n Kolonien vieneliahrt l.M Mi.. monatl. 1LU MI au»ld)i PoildelleUaeld ferner In Belgien, ranemoil de« Donauftoaren. Ilalcen. Luiemduia. Niedeelond« Nor» wegen c>>lenei<o« Ungarn, Üiuftland, Schweden Schwer»» Svanren. 2n allen üdlige» Slaaien nur drieit durch dir >beichol«,li«ll» de» Bialt«» «rhäitlich. Da» Lerptig«, Tagedlan «rlchetn» Linal toglrch. Sonn» a. tZrcerla«» nur morgen». Bdonneme,il».Bnnahin« 2odo»ni»«all» 8. bei unieren Trogern. 8»l>alen. Epedtleuren und Annahmen,Uen, low>« Poirämlela und Brieltragery. Stn,,lo«rla»t»pr»t, w Ps. Abend-Ausgabe. UtipMtrTllgMaü (14 692 lN«cht«.!chl>chr Lel.-Änschl! 14693 I 14 694 Handelszeitung Ämlsklatt -es Rates und -es Rolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Lazei-nt-Prei» flr Snlerate UecoN, und Um,«b«« bi, Ilgalti«, PeNUell» «Pf,dl»NeN-m«. ^il« > Ml. oon a»»«än» tv VI. NeName» UV Ml. Snierat» »»n Behörden im anrt- ttchen Teil di» Betitlet»« « BI ch«Ichaft»an»,la«n mit Piapoorichrtste» «m Breil» erhöht. Ikadat« nach Tarts. Betlag»,»düdr Selamt- auslag« L Ml. o Taulend «rkl. Poftgebü-r. Teildellog» hoher. Feit««teilt« Luftrag« tonne» nickt «»rück» aezogen werde», tzür da» Lrlcheine» »» oesttmmlen Taqen und Plätzen wird trtn» Saruntt» übernommen. Lnzetgen - llnnakm«: S»tza»»t»««II, >. bet lämtlichen Ftltalen a. allen Annoncen» Erpedtttone» de» 2n- and lüu»laade». Druck rur» Verl», „» Mich«» ch Rürfte» Inhaber: Paal NLrften. Nedattt»» nn» V»lchüft»ft«ll»: 2»dannt»gals« L Ha»»««Filiale Le«»»«»: Seeitratz« < t (Telephon tzkril. Nr. 323. virnstsg, ücn 2l. Nooemder lSil. lOS. Jahrgang. Unser« heutige Morgenausgabe umfaßt 16 Seiten, die Abendausgabe 8 Seiten, zusammen 24 Seiten. Unruhen in Uns unü llrunüi. Man schreibt unS: In der Presse finden sich Nachrichten über llnruyen in Deutsch-Ost- asrika, wobei Gerüchte mitgetcilt werden, das; kürzlich gelegentlich des Durchzuges eines höheren Ojjlziers durch Uha schwere Gefechte mit groben Menschenopfern auf feiten der Eingeborenen stattgesundcn haben, und daß es auch in Urundi zu neuen Kämpfen gekommen sei. — Tas Gouvernement von Tcutscl^Ostafrika hat nun zur Lache folgendes berichtet: „Durch die genannten Landschaften gehen die uralten Karawanenstraben von Bukoba und Muanza zum nördlichen Tanganjika. Leit Menschengedcnken sind dort auch Handelskarawanen beraubt und aus geplündert worden. Sie gingen auf ihr eigenes Risiko durch jene gefährlichen Landschaften, und eine Bestrafung ist früher nie erfolgt. Seit einigen Jahren beginnt nun aber diese Gegend durch die fortschreitende Befriedung der Nachbarbezirke und das Vorrücken der Icntralbahn immer mehr bekannt und bereist zu werden, so daß mit dein Ergreisen energischer Maßnahmen gegen die Räubereien nicht mehr gezögert werden durfte." Nach einer telegraphischen Meldung, welche das Reichskolonialamt um Mitte Oktober erreicht hat, waren indes die bewaffneten Expeditionen um jene Zeit abgeschlossen. Noch im August 1911 hat das Gouvernement dem Bezirkscl;es in Udjidji nahegelegt, gewisse Mabnahinen in llha mit der Polizei, also möglichst ohne Verhängung des Kriegszustandes über Teile des Bezirkes Udjidji durchzusührcn. Was den „Durchzug eines höheren Offiziers" angeht, so ist im Reichskolvnialamt bekannt, dass der Komman deur der Schuhtruppe Anfang Juli 1911 eine In spektionsreise nach dem Nordwcsren von Tcutsch-Ost- afrika angctrcten hat. Der