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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140227019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914022701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914022701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-27
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Seite 2. M. ISS. Mor-rn-ausgavr. Leipziger Tageblatt. /reUag, 27. Fevrusr 1914. k>oliMctie lleberllctrl „Lieber einen Polen al» elnea National- ltberalea!" Zu diesem „nationalen" vekennNNs hat sich der kreisvorfitzende de« Bunde» d«rvand»irt«, ein Herr von der Leyen, in Eotzl«nchausen bei Strasburg in Westpreußen, aufgeschwungen. Nach dem Bericht des „Strasburger Tageblattes erinnerte ein Herr Weichert, der für den Bavernbund eintrat, an einen höchst bezeichnenden Vorfall, der sich vor Jahresfrist in Goßlersyausen zugetragen habe: „Wie da» von den konservativen Herren so oft zitierte Wort: „Da» Vaterland über die Partei!" non einzelnen maßgebenden Herren in die Prärie umgesetzt wurde, va» zeige doch der Vorfall, der sich in demselben Raume vor etwa Jahresfrist ab- geipielt habe. Damal» bade der kgI. Domänen« Pächter Albinus offen erklärt, daß er nicht dem Nationalliberalen Sieg, sonder« dem Polen seine Stimme gegeben hab«. In einer Versammlung des Bauernbundes, die er, der Redner, geleitet hätte, würde einem solchen Manne, als einem Schandfleck des deutschen Bauern» standes, sofort sehr energisch die Tiir gezeigt worden sein. Herr Albinus aber sei i m m «r noch als Führer des Bundes der Landwirte tä 1 i g." Als dann im Verlause der weiteren Debatte von konservativer Lette die Aufstellung einer konserva tiven Kandidatur in Graudenz-Strasdurg für die nächsten Reichslagswablen angetündigt worden war, wurde die Frage de» Berkalten» der Konservativen bei einer Stichwahl zwischen Polen und National liberalen erörtert. Der Bericht des „Strasb. Tgbl." enthält darüber folgendes: „Auf die wettere Frage, wie der Vorsitzende bei einer Stichwahl zwischen Polen und Nationallideralen wählen würbe, erklärte Herr v. d. Leyen, der Kreisvorsttzende de» Bundes der Landwirte, ganz tlar und offen, er werde den Polen wählen. Mit einem kräftigen „Pfui! das wagen Sic als an geblich deutjchnational gesinnter Mann zu sagen!" »erlieg Herr Weichert sofort den Saal. Nun sab Herr v. d. Leyen mit Schrecken ein, daß er sich hatte verleiten lauen, allzuoeutlich sein wahres Herz zu offenbaren, und versuchte lrampfhaft, seine Worte dahin abz »schwachen, er werbe sich in solchem Falle der Stimme ent halten. So weit der Bericht, der sich auf objektive Zeugen stützt, die bereit sind, eidlich zu bekräftigen, datz die Aeußerung de» Herrn v. d. Leyen so gefallen ist, wie dar- gesteüt." Dieses Bekenntnis wirft allerdings auf die nationale Standfestigkeit gewisser Kreise des Bundes der Landwirte ein sehr eigentümliche» Licht. Heer un- Zlotte. Prinz Heinrich und die Gründung eines „Freiwilligen Fliegerkorps". Am 28. Februar wird Prinz Heinrich von Preußen zu einer bedeutsamen Sitzung in Berlin enrtrefsen, in der die endgültige Gründung eines „Freiwilligen Fliegerkorps" vollzogen werden soll. Die Bestrebungen, dem „Kaiserlichen Freiwilligen-Automobilkorps" eine ähnliche Einrich tung im Gebiete Les Flugwesen» durch Schaffung eines „Freiwilligen Fliegerkorps" an die Seite zu