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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140227019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914022701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914022701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-27
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Nr. los. Morgen-Kusgave. vcue 7 Freitag, 27. Februar lsn Leipziger Tagedtar». ft für nen, iert. 2 rg kl. rM. Kunst unct wissensebuft WNISUM iultzk) kSnze. nittag ie der 1 ver- irteilt. ekel rund Sm erst, finden Aktion: »wir zrund« lehrt iistdent von ichel. »ch der ebeifo Die itzcr' ! r des >n in n»»rt. r Uhr -Tstn- neue Etage Seifen :sterne ch ge eiltem n Ge- euer r nom ngliick t und i vor ) aus Nacht acht druck)' cden. nisten dem- einer Mär,, schmip. >n der früh rthen- licher- nken en in bei - Aus : ver. ch in rineni und 'inem dem ' ge. ider» ^na chdem aßten Der chen Uten. Ehe. ! alte open- »los dem nden. und hdem r das den bten" »eits- kliche lSedankendichtung, der tisfft« Seelenaüal schildert; nur einmal wohl auf kurze Zeit unterbrochen durch den Gedanken an die Möglichkeit de« Tvoges, dann aber nm so tiefer und unrettbar zurücksinkend im das Gefühl der Hilflosigkeit und allmählich verstummen den Resignation. Lugen Se^nitr. abend, niesten I Bar- vohl tischen Herr seine mann, ?gnng. . Ein lüch- erche der Rätsel Lösung zu betrachten. Mit ihrem Verzicht auf eine „weitere" Erkenntnis ver leugnet sie ihr eigenes Grundprinzip, die „Ent wicklung". Er zündete eine Zigarre an und schlenderte auf dem Teppich hin und her. Billig reisen! Billig reisen —! Ein höhnischer Zug legte sich um seinen Mund. Mit Stefanie billig reisen —? Er wußte, was das bedeutete. Kleider und Toiletten und Einkäufe hier und da. Und alles aus erster Quelle — rn den feinsten Geschäften! Und Schlafwagen und die flottesten Hotels — Nein, in diesem Jahr mußten sie sich alle Reisen aus dem Kopf schlagen. Ihre Mittel erlaubten es ihnen nicht — so wie das Geld ihnen jetzt durch die Finger lief. Er hatte ihr das schon oft gesagt — und es ihr erklärt, daß sie die Segel raffen müßten, wenn sie nicht zugrunde gehen wollten. Das Vermögen und die Einnahmen waren ja doch nicht ohne Grenzen — Aber Stefanie schien in diesem Punkt ganz unverständig zu sein. Sie ließ das Geld rollen, ohne darüber nachzudenken und ohne Rücksicht zu nehmen. Alle Rechnungen schickte sie an sein Bureau. Das war so einfach. — Er wurde förmlich ärgerlich bei dem Ge danken und regte sich mehr und inehr dar über auf. Ja, allein schon, daß, wenn sie ausnahms weise einmal zu Hause waren, sie einander nichts zu sagen hatten, worüber sie reden konnten! E r arbeitete sich durch seine Abendzeitungen hindurch, und sie setzte sich an ihren Schreib tisch. So verging die Zeit, bis sic sich endlich in das große, herrliche Schlafzimmer mit der roten Lampe zurückzogen! Es hatte eine Zeit zu Anfang ihrer Ehe gegeben, wo er sich danach gesehnt hatte, in Frieden und Ruhe die Abende daheim zu ver bringen. Jetzt war das ganz anders geworden. Es war ihm fast eine Enttäuschung, wenn die Abende nicht auf die eine oder die andere Weise in Anspruch genommen oder besetzt waren — Gustav hemmte seine Schritte und blieb stehen und sah Stefanie an. G-rHstzMW t« der Abendausgabe) Neues Theater. Für die Wiederholungs-Vor stellungen des „Parstfal" find die Preise der Plätze für lll. Rang Stehplatz und Eeitenplatz auf 2 ermäßigt worden (statt 3 wie ursprünglich angesetzt). Auch werden die Plätze zum III. Rang bereits im Vorverkauf (gleich wie die anderen Platz gattungen) abgegeben und schriftliche Bestellungen darauf angenommen. — Gelegentlich der am Sonntag, den 1. März stattfindenden Aufführung von Wagners ^Lannhäuser", wird Herr Schroth erstmalig in der Titelpartie hier auftreten. Herr Schroth hat kürzlich an der Dresdner Hofoper ein Aushilfsgastspiel als Tannhäuser mit bestem Erfolg absolviert Zu der Besetzung des „Parsisal" ist noch mitzu- Nack dieser zufälligen Begegnung geschah es oft, daß Gustav Harald und Erla begegnete, wenn sie um zwei Uhr aus der Schule zurück kamen. Er pflegte sie ein langes Stück Weges zu begleiten und plauderte und erzählte. Und immer hatte er etwas Gute- für sie. Aber er erwähnte niemals ihre Mutier. 14. Es war an einem schwülen Frühlingsabend. Stefanie saß an ihrem Schreibtisch und schrieb an eine ihrer Freundinnen aus der Zeit, als sie im Ausland in Pension war. Gustav war in eine Zeitung vertieft. Die Tür zu der Veranda stand offen, und alle Fenster waren geöffnet. Ein matter Luft zug bewegte die Gardinen und trug einen feinen Duft aus dem Garten herein. In der bleichen, dämmerigen Nacht blitzte und zitterte hier und da ein Stern, und ein fernes Sausen tönte aus der Stadt, mit ihrem Verkehr und ihrem Leben. Stefanie saß in Gedanken versunken da. „Weißt du wohl noch, Gustav —" sie wandte sich nach ihm um — „g< Jahren waren wir in Genf Leipzig, 27. Februar. LVIII. Sewanb-auskonrert. Den Satz Anton Rubinstein», die fran-ösiiche Sprache sei eine un musikalische, widerlegte gestern abend Frau Tahier aufs glänzendste. Zunächst im Rezitativ, dann in der folgende« Arie aus Glucks „Alceste". Die Künstlerin deklamiert prachtvoll, modelliert förmlich jede ein zelne Silbe und erfüllt den uns heute vielleicht nur tonoentionell erscheinenden Text mit neuem Leben und reichem Gefühlsinhalt. Das gleich« gilt von der musikalischen Ausführung. Die wundervolle Stimme und das bedeutende gewngliche Können ermöguchen der Sängerin die Aussührung jeder auch noch so feinen Nuance wie die oft geradezu überraschende Tonentfaltung. Immer aber sicht alles im Zeichen gewähltester und treffendster Charakteristik. Wäre unsere Oper nach wenigen Fphygentenausführungen von weiteren Unternehmungen oetr. Glucks Opern nicht erschöpft zurückgewichen, so müßte es ein wahrer Genuß sein, Madame Cahier einmal als Alceste oder Orpheus zu scheu und zu hören. Aber lassen wir ab von solchen Utopien und danken wir der ausgezeich neten Sängerin noch für di« Wiedergabe von vier Brahmsschen Gesängen. Auch hier zeigte sich neben tadelloser sprachlicher Ausfeilung tiefes E.«gehen auf den dichterischen Gehalt und tonliche Schönheit in vollstem Umfange. Zufolge früher bereits getroffe ner Dispositionen waren die beifallsbereiten Hörer in der Lage, noch weitere Gefangsfpenden entgegen- zunchmen. Herrn Otto Wolfs T«nor ist ebenso sym pathisch wie umfangreich, tragfähig und biegsam. Zn einer Arie aus Mozarts „Cosi fan tutte" geriet alles wohl nach Regel und Vorschrift. Zn Liedern von Pfitzner und Richard Strauß (weshalb begleitet« sie Herr Max Wünsche am Klavier statt des Herrn Professor Nikisch?) aber kam des Künstlers Persön lichkeit erst recht zu überzeugender und erfrsulicher Erscheinung. Seinem Stimmcharakter entsprechend erfaßt der Künstler alles vom ausgesprochen lyrischen Standpunkte. Jeder Gesang ward durch ihn zu einem sehr fein und mit vieler Emstcht ausgeftihrten Stim mungsbild. Immer hielt fichHevr WoLf hinsichtlich de» Ausdrucks und seiner Variierung in gewißen Grenzen, so daß geboten«wfalls vieles wohl mit schöner, gewinnender Weichheit gegeben ward, dies« jedoch niemals in hyperlyvisch« llebertveibung und unküiistlerische Schlaffheit ausartet«. Neben Mendelssohns A-Moll-Sinfonie standen die Ouvertüren zu „Alceste" von Gluck und zu Byrons „Manfred" von Schumann auf dem Programm. Glucks Komposition (mit dem Weingartnerschein Kon- zertschluß) wirkte durch ergreifenden Ernst. Herr Professor Arthur Nikisch erfaßte dich« Ovchesterdichtung mit jener klassischem Ruhe, darin doch so vielfache, wennschon durchaus innerliche Bewegung ist, und er weckte damit von neuem die Ueberzeugung, daß dte Gluckverehrung keineswegs bloß als ein erstarrter musikalischer Kultus zu «achten sei. In starken Gegensatz zu diesem, man möchte sagen feierlichen Vorweltilängen, brachte der Dirigent Schumann» dir Grenzen -er Naturwissenschaft. Eine Erwiderung von W. Lindenblatt. Außerhalb der wissenschaftlichen Kämpfe um den Monismus mag in wenigen Zeilen hier eine von philosophischer oder naturwissenschaftlicher Theorie (oder Voreingenommenheit) möglichst freie Ueber- legung gegenüber dem „Bekenntnis" Haeckels Platz finden, die auf nichts weiter als aus zwingend scheinende Berstandesgründe Anspruch zu erheben sich erkühnt. Der große Fehler, den die Vertreter der „monisti schen Weltanschauung" machen, besteht darin, daß sie mit Haeckel dem naturwissenschaftlichen Gebäude (mit all seinen anerkannten Resultaten) nicht nur frisch und fröhlich schon heute das Dach aufsetzen jweil sie das Gebäude für fertig halten), sondern daß sie auch den von diesem Dach aus überschaubaren Horizont für un«rw«iterbar erklären. Ihnen genügt das so, und deshalb bedarf es für niemanden eines anderen. Woher aber nehmen sie heute schon, mitten oder gar erst am Anfang der „Entwicklung", deren Lehre gerade sie vertreten, das Recht, aus den gewonnenen Resultaten ein für allemal der Weisheit letzten Schluß, die Weltanschauung pur «xoollene«, abzuleiten? Sehen sie denn nicht ein, daß das ge rade im Sinne der „Entwicklungs"-Lehre ein Non sens ist? Und daß deshalb auch die Schlußfolge- ruiwen „unvollkommen" sein müssen, für die doch auch noch Entwicklungsmöglichkeiten bleiben? Haeckel, der mit Hilfe der „reinen Vernunft" des Monismus Li« „uferlosen Phantasiegebiete der Dich tung" ebenso wie die „uralten mystischen Vor stellungen" abgetan hat, sieht doch in den wissen schaftlichen Fortschritten selbst zunächst nur" die „wichtigste Reform" der theoretischen Welt anschauung (um daraus die Nutzanwendung für die praktische Lebensführung herzuleiten), und vergißt dabei ganz, einzig folgerichtig fortzufahren: „Dieser Reform der „theoretischen Weltanschauung" wird also gemäß meiner allgemein anerkannten Entwicklungs theorie in Hunderten oder tausenden von Jahren mit gleicher Naturnotwendigkeit eine andere, für svä- jtere Zeitalter ebenso moderne, wie heute dre unsrig« ifür uns, folgen. Wir haben also mit den Ergeb nissen unserer moderne« Naturwissenschaft weiter nicht» erreicht, als die empirische Begründung des schon vor Jahrtausenden vorhandenen Weltbildes der hervorragendsten Denker, dürfen aber dar über hinaus keine weiteren Schluß folgerungen für alle Zukunft machen." Das ist aber in Anbetracht der nach menschlicher Voraussicht möglichen Entwicklung überhaupt so winzig wenig, daß es doch al» Vermessenheit oder Mangel an Einsicht bezeichnet werden muß — bei aller Hochachtung vor den geistigen Großtaten der Naturwissenschaften —, dies« Erkenntnis (in dieser „Sekunde" de» Weltgeschehens!) als „endgültig« Lösung" des gewaltigen Menschenproblems aus zugeben! Ein winziger Schritt vorwärts, ein gan- winziger! — Darin Keinen aber gerade di« „Gren zen der Naturwissenschaft" (die sich so selbstbewußt an die Spitze aller Wissenschaften stellt) zu liegem Laß sie verrennt, daß ihre Grenzen nicht identisch sind mit den Grenzen menschlicher Forschung und menschlicher Erkenntnis überhaupt, weil ne den Begriff „Natur" falsch oder wenigstens nicht für alle Zeiten vollkommen genug erfaßt! Weil sie die jetzt erreichten Grenzen für die „natürlich" einzig erreich- baren hält. Und doch sollte sich gerade mit der An erkennung der Entwicklungstheorie bei logischer Konsequenz die unumstößliche Gewißheit einstellen, daß die kommenden Zeitalter mit einer über de» heutigen Stand entwickelten Vernunft" dies« Gren zen sprengen werden, wie es bisher allen Problemen und „Weltanschauungen" ergangen ist. — Deshalh wird „unsere'^ beschrankte, in der „Entwicklung" erst wenig vorwärtsgekommene Weisheit und Wissen- schaftlichkeit trotz der „naturwissenschaftlichen" Grundlagen sich weiter bescheiden müssen, zu sagen: „Zgnoramus", dabei aber die Zuversicht haben dürfen, daß eine „höchstentwickelte" Menschheit dereinst des s jetzt noch bescheidenen) „Jgnorabimus" nicht mehr bedarf. Das alles aber sagt uns doch heute schon unsere ungetrübte reine Vernunft, die sich von jedem „Dogma" frei weiß, also auch dem der monisti schen Weltanschauung, sich allein für teilen, daß die Klingsorpartie alternierend von den Herren Klinghammer und Possony gesungen wird, und dast die sechs Soloblumenmädchen durch die Damen Bartsch, Borchers. Eich Holz, Fladnitzer, Gladitsch, Olbrich vertreten werden. * Cercle de» Anna!«». Mistral et la Re ¬ naissance provenyale lautete da» Thema, da» sich M. Robert d' Estienne, der Redner des Abends für einen Vortrag gestellt hatte. In großen Zügen entwarf er uns ein Bild dieser be rühmten südlichen Provinz Frankreichs mit ihren alten Städten und römischen Kulturdenkmälern, den wetten, sonnendurchglühten Ebenen des Nhonetales und der farbenprächtigen Riviera. In die'em viel gestaltigen Lande wurden die vokalreichen Laute der Troubadoure des 13. Jahrhunderts wohl noch ge sprochen, sie erfreuten sich aber keiner rechten Würdi gung mehr, als sich im Jahre 1847 zu Avignon sieben junge, von ihrer Heimat begeisterte Dichter zusammen fanden und beschlossen, ihrer Sprache zu neuem Ansehen zu verhelfen. Der Vater des Gedankens war wohl Joseph Roumanille, Professor an einer Schule in Avignon, der auch der jungen Ver einigung, der „Felibrige" wie sie sich nannte, vor stand; er verlegte selbst die Schriften, den Almanach provenyal und die Annales proven<;ales, in denen die junge Schule ihre Dichtungen veröffentlichte — seine Spezialbuchhandlung wird heute noch von seiner Witwe fortgejührt. Zu den unmittelbaren Schülern Roumanilles gehörte auch Fröddric Mistral, der als Sohn einfacher Eltern in Mail- lane bei Arles geboren, in Avignon das Gymnasium besuchte; er wurde bald einer der begeistertsten An hänger der Bewegung, und als seine Verhältnisse es ibm später gestatteten, sich seinen Lebenslauf selbst wählen zu dürfen, gab er die juristische Laufbahn auf, der er sich widmen sollte, um ganz seiner Sache, seiner Sprache und seinem Talente zu leben. Alle seine Dichtungen sind bodenständig und schildern in wundervoller Sprache Land, Leute und Sitten seiner Heimat. Er hat seiner Sache wohl gedient und ihm ist ein voller Erfolg beschicken worden; sein Meister werk „Mireille, dessen Schönheit Lamartine den Epen Homers an die Seite stellt, ist überall be kannt. Seine Heimat hat Mistral, abgesehen von einigen Reisen nach Paris, die er im Interesse seiner Sache unternehmen mußte, nie verlassen. Alle Ehrungen hat der jetzt 84jährige, in seiner Heimat allverehrte Dichter abgelehnt oder, wie den Nobelpreis, in den Dienst seiner Sache gestellt. Das von ihm geschaffene Dictionnaire proven<;al und vor allem das Musse proven?al, in dem die heimische Geschichte, Sitten, Sagen und Kostüme ihre beredte Sprache reden, werden nebst seinen Werken auch spater noch von seiner begeisterten Heimatliebe Zeugnis aolegen. Nach dem mit großem Beifall aufgenommenen Vortrage las M. d'Estienne noch eine kleine, sehr amüsante Geschichte von Joseph Roumanille; MUe. O. Wirz brachte alsdann, von Fräulein Otto begleitet, einige sehr beifällig aufaenommene Lieder aus Mireille von der nach Mistrals Dichtung von Gounod in Musik gesetzten Oper zum Vortrag. ä. B. 6. * „Da» dumme Glück" nennen Raoul Auern- Heimer und Leo Feld ihr dreiaktiges Lustspiel, da» an der Neuen Wiener Bühne zur Ur aufführung gelangte. Das dumme Glück, das man nicht selbst, sondern das einem immer andere wünschen, ist dem jungen Baron Rettenbach beson der» hold. Er muß wider Willen die glänzendste Karriere machen, denn die Protektion ist stärker als er und jeder serner Versuche, sich im Diplomaten dienst unmöglich zu machen, schlägt ihm ins Gegen teil um. Er avanciert und avanciert. Die Karriere ist hinter ihm her, er kann ihr nicht entrinnen. Erst al» er aus reiner Verzweiflung zu arbeiten beginnt und Erfolge ernstlich ins Auge faßt, stürzt er unerwartet, um freilich rasch befreit aufzuatmen. An seine Stelle aber rückt jein Freund, Dr. von Rosen, dem es bis dahin an Protektion gefehlt hat und der nun scheinbar seiner Tüchtigkeit wegen, in Wahrheit aber wieder nur durch Protektion das heiß ersehnte Ziel erreicht. Rettenbach aber, der im ewigen Kampf gegen seinen ungewollten Höhenflug die Geliebte an Rosen verlor, wird nun die zunge Frau, die seine Liebe noch immer erwidert, während der dreijährigen Abwesenheit des Gailen auf dem Konstantinopeler Posten, trösten dürfen. Reich an allerhand lustigen Episoden, an klugen Einfällen und zielsicheren Witzworten ist dies geschickt gemachte Lustspiel, das in seinen Bosheiten fast immer geschmackvoll bleibt; und mag auch die Logik da und dort zu kurz kommen, man läßt sich „Wie fein sie doch war!" rief Erla aus. „Aber sie hat uns gar nicht gearüß^." „Und Vater Hut uns zugewinkt, Mutter — hast du es wohl gesehen?" fuhr Harald fort. „War das wohl ihr eigenes Automobil?" „Das weiß ich nicht, mein Junge." „Bist du und sie einander nicht gut?" „Ich kenne sie gar nicht, Kind." „Bist du schon jemals rn einem Automobil gefahren, Mutter?" Ernestine antwortete nicht. Harald reichte ihr nur die .Hand — sie preßte sich zart und warm in die ihre wie ein kleiner Vogel, der in sein Nest schlüpft. Es war, als verstände und denke er mehr, als er sagen wollte — — — gern von der frischen Laune des Ganzen tragen, zumal die Aufführung trefflich genannt werden dar. Der Erfolg blieb denn auch nicht aus und war am herzlichsten nach dem zweiten Akt. vr. K. K * Friedrich Marterpeig» hundertste« Geburtstag. Am 11. Mär, d. I. ist die lOOiährige Wiederkehr des Geburtstag» de» Historienmalers und Professors Friedrich Marter steig. Der Tag soll in Weimar durch die Eröffnung einer Ausstel lung seiner Werke im Eroßh. alten Museum, sowie durch eine Gedächtnisfeier begangen werden. * Die Stadtbibliothek in Frankfurt a. M. hat von einem Gönner eine etwa 1650 Bände umfassende chinesische Enzyklopädie zum Geschenk er halten. * Ter Theologe Samuel Nolle» Driver, der als Bibelforscher sich einen Namen gemacht hatte, ist in London, wie uns telegraphijch gemeldet wird, ge storben. * Deutsche Orinoco-Forschuugvreise. Wohl keine deutsche Forschungsreise dürfte so sehr die volle Bil ligung der ersten Gelehrten und erster Persönlich keiten des öffentlichen Lebens in g a n z Deutschland gefunden haben, wie es mit dem deutschen Orinoco-Forschungsunternehmen der Fall ist, dessen ausführlicher und fachmännisch durch gearbeiteter Plan uns oorliegt. Es handelt sich so wohl um die wissenschaftliche als auch um die wirt schaftliche Erforschung in deutsch-nationalem Sinne in dem zukunftsreichen venezolanischen Guayana, südlich des Orinoco, im ehemaligen deutschen „Welserland"-Venezuela. Der Leiter ist der Südamerikaforscher Dr. Siegfried Benig nus, Berlin, Bülowstraße, der besonders durch sein Werk „In Chile, Patagonien und auf Feuerland" bekannt geworden ist, und der sich bereits unbestreitbare Verdienste um das Deutschtum in der südamerikanischen Forschung erworben Hot. Sowohl seine wissenschaftliche Durchbildung als auch seine persönliche Kenntnis Venezuelas, seine längere Tätigkeit im Lande und seine Beziehungen zu den dortigen leitenden Kreisen befähigen ihn zu einer erfolgreichen Durchführung. Die wissenschaftlichen Begleiter — Geologe, Botaniker, Geograph, Zoo loge — werden von ersten Fachleuten ausgewählt und verbürgen ein Harmonisches Zusammenarbeiten mit dem Leiter. Für die zwei-bis zweieinhalbjährige Dauer des Unternehmens ist von Sachverständigen ein Kostenanschlag von 500 000 ausgearbeitet. Das darf nicht zu hoch erscheinen, wenn man bedenkt. Laß die letzte eineinhalb Jahr dauernde Deutsch- Neuguinea-Expedition auch mit fünf Europäern und materiell noch sehr von den deutschen Behörden unterstützt, über 500 000 brauchte. Vorsitzender des Haüptkomitees ist Geh. Regierungsrat Professor Dr. Paasche, 1. Vizepräsident des Reichstages, stellvertretender Vorsitzender ist Geh. Bergrat Pro fessor Dr. Bey schlag, Direktor der Kgl. Geolo gischen Landesanstalt, Schatzmeister ist Julius Hellmann, Direktor der Kolonialbank, Berlin. Wir können nur aufrichtig wünschen, daß alle Deutschen, die von dem außerordentlich wichtigen wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und nicht zuletzt deutsch-nationalem Unternehmen hören, durch einen, ihren Kräften entsprechenden Beitrag mithelfcn. die Forschungsreise endlich finanziell zu sichern. Beiträge nimmt entgegen: Kolonialbank Berlin, Behrenstr. 47, für: Deutsche Orinoco-Forschungsreise. * Die Pariser medizinische Fakultät sandte, wie uns gemeldet wird, eine Abordnung zum Minister Herrn Renö Renault und verlangte von ihm die Abschaffung der Bestimmung der ueuen Wettprüfungsordnung für die Assistenzärzte der öffentlichen Krankenhäuser, die Aus länder von der Teilnahme an diesen Wettprüfungen, also auch von der Ernennung zu Asfistenzärten ausschließt. Die Abordnung stellte dem Minister vor, daß diese fremdenfeindliche Maßregel die Aus länder von Paris wegscheuchen und nach Berlin treiben werde. Das werde Frankreich nicht nur moralisch, sondern auch wirtschaftlich schädigen. Wenn die jungen Aerzte statt in Paris in Berlin ihre Ausbildung erlangt baben würden, dann blieben sie dauernd unter