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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.02.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191402154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140215
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140215
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-15
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Seite io. Nr. 83. Sonntsgs-nusgsvr Leipziger Tageblatt. Die Debatte über die Anträge ist erledigt. — Die Abstimmung erfolgt später. Es folgt die Debatte über die nordschles- wigschc Frage. .... Abg. Johanssen sFreikons.s: Die dänische Agitation, die aus die Wiedervereinigung Nord schleswigs mit Dänemark ab,zielt, hat in den letzten Zähren erheblich an Schärfe zu genommen. Zn dänischen Versammlungen wird der Hatz geyen alles Deutsche gepredigt. Die dänischen Vereine suchen die zur deutschen Vesitzbesestigung gctrojfcnen Matznahmen zu durchkreuzen. Die Negierung hat zeitweise den Ernst der Lage in der Nordmark an erkannt und nicht durch eine Politik der Milde und des Schwankens den Akut der Dünen gestärkt. Es mützte versucht werden, den Zuzug über die Grenze zu verhindern. Nur eine s e st e und energische Politik kann das Deutschtum stärken. Abg. Nissen sDänes: Durch das Verbot des Vortrages Noald A m u n ds e n s ist die Empfindlichkeit aller anderen Kulturnationcn ver letzt und das p r c u sz i s ch e Ansehen im Auslande berabgcsetzt worden. Das Verbot der Lan dung dänischer Passagiere in Sondcrburg entspricht auch nicht den Gesetzen internationaler Höflichkeit. Der dänische Minister des Aeutzern hat erklärt, daß das Verbot nicht im Einklang mit den Handelsver trägen stehe. Der Landrat von Apenradc hat die Ausreise eines -eutscl-en Dampfers nach Dänemark verboten. Er mutzte dann den Rückzug antreten. Ein Landrat sollte doch wenigstens die Gesetze kennen. Die Deutschen wurden von den Dänen in liebenswürdiger Weise ausgenommen. Das Verbot der dänischen Vorträge erstreckt sich sogar aus Vortrüge über Zndien, die Fliegenplage usw. Wenn in Nordjchleswig gleiches Recht für alle ge schaffen wird, werden sich Dünen und Deutsche besser verstehen lernen. Abg. Schisserer lNatl.s: Vor fünfzig Zähren wurde Schleswig Holstein von der dänischen Herr schaft befreit. Deshalb ist 1914 ein Er in n e r u n g s j a h r für das gesamte nationale Deutschland. Der Kampf mit den Dänen hat eine unerträgliche Schärfe angenommen. Wir wollen keine Politik der Schikane, sondern nur eine Politik der Gerechtigkeit, Entschiedenheit und Konsequenz. Mit Idealismus und einer traum haften Politik lassen sich keine praktischen Erfolge er zielen. Zch lege Verwahrung ein gegen die Unter stellung des Abgeordneten Kloppcnborg, datz die Nichtcr der Nordmark parteiisch sind. Die Deut schen werden von den Dünen wirtschaftlich und ge sellschaftlich boykottiert. Bei den Wahlen ist ein erheblicher Rückgang der deutschen Stimmen zu verzeichnen. Die Nordmarkcnpolitik mutz ohne Rück sicht auf die auswürtige Politik geführt werden. Zch bitte den Minister um Auskunft über diese Frage. Die Staatenlosen wünschen, datz sie dem dänischen Staat überwiesen werden. Der Anschlutz der Nord mark wird insbesondere auch durch die Förderung einer grotzzügigen Verkchrspolitik gefördert. Die Regierung möge nicht nur guten Willen, sondern auch Kraft zum Handeln zeigen. Minister des Innern von Dallwitz: Was das Verbot des Landens eines dänischen Dampfers in Sondcrburg betrifft, fo verfolgen