stellen, reichen schon zwei Jahre zurück. Der „Kaiser!. Aero-Klub hat bereits einen Entwurf ausge arbeitet, der den bevorstehenden Beratungen zu grunde gelegt werden soll. Der Entwurf umfaßt km wesentlichen die Satzungen für das „Frciwilligen- Fliegerkorps", die als Grundlage für die Organisa- tron des Korps dienen sollen. Es ist vorgesehen, datz das Freiwillige Fliegerkorps unter dem Schutz des Kaiser!. Aero-Klubs stehen und einen Sitz in Berlin haben soll. Zur Mitgliedschaft sollen anfangs noch nicht Angehörige aller Bundesstaaten zugelassen werden, sondern zunäckfft nur preußische Staatsange hörige und Angehörige der Bundesstaaten, deren Militärtontingente der Verwaltung durch das preu ßische Kriegsministerium unterliegen. Die Be dingungen für die Aufnahme in das Frei willige Fliegerkorps sollen nach dem Satzungsent- wurs die folgenden sein: Der Etntretende mutz die für den Dienst im Korps erforderliche Tauglichkeit Nachweisen können, im Besitz der deutschen Reichs angehörigkeit und des Flugzeugsührerzeugnisses sein, ferner eine besondere Prüfung aus einer Milttär- flugzeugtype mit Erfolg abgelegt haben. Für Offiziere und Mannschaften des aktiven Dienstes und des Beurlaubtenstandes ist die Mitgliedschaft im Freiwilligen Fliegerkorps ausgeschlossen. (Bekannt lich werden aber neuerdtng» Reserveoffiziere, die Flugzeugführer sind, zu Flugübungen einaezogen.) Die ihre Aufnahme Beantragenden Haven die schriftliche Erklärung abzugeben, datz sie dem Flie gerkorps für mindestens 3 Jahre beitreten wollen, datz sie bereit sind, im Krieae unbeschränkt als Flieaer Dienst zu tun und in Friedenszetten sich all jährlich zu einer bi» zu 12 Tagen währenden Ilebung nebst dem damit verbundenen Unterrtchtskursus zu stellen. Die Mitglieder können entweder Besitz» tt>er Derfügungsrecht über die Maschinen haben, oder die Flugzeuge werden durch Bezug von Lieferanten ver traglich fichergestellt. Die von den Fliegern benutz, ten Flugzeuge müssen zu denjenigen Typen gehören, die da» Heer im Falle eines Kriege» benutzt. Die Heeresverwaltung wird jedes dieser Flugzeuge sub ventionieren, in Raten, die am Anfänge jedes Vierteljahre» im voraus an den Vorstand des Korps gezahlt werden. Jedes Mitglied de» Freiwilligen Fliegerkorps erhält für jede Dienstleistung besondere Gebühren, und zwar voraussichtlich für den Tag 40 Ut. Weitere Verpflichtungen ubrntmmt sie Militärbehörde den Fliegern gegenüber nicht. Ins besondere besteht für die Mitglieder de» Korps di« Verpflichtung zur SelbfLeckösttgung und zur Bestrei tung der Quartierkosten. Jedoch werden di« Militär behörden in jeder Weise bei der Quartierbeschaffung an di« Hand gehen. Di« Heeresverwaltung haftet auL nicht für Unfälle, die die Freiwilligen Flieger während der Dauer ihrer Hebungen im Frieden er leiden. Im Kriege werden auf di« Mitglieder de» Fliegerkorps di« Bestimmungen der Milttärdtlzivli- narstrafordnung, de» Militärstrafgesetzbuche» und de» Offtziers-Pensionsgesetzr« vom 31. Mai 1896 amze- wendet. Als Grundlage für di« Pensionsberechti gung soll eine Jahresvergütung von 7300 ^l getten. Di« Hinterblievenenoersoroung wird nach d«n Be stimmungen des Mtlitar-Htnterbliebenengesetze» er folgen. Deutsche» Reich. * Der Kü»tß »an Wachs«» sandt» au» Lnlatz der Anwesenheit des albanischen gürstenpaar«» tm Waldenburger Schloff« an den Fürst«» von Schönburg-Waldenburg folgend«» Tele gramm: „Es drängt mich, Sie zu bitten, Ihrer Schwester und Ihrem Schwager «» auszudrüaen, wie ich in diesen Tagen an beide gedacht habe, und datz es mich mit Stolz erfüllt, daß di« Frau de» ersten selbständigen Herrschers von Albanien ein« Sächsin ist. Gottes reichster Saga» baälaU» bald« t» ihr« »au« Heimat. Ich werde stets mit warmem Interesse das Schick- sal beider verfolgen. Friedrich August." 