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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.02.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191402154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140215
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140215
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-15
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Seltr 2. nr. 83. Sonntsss»»usgavr. Leipziger Tageblatt. vvnmag, iS. Mruar lvi4» ebenso offen« Gegner, wie sie bl» dahin heimliche ge- wesrn waren. Mit anderen Reaterungsmitglledern ging es Kemal ebenso, «r hatte stet» seinen eiaenen Kopf, und doch nicht genügend Autorität, mit seiner Meinung durchzukommen. Als Kemal sich immer mehr vereinsamt sah, beging er den Fehler, auf «igene Gefahr Politik zu treiben. Er verhandelte mit der Türkei über dir Anerkennung und Unterstützung Al« baniens, letztere gegenüber Griechenland und Serbien. Dadurch wurde er in die Bekiraiffär« verwickelt und sah sich gezwungen zu demonstrieren. Die Inter nationale Kontrollkommission verstand eben keinen Spatz, zudem war ihr die Gelegenheit recht günstig, ihre Autorität im Lende zu heben und dem Prinzen zu Wied «in einiges Albanien -u übergeben. Datz Ismail Kemal sich ernstlich bei dem Valonaer Putsch versuch kompromitiert habe, ist nicht richtig. In Durazzo kann man im Hotel Asriatik häufig einem Manne begegnen, der, ein Riese von Gestalt, einen Kopf mit schwarzen Locken auf mächtigen Schultern trägt. Dieser Mann ist heute im Volke eine der povulärsten Erscheinungen. Und wer den Stiernacken bewundert, der denkt nicht daran, datz ihm schon sechsundzwanzigmal die seidene Schnur ge droht. In der Tat: Derwisch Hima Bei ist von den früheren Herren Albaniens, den Türken, nicht weniger als R> Mal zum Tode verurteilt wor den und doch jedesmal den Fallstricken entgangen, die ihm das neue, wie das alte Regime gestellt. Be sonders als Herausgeber des „Slipetari" griff Hima Bei die jungtürkischc Regierung aufs heutigste an; seine Unerschrockenheit in diesem publizistischen Kampfe, der lein Leben in ständige Gefahr brachte, sichert ihm eine hervorragende Stellung auch in seinem zukünftigen Vaterland:. Völlig verschieden von den bisher geschilderten Typen ist der Prenk Bibdoda , das Haupt der Merditen. Er hat sein gastliches Haus in Stutari, nachdem er aus vieljährigcr goldener Gefangenschaft nach dem Sturze Abdul Hamids aus .Konstantinopel in seine Heimat zunickgekehrt. Er zählt jetzt über sechzig Jahre und hat schon in früher Jugend als Haupt des Merditenstammes sich im .Kampfe gegen die Montenegriner geübt. Seine Bildung wird als umfassend gerühmt, eine reichhaltige Bibliothek, vor allem in italienischer Sprache, schmückt sein Arbeits zimmer. Und man mutz es der albanefischen „Hoheit" lassen: er hat versucht, auch seine als Diebe und Räuber landaus landab berüchtigten Merditen zu kultivieren. L.'ül Familien, die in Blutrache lagen, wollte er aussöhnen. At>cr der Plan ist gescheitert, der Prenk selbst wurde mit dem Tode bedroht. Eine düstere Geschichte hat sich in seiner Familie abge spielt: Prcnks erste Ehe blieb kinderlos. Da seine Mutter die Schande nicht ertragen wollte — in Albanien ist es eine Schmach für eine Frau, keine Kinder zu haben —, und da die Ehe nicht geschieden werden konnte — di« Merditen sind Katholiken —, griff die Verteidigerin ihrer Familicnchre zum Ge wehr und erschotz ihre Schwiegertochter. Erst vor kurzem hat sich Prenk Bibdoda zum zweitenmal ver mählt. die Gattin ist eine schöne blonde Frau, der auf Schritt und Tritt ein Leibwächter folgt. Ob Bibdoda damit einen Schutz für sie oder sich be zweckt? Man hört hier in Albanien gar so vieles! Durch die Ctratzen Valonas kommt täglich ein alter