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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.03.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191403012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140301
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-01
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Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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SeUr 2. Nr. los. Sonmsss-ttusgavr. Leipziger ieagedlatt. politische lleberlickl vom Wahlkampf ta Soraa-Pega«. Der Ausschuß der Rechtsparteien für die Kandidatur von fiebert in Borna—Pegau ist wiederholt mit der Behauptung krebsen gegan gen, daß die Kandidatur von Liebert auch von Alt nationalliberalen unterstützt wird. Diesem Gerede wird in bündiger Form durch eme Erklärung des A l t n a t i o n al l ib e- ralen R e ich sv e r b a u d e S der Boden ent zogen, die dem Vorsitzenden des Nationallibe ralen Vereins in Borna zugegangen ist. Diese Erklärung lautet: „Es ist selbstverständlich ein unzuläs siges und illot-ales Verfahren, wenn ein Führer der dortigen konservativen Partei erklärt, daß die sreikonservative Kan didatur auch von den Atlnationalliberalen im Wahlkreise unterstützt würde. Soweit es sich dort um Mitglieder des Altnationalliberalen Reichsverbandes handelt, ist es selbstver ständlich, daß diese, wie auch alle Mit glieder der n a t i o n a l l i b e r a l e n Par tei, hinter der offiziellen Parteikandidatur des Herrn Landtagsabgeordneten Nitzschke- Lcutzsch stehen. D as ist eine solche S e l b st v e r stü u d l i ch k e i t, daß wir äußerst erstauut darüber sind, daß die konservative Parteileitung zu einer solchen Irreführung der öf fentlichen Meinung gelangen kann. Wir geben Ihnen gern die Art anheim, in der Sie von unseren Zeilen öffentlich Ge brauch machen wollen." Mt vorzüglicher Hochachtung Altnationalliberaler Reichsverband Berlin. (gez.) Fuhrmann. Diese jede Mißdeutung ausschließeude Er klärung wird in liberalen Kreisen allenthalben nnt großer Befriedigung ausgenommen werden. Vie -ritte Ergänzung zum Sefol-ungs- gesetz. Die dritte Ergänzung zum Besoldungsgesetz. In der Sitzung des Bundesrats am Sonnabend wurde dem Entwurf der dritten Ergänzung zum Besoldungsgesetz zuge stimmt. Noch am gleichen Tage ist der Gesetz entwurf dem Reichstage zur Beschlußnahme zu gegangen. Danach tritt in der dem Besoldungsgesetz vom 15. Juli 1909 beiliegenden Besottmngs- ordnung I u. a. folgende Aenderung ein: Im Abschnitt X lAufsteigende Gehälter erhöhen sich in den Klassen 1, 2, 3a, 4a, 4b, 6a (Unter beamte) das Gehalt in jeder Staffel um 100 Mark. Für Klasse 21 wird das Gehalt fest gesetzt auf 1800, 2100, 2350, 2600, 2850, 3100, ;js350, 3600 Mark. In die Klasse 21 werden neueinbezogen Bu- reaubeamtc 2. Klasse bei der Neichspost- und Telegraphenverwaltung, Lagerverwalter und Schreiber bei der Reichspost- und Telegraphen verwaltung, Oberpostassistenten, Obertele- gravhenasststenten, Postassistenten und Tele graphenassistenten sowie Postverwalter. Hin sichtlich der Obcrdeckoffiziere und Deckosfiziere ireten an Stelle der bisherigen Sätze folgende: Vom 1. vis 3. Jahr 2100 Mark, vom 4 bis 6. Jahr 2298 Mark, vom 7. bis 9. Jahr 2502 Mark, vom 10. bis 12. Jahr 2700 Mark, vom l3. bis 15. Jahr 2850 