die angeblichen Ver gnügungfahrten häufig den Zweck, die dänischen Interessen zu fördern. Das Verbot war ergangen, weil ein Dcmonstrationsumzug geplant war. Das Verbot des Vortrages Amundsens ist zuriickgenommen worden, weil es sich um einen rein wissenschaftlichen Vortrag handelte, wobei der Verdacht deutschfeindlicher Gesinnung vollständig ausgeschlossen war. Die Behauptung, datz wir in der dänischen Frage einen Zickzackkurs ein schlagen, schic tzt über das Ziel hinaus. Ausländische Redner sind von dänischen Versamm- lungshäuscrn unter allen Umständen fernzuhalten. Zch weise aufs entschiedenste zurück, datz die Staats regierung die Schuld an der Verschlechterung der Zu stände in Nordschlcswig trifft. Die Abwchrmatzrcgcln sind in den letzten Jahren schärfer gehandhabt wor den als früher. Wir haben «p nicht an positiven Matznahmen zur wirtschaftlichen und kulturellen Hebung der Deutschen fehlen lassen. Abg. Graf Baudissin (Kons.): Die Nordmarkcn politik hat in der letzten Zeit nicht den Ein druck der Stetigkeit gemacht. Der Vorwurf bezieht sich nicht auf den gegenwärtigen Minister. Darauf wird die Weitcrberatung auf Montag 11 Uhr vertagt. Am Dienstag findet voraussichtlich die Inter pellation bezüglich der Ucbcrschwcmmungcn an der Ostsee statt. Schlich ^>5 Uhr. Ver preußische han-elsminisker über die Vienskbotenverflcherung. Bereits in der gestrigen Morgennumnier haben wir einen sehr genauen Auszug aus dem Erlast des prcustiscbcn Handclsniinistcrs Dr. Shdow an die Oberversicheruugsämter zur Krankenversicherung der Dienst- boten wiedergegeben. Ans besonderen Wunsch aus unserem Leserkreise drucken wir nun auch noch den Wortlaut dieses Erlasses ab: Bei Entscheidung über Anträge aus Be freiung von Dienstboten von der Ver- sichernngspflicht ist davon anszugehen, das; das (besetz dem Dienstberechtigten bei Erfüllung der gesetzlichen Voraussetzungen einen Rechts ans p r u ch ans G e n e h m ignng des A n - trags verleiht, der nicht durch eine mit der Ab sicht des Gesetzgebers unvereinbare Auslegung und.Handhabung der gesetzlichen Vorschriften ge schmälert werden darf. Im einzelnen ersuche ich, folgendes zu beachten: Die Bewilligung des Antrags setzt voraus, das; der Dicnftbote bei Erkrankung Rechts anspruch an den Dien stber echt igten ans Gewährung einer den Leistungen der zustän digen Krankenkasse gleichwertigen Unterstützung hat. Das; ein Rechtsanspruch begründet ist, must auf Erfordern von dem Antragsteller nach gewiesen werden. Es wird aber in der Regel g c n ü gen, wenn der Dicnstbote in irgend einer Form ausdrücklich oder still schweigend die Einräumung des Rechts anspruchs anerkennt, z. B. indem er ohne Hinzu- sügung eines Vorbehalts bestätigt, von der Er- tlärung des Antragstellers über die Gewährung des Rechtsanspruchs Kenntnis erhalten zu haben. Eines Nachweises, welche einzelnen Leistun- fleu der Antragsteller übernommen hat, bedarf es im allgemeinen nicht; es erscheint vielmehr aus reichend, dass er sich zu einer den Leistungen der zuständigen Krankenkasse gleichwerti gen Unterstützung verpflichtet hat. Denn soweit der Arbeitgeber eintretendenfalls nicht eine gleichwertige Unterstützung gibt, hat nach 8 422 RVO. die Kasse die satzungsmästigen Leistungen zu gewähre» und kann alsdann von dem Dienst berechtigten die Erstattung des von ihr Geleisteten beanspruchen. Die Voraussetzungen des 8 418 Abs. 2 Nr. 1 RVO. sind auch gegeben, wenn der Antragsteller zur Deckung oder Abschwächung des von ihm zu übernehmenden Risitos