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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.03.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140303017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914030301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914030301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-03
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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vlrnstay. S. MSr; ISIL Leipziger Tageblatt. Nr. H2. Morgen-Nusgave. Sette 7 Uhr ,«s?» chul- fiten. Uhr. der ,e" 2 nach- Oiso 1914. 09^L 25 ttags Uhr. Uhr. Bank r der . von »ends i»g. NS. finde. l irden 66^ 51^ 82^ rv- eber- hier g- l. rden: »t in Unna nner- Ge- :eten, 'verein !geben. >ember -einen glieder niamst kasscn- 12S.91 X)7.7( Zvnds. i 3ü5 inncn- is den Turn- r eine Turner schöne urnsest ruster- unkten is daS Saupt» n be enden, 1S14 Turn- (Vor- S- »christ- tendcr nert (stell. INN, m e r. en ern. Emil itzoll. l I. iehrer churg. fler gössen. Fran ll'b. 'berg, mken- ^esline lüller, Herr steher r'and- ovioj VW MW!! KW Kunst unä wissensetiutt WUI!KW WK Ü n. Vie Van-elüekoration im parflfal. In dem neuesten Heft der Halbmonatsschrift .Leipziger Bühne" interessiert vor allem ein Aufsatz Max Martersteigs über „Die Wandeldekoration im Parsifa l". Wir geben den Aufsatz in Auszügen wieder: „Das umstrittenste Problem bei allen außer- bayreuthischen Parsisal-Aufführungen bietet die Wandeldekoration. Sie galt vor dreißig Jahren als ein Wunderwerk technischer Bühnenkunst, bei dem man nur bedauerte, daß die der Pl-antasie entbunden« Vorstellung, den Neophyten des Grals und seinen Führer Gurnemanz den wilden, von Schrecknissen und heiligen Schauern umfangenen Aufstieg nach Monsalvat schreiten zu sehen, nicht völlig in Erscheinung trat. Di« Felsengänge, in deren mystischer Dämmerung der Schall der Gralsglocken dem staunenden reinen Toren ein erstes Ahnen des zu erlebenden Wunderbaren wecken soll, — blieben leer, gemalte Leinwand, die sich — nicht ohne Einblick in den Mechanis mus — lebendig und dennoch leblos vorüberschob. Ein mitwandelnder Gerüstbau, auf dem die Wan derer hätten schreiten können, ließ und läßt sich hinter den Wandelprospekten nicht anbringcn, weil der Bühnenraum zur Gralshalle herge richtet werden muß; und zwar in etwas weni ger mehr als drei Minuten. So gab Bayreuth schon — wenn auch bewußt und zum Leidwesen fernes Meisters — ein Fragment, ein Surrogat. Doch immerhin eines, das der reinen Bühnen malerei Gelegenheit bot, die mächtige, eindrucks volle und vorstellungsreiche Wandelmusik im Bilde aufzusangen." „Und in der Tat ist es ja ein Glaubenssatz moderner Aesthetik, auch in der Kunst des Theaters, der sich mehr und mehr durchgesetzt hat, daß im „Weglassen" die größere, unbedingt aber die schlichtere Meisterschaft sich bewähre." Ein völliger Verzicht auf di« Wandeldekora tion braucht darum nicht, wie der Bayreuth gläubige meint, eine Nichterfüllung oder Ver kümmerung des von Wagner Gewollten zu be deuten, er könnte und kann auch aus einem volleren und hingegebeneren Erfassen der rein musikalischen Gestaltung entspringen, die mit ihren Kunstmitteln ein gar nicht mißzuverstehen des sinfonisches Bild der Natur, der Elemente und ihrer Wirkung in die Seele Parsifals, mit der wir, die Zuhörer, wandeln, erstehen läßt. Keiner der Glücklichen, die die ersten Parsifalaufführungen vor 32 Jahren in Bay reuth erleben durfte, vermißte dre im dritten Akt fehlende Wandeldekoration, die den Weg des rum Gral heimkehrenden Welterlösers zeigen sollte, die aber technischer Hindernisse wegen fortfiel, man gab sich der geschossener Gardine desto williger und gebannter der Sprache des Orchesters hii Die dramaturgische Anordnung, die hier aus der Not geboren war, wirkte wre eine schöne Weisheit: vor allem ein immerhin neben der Kunstwirkung auch eine gewisse, technisch orien tierte Kuriosität aufweisendes Mittel nicht zwei mal anzuwenden, es nicht zu wiederholen. Unsere Inszenierung schließt bewußt einen Kompromiß: sie will der Jllusionsfordcrung im entwickelnden Teile des Dramas, also im ersten Akt, wo wir die Wanderer zur Gralsburg auf steigend uns denken sollen, erfüllen und hat zu diesem Zweck versucht, technische Fortschritte im Bühnenwesen dieser Jllusionierung dienstbar zu machen. Wir werden keine Wandeldekoration ab rollen lassen, sondern die Höhepunkte und charak teristischen Phasen der Wandelmusik durch Vi sionen illustrieren, die in vorbei- und empor ¬ strebenden Wolkenzügen Schemen der vorzu stellenden Landschaft enthüllen und, mit ihnen verwebt, die Gestalten der Wanderer selbst. Dies wird vermöge optischer Spiegelungen geschehen, die als ein in diesem Maße angewandtes tech nisches Kunstmittel die Leipziger Inszenierung zum ersten Male zeigen wird. Im dritten Akte aber folgen wir der Bay reuther Erfahrung der ersten Jahre." Leipzig, 2 März. Konzert von Johanne» Nalbandia«. Der ru fische Geiger brachte ausschließlich Werke seiner Landsleute zu Gehör, und -war erklangen außer' Elazounows A-Moll-Konzert alle übrigen stücke -um ersten Male, So interessant es an sich war, die,e Werke kennen zu lernen, war ihr musikalischer Wert doch recht gering. Jedweder Originalität bar ist Nicolaiews G-Moll- Klavier-Violinjonate. Sie bezeugt des Komponisten reiche Literaturkenntnis insofern, als in ihr recht be kannt anmutende Themen verarbeitet werden. Tech nische Kunststücke und reiches Figurenwerk sind in Wihtols Fantasie über lettische Volkslieder, die kaum als solche zu erkennen sind, die Hauptsache. Gleich dieser Fantasie gebricht es auch dem fast ausschließlich virtuos gehaltenen Stücke „Orientale" an klanglich melodisch charakteristischer Eigenart und musikalychem Gehalt. Am wertvollsten erwies sich noch Borodins „Nocturne" aus dem D-Dur-Streichquartett. Nur er hielt man von dieser Rimsky-Korssakcwschen Be arbeitung kein rechtes Bild da der Part der übrigen Streichinstrumente dem Klavier übertragen ward. Wenig Gutes läßt sich auch über die Darbietung der Stücke sagen. Was nützt dem Hörer alles in der Tat vorhandene Vermögen, die Stücke gefühlsmäßig zu er fassen. wenn es an der Fähigkeit fehlt, ihnen in rein technischer Hinsicht gerecht zu werden? Ueber jenen Grad von Fingerfertigkeit und Bogcntechnik, wie ihn beispielsweise der Vortrag der Ecksätze von Glarou- nows A-Moll-Konzert unbedingt erfordert, verfügt Herr Johannes Nalbandian noch längst nicht. Kein Wunder also, daß alle schwierigen Passagen und Doppelgriffe gar sehr an Jntonationsreinheit zu wünschen übrig ließen, cs um alle eindringliche Wir kung geschehen war. Als äußerst störend ward dazu empfunden, daß der Violinist bei fast jeder Stelle, die seinem Begleiter Herrn Emanuel Bay allein zu fiel, die Saiten seines Instrumentes sehr vernehm lich stimmte. Wie tags zuvor, nahm man auch aus diesem Konzert herzlich wenig mit hinweg. O. H. * * Aus den städtischen Theatern. Kammer sänger Jacques Urlus kehrt am 9. März von seinem mehr als viermonatlichen kontraktlichen Urlaub in New Park und London nach Leipzig zurück, um an den letzten Haupt- und General- proben des „Parsifal" teilzunehmen und die Partie dann in den fünf angekündigten Vorstellungen auszuführen. * Für Saloarsan. Der BreslauerGeneral- anz einer, der jüngst einen Artikel des Geheim rar s Reisser gegen die Angriffe auf das Sal- varsan veröffentlicht hat, teilt mit, daß eine große Zakl hervorragender Fachmänner aus der ganzen Welt ihrEinverstänvni» mit den Net ss er- schen Ausführungen erklärt haben. Unter ihnen befinden sich zweiundachtig Direktoren König licher Universitätskliniken wwie Leiter und Ober