Mark, vom 16. Jahre ab 3000 Mark. Sie erhalten neben dem Ge halt den Wo h nu n g s ge l d z u s ch u ß nach Tarif klasse 4. In der B e g r ü n d un g des Entwurfs heißt es: Bei der letzten Ergänzung des Besoldungs gesetzes haben sich in der Organisation des Reichsdienstes wiederum Aendernngen ergeben, die eine Ergänzung oder Aenderung des Besol dungsgesetzes notwendig machen. In Verbin dung damit sollen auch die Bezüge der Deck- ojsiziere gemäß der dem Reichstage gegebenen ,>usage neugcregelt werden. Ferner ist infolge der durch das Gesetz vom 29. Juli 1913 ein- gelretenen Erhöhung des Gehalts für die Be ¬ amten der Postassistenten- und Postschaffnerklasse notwendig geworden, auch anderen Klassen in entsprechender Weise eine Aufbesserung ihrer Bezüge zuteil werden zu lassen. Soweit dabei Beamte ver ReichSeisenvahnoerwaltung beteiligt sind, sollen ihnen die aus Kapitel 87 Titel 12 de? ReichShaushalts nicht pensionsfähigen Zu schüsse auf die Gehaltserhöhung angerechnet werden. Um ferner den Klassen der pensionier ten und als Beamte wieder in Dienst gestellten oder einer Benachteiligung ihres Gesamteinkom mens gegenüber wesentlich früher ausgeschiede ne u Militäranwärter in gleicher Stellung nach Möglichkeit zu begegnen, ist eine Bestimmung ausgenommen, die Deckoffizieren mit längerer Dienstzeit als solchen einen Ausgleich für den Verbleib im aktiven Dienst gewährt. Heranziehung von -luslän-ern zum Wehrbeitrag. „Verstößt die Heranziehung der Ausländer zum Wehrbeitrag gegen die bestehenden Staats verträge Deutschland? mit anderen Ländern?" Diese Frage untersucht iu Nr. 5 der „Deutschen Juristenzeitung" Geh. Justizrat Dr. Hermann Veit Simon-Berlin, um zu dem Schlüsse zu kommen, daß das Wehrbeitragsgesetz in ver- ichiedenen Punkten zu weit geht und Ab machungen in Staatsverträgen ver letzt. Nach dem L^ehrbeitragsgesetz sind alle Personen mit ihrem Vermögen beitragspflichtig ohne Rücksicht ans Staatsangehörigkeit, ferner sind beitragspflichtig Aktiengesellschaften, wenn sie im Inland ihren Sitz haben, mit den in der Bilanz des letzten Betriebsjahres aufgcführten wirklichen Reservekontenbetrügen zuzüglich etwaiger (hewinnvorträge ohne An rechnung der Fonds für Wohlfahrtszwecke; wenn sie im Inland keinen Sitz haben, mit ihrem inländischen Grund- und Betriebsvermögen. Inländische und ausländische Aktiengesell schaften werden also grundsätzlich verschieden be handelt, indem die inländischen nur mit deu in die Bilanz eingestellten Reservelontcn, abzüglich der Wohlfahrtsfonds, die ausländischen dagegen mit ihrem gesamten inländischen Grund- und Betriebsvermögen (also nicht nnr entsprechend ihren offenen Reserven) hcrangezogcn werden. Diese ungleiche Bel-andlnng hatte der Reichstag beschlossen, im Entwurf der Regierung war sie nicht vorgesehen. Nach dem Entwurf sollten die ausländischen Gesellschaften mit ihrem in ländischen Grund- und Betriebsvermögen unter Abzug eines entsprechenden Teiles des Nenn wertes des Aktienkapitals hcrangezogen werden. Es entsteht die Frage, ob die bestehenden Handelsverträge mit anderen Staaten die vom Reichstage beschlossene Besteuerung zulasscn. In den meisten Verträgen ist festgesetzt, daß Aus länder in Deutschland zu Leistungen infolge außergewöhnlicher Umstände nicht herangczogeu werden dürfen. Bon Wehrsteuern