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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.07.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110703011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911070301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911070301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-03
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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Et»,«lo«rtaul»prrt» dW>. - Morgen-Ausgabe. MtMgcrTaMaü «.t..Lnsch,.^L Handelszeitung. Amtsvlatt des Rates «nd des Rotrzeiamtes der Ltadt Leipzig. Luzttgeu-PreiS 8« lUmliig, Petitz.il. r^P^dto Nekl-nte. «U» t VN.: »au -u»»Lrt»S0 Pf, Neklamrn llv VN.. Inserat« von B.HSrden i» «nt- in der Ld«nbau»gad» »»Vreti» erhöht. Nadatl nach Taris. B.tlageg.d uhr ch.lamt. anslaa« S ML p. Tausend «rkl. Postgebühr. Teilbeilag, höher. FesteNeUt, Lusträa« können nicht zurück- gezo^n ««de«. Für da» «rtcheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. eigen. Annahme. Iehauut»,»«, «. bet sämtlichen Filialen «. alle» Annoncen. Lzpeditionea de» 2» »nd Au»landea »ruck und «erlag »— Um»«,«» »age- blatte» «. V»l». Inhaber: V«u» NLrste». Nedaktio» und »«Ichtzst.ttell«: Iohanntsgage 8. Ar. 182. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 14 Leiten. Dss Wichtigste. * Zn München starb am Sonntagnach mittag der Hosoperndirektor Felix Mottl. lS. L. bes. Art.) * Das Internationale 100-Kilometer- Rennen um den Preis der Stadt Leipzig gewann am Sonntag auf der Sportplatz-Rennbahn Günther (Köln). (S. Sport.) * Im Prix du President de la Repu- blique (100 000 Fr.), der am Sonntag in Maisons Laffitte gelaufen wurde, siegle Baron M. de Roth schilds „Ossian", von M. Barat, gesteuert in eurem Felde von sieben Pferden. Ausiänüische Aufträge SN üie rnylilche kLiegslürjkkbsujnüultrje. Die türkische Regierung hat soeben einen Ver trag mit der Armstrong-Werst für den Bau und die Armierung eines Dreadnought von 21500 r abge schlossen, der in 22 Monaten zu liefern ist. Sobald eine weitere Kreditbewilligung durch die Kammer genehmigt ist, soll ein zweites Schlachtschiff bei dee gleichen Firma bestellt werden. Weiter heißt cs, die chilenische Regierung beabsichtige zwei neu. Linienschiffe in England bei der Firma Vickers, Son and Maxim in Auftrag zu geben, die etwa 24 000 r groß werden sollen, und deren Preis sich auf je 50 Millionen stellen wird. Die Ausschreibung für die beiden letzten Schiffe fand bereits im Frühjahr statt. Amerikanische und deutsche Werften beteiligten sich neben englischen an ihr. Da aber letztere einen um 4 Millionen niedrigeren Preis für jedes Schiff forderten, ist die Entscheidung vorauszusehen. Eng lische tillitrr bwimczzmeu verstanden es stets, unter stützt von einer ihnen wohlwollenden Regierung, fremde Staaten zum Bau von Kriegsfahrzeugen zu enkuragieren. Jeder exotische Geldsucher präsentiert sein Kreditgesuch zunächst John Bull. Bewilligung ist ihm sicher, wenn für die englische Geschäftswelt, hauptsächlich für die Werften, Geschütz- und Torpedo fabriken ein erheblicher Prozentsatz des beabsichtigten Pumps garantiert wird. In Laienkreisen liest man über Meldungen von der Auftragserteilung für den Bau von Kriegs schiffen rasch hinweg. Man interessiert sich höchstens dafür, wenn es heißt, bei einer deutschen Werft sei für eine fremde Negierung ein Kriegsschiff be stellt. Leider passiert dies höchst selten. Man macht sich keinen Begriff, daß solch ein Auftrag, wenn es sich z. B. um einen „Dreadnought" handelt, heute einen Wert von 50 Millionen repräsentiert! Diese Summe wandert in die Taschen der das Schiff erbauenden Werft, in die der Geschützpanzer- usw. Fabrikanten und in die der zahllosen Lieferanten für die verschiedenen Ausrüstungsgegenstände. Fast jedes Handwerk ist beim Bau eines großen Kriegs schiffes vertreten. Wie viele Arbeiter finden hier Beschäftigung! Abgesehen von den wirtschaftlichen Folgeerscheinungen hat das Land, besten Kriegsschiff bauindustrie von fremden Nationen in Anspruch ge nommen wird, in militärpolitischer Beziehung Vorteil. 