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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.03.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140303017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914030301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914030301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-03
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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Sette 18. Nr. 112. ttlorgen-Nurrynde. Leipziger Tageblatt. httsinneu in den Postämtern dritter Masse haben wir schwere Bedenken. Sie tun dort Schalterdienst und sind Borgesetzte der Unterbeamten und Postboten. Dem Kollegen Nacken bin ich für seine Hartnäckigkeit dankbar (Heitertzett), mit der er eine Verschärfung des Postlagerbriefverkehrs verlangt. Am Falle Zabern konnte der Staatssekretär gar nicht anders handeln, da Verfehlungen der Postbeamten vorge- kommei sind, di« naturgemäß untersucht und eoen- tucll bestraft werden müssen. Der Staatssekretär wird das in ihn gesetzte Vertrauen auch weiterhin ia vollstem Maße zum Nutzen für unsere Postverwalrung rechtfertigen. (Beifall rechts.) Staatssekretär Krittle: Zweifellos erfreut sich das Platte Land nicht der postalischen Vorzüge der Großstadt. Wir sind aber auf Besserung der Verhältnisse stets bedacht, was namentlich aus der Verbesserung des Teleplwnvcrlehrs heroorgeht. Auch ich bedaure lebhaft, daß die Fernsprechaebüh- renordnung nicht angenommen word<n ist. Wann wir wieder mit einer Vorlage kommen werden, kann ich heute noch nicht sagen. Die Beschäftigung weib licher Beamter hat sich bewährt. An Oesterreich ist die Zahl der Beamtinnen noch viel größer, und die Einrichtung ist gut (Widerspruch rcchtss. Auch den Posragcntcn gilt unser größtes Wohlwollen, eine l,c'iim,nie einheitliche Gehalts skala ist sür sie aber nickt möglich. Wie der Abge ordnete Beck zu der Ansicht kommt, die Verwaltung sähe die klcbernabme kommunaler Ehrenämter durch Postbcaintc nicht gern, ist mir nicht klar. Wir haben kcinnerlci Bedenken, den Postbeamten können wir aber nicht sedcrzcit Urlaub dazu gewährens sie müssen sick vertreten lassen. Die Vakctbesörderung ist nicht durchaus von schnelljahrenden Zügen aus geschlossen worden i sic muß aber beschränkt werden, da der Nanni sür den enorm angewachscnen Brief verkehr gebraucht wird. Daraus wird die Wcitcrberatung auf Dienstag 1 Ilyr pünktlich vertagt; vorher Anfragen, außerdem Kolo- nialamtsctat. Schluß '^7 Uhr. SScvsischer Lancklag. Stimmungsbilö. r«. Dresden, 2. Mürz. Die Zweite Kammer beschäftigte sich heute mit zwei Mittelstandsfragen. Beide haben die gleiche Tendenz: Nämlich, die Sorge für den be drängten Mittelstand mehr und mehr behördlichen Instanzen zu übertragen. Zunächst verhandelt man über eine Petition der sächsisclxn Glaserinnungen, die eine Auflösung der Submissions zentrale anregt und sie an die Gcwerbekainmcr ungegliedert sehen will. Die Kammer stellt sich ein mutig auf den gewiß sehr beachtlichen Standpunkt, daß man sich über eine Instanz, die erst drei Jahre gewirkt habe, ein endgültiges Urteil noch nicht bilden könne. Darum gab man auch der Petition keine Folge. Sodann verhandelte man über die von nationalliberalcr und konservativer Seite eiugegan- genen Anträge, die auf Einrichtung eines behördlichen Kreditinstituts für den k r e d i t s u ch e n d e n Mittclstand abzielen. Für den erkrankten Abg. Dr. Böhme begründet der Re former Biener den konservativen Antrag. Soweit er rein sachlich sich mit den Problemen der Kredit beschaffung für den