ärzte städtischer Krankenhaus-Abteilungen aus allen Teilen Deutschlands, ferner aus Oesterretch-Ungarn, Rußland, Rumänien, Dänemark, Schweden, Holland, ferner 123 Spezialärzte. * Dem Grafen Seebach übermittelte der Dekan der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig folgendes Schreiben: Euer Exzellenz gestattet sich der Unterzeichnete im Namen und Auftrage der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig die ergebene Mitteilung zu machen, daß die philosophische Fakultät beschlossen hat, Euer Exzellenz aus Anlaß des am morgigen Tage stattfindenden 20jährigen Jubiläums als Generalintendant der Hoftheater die Würde eines Dr phil. hon. c. zu verleihen. Die philosophische Fakultät hat sich bei diesem Beschlüsse von der Erkenntns leiten lassen, daß die Dresdner Bühnen, die Euer Erzellen, leiten, in den 20 Jahren Ihrer Wirksam keit einen ganz ungewöhnlichen Aufschwung ge nommen haben und auf das gesamte deutsche Bühnen- und Literaturleden anregend gewirkt haben. Hat sich doch die Dresdner Hofdühne dank der per- sönlichen Initiative Eurer Erzellenz den Ruhm er worben, unter den deutschen Hof Heatern die weitest gehende Liberalität in der Ausgestaltung des Spiel plans zu zeigen und ist so durch eine große Zahl von Uraufführungen die Führerin des deutschen Theater lebens geworden. Und gehört es doch zum Lebens programm Eurer Exzellenz, neben den anerkannten Meisterwerken aller Völker und Zeiten besonders die lebende zeitgenössische Literatur unseres Vaterlandes an der Dresdner Hofdühne verkörpern zu lasten. So möchte denn die philoiophijche Fakultät den für Eure Exzellenz jo bedeutungsvollen Tag nicht vorüber gehen lassen, ohne durch Verleihung der höchsten Würde, die sie zu vergeben hat. auch ihrerseits ihre Glückwünsche darzubrinpen. - Die Uebersendunn des aut den 1. März datierten Ehrendiploms wird in Bälde erso gen. Die philoiophriche Fakultät der Universität Leipzig. Dr. Zrmmern, derzeit. Dekan. * llniversitätsnachrichten. Dr. phil. Theodor Brandes, Assistent am geologischen und paläon tologischen Institut der Univergtät Leipzig, beab sichtigt, an der hiesigen philosophischen Fakultät die Venia legendi zu erwerben. Er hat zu diesem Zwecke eine Habilitationsschrift über „Die variskischen Züge im geologischen Bauplane Mittel deutschlands lein Beitrag zur Kenntnis der Struktur und Paläogeograpbie des zentralen Deutschlands)" verfaßt und wird Mittwoch, den 4. März d. I.» mit tags 12—1 Uhr im Hörsaal 27 der Universität seine öffentliche Probevorlesung über „Die pa- läogeoaraphijche Entwicklung Mittel deutschlands seit der variskischen Fal tung" halten. * „Er uni der andere." Unser Berliner Schau- spielreserent schreibt: Schon als noch Richard Alexan der den Berliner Westen nach dem Osten leckte, be gann unsere Lebewelt im Theaterchen unter dem Stadtbahn-Viadukt airzufragen, was sich nach neuester Pariser Mode ziemt. Die Boulevardposse ist seit Jahrzehnten ziemlich unverändert, und etn „litera rischer" Unterschied besteht schwerlich zwischen dem Residenz- und dem Trianontheater. Die jüngsten Pariser Toiletten und die jungen weiblichen Schön heiten werden in beiden mondänen und demimondä- nen Theatern zur Schau gestellt. Tristan Ber- nard ragt immerhin etn wenig aus dem Schock der Pariser Schwankfabrikanten hervor. Er hat Ideen, aus denen sich Lustspiele machen ließen. Ein Beispiel gibt das gestern zum ersten Male in deutscher Sprache aufgeführte Stück: „Er und der andere." Er ist der andere, der andere ist er. In kleiner Stadt zwei kleine Zeitungen, die sich auf dem Dreschboden der Politik gründlich befleaeln. Zwei friedliche Leitartikel — und nur e i n Leitartikelschreiber. Ueber- dies werden die zwei Blätter in derselben Druckern hergestellt, (Aslakjen heißt der ideale Eeschästsoer- leger bei Ibsen!) Hermann Bahr