Genannte pflegt indes auf seinen Reisen kein so starkes Begleitkommando mitzunehmcn, um kriegerische Aktionen ausführen zu können. Immerhin har das Neichskolonialamt über den Sachverhalt telegraphisch Bericht ein gefordert. Durch einen in der Nummer 15 des amtlichen „Deutsä>ell Kolonialblattcs" vom 1 August 1911 abgedruckten Reisebericht deS bisherigen Residen ten für Urundi, Hauptmanns Göhring, ist die Oessentlichkcit über die Verhältnisse in Urundi um die Wende des Jahres 1910 unterrichtet worden. Vereinzelte Uebergrisfe farbiger Sol daten sind, wie der Gouverneur ausdrücklich be richtet, naturgemäß nicht immer zu ver hindern. Solche Uebergrisfe kommen bei jeder Truppe vor, auch der heimischen Armee, wie viel eher bei einer schwarzen Sülduertruppc! Tie Haupt sache ist, daß alle Ausschreitungen möglichst zur Kenntnis der Vorgesetzten gelangen und nachdrück lich bestraft werden. So ist der in dem genannten Artikel erwähnte Askari im Juli 1911 zu 4 Wochen strengem Arrest und zweimal 25 Hieben verurteilt worden. Nach amtlichen Nachrichten aus Dares salam sind auch sonst einige Vergehen farbiger Angehöriger der Schutztruppe unverzüglich mit strengen "Strafen (mehrjähriger Kctteuhaft) nach drücklich geahndet worden. In den weitaus meisten Fällen sind indes, wie in den Berichten ans Daressalam besonders hervorgehoben wird, die schweren Ausschrei tungen nicht von den Askari, sondern von Eingeborenen selbst gegen ihnen verfeindete andere Eingeborene ausgeübt worden. Zu diesem Zwecke wird von der einen Seite häufig versucht, anwesende Askaripatrouitlen gegen den Gegner aus- zunutzen. Das ist nach der gerichtlichen Feststellung auch in dem obenerwähnten Falle geschehen. Oer Ssupworvsnü ües Reichs- verbsnüs üer üeutschen prelle hielt Sonnabend und Sonntag in Berlin eine Sitzung ab, zu der auch seine auswärtigen Mitglieder größtenteils erschienen waren. Es war eine sehr reichhaltige Tagesordnung zu beraten, die neben einer Reihe oon Angelegenheiten mehr internen Charykters auch Fragen von großer allgemeiner Bedeutung für die Presse umfaßte Die Erklärung, in der die oon der italienischen Presse und von dem ita lienischen Ministerpräsidenten gegen die deutschen Kriegsberich ter st atter er hobenen Beschuldigungen zurückgewiesen werden, ist bereits besonders hervorgehoben worden. Nach eingehenden Erörterungen wurde ferner ein An trag des Vorstandes des Verbandes der Rheinisch- Westfälischen Presse angenommen, demzufolge die sämtlichen dem Reichsoerbande angeschlosseiren Organisationen aufgefordert werden sollen, ungesäumt für ihren Bezirk ein Schiedsgericht für a l le Streitigkeiten zwischen freien Schrift stellern, Korrespondenzbureaus und Redakteuren ins Leben zu rufen, mit der Maß gabe, daß ein Verfahren stets demjenigen Schieds gericht zugewiesen werden muß, in Lessen Bereich der Beklagte seinen Wohnsitz hat. Ein ebenso an genommener Antrag Dr. H e i l e - Hamburg brachte noch eine Ergänzung dahin, daß ein Hauptschieds gericht mit dem Sitz in Berlin zu errichten ist, dem Nachürucksfragen und allgemeine Streitigkeiten von prinzipieller Bedeutung von den Bezirksschieds gerichten zur Entscheidung überwiesen werden können. Weiterhin wurde auf Antrag des Verbandes der Rheinisch-Westfälischen Presse beschlossen, darauf hin zu wirken, daß baldmöglichst eine gemeinsame Kon ferenz mit dem Verein Deutscher