2n einem Antworttelegramm sprach der Fürst seinen Dank au». * D« Materialschaden bei de« Eisenbahnunglück am Harra»felsen beläuft sich auf 26 600 Di, Summe setzt sich zusammen au» 10 000 für Repa raturen der Lokomotiven und Tender sowie einiger Wagen, ferner muhten für neun unbrauchbar ge wordene Wagen 16600 abgeschrieden werden. O * Uebersiedelung des Prinzen Eitel Friedrich nach Posen. Nach einer Meldung de» „Berl. Lot.-Anz." soll Prinz Eitel Friedrich im Herbst diese» Jahres al» Kommandeur an di« Spitze der König». jäg«r zu Pferde treten und nach Posen über siedeln. Damit würde zum ersten Male seit Er bauung des Posener Katserfchlosse» «in Mitglied des Kaiserhauses für längere Zeit nach Posen kommen und dort rm Schlosse Wohnung nehmen. * Im Bundesrat wurde Zustimmung erteilt: dem Gesetzentwurf betreffend Feststellung de» Nachtrag» rum Hau»halt»«tat für die Schutzgebiete aus da» Rechnungsjahr 1913, Ergänzung de» Entwurfes de» Haushaltsetats für die Schutzgebiet« auf da» Rech nungsjahr 1914. Den zuständigen Ausschüssen über wiesen wurden: Die Abänderungen der Grundsätze über die Stellenbesetzung mit Militäranwärtern, der Entwurf von Au»sührung»vorskdrtlten über die Auf- wand»«ntschädigungen an Familien für im Reichsheer« usw. eingestellt« Sö^ne. Der Antrag auf Errichtung einer Abrechnungsstelle im Scheck verkehr wurde angenommen. * Di« Neich»tag»kommisfion sür die Neuregelung der Sonntagsruhe verhandelte über tue Bechäf- tigunasdauer an Sonntagen und in Städten unter 7b o00 Einwohnern. In Ueberetnstimmuna mit der Regierungsvorlage schlagen die bürgerlichen Parteien auf Grund eines Kompromisses drei Stunden vor, während die Sozialdemokraten nur eine Zweistündige Arbeitszeit gestatten wollen. Nach dem Kompromin soll die Regierung überdies das Recht haben, in Städten, tue vorwiegend von der Be völkerung der Umgegend zu Einkäufen an Sonntagen ausgesucht werden, die Arbeitszeit um 1—2 Stunden zu verlängern. Ein Nationalliberaler sprach sich sür die zweistündige Arbeitszeit aus, die durch die höhere Verwattunksbehörve bis auf 4 Stunden verlängert werden könne. Ein Konservativer trat für sünfstündlge Arbeitszeit ein. Ein Sozialdemo krat erinnerte das Zentrum an einen Hirten brief des Erzbischofs von Köln, der die Sonntagsarbeit streng verurteilt. Ein Fortschrittler trat für die kleinen Gewerbetreibenden ein, für die der Fremdenzustrom an den Sonntagen von Wichtig keit fei. Die Abstimmung wurde dis zum Beginn der nächsten Sitzung ausgesetzt, die am kommenden Dienstag stattfinoen soll. * Die Wahlprüfungskommisfion de» Reichstag» erklärte die ^ahl des Adg. Frommer (Konf^ S. Königsberg) sür gilttg. * Gegen Herrn Hestermann. Die nationallibe ralen Abgg. Böhme, Hepp, Ickler und Kerschbaum erklären öffentlich, datz sie die Be hauptung des Herrn Hestermann, er habe an der Fraktionssitzung, in ber Böhme über seine erste Rede zum Neichsamt de» Innern referierte, nicht teil genommen, eine Unwahrheit sei und erklären sich gleichzeitig bereit, ihre Aussage eidlich zu erhärten. * Dementi. Der „Berl. L.