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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.02.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140226020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914022602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914022602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-26
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Aden- - Ausgabe kür »«pug !>»» vorvn« »urch onfer« krOa« V »Auv s»r «I s T » uo» Speoiteur» »mal tügu» la» yau» aebra»tr m»aotU<k > LS M., oieereUSdrltch A.7S M Sei »er «ekk<iN»fteU», unser» Film!»» oa» Nu»god«N»U«n ad,»d»U: monatlick, IM. »lrrteliahrli»»M. vurch »te p»ft- iuaeehald veutschian»» un» »er Seutfchea Kolonien «»aalUch »4» M., vierleliShrll» 4.S» M.. auolchlleAU» posidestellgel». va»L* *tpzwer4as«diaN »rscheln« Werktag» »mal, Sona- u. Zel«rtag»lmal. Au Leipzig, »ea Nachbarort«» un» »en Orten ml« elaeneu ZUlolen wir» Ate sldeaoauogad« noch am stdenü üe» Erfchelnen» lir» hau» geliefert, »eriiaer keüakttoa: Anden Zelten »7. Zernfprech-NnschluZ: Moadl» Nr.4»7. /trrrtsblcrtt des Rates und des pokzeüuntes der Stadt Leipzig «»SaMou unü »«schüft»stelle: Aohannl»gass« Nr.«. a Zernsprech.staschloh Nr. 14»«, 14443 an» 14»»4. ISS. Jahrgang für Anserat« au» »elp>>g unü Umaediinn »i« /»liAklAetißArklsu. tspaltlg«p«tlt,»il»r-pf. e,c n»klam«i» i?i m., »00 ou»wort» 30 Pf., Neklamea I.rs m., Klein» ftnzrigcn »lepetit'-ile nur r»pf.d.wl«»«rh»l.Nab ,Anserot« »o«Sel>or»rn lm amtlichenüeil »>c z«U» »opf. »eschüftaanzelgen mlt piayoorschrif« >m vretse erhöht. Nae'.t. nach Karls. 0»llag«ui chrlamtaufl.»M.»a»Kaus«aSau»schl.Post,cdül>r. Nn,eigen-Nana km«: 1»hannl»gaste», del sämtlichen sillalen »«» Leipziger Lageblatt«» un» alle« stnn»n«rn-<»pr»lt>onra Se» An» «n» Noel n»e». »»schüft»st«U« für Verlin u. »l« pr. SranS endurg virektion Walter Zliegel, SerUa w. 1», Morgarethenstrast« ». Zrrnsprech.stnschlust: Lühow »»7>. Nr. 104 vonnersiag. üe» 2ö. Fedrusr. >914. Vas wichtigste. * Der Deutsche Busch soll von den mexi kanischen Rebellen erschossen worden sein. (S. Ausland.) * In einem ausserordentlichen Mi ni st er rate hielt der Zar über die künf tige russische Politik eine bedeutsame Rede. (S. Ausland.) * ZnSPanicn ist es wegen der Einfüh rung neuer städlischer Steuern zu Un ruhe» gekommen. (L. Ausland.) * Die s e r b is ch - tü r t is ch e n Diffe renzen sind noch immer nicht beigelegt. (S. Pol. Nebers.) * Am Donnerstag mittag ereignete sich eine furchtbare Explosion in der Fabrik der Aktiengesellschaft für Anilinsabrikation in Rum, melsburg. sS. Letzt« Dep.) Äer ravlt Sie Kosten? H Zn der „Deutschen Industrie" beschäftigt sich der Syndikus des Bundes der Industriellen Dr. R. Schneider mit der Tagung des Bundes der Land wirte und der politischen Grundrichtung, die im Zirkus Busch kürzlich von neuem zum Vorschein kam. Mit Recht macht er darauf aufmerksam, daß das Schlagwort von dem „Schutz der Autorität" worunter sich so viele Leute etwas Gutes uird Zeitgemäßes vorstellen, im Sinne der Führer des Bundes der Landwirte nicht bloß ein Stimmungsausdruck 'st, sondern ein« Losung, dl« zur Durchführung einer zielgerechten Poli» tik dienen soll. Das geht auch das „Kartell der schaffenden Stände" an, über das einer seiner Ur