Zeitungsverleger abgehalten werde. Diese Konferenz soll sich be schäftigen mit Abänderungen des Normalvertrages, namentlich im Hinblick auf die Konkurrenzklaufel; ihre Betätigung soll sich außerdem erstrecken auf die in den Vordergrund der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückte Frage der Eerichtsberichterstattung. Es wurde bereits eine Kommission niederqesetzt, deren Aufgabe es sein soll, die gemeinsamen Verhandlungen in die Wege zu leiten. Eine Besprechung der Frage der Vorbildung der Journalisten wurde der nächsten Delegiertenversammlung vorbehalten. Er wähnt sei noch, daß noch eine zweite Kommission niedergesetzt wurde, der die Aufgabe gestellt ist, sich mit der Prüfung oon Versichcrungsfragen zu befassen. Die Berichte der Vertreter der Landes- und Bezirks verbände erbrachten von neuem den Beweis, daß der Reichsverbandsgedanke in erfreulichem Erstarken be griffen ist. Der türkilch-italienilche Krieg. Ueberall stoßen die Italiener bei ihren Opera tionen auf große Schwierigkeiten. Die Maßnahmen der Flotte mögen sich aus etwaigen internationalen Verwickelungen, die ein rücksichtsloses Vorgehen der selben hcraufbeschwören könnte, leicht erklären lassen. Dagegen scheint es vielfach unverständlich, warum Italien sich nicht zu einem eneraischen Vorgehen ent schließt. Wer Kenner der Verhältnisse Tripolltaniens ist, wird sich darüber nicht wundern. Denn die Lage des italienischen Operationsfeldes in diesem Lande ist bedingt durch die Rücksichten auf die topogra phischen Verhältnisse der Gegend, auf die Eigenheiten der dortigen Bevölke rung sowie auf die m i l i t ä r i s ch c n B e d i n g u n- g e n. Darüber schreibt ein aktiver General in der „Tribuna": Die Oase von Tripolis bietet unter militärischem Gesichtspunkte Zufälligkeiten und Ueber- raschungen der schlimmsten Art: hohe Kräuter und Gestrüpp, stechende Anlagen indischer Feigenpflanzen, ungeheure Bäume und Palmen, außerordentlich viel Scheidungsmauern kleinster Be sitztümer u. a. machen den Truppen jede Operation unmöglich. Die Truppen müssen sich in lauter kleine Abteilungen auflösen und sind häufig gezwungen, einzeln unter dem Schutz der versteckten Araber sich durch die Windungen des Geländes, die Hecken, Aeste usw. hindurchzuwinden. Jede größere Waffentat wird unter diesen Umständen unmöglich, und es ist vorgekommen, daß Artillerie auf wenige hundert Meter Entfernung verwendet worden ist, während normalerweise wegen der Wirksamkeit der Schüsse nie auf so kleine Entfernung mit Kanonen geschossen werden soll. Den Arabern anderseits ist durch diese Verhältnisse vorzüglich gedient, und sie erleiden dank ihren natürlichen Deckungen nur leiten größere Verluste. Sie können darum die Italiener leicht immer von neuem angreifen und trotz ihrer zehnfachen Minderheit die italienischen Truppen lange in der Defensive festhalten. Es gibt nun zwei Auswege aus dieser Lage. Die Italiener können die ganze Oase zerstören, können alles niederreißen oder verbrennen: und der Krieg ist eben Krieg, bei dem alle Sentimentalitäten zu schweigen haben. Dann haben die Italiener über sichtliches Operationsfeld und können rasch so vor gehen, wie es ihrer Sicherheit, ihrem Ansehen und ihren Zielen dienlich ist. Oder der andere A u s - weg, der etwa einen Monat Zeit braucht: Bau einer Eisenbahn vom Hafen bis zum Rande der Wüste, die ermöglichen