2m Mobilmachungsfalle werden die im Bau befindliche Schiffe eine erwünschte Reserve für die eigene Flotte bilden! Daß der be treffende Staat, der sie baut, Hand auf sie legt, ist selbstverständlich. Noch geraume Zeit nach Ausbruch des Krieges mit Rußland kaufte Japan zwei Panzerkreuzer, „Nishin" und „Kasuga", die bei An saldo zu Genua gerade fertiggestellt waren, von Italien. Montag, üen Englische Werften haben zahllose Kriegsschiffe für ausländische Rechnung gebaut. In letzter Zeit wurden für Brasilien 3 Dreadnoughts, Minaes- Geraes, Sao Paulo und Rio de Janeiro auf Stapel gelegt, von denen zwei bereits abgeliesert sind. Der Preis beläuft sich pro Schiff auf etwa 45 Millionen Mark. Ebenso wurden drei geschützte Kreuzer, Rio Grande do Sul, Bahia und Eeara gebaut. Die Reorganisation der türkischen und spanischen Flotte geschieht durch Großbritannien. Für erstere ist sogar ein englischer Admiral engagiert. Er sorgt dafür, daß möglichst das gesamte Material auf englischen Werften hergestellt wird! 3 spanische Linienschiffe werden nach Plänen von Armstrong, der auch die Geschütze liefert, in Ferrol gebaut. Japan schloß im November vorigen Jahres mit Vickers-Barrow einen Vertrag auf Lieferung eines Linienschiffskreuzers von 275 000 t für 51 Millionen Mark ab. Die Wiege des neuesten russischen Panzerkreuzers „Rurik" stand ebenfalls auf einer englischen Werft (Nickers). Kurz, eine endlose Liste ließe sich von allen den Kriegs schiffen aufstellen, die englische Werften allein im letzten Dezennium für fremde Regierungen bauten. Verschwindend erscheinen dagegen die Aufträge, die den Schiffbauetablissements anderer Länder zu fielen. Frankreich, Italien, die Vereinigten Staaten und Deutschland sind die Lieferanten, die noch in Betracht kommen. Französische Schiffbauindustrie schuf einige Panzerkreuzer für Rußland und Japan. In Italien waren es die Firmen Ansolda in Genua und Orlando in Livorno, die für ausländische Rech nung beschäftigt waren. Neuerdings wird auf letz terer Werft ein Panzerkreuzer, Aweroff, von 10100 t Deplacement für Griechenland gebaut. Die Verei nigten Staaten bauten in früherer Zeit für die russische Regierung einige Kriegsschiffe, wie z. B. den vor Chemulpo von den Japanern zu Beginn des letzten Krieges zerstörten Panzerkreuzer „Warriag". Neuerdings wurde der Fore River Co. und der Neu- york Shibp. Co. von Argentinien der Bau zweier Dreadnoughts von je 28000 t übertragen. Um diese Schiffe drehte sich vor einem Jahr ein heftiger Streit. Englische Firmen hatten bestimmt gehofft, da sie ein Monopol auf den Bau von Dreadnoughts bean- pruchen zu können glaubten, daß ihnen der fette Bisten in den Schoß fallen würde. Nun ergab das Preisausschreiben die billigere Offerte seitens der amerikanischen Werften und so erhielten diese den Zuschlag. Von deutschen Werften, die für das Aus land lieferten, sind die Germania-Werft, Vulkan und Schichau zu nennen. Die Germania-Werft baute z. B. den Panzerkreuzer „Askold" (1990 von Stapel) für Rußland und drei geschützte Kreuzer (96 v. St.) für Brasilien. Hauptsächlich wurde die Firma als Lieferant von Torpedo- und Unterseebooten bekannt. Rußland, Oesterreich und Norwegen erhielten ver schiedene Boote. Vulkan bekam bereits im Jahre 1882 von der chinesischen Regierung den Auftrag zum Bau zweier Panzerschiffe, „Tschin-Juen" und »Ting- Juen", Schwesterschiffe