hat in einem launigen Essay einmal das Problem des „Charakter losen'^ aufgerollt, des Journalisten, der sich so mit Haut und Haaren seiner Phantasie ergeben kann, daß er in gegnerischen Zeitungen eine fortlaufende glänzende Polemik gegen sich selbst führt. Nicht zu psychologischen Merkwürdigkeiten, nur zu ulkigen Situationen führt das Stück des Tristan Bernard, der übrigens einen Mitarbeiter hatte: einen Herrn Atyis. Der Name erinnert an den heiligen Berg Athos, doch der Schwank mit seinen üppigen Ehe- brüchlein ist nichts weniger denn heilig. Man lachte, man applaudierte: auch dem pikanten Fräulein Limburg und der immer gleichen, immer gleich komischen Hans Junkermann-Note und Leo polds biederem Lümpchen, dem Verleger und Buch drucker. Hermann kiisnrl. * Der Deutsche Bübnenklud veranstaltet Mitte März im Berliner Metropol-Theatet eine Nacht vorstellung. Zur Aufführung gelangt zuerst die „K l a b r i a s - P a r t i e" mit Schildkraut, Pallen berg, Arnold, Herzseld und anderen Darstellern. Darauf folgt eine Aufführung der Supp.schen Operette „Dre schöne Galathee". Am Diri- aentenpulte wird Direktor Rich. Strauß sitzen. Di« Galathee singt Hermine Bosetti, den Pygmalion Kammersänger Iadlawker, die Rolle de» Ganymed Alexander M o i s s i und die des Midas Direktor Ferry Sikla. Die Regie beider Stücke hat Professor Max Reinhardt über nommen. * Im Braunschweiger Hoftheater dirigierte als neuerlicher Bewerber um die Stelle als Hofkapell meister in Beethovens „Fidelio" Herr Karl Pohlig aus München. Sein Erfolg in Braunschweig als Probedtrigent war stärker als der des Wieners Dr. Stiedry, der sich in „Tristan und Isolde" präsentierte, mochte aber nicht die Vorzüge des Mitbewerbers Dr. Felix Schreiber („Meistersinger") zu verdunkeln, der als aussichtsreichster Bewerber um den Hofkapell- mcislerposten an,Zusehen ist. * Musikchronik. Wilhelm Manke, der Mün chener Komponist und Musikreferent, hat eine „Romantische Sinfonie in vier Sätzen, op. 63, geschrieben, die am 15. Mai im Dort munder Philharmonischen Konzert durch Professor Georg Hüttner zur Uraufführung gelangen wird. — FerruccioBusoni hat soeben eine „Indianische Phantasie" in vier Sätzen für Klavier und Orchester beendigt. * Tor Aulin s. Am 1. März verschied »n Stockholm der Komponist Tor Aulin im Alter von 47 Jahren. Er war in Stockholm geboren und wurde später der Schüler Emile Gaurets und Philipp Scharwenkas in Berlin, ^eit 1889 wirkte er als Konzertmeister der Königl. Hoioper in Stockholm. Als Komponist wurde er durch einige Violinkonzerte bekannt. * Für drn Wettbewerb um Entwürfe zu Klein möbeln, ven der Verein für Deutsches Kun st- gewerbe zu Berlin auf Anregung seines Mitgliedes Herrn Earl Jacob in Berlin erlassen hat, sind 1586 Wettardciten eingegangen. Das Preisgericht hat je einen ersten Preis von 4llO ./i dem Architekten Paul Bhrow in Berlin und dem Architekten Erich Knüppel holz in Berlin-Friedenau, je einen zweiten Preis von 2c-0 dem Architekten W von Nesjen inNeukölln, dem Kunstgewerbezeichner Wilhelm Kienzle in München und dem Architekten Paul Buhrow in Berlin, je einen dritten Preis von 100 dem Kunstgewerbezeichner Wilhelm Kienzle in Mün chen, Walter K o it k a in Berlin-Südende, dem Archi tekten W. von Nessen in Neukölln und Mar Müller tn Berlin zugesprochen. Ferner sind auf Vorschlag des Preisgerichtes achtzehn und freihändig noch sechs Entwürfe zu je 50 angekauft und 30 Entwürfe durch eine lobende Erwähnung aus gezeichnet worden * „Münchner Sezession". Zur Frühjahrausstellung der „Sezession" am Königsplatz wurden über 1700 Werke eingeschickt, von denen gegen 570 von der Jury angenommen wurden. Die Säle der Sezessionsgalerie werden auch diesmal der Frühjahr ausstellung angegliedert, um die ausgewählten Werke in übersichtlicher Weise zur Geltung bringen zu können. Die