würde, rasch und verhältnis mäßig ungefährdet zahlreiche Truppen so zu dispo nieren, da» Türken und Araber umfaßt und vernichtet werden können. Aber auch di« Verteidigung der von ihnen besetz, ten Stadt Tripolis selbst bereiter den Ita lienern große Schwierigkeiten, die nur der Kenner des Landes zu beurteilen vermag. Hierzu wird uns geschrieben: Die Verteidigung von Tripolis. .. Italien sieht sich genötigt, weitere umfangreiche Mobilisationen vorzunehmen, um den hartnäckigen Widerstand der Türken zu brechen. Angcnommen. es gelänge den Italienern, in das Hinterland von Tri polis vorzudrrngen, so ergibt sich die Frag«, welchen Verlauf dann der Feldzug nehmen dürst«. Ueber die Verteidigungsmöglichkeiten Les inneren Tripolita- nien gibt ein genauer Kenner des Landes in der „Revue suisse" folgende interessante Daten: Etwa 100 Kilometer von der Küstenlinie entfernt, zieht sich der steile Absturz des inneren Hochlandes hin, dessen Rand mit uralten Festungen besetzt ist. Jede der großen Schluchten, die nach dem Plateau von Tahar hinaunllhren, ist von Wällen beschützt, die schwer angreifoar sind, denn die vorgelagerten Talhänge nehmen an vielen Stellen die Formen steiler, ost üoereinandergelegter Felsen an. Dort kann auch eine kleine, aber mit guter Artillerie ver sehene Armee sich sehr lange halten. Die Hauptsache wird die Verproviantierung der Verteidigungs truppen sein. Es ist aber anzunehmen, daß es in diesem Punkte hapern wird. Schon jetzt tritt bei den türkischen Truppen bisweilen Mangel an Lebens- Mitteln ein. Dazu kommt, daß die Geschütze, über die sie jetzt verfügen, zu gering« Tragweite und auch ein unsicheres Ziel Haven. Eine vorzügliche Artillerie ist aber gerade an diesen Abhängen das erste Er fordernis für eine aussichtsvolle Verteidigung, denn die Brunnen liegen fast ohne Ausnahme am Fuße der Berge und müssen von einer zuverlässigen und starken Artillerie beherrscht werden, wenn die Der. leidiger nicht unter Wassermangel leiden sollen. Im Innern des Hochlandes gibt es nur wenige Brunnen, die dazu noch in großen Entfernungen voneinander liegen. Will man aber an die Stelle des regulären Krieges «ine allgemeine Erhebung der Einwohner setzen, die nur durch die Anstachelung des religiösen Fanatismus zu erreichen wäre, jo ist es bei aller Begeisterung der Parteigänger doch auch nötig, sie mit modernen Waffen zu versehen und ihnen gceianete Führer zu geben. Die Bewohner der Oasen besitzen nur alt modische Flinten. Und ob sich ein neuer Abd el Kader unter ihnen finden wird, ist noch sehr zweifelhaft. Im Anschluß hieran lassen wir nachstehendes, uns heute zugegangenes Wiener Telegramm folgen: Zwei türkische Deputierte über die Lage in Tripolis. Wien, 21. November. sEig. Drahtmeld.) Der Deputierte der Provinz Fezan, Djamy, ist auf seiner Reise von Tripolis nach Konstantinopel über Paris, Marseille in Begleitung des Deputierten UbydOullah in Wien eingetroffen und empfing einen Mitarbeiter der „N. Fr. Pr.", dem er folgende interessante Auf« klärungen gab: „Unser Erfolg in Tripolis ist unbedingt sicher. Wir werden Tripolis nicht ver lassen. denn die Italiener stoßen auf die un geheuersten Schwierigkeiten. Sie haben ein Land von l'/r Millionen Quadratmeter zu verteidigen. Italien hat zwar eine gute Armee, doch eignet sie sich nicht für Kolonialuntcrnehmungen. In Tripolis haben wir genügend