bei einer Versiche rungsgesellschaft, einem Dien st boten- a b o n n e m e u t S v e re i n oder einer ähnlichen Einrichtung Rückversicherung genommen hat, sofern er den Versicherungsbeitrag aus eige nen Mitteln deckt. Den an die Leistungsfähigkeit des D i e u st b e r e ch t i g te u zu stellenden Anforde rungen sind nicht dich v ch ft e n A n s p rüche zugrunde zu legen, die au ihn unter äußerst selten eintreteuden Voraussetzungen erhoben werden können, sondern Uuterstützuugsfällc, die zwar schwerer Art sind, aber doch öfter vorzukommen pflegen. Eine allgemeine Norm dafür, bei wel chem Einkommen die Leistungsfähigkeit des An tragstellers genügend gesichert ist, läßt sich nicht aufstellen, weil diese Frage nach Lage des e i n z e l n e u F alle s beantwortet werden must. Eine von dem Antragsteller nachgewieseue R ü ci v ersi ch e r u n g must bei der Beurteilung seiner Leistungsfähigkeit berücksichtigt werden, weil durch sie die Leistungsfähigkeit z w e i s e l l o S g e h o be n und gesichert wird. In welchem Maße dies der Fall ist, hängt, wie ich be reits in dem Erlasse vom 4. Dezember v. I. aus gesprochen habe, von dem Inhalt der Versiche- rungsbedingungen ab. Wenn ein Antragsteller bei einer zuverlässigen Versicherungsuuternehmung, die die gleichen Leistungen wie die zuständige .Krankenkasse gewährt, rückversichert ist, wird es sich in der Regel nicht rechtfertigen, außerdem hinsichtlich der Höhe seines Einkom mens ode r Vermögens weitgehende Anforderungen zu stellen. Einem Antragsteller, der seine Leistungsfähig keit sonst nicht darzulegen vermag, kann die Stellung einer Sicherheit anheimge- gebeu werden, bei deren Bemessung aber nicht über den Betrag hinausgegangcn werden darf, der zur Sicherstellung der Krankenkasse unbe dingt erforderlich ist. Handelt es sich um eine Mehrzahl zu befreiender Dienstboten, so ist der aus jede» von ihnen zu berechnende Sicher heitsbetrag entsprechend der bei zunehmender An zahl eintretenden Minderung des Risikos herab zusetzen. Dr. Sydo w. Soweit die Bestimmungen in Preußen. Es darf wohl die Erwartung ausgesprochen wer den, daß auch die sächsische Regierung ent sprechend ähnliche Bestimmungen ergehen läßt. preßstimmea. Die „Sächsische N a 1 i o u a l l i b c r a l e Korrespondenz" schreibt zu den Erörterungen in der Zweiten Kammer über die Reform der Ersten Kammer folgendes: „Einen nicht unbedeutenden Erfolg kann die nationalliberale Fraktion des sächsischen Landtages mit ihrem Anträge auf Reform der Ersten Kammer buchen, der am Donnerstag, den 12. Februar, in der Zweiten Kammer zur Beratung kam. Zwar will die Sozialdemokratie auf ihrer Forderung bestehen bleiben, datz die Erste Kammer überhaupt beseitigt wird; zwar lehnt die Regierung cs zurzeit ab, selbst die Führung in der Frage zu übernehmen. Aber die beiden anderen bürgerlichen Parteien scheinen sich doch auf dem Boden L»cr nationalliberalen Anregungen zurcchtfinden zu können. Der fortschrittliche Vertreter hat bereits in der Gcjetzgcbungsdeputation der Zweiten Kammer des Landtages von 1909/1910 für den nationalliberalen Antrag gestimmt. Die konservativen haben ihn seinerzeit adgelehnt. Diesmal stellten sich die konservativen Redner viel freundlicher. Zwar hält d«r Vizepräsident Opitz die Reformen für nicht so bedeutungsvoll, als sie von den Beteiligten hingcstellt werde; zwar sprach er die zweifellos unrichtige Ansicht aus, datz die Interessen der Industrie bei der heutigen Zusammensetzung c-cr Ersten Kammer vollständig