heber, Bürgermeister Eberle- Nassen, so warm ge sprochen hat. Denn wenn die Mittelstandsvereini gung stets versichern ließ, daß sie nicht daran denke, sich für politische Zwecke einfangen zu lassen, weder vom Bunde der Landwirte noch von irgend einer Partei, so wird doch wohl der Tag kommen, wo sie zu entscheiden haben wird, ob sie mit dem Bunde der Landwirte durchhalten will oder nicht. Oder ist noch ein Zweifel, daß der Landwirtebund auf be stimmte politische Ziele hindrängt, daß er ein Arbeits willigenschutzgesetz verlangt, das so, wie er es wünscht, ohne die Aufhebung des Koalitionsrechtes kaum denkbar ist, daß er ein neues Ausnahmegesetz geaen die Sozialdemokratie geschaffen wissen will, und daß er die Folgen einer jahrelang dauernden Krisis in den Kauf zu nehmen entschlossen ist? Wer aber zählt die Kosten? Dr. Schneider schreibt: „Der Bund der Landwirte, der wahrhaftig während seiner Kampsjahrc gegen die Laprivischen Handelsverträge an gar manchen Autoritäten ge rüttelt hat, bietet sich jetzt an als ein zuverlässiger Beschützer der Autorität. Der Zirkus Busch war voll von diesem Kampfruf für die Autorität mit immer wiederholten Reichstagsauflösungen, mit Konflikts stimmung und, wenn es sein muß. mit Straßenkampf! Bitte, macht mit uns Ausnahmegesetze, Umsturz gesetze, wir Agrarier sind treue Bundesgenossen! Und wenn wir Agrarier die nächsten Jahre zu Konflikts jahren, zu Jahren innerer Krisen machen können, dann machen wir auch deutsche Handelspolitik in unserm Sinne, dann halten wir nicht nur Getreide zölle und Fleischzölle fest, sondern auch Einfuhrscheine und Futtermittelzölle, und dann bringe,, wir auch den lückenlosen Zolltarif durch! Mit Hilfe der In dustrie. die dann bezahlen muß für den agrarischen Schutz der Autorität! Soweit es sich um den gebotenen und notwendigen Schutz der Arbeitswilligen gegen Terrorismus han delt, kann sich jetzt die Industrie einig wißen auch mit einem großen Teil der Arbeiterschaft. Mit vielen Mühen ist es in den letzten Jahren gelungen, eine nationale Arbeiterbewegung heran wachsen zu lassen. In den We rkvereinen der verschiedenen Richtungen haben sich Zehntausende von Arbeitern zusammengeschlossen, die ebenfalls den Terrorismus der sozial demokratischen Gewerkschaften abschütteln wollen. Alles was hier Gutes erreicht worden ist, wird zer stört oder doch aufs äußerste gefährdet, wenn unsere Gesetzgebung über den Schutz gegen Terrorismus hinaus getrieben wird zu irgendwelchen Ausnahme gesetzen, zu Verletzungen des Koalitionsrechtes. Der Sozialdemokratie, die jetzt arg von den Erscheinun gen des Alters, der Müdigkeit und Langeweile ge plagt wird, würde frisches Leben, Ströme revolutio närer, elektrisierender Begeisterung zugeführt, wenn unter Oldenburg-Januschaus Führung in schweren Konfliktsjahren der Kampf für die Autorität im Sinne des Bundes der Landwirte begänne. Die Industrie würde die Kosten zah len müssen mit schweren inneren Kämpfen, mit der Zertrümmerung der nationalen Arbeiter bewegung. und am Ende mit dem, was der lückenlose Zolltarif an vermehrter Teuerung und handels politischen Schwierigkeiten brächte. Die Industrie würde obendrein bezahlen müssen mit dauernder politischer Einflußlosigkeit." Ueber all das sollten die Leute, die es zwar ab lehnen, mit