sind Aus länder stets befreit. Soweit daher nach Staats verträgen -Ausländer M Lasten, die infolge außergewöhnlicher Umstände aufgelegt werden, nicht yerangezogen werden können, ist die Er hebung des WehrbeitragS unzulässig. Das gleiche gilt auch für ausländische Aktiengesell schaften. Aeußcrstenfalls können sie nur mit ihrem inländischen Immobiliarvermögen der Steuer unterliegen. Die ungünstigere Stellung ausländischer Gesellschaften gegenüber den in ländischen bleibt aber nach Ansicht des Autor? unzulässig. Dies steht mit etlichen Staatsver trägen im Widerspruch, wonach Ausländer in bezug auf die Abgaben nicht schlechter gestellt werden dürfen als Inländer. Hieraus ergibt sich nach Simon für die Heranziehung der ausländischen Aktiengesellschaften zum Wehr beitrage folgendes: „1. Diejenigen Aktiengesellschaften, die in einem Lande ihren Sitz haben, dessen Staats vertrag die Heranziehung zu außerordentlichen Lasten nicht gestattet, dürfen höchstens mit ihrem Immobiliarvermögen zur Wchrsteuer l>erange- zogen »verden, indessen auch dies nur, soweit es nach den Darlegungen zu 2 zulässig ist. 2. Für Aktiengesellschaften, die auf Grund von Staatsverträgen in gleicher Weise wie die inländischen Aktiengesellschaften behandelt wer den müssen, darf d« Veranlagung zum Wehr beitrage jedenfalls nach keinen anderen Grund ¬ sätzen erfolgen, als die Veranlagung inländischer Aktiengesellschaften. Hiernach können entsprechend K 11 Abs. 1 de» WehrbeitragSgesetzeS nur di» offenen Reserven der ausländischen Aktiengesell schaften nach Abzug der Fonds für WoVlfahrÜ- zivecke überhaupt in Betracht kommen." Feststellung erheblich höherer Sturmflut- jchä-en. Die SclMeu, die die Sturmflut im Dezem ber und 5yanucrr an den Küstengebieten der Ost»- see verursacht hat, sind nach den letzten Meldun gen noch erheblich größer, als »»letzt ver breitet war. Insbesondere hat nach den letzten Feststellungen der ganze Kreis Heydekrug cn Ostpreußen außerordentlich schwer gelitten. An diesem Kreise ist fast das ganze Gebiet unter Wasser gesetzt, so daß die Not der Bewohner, die vielfach ihr Vieh verloren haben, und deren Wohnhäusern Gefahr droht, ganz besonders stark hervortritt. Auch in den übrigen Gebieten, die von schweren Schäden getroffen wurden, stellt sich immer mehr heraus, daß der anfangs ge schätzte Schaden als zu gering bemessen wurde. Die Privatbesitzer in fast allen Notstandsgebieten haben überhaupt viel schwerere Verluste erlitten, als man anfänglich annahm. Dies bezieht sich namentlich auf die Gebäude, die Zerstörung de? Ackers, den Viehbestand und die Futter- und sonstigen Vorräte. Man rechnet jetzt damit, daß der Schaden allein, soweit Privatperso- u e u in Betracht kommen, etwa2Millionen Mark betragen wird. Dieser hohen Summe stehen verhältnismäßig geringe Eingänge an frei willigen Spenden an das unter dem Protektorat des Kronprinzen stehende Ständige Hilfskomitee, Berlin, Alsenstraßc 10, gegenüber. Hier sind bis jetzt nur rund 250 OÖO Mark eingegangen, ci.i Betrag, der sich hoffentlich durch weitere opferwillige Gaben noch erheblich vermehren wird. Auch die dem Fiskus durch die Sturm flut entstandenen Schäden sind nach der bis herigen letzten Schätzung erheblich größer, als man angenommen hatte. Man wird sie zwischen 6 bis 8 Millionen schätzen