ausreichend vertreten würden. Immerhin hielt er doch eine Einigung der Konservativen und Nationallibcralen in dieser Frage für möglich. Bei der Haltung lkr Regierung ist natürlich ein praktischer Erfolg für diese Session ausgeschlossen. Aber der Minister des Innern, Graf Vitzthum von Eckstädt, hat deutlich auf die allgemeinen Wahlen von 1915 hingewiescn. Von dem Gesicht, das diese Neuwahlen der Zweiten Kammer geben werden, hängt also der endgültige Erfolg der na tionallibcralen Reformbestrebungen ab. Unsere Freunde im Lande mögen alles daran setzen, auf datz durch diese Neuwahlen die nationalliberale Partei und der Gesamtlibcralismus gestärkt werde. Damit werden zugleich auch die berechtigten Interessen der Industrie gefördert; denn die treibende Kraft dieser Bestrebungen auf Reform der Ersten Kammer liegt im Liberalis mus, in der nationalliberale n Partei insonderheit. Nirgends wo anders! Die sächsische Industrie wird dies niemals vergeßen können!" Die kritische Lage des Zentrums beleuchtet in treffender Weise, ganz in dem Sinn«, wie wir es auch getan haben, die „Kölnische Zeitung": „Das Zentrum will eine w c I t l i che Partei dar stellen mit allen Berechtigungen und Bewegungs freiheiten einer solchen Partei im bürgerlichen Ver- saßungsstaat, und ebenso wollen die christlichen Ge werkschaften eine wirtschaftliche Arbeiterorganisation neben andern sein, mit der Freiheit, Lohnkämpse aus- zufechtcn, wie jene. Gleichzeitig lebt und nährt sich das Zentrum aber nur von konfessioneller Nahrung; d. h. es sammelt seine Wähler, füllt seine Parteikassen, erhält seine Parteipresse nur durch die Werbekraft der katholischen Religion. Die Geist lichen sind seine Werber, von der Kanzel werden leine Blätter empfohlen, die Bedrohung des katholischen Glaubens ist sein zugkräftigstes Agitationsmittel. Nicht anders steht es mit den christlichen Gewerk schaften. Sie bestehen zum weitaus überwiegenden Teil aus katholischen Arbeitern, die als Katholiken ihnen zugeführt und ihre Mitglieder geworden sind; die Religion ist auch hier der Kitt, der die Gewerk schaften im wesentlichen zusammenhält. Man kann aber nicht von Ko nfessionalismus leben und ihn im praktischen Handeln ver- leugnen. Man kann nicht als Streiter für die katholische Kirche austreten und Kundgebungen des Oberhauptes der Kirche im interkonfessionellen Par lament öffentlich bedauern. Und man kann nicht mit Hilfe der Kirche Arbeitcrgewerckschaften gründen und in diesen dann Lohnkämpfe führen, wie sie den Grund anschauungen des Papstes auf wirtschaftlichem Ge biete widersprechen. Man kann vor allem nicht — und das gilt vom Zentrum und den christlichen Ge werkschaften — das katholische Empfinden vor seinen Wagen spannen und dann öffentlich verkünden, datz man interkonfessionell sei, und Protestanten oder andere Christen zum Eintritt in dis eigenen Reihen auffordern. Das geht unter Pius X. nicht, und das wird unter keinem anderen Papst gehen. Darum mutzte eine Opposition des katholi chen Empfindens einsetzen, sobald dis weltliche Entwicklung des Zen trums und der christlichen Gewerkschaften offenbar zu werden begann. Und darum wird diese Opposition auch erst wieder verstummen, wenn das katholische Empfinden nicht mehr verletzt wird, das heisst, wenn das Zentrum entweder eine offen katholisch« Partei wird mit allen Konse quenzen, die eine solch: Partei zu tragen hat, oder aufhört, seine Wähler mit Hilfe der konfes sionellen Instinkte einzu fangen, wenn cs, mit anderen Worten, eine ehrlich politische Partei wird. Für die ch r i st l i ch e n Gewerkschaften formuliert sich dieselbe Alternative so, datz sie ent weder den katholischen Fachabteilungen das Feld räumen oder ihr Firmenschild ändern müssen, das heißt, sich in nationale Gewerk schaften ohne eine konfessionelle Grund lage verwandeln. Das sind die einzigen Wege zum Frieden; solange man sie nicht beschreitet, wird der Streit immer wieder von neuem ausbrechen." Ucber den „Genossen" Adolf Hoffmann, der durch sein ungehöriges Benehmen im preußischen Abgeord netenhaus« zu einer traurigen Berühmtheit gelangt ist, schreiben di« „Berliner Neuesten Nach- richte n": „Auch den meisten der gebildeten Sozialdemokraten geht ja auf die Dauer der geistige Horizont durch den Fanatismus ihrer Orthodoxie, durch die Angewöh nung an rein demagogisches Sprechen und — Denken, verloren. Um wieviel mehr bei einem Abgeordneten, wie dein Zehn-Gebotc-Hoffmann, der „mir" und „mich" noch heut« fast grundsätzlich verwechselt, der mit den Fremdwörtern den unfreiwillig heitersten Mißbrauch treibt, der im Tone der Wett von Zilles Bildern oder der Geschichten von Hans Hyan oder komischen Lokalplauderei gewisser Berliner Montags blätter gar nicht anders ausspricht, als „Vata", „Di- rckta", „Profeßa" — der dann aber, wenn allgemeine Heiterkeit solch« seltsamen Dildnngsblüten eines Volkserziehers und Gesellschaftskritikers begrüßt, glaubt, alle «iinden von sich abzuschütteln mit dem unwahren Vorwurs gegen die bürgerlich« Gesellschaft: „Da sehen Sie, was für eine schlechte Volks schule Sie haben!" Nein — das liegt nicht an d«r Schule, für deren Leistungen ja schließlich auch einig« andere sozialdemokratische Abgeordnete zeugen, son dern an der Perso n, an ihrem Mangel an Er ziehung und an geistiger Selbstzucht. Auch der seltsame Abgeordnete Zldolf Hoffmann hlltte die Fehler seiner Jugend nachholen, hätte, stattoie ! roden, richtig reden lernen sollen. Aber dazu langt cs bei ihm offenbar nicht. Wie aber kann ein Unerzogener beanspruchen, erziehen zu wollen! Wir nehmen an, daß das preußische Ab geordnetenhaus sich zunächst gegen den Mißbrauch der Sechsftundenrode schützen wird durch eine geschäfts ordnungsmäßige Beschränkung der Redc- daucr, die dann vorbildlich sein würde für andere Parlamente. Der Feldmarschall Moltke sagte einst: Jeder klare Kopf müße in 20 Minuten jedes Thema erschöpfend behandeln können. Ein« Stunde — außer etwa für die Hauptredner bei der ersten Etatslesung oder etwa bei einem besonders bedeutsamen Gegen stand, dürfte aber jedenfalls genügen. Es mutz bei uns rednerisch« Selbstdisziplin erzeugt werden. Der Zwang hierbei hat natürlich seine Schat tenseiten. Aber gegenüber der Sozialdemokratie und ihren Dreistundenrodnern ist er unvermeidlich und unentbehrlich. Anders finden wir nicht mehr zurück zu wirklichen Debatten. Auch die bürgerlichen Red ner sollten dann zugleich beginnen, ihre Reden feiner zu durchdenken, sorgfältiger vorzubereiten und wir kungsvoller zuzuspitzen. Aber zusörderst mutz die größte Not abgestellt werden." Wohnungen unS Mietpreise in Leipzig. Die letzte Volkszählung war zugleich mit eine: eingehenden Wohnungsausnahme verbunden. Die Ergebnisse der letzteren werden jetzt im Statistischen Jahrbuch der Stadt Leipzig veröffentlicht. Wir tei len folgendes hierüber mit: Die Gesamtzahl aller vorhandenen Wohnungen, einschl. derjenigen, die mit Gewerberäumcn untrennbar verbunden sind, betrug in Alt-Leipzig 49 377, in Neu-Leipzig 94 810, das sind zusammen 