dem Bunde der Landwirte gemeinsame Politik zu machen, ihm aber doch so im allge meinen zustimmen, etwas nachdenken. Insbeson dere hat der gewerbliche Mittelstand allen Grund, sich darüber klar zu werden, was eine Unterbrechung unserer wirtschaftlichen Entwicklung durch ein Jahr zehnt schwerer innerer politischer Kämpfe für ihn bedeuten würde. Dem Bunde der Landwirte eines Tages saaen: Wir wollen zwar nack wie vor gute Freunde fein, aber deine Kampfpolitik können wir nicht mitmachen — das hiesig doch allzu harmlos denken. Es ist schon so: Wer den Bund der Land wirte in der Ausfassung bestärkt. daß seine Politik eins gute Sache ist, der kann sich im kritischen Augen blick nrcht zurückstehen: er trägt sein Teil an der Ver antwortung für das, was kommt, einerlei, ob er schieben half oder sich schieben ließ. k>oMisetie UeberlieM konfervative Werbeversuche in Leipzig. zu Leipzig Anzahl unserer versandt. jwortn Es wird uns geschrieben: Der Vorstand des K o n- servativen Vereins hat an eine große Mitbürger ein Schreiben zum Beitritt aufge'ordert wird. Das Schreiben ge langte — und das ist immerhin neu und etwas selt sam — auch an führende Mitglieder anderer Par- teien. Auch sie sind nunmehr imstande, sich der eigens beigeleaten Postkarte zu bedienen und^o auf denkbar enuache Weise hinüberzuwechieln. Ob das viele tun der Fischzug gelingt zum Konservativen Verein werden? Wir zweifeln, ob Dazu bietet das Schreiben denn doch zu wenig. Es ist nicht Zweck dieser Zeilen, den Gegensatz zwilchen liberaler und konservativer Staatsam- fassung — nicht »Weltanschauung", wie übertreibend gesagt wird, — noch weiter zu vertiefen und zu ver schärfen. Ohne das Widerspiel liberaler und konservativer, vorwärts drängender und aufhaltender Kräfte, gibt es keinen gesunden Staatstörper. Diese Gegen ätze zu verfechten, ist vor allem dre Ausgabe der Wahl zeiten. Auch hier wäre eine bloße „Sammlungs politik" — von Fällen nationaler Rot natürlich ab gesehen — unheilvoll Gegensätze müssen eben aus getragen werden. Eine Verkleiiterung hilft nur für den Tag, ist also vom Uebel. In unserem Leipzig liegen die Verhältnisse eigen artig. Einer energischeren Betonung des liberalen Gedankens ist es gelungen, das der Sozialdemokratie verfallene Reichstagsmandat wieder zu erovern. Hätte man im Jahr 1912 wiederum vereint ge schlagen, wie in dem wohl allen Beteiligten unver geßlichen Winter 1996 zu 1997, so würde es wiederum gelungen sein, gleich im ersten Wahlgange zu siegen. Daß die rechtsstehenden Wähler mindestens in der Stichwahl für den Liberalen eintraten, war selbst verständlich. Unmöglich können z. B. die Angehörigen r es Reichsverbandes ur Bekämpfung der Sozial demokratie als Männer von Eure auch nur einen Augenblick geschwankt haben. Man täte ihnen bitter Unrecht, wenn man daran zweifeln wollte. Leipzig wird immer in der Verteidigungs stellung gegen die äußerste Linke stehen. Es muß ferner verwirrend wirken, wenn die „Parlamentsherrschaft" der Sorialdemokratie und des Zentrums, „als der beiden stärlsten Parteien, dazu Elsässer, Polen und Dänen", an die Wand ge- malt wird Dies von konservativer Seite, obwohl man 1909 Arm in Arm mit dem Zentrum den Bülowblock zertrümmerte und erst zufolge der Wahlen 19l2 das unnatürliche Bündnis widerwillig löste! Rechnet man etwa — sehr zu Unrecht! — mit der politischen Gleichgültigkeit und Vergeßlichkeit der Bürger Leipzigs? Aber noch schlimmer: man sollte überhaupt in einer Stadt wie Leipzig nicht aboegnffene Schlaoworte wie „Parlamentsherrschaft" und „anstürmende Demokratie" vnnütziglich im Munde führen, am allermeisten aber sollte man „treues Fest halten an unterer monarchischen Verfassung, an dem bundesstaatlichen Charakter des Reichs und an einer christllch - sittlichen Weltanschauung", sozusagen als Alleinbesitz der konservativen Partei und ihrer Vereine in Anspruch nehmen und sie mittels einer Art von avi^ »>« l eteue anderen absprechen. Wen man unter diesen „anderen" meint, ist klar. Die Ausrede, daß nur die Sozialdemokratie getroffen werden sollte, wäre schlecht, da es leicht gewesen wäre, unzweideutig zu reden. Solches Spielen mit ernsten Begriffen ist kaum zu verant worten. Wir lasen jüngst die guten Worte: Es gibt keine Agitation, die sich im vaterländischen Interesse schwerer versündigt, als diejenige, die einem aus vaterländischem Boden stehenden Manne nationale Gesinnung — wofu die monarchische gebört — und das religiös-sittliche Empfinden abspricht. Noch dazu vor der Front eines gemeinsamen, mächtigen Gegners! Daher die Bitte: Mehr Haltung, mehr Verantwort lichkeitsgefühl. Wir sind überzeugt, im Sinne vieler, auch Andersdenkender zu sprechen. Eine Nie-erlage Eaillaux'. In Regierungskreisen wird versichert, wie aus Paris gemeldet wird, daß das Ministerium durch die Ablehnung des Zusatzantragcs Per- chot keineswegs entmutigt sei. Ein Be richterstatter erfährt, Finanzminister Caillaux habe geäußert, daß er das Abstimmungsergeb- nis als einen Erfolg auffasse, denn es sei sicher, daß die Regierung, falls sie die Vertrauens frage gestellt hätte, die Mehrheit erlangt hätte. Ministerpräsident Doumergue und Finanz minister Caillaur hätten nach der Senatssitzung ihren Anhängern erklärt, daß sie beabsichtigen, dem Finanzgcsctz, das demnächst in der Kammer zur Beratung kommen werde, die Einkommen steuer einzuverleibcn. Jedenfalls hat die Ablehnung des ersten Teiles des Antrages Perchot im Senat eine lebhafte Bewegung hervor gerufen. In konservativen und gemäßigt republikanischen Kreisen herrscht Befrie digung. Dies« Kreise geben sich der Hoffnung hin, daß die Lage des Ministeriums, obgleich es die Ver- rrauensfrage nicht gestellt habe, durch die Ablehnung des ersten Teiles des Antrages Perchot erschwert sei und daß die Abstimmung im Senat eine Rückwirkung auf die morgen in der Kammer stattfindende Jnter- pellationsdebatte über die Finanzpolitik der Regie rung haben werde. Der „Radical", das Blatt der Regierung und der geeinigten Radikalen, schreibt: Es wird Sache unserer Freunde in der Kammer sein, mit Nachdruck zu bekunden, daß sie der von ihnen ver sprochenen Steuerreform treugeblieben sind. Sie werden den sechs Senats stimmen gegenüber, mit denen der Zusatzantrag Perchot ab gelehnt wurde, die überwältigende Mehr, heit in die Wagschale werfen, die sich im Palais Bourbon für die Einkommensteuer aus gesprochen hat. Dann wird auch der republikanische Senat, wenn er seine bisherige große Rolle nicht aufgeben will, sich nicht weigern können, der Demo kratie die von ihr geforderte Genugtuung