Krieger geschritten. Sein Körper ist vorqe- neigt. Die heimische Tracht verrät Len echten Pa trioten. Und alles, was ihm begegnet, tritt zur Seite und verneigt sich, ehrfurchtsvoll grüßend. Der Name des Mannes hat auch in Mitteleuropa einen Klang, er lautet: Issa Voljetin. Issa ist ein albanesischer Ritter von altem Schlag und Korn, eine derbe Bauerngestalt, ein lächelnder Hüne. Wer siebt es ihm an, datz er lbv-fackzer Mörder ist? Und in dieser Zahl ist nicht etwa die der in den Schlachten Gefallenen eingerechnet! Heute ist diese Eiche wurzellos. Das Fclsenschlotz Boletin be» Mitro- witza ist zerstört, Issas Besitz von den Serben ge nommen. In allen Aufständen gegen das Komitee bat er eine führende Roste gespielt. Parlamentarier wie Ismail Kemal, aber diplo malischer und geschmeidiger als dieser ist Hassan Bei Prischtrna. Er hält sich gegenwärtig hier in Durazzo auf und ist der Typ der modernen Alba nesen, der französisch spricht, Lacksricfcl trägt und wohlacpflegte Hände hat. Er kennt und schätzt die Wohltaten der Zivilisation und der Kultur und ist in seinen Anschauungen gemässigt. Wie Essad Pascha trägt er noch den Fez und verschmäht die einheimische Tracht. Ursprünglich ein Gegner der Autonomie. Albaniens, hat er sich doch nach dem Ausbruch des Balkankrieges in die Reihe der Antonomisten ein gestellt. Etwa gleichaltrig wie Derwisch Hima Bei, wird er berufen sein, mit diesem in seinem Vater lande noch eine grcfze Rost« zu spielen. poliMcke Ueberliäü Zur Auslegung -es Senrralparöons im wehrbeltragsgefetz. Die halbamtliche „Leipziger Zeitung" schreibt: „In die Tagespresse hat ein über den Amnestie paragraphen <8 68) de» Wehrbeitragsgesetzes er- gangenes Urteil des Landgerichts Dresden Eingang gefunden, in dem sich das Landgericht in Widerspruch mit dem im Urteil übrigens nicht angezogenen 8 15 Abs. 2 der Aussührungsbestimmungen des Bundes rats zum Wehrbettrag»gesetze gesetzt hat, Diese Vor- schrift besagt, datz die Zusicherung der Freiheit von Strafe und Nachsteuer sich nicht auf solche dis- her verheimlichte Vermögens- und Einkommenbeträge beziehe, hinsichtlich deren bereits auf Grund der Landesgesetze ein Straf, oder Rachzahlungsverfahren eingeleitel worden sei. Wenn in der Presse darauf hingewiescn worden ist, datz das Urteil rechtskräftig geworden sei, und datz die Steuerverwalmng die Begründung des Ur teils offenbar als zutreffend angesehen habe, so ist diese Annahme unrichtig. Die Steuerverwaltung hat nicht nur die ihr entgangenen Steuern nachträg lich eingehoben, weil sie den 8 68 des Wehrbeitrags- aesetzes im Hinblick auf 8 15 Abs. 2 der Ausführungs- oestimmungen des Bundesrats im gegebenen Falle für unanwendbar hielt, sondern sie hat auch alsbald nach der Zustellung des landgerichtlichen Urteils das Rechtsmittel der Revision eingelegt. Die Frage der Auslegung des Amnestieparaaraphen des Wehr- beitragszeietzes wird auf diele Weile demnächst vor das Reichsgericht kommen, und es wird damit der von vereinzelten Schriftstellern aufgeworfene Zweifel, ob der 8 15 Abs. 2 der Ausführungsbestimmungen des Bundesrats etwa den Rahmen einer Aus führungsbestimmung überschreite, dem höchsten deutschen Gerichtshöfe vorgetragen werden. Bis zur Entlcheidung des Reichsgerichts haben die Steuer behörden sich an die Vorschriften in 8 15 Abs. 2 der Aurnührungsbestimmungen des Bundesrats, deren Rechtsgültigkeit von der Mehrheit der sich mit der Auslegung des Wehrbeitragsgeletzes befassenden Schriftsteller anerkannt wird, zu halten." Vas sächsische wasiergesetz. (Eig. Drahtbcricht unserer Dresdner Redaktion.) Das sächsische Wassergesetz vom 12. März 1009 ist nicht ganz das geworden, was es werden sollte. In folge des Widerstandes der Konservativen ist anstatt der grosszügigen Ordnung