können. Anfang März werden sich Vertreter der Zentralinstanz zur weiteren genaueren Abschätzung der von der Sturmflut betroffenen Gebiete an Ort und Stelle begeben. Für das Aufkommen des Scha dens dürften Provinzialverbände und Regierung zusammcngehen, und voraussichtlich werden auch für Privatpersonen Beihilfen aus staatlichen Mit teln gewährt werden. An besonders leistungs schwache Personen sollen zinslose Darlehen mit Rückzahlung in fünf Jahresraten gewährt wer den. Das Verhältnis zwischen Staat und Pro vinzen bezüglich des Beitrages zu den Kosten soll so verteilt werden, b aß auf den Staat und r/z auf die Provinzialverbände kommen. hesr unö Aottr. Vtzutfthe Kriegssthiste an ! UkkManischrn Küste. Rio de Janeiro, 28. Februar. Die deutschen Kriegsschiffe sanden allerseits begeisterte Aufnahme und eine gute Presse, sowie besonders aufmerksames Entgegenkommen seitens der brasilianischen Marin«. Zu dem Empfangs waren brasilianisch« Kreuzer anwesend. In Gegenwart des deutschen Gesandtem, des Ministers des Asuhern, d«s Marine ministers, der Admirale und des Kommandanten fand offizieller Empfang beim Präsi denten statt, wobei Admival v. Räbeur-Puschwitz die Grüße des Deutschen Kaisers übermittelte. Am nächsten Tage besichtigtem der Präsident und der Ma- rineminister die deutschen Schiffe, frühstückten an Bord und sprachen sich über alles Gesehen« sehr gün stig aus. Danach wurden die deutschen Offiziere vom Präsidenten zur Rekrutenveveidigumg zugszvgen. Der Marineminister veranstaltete einen Ausflug gemein sam mit den brasilianischen Offizieren. Das bra silianische Geschwader war, vom Manöver kommend, zur Begrüßung eingelaufen. E» ist am Mittwoch mit der Division zusammen ausgelaufen, wobei der bereits gemeldete herzliche drahtlos« Telegramm wechsel zwischen dem Präsidenten, dem Marinemiiri- ster und dem deutschen Admiral stattfand. Die Be geisterung der Deutschen in Rio de Janeiro fand m vielen Festen lebhaften Ausdruck. Von Zrnolü Schönbergs Schaffen. Don Eugen Segnitz. „Wollt ihr nach Regeln messen, was nicht nach eurer Regeln Lauf . . ." Rich. Wagner. Eine jegliche Zeit verlangt und empfängt Emotionen. Uno die si« bewirken, sck>affen und leiden. Ganz allmählich kam Liszt zu seinem Recht, häufig entbrannte der Streit um Wagner, in ruhiger Zurückhaltung standen Brahms und Bruckner einan der gegenüber und eine neue Aera sollte Mahlers Wirken bedeuten. Und nun kommt eine neue Be wegung. deren Urbeber Arnold Schönberg ist. Ganz allmählich erfuhr die Welt von ihm, dem anfänglich in Wien nur wenige anhingen. Schon hier kam es zu Meinungsverschiedenheiten und Streitszenen, die oft ein durchaus unparlamenta risches Gepräge zeigten. Nach und nach gelangte der Name Schönberg auch über Wiens Weichbild hinaus. Zunächst mußte man kaum mehr, als daß ein un gewöhnlich schönes Streichsertett von seiner Arbeit sei, Grund genug, einmal ein klares Bild von de» neuen Meisters musikalischem Wirken zu geben. Arnold Schönbergs äußerer Lcbensgang ist ein fach genug und schnell dargelogt. Zu Wien am 13. September 1874 geboren, bleibt er zunächst hier, gelangt auf autodidaktischem A*ege zu musikalischer Bildung, empfängt durch den Freund Alexander von Zemlinskn mehr Anregung als eigentlichen Unterricht, und geht 1901 nach Berlin, wo er in Wolzogcn» ..Bun, tem