Mittelstand, zumal für das Handwerk, beschäftigt, kann man ihm zustimineu. aber leider ging es auch bei dieser Gelegenheit nicht ab ohne einen Hieb auf die Großbanken. Dem trat na türlich der Begründer des nationalliberalen Antrags. Abg. N i tz s ch k c - Leutzsch, mit einem Hinweis auf die gewaltigen und bedeutungsvollen Ausgaben gerade dieser Institute entgegen. Im übrigen waren beide Redner ziemlich einig. Die Regierung jedoch stand den Anträgen recht kühl gegenüber. Abg. Diener sprach von einem Reif, der durch die Regierungserklärung des Ministers Grasen Vitz thum von Eckstädt in die Frühlingsnacht ge fallen sei. Der Herr Minister glaubte ein Bedürfnis sür eine behördliche Instanz nicht anerkennen zu können, empfahl vielmehr die genossenschaftliche Selbsthilfe bei straffer Zentralisation und bei wohl wollender Berücksichtigung durch den Staat als den allein richtigen Weg, den Kreditnöten des Mittel stands beiznkommen. Natürlich hatten die Sozial demokraten, für die Abg. Fleißner sprach, sür die Anträge nichts übrig. Auch der fortschrittliche Redner, Vizepräsident Bär. wünscht diese wichtigen Mittelstandsfraqen auf dem Boden genossenschaftlicher Selbsthilfe gelöst zu sehen. In der Finanz deputation .V wird man sich weiterhin mit den An trägen befassen. Ob die Hoffnung der Antragsteller, dort bei der Regierung ein geneigteres Ohr zu finden, in Erfüllung gehen wird, bleibt abzuwartcn. Zweite Kammer. 5 4. öffentliche Sitzung. Sitzungsbericht. Präsident Dr. Vogel eröffnet die Sitzung nach 4 Uhr. Am Regierungstisch ' Minister Graj Vitz- thum von Eckstädt und Kommissare. Abg. Donath (Kons.) berichtet über die Petition des Chemnitzer Bezirksverbandcs der sächsischen Glaserinnungen, die dahin geht, die Zentralstelle des sächsischen Submissionsamtes aufzulösen und an die sächsische Gewerbekammer sich anzugliedern. Er be antrage, die Petition auf sich beruhen zu lassen. Abg. Brodaus (Fortschr. Vpl.) hätte es für prak tisch gehalten, wenn di« Petition mit der Beratung über das Etattapitel Submission samt verbunden worde i sei. Mit dem Votum der Deputation seien seine Freunde einverstanden. Sie hätten schon in d.'r Etatsberatung einen Fall hcrangezogeu, wie sich ein S ch l oss« r m e ist e r über eine Sub mission beschwert hatte. Inzwischen sei ein Bescheid von diesem Amt eingegangcn, worin cs selbst Augebe, in dem betr. Falle nicht ganz rechtlich vorgegangen zu sein. Bon anderer Seite sei die Tätigkeit des Submissionsamtes sehr aner kennend beurteilt worden, es liege also keine Tler- «nlassung vor, eine Haltung einzunehmen, wie sie in der Petition gewünscht werde. Abg. Biener (Reformpartci): Ein anderes Votum sei nicht zu erwarten gewesen. Das Submissionsamt müsse erst einmal die Grundlage schaffen, auf der es zu einer gedeihlichen Wirksamkeit kommen könne. Es habe sich hauptsächlich darum gehandelt, den Handwerkern angemessene Preise zu verschaffen, und darin habe sich das Snbmissionsamt große Verdienste erworben. Man möge seinen weiteren Arbei ten mit Vertrauen entgegensetzen. Wenn es sich darum handele, unwürdigen Unterbietungen ent gcgcnzutrcten, so seien seine Freunde damit durchaus einverstanden, sie könnten aber nicht die Bcrech tigung des Standpunkte» zugeben, daß die Mindest forderung unter keinen Umständen den Zuschlag er l-altcn solle; es komme ganz auf den einzelnen Fall an. lieber die Petition hatte kein anderes Votum gefällt werden können. Abg. Brodaus (Fortschr. Vpt.) stellt ein Miß verständnis des Abg. Biener fest. Damit schließt die Devatte. Nach einem Schlußwort des Bericht erstatters läßt