zu ge währen. Die konservativen und gemäßigt-republika- Gaston La Touche. Wer ein Gefühl hat für die Süße des Daseins unü für die leise Melancholie, die um alle schönen Dinge schwebt, der wird solche Bilder nicht wieder vergeßen können. Man denkt an sie zurück wie an einen Abend, den man auf irgendeiner Tcraßc vcr- brachte, während man umrauscht war von den Klängen des Orchesters und alles Allzunahc rings umher noch mehr verwischt ward. Dieser Künstler zählt nicht zu den Großen, die wie Monumente die Richtung zukünftiger Gene rationen bestimmen, der Kunsthistoriker wird die mannigfaltigsten Stilelemente bei ihm aufwcisen — und doch ist er ein Einzigartiger, mit dessen Namen neue Gefühle. Stimmungsnuancen sich verbinden, deren Duft und Weichheit das Herz betört wie Früh lingsrüfte. Mag er zu deuten sein aus der Kunst eines Watteau, aus der Zeit des Rokoko und seiner graziösen Maler, dem Rausch und Gepränge der alten Hefte, das was ihn groß macht, ist nicht der historische Stoff, d»ie Uebcrnahme vergangener malerischer Errungenschaften, sondern: daß der Geist jener lange verklungenen Zeiten in ihm aufs neue erwacht, wie er mit der Atmosphäre des gegenwärtigen Daseins sich verwebt, wie die Figuren zur Zeit der beiden Ludwige gleichsam das Kostüm gewechselt haben, und dasselbe Spiel sich weiterschlingt, derselbe Faschingstaumel die Leiber erfaßt, das lcichtbewcate Blut pochend durch die Glieder jagt, das Lebensgefühl aufschäumen läßt, und der Becher der kurzen Stunden wird ausgetrunken bis auf den Grund. Das Frankreich von heute hat er abgeschildert, doch so wie es der Dichter liebt, er hat alle Ouali- täten französischen Geistes, er malt die schöne Ober fläche. die prächtigen Szenerien, er wird zum Deko- rateur, der mit launigem Pinsel das sorglose Leben in den Schlößern verherrlicht, die Fülle und Ucppig- keit des eleganten Lebens ist mit einer Delikateste auf die Fläche gezaubert, die nur einem Franzosen zu Gebote steht. Ja die Feste bat er gepriesen, die Feste mit ihren Farben, ihrem Lichtcrglanz, der eine lange Reihe eintönig fließender Tayc vergeßen macht, den jubelnden Frohsinn, der sich in allen Gesten der Menschen, in dem Flimmern der Geräte tausendfach variiert, wo alle ein Gefühl befreiten Ueberschwanges zusammenschließt, wo alles zusammen- klingt zu einer großen Sinfonie der Freunde, von Licht und Farben, wo alles wogt und glitzert, flackert und sprüht — wer von den Heutigen hat dies vitale Gefühl, diesen lachenden Frohsinn so nachzudichten gewußt? — Seht, wie die Scharen sich verlieren in den wundervollen alten Parken mit ihren Götter bildern. ihren Teichen, wie die Fontänen steigen, wie die breite Flut aus dem Schlund der Delphine geworfen wird, wie die Kaskaden niederrauschen, wie das Wasser spiegelt, wie das wcichflockigc Ge fieder prachtvoller Schwäne schimmert in hellstem Sonnenschein, wie das alles beglückt und ruhig macht, wie man dieser Stimmung der Frühlingsvorinittage sich hingibt, wo nichts beengt, und man nur Blüten zweige und den tiefen Himmel über sich sicht. Oder weiße, zarte Frauenleiber, vom dichten Grün der Bäume geschützt, geben sich den schmeichelnden Fluten hin — auch da diese gaukelnde Causeric, ein Dasein, das von Eroten umflattert ist, Eleganz und Weichheit der Form, cs