Theater" den Taktjtock schwingt und am Stern- ichen Konservatorium unterrichtet. Nach zwei Jahren kehrt er wieder heim und sieht sich hier von einem großen Schülerkrci'e umgeben. Im Jahr« 1910 wirkt er als Kompositionslehrer an d«r Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst, 1911 wendet <r sich zum »weiten Male nach Berlin, wo er sich ebenfalls dem Unterricht und der Komposition widmet. Jenes obenerwähnt« Streichsextet >nspiri«rte Dehmels Gedicht „Verklärt« Nacht", ein Kammer musikwerk im Stile Wagner« und voller Tristan- sttnnm»n-en, aber weit entfernt von d«r Ausgabe der eigenen Persönlichkeit. In einem weit ausgcsponne- ncm Satze erblüht darin auf unmdervolle Weise ein überreiches Gefühlsleben. In folgenden Werken rvendet sich Schönverg wieder mehr den Klassikern und ihren Formen zu. Das D-Moll-Streichquart«tt er weist sich weit subjektiver; nur schwer ist ihm und seinem ost hart dissonierenden Wesen beizukommen. Auffallend ist darin neben der Melodik und Harmonik die sehr häufig mehr orchestral auftrctende Hand- Izabung der vier Saiteninstrumente. Wesentlich an ders gestaltet ist das Fis Dlvll-Streichquartett. Die eksten beiden Sätze verbleiben den Streichern, im dritten und vierten tritt eine Singstimme hinzu. Die Gedichte „Litanei" und .^Entrückung" von St. George ordnen gleichsam die Musik, die hier ganz Stimmungs gehalt wird und, im Finale, die eigene Form gleich sam ga.cz ausgehend^ ausschließlich sich dem dich terischen Gedanken opfert, nm in ihm neu zu erstehen. Zu neuen harmonischen Zusammenhängen und zur „unendlichen Melodie" sucht der Komponist hier zu gelangen, und Chromatik und Enbarmonik bieten ihm neue und ganz erstaunlich reiäfe Mittel dar. Im Jahre 1906 entstand die „Kammersinfonie" in solhtischcr Besetzung gedacht und einsätzig geschrieben. Es darf an die unlängst stattgehabte^ Arthur Nikischs tapferem Vorgehen zu dankende Ausführung im Ee- wandhauje «rmnert werden, danach hier eingehend von diesem ungeheuer komplizierten und aus vollstem subjektiven Empfinden heraus geschaffenen Werk die Rede war. Wesentlich mitbestimmend für diese Kom position ist u. a. di« Anwendung der Gairztonskala und die sich hieraus ergebende harmonische Konse- auenz. Zur Charakteristik aber diene manchem Schön, dergs eigenes Wort, daß nämlich der Künstler nichts tue, was andere für schön halten, sondern nur was notwendig ist. Die sinfonische Orchesterdichtung „Pelleas und Melisande" nach Maurice Maeterlinck entstand 1902. Auch in dieser einiätzigen, fast eine Stunde bean spruchenden Komposition folgt Schönberg aus schließlich der Inspiration, di« sich selbst die Form sucht. Eine Unmenge von Motiven und ihre Durch führungen beleben das Ganze, und nur ein scherzo mäßiges Gebild« und ein von einem Adagiothcma be stimmter Teil verharren relativ in etwas längerer Abgeschlossenheit. Schönberg war unter jenen, die zuerst unter Anwendung der Ganztonskala Folgen von großen Terzen schrieben und damit ähnliche Wir kungen, wie Puccini u. a., erzielten. Auf di« ge schlossene Form verzichtete schönberg auch in den fünf Orchesterstücken, die man treffend Prosa der Musik ge nannt hat. Besonders bemerkenswert ist auch hier die Kürze aller Thcmada, erstaunlich neu die Mannig faltigkeit harmonischer Kombination, wundervoll der Gehalt