138193. In den letzten 20 Jahren (seit 1890) ist die Zahl der Wohnungen in der inneren Stadt von 4133 auf 2398 zurückgegangen. Geringe Abnahmen sind auch in der Südostoorstadt und in der inneren Nordvorstadt zu verzeichnen. In allen übrigen Stadtteilen, namentlich aber in den angeschlossenen Vororten, ist eine zum Teil sehr er hebliche Zunahme eingetretcn. Von den Wohnungen waren leerstehend in Alt-Leipzig 684, in Neu- Leipzig 1235, zusammen 1919. Der Mietwert sämtlicher Wohnungen betrug in Alt-Leipzig 30 298 000 in Neu-Leipzig 36 642 500 -<t, das sind zusammen rund 66 940 000 -4t. Der durchschnittliche Mietwcrt einer Wohnung betrug demnach in Alt-Leipzig 700 .ll, in Neu-Leipzig 386 <1t. (Eesamtdurchschnitt: 485 -«.) Sehr interessant ist die Beantwortung der Frage: in welchem Stockwerk wohnen die Leip ziger? Hinsichtlich der Zahl der Bewohner ist das Ergebnis für das gesamte Leipzig folgendes: Es Sonmsg, lö. Februar lS!4. wurden gezählt in Kellerwohnungen 1510, im Erd geschoß 110 929, im 1. Obergeschoß 144 831, im 2. Ober, geschah 137 363, im 3. Obergeschoß 120 991, im vierten Obergeschoß 55 345, im 5. Obergeschoß und höher 528 Bewohner. Außerdem wurde in 609 Fällen das ganze Haus bewohnt (von 3754 Personen). Was die Dauer des Wohnens anbelangt, so waren von den 136274 besetzten Wohnungen 22142 (gleich 16,2 Prozent) im Jahre 1900 und früher vom In- l>aber bezogen worden, also über 10 Jahre in Be nutzung. Mehr als 5 und bis zu 10 Jahren wurden vom Inhaber benutzt 25 155 Wohnungen (gleich 18,5 Prozent). Von den leerstehenden Wohnungen waren 2 über 10 Jahre unbesetzt und 16 5 bis 10 Jahre. Die meisten, nämlich 1343 oder 70 Prozent, standen erst seit dem letzten Vierteljahr leer. Ueber die Steigerung der Mietpreise läßt sich kurz folgendes sagen: Von 1890 bis 1895 fand eine Steigerung überhaupt nicht statt. In den letzten drei Jahrfünft«» stellt sich dann der Durch schnittspreis einer besetzten Wohnung wie folgt: Alt-Leipzig Neu-Leipzig Gesamt-Leipzig 1895: 571 .L 260 .tt 395 F 1900: 635 „ 320 „ 446 ,, 1905 : 668 „ 354 „ 467 „ 1910: 710 „ 392 „ 491 „ Die prozentuale Steigerung in den letzten fünfzehn Jahren betrug also in Alt-Leipzig 25 Prozent, in Neu-Leipzig 50 Prozent. Daß diese Steigerung aus die 1895 vorhanden gewesenen Wohnungen in vollem Maße zutrifft, läßt sich jedoch nicht sagen. Die Durchschnittspreise werden nämlich stark beeinflußt durch die in den letzten 15 Jahren entstandenen n c u c n W o h n u n g e n. Es sind im ganzen 46 908, das sind 3 t Prozent aller überhaupt vorhandenen Wohnungen. Da die neuen Wohnungen durchgängig größer und teurer sind, als die vorhandenen Woh nungen, so erhöhen sie eben den Durchschnittspreis. Man kann also nur sagen, datz die Durchschnitts preise in der vorbezeichneten Weise gestiegen sind. Für denjenigen, der Wohnungen sucht, bleibt aller dings dieser Durchschnittspreis die Hauptsache. Schließlich noch di« Wohndichtigkeit. Sie ist erfreulicherweise gesunken. Es kamen in Alt- Leipzig 1890 auf je 100 Wohnungen 497 Bewohner, 1910 jedoch nur 434, in Neu-Leipzig 450 bzw. 417 Be wohner. Die Wohndichtigkeit sank also in Alt-Leipzig um den 8., in Neu-Leipzig um den 13. Teil, d. h. ws vor 20 Jahren 8 bzw. 13 Personen wohnten, da, wohnen jetzt 7 bzw. 12 Personen. Thüringen und Provinz Sachsen. * Zeitz, 14. Februar. Unser Bahnhofs umbau ist so weit vorgeschritten, datz am Montag, den 16. Februar, die neuen, höher gelegten Eleste des Personenbahnhofes für den Personenverkehr in Benutzung