Eröffnung der Frühjahrausstellung findet am Dienstag, den 3. März, um 11 Uhr statt. * Prosessor Paul Magnus in Berlin wurde zu seinem 70. Geburtstage zum Ehrenmitglied der Schweizerischen Botanischen Gesell schaft ernannt. * Die Sonderausstellung von Werken Schinkel» im Schinkel-Museum der Technischen Hochschule zu Charlottenburg ist durch das von Karl Vegas 1824 gemalte Oelbildnis Schinkels be reichert worden. Das Werk stammt aus dem Besitz eines Enkels Schinkels, des Landschaftsmalers Theodor Schinkel zu Zehlendorf-Mitte. Die Aus stellung ist Montag, Mittwoch, Freitag von 10 bis 1 Uhr unentgeltlich geöffnet. Das diesjährige Schinkeifest des Architekten-Dereins zu Berlin findet am 13. März im Architektenhause statt. Es wird der Beschluß über die Ernennung von sechs Ehrenmitgliedern verkündigt. »er gute Name. 4s Roman von Georg Engel. lOsixrigkt I9W bx (ZrscUIvio L 0o. 0. m. b. ll. Er verbeugte sich noch einmal, und als das Mädchen unbefangen sagte: „Ich weiß nun, wie die Herren heißen, und mich nennt man Herta," da warf er dem Freunde einen lachenden Blick zu, der so viel bedeuten sollte, als: „Du bist ein Kindskopf, daß du die Geschichte so ernst genommen." „Die Herren werden sich waschen wollen," meinte Herta freundlich, und, da ihr nicht wider sprochen wurde, so zog sie ein weißes Tuch von dem wackligen Gestell, klapperte noch etwas mit dem Geschirr und schritt dann leichtfüßig zur Tür. „Halt, noch eins," rief der Kapitän. Tas Mädchen wandte sich, und der Kapitän trat an den Tisch, zog aus seiner Brieftasche eine Karte hervor und warf rasch ein paar Zeilen darauf. ,Mer Landrat von Parchim wohnt hier in der Nähe, nicht wahr?" fragte er während des Schreibens. „Ja, Herr Holstein, dicht an der Weltiner Straße." Der Kapitän blickte überrascht auf, dann be sann er sich und fragte kurz: „Haben Sie je mand, der ihm diesen Zettel überbringt?" „Ich werde selbst gehen, Herr Holstein," er widerte das Mädchen bereitwillig, und da der Doktor Einsprache erheben wollte, unterbrach ihn der Kapitän ungeduldig: „Gehen Sie, liebes Kind, ich werde Ihnen dankbar sein." Er kuvertierte, das Mädchen ergriff den Brief und sprang eilig die Treppen hinab. Einen Augenblick war im Zimmer alles still. Der Doktor schloß an dem Koffer herum, und der Kapitän stand über das Gestell gebeugt und versuchte sich zu waschen. Endlich stieß der Schiffsarzt energisch den Schlüssel in das Schloß und sagte mit seiner tiefen Baßstimme: „Deine Späße mit diesem Mädchen mißfallen mir, Hol stein." „So?" prustete der andere in seinem Wasser gleichmütig, „das sicht dir ähnlich." „Und es tut mir leid, dir sagen zu müssen," fuhr der lange Doktor noch unwilliger fort, „daß ich mich schämen würde, derartige Reden vor einer ländlichen Unschuld zum besten zu geben." Der Kapitän schüttelte sich das Wasser aus den Haaren und starrte den Freund mit großen Augen an: „Ta sieh mir einer diesen tugendhaften Hippokrates," spottete er lachend, „sieht er nicht aus, als wäre er eigentlich ein Heiliger, der seinen Strahlenschein nur aus Versehen in die Tasche gesteckt hat?" Er ergriff das Handtuch und trocknete sich mit Seelenruhe ab. „Schäme dich, mein Sohn; auf dem Wasser warst du noch ein erträglicher Gesell, verdorben genug, um die schlanke Taille einer Portwein flasche aufrichtig bewundern zu können, für das Land jedoch scheinst du mir keinerlei Qualitäten zu besitzen. Wie kannst du von Späßen sprechen und von ländlicher Unschuld? Was weißt du überhaupt von den Weibern, als daß sie so und so viel Rippen am Rückenmark haben? Ich werde morgen dieser Unschuld einen Kuß geben und übermorgen ist sie in mich verliebt. Das ist alles." Der Doktor sprang auf und schlug heftig den Koffer zu. Eine gereizte Antwort schien auf seinen Lippen zu schweben, aber er bezwang sich und wanderte in seinen