-A." teilt mit, die von einem Leipziger Blatte kürzlich gebrachte Nachricht, datz der Polizeipräsident von Köln den preunischen Landwtrtichaflsmtnisier zum Duell herausgesordert habe, aber aogewiesen sei, wird als von Anfang bis End« frei erfunden bezeichnet. * Zum Befinden de« Kardinals Kopp Die „Schlei. Volksztg." meldet aus Troppau: Die Besserung tm Befinden des Kardinal» Dr. Kopp schreitet erfreulich fort. Der Kardinal verlieh gestern für kurze Zeit das Bett und steht heute schon sür einige Zeit auf. - Di» Regelung der Krankenkaffenfrage der Dienst boten in Preutzen. Der preussiiche Handelsmintirer hat nunmehr die Bildung von Landkrankenkaffen an geordnet, denen ausschliehlich Dien st Voten als Mitglieder zuzuteilen wären, und aufzerdem legt er den Obersten Bcrsicherungsamlern die Ansetzung mäßiger Beiträge mit zahlreichen Ab- stutungen nahe. Der Erlast ist hand'chriftlich an das Obetversicherungsaml Grost-Berlrn gegangen mit dem Beifügen, es solle im März eine Konferenz aller Versicherungsämler der Groß-Berliner Krankenkassen stattfinden zu dem Zwecke der Gründung einer oder mehrerer Landkrankenkaffen für die Dienstboten Groß-Berlins. * Im Kampfe gegen die Unsittlichkett. Die Zen- trums,raktion des bayerischen Abgeordnetenhauses hat einen Antrag erngedracht. der die Regierung ersucht, mit allen gesetzlichen Mitteln die zunehmende Unslttlichkeir, hauptsächlich in den Grosjftädten, zu bekämmen und soderGefahr vorzudeugen, der bieJugend körperlich und seelisch ausgesetzt iit. Ferner möge die Regierung im Bundesrat dahin wirken, da» durch Abänderung der Reichsgewerbeoronung geeig nete Unterlagen geschaffen werden für «ine wirk samere Bekämpfung anzüglicher Schaufenster ausstellungen, der Reklame für Antikon- zeptionsmtttel, sowie von Antmierlneipen, Vars und ähnlichen Unternehmungen, soweit sie der Unstttlich- keit Vorschub leisten. * I» der Sitzung der hessischen Zweiten Kammer, der eine längere Beratung des Finarnausschuffe» voraufging, gab Staatsmmister v. Ewald zu dem Besoldungsantrage eine längere Erklärung ab, in -er er lestftellte, dass die Regierung den Bor- chlagen der Zweiten Kammer nicht zu- ttmmen könne, sondern auf ihrem Standpunkte beharren müffe. Der Berichterstatter erklärte, datz der Kammer- ausschutz einmütig bei den Beschlüssen bleiben werde und beantragte, ohne Diskussion sämtliche Gesetze nach oen Vorschlägen des Ausschusses anzunehmen. Die Gesetze über die Besoldungsvorlage wurden sodann etnstimmtg ou Kloo angenommen und die Sitzung auf Freitag vertagt. — Freitag findet eine Sitzung der Ersten Kammer statt, die zu den Beschlüssen der Zweiten Kammer Stellung nehmen wird. * Berichtigung. In dem Artikel „Konservative Werbeversuche in Leipzig" in der gestrigen Abend nummer ist ein finnstürender Druckfehler enthalten. 