Munition und Vorräte aller Art auf gehäuft. Immer wieder und wieder stoßen Ara - der zu uns, die unter unserem Kommando organi siert werden. Diese Araber werden die Italiener niemals als Herren des Landes anerkennen." Hier machte der De putierte Ubyd Oullah folgende Bemerkung: „Ich habe das Gencralguarticr am 1. November verlassen. Ich wäre aus Tripolis nicht ruhig abgereist, wenn ich nicht wüßte, daß sich die Türkei auf ihre Armee in Tripolis vollkommen verlassen kann. Täglich erbeuten unsere Soldaten eine Unmenge von Munition. Waffen und Lebensmitteln ihres Feindes. Selbst wenn die Italiener das Land erobern sollten, werden die Eingeborenen unfern jetzigen Feldzug in einem Guerillakrieg fortsetzen." An tatsächlichen Nachrichten übermittelt uns der Telegraph folgendes: Die italienische Flotte. Konstantinopel, 21. November. (Eig. DrahtmeldJ Gegenüber den Blättermeldungen, daß die italie nische Flotte vor dem Hafen von Dedesghatsch erschienen fei, teilt das hiesige Presseburcau mst, daß nur kürzlich eine Flotte in einer Entfernung von dreißig Meilen an dein Hafen vorbeigefahren sei. Ein Torpedoboot sei in den Hafen eingelaufen, fünf Stunden später aber wieder abgedampft. Di« Beschießung von Akabah. Konstantinopel, 21. November. (Meld. d. Wiener k. k. Tel. Korr.-Bureau.) Nach einer türkischen Mel- Lius üer Suhlt gellhleuüert. 18s Roman von Carola o. Eynatten. (Nachdruck verboten.) „Sie verzichten auf Ritterdienste und auf Freund schaft? — Schade, Fräulein Varos, Sie betrüben mich!" Er sagte das so kläglich, daß sie erschreckt rief: „Ich wollte Sre gewiß nicht beleidigen, Herr Mayer, ganz gewiß nicht, ich war mir bloß nicht klar —" „Na, dann überlegen Sie mal, bitte, und beraten mit der alten Zenz, der ehrwürdigen Seele dieses Hauses — übrigens eine goldtreue Person, die der Himmel mit der entsprechenden Dosis Energie und Naturwüchsigkeit begabt hat, um ein „Malernest" in gedeihlicher Ordnung und das „Maleroolk" im Zügel zu halten. — Es darf Sie aber nicht erschrecken, wenn Zenz in Kraftausdrllcken von mir redet, denn sie bedeuten nichts weiter als: „er ist kein Philister!" — Das wird Ihnen Herr Hornbostel bestätigen; und auch unser Frankchen wird es. Haben Fräulein schon di« Gertrud Franke kennen gelernt, unsere liebe Haus- uno Kunstgenossin?" „Noch nicht, aber Herr Hornbostel sprach von ihr. Er scheint viel von dem Fräulein zu halten!" „Sie ist sein erklärter Liebling — der meinige ebenfalls! Ein Prachlmädel! Tapfer — tapfer, die kriegt nichts unter, das reinste Arbeitsbienchen, dabei sparsam, bescheiden und klug!" Der Künstler sprach von seiner Berufsgenossin mit so ehrlicher Begeisterung, daß man für sie, aber auch für ihn selbst. Sympathie gewinnen mußte. „Fräule Szarolta! Fräule Szarolta!" tönte cs aus ziemlicher Entfernung hinter den beiden Spa ziergängern. ,,Un>er« Ehrwürdige hat Verlangen nach Ihnen, mein Fräulein," sagte der Maler, den Schritt wendend. Zenz machte kein besonders vergnügtes Gesicht, als sie ihre Schutzbefohlene in Herrn Augustins Be gleitung herbeikommen sah und sagte, ohne ihn zu beachten: „Der Herr Ludwig wartet aufs Fräule Szarolta." „So überantworte ich die junge Dame Ihrem bewährten Schutz, ehrwürdiger Hausgeist," sagte der Maler ernsthaft. Die Zenz betonte diese Artigkeit mit einem miß billigenden Blick. „Schauen s, Herr Mayer", sagte sie vorstellend, „'s wär ja