man die Petition aus sich beruhen. Es folgt die Beratung über den Antrag der Abgg. Dr. Böhme (Kons.) und Nitzschke (Natt.) betr. (Errichtung einer Zentralanstalt zur Förderung des genossenschaftlichen Personalkredits. Zur Begründung erhält zunächst das Wort Abg. Biener (Reformer). Er führt aus: Der Land tag bade sich schon in voriger Se.fion mit dieser Frage beschäftigt. Die Verhältnisse seien seitdem nicht besser geworden. Der hohe Bankdiskont und der hohe Zins fuß machten cs dem z.iandwcrker vielfach unmöglich, die nötigen Gelder auszutreiben. Die Behörde habe also alle Ursache, dafür zu sorgen, daß die Kredilver- häUnisse dem gewerblichen Mittelstand in erster Linie zugute kämen. Er finde bei den großen Kredit instituten wenig Entgegenkommen. So lange er aber ein solches nicht finde, solange werde er auch die Fruchte seines Fleißes nicht ernten können. Die Sparkassen unterlägen den Bestimmungen über die Mündelsicherbcit und könnten daher sür den Handwerker zur Befriedigung seines Kredit bedürfnisses nicht in Frage kommen. Die genossenschaftliche Organisation des Mittelstandes gründe sich auf die Kreditgenossenschaften in den ver schiedenen Städten, sic habe aber nicht überall alle Erwartungen erfüllen können. Redner erörtert dann die Organisation der preußischen Zen- tralgenossenschaftskassc, die seinen Freunden als Muster vorschwebe. Vor allen Dingen solle der Staat mit als Genossenschafter auftreten. Darpit werde das Institut sofort kreditfähig. An der Verwaltung müsse auch der Sparkassen verband beteiligt sein. Nach der neuesten Erklärung dieses Verbandes wäre ja eine Beteili gung an der geplanten Kasse nicht ausgeschlossen. Dann würde auch der kleine Gewerbetreibende Wechsel diskontieren und kräftig seinen Verpflich tungen betr. Lohnzahlungen und Befriedigung seiner Lieferanten nachkommen können. Er bitte, seinen Antrag der Finanzdeputation .-X zu überweisen. Abg. Nitzschke-Leutzsch (Natl.): Schattenseiten im Kreditwesen seien gewiß vorhanden, aber viele große Aufgaben seien nur zu lösen mit Hilfe der Groß banken. Es handle sich heute nicht darum, die ttrsack>cn der Kalamität festzustellcn, sondern darum, Mittel zur Abhilfe zu finden. Der Mi 11 elstand stehe heute abseits vom Geldmarkt. Das sei bedenklich, weil heute lfäusig größere Anlagen nötig seien. Die Selbsthilfe reiche nicht mehr aus, die Staatshilfe müsse daneben treten. Es solle keine lange Abhängigkeit des Schuldners von der neuen Kasse eintretcu, sondern cs solle ein kurz fristiger Personalkredit auf genossenschaftlicher Grund lage geschaffen werden. Die Kreditgewährung solle kne Möglichkeit geben. Anlagen zu ergänzen und dem Fortschritt der Technik zu folgen. Redner erörtert dann die Organisation der geplanten Kasse im ein zelnen. Die Kasse solle die Autorität einer Behörde, aber auch die Beweglichkeit einer Privatbank haben. Er bitte auch, den Antrag seiner Freunde der Finanzl»eputation zu überweisen. Minister Graf Vitzthum von Eckstädt: Di« Regie rung habe das Kvoditbodürfnis des Mittelstandes erneut geprüft, sie glaube aber, daß auch von den Banken jetzt dem Mittelstand genügend Kredit ge währt werde. Er erinnert an die Errichtung der ge werblichen Kreditgenossenschaften, die recht geeignete Anstalten seren zur Befriedigung des Kreditbedürf- nisses des Mittelstandes. In Sachsen bestände be reits seit 1906 eine Zentralbank der gewerb lichen Genossenschaften, di« dem Mittelstand aus reichenden Kredit gewähre. Ihr gehörten jetzt 49 Genoss«nslk)aften an und der Staat habe ihr finan zielle Beihilfen gewährt von fast 1^ Millionen Mark.f Di« Regierung glaube daher, daß ein Be dürfnis zu einer Anstalt der geforderten Art nicht vorliege. Neber den weiteren Ausbau der Zentral kasse der gen»crblichen Genossenschaften schwebten Ver handlungen und nach Beschluß des Sparkassenvcr- bandcs würden auch diese den Personalkredit mehr fördern. Eine Kasse nach dem Muster der Preußen tasse würde nur mit der Landwirtschaftlichen Zentral- genosscnjcimftskass« und der Zentralbank der gewerb lichen Genossenschaften in Verbindung treten können. Für den Handwerker sei dadurch gesorgt, daß ihm Darlehen zur Beschaffung von Maschinen seitens der Regierung gegeben würden. Abg. Fleißner (Soz.): Ein Zusammenschluß auf genossenschaftlicher Grundlage erscheine auch seinen Freunden notwendig. Er müsse aber erfolgen aus eigner Kraft. Daß in Hessen die Sache verfahren worden und Millionen dort nutzlos geopfert worden seien, das läge daran, daß die Angelegenheit ins falsche Gleis geraten und in der Weise behandelt worden sei, wie es die vorliegenden Anträge wollten. Viel notwendiger erscheine es. den Bau genossenschaften finanzielle Unterstützung zu ge währen. Es sei bezeichnend, daß gerade die Kreise die staatliche Umerstnung forderten, die den Konsumvereinen so feindlich gegenübcrtreten. Mit Deputationsberatnng seien seine Freunde einverstanden. Zum Schluß möchte er noch einen Vorschlag zur Güte machen: Es sei doch bekannt, daß unter den Nationalliberalen und Kon servativen sich viele reiche Leute besänoen, die nicht wüßten, wohin sie mit den Millionen sollten: möchten doch diese Leute zusammentreten und die nötigen Millionen sür Gründung einer solchen Kasse hergeben. Abg Bär (Vpt.) 2m ganzen könne er sich mit den Ausführungen des Ministers einverstanden er klären. Richtig sei, daß die Großbanken für den ileinen Handwerker und Kaufmann kein besonderes Interesse hätten. Das sei aber ganz erklärlich. Der Gedanke, daß man die Sparkassen dem Personalkredit dienstbar machen solle, gäbe doch zu Bedenken Anlaß, denn das Geld der kleinen Sparer müsse unbedingt sicher sichen Bei der Stärkung des Pcrionallredits müsse man die Selbsthilfe in den Vordergrund stellen. Die Förderung des gewerblichen Mittelstandes sei ein alter Programmpunlt der alten Fortschrittspartei. Er er innere nur an Schultze-Delitzsch. Hoffentlich werde in der Deputation etwas Ersprießliches heraus kommen. Damit schließt die Debatte Nach einem Schlußwort der Abg Nitzschke und Biener gehen beide Anträge an die Finanz deputation K. Nächste Sitzung: Morgen nachmittag 2 Uhr.— Tagesordnung Etatskap. 9Z, Rechenschaflssachen, Petitionen. preußisches Mgeorüneteahaus. Sitzungsbericht. lFortsetzung aus der gestrigen Abendnummcr.) Abg. v. Jacobi (Kons.): Das jetzige Kommunalad gül'engesetz hat sich im wesentlichen gut bewährt. Des halb wird durch die Vorlage an den Grundlagen des Gesetzes auch nichts geändert. Die große Belastung vieler, namentlich ländlicher Gemeinden, di« in manchen Gegenden bis über 409 Prozent geht, macht eine Abänderung des jetzigen Gesetzes notwendig. Ach bitte den Minister um erne Statistik über die Belastung der Gemeinden. Nach 8 25 sind landwirtschaftliche Grundstücke, namentlich solche in der Nähe dcr großen Städte, gegen eine allzu hohe Besteuerung geschützt, indem sie nicht nach dein ge meinen Wert, sondern nach dem Ertragswert veranlagt werden sollen. Nach der Vorlage sollen nur Grundstücke, die von den Besitzern verwaltet wer den, eine Bevorzugung genießen. Wir fordern, daß auch Li« verpachteten Grundstücke an dieser Vergünstigung teilnehmen. Als letztes Ziel muß