Wasserstiefeln ge räuschvoll mehrere Male durch den kleinen Raum. Seinem rücksichtsvollen, humanen Sinn widerstand derartige Unterschätzung menschlicher Würde, immer wieder war er geneigt, seinem Freunde eine gewisse, angeborene Ueberhebung vorzuwerfen, die dem Aristokraten einmal eigen sei. „Lassen wir das," sagte er endlich kurz. „Weise gesprochen," nickte gutmütig der Kapitän, der sich inzwischen in eine schmucke Seemannsuniform geworfen hatte und gar nicht zu bemerken schien, daß sich der andere über rhn ärgerte. „Höre, mein Kind, diese Transtiefel könn test du füglich ablegen, da sie den Schwerpunkt deines Wesens allzu sehr in die Tiefe ziehen. Ich habe vor, die sogenannten guten Kreise einmal in ihrer ganzen Herrlichkeit auf dick wirken zu lassen." Der Lange unterbrach seine Wanderung und konnte nicht verhindern, daß unwillkürlich ein Lächeln über sem blasses Gesicht flog. „Tu bist und bleibst toll, Holstein," meinte er dann liebenswürdig und setzte sich rittlings auf seinen Koffer, „wenn ich nur wüßte, wo du eigentlich hinaus willst?" „Llov ckisu," der Kapitän steckte sich eine Zigarre an, blies große Rauchwolken in die Luft und blinzelte sein Gegenüber vertraulich an. „Weiß ich auch nicht, mein Junge-— irgend etwas — eine Kuppelei oder eine Heirat —, dieses Weltin ist das richtige Nest für dich, dort kannst du Großphilister werden. Laß mich nur machen: Und deshalb muß ich dich vor allen Dingen In lustige Gesellschaft bringen. Damit du sichst, wie leicht sich's leben läßt. — Heute besuchen wir noch die Parchims. Bon ihnen kannst du lernen, wie man es ansängt, gleichzeitig für unausstehlich und äußerst charak tervoll gehalten zu werden. Zur Vorsicht werde ich dich auf alles vorbcreiten. Tu wirst dort ein affektiertes Backfischchen treffen, eine Lan- tippe von Hausdame, einen tauben Kammer diener und den Alten. Alle märchenhaft un ausstehlich, aber wie gesagt, höchst charaktervoll. Der Alte ist der Hauptcharakter. Er schnappte mir in jungen Jahren mein Erbgut fort und schickte mir dafür einen moralischen Brief. Ich protestierte anfangs dagegen und wollte rhn durch die Gerichte zwingen, mir halt," unterbrach er sich plötzlich und sah den Freund erstaunt an, „Mensch, was ziehst du für ein feierliches Gesicht?" Ter Doktor hatte sich an dem Tische nieder gelassen, eine Wolke flog über feine treuherzigen Züge. Endlich stützte er den Kopf in die Hand und sagte bittend: „Verdiene ich denn gar nicht dein Ver trauen, Heinz?" „Ter Anfang ist wieder zu wehmütig," kon statierte der Kapitän und nahm erwartungsvoll die Zigarre aus dem Munde. „Was willst du denn eigentlich?" „Was ich will?" ries der Doktor, „ja, ein mal muß es heraus, ich will neben deiner Freundschaft auch dein Vertrauen. Sieh, Heinz," fuhr er überredend fort, als der Kapitan un beirrt weiter rauchte, „nun leben wir schon fünf Jahre in der innigsten Gemeinschaft, und doch ist mir alles, was dich angeht, alles was außer« halb deines liebenswürdigen Wesens, deines hochherzigen Charakters liegt, fremd geblieben. Als du mich zuerst auf der kleinen spanischen Insel trafst, wohin mich mein Gesundheitszu stand verbannt hatte, da schloß ich mich dir gleich mit leidenschaftlicher Neigung an. Du nahmst mich auf dein Schiff, du erlöstest mich aus der Abhängigkeit, in welche mich die kärg liche Gnade meiner Verwandten versetzt hatte. Tu machtest mich frei, unabhängig, gesund, und schenktest mir für meine Wissenschaft die groß artige Anschauung der Natur." „Hast du mich nicht dafür mit Löffelkraut spiritus und Chinin gefüttert, du Närrchen?" warf der Kapitän ernsthaft ein, „hast du nicht mit Ausdauer alles in das heilige Hauptbuch eingetragen, was ich von den Ntohren und Ma laien erschacherte?" (Fortsetzung in der Abendausgabe.)
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