und Ausdruck der Stimmung. Vor der Pellcassinfonie erschienen di«, im Hin blick auf die bevorstehende Leipziger Aufführung be sonders interessierenden Gurre-Lieder (19U0). Es liegt ihnen eine von dem dänischen Dichter Jens Peter Jacobsen umgcdichtete Sage zugrunde. Gurre ist ein schloß am Esromsee im nördlichen Seeland. König Baldemar Arterdag liebt di« schöne Tove Lille, deren Tod die in Eifersucht entbrannte Königin Helvig ver anlasst. Mit dieser Erzählung verbindet sich di« allen Germanen eigene Sage vom wilden Jäger, die sich auch Valdemars Person bemächtigt«. Der eiste Teil hat Valdemars und Toves Liebesleben zum Gegen, stand, der .zweite schildert des Einsamen Schmerz, der letzte die wilde Jagd. Die Gurre-LieDer sind lyrischer Tendenz, die aber eminente dramatische Steigerungen keineswegs ausschließen. Bon kolossaler Ausweitung ist das Instrumental«; was in dem Zeitlich unmittel- bar vorangegangenen Sextett „Verklärt« Nacht" den Saiteninstrumenten verblieb, findet sich nun hier auf den riesengroß gedachten Orchesterapparat übertragen. Sinfonische Zwischenspiele verbinden di« einzelnen Teile. Boller Eigenart ist der Chorsatz, gewaltig die orchestrale Behandlung, von tiefer Stimmung die Dar- bietung der Sologesänge. Weitere* über da« Werk zu sagen, sei noch der hiesigen Aufführung gestattet. Auf eine Anzahl Lieder für eme Singstimme fei noch hinge wiesen ; auf Op. 1 bis 8, 8 und 8, ferner auf zwei Balladen und die fünfzehn Lieder nach St. George. In diesen ersten lyrischen Werken bewegt sich Schönberg noch auf der Linie von Schubert und Schumann. Die folgenden aber stehen in engster Der- bindung mit des Tonpoeten Entwickelung und können gleichsam als Zwisckenstudicn gelten für kommende Werke. Sie sind völlig eigener und neuer Art. und vornehmlich auf die George-Lieder beziehen sich Schön- bergs Worte, daß nicht „Mangel an Erfindung oder an technischem Können, oder an Wißen um die an- Somuag, 1. Mikr lsi4. Deutsches Reich. * Abschied d«- «irN. «ch. Rat« ». Ko«««. Wie die „Rokdd. Allg. Ztq." hört, wird der Direktor der handelspolitvchen Abteilung de« Auswärtigen Amte- Wirkt. Geh. Rat Dr. v. Koerner seinem Antrag« gemäß zum 1. April d. I. in den Ruhestand treten. Direktor v. Koerner, der au» sächsischen Diensten heroorgegangen ist, hat nahezu anderthalb Jahrzehnte an der Spitze der handelspolitischen Ab teilung gestanden. Uwer seinen Nachfolger verlautet noch nichts. Er hat am 84. Dezember o. I. sein 64. Lebensjahr vollendet. * Gesellschaft für soziale Reform. Hierdurch weisen wir darauf hin, daß am Freitag, den 6 März, pünktlich V,9 Uhr abends im Saale der Alten Handelsbörse lNaschmarkt) Dr. Kumpmann aus Bonn über „die Möglichkeit einerReichs- arbeitslosenversicherung" in öffentlicher Versammlung sprechen wird. Der Eintritt zu dieser von der Ortsgruppe Leipzig der Gesellschaft für soziale Neiorm veranstalteten Versammlung ist frei. Nach dem Bortrage findet eine ,reie Aussprache statt. * Unsere militärische Vertretung in Frankreich. Das Befinden des im September v. I. bei den gro.