des gesamten Wasserrechts nur ein Polizeigesetz zustande gekommen, an dem nie- mand besondere Freude bat. Liberale Kreise ver missen vor allem ein« Vorschrift, die cs der Regierung ermöglicht, Quellen vn'd Grundstücke mit Quellen zu enteignen, wenn sic zur Versorgung von Orten und Ortsteilen mit Trink- und Nutzwasser dienen sollen. Eine Ergänzung in dieser Richtung forderte ein A n - trag Dr. Roth (Fortschr), der am Mittwoch in der Zweiten Kammer zur Verhandlung kommen soll. Im Zusammenhänge damit wird eine konservative Interpellation Opitz und Genossen verhan delt werden, die fragt, was die Regierung zu tun gedenke, um die Beunruhigung zu heben, die seit der Einführung des Wassevgcsetzes und insbesondere, seit der Durchführung -er Bestim- mungen über die Unterhaltung der flietzenden Ge wässer bei den Anliegern dieser Gewässer hervor, gerufen worden ist. Die Anlieger der flietzenden Ge- rvässer fühlten sich dadurch beschwert, datz sie zu dcn Beiträgen zu den Zwangsgenossenschaften für die Lferunterhaltung herangezogen werden und nicht ge nügende Vorteile dadurch haben. Eine Petition aus Pirna und Königstein ist am Freitag dem Landtage überreicht worden. Sie verlangt, das Wassergesetz soll dahin abgeändert werden, Latz der Staat die Kosten der Uferunterhaltung der Elbe über- nehme, soweit nicht Uferteile gewerblichen, haus wirtschaftlichen oder Verkehrszwecken dienen. Weiter wird die Regierung ersucht, Einziehungen der An- licgerbeiträge zu den Zwangsgenossenzchaftcn für Uferunterhaltung bis zur anderweitigen Abänderung und Regelung des Gesetzes vom 12. März 1909 zu testieren. Die Verhandlungen über diese Dinge wer- den sicher allgemeinem Interesse begegnen. Der Hesirn-Heitszusian- im -öutjchen Heere. Der Berliner Korrespondent des in Paris er scheinenden Blattes „Le Journal" hatte seiner Zeitung berichtet, datz der Gesundheitszustand im deutschen Heere, namentlich im 4„ 5., 6., 14 (Baden), 15. (Elsaß) und 16. (Lothringen) Armee korps sehr schlecht sei, und datz insgesamt gegen 12600 Mann in den deutschen Lazaretten krant dar« niederlteaen. Demgegenüber wird das «Lirkchsche Telegraphen - Bureau von zuständiger Stelle zu folgender Erklärung ermächtigt: Der Gesundheitszustand der deutschen Armee ist zurzeit ebenso wie in den zurück liegenden Wochen besser al» je zuvor. Die» trifft auch im vollsten Matze für diejenigen sech» Armeekorps zu, deren Gesundheitszustand durch den fran zösischen Berichterstatter als besorgniserregend hingestellt worden ist. Die Angaben über das Auftreten ansteckender Krankheiten in der preußischen Arme« liegen bereit» mehrere Monate zurück. Die Krankheiten sind zum Teil im Anschlüsse an di« Manöver aufgetreten. E» hat sich hierbei durch weg nur um eine geringe Anzahl von Krank heiten gehandelt, die einen gutartigen Verlauf genommen haben. Damit ist also wieder einmal eine echt französische Windbeutelei abgewiescn worden. Aum Gewerkfchaftssirett hat sich der Führer der christlichen Gewerkschaften gegenüber katholischen Arbeitern in Köln geäußert. Er hat die Gegnerschaft des Kardinals Kopp gegen Len interkonfessionellen Charakter dieser Gewerk schaften als eine altbekannte Tatsache hingestellt und die katholischen Arbeiter gewarnt, sich vor den An sprüchen der Nichts-als-Klerikalen zu beugen. Wir erhalten darüber folgende Meldung: Köln, 14. Februar. Zum Gewerkschaftsstreit erklärte gestern in einer Versammlung katho lischer Arbeiter der Generalsekretär der christlichen Gewerkschaften, Stegerwald. datz die christlichen Gewerkschaften sich künftig nicht mehr mit der Berliner Richtung und den Integralen auseinandersetzen würden. Die christlichen Gewerkschaften würden auch im gegenwärtigen Streit in der Rolle eines Zuschauers verharren, da für sie seit