unserer Badenklaste. Ferner lieferte die Werft für China drei geschützte Kreuzer (97), für Japan einen Panzerkreuzer (99), für Ruß land einen Panzerkreuzer und einen geschützten Kreuzer (99 bzw. 1901 v. St.). Auf Schichaus Hellingen endlich entstanden z. B. ein geschützter Kreuzer (1900 v. St.) für Rußland, „Novik", der sich jetzt in japanischem Besitz befindet und zahllose Torpedoboote (für Brasilien 3, für Italien 5, für Japan 1, für Oesterreich 7, für Rußland 10, für die Türkei 1, für Norwegen 1 usw. Immerhin bedeuten die aufgezählten Lieferungen, die nicht den Anspruch machen erschöpfend zu sein, für den Zeitraum von 30 Jahren nicht viel, und es ist zu wünschen, daß der deutsche Schiffbau mit ausländischen Aufträgen in Zukunft ausgiebiger bedacht wird. Von der gelungenen Reise des Linienschiffs kreuzers „von der Tann" in diesem Frühjahr nach Südamerika darf man hoffen, daß sie einen nutz bringenden Einfluß auf die Beschäftigung unserer 3. Illi! ISll. Werften durch das Ausland ausüben wird. „Von der Tann" ist eins der besten Exemplare seines Typs, das heut auf der Welt vorhanden ist. Manche Staaten werden erkennen, daß die deutsche Schiffbau industrie sich beachtenswert entwickelt hat, daß sie der englischen scharfe Konkurrenz zu machen beginnt und somit ein Auftrag an eine deutsche Werft keineswegs ein Fehlgriff sein wird. DeutMes Kelch. Leipzig, 3. Juli. * Zur Entsendung des „Panther" nach Agadir. Wie die „Köln. Ztg." aus Berlin erfährt, gehören deutschen Häusern bei Agadir weit in dessen Hinterland hinein große Land st recken mit landwirtschaftlichem Betrieb. Der Besitz einer ein zigen Firma hat die Größe eines Fürsten tums. * Truppenverlegung. Am 1. Juli ist das seit der Gründung in Metz stehende 10. Lothringische Infan terie-Regiment Nr. 174 in seiner neuen Garnison Forbach eingezogen. Das Regiment, das zwei Bataillone stark ist und mit den 173 ern in St. Avold zur 86. Infanterie-Brigade des XVI. Armeekorps» gehört, wird von dem Obersten Sommerfeld kommandiert. Die Kaiserliche Kabinettsorder, durch welche die Verlegung des Regiments befohlen wurde, datiert vom 28. Februar d. I. * Osfiziersaustausch. Durch den sogen. Beben hauser Vertrag von 1893 erfolgt ein Austausch zwischen preußischen und württem bergis chen Offizieren durch Dienstleistungen bei Truppen teilen, für die württembergischen Offiziere auch durch Kommandierung zu den preußischen militärischen Bildungsanstallen. Nach den neuesten Veränderungen haben württembergische höhere Offiziere in Preußen das Kommando über zwei Divisionen, zwei Infan terie- und drei Feldartilleriebrigaden und die Stelle eines Chefs des Generalstabs beim 18. Korps. Von preußischen höheren Offizieren hat einer das Kom mando der 27. (2. württembergischen) Division, der andere ist Chef des Eeneralstabes des württembergi schen Korps. * Mehrstellen für Militäranwärter in der Marine. In der Marineverwaltung und den Werften im Jahre 1911 sind den Mtlitäranwärtern eine größere Anzahl von Mehrstellen vorbehalten, beziehungsweise es ist ihnen die Möglichkeit gegeben, diese Stellen im Wege des Ausrückens zu erreichen. Im Reichsmarineamt und Marinekabinett sind ihnen 4 Mehrstellen vorbehalten, bei den Matrosen divisionen usw. und der Unterseebootsabteilung 592 Stellen, bei der Matroscn-Artillerieabteilung und der Minenabteilung 59 Stellen, beiin Beklei- Lungswesen 4 Stellen, bei der Garnisonverwaltung 3, beim Sanitätswesen 16, nämlich 6 Obersanitäts maate, 9 Sanitätsmaate und 1 Lazarettinspektor, beim Bildungswesen 3, beim Befestigungs- und Artilleriewesen 24, darunter 3 Feuerwerkkapitän- leutnants, 5 Feuerwerksleutnauts und 5 Oberfeuer werker, beim Torpedowesen 9, beim Minenwesen 8 und beim Kassen- und Rechnungswesen 