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Onterkaltuns und ssr. — 10. Ne/.ember lozi D ^ilcfisi^cfis Vo1k8?.eii>!n^ Neuland aus dem IVleer Seit ^reiüix ^»Kren I^enäze^vionunzserireiten »n der ^lordseelcüste Eine nüchterne Statistik besagt, das, in den Jahren von HW bis 1827 an der Küste von Schleswig-Holstein »ne von Ostsri es l«»ud rnnd ckbOO Hektar Neuland aus den« Mer gewonnen wurden. Dieses Land ist domünensiskalischer bnundbesitz, da das Anlandungsrecht an de» beiden genannten Küsten säst ausschlicsstich dem preutzischen Staat gehört. Die Statistik besagt weiter, das; die Arbeiten heute viel »veiter ge diehen wären, wenn nicht der Krieg durch den Mangel an Arbeitskräften und den nöligen Kewern das ganze Werl um zehn Jahre zuriilkgeworsen hätte. Denn nicht nur. das, dir Arbeiten während dieser Zeit vollkommen rnhten, das bereits Gewonnene musste auch bei dem Fehlen ausreichender Unter haltung Versalien. Der Stillstand während der Kriegs jahre bedeutete in Wirtlichkeit einen gewaltigen Rückgang. Als dann unter günstigeren Verhältnissen wieder mit den Be mühungen begonnen wurde, musste man an manchen Stellen erst wieder von vorne ansangen. Die Technik der Landgewinnung an der Küste beruht aus eurem natürlichen Vorgang innerhalb des Wechsels von Ebbe mW Flut Die Flutwasser bringen eine Menge pslanzticher und tierischer Stosse mit, die sic dann nm Strand absetzeu. Es gilt nun, Vorlehrungen zu tresjen, das, die bei der Ebbe abziehenden Fluten diese Stosse nicht wieder mit ins Meer reisten. Dies eiste» man mit Erd- oder Mauereinbaulen ins Meer, den so genannten Buhnen (auch Fangbuhnen oder Schlickfäuges, die die Ttrömungsvcrhältnisse an der Küste derart regeln, dast Ab- st'iilungen des Watts verhindert werden. Entwässerung», graben sorgen siir das Trockensallen der Sinkstosse. Tag um Tag sammelt sich dann der Schlick, Sand, Muscheln mW Pslanzen an. Tag nm Tag und Jahr nm Jahr wächst der Boden des Meeres bis er etwa nach sechs bis zehn Jahren, je nach den Strömungsverhällnisjcn nnd der Mächtigkeit des oom Wasser mitgesiihrten Schlicks, die höhe der gewöhnlichen Flut erreicht hat. Aus dem nun trockenen Land beginnt es alsbald zu keimen. Es wachsen in dem fruchtbaren Boden sättige Gräser, die ihn zu einer wertvollen Weide machen. Diese jungen Küstenstriche nennt man Heller oder Vorland Es steigt noch regel,nästig »veiter, da sich bei höherer Flut immer noch Schlick abseist. Besonders die Tatsache, dast der Schlick in oen lallhaltigen Muscheln und den jodhaltigen Algen wichtige Ausbaustosse mitsührt, macht das Land siir die Viehzucht äusterst wertvoll. Roch aber ist es dem Meer nicht sicher entrissen Eine höhere Flut kann unter Umständen die Arbeit des Men- orts regelrecht wieder von neuem ansangen. Diese doppelten Unkosten sind aber in dem Preis von ltiliv Mark mit ein berechnet. Man hojjt, dast sich in Zukunft ein Hektar neu gewonnenes Land aus etwa 1200 Marl stellen wird. All« diese Arbeiten, die hier seit Jahrzehnten mit viel Fielst ousgesiihrl werden, sind aber nur bescheidene Projekte im Vergleich zu dem Plan, der an der Westküste von Schleswig- Holstein gleich eine kleine Provinz neugewinnen will. Es handelt sich darum, einen gan^n Teil der Nordsee trockenzulcgen. Zu diesem Zweck soll die der Westküste Schles wig-Holsteins vorgelagerte Inselgruppe mit einem Damm ver bunden werben, der an der Südspitze von Sylt ansängt, Sylt selbst ist bekanntlich durch einen Eijenbahndamm mit dem Fest land verbunden. Von der Südspitze Sylts soll dann der Damm südlich verlausen bis zur Insel A m r u m die wiederum mit der Insel Hooge verbunden werden soll. Von Hooge würde der Damm dann zur Insel Pell w o r m und von da zur Insel Rordjtrand verlausen Die letztere Insel ist wieder wie Sylt durch einen Damm mit dem Festland verbunden. So wäre dadurch also die vollkommene Abtrennung des gesamten lüe- bieies, das heute