die einheitliche kommunale Besteuerung in allen Ge meinden bezeichnet werden. Ach beantrage, den Ent wurf an eine Kommission von 28 Mitgliedern zu ver weisen. Abg. Keil (Natl): Wir sind mit der Ueber- weisung an eine Kommission einverstanden. Bei den hohen Zuschlägen, di« viele kleinere und mittlere Städte in den Andustriegegenden des Westens und auch im Osten erheben müssen, kann man geradezu von einer Finanznot üer Städte sprechen. Namentlich die Schüttersten sind ganz außerordentlich gewachsen. Wir wünschen, daß die Regierung die Regelung der Schullasten möglich st bald energisch in die Hand nimmt. Wir sind ein verstanden mit der Einführung von Verwaltungs gebühren und mit der Heranziehung von Grund stücken des Staates und von Dergwerksgeselljchaften, haben aber gegen die Heranziehung von Gesellschaften m. b. H. Bedenken. Wir nehmen auch daran Anstoß, daß Grundstücke, die nach dem Ertragswert veran-, lagt werden sollen, von den Eigentümern selbst ver waltet werben müssen. Am allgemeinen bringt die Vorlage Gutes. BKr können uns über die Bedenken im einzelnen wohl verständigen. Abg. Würmeling (Zentr.f: Ich erkenne an, daß in der Vorlage große und gute Arbeit geleistet ist. Wir sind im allgemeinen stolz auf die schöne Ent wicklung unserer Städte. Freilich sind manche kleinere Gemeinden und Landstädte in der Entwicke lung zurückgeblieben. Es gilt daher, diese möglichst leistungsfähig zu machen. Angesichts der kostspieligen Buutcn, die viele Gemeinden ausgeführt haben, ist die Mahnung nach Sparsamkeit gerechtfertigt. Kleinere Gewerbetreibende und kleine Geschäfte sollten möglichst schonend bei der Heranziehung zur Kommunalsteuer behandelt werden. Auch wir wollen nicht, daß nur die vom Eigentümer selbst verwalteten Grundstücke nach dem Ertragswert veranlagt werden. Finanzminister Dr. Lcirtze: Von der Ueber vei- sung der Realsteuern, Grund- und Eebäudesteuern sowie der Gewerbesteuer ist in den Finanzen der Kommunen fast gar nichts mehr zu merken. Es ist aber nicht zu bestreiten, daß das Anwachsen der .Kom munallasten insbesondere durch Erfüllung von Kul turaufgaben durch die Gemeinde verursacht worden ist. Wir können den Städten nur Dank wissen, daß sie so tapfere Kulturträger waren. Die Städte sind weit entfernt, aus reinem Ilebermut so hohe Steuern zu erheben. Durch die Vorlage sollen den Städten neue Steuerquellen eröffnet werden. Der Staat selber unterwirft sein Eigentum der Besteuerung der Städte: auch die staatlichen Bergwerke werden herangezogen. Die Staatsaufsicht kann im allgemeinen in finanzieller Hinsicht nicht entbehrt werden, wird aber mehrfach eingeschränkt und namentlich veraltete Bestimmungen über die doppelte Gestaltung der staatlichen Kontrolle müssen beseitigt werden. Abg. Bredt (Freikons.): Wir sind gern bereit, auf Grund der Vorlage an der gedeihlichen Gestaltuna der Kommunalabgaben mitzuarbeiten. Mit der Wert- zuwachsstcuer wolle man die Bodenspekulation treffen, was aber keineswegs erreicht worden ist. Ich bitte den Minister, die Bodenreformer nickt io zu propagieren, wie beispielsweise der Regie rungspräsident in Frankfurt (Oder) es tat, der Herrn Damaschke zu einem Vortrag veranlaßte. Nach den Lehren der Bodenreformer bleibst für die Privatwirt schaft überhaupt nichts mehr übrig. Abg. Cassel (Fortschr. Vpt ): Wir sind damit ein verstanden, daß der Fiskus mit zum Grundbesitz heran gezogen wird. Diejenigen, die einen Ausgleich hin sichtlich der DolkSschullasten wünschen, sollten erst eine Statistik über die Verschiedenheit der Schullasten ab warten. Wenn die Luxusbauten in