27. Dadurch erhält die Anzahl der den Militäranwärtern vorbe haltenen Stellen eine recht beträchtliche Vermehrung. * Tie Kündigung der Marine-Techniker. Zu den Aufsehen erregenden Zeitungsmeldungen über die Beziehungen zwischen der Marinebehörde und den Marine-Technikern in Kiel wird der „Inf." auf eine Anfrage an zuständiger Stelle folgendes mitge teilt: Von der Absicht des „Deutschen Techniker-Ver bandes", über die Betriebe der Marine die Sperre zu verhängen, falls am 1. Juli gekündigte Techniker aus ihrer Stellung entlasten werden sollten, ist hier nichts bekannt. Es ist aber eine Anfrage an die Werftdirektion in Kiel über diese Gerüchte gerichtet worden, nach deren Einlauf erst eine erschöpfende Auskunft erfolgen kann. Bisher ist hier nur soviel bekannt, daß lediglich eine Umfrage bei den Tech nikern veranstaltet worden ist, wie sich die einzelnen bereits beamteten Techniker zu der Frage der Um wandlung des bisherigen Dienstverhältnisses in das neue privatrechtliche Dienstverhältnis stellen. Für den Ausfall der Beamtenqualifikation, die anscheinend den Streitpunkt bildet, sollten sie ein höheres Gehalt bekommen. Der Grund für die Maßnahmen, die dadurch in die Wege geleitet wor- 105. Zshrgsng. den sind, ist darin zu sehen, daß das Anwachsen der Beamtenschaft auf diese Weise verhütet werden soll. * Pontonierübung bei Metz. Die Mitte Juli d. I. bei Metz beginnende größere Pontonierübung leitet der Inspekteur der 2. Pionierinspektion, Ge neralmajor v. Reppert, die um dieselbe Zeit bei Küstrin beginnende der Inspekteur der 3. Pionier inspektion, Generalmajor Heiber. Außerdem leitet der Kommandeur der Pioniere des 17. Armeekorps Oberst Kasten, unter Zuziehung zweier Pionier bataillone und anderer Waffen, vom 25. bis 28. Jul d. I. den Kampf um eine befestigte Feldstellung be Sorau. * Gütercrwerb in der Ostmark. In den letzten Wochen haben eine größere Anzahl von Familien aus Hannover und Oldenburg auf den staat lichen Ansiedlungen in den Kreisen Könitz und Tuchel Güter erworben. Ausland. Oesterreich-Ungarn. * Der Kaiser hat alle Dispositionen, die für di« Abreise nach Ischl am Montag getroffen waren, umgestoßcn und bleibt bis nach dem Zusammentritt des Reichsrats, den er selbst am 17. Juli mit einer Thronrede eröffnen wird, in Wien. Der Anlaß hierzu war die Untersuchung des Hofrats Neußer vor einigen Tagen, welche so gut ausfiel, baß sich der Monarch entschloß, von dem bereits bestehenden Plan, den Reichsrat durch eine Kommission, an deren Spitze ein Erzherzog stehen sollte, zu eröffnen, ab zusehen. Spanien. * Die Beschlagnahme des deutschen Dampfers „Gemma". Der Ministerrat beschäftigte sich mit dem Einspruch des deutschen Botschafters gegen di« Beschlagnahme des deutschen Dampfers „Gemma" bei Corcubion, der im Verdacht stand, Waffen für die portugiesischen Monarchisten zu führen. Die Untersuchung soll ergeben haben, daß die Papiere der „Gemma" sich in Ornung befanden und die Ladung nach Genua bestimmt war. Portugal. * Kämpfe zwischen Regierungotruppen und Monarchisten. In gutunterrichteten Lissabonner Kreisen verlautet, wie die „Voss. Ztg." berichtet, daß ein Gefecht zwischen Regierungstruppen und Monarchisten bei Vinhaes (Provinz Braganza) stattgefunden hat. Die Monarchisten seien in die Flucht geschlagen worden. Näheres ist vorläufig nichr zu erfahren. Weitere Scharmützel sind zu erwarten. Schweden. * Aussperrung im Baugewerbe. Da die Verhand lungen im Baugewerbe ergebnislos verlaufen und die bereits bestehenden Ausstände nicht beendet wor den sind, erklärte der Zentralarbeitgeberoerband bei sämtlichen Mitgliedern die allgemeine Aussper rung, die am Montag, den 10. Juli, in Kraft treten wird. Türker. * Weitere Rüstungen. Die Türkei fährt in ihren militärischen Vorbereitungen in Albanien fort. In den nächsten Tagen wird eine neue Redifdivi- sion an der montenegrinischen Grenze konzentriert. Von Saloniki sind große Mengen Kriegsmuni tion an die Grenze gesandt worden. Die Pforte glaubt Gewißheit von der Neutralität Bul gariens im Falle eines Krieges zu haben. In milrtärischen Kreisen wird die Möglichkeit eines russisch-türkischen Krieges erörtert. Ein Gerücht vom Rücktritt des Kriegsministers Mah mud Scbefkct wegen Differenzen mit dem Großwesir Hakki Pascha stellt« sich als falsch heraus. Die Botschafter Rußlands und Italiens hatten längere Unterredungen mit Hakki Pascha über die albanische Frage. * Uebcr die Niederlage bei Djisem im Jemen hat das Kriegsministerium einer Blättermelduna zufolge eine Untersuchung eingeleitet, weil vermutet wird, daß die einheimischen Führer Verrat geübt haben. Offiziell wird zugegeben, daß die Truppcn ein Maschinengewehr zurückgelasten haben. Felle Mottl -j». D München, 2. Juli. (Eig. Drahtmeldung.) Hofoperndirektor Felix Mottl ist heute nach- mittag gestorben. Wieder ist ein Künstlerleben erloschen. Trauernd steht Deutschland an der Bahr« eines Mannes, der das Problem der Kunst nicht nur in seiner vollen Größe erfaßte, sondern auch der ganzen Tiefe und Bedeutung nach zu lösen imstande war. Nur ganz selten traf man das vollkommen Sicheinsfühlen der Persönlichkeit mit der jeweiligen Kunstaußgabe so äugen« und sinnenfällig an wie bei Felix Mottl, und nur in vereinzelten Fällen trat ein Künstlerleben jo bedeutsam, stark und folgenbringcnd als schaffende Kraft in die Welt hinaus, als wenn er am Pulte stand und die Geister in den Bann seines Willens zwang. Scho'' in der Kindheit wirft jedes Talent, obgleich häufig noch im Chaos und Nebel, Helle Strahlen von sich und verrät in gewissen Einzelzügen und in der Anlage des Gesamtwesens das Zukünftige. Auch Felix Mottl gehörte zu denjenigen künstlerischen Erscheinungen, die sich schon in den ersten Bildungsstadien als weit in die Zukunft hinein wirkend ankündigten. Am 24. August 1858 zu Unter-Sankt Veit bei Wien geboren, besuchte Felix Mottl den Löwenburgschen Konvikt, woselbst man ihm seiner ausnehmend schönen Altstimme halber ohne weiteres Aufnahme gewährt«. Bald stellte es sich heraus, daß der Jüngling kaum eine andere Laufbahn al« die des Musikers beschreiten würde. Mottl trat nach Vollendung seiner Gym nasialstudien in das Wiener Konservatorium ein und ward Schüler von HellmeSberger und Herbeck. Beide Lehrer erkannten bald die in ihrem Eleven schlummernden musikalischen und geistigen Kräfte un suchten ihn auf alle Weise zu fördern. Mit mehreren Preisen ausgezeichnet, ergriff Mottl schon als Musik studierender den Taktstock und leitete den Akademischen Wagner-Verein in Wien. Ganz von selbst ergaben sich alsbald Beziehungen zu Richard Wagner. Im Jahre 1875 ging Mottl nach Bayreuth und verblieb in der Umgebung des Meisters, der sein außerordentliches Talent sofort erkannte und ihm die oerantwortungs reiche Arbeit anoertraute, das Notenmaterial der Nibelungen-Tetralogi« einer eingehenden Revision zu unterziehen. Bei den ersten Bayreuther Festspielen im folgenden *Zahre betätigte sich Mottl als Solo repetitor Nachdem Desoff (1881) sein Amt als Hof- kapelln eister in Karlsruhe niedergelegt hatte, wurde Mottl sein Nachfolger und führte für di« badische Landeshauptstadt und ihre Mustkverhältniss« ein« glänzende Zeit herbei. Neben der Oper dirigierte der Künstler auch (bis 1892) den Philharmonischen Chor. Sein Ruf wuchs und damit zugleich seine Be- liebtheit. Nach fünf Jahren gelangt« der Ruf an ihn, die Stellung des ersten Dirigenten der Berliner Hofoper «inzunehmen. Mottl lehnte indessen ab und wurde dann (1893) zum Generalmusikdirektor er nannt. Erst als der treffliche Zumpe in München so gänzlich unerwartet aus dem Leben schied, verließ Mottl Karlsruhe, um dessen Stellung am Hof- und Nationalthcater einzunehmen. Infolge davon Härte auch seine Beteiligung an den Festspielen in Bay reuth auf, wo er (seit 1886) regelmäßig „Tristan und Isolde" und „Parsifal" dirigiert hatte. Mottl ist als Komponist ebenfalls hervorgetreten mit einem Streichquartett, mehreren Liedern und dramatisch-musikalischen Werken („Agnes Dernauer", „Ramin", „Eberstein" Md „Pan im Busch", ein Tanz gedicht), die in Weimar und Karlsruhe mit Erfolg über die Bühne gingen. Der Schwerpunkt und die eigentliche Bedeutung seines künstlerischen Wirkens lag aber auf Seite der Orchesterleitung, in deren geheim nisvoll« Kunst er gewissermaßen durch den Bayreuther Meister eingeführt wurde. Was am Dirigenten Mottl in erster Linie sehr sympathisch berührte, war die Einfachheit seines Auftretens und Gehabens am Dirigentenpult, das ganz von selbst unbewußt, ohne jedes äußerlich« Moment, ohne Pose und Uebertrei- bung war. Es handelte sich bei Mottl allein stets um die Sach« selbst, niemals aber um die liebe Person, wie dies sonst so häufig der einer Unzahl von Gatt- und Wanderdirrgenten der Fall ist. Vor allem wirkte Mottl im Theater. Seine Interpretierung der Wag- nerschen Werke durfte als mustergültig gelten, wenn oder eben weil sie sich auch vielleicht hrer und da von der Bayreuther Auffassung (oder beinahe richtiger, von jener in Villa Wahnfried herrschenden) «in wenig unterschied. Auch als Leit«: der Bühnenwette von Mozart, Beethoven, Gluck, Weber und Peter Cornelius („Barbier von Bagdad") hatte sich der genial« Dirigent die yöchsten Verdienste erworben. Mottl besaß jene vielgerühmte, gar nicht so häung anzutreffende feine Empfindung für die Verschieden heit des Stils, und die selten ausgeprägte Begabung, sich in Geist und Wcsenkeit eines Kunstwerks intensiv und liebevoll zu versenken, in der Welt eines Autors, dessen Werk er zu verlebendigen berufen ist, sich heimisch zu fühlen und 'S im ganzen wie im einzelnen vor Ohr und Auge zu führen. Ein gewaltig strömen des Fluidum verband dann üen Meister mit Orchester und Szene, so daß er in Wahrheit zum Mittler zwischen beiden wurde. Mottl war auch, dank seiner eminenten geistigen und musikalischen Potenz, im Be sitz der für einen wirklich großen Dirigenten unerläß lichen Vielseitigkeit, die sich u. a. in der Pflege der feinen französischen komischen Oper und insbesondere der Wette von Hector Berlioz offenbarte, für die er jederzeit mit Energie und llederzeugung eintrat. Diese tiefgehende und vielseitige Gewandtheit ließ Felix Mottl auch eine der ersten Stellen unter den Konzertdirigenten einnehmen. Der einzige, zu dessen Werken sich Mottl niemals hinfinden konnte, war Brahms. Hingegen hat er für den so lange Zeit verkannten Bruckner und leine großen Sinfonien mit größtem Erfolge gekämpft. Außer den drei Groß meistern der klassischen Sinfonie vertrat Mottl auch die Mette Sebastian Bachs und Schuberts und widmete sich den Repräsentanten der modernen sin fonischen Dichtung. Berlioz und Liszt, jederzeit mit hinreißender und überzeugender Begeisterung. Zum Beschlüsse sei noch auf Mottls verdienstliche Be arbeitungen auf dem Gebiete der älteren franzö sischen Musik für Orchester und auf seine geschmack vollen Transkriptionen vieler (vor allem auch Schubertscher) Gesänge mit Orchester an Stelle des Pianofortes rühmend hingewiesen. Felix Mottls Bedeutung als Musiker und Diri. aent ging wett über seinen engeren Münchener Wir kungskreis hinaus. Der große Künstler gehört mit seiner unerschöpflichen Schaffenskraft zu den Stützen
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