alles gut und recht, allen Respekt vpr Ihnen, wenn s nur die Faxen lassen täten! Wenns ein einmal Dreißig durch ist, muß es doch vernünftig werden. „Die Behauptung erscheint mir anfechtbar, ver- ehrungswürdige Cregenzie, denn müßten die Dreißig die Vernunft bringen, dann würde ich sie schon seit Jahren besitzen, was doch Ihrer Meinung nach nicht der Fall ist/' erwiderte der Künstler mit dem gleichen unerschütterlichen Ernst. Die gute Alte schnitt ein bitterböses Gesicht. „Machen s nur so weiter," sagte sie kurz, „weroen schon sehen, wohin S' kommen mit den ewigen E'spaßeteln!" „In den Himmel zu den Auserwählten, ohne Rück sicht auf die Konfession!" Zenz faßte das junge Mädchen unter und zog cs mit sich ins Haus hinein. „Der ist einer, gelt, Fräule Szaralto!" sugte sie unterwegs. „Verdienen tut er gerade genug, clle Augenblicke verkauft er was, und er triegt ^ine Bilder gut bezahlt, sagen's, und er könnt' noch > iel mehr verdienen, wenn er net so viel faulenzen tät! Trotzdem hat er aber neun Monate im Iah: kein' Heller eigenes Geld in den Taschen. Nimmt er heu:e was ein, so fangt er auch gewiß am selben Tag noch an, 's Geld zu verdalken. Hier wird was kauft, was er net braucht, dort wird was vertan, und den Rest verborgt er aufs Nimmerwiederkriegen an andie Lazzi von seine Sorten, oder er verschenkt's gar was mir eigentlich noch lieber ist! Dabei schreien ober alle miteinander, sogar der Herr Kerkhr.yi, was er für ein Genie wär, der Herr Mayer Ich bedank mich schönstens dafür — was hab' ich denn vom Genie, wenn ich doch auf keinen grünen Zweig komm? — Hier hinein, Fräulein Szarolta, das ist dem Herrn Ludwig sein besonderes Wohnzimmer; er wird auch gleich kommen." Dieses Wohnzimmer war zwar ziemlich einfach und ebenfalls altmodisch eingerichtet, barg aber bedeutende Werte in sich. Die Tapete verschwand fast unter Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen jedes Genres und jeder Größe, daß man sich m eine kleine Bildergalerie versetzt glauben konnte. Und auch an Büsten. Statuetten und sonstigen Er zeugnissen der Kunst fehlte es nicht. Szarolta war entzückt und ging von einem Bild zum andern, während in ihrem Herzen wieder die Sehnsucht nach dem Bleistift lebendig ward. — Wie glücklich doch jene sein mußten, die solche Werke schaffen konnten! Sie stand und bewunderte, bis nach ein paar Mi nuten Hornbostel in Begleitung ihres sehr verdrieß lich aussehenden Vormundes hereintrat. „Das sind saubere Geschichten mit Dir!" polterte der Armenrat sogleich los. „Man kommt nicht heraus aus den Scherereien! Wenn ich mit allen meinen Mündelkindern eine solche Komödie hält', tät ich den ganzen Quark hinschmeißen.' Inzwischen hatte Hornbostel das junge Mädchen begrüßt und nach dem Sopha geführt. Für den Armenrat und sich selbst zog er Stühle herbei. „Ihr Besuch ist mir äußerst angenehm, Herr Juharcz," sagte er. „Ich habe wegen Fräulein Daros mit Ihnen zu reden und komme soeben aus Ihrer Wohnung." „Tut mir leid, daß Sie den weiten Weg umsonst gemacht haben, Herr Hornbostel," erwiderte der Armenrat. Dann wendete er sich wieder zu Szarolta und schnarrte sie an: „Nu, was soll werden nach deinem hirnverbrannten Streich? Wenn du's weißt, bist klüger als ich! Ein davongelaufenes Lehr mädel will kein Mensch, zum Privatisieren reicht's nicht und hier kannst auch nicht lang bleiben. Ich aber hab keinen