den größeren Städten, namentlich in Berlin, kritisiert wurden, so sollte man sich hüten, die Bedeutung Berlins .zu schmälern. Wir stimmen der Vorlage zu und er warten, daß durch dieses Gesetz die Selbstverwaltung der Gemeinden gefördert wird. Abg. Hirsch-Äerlin (Soz.): Das Anschwellen der Kommunallasten ist insonderheit aus die Polizeikosten .zurückzuführen, worauf die Städte mit königlicher Polizei keinen Einfluß haben. Es ist bedauerlich, daß der Entwurf den Gemeinden keine wesentlich neuen Einnahmenauellen bringt. Die Kapitalrentsteuer ist vom preußischen Stadtetag leider abgelehnt worden. Auch die Ergänzungsstener sollte für die Gemeinden herangezoqen werden. Das Steucrprivileg der Geist lichen sollte abgeschafft werden. Abg. Graf Spee (Ztr.): Eine Besteuerung nach dem gemeinen ^rt ist im Grunde eine Vermögens steuer. Die sozialdemokratischen Bodcnrcformer wollen eine stärkere Heranziehung der Vermögen: das weist auf die Gefahr hin, die mit der Besteuerung des Vermögens verbunden ist. Von der Bestimmung, wonach die Pächter landwirtschaftlicher Grundstücke nach dem gemeinen Wert heranqerogen werden, würde der Westen hart betroffen werden. Darauf wird die Weitetbcratunq auf Dienstag 11 Uhr vertagt. Außerdem zweite Lesung des Nns- grabungsgeletzes. Schluß V-5 Uhr. keAt unck Sierievl. königliches Landgericht. Leipzig, 2. März. Grammophondiedstähle. Vor der 2. Strafkammer des Landgerichts hatten sich wegen einer Reihe von Diebstählen zu verantworten der 26jährige Maler Wilhelm Eduard Gustav L. und der 25>jährig>: Heizer Karl Paul G. von hier. Dem ersten Angeklagten wurde zur Last gelegt, daß er im Dezember v. I. in fünf einzelnen Fällen eine Geige, eine Handtasche, zwei Grammophone, ein Plattenalbum und eine An zahl von Sprechplatten im Gesamtwerte von etwa 600 .K gestohlen hat. Beide Angeklagte sollen nach dem Eröffnungsbeschlusje gemeinschaftlich am 27. De zember aus den Räumen derselben Firma drei Grammophone und etwa 500 Sprechplatten, zusammen über 1500 .K wert, entwendet haben. Die Beweis aufnahme ergab, daß die Angeklagten sich der Dieb stähle schuldig gemacht haben, doch nahm der Gerichts hof den Wett der gestohlenen Gegenstände erheblich niedriger an und erkannte gegen den Angeklagten L., der wegen Diebstahls schon vorbestraft ist. auf eine Gefängnisstrafe von acht Monaten und gegen den Angeklagten G. aus eine solche von zwei Monaten, ; Beleidigung eines Gericktsoorsitzenden. In einer Verhandlung vor dem Schöffengericht«, in der Oiensmg, S. März 1914. der Amtsgerichtsrat Dr. V. den Vorsitz führte, hotte der Rechtsanwalt Max H. die Verteidigung des Angeklagten übernommen, der eines Vergehens gegen das Gesetz betreffend den öffentlichen Verkehr mit Kraftfahrzeugen angeklagt war und auch verurteilt wurde. Gegen dieses Urteil hatte Rechtsanwalt H. Berufung an das Landgericht eingelegt, und in dem Schriftsätze hatte er mehrer« Wendungen gebraucht, die Beleidigungen des Gerichtsvorsitzendcn Amts gerichtsrats Dr. V. darstellten. Im Offizialvcrfahren hatte Rechtsanwalt H. sich jetzt vor der 6. Straf kammer des Landgerichts zu verantworten; das Ur teil gegen ihn lautete auf ein« Geldstrafe von 150 ' ; Unter der Anklage der fahrlässigen Tötnng. (Schluß.) In der Verhandlung gegen den Depot arbeiter der Leipziger Elektrischen Straßenbahn Louis Otto Prautzsch von hier wurde gestern auf der Unfallstelle eine Lokalbcsichtigung vorgenommen. Dann wurde die Sitzung zu Ende geführt und das Urteil lautete gegen den Angeklagten wegen fahr lässiger Tötung auf s e chs W och c n G e f ü n g ii i s. Thüringen