innerhalb dieser Inselgruppe liegt, durch gesiihrt. Reben anderen kleineren Inseln liegt innerhalb dieses projetlierlen Deichbaues die Insel Föhr, die damit einsach ins Land hinein verrückt würde. Durch entsprechende Abzug graben würde man das hinter dem Damm liegende Land trocken legen tonnen. Man dentt nun nickst daran, den Damm gleich massiv auszu- jühren. Die Kosten wären wohl unerschwinglich hoch nnd würden das Projelt gleich zum Scheitern verurteilen. .'Iber man will nach den, gleichen Prinzip wie inan auch an dec Küste Neuland gewinnt, das Meer selbst an der Eindeichung d---. nariS-i"'-*">?> ", <S -.!.<»> - z-r-,„ , plant, vorerst einen Pfahldamm auszujühren, der dann oom Meer mit Schlick und Sand, die sich ständig an den Pjählen ab lagern werden, hintersüllt und zu einem festen uns haltbaren Bolllverk ausgebaut würde. Ans den Pfählen soll ein Feld bahngelcise angelegt werden, nm de» Materialtranspon zu er möglichen An diesem Pfahldamni würde sich daun der Schlick uns der Sand, den Sie Wellen mit sich siihren, ganz allmählich absetzen In« Lause der Monate und Jahre würde sick> hier ein schmaler Streifen bilde». Muschelkalk, Sand und abgestorbene Pjlanzcnrelle lageru Uch auseinander und bilden eine feste un» stanühaltende Masse Bei den bestehenden Dämmen, jo beim Hindenburgdamm nach Sylt, hat man ja die Erfahrung ge- macht, dast fick, an den Deichanlagen selbst fortgesetzt neues Lank» aus dem Schlick und Saud des Meeres bildet. Allerdings ist das ein recht langwieriger Prozest. Man rechnet damit, dast de, Damm selbst erst nach etwa sechzig Jahren stehen würde. Wen, die Arbeiten also jetzt ansgejührt würden, so wäre unser« ktzene» ration wohl nicht mehr unter den Nutzniestern. Das Neuland, das hier gewonnen wurde, ist - sie schor» vorhandenen Inseln eingerechnet - ungefähr so grost wi« die Insel Rügen, hier wäre Gelegenheit zu grostzügige« Siedlung gegeben. Rinn lzat auch schon Berechnungen über di« mutmastlichen Kosten des Projctkes angejlellt. Und man er rechnet«, dast e,n Hektar Weideland ungefähr nur die Hälft« des Preises kosten würde den man jetzt für das Land in de« Gegend dort zahlt. Allerdings, es handelt sich um ein Anlage» kapital, das in die Millionen geht. Eine Kuriosität wäre noch zu erwähnen. Bekannt» lich ist die Insel Föhr durch ihr Seebad Wyk berühmt. Würde aber der Damm hier von Ann um nach Hooge gelegt, so würde din ganze Insel Föhr mit einmal Binnenland sein Da» Bad Wyk. auf Slrandbetrieb und Fremdenvertehi eingerichtet, wäre rund zwanzig Kilometer von der See entjernt und damit seiner eigentlichen Lebensgnelle des Meeres beraubt. Aber bis zur Vollendung des Planes geben noch Jahrzehnte ins Land, so dost die'« Sorge wob! noch nicht die dringlichste ist. Auch andere Badeort« würden durch die Ausführung des Pro jektes in Mitleidenschaft gezogen, so Dagebüll an der West küste Schleswig Holsteins und Wittd üu aus Amrum. Bel diesem Ort wären die Schwiengteiten atlerdings nicht unüber windlich. da der geplante Damm i» unmittelbarer Nähe des Strandes vorbeisühreu wurde, so dast man alio zur 'Not oi« Slrandanlagen etwas nach Westen verlegen könnte Porlaunz aber ist es noch nicht so weit. Ein weiterer Plan, groste Länseistrecken au. dem Meer M gewinnen, ist für Sie ll n l e r w e s e r oatsgearbeiiel worden Untersuchung'» und B -eibnuno'» h>i, San ---"'-e hier eine danlbare und Erfolg versprechende Aufgabe gegeben ist. V reril werden nur vor den Domänen Sckiönort, Halbemond, Pompdamm und Lieiberbof B> hnenanlagen ausgefnbrt. Da» mit wäre die Grundlage jur ipälere grostzügigcre Land« zewinniingsarbeiieit geschaffen gleichzeitig aber auch «in Schutz wall gegen die gerade hier sehr start angreiiende Meeres« Itiomnng eirichtei Die Summen, die für di-Ne Anlagen aus gegeben werden, verzinsen sich reichlich dadurch dast nach Fertig stellung des Neulandes die hoben klnterkaltung.-tosten rür d!