deutschem Einfluß, kaufen deutsche Bücher, deutsche Drogerieerzeugnisse. deutsche chirur gische Instrumente. Dieses realistische Argument scheint auf den Minister einen noch stärkeren Eindruck gemacht zu haben als das idealistische vom moralischen Einfluß, und er versprach, die Angelegenheit in ernste Erwägung zu ziehen. auf der Hotelterrasse mit dem Genfer See unter uns, und du fandest, daß es ein so wunder barer Anblick sei mit allen den verschiedenen bunten Lichtern von den Booten, und du sagtest, hier sollten wir wohnen und Hütten bauen." „Ja, das weiß ich noch ganz genau —" Gustav sah von der Zeitung auf — „es war gerade so ein Abend wie heute mit Sternen schein. Aber es war stockdunkel, und das Wasser glich einem Spiegel." „Wir aßen Krebse und tranken Rhein wein —," fügte Stefanie hinzu, ganz entzückt von ihren Erinnerungen. „Am nächsten Morgen reisten wir nach Lau sanne —" Es entstand ein Schweigen. Beide waren in Träumereien versunken. „Was meinst du, wenn wir wieder eine Reise ins Ausland machten, Gustav," sagte Stefanie, als folge sie einer plötzlichen Ein gebung. „Ich glaube, es würde uns beiden gut lein. Ich will gar nicht von mir selber reden. Aber ich sehne mich so oft, daß ich weinen könnte." „Wir können uns die Sache ja einmal über legen," erwiderte Gustav ausweichend, während er seine Zeitung las. „Aber das Geld, du. Du weißt, die Zeiten sind schlecht, und wir haben über unsere Verhältnisse gelebt." „Es brauchte ja keine so kostbare Reise zu sein," meinte Stefanie. „Wir könnten ja billig ' reisen und versuchen zu sparen." Gustav antwortete nichts, und sie machte sich wieder an ihren Brief. War dies nun wieder etwas Neues, was sie vor hatte? dachte er. Er saß da und sah sie an — sah ihren biegsamen Rücken und ihren schönen Nacken mit dem goldigen Haar. Und es war, als wenn alle seine Einwen dungen plötzlich einschrumpften und klein und nichtssagend wurden. Er wußte, daß sie ihn mit einem einzigen Wort betören konnte, so daß er alle- vergaß und um ihretwillen gerne m» die ganze Welt gereist wäre —' Vas neue vlück. 28) Roman von Erik Li«. Autorisiert« Uebersetzung von Mathilde Mann. cNachdruck verboten.) IS. Dicht und dick lag der Nebel über der Stadt. Es tropfte von den Wänden der Häuser, und alles fühlte sich feucht und naßkalt an. Die Erde war hart gefroren, und der Schall der Schritte hallte wie ferne Hammerschläge durch das Halbdunkel. Die Menschen glitten anein ander vorüber und verschwanden wie die Schat ten — — — — — — — — — — Ernestine war mit ihren beiden Kindern an einer Ecke stehen geblieben und wollte schräg über die Straße hinüber, als ein Automobil vorüber sauste. Es waren Gustav und Stefanie, und Gustav wandte sich um und grüßte und winkte. Das Ganze währte nur einen Augenblick. Dann waren sie in der Nebelwolke ver schwunden. Das Blut stieg Ernestine wie eine Säule zu Gesicht. So, wie er sie angesehen hatte! Seine Augen — es war, als riefen sie von weit her —! Oder fühlte sie das nur so? Eine glühende Wärme durchströmte sie, so daß sie schauderte. Seine Augen, seine Augen — sie sah sie vor sich und konnte sie nicht wie der los werden! Sie waren gleichsam so traurig, so voller Betrübnis, während er winkte und nickte — Waren es seine und ihre Seele, die ein ander plötzlich zu unsichtbaren Banden da drin nen im Nebel begegneten —? Sie nahm ihre Kinder bei der Hand und schritt über die Straße. „War sie das — sic, die Vater —?" fragte Harald. Ernestine nickte.
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