unö Provinz Sachsen. * Weißenfels, 2. März. Von einem schwere» Leid wurde in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag die Familie des Arbeiters Franke, Kleine Deichstraße 16 wohnhaft, betroffen. Gegen 10 Uhr abends begaben sich die Eheleute Franke in die Woh nung van Bekannten und ließen ihr vier Monate altes Kind unter der Obhut ihres 10jährigen Sohnes. Als das Kind fortgesetzt schrie, nahm es der Junge aus dem Kinberwrgen und legte es zu sich ins Bert. Be: der um 12 Uhr erfolgten Rückkehr fanden es die Eltern tot im Bette vor. Der herbeigerufene Arzt konnte nur noch den Tod des Kindes seststellcn. Es ist wahrschcinilich. daß das Kind sich im Bette gewälzt hat. wobei es hilflos mit dem Gesicht nach unten lag und erstickt ist. * Zeitz, 2. März. Tot aufgefunden mit einer «Schußwunde im Kopf wurde heute früh auf der Weinbergpromeiiade an der Geraer Straße der 19jährige Tischler Glinschert. Zur Aufklärung des Falles ist es dringend erwünscht, daß sich der unbe kannt gebliebene Mann, der den E. aufgefunden und davon der Frau Schneider, die auf den Weinbergen wohnt. Mitteilung gemacht hat, umgehend im Rat haus Zimmer Nr. 10 meldet. * Bürgel, 1. März. Der Eemeinderat hat be schlossen. die jetzt bestehenden fünf Jahrmärkte wegen des von Jahr zu Jahr zurückqehendcn Besuchs vom Jahre 1915 an aufzuheben, die Jahr marktsordnung sür die hiesigen Gewerbetreibenden aber bestehen z» lassen. Dagegen soll die Einlegung eines sechsten Vichmarktes in Erwägung ge zogen werden. Leipziger Vereinsleben. * Der Leipziger Lehrerinnenveretn ver anstaltete kürzlich für seine zwei BeschästigungSgruppen junger Mädchen Sen diesjährigen Familienabend in den Räumen des Buchhändlerhauses. Etwa 200 Personen waren in froher Feststimmung versammelt: die jungen Mädchen und deren Eltern, Freunde und Förderer der weiblichen Jugendpflege. In einer kurzen Ansprache gab Fräulein Prinzhorn einen Bericht von üer Gründung der Gruppen, dem Verlaus der allsonntäglichen Beschäftlgungsnachmtttage. Ein vom Lehrer SS. Schubert verfaßter längerer Prolog leitete zu den Dar- bictungcn Ser jungen Mädchen über. Sin Theaterstück »Weih nachten vor 1000 Jahren" »ersetzte, umrahmt von paffenden Gedichten, noch einmal in WeihnachtSstimnning zurück. Frau Lehrer Ranft bot liebenswürdigerweise mehrere Lieder am Klavier. In buntem Wechsel folgten ein komisches Duett, ein Mc.rchcnsr icc, ein kleines Solostück, ein Blumcureigen uiw., so das; die Rachmittagsstunden schnell nnd anregend ver- gtngcn. Ten Schluß bildete ein Tünchen für die jungen Mädchen. * Der Akademische Esperanto-Vereiu Leip zig hielt kürzlich eine gut besuchte Monatsversammlung ob, die von Professor Dr. Diefferl« geleitet wurde. In, Mittelpunkt des Abends stand «in Vortrag des Geh. Regierungs rats Prof. Dr. S ch m i b t. Potsdam über das Th«na: „Wir Akademiker nnd Esperanto". Ans den Ausführungen des Redners sei folgendes erwähnt: Ausbreitung und Verwendung des Esperanto nehmen stetig zu. Der Esperanto-Pavillon aui der Buchgewcrbeousstellung wird demnächst mit seinem reichen, authentischen Material jedem di« Möglichkeit bieten, sich selbst ein Bild vom Stand« der Angelegenheit zu machen. Wir brauchen für Wissenschaft und praktisches Leben eine Sprache, mit der wir die Wirklichkeit beherrschen können, eine Sprache, die uns befähigt, auch sür jede neue Synthese in unserem Bewußtseins inhalt eine Darstellung zu gewinnen, die im Geiste eines anderen dieselbe Synthesis anzuregen vermag. In einer solchen Sprache kann nur zweierlei rational sein: die allgemeine Form und derjenige