gibt ja eine dekorative Verklärung des Lebens, das all seine glücklichsten Seiten hervorkehrt, um den Beschauer zum Glauben an die Schönheit zu zwingen. — Ein solcher Maler mußte auch jenes ewig unausschöprlichc Thema, das Glück verschwiege nen Bcieinandcrseins in den Kreis seiner Dar stellung ziehen. Alle Banale oder Häßliche bleibt dahinten, jede Situation wird bezaubernd und schön: denn die Poesie, die in einer Hingebung, einem An schmiegen. Sichnmfastcn zweier Körper liegt, oder wenn sie die überwölbten Gänge im Park durch schreiten, deren Gefübl sich weitet zum Naturgcfühl, das ist es, was der Romantiker vor allem schildern muß: oder auch die Intimität eines abendlich ge dämpftes Raumes, wo man sich im traulichen Bei- sammensikcn Baudelairescher Verse erinnern wird, deren schwerer, betäubender Duft manchmal bei La Touche zu spüren ist. obne indes an das Dämonische zu streifen. — And doch liegt ein Hauch von Schwer mut. von Vergänglichkeit in dieser Kunst, diesem Be reich herrlicher Impressionen, die das Ange des Malers der flüchtigen Gegenwart entreißt, dieser Bilder, die Zeuanis neben von Momenten eines jäh aufblitzenden Glücksgesühls über alle Pracht, die sich dem Blick und Herzen entgegcndrängt. Doch wird es immer Frühling bleiben, verändert sich nicht alles unmerklich, leise, stetig, gilbt nicht das Laub der Akazien und harrt schon des Windstoßes, der die goldenen Flocken auf den Boden streut? Bald wer den die Alleen düster und kalt, die Hcckengängc, die Nischen werden verlaßen sein, niemand wird sich der sorglosen Spiele erinnern, die hier einen bunten Reigen schlangen. Kühl und schauernd stehn die bemoosten Statuen, die schon Jahrhunderte über dauert, die langsam bröckeln und einst zusammen brechen werden. Doch wer wollte nicht dem Meister dankbar sein, der auch im Vergehen, im Blätterfallen, im Sterben der Natur, die ihre Masken wechselt, eine verborgene Schönheit und ein stilles Glück uns sichtbar zu machen weiß, das nicht nur iin Gedenken an Tage der Vergangenheit, sondern in einem Eins gefühl mit allem Sein besteht, zu dessen Wesen das Leben ebenso gehört wie das Vergehen. Wer ein Gefühl hat für die Süße des Daseins und für die leise Traurigkeit, die um alle, schöne Dinge schwebt, der wird diesen Meister nicht wieder vergeßen. Oskar Beyer. Kunst un- Wissenschaft. * Das !>l. Leipziger Bachsejt. Die Konzerte l4. bis 6. Juni) werden aus zwei Chorkonzerten, einem Orchesterkonzert, einer Kammer musik und einer M 0 tette (n-enpp'llo-Ge'ünqe) be netzen. * Universitätsprofessor Dr. W. Ed. Biermann «Leipzig, Wiesenstraße 3K) bittet, mit einer Arbeit über Wilhelm Roscher, den bekannten Alt meister der historischen Nationalölonomie beschäftigt, alle, die sich im Besitze von Briefen an oder von Wilhelm Roscher befinden oder über seine Persönlich keit auf Grund eigener Bekanntschaft etwas wißen, um gütige Mitteilung. * Aus der Theaterchronit. Im Deutschen Theater in Hannover hatte gestern die Ur aufführung des drciaktigen Schauspiels „Peter Schlemi bl" von Hans L'Arronge einen ehr lichen Erfolg, der sich in zahlreichen Hervorrufen des Verfassers äußerte. * Direktionswechsel am Hildesheimer Stadt theater. Herr Rat Lange tritt mit Schluß dieser Spielzeit von der Leitung des Hildesheimer Stadtttzcaters