2m letzten Absatz muß e» richtig heißen: „Am aller- wenigst«» aber sollte man „treues Festhalten an unserer monarchischen Verfassung, an dem bundes staatlichen Lbarakter des Reichs und an einer christlich-sittlichen Weltanichau sozusagen al» Alleindesitz der konservativen und ihrer Vereine in Anspruch nehmen . . Ausland. jk<u>kr«ich. * Der Panzerkreuzer „Walbeck Novffeau" ist, wir aus Toulon gemeldet wird, am Donnerstag morgens? Uhr wieder flott geworden. Nach etner im Marineministerium eingelausenen Nachricht hat er keine sichtbare Beschädigung. Di« drei Maschinen funktionieren. Der Panzer kreuzer roird sich mit f«in«r Division vereinig«», so- bald dir Ladung wieder ttn-eschifst ist» wir». Panel Rußlau-. * Di« neue Ricktung der russischen Politik. Ein Telegramm meldet aus Petersburg, 26. F«bruar- Wie dem Vertreter von Wolffs Telegraphischem Bureau aus gut informierten Dumakreis«n mitge- teilt wird, geht die Inttiative kür di« neu«» Richtlinien der inneren Politik vom Ka 1 f« r au». D«r Grundgidank« einer vom Kaiser im Ministerrat am Montag gehaltenen Rede ist di« Notwendigkeit ber Durchführung de» Oktobermani festes, wozu bie Vorbedingung die Einigkeit des Kabinetts in sich sowie die Zusammenarbeit mit den beiden Kammern sei. Der Kaiser hat die Vorwürfe, die der Tätigkeit einzelner Ministerien gemacht werden, für berechtigt anerkannt. Die Rede, die tiefen Eindruck auf die Minister machte, beantwortet« der Ministerpräsident mit der Erklärung, bah «r mit allen Mitteln den Willen de» Kaiser» durchführen wolle. Grtechenlan-. * Di« epirotisch« Bewegung. Aus Wien wird gemeldet: Der Athener Korrespondent der „Neuen Freien Presse" hatte eine Unterredung mit dem grie chischen Minister des Aeutzern Streit, der über di« Aktion Zographo» äußerte, datz die Bemühun gen der griechisch«,! Regierung, Zograpkos, den Leiter der epirotischen Bewegung, von übereilten Schrittenabzuhalten^ nicht zu dem gewünsch- ten Erfolg geführt hätten. Die griechische Regierung glaub« aber noch immer, daß nach der Annahme ihrer Forderungen bezüglich Ler religiösen Frei- heilen für Albanien die «inverletbte griechische Be völkerung in ihrem Widerstand gegen die albanisch« Annexion Nachlassen werde. * Di« Räumung Albanien». Aus Athen, 26. Februar, wird telegraphisch gemeldet: Die grie- chische Regierung hat den Präfekten von Korsu angewiesen, sich nach Durazzo zu begeben, um milder internationalen Kontroll- komm iss ton über Fragen, die sich aus der Räu mung der Albanien zugesprochenen Gebiete ergeben könnten, tm Einvernehmen zu bleiben. Maaten. * Die albanische Deputation in Wien. Ein Tel«, gramm meldet aus Wien, 26 Februar: Graf Bercktolo empfing am Donnerstagmittag Essad Pascha.und die übrigen albanischen Delegierten. SSNzrisever Lanatsg. Stimmungsbil- aus -em Lau-ta-e. r«. Dresden, 26. Februar Die Zweite Kammer setzte heute die am 16. Februar abgebrochene Debatte über das Ver hältnis Sachsen» zum Reiche fort. Die Aussprache litt daran, daß aufzerordenrlich verschieden artige Dinge zur Sprache gebracht wurden, so datz man den Eindruck des Uferlosen erhielt. Vor allen Dingen waren es natürlich die Eozialdemo- traten, die alle möglichen Wünsche und alle möglichen Klagen vorzubringen hatten. Für sie ergriff zu nächst der Äog. Schulze in einer in pastoralem Tone gehaltenen Rede das Wort. Was er an agita torischem Material übrig lieh, hotte nachher sorgsam «ein Parteifreund Fleißner nach Die Fort- jchrittler Günther und Brodaus polemisierten geschickt gegen die Konservativen, insonderheit gegen die vom Vizepräsidenten Opitz letzthin gehaltene Rede. Sodann fragten sie bei der Regierung an, ob die Kabtnettsoroer von 1820 auch in Sachsen Gültigkeit habe. Herr Günther ging noch da rüber hinaus und bat um Auskunft, ob man denn auch auf