dem Essener Kongretz sich nichts ereignet habe, was sie zu einer neuen Stellungnahme ver anlassen könnte. Seit dem Essener Kongreß liege nur die Tatsache vor, datz Kardinal Kopp von der bekannten Interpretation der Eewerk- schaftsenzyllika zurückgetreten sei, was nichts Wesentliches sei, da der Kardinal stets ein Gegnerderchri st lichen Gewerkschaften gewesen sei. Der Brief des Kardinals Kopp an den Grafen Oppersdorfs habe also keine neue Lage der christlichen Gewerkschaften geschaffen. Das, worum sich der Streit drehe, sei die Art des Einflusses der kirchlichen Instanzen auf nicht reinkirchliche Angelegenheiten. Die Gewerk schaften lehnten cs künftig ab, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, die mehr auf politischem und kirchenpolitischem Gebiete ausgetragen werden müßten. Dagegen liege den katholischen Arbeitern in diesem Streite eine große Ausgabe ob, weil sie bei einer Ver schärfung oder der Andauer des Streites mehr zu verlieren Hütten als die christlichen Gewerkschaften. Die katholischen Arbeiter Härten alle Veranlassung zu erklären: Wir geben dem Staate, was des Staates ist, und wir geben der Kirche, was der Kirche ist. — Aber wir geben auch dem Arbeiter, was des Arbeiters ist. — Die Erklärung weckte in der Versammlung ostentativen Beifall. Es ist anzunehmcn, datz die katholischen Arbeiter, gestärkt durch das Auftreten des Reichsausschuffe» der Zentrumspartei, dieser Mahnung der Gewerk schaftsführer Gehör schenken werden. * Die Erklärung des Reichsausschuffe» der Zentrumspartei, durch die der politische, nicht konfessionelle Charakter des Zentrums festgelegt werden soll, beschäf tigt natürlich auch die Zentrumsfraktionen der einzelnen Parlamente. Nach einer Mitteilung der „Germania", hat die Zentrumsfraktion des preußischen Ab geordnetenhauses am Sonnabend ihre volle Zustimmung zu dem Ausruf des Neichsaus- schusses der Zentrumspartei durch Unterschrift unter diesen Aufruf ausgesprochen. Auch die Neichs- tagsfraktion des Zentrums hat beschlossen, daß alle ihre Mitglieder den Aufruf zur Unterschrift vor gelegt erhalten. Ob sie nun wirklich alle unter schreiben werden, wird von der „Germania" nicht gesagt, von Zentrumsblättern in der Provinz sogar bezweifelt. Einen gleichen Beschluß haben nach der selben Quelle in den letzten Tagen auch die Zentrumsfraktionen in den Landtagen von Bayern, Württemberg und Baden gefaßt. Nach Voll- zug der Unterschriften wird der Ausruf mit allen Namen bekanntgegeben werden. Dann wird man ja sehen, welch« Abgeordneten de« Zentrum» nicht mit gemacht haben. D««tsch«» Reich. * Prinz Heinrich von Preußen vor seiner Abreise nach Südamerika. Prinz Heinrich von Preußen traf am Sonnabend mittags in Hannover ein und besichtigte in Begleitung des Stadtdirektors Tramm den neuen Golfplatz, der im Mai seiner Bestimmung übergeben werden soll. Sonntag früh fährt Prinz Heinrich in Begleitung seines Sohne», des Prinzen Waldemar, nach Hamburg zur Besichtigung de» Dampfers, mit dem er und seine Gemahlin die Reise nach Südamerika antreten werden. * Da» Befinden der Prinzessin Wilhelm von Vaden ist unverändert schlecht. Ihr Ableben wird stündlich erwartet. , * Die sogenannte Zabern-jlommlsfion des Reichs tags wird am kommenden Mittwoch zusammentreten. Das Kriegsministerium wird sich, wie jetzt festzustehcn scheint, in dieser Kommission ver treten lassen. * Zur Bildung von Landkrankenkaffen. Der preußische Handelsminister Dr. Sydow wird seinem Erlaß über die Krankenversicherung der Dienstboten einen zweiten folgen lassen, der die Förderung der Bildung von Landkrankenkassen zum Ziele hat. * In? der Sonnabend-Sitzung der bayrischen Kammer der Abgeordneten erklärte der Minister des Innern auf eine Frage des Abg. Segitz lSoz.) wegen des militärischen