-en französischen Armeemanövern schwer verun glückten Oberstleutnants Detlof v. Winterfeldt hat sich endlich so weit gebessert, daß innerhalb des nächsten Monats an einen Heimtransport ge dacht werden kann. Oberstleutnant v. Winterfeldt vermag jetzt im Bett aufzusitzen, und der durch die mehrfachen Operationen stark mitgenommene Körper krättigt sich zusehends. Es ist jedoch an eine baldige Aufnahme der dienstlichen Tätigkeit nicht zu denken, so daß die Neubesetzung des Pariser Militär, attackhpostens mit den großen Frühjahrsverände rungen wohl in sicherer Aussicht steht. * Der neue Gouverneur von Metz. Nach dem plötzlichen Tode des Generals v. Lindenau, der seinen Posten noch gar nicht angetreten hatte, ist bereits als deßen Nachfolger der Kommandeur der 17. Division, Generalleutnant v. Winterfeld, zum Gouver neur von Metz ernannt worden. * Zur Reichstagsersatzwahl in Obornik-Sainter- Birnbaum-Schwerin. Am 22. Februar sind wieder mehrere polnische Agitationsversammlungen abge halten worden, in denen entweder Prälat Klos oder der Reichstagsabgeordnete Novicki oder polnische Redakteure längere Ansprachen hielten, und zwar in Kazmierz und Samter, -in Obornik und Mur.-Goslin und in Goraj, Kreis Schwerin. Für den 1. März waren polnische Versammlungen angckündigt in No aasen, Podrzewie, Wronke, SendZinki und Wroblewo. Am 8. März sollen polnische Versammlungen ab gehalten werden in Bntyn, Duischnik und Chojno, Kreis Samter, in Kahme und Gr..-Lhrznpsko, Kreis Birnbaum. Am 15. März werden Versammlungen in Zirke und Birnbaum abgehalten werden. — In den deutschen Wählerversammlungen ist, wie uns berichtet wird, die Stimmung gut. Svmtt den auch ! Baumga Programm * Die »»«gen. 2 gemeldet: ! an den A Verbandes ein Schreib der Regier Materialie de» Mtnist kleichspart andern le ichen s lichen eri wurden, zu Kritik und seitens der Er erachte jene Punl die nach d Parteien hätten, u schauung i diesem Äst bahnen, er Parteien zwecks unb rung der ! * Picho meldet: l P i ch o n, Minrstersck zu seinem gekehrt. 2 Jahren al und wand zu. Nun Journal", vor vier ! und dami Blatte« kläglicher eines Mir * Port giesische E meldet w st ö r u n g Es sand c einzelne L schenlebei! der AussÜ die Verm * Der hannoversche Provinziallandtag hat be-, schlossen, sich mit einem Kapital von zwei Millionen Mark an der hannoverschen Siedl ungsgesell- schäft zu beteiligen, von der die Oedländerei- kultur in großem Maßstabe betrieben werden soll. Weitere zwei Millionen sind bereits von andern Korporationen, gezeichnet worden. Das Landwirt-M schnslsministerium hat einen Betrag von vier' Millionen in Aussicht gestellt. Ntz * Der Reichsbund bangewerblicher Arbeitgeber verbünde (Sitz Berlin) hat am 27. Februar unter Leitung seines Vorsitzenden, Baumeister L. Popp- Nürnberg, in den Kammerscilen zu Berlin seine zweite ordentliche Bundesversammlung abgehalten. Dem Bund gehören Arbeitgeberzentralverbände an, deren Mitglieder rund 700 Millionen Mark Löhne im Jahre auszahlen. (Hochbaugewerbe 860 Mill., Tiefbaugewerbe 115 Mill., Holzgcwerbe 70 Mill., Malergewerbe 60 Mill., Klempnergewerbe 25 Mill.« Dachdeckergewerbe 10 Mill.. Strickgewerbe 15 Mill., Steinsetzergewerbe 15 Mill.) Der Bundesversamm lung wurde von der Geschäftsstelle eine Denkschrift über „Die Erneuerung der Tarifverträge im Bau gewerbe und in den Baunebengewerben tm Jahr« 1913" vorgelegt, die zu einer Erörterung über die wichtigsten Lehren aus der letzten Tarifbewegung Veranlassung gab. Im übrigen hatte sich die Bundes versammlung nach der Tagesordnung mit Verwal tung«!