genommen werden. Don 3,21 Uhr nachm. ab fahren sämtliche Personen- und Eüterzüge mit Ausnahme der Zü"e von und nach Altenburg von den neuen, höher gelegten Bahnsteigen ab. Am Montag wird auch mit der Höherlegung der letzten alten Gleise begonnen, womit wieder eine längere, den Verkehr schwer beeinträchtigende Sperrung der Bahnübersahrt im Zuge der Hauptstraße Zeitz- Weißenfels verbunden ist. * Erfurt, 14. Februar. In ihrer Wohnung stürzte sich am Sonnabend früh ein Büfettfräulein Winde aus dem Fenster des zweiten Stock werkes und blieb mit zerschmetterten Gliedern tot liegen. Das Motiv zur Tat ist unbekannt. * Sonneberg, 14. Februar. In Oberlind sprang ein kleines Mädchen, das wegen Unehrlichkeit von seinen Eltern gezüchtigt wurde, aus dem dritten Stockwerk auf die Straße. Wunderbarerweisc erlitt das Kind bei dem Sprung nicht die ge ringste Verletzung. * Halle a. S., 14. Februar. Auf der Tongrube Lieskau brach unter den dorr beschäftigten polnischen Arbeitern ein Streit aus, wobei Messer und Revolver eine große Nolle spielten. Ein polnischer Arbeiter erhielt neben Revolverschüße und elf Messerstiche. Der Arzt legte ihm den ersten Not verband an und veranlaßte die Ueberführung in die Hallesche Klinik. Die beiden Täter wurden am Tat orte festgenommen. Ihrer grauen haare wegen haben in einem Jahre 20000 Personen ihre Stellung verloren. Und doch kann dank einer kürzlich gemachten Ent» deckung die natürliche Farbe grauer Haare leicht wieder hergestellt werden. Es ist eine bedauernswerte aber leider wahre Tat sache, datz es für Männer und Frauen mit grauen Haaren beinahe unmöglich ist, eine Stellung zu finden, selbst wenn sie mit den höchsten Fähigkeiten ausgestattet sind In Berlin zum Beispiel verlieren jedes Jahr Tausende von Männern und Frauen nur * aus dem Grunde, weil sie grauhaarig sind, ihre Stellung. Und doch gibt es heutzutage für niemand mehr eine Entschuldigung dafür, datz er graue Haare hat Eine geringe Menge des farblosen Kalamax, das man ganz billig bei allen Apothekern erhalten kann, regt die Tätigkeit der Haarfarbdrüsen wieder an und gibt auf diese Weise schnell den grauen Haaren ihre natürliche Farbe wieder, es ist ganz gleich, ob dieselben früher blond, braun oder schwarz gewesen sind. Vermeiden Sie in jedem Falle alle schädlichen Haarfarben, besonders solche, die Blei enthalten, die Haarwurzeln angreifen und infolge dessen Haarausfall und Kahlköpfigkeit zur Folge haben. Die künstliche Farbenwirkung, die durch derartige Mittel hervorgerufen wird, ist leicht zu erkennen und setzt Sie unangenehmen Bemerkungen aus. Ein sehr bekannter Friseur, der in dieser Angelegenheit um Auskunft befragt wurde, erklärte, datz er bei vielen seiner Kunden, von denen einige schon 10 Jahre lang grau gewesen waren, das Kalamax anwandte und in jedem Falle die natürliche Haarfarbe wieder er zeugte; so wurden Haare, die früher blond gewesen waren, wieder blond, braune Haare wieder braun und schwarze wieder schwarz. .i«r» Nf UMImMö 8MI. NM la MoMrevL» » Ilotol Tlvntinenl«! u. Laleostelll. 2 Hvtel Ureuer Oleorxv» Vrevor. r» u n a ^eppivk-kivinigung unll -ksi-ksnsi Wssoksnei unrl I-eiM-MilM L. v. ». d. ». Dal. 4333,14798.14424. Xosteokreiv ^bboluag uvck Xustelluve »ueb ckes lckeivoteu ^uttroxes. Notteotötuvss. Vetlkeckerarelvlruvr. Lauststopkerel. hüllen: karlct 6 Silckstr. 4S V»5er»ebe8tr.48 Korselmerstr. v Lodl?»rteo»tr.2V Xtr»ekd»rx»tr. 66 Lll»»detb»tr. 1V» V1tte»derr«r8tr.88.
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