Waffentragens, daß eine Aenderung der betreffenden bayerischen Bestimmungen nicht beabsichtigt sei. Don geplanten Verhandlungen der bundesstaatlichen .Kriegsminister sei ihm nichts beknant. Ausland. Oesterreich. * Ein österreichischer Hansabund. Aus Wien- 14. Februar, meldet der Telegraph: Auch in Oester reich taucht jetzt die Idee der Gründung eines Hansabundes auf. In einer Rede. Vie der Wiener Bürgermeister Weißkirchner in Gegen wart des Statthalters von Oesterreich Baron von Diener und anderer hoher Würdenträger ge halten hat, erklärt er u. a., daß gegenüber den agrarischen Reiolutionen zugunsten Höherer Schutz zölle auch in Oesterreich ein Bund der Städte gebildet werden müßte. Frankreich. * Im heutigen Ministerritt unter dem Vorsitz des Präsidenten PoincarS gab Ministerpräsident Doumergue, wie aus Paris, 14. Februar, ge meldet wird, davon Kenntnis, datz der König und die Königin von England am 21. Aprftl und der König und die Königin von Dänemark am 1b. oder 16. Mai nach Frankreich kommen werden. * Di« Ernährung von Pari». Ein Telegramm meldet ans Paris, 14. Februar: Die Pariser Stadt- Verordnetenversammlung bewilligte nach dem Der- langen der Regierung aus städtischen Mitteln in fiusfallen-es Haar verursacht -urch Schuppenbilüung. Wie man die Schuppenbilduna beseitigt und sich sein Haar erhalt. Dünnes, sprödes, verfärbtes und sich spaltendes Haar ist der stumme Zeuge eines vernachlässigten Haarbodens, Zeuge der Schuppenbildung, der Plage der Kopfhaut. Es gibt kaum etwas Schlimmeres für das Haar als gerade die Schuppen. Sie nehmen dem Haar den Glanz, seine Lebenskraft; sie rufen jenes lästige Jucken der Kopfhaut hervor, greifen, wenn vernachlässigt, die Haarwurzeln an, so datz die Haare absterben, sich lösen, ausfallen. Dieser Schuppen bildung geht man am besten mit einer Mischung zu Leibe, welche man sich in jeder Apotheke oder Drogerie zuiammenstellen lassen kann: 85 gr. Raz- Rum, 30 gr. t.iro!a ü« composös und 1 gr. krist. Lleotbol. Die reibe man gründlich mit den Fingerspitzen in die Kopshaut ein. Sie beseitigt nicht nur die Schuppen, sondern gibt auch dem Haar das seidig glänzende, üppige Aus sehen wieder. Es wird wieder geschmeidig, weich, wellig und lose und, was die Hauptsache ist, ihr regelmätziger Gebrauch zeitigt schon in kurzer Zeit eine erhebliche Förderung des Haarwuchses, ms», Vie Grenzen öer Naturwissenschaft. Bon Ernst Haeckel. Dor anläßlich seines morgigen 80.Geburts tages in aller Welt gefeierte Großmeister der Naturwissenschaft, Exzellenz Haeckel, hat uns ans unser« Bitte Len hier folgenden, als ein persönliches Dokument zu rvertendc» Bekenntnisaufsatz zur Veröffentlichung bei dieser festlichen Gelegenheit zur Verfügung gestellt. Die Redaktion. Wenn wir von allen einzelnen glänzenden Ergeb nissen der Speziatwissenschafren abseyen und zur um fassenden llobcrsichr Les großen Ganzen cmpovstoigen, so bleibt wohl als erfreulichstes Resultat di« Ueber- -eugung, daß die Naturforschung allmählich das Ge- iamtgebret der menschlichen (Oeistesarbeit erobert hat, datz alle wahre „Wissenschaft" im letzten Grunde Naturwissenschaft ist. Freilich wird Lieser berechtigte Anspruch noch heute n weiten Kreisen als cmmaßliche Uoberhebung be- kämpft: als ebenbürtige oder vielmehr überlegene, rohere Leistung werden Len Naturwissenschaften di« '»genanntem Geisteswissenschaften gogenübergestelN. Allein unbefairgene Vergleichung und kritiscl>e Unter, suchung — frei von allem 'hergebrachten Glaubens sätzen — überzeugt uns davon, Latz alle Zweige dieser letzteren in das allumfassende Gobiet der ersteren oin- zuordnen snrd. Die Geschichte im weiteren Sinn«, die „Weltgeschichte" sowohl al» auch di« Staatengeschichtc, die Erdgeschichte wie die dtaturgeschicht« sind Zweige