iurück. und William Büller, der So>'n des bekannten Komikers, der dort seit einigen Jahren O'oerregisieur und stellver tretender Direktor war. ist einstimmig zu seinem Nachfolger ernannt worden. * Emilie Frick vom Hofttzeaier inWiesbadcn wurde zur Mitwirkung an den diesjährigen Fest spielen in Banreuttz einoeladen. Die Künstlerin wird die Partien der Freia s„Rheingold"), der dritten Norne .Götterdämmerung") und das erste Solo-Blumenmädchen im „Parstfal" singen. * Earl William Büller wurde vom Fürst von Schaumburg-Lippe anläßlich seines Geburt». tages zum Gastspiel als „Stries e" in „Der Raub der Sabinerinnen" eingeiaden, und der Fürst über reichte ihm bei dieser Gelegenheit den Orden jür Kunst und Wissenschaft I. Klasse. * Deutsche Werkbund-Ausstellung Köln 1914. Für Ausstattung eines Sammlungsümmers eines Kunst freundes im Hause „Bremen-Oldenburg" bewilligten die Großherzoqliche Staatsregierung und Landtag den seitens des tziengen Architekten Math. Wallenfang beantragten Zuschuß in Höhe von -'ZOO > * E«n neuer Fall eures Straußenmagens. Al^ eine der merkwürdigsten Verirrungen der Natur findci sich zuweilen bei den Menschen eine krankhafte sucht, allerhand Gegenstände zu verschlucken die auch nicht annähernd als Nahrungsmittel in Frage kommen iönnen. Zuweilen verbindet sich damit eine erstaun liche Fähigkeit des Magen;, solche Gegenstände zurück zuhaltcn, ohne daß erh »buche Beschwerden entstehen, wlange nicht eine allzu stark« A.hcrlastung^ cintliit. In diesem Fall spricht man von einem Straußen magen. da der Vogel Strauß besonders dazu bciähigt ist. sich all.rhand unveid.iuliche Gegenstände ohne Schaden einzuverleiben. In der Regel aber kommr cs zu sehr erheblichen Unzuträglichkeiten und zu einer wniliwcn Lebensgefahr. Ein sonderbare-- Beifp el hat Dr. Wilder im Journal der amerikanisch.» medi ziilischen Vereinigung b.schrieben. Ein Zimmermann, der im Alter von 41 Jahren in ein Kranke, Haus ein geliefert wurde, gab zu. sich chon vom 16. Lebensjahr an zur Belustizung seiner Freunde mit dem Ver schlucken von Münzen abgegeben zu haben, wobei e: aber zunächst vorsichtig verzuhr, um die Fremdkörper wieder zutage zu fördern. Erst nach etwa 20 Jahren setzt- er das Gcichä.t in ernsthafterer Weise fort, in dem er statt der Münzen Nägel wählte und sich bei deren Vcr chlucken für Geld e.en ließ. Nun nahmen sein« Künste eine reißende Entwicklung. D«^ Mann ..verzehrte" Messer, gan e Zigarren, vier Fuß lang' Hundetetten. Schmuckhalsbändkr und vergleich n Meist gelang cs ihm, die Gegenstände wieder heraus -.»dringen, aber leit 1 oder .'> Jatzren fehlen icharie Schmerzen im Unterleib ein. die sich immer mehr ver schlimmerten, so daß eine ärztliche Behandlung nicht länger aufgcfchoben werden konnte. Auf Grund de- ausführlichen Geständnisses wurde selbstverständlich gleich zur Operation geschritten, und cs fand sich eine kleine Durchbohrung des Magens, aus der gerade eine Nagelspitze hcrausluate. Drei« wurde dann künftlicb erweitert, und es kamen dabei 2 Schlüße!, etwa 160 Nägel und Drahtstückc rum Vorschein, die sich in einer taschenartigen Erweiterung des Magens ab- geseht hatten. Nach ihrer Herausnahme erfolgte eine vollständige Heilung in kurzer Zeit.
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