« tlserstrecken uregsallen. bl zchen wieder zunichte machen. Darum kommt es daraus an. das Land nun auch endgültig vor den Wassern zu schützen. Im all gemeinen wartet man, bis «s ein« Höh« von etwa dreiszig bis lünfzig Zentimetern über der gewöhnlichen Flut erreicht hat. Dann beginnen di« Eindeichungsarbeiten. Man must schon so lange warten, weil ja nach der Eindeichung das Absehen des Schlicks endgültig aushört. Je nach den örtlichen Verhältnissen wird inan das Vorland entweder mit einem Sommerdeich, der im Winter von den Fluten überspült wird, oder aber bei wert- »Meten Ländereien mit einem Winterdeich schützen. Das hängt natürlich auch von den finanziellen Tkerhältnisjen ab und davon, ob Sie Gröstc des neugewonnnenen Landes die grösteren Kosten eines Winlerdeiches, der alle Finten obhält, lohnt. Diese Arbeiten können nalurgemäst nur vom Staat unter nommen werden. Es handelt sich bei den Landgewinnungen inimer um Millioneuobjelle, die erst in Jahrzehnten den end gültigen Ersolg bringen. Ansterdem kommt es daraus au, dast Sie ga-nzen Arbeiten einheitlich aus weiten Wattslächen und langen Küstenstrecken technisch einwandfrei durchgeführt werden. Die Gewähr für die Planmästigteit der Durchsührung ist aber nur gegeben, wenn die Arbeiten in einer Hand liegen. Darum auch haben die Interessenten, denen früher die Anwachsrechte Nil der Küste gehörten, diese an den Staat abgetreten. Der Staat hat aber noch ein anderes Interesse an oen Plänen. Es wird hier Land gewonnen, das die landwirtschaftliche Er zeugnng wesentlich vermehrt, ein ernährungspolitiiches Mo ment, das direkt die Interessen des Staates berührt. Ansterdem miis die Möglichkeit weitgehender Siedlung geboten. Dazu kommt noch, dast die Anlagen, die der Landgewinnnng dienen die dahinter liegenden hochwertigen Ländereien vor den ver heerenden Fluten schützen. Da dem Staat der Küstenschutz ob liegt, spart er auch aus diese Art die Kosten dafür ein. Weiter u m der Zeit der Arbeitslosigkeit die Tatiache non ni-bl u unterschätzender Brvenrung, daß hier die Möglichkeit zur Be schäftigung zahlreicher Arbeiter geboten ist. In diesem Zusammenhang mag noch sic Kost en frage interessieren. Die vom preustischen Staat gewonnenen vände- rcum, insgesamt ungefähr >öt>0 Hektar, lasteten rund lttltn M. pro Hektar. Rechnet man einen durchschnittlichen Pachlenrag von .'»> Mart für das Hektar, jo käme das einer Verzininng van sr.z Prozent gleich Es must aber dabei erwähnt werden, aast sich die Arbeiten in Znkunst nicht so teuer stellen wie es hier im Durchschnitt zugrundrgelegt ist. Bei den Berechnungen, sie zu Sem Ergebnis von IllllO Mart pro Hektar führten sind auh alte Sie Auslagen einbegriffen die der Staat Halle, als man nach Krieg rind Inflationszeit wieder an die Landgrwiunnngs- arbeile» hcranging. Es wurde oben schon erwähnt, dast damals weite Strecken der angelegten Ländereien durch mangelnde Instandhaltung wieder vernichtet waren Mau mustte mancher Dem liebel sn die Mirrel! /^n!ieit8k65»cklkskun^ durcti I.anlio^kuttur unc< 8iLliIun^ v.„> i><>„,änc„r.,i -z »reu,. l,n>,»«,u Deutschland war früher Agrarftaat Im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts erjolgte die ungesunde Ueberiiibrung zum heute vorherrschenden Industriestaat. Das Verhältnis von Stadt- und Landbevölkerung hat sich in den letzten »t> Jahren völlig umgekehrt. Ib7ö wohnten noch zwei Drittel der Bevöl lerung in Landgemeinden. In den Jahren der industriellen Enwicklung ist der ganze Bevölterungszuwachs den Städten zu gute gekommen. 1871 war jeder zwanzigste, ln,'."