der allgemeinen Entwicklungslehre. Die philologi schen Wissonschaften, vergleichende Sprachforschung und Psychologie sind Teile der Physiologie. Di« Philo^ sophie, als die stolze „Fürstin der Wissenschaften", di^ alle allgemeinen Ergebnisse der Spezialfächer in dem gomeinsftmen Brennpunkt ihrer „Weltanschauung" sammelt, hat nur noch bleibenden Wert als mont- lische Naturphilosophie. Die althergebrachten Gegen- sätze von GeP und Körper, Energie und Materie, Psyche und Physis, fließen in ihrem einheitlichen Substanzbegriff zusammen. Rach der entgegengesetzten Auffassung der herr schenden dualistischen Schulphrlosophi« ist die Seele des Menschen ein übernatürliches Wesen, das den sterblichem Körper nur zeitweise bewohnt und Ihn beim Tode verläßt. Dieser Mythus ist durch die mo dernen Fortschritte Lor vergleichenden Physiologie, der empirischen Psychiatrie und der phyletischen Psycho logie unhaltbar geworden. Das ganze gewaltige Dogmengebäude der Metaphysik, die dualistischen Lehren von den zwei getrennten Welten, von einer realen Körperwelt und einer idealen Geisteswelt, sind jetzt hinfällig geworden. Sie sind ebenso wie die Irrlehren des Spiritismus und Okkultismus, ebenso wie die Mythen und Wundergeschichten der Theologie, aus dem Reiche der rationellen Wissenschaft entfernt und in das uferlose Phantasiegebiet der Dichtung ver wiesen worden. Der Widerstand, welcher unserer fest begründeten einheitlichen Weltanschauung — dem „naturalistischen Monismus" — noch immer von konservativen und von klerikalen Kreisen sntgegengebracht wird, grün det sich besonders auf den althergebrachten Vitalis mus, auf die dualistische Hypothese, datz eine beson dere „Lebenskraft" (Vis vitalis) die eigentümlichen Erscheinungen des organischen Lebens (unabhängig von den allgemein herrschenden physikalischen und mechanischen Gesetzen) hervorbringe. Schon vor 60 Jahren wurde dieser irreführende alte Vitalismus gründlich widerlegt: seitdem hat ihm unsere moderne Entwicklungslehre vollends den Boden entzogen. Wenn trotzdem eine neue Form desselben, der sogenannt« Necwitalismus, wieder sein« Ansprüche mit Erfolg geltend macht, so erklärt stch dieser Anachronismus einerseits durch die mergel- hafte biologische BMmng seiner Vertreter, n.cdersetts durch die tlefgewurzelte, uralte Neigung ^s grübeln den Menschongetste» zum Geheimnisvollen und Okkulten. Das gilt insbesondere auch von Ker mysti schen Auffassung de« Bewutztsi'ft.s, einer Teilerschei nung im Seelenleben des Manschen und der höheren Tiere, in welcher selbst einige hervorragende Natur- forscher «ine unübersie*gliche Grenze des Naturerken- neu» erblicken woll'en. Di« fortgeschrittene Verglei chende und genotish« Psychologie der Neuzeit hat uns zu der Uebergeugung geführt, daß auch da, höchst entwickelte menschliche Bewußtsein keinem übernatür lichen „Geist«" seinen Ursprung verdankt, sondern gleich allen anderen Seelentätigksiten «ine Arbeits leistung der Neuronen, der Ganglienzellen in unserer Großhirnrinde, darstellt. Wenn nun trotzdem die dualistische Schulphilo sophie und die mit ihr verbündete Theologie noch von einem besonderen „Weltbewußtsein" oder einem transzendenten übernatürlichen „Woltge.sie" spricht, so entspringt dieser Irrtum der unberechtigten lleber- tragung von menschlichen Seelcntätigkeiten auf das Gesamtgebiet des Universums. Dasselbe gilt von den landläufigen Begriffen der „Doriehung" und der sogenannten „Sittlichen Weitordnung". Diese ,^n- tlhropisttsche Dichtung" führt zu der poetischen Fik tion eines menschenähnlichen Gottes, der als Schöpfer, Erhalter und Regierer der Wett deren ganzen Ent wicklungsgang mit Bewußtsein zweckmäßig oder „ziel- stvebig" leiten soll. Uniere monistische Naturphilo sophie hat diesen alten, durch Tradition geheiligten, theologischen Aberglauben gründlich beseitigt; ihre pantheistische Auffassung Les Kottesbegriffes hat uns überzeugt, daß „ein Geist in allen Dingen lebt", und daß die einheitliche und allumfassende .