- und Fachangelegenheiten — u. a. auch mit der Sicherung der Bauforderungen — zu beschäftigen. * Der Lvangelifch-sozial« Kongreß hält wi« all jährlich ss auch diesmal eine Tagung ab, und zwar vom 15. bis 17. April, nicht wie bisher erst in der Pfingstwoche. Als Tagungsort ist das von Sachsen aus verhältnismäßig leicht erreichbare Nürnberg ausersshen worden. Für «inen der Vorträge hat man ganze Lac ist ausgefi wurden ir * Der Telegram Der Kön Kaiser hierauf t einen Bef * Di« 28. Febru Sonnaben Joseph Hierauf st ordnung > beim Era Abordnun Wilhel stimmther Schiffe di finden, ui an Bord das italic dem öfter * Gen« 28. Febru Billa t grainm a durch ein oefunden sucht hat, auslagen bei: Ben deren Forderungen jener landläufigen Aesthetil" ihn in diese durchaus neue Richtung drängten, sondern daß er einem inneren Zwange folgte, der stärker in als Erziehung: „daß ich jener Bildung gehorche, dio als merne natürliche stärker ist als mein« künstlerische Vorbildung". Den Liedern und Gesängen folgten die drei Klavierstücke (Op. 11), liedförmig gearbeitet (mit-, Ausnahme des letzten) und ebenfalls ausg« prochen* lyrisch sein empfindender Art. Erinnert sei noch an zwei unseres Wissens noch unveröffentlichte Cchönbergsche Bühnenwerke, ein Monodram „Erwartung" (von E. Pappen-heim) und das musikalische Drama „Die glückliche Hand" darin sich der Autor den Dichterkomponisten zugesellte. Vielleicht kommt noch die Zeit, wo die Bedeutung der 1910 veröffentlichten Harmcniolehre Schönbergs allgemein erkannt wird: eine theoretisches Werk und eine künstlerische Konfession zugleich. Alles darin ist , gestellt auf die Persönlichkeit und die Ausbildung ihrer selbst, daher also „könnte der Unterricht, der einen Künstler erziehen soll, höchsten« darin bestehen, daß man ihm hilft, sich selbst zu hören. Di« Technik, die Kunstmittel helfen ihm nicht . Schönberg gleicht in mancher Hinsicht dem Men sch«» der Renaissance, dem sich zu gleicher Zeit mchrer« Schaffensgcbiete eröffneten. Er ist Tonsetzer, Päda gog, Schriftsteller und — Maler. Mit besonderem Glück versuchte er sich im Porträt. In seiner Per sönlichkeit stehen die Künste in enaem Zusammen hang, und so will es fast unmöglich scheinen, daß sich nicht in seinem Gefamtschaffen in seiner Universalität die Farbentöne seiner Gemälde mit den Tontarben seiner Musik gewissermaßen identifizieren. Hauptp habe den der Aus, einen Soi gestatt, weggcfühi Ucber Großen S Führer dl yalbe Sti er lebhaf bei seiner hervorrief mit einer vativen H sonders terifierun! eigentlich, verbreitet Wirtsch des deuks deutenden brach ein, dann die vativen ii Obig« Zeilen wollen nicht mehr noch weniger gelten als «inen Hinweis auf Arnold Schönbergs Schaffen und die Anregung, sich mit seinen Werken zu beschäftigen. Tenn die Zeit fft gekommen, sich mit diesem Künstler auseinanderzusetzen. Sein streben ist dem Höchsten in der Kuifft entgegen zuqehen. Von welchem Einfluß und Umfang sein Wirken sei für da« Allgemein«, kann erst die Zukunft Nachweisen, da wie ihm zeitlich noch zu nahe sieben. Wie es Gottfried Keller «inmal bezeichnet: „Jede Erscheinung hat ge- nau di« Dauer, welche ihre Gründlichkeit und leben dige Innerlichkeit verdient." gegen die aller Schä der Umsti eines Koc gesprochen
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