Anwendung der preutzischen Kabinetts order von 1799 rechnen dürf^ tn der den Offizieren Ausschreitungen gegen das Zivil strengstens unter sagt werden. Für oie Konservativen sprach zunächst Dr. Hahnel, der Senior des Hauses. Er be- schränkte sich auf steuertechntsche Ausiüyrungen, war rm ganzen ziemlich matt und wurde auch dadurch schwer verständlich, datz er die Reichswertzuwachssteuer sprachlich nicht von der Reichsoermögenszuwachs steuer unierschied. Der zweite konservative Redner Dr. Spieß schlug gegen die Nationallideralen außerordentlich friedliche Töne an, griff aber die Fortschrittler ziemlich «charf an. Dem dritten konserva tiven Redner, dem Vizepräsidenten Ovttz, blieb es Vorbehalten, sich in ziemlich scharfen Angriffen gegen die Nationalliberalen zu ergehen. Bon nationalliberaler Seite sprach zunächst der Abg. Nitzschke sehr ruhig, aber auch sehr be stimmt und außerordentlich wirkungsvoll. So dann wiederholte in dankenswerter Weise Herr Hettner noch einmal, worauf es denn bei der letzten Relchsfinanzresorm eigentlich ankam. Bei seinen Ausführungen wurde es dein objektiv Denkenden vollkommen klar, Laß sich die National liberalen auch in dieser Frage ein durchaus reines Gewißen bewahrt haben. Dem Abgeordneten Dr. Seyferth fiel die Aufgabe zu, die Angriffe des Vizepräsidenten Opitz abzuweilen. Er tat dies mit der vei ihm bekannten Sachlichkeit, Gründlichkeit und Wirksamkeit. Alle» in allem: Die National- liberalen dürfen mit dem Erfolg des von Dr Zöphel eingeleiteten Vorstoßes gegen den Parttkularismus jehr zufrieden sein. Die Verhandlungen werden Lazu beitragen, auf die schwere Gefahr, die dem Reiche droht, aufmerksam zu machen. Zweite Kammer. 32. öffentliche Sitzung. k. Dresden, 26. Februar. Präsident Dr. Vogel eröffnet die Sitzung um 2,05 Uhr. Da, Hau» ist mäßig besetzt, die Tribünen sind sehr stark besucht. Am Regterungstische: Minister Graf Vitzthum o. Eckstädt und Kommissare. Auf der Tagesordnung steht zunächst die Fort setzung der am 14. d. M. abgebrochenen Beratung de» Kap. UB des Etats, Vertretung Sachsen» t« Vandevrat. Abg. Dr. Hähne! (Kons.): Seine Freunde mein- ten, man könne der Negierung nur dankbar dafür sein, daß st« auf ihrem Standpukte fest beharrt hab« und nicht gewillt sei, tn die Fjnanz- aebaruna der Einzelstaaten weiter etngretfen zu lassen. Auf fetten seiner Freunde bestehe kein« Ab neigung gegen den Wehrbeittag- dteser sei not- wendig gewesen, aber Unmut bestehe darüber, daß man ihn mit der Vermögenszuwachssteuer verauickt habe. Di« Ausführungen Dr. Zöphel» und Ko-ys seien gewtffermaßen ein Versuch gewesen, die Recht« dafür verantwortlich zu machen, daß dt« Zu- wach»ft«t«r überhaupt ttnaeführt worden s«t. Redner g«bt dann auf di« Frag« der R«tch»einkommensteu«r und der R«tch»vermög«n»steuer ein. Seiner Meinung nach ständen ihrer Einführung unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen. Er komme darauf zurück, man könne der Regierung nur dankbar sein für ihre Festigkeit. (Beifall rechts.) Abg. vr»d«»f (Fortschr): Da» Recht, b«i diesem K^ftel A^ngelegM^eiten de» Reiche« p» bespre^e^s«i auch vom Vizepräsidenten Opitz anerkannt worden. Der Landtag dürfe sich dies Recht um so weniger neh men lassen, al» auch in anderen Parlamenten solch« Besprechungen stattfinden, so z. B. tm preußischen Herrenhaus«. AuL ittne Freunde hätten die Erd