> jeder vierte ein Groststädter Jene Entwicklung zeigt jetzt die Kehrseite: die graste A r b e i I s l o s i g l c i l. Dieser Zustand, der durch die WeUwinsthastslrise talaslio phale Formen angenommen hat, ist leiser tein vorüber gehender, sondern ein dauernder. Denn auh nach Wiedereintritt einer geordneten Weltwirtschaft ist mit einer Wiederbejchästigung aller Industriearbeiter infolge der Rationalisierung im Inland und der industriellen Entwicklung im Ausland, leider nicht zu rechnen. Es must angenommen werden, dast einige Millionen Arbeiter dauernd erwerbslos bleiben. Politik und Wirtschaft müssen bei alten tnnjiigen Mast- nahmen von dieser Tatsache ausgehen. Es fragt sich nun. ob di»:- liebel der Arbeitslosigkeit im Lause einer absehbaren Zukunft beseitigt werden kann. Diese Frage ist zu bejahen. Die deutsche Bevölkerung kann an Nah rungsmitteln und Jndustrieeizeugnissen im Inland befriedigt werden Die fehlenden Rohmaterialien lassen sich durch Aus- inhr solcher Jndustrieerzeugnifje, auf die das Ausland ange wiesen ist, hereinschassen. Die Entwicklung kann in gewissen Zeitabschnitten dahin treiben, dast nur die Völler lebendige Selbständigteiten bleiben, die iich selbst ernähren und im Ausgleich zwischen industriellen und landwirtschaftlich» Produllen leben. Bei alten künftigen Mastuahmen sollte dieses Ziel immer var Augen schweben. Die gewaltige Ausgabe, die in Deutschland zu lösen ist. besteht also darin, jetzt noch siir einige Millionen Meujckw» Lebensezisteuzen aus dem Lande zu schaffen. „Die Volksernäh- rung ist in erster Linie eine Frage der aus dem Lande im Ver gleich zur Gesamtbevölkeruvg zur Verjiignng stehenden Arbeits kräfte. Deutschland kann leicht lOti Millionen üppig ernähren, wenn davon 70 Millionen auf dem Lande wohnen, es kann aber >0 Millionen — ohne Hilse des Auslandes nur höchst küm merlich ernähren, wenn von dielen nur 17 ans dem Laude woh nen" lAereboef. Es must also alles daran geiein werden, einen givgeu Teil dei Städte, zum Land zurück znsübreu Das la gei,bellen mit Hilse der I^andeskuitur und 8i«diunz; J>b bars hier varansstlncken. das, dei Grundbesitz insgei ml ein Jui-reiie daran baben mag. da» die gestellie Aulgabe baldigst gelöst wird. D e n n d a, w o d I e I u d lt st > i e z u m Eilte- g e n g e k o m m en i st, findet der G ru d nnd H a u s - E i g e n I ii m er die W ohIfabitsl a st e n ans iei n e in S l e u erzetI e I. Jedem llai denleuden Grundeigentümer kann es daher nickit schwer werden, sich von ieiner bi-berigen etwaigen Einstellung gegen die Siedlung frei zu machen Lattdeslnltur und Siedlung must die Pa i sie de» Zu« kunst sein. Jnbezng aus Landestullui. Bodenmeliorauanen wie Ent- und Bewüsiernng und Dränage van Glundsrücken, Oedlandtullttien ete. ist in Deutschland schau viel gcicheben Es bleibt aber noch v-el mehr zu tun übrig Pan mangebenden Pvlkswirtjchajtlern wurde wiederholt uachgewiesen, dast lede Mehrbeschäsligung bei dei landwirlschastlickun Piodnttions- steigerung eiue ungeahnte Auswirtung ans Jnduilrie und E>e- weibe hat. Die Auffassung dast Mehrproduktion Preisdruck zur Folge hat, ist solange falsch, wie wir für Milliarden Lebens wille! von Ländern (Kanada, Vereinigte Staaten Argentinien» einfsihren. mit denen wii eiue passive Handelsbilanz haben. Die Mehrproduktion und damit verbunden die Belebung der Wirlirhail iit das beste Mittel, um die Kauf! rast zu heben, woiauj es in erster Linie anlomnit Leidei lammen >n Deutschland alle Masznahmen, die hieiaui loszielen, zu lang jam vorwärts. Podenmeliaratiouen und Siedlungen »heiter» nicht immer an siuanzieiten Schwierigkeiten Häusig ist an dem Scheitern schuld der schwerfällige Verwaltungsappaiat, dei um ständliche Jnslauzenzug. das viele 'Nebeneinander und Gegen- einandet Arbeiten. In anderen Luuderu ist das nicht so buhen wir nur nach Holland, jo sehen wir die Gegensätze. Zutreffend werden Sie» in ero-m .geiicbercchl über holländische Siedlun gen durch den Osnabrücker Regier»»!,spräsideuieu ge'chi-derl, ivie einfach sich dort das ganze Verfahren der Siedlung und Kultivierung abjpiell (Köln. Z Nr. >E't vom l.'» II. !>>>. Der Berichterstatter schliesst seine intercfianlen Anführungen wie folgt: „Nach kurzer Fakrl führte »ns der Weg wieder zur