Platz für dich, kann bei meinen vielen Mündeln solche Geschichten überhaupt nicht anfangen, sonst käm' uns alle Augenblick' eins auf den Hals, und dafür tät sich meine Frau schönstens bedanken!" „Ist auch nicht nötig. Herr Juharcz, Fräulein Szarolta bleibt bei uns, bis —" „Verzeihung, wenn ich unterbreche, Herr Horn bostel," mischte sich Szarolta bescheiden ein, „ich würde gern Geschäftsreisende werden und nahm mir schon diesen Morgen vor, sobald als möglich mit Ihnen über diesen Plan zu reden." Herr Juharcz lachte laut heraus. „Das Mädel gehört ins Narrenhaus! — Geschäftsreisende — ohne Kenntnisse, ohne alles, was dazu gehört — mit noch nicht achtzehn Jahren! — Meinst, man könnte jede Schneegans dazu gebrauchen, die gern ein bissel in der Welt herumkutschieren möcht und die Große spielen? Da bist aber im Irrtum! — Kaufmännische Vorbildung —" „Die könnte sich Fräulein varos erwerben, das wäre das wenigste. In einer so wichtigen Frage darf man aber nicht vorschnell entscheiden. Einen Beruf soll sie haben, aber nur einen, der sie befriedigt," er klärte Hornborstel. „Wenn er sie nährt, muß er sie auch befriedigen. Wo kein Geld ist, hat's mit der Sentimentalität eln Ende! Und die Daros hat nicht einmal für später was zu erwarten. Herr Doktor Csallovary hat's dick, will von der ganzen Geschichte nichts wissen und gibt keinen Heller her, wenn's verhungert, 's ist dem Mann auch nicht zu verdenken, was geht ihn das Mädel an!" „Das sind Fragen, die wir beiseite lassen wollen, Herr Juharcz. Ich möchte nur noch erklären, daß Fräulein Varos in meinem Hause stets eine Heimat, in mir einen väterlichen Freund haben wird. Wie ich schon brieflich mitteilte, war mir ihre Mutter eine sehr liebe Freundin, und des Fräuleins Einverständ nis vorausgesetzt, wird sie bei uns bleiben, bis sie befähigt ist, sicher aus ihren eigenen Füßen zu stehen. Damit sie aber vor übler Nachrede und Verdächtigung bewahrt bleibt, werde ich sie in den besonderen Schutz meiner Mieterin Fräulein Franke, einer hochacht baren Dame von achtundzwanzig Jahren stellen —" „Und 's Geld zum Bezahlen, Herr Hornbostel?" „Fräulein Daros ist selbstverständlich unser Gast." Der Armenrat starrte Hornbostel an, als wäre er von Sinnen. Dann sagte er achselzuckend: „Nu, wenn's Ihnen Spaß macht, Ihr Geld an ein wild fremdes Mädel zu hängen, mir kann's ja recht sein. Aber schriftlich will ich's haben, daß Sie auf jede De- Zahlung verzichten, und lernen muß die Varos —" „Entschuldigen Sie die Unterbrechung, Herr Juharcz," fiel ihm Hornbostel in die Rede, „ich möchte Ihnen vorschlagen, die ausschließliche Für sorge für Fräulein Szarolta auf mich zu übertragen, was natürlich auch die Uebernahme der Vormund schaft ooraussetzen würde. Wenn Sie dieses An erbieten gefälligst in Erwägung ziehen —" „Nicht nötig, Herr Hornbostel, ich greife mit beiden Händen zu, will meinem Gott danken, wenn ich das überspannte, eigenmächtige Frauenzimmer loswerde! Hat mir schon mehr Scherereien und Widerwärtigkeiten in den paar Monaten gemacht, als sie verantworten kann. Paßt es Ihnen, so gehen wir gleich morgen miteinander zur Obervormund schaft, um unser« Erklärungen abzugeben." Herrn Hornbostel paßte es. und man verabredet«, sich am andern Morgen um zehn Uhr zu treffen. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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