schafts st euer never gesehen als die Bermögens- zluoachssteuer. Wenn aber der Vorredner Erörterun gen darüber angestellt hätte, daß die Sozialdemo kraten dt« Erbschaftssteuer zum Scheitern gebracht hätten, so seien diese doch wohl jetzt müßig. Dem Reichstage könne man nur Lankbar dafür sein, daß er d«» Weg der direkten Reichs steuern beschritten hab«, und man könne nur hof fen, daß er, wenn nötig, auf diesem Wege fortschreiten werde. Wenn man die Vermögenszuwachssteuer als ein« Steuer auf den Spürsinn bezeichnet habe, so ließe sich dem entgrgenbalton, daß e» «tn« steuerliche Scho nung derttntgen sei, di« nicht tn der Lage seien, zu sparen. Die Empfindlichkeit der Konser vativen sei unberechtigt und übertrieben. Sie selbst gebrauchten gegen die Linke k«tn«»wegs immer zarte Ausdrücke. Wenn der Präsident neu lich die Konservativen gegen ein von nationalltde- raler Seite gebrauchtes Zitat in Schutz genommen hätte, jo hätten sein« Freunde mit demsel ben Rechte den gleichen Schutz verlangen können. Redner kritisiert dann die Haltung der Kon servativen btt den Wahlen, speziell in Jerichow und rm Lippeschen Landtage. Gerade dort seien zwtt Drittel der konservativen Stimmen den Sozialdemo kraten zllgrfallen. Dem Minister des Innern gegen über müsse er bestreiten, daß es tn Deutlchiand keinen nationalgesinnten Mann geb«, Ler sich über die Straßburger Freisprüche nicht gefreut hätte. Eine Begnadigung de» Obersten v. Reuter hätte man schließlich verstanden, aber die Freispre chung nicht. An sich sei gewiß der Oberst eine sym pathische Figur, und es wär« gut, wenn wir im Kriege viel« so energisch« Offiziere haben würden, aber der Oberst hab« das Elsaß mit Feindesland verwechselt. Wie sei die Auffassung Ler Regierung darüber, ob die preußische Kabinetts order von 1820 tn Sachsen gelte? Sie be- deute doch eine Btt>rohung der bürgerlichen Freiheit. (Sehr richtig!) Scharfmachereten tm Bundesrat gegen über den Elsaß-Lothringer» möchte die Negierung doch energisch entgegentreten. Ein« Zwangserziehung der Elsaß-Lothringer sei nicht wünschenswert. (Bravo! links.) Abg. Nitzschke sNatl.) geht auf die Frage der Handelsverträge ein. Die Industrie brauche langfristige Handelsverträge und namentlich eine gründliche Regelung unseres wirtschaftlichen Ver hältnisses zu den Vereinigten Staaten von Nord amerika. Von der Ausfuhr Deutschland» nach Amerika entfalle etwa ein Drittel auf Sachsen. Dieses habe also großes Interesse an einer Regelung des Handelsverhaltnisses. Weiter wünscht Redner stärkere Beteiligung Sachsens am wirtschaftlichen Ausschuß. (Sehr aut!) Redner geht dann auf die Schutzzollfrage ein. Man müffe alles tun, um Deutschland hinsichtlich der Ge treide- und Flelschversorgung vom Ausland« unab hängig zu machen. Wenn auch -uzugeben sei, daß die Zölle auf die Lebensmittel verteuernd gewirkt hätten, so sei doch darauf httzzuweilen, daß auch die Löhne tm selben Maße gestiegen seien. Die Aus führungen Dr. Hähne!» bewiesen, daß sich die nattonalltberale Fraktion mit Einleitung dieser Debatte ein Verdienst erworben hätte. Sein« Freutzde hätten nun einmal die Sorge, daß tn preußischen konservativen K reifem sich Bestrebungen geltend machten, die sich zu einer Gefahr auswachsen könnten. (Sehr nchtig! bet den National»beralen.) Man käme zu der Auf fassung, datz gewisse Kreise es lieber gesehen hatten, wenn