^Gottnatur" keiner menschlichen Personifikation bedarf. Obgleich dieses naturgemäße monistische Weltbild schon vor mehr als zweitausend Jahren in Len hervorragend- sten Denkern des Altertums klare Gestaltung gewon nen, ist cs dock -ist durch die großartigen Fortühritte der Naturk-u.crnis — vor allem der modernen Ent- wicklup.^slehre — im letzten halben Jahrhundert zu fester empirischer Begründung gelangt. » An der Spitze dieser bewunderungswürdigen Fortschritte steht die endgültige Lösung Les aewalti- gen „Menschenproblems", die klar« wissenschaftliche Beantwortung der uralten Fragen: „Woher? Wo hin? Wozu?" Di« Abstammungslehre hat uns auf Grund ihrer großen drei Urkunden, der Paläonto logie, der vergleichenden Anatomie und Ontogenie. überzeugt, daß der Mensch kein spukhaftes „Ebenbild Gottes", sondern Lag höchst entwickelte Säugetier ist; er hat sich gleich allen anderen Wirbeltieren im Laufe vieler Iahrmillioncn aus einer langen tierischen Ahnenreihe entwickelt. Das ist jetzt eine „historisch: Tatsache" geworden. Die Keimesgeschichte des Men schen hat uns gelehrt, datz jeder einzelne Mensch aus einer einzigen einfachen Zelle seinen Ursprung nimmt, wie jedes andere Wirbeltier; die wunderbare For menreihe, welche dieser einzellige Keim bis zur vollen Ausgestaltung des organrcichon menschlichen Orga nismus durchläuft, ist eine kurze, durch die Gesetz: der Vererbung und Anpassung bedingte Wieder holung der langen und wunderbaren Abnenreibe, die unsere trevffchen Vorfahren im Laufe vieler Jahrm llionen durchlaufen haben: „Die Keimes geschichte ist ein kurzer Auszug L«r Stammes- geschichte." Dieses ..Biogenetische Grundgesetz" ist keine luftige Hypothese, sondern eine klare, durch viele sichere Tatsachen fest begründete Theorie. Da durch wird nicht allein die „Stellung des Menschen in der Natur" fest bestimmt, sondern zugleich allen jenen mythologischen Dichtungen der Boden entzogen, die an die uralte mystische Vorstellung von der Un sterblichkeit einer persönlichen Seel« und eines soge nannten „ewigen Levens" sich knüpfen. Der große Biologe, der diese folgenschwere Lösung des Menschenproblems zuerst furchtlos und mit kla rem Bewußtsein vollzog, durfte dasselbe 1863 mit vollem Rechte als „die -zrage aller Fragen" bezeich nen. Denn die bisherigen Grenzen der Naturwissen schaft sind jetzt gefallen; ihre Herrschaft wird dadurch üver das Gesamtgebiet de» menzchlichen Geistes- lebens ausgedehnt. Die Natur ist alles; wir kennen nichts „Uebematürliches";'komrt ist auch wahreWiffen« schäft im Grunde „Naturwissenschaft". Die „reine Vernunft" (frei von allem Dogma und Aberglauben) erblickt in diesen Fortschritten der modernen Naturerkenntnis zunächst nur Li« wichtigste Reform der theoretischen „Lveltanschaunna". Aber sie mutz früher oder später auch ein« entsprechende Reform unserer praktischen „Lebensführung" herbei« führen. Der bedauerliche Zustand der ganzen oder halben Barbarei, in dem gegenwärtig noch der traditionelle Dualismus unsere sozialen und ethischen, unsere politischen und pädagogi'chen Zustände ge fangen hält, wird mehr unL mehr dem liberalen Fortschritt zur vernünftigen Freiheit Platz machen. Die reine monistische Religion, die sich daraus ent wickeln wird (frei von allem Dogmenstreit, Flitter« kram und verwirrendem Konfcssionswescn) wird die Kulturmenschbcit des zwanzigsten Jahrhunderts aui eine böhcre Stufe der Vollendung hinaufführen, bank den Eroberungen unserer modernen Naturwissen schaft.
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