Inhalt, der bis zu einem geivissen Grade svste- matischcn Zusammenhangs bereits durch die vorhergehende ge- schichtliche Entwickelung gewonnen und in irgendeiner sprachlichen Gestalt niedergelegt worden ist. Damit ist di« grundsätzliche Möglichkeit einer künstlichen Sprache gegeben, zugleich aber auch di« Grenze gezogen, in di« bei ihrer Verwirklichung das freie Schassen gebannt bleibt. Es kann di« äußere Form der Sprache sestsetzen und kann in Anlehnung an das bereits in anderen Sprachen gegebene und geordnete Material von Begriffen Be- zeichmmgen einsühren — kurz, das Gerippe der Grammatik und des Wörterbuches schassen. Doch Grammatik und Wörterbuch geschweige denn ihr Gerippe, sind noch kein« Sprache, lvenn sie auch ein recht brauchbares Mittel zur Bcr- stätchigung bilden können. DaS ist sogar in viel höherem Grade der Fall als man erwarten sollte und cs ist gerade das Verdienst des Esperanto, gezeigt zu haben, mit wie einfachen Mitteln dies möglich ist. DaS tiefe Verständnis, das Dr. Zainen- dos sür die von itun angegriffene Aufgabe bewiesen hat, Iwbt ihn über all« seine Mitbewerber hinaus. Er hat sein Werk nicht als „dreiste Mack)« eines einzelnen" geschossen, das der Menschheit ausgedrängt werden soll, sondern ec bat der Menschheit den Weg gezeigt, ans dem sie eine vollwertige, allen allgemein-menschlichen Zwecken genügende Sprache ansbilden kann. Dieses unsterbliche Verdienst würde ihm bleiben, selbst ivenn di« konkrete Grundlage, die er als Ausgangspunkt dieser Ent wicklung geschossen und vorgeschlagen hat, so mangelhaft wäre, wie sie nach dem Urteil seiner Anhänger vorzüglich ist. * Am 28. Februar feiert« der Kgl. Sächs. Militär- Verein eh em. „l 0 5 e r" im Großen Festsaale des Zentral- lheaterS sein 21. Stiftungsfest unter gütiger Mitwirkung der Konzertsängerin Fräulein Lotte Barth und Mitgliedern dco Männerturnvereins Leipzig-Lindenau. Zahlreich waren die Mit glieder erschienen, aber auch aktive und inaktive Offiziere hatten ihre Abordnungen entsandt, u. a. Oberstleutnant Cramer von ClauSbrnch, uns selbst der Brudcrverein Borna hatte es sich nicht nehmen lassen, persönlich durch eine Anzahl Kameraden am Feste teilznnehmcn. Eingeleitet wurde der Abend mit Kon zert vom Philharmonischen Orchester unter der persönlichen Leitung seines Dirigenten Kaveltmcister Herklotz. ES ergriff iodann der l. Vorsitzende des Vereins, Kamerad Kretzschmar, das Wort zu einer Begrüßungsrede, dankte den Anwesende,' sür ihr zahlreiches Erscheinen und ging dann des näheren ans die Entwickelung des Vereins seit seinem Bestehen ein. Seine Rede klang aus in einem .Hurra aus Kaiser Wilhelm, ans König Fnedrich August und aus König Wilhelm II. von Württem berg, als Ches des 105. Regiments. Der zweite Teil brachte eine Arie aus der Oper „Die lustigen Weiber von Windsor" mit Orchesterbegleitlmq, gesungen von Fräulein Lotte Barth. Fräulein Bartl« verfügt über ein ausgezeichnetes Stimmen material nnd über eine vorzüglich« Bdrtraqsweise. die ihr viel Bcisalt .nndrockte. Vortrefflich gelangen ihr dabei die Koloraturen: aber auch ihr ,^Zl Bacio", Knßwalzer, zeigte von io viel Wärme und Talent, daß sie sich zu einer Zugabe entschließen mußte. Athleten in des Wortes bester Bedeutung waren die vom Männertnrnvcrein Leipzig-Lindenau zu einer Musterriege zusammcngestelltcn Turner unter Leitung ihres Turnwartes Revpel. Nicht endemvollender Beifall war der Lohn der Turner. Ein slotler Ball beendete das Fest. IWUKOW nut' ckeii Leditkcn von 94 ckcr xrvssten vnmpkor- lÜÜ«. a»»«8
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