die Wehrvorlaae und ihre Deckung tm Reichstage auf unüberwindliche Schwierigkeiten gestoßen wären, damit man dem Reichstage Unfähig keit hätte oorwerfen können. Es liege, wie vor 100 Jahren etwa» wie Demagogen riecherei tn der Lust. Redner erörtert dann da» Verhältnis der Nationalliberalen zu den Kon servativen. Seine Freunde haben durchaus den Standpunkt der Rechten und wünschten nur, daß ihnen die gleiche Wertschätzung des Standpunktes von rechts auch zuteil würde. An den Verhält nissen im Elsatzhabe der katholische Kle rus ein gerüttelt Matz von Schuld. Verkehrt sei auch die von öden herab erfolgende Bevorzugung der französischen Sprache. Die Nationalliberalen hätten cs abgelehnt, mit dem Kapitel Zabern parreipolitische Geschäfte zu machen. Ihre parlamentarische Vertretung im Reiche wie in den Einzelstaaten könne mit gutem Gewissen auf ihre Tat zurückbltcken. (Bravo vei den Natl.) Abg. Schulze (Soz.) geht zunächst auf die Aeutze- runaen des Grafen Porck tm preußischen Herren hause «in. Das sei der größte Partikularis- mu » gewesen, der sich dort brettgemacht habe. Die sächsische Regierung sei noch preußischer ge wesen al, Preußen, weil sie tn der Deckungsfrage wohl A gesagt hab«, aber nicht B. Wir seien, wie der Reichskanzler selbst gesagt Labe, mit unserer in- direkten Besteuerung an der Grenze de» Möglichen angelangt. Was wolle di« Regierung als Ersatz stellen, wenn sie neu« Steuern brauche? Bestritten werden müffe die oft gehörte Behauptung, daß die Schutzzölle, speziell di« Getreidezölle, Deutschland genutzt hätten; der kleinen Landwirtschaft hätten sie eher geschadet. Sicher gebe es eine ganze Reihe von Ursachen, die die Existenz der Einzelstaaten gefährdeten. Vor allem sei das die Tätigkeit der Regierungen, die glaubten, st« könnten sich unter den Fittichen des Reiche« bequem ausruhen, und da» Reich müsse alle ihre Bedllrfniff« decken. In Sachsen sei die letzte Dolksschulreform aus nichtigen Ursachen «scheitert, und die Reform de» Steuerwesen, sei gemacht worden nach rückwärts, statt nach vorwärts. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wenn es so weitergehc, dann komme tatsächlich Sachsen tn Gefahr. Die sächsische Regierung ,ei immer partt- kularistisch gewesen, wenn ein Unglück über das Land gekommen sei. Auch di« heutig« Ab- schlietzungopolitik schädige das Volk. Der Redner geht dann auf den Fall Zabern ein. Die Aeutzerung de, Ministers des Innern zeig« die große Kluft Mischen seiner Auffassung und der aus eigenem Denken urtettenden Kreis« des sächsischen Volkes. Gin Oberst, d«r Maschinengewehr»; habe auffahren lassen und Tausende von Patronen verteilt habe, habe sich in »inen unlöslichen Widerspruch zum Volke gestellt. (Beifall bei den Sozialdemokraten.) Lbg. Dr. Gpietz (Kons.): Ls sei ihm unmöglich, auf all« Leutzerungen der Vorredner einzugehen. Wenn es so «vitergehe in den Debatten wie bisher, dann werd« man auch heut« mit diesen Kapiteln nicht zu Ende kommen. Er wolle sich darum darauf be schränken, die Stellung seiner Fraktion Narzustellen. Zu bedauern sei cs, datz Abg. Brodaus auf die Haltungder Konservativen gegenüber dem von Dr. Zöphel gebrauchten Zitat aus Nietzsche -urückgekommen sei. Redner nimmt dann dt« Konservativen geaen den vom Abg. vrodemf «cho*»»» vmewupf tn Schutz, datz^ tzch
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