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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.06.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110603025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911060302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911060302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-06
- Tag 1911-06-03
-
Monat
1911-06
-
Jahr
1911
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Amtsklatt des Nates und des Nokizeiamtcs der Htadt Leipzig. s»r Inlerar« au, U«»p««» »»d Umg«d»»g dt« ltpolrtg« Kiattt»«il« L ks-dte ZkeNa»«» ,«tl« l Mk.. »,» audwan, L) vl. N«Nam«, llli Mk.. 2»l«rat« »an v«bürd«a im amt lich«» r«tl di« P«ri„«tl, «, P» lbrlchäsi»an«rlge» mit Pla»oor!chrtn«» » in bei Ld«nda»»gab< im Prrtl« «rhöht Nada» noch Tarif. K«tlag«gedübr E«Iamt» auslag« S Vik p Tausend «rkl. vaktg«b>idr. Teildrilag« boder. 8«ftrn«tlt, Äuiiraa« können »lch« „rlltk- aezo,«n w«rd«n Für da» Lrsch«in«n a» »«stimmen Tagen und Platten wird ketu« Earanttr üdernomm«» Lnj«tg«n - Lnnatzm« 2,h»»»i»,«y« ch b«i sämtlich«» Ftltal«» ». all«» >anonc«a» Elprdttion«» d«. Ja« »ad kl u.laad«» Drnit „» Krein, »«, L«t,>»g«, Lag» , blau«, ik. Val». 2ndad«r^ P«»1 llbrlt«». N«d»lti,» »»» G«Ichllll»ltrll«: Iodannt.gall« kl Ha»ot-ftltal« Lrendr,: S««Nras,« < l llel«pl,o» <S2U Nr. 153. Lonnsdena, üen 3. ZunI lSIl. 105. Zshrgsn-. Die vorliegende Aufgabe umfaßt 4 Seiten. Vie LxpelMiovvn üos Lviprissr VLAvdlattes uvä äer loSipriAsr ^.llASMvinon 2s1tun§ bekaclev siek nur voob Leipriß, ckodanuisKLSse 8, VoiSerxedLuäo parterre llok« Lm Lsbauäs äss la^eblattss. Zur Läge in Marokko. Die Franzosen fahren mit den üblichen „Deruhi- gungsversuchen" fort. 20 Berber haben die Vorhut einer Kolonne beschossen — sonst geht alles gut. In England scheint man über die letzten Vorgänge in Fez bedeutend anderer Meinung zu sein: Herr ElMokri wurde durch den englischen Botschafter milgeteilt, die Anwesenheit der marokkanischen Delegation bei der englischen Königskrönung sei nicht erwünscht aus den eben angedeuteten Gründen. — Demnach scheinen die Nachrichten von dem „Siegestaumel" in Fez doch auf Wahrheit zu beruhen. Folgende Telegramme liegen vor: Paris, 3. Juni. (Tel.) Die „Agence Havas" meldet aus Fez vom 28. Mai: Die Kolonne Dal- biez ist heute vormittag in der Richtung auf Sefru ausgezogen, um die Ain Aiuffi zu zerstreuen, die die Stad-t bedrohen. Etwa 20 Berber schossen auf die. Vorhut. Die Artillerie erwiderte das Feuer und zerstörte einen Duar. Di« Kolonne kehrt« abends zurück; die Stämme der Ulod Djama und Scherarda unterwarfen sich und versprachen, die Frei heit der Straßen zu gewährleisten. Paris, 3. Ium. (Tel.) Die „Agence Havas" meldet aus Fez vom 29. Mai: General Moinier ist heute nachmittag nach dem Gebiet der Beni Amar aufgebrochen. Eouraud bleibt in Fez. Der Major Mangin ist mit 2000 Mann eingeborenen Truppen nach der Richtung von Sefru gezogen, um die Ge.qend wieder zu beruhigen. Paris, 3. Juni. (Tel.) Aus Tanger wird be richtet, daß EI Molri zum Großwestr, El Ghebbas zum Minister des Aeußern und Mohammed Tasi zum Vertreter des Sultans in Tanger ernannt werden sollen. Paris, 3. Juni. (Tel.) Mehreren Blättern zu folge lieg die englische Regierung dem hier weilenden marokkanischen Minister des Aeußern El Mokri, der als Vertreter des Sultans den Krö nungsfeierlichkeiten König Georgs bei. wohnen sollte, durch ihren hiesigen Botschafter mit teilen, daß die Anwesenheit der marokkanischen Delegation bei den Londoner Festlichkeiten nicht erwünscht sei. Dieser Schritt sei damit begründet worden, daß die Grausamkeiten, die die scherifische Mahalla namentlich bei den letzten Uebcrfällen gegen Weiber und Kinder begangen hat, als entehrend für die Regierung des Sultans angesehen würde. Es wäre zu befürchten, daß die öffentlich« Meinung Englands den Vertretern Muley Hafids einen unfreundlichen Empfang bereiten würde, was man aus Courtoisie ver meiden müsse. p Milche Nachrichten. Zum Fall Zatho. Köln, 3. Juni. lTel.) Die H a u p t v e r h a n d - lung im Verfahren gegen Len Pfarrer Iatho vor dem Spruchkollegium ist auf Len 23. Juni festgesetzt worden. Aus Köln wird uns dazu noch geschrieben: Wie aus kirchlichen Kreisen verlautet, geht eine Menge kirchlicher Spione um, die in der Hauptsache den Zweck verfolgen, die liberalen Pastoren bei ihren Predigten an den Hauptfeiertagen zu überwachen. Die Kölner „Evangelischen Ecmeindenachrichten" erklären, das Spruchkollegium müßte zu einer ständigen Straf kammer werden, wenn über alle diejenigen geurteilt werden solle, die in der Osterfrage mit den massiven Anschauungen einer gewissen Eemeineorthodoxie nicht übereinstimmten. - Gesetzentwurf für den Luftverkehr. Paris, 3. Juni. (Tel.) Der erste Kongreß für Luftschiffahrt hat seine Arbeiten beendet und 17 Artikel angenommen, die den Versuch zu einem neuen Gesetz über Len Luftverkehr darstellen. Urteilsbegründung im Maimon-Prozeh. Paris, 3. Juni. (Tel.) In der Begrün dung des Urteils im Prozesse Maimon heißt es u. a.: Wenn auch nicht zrdes diplomatische Schriftstück grundsätzlich als vertraulich angesehen werden tonne, so enthalten doch mehrere von Rouet an Maimon ausgelieferle Dokumente Kritiken, die französische Diplomaten an ausländischen Persönlich keiten oder Negierungen geübt haben, ferner vertrau. li.be Mitteilungen, Darlegungen über die Bestrebun gen gewisser Negierungen sowie den diplomatischen Agenten vom Quai d'Orsay erteilt« geheime Wei sungen, also Schriftstücke, deren Veröffentlichung die Unternehmungen der französischen Regierung er schweren oder behindern konnten. Ankunft des schwedischen Kronprinzenpaares in London. London, 3. Juni. (Tel.) Der Kron prinz und die Kronprinzessin von Schweden sind hier eingetroffen und vom Herzog und der Herzogin von Connaught, der Prinzessin Pa tricia und dem Prinzen Arthur empfangen worden. Eingestellter Sympathiestreik. Fiume, 3. Juni. (Tel.) Die Arbeiter haben beschlossen, den Sympathiestreik ein- zu stellen und morgen die Arbeit wieder aufzu nehmen, nur die Angestellten der Ungarisch-Kroa tischen Schiffahrtsgesellschaft beharren im Ausstande. Zusammenstöße zwischen Polizei und Streikenden in Spanien. Madrid, 3. Juni. (Tel.) Hier ist es zu heftigen Zusammen flößen zwischen der Polizei und streikenden Maurern ge- kommen, die ihre Kameraden, die in katholischen Ge sellschaften zusammengeschlossen sind, zur Riederlegung der Arbeit veranlassen wollten. Die Polizeimann schaften zerstreuten schließlich die Streikenden. Zwer Offiziere und zwei Polizisten wurden hierbei ver- wundet. Jungtürkischer Kammerbeschluß. Konstantinopel, 3. Juni. (Tel.) Die jungtürkische Kammerpartei hat beschlossen, sich auf dem nächsten Kongreß des Komitees nur durch acht De le- gierte vertreten zu lassen. Dieser Beschluß bedeutet eine Niederlage der Dissidenten, die zunächst ein« Beteiligung aller und dann die von 30 Deputierten verlangten. Auch die jungtürkische Senatspartei verwarf einen Antrag aus Teilnahme aller der Partei angehörenden Senatoren und wählte nur drei Delegierte. Ein neuer Mord i« Mexiko. Mexiko, 3. Juni. (Tel.) Hier ist die Nachricht eingetroffen, daß der Gouverneur der Pro vinz Sinaloa, Diego Nedo, am 31. Mai er mordet worden sei. Nus Leipzig unü Umgegenü. Leipzig, 3 Juni. Wetterbericht der König!. Sachs. Landsswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 4. Juni 1911. Westliche Winde, veränderliche Bewölkung, warm, Gewitterneigung. Pöhl berg: Schwacher, rasch verschwitzender Tau, glänzender Sonnenuntergang, Himmelsfärbung orange, glänzender Sonnenaufgang, Morgenrot. Fichtelberg: Glänzender Sonnenunter- und -aufgang, Abend- und Morgenrot. * Titelwesen. Dem an der IV Höheren Bürger schule angestellten, in L.-Eohlis seit 1878 wirkenden Lehrer Karl Sube wurde in Anerkennung seiner langjährigen treuen und erfolgreichen Tätigkeit vom Ministerium der Titel Oberlehrer verliehen. — Von dem König!. Kultusministerium ist den Lehrern Karl Riedel und Otto Richter an der V. Bürgerschule und Gustav Küttner, Otto Leisner und Otto Hanschmann an der VII. Bürgerschule in Anerkennung ihrer langjährigen treuen, ersprießlichen Wirksamkeit im Berufe der Titel „Oberlehrer" verliehen worden. * Jubiläum. Auf eine 25jährige ununterbrochene Tätigkeit bei der Großbuchbinderei H. Fikentscher kann am 5. d. M. der Pressereifaktor Gustav Mehnert zurückblicken. Der Jubilar wurde gestern an seiner Arbeitsstätte von seinen Chefs, seinen Kollegen, dem Beamten- und Arbeiter personal aufs herzlichste beglückwünscht und durch wertvolle Geschenke erfreut. * Gartenstadt-Ausstellung (im Handelshof vom 8. bis 29. Juni 1911). „Die Gartenstadtbewegnng ist eine Kulturfrage von ganz allgemeiner Bedeutung. Wir haben in der nächsten Zeit nichts Wichtigeres zu erledigen. Um diese Dinge muß sich kümmern der Aesthetiker so gut wie der Volkswirtschaftler, der reiche Mann und erst recht der arme Mann, der Fabrikherr und erst recht sein Arbeiter, jeder, der für eigene Rechnung bauen kann und erst recht, wer es nicht kann . . . Don Stettin, wo eine Gartenstadt- Ausstellung vom 26. März bis 16. April d. I. ver anstaltet wurde, kommt das Material nach Leipzig. Nach allem, was über die Veranstaltung bis jetzt an die Oeffentlichkeit gedrungen ist, steht zu erwarten, daß etwas großzügig Angelegtes, auch dom künst lerischen Standpunkt einheitlich Behandeltes breite Massen über eine der wichtigsten Tagesfragen im engsten Zusammenhang mit einer Wohnungs- und Siedelungsreform aufklären soll. Daher erklärt es sich auch, daß die Gartenstadt-Ausstellung einen be sonderen Programmpunkt des 2. Deutschen Wohnungs kongresses bilden wird, und so darf ihr Erfolg als ge sichert gelten. * IBA. (Internationale Baufach-Ausstellung mit Sonderausstellungen Leipzig 1913.) Rechr interessante Ergebnisse lassen die Arbeiten des Ausschusses für Vorträge und fachliche Vorführungen erwarten, nach dem auch in der letzten Sitzung für die Tätigkeit des Ausschusses wiederum zahlreiche neue Gesichtspunkte aufgestellt wurden. Hiernach sind während der Aus stellungszeit eine größere Reihe fachlicher Vor führungen in Aussicht genommen, die u. a. die Widerstandsfähigkeit und das Verhalten der Bau stoffe und der Bauwerke selbst gegenüber Witterungs einflüssen und den Beanspruchungen nach ihrer Ver wendung offensichtlich machen und wertvolle Auf schlüsse geben werden über das Wesen mancherlei Er scheinungen, die sich den Erbauern oder Bewohnern von Gebäuden oftmals störend und nachteilig er weisen: Schwammbildungen, Cchalldurchlässigkeit usw. Die Vorführungen sollen weiter dem Fach mann« Fingerzeige über die zweckmäßigste Art von Bauausführungen, selbst über den Abbruch von Bau lichkeiten, bieten, auch werden zahlreiche Tabellen seinerzeit interessante Nachweise liefern und Ver gleiche ermöglichen über die Preise von Aus führungen bei Verwendung verschiedenen Materials, über die Höh« des Preises von Bauland in den ver schiedenen Städten und Gegenden, der bei Neubauten zu leistenden Abgaben u. a. m. Die fachlichen Vor führungen in der Ausstellung versprechen daher un gemein viel des Interessanten sowohl für den Fach mann als für das große Publikum und rechtfertigen vollauf die Erwartungen, die man im allgemeinen schon heute glaubt an die in zwei Jahren ftattfindende Ausstellung in unseren Mauern knüpfen zu sollen. * Au» der Leipziger Mission. Die Wahl des Nachfolgers des Mffsionsdirektors v. v. Schwartz, der sich auf ärztlichen Rat veranlaßt gesehen hat, von seinem Posten, den er seit dem Jahre 1891 mit großem Segen verwaltet hat, zurückzutreten, um wieder ein Pfarramt in seiner Heimat Braunschweig zu übernehmen, wird erst zu Pfingsten entschieden werden. — Nach dem vorläufigen Rechnungsabschluß für das Jahr 1910 betrugen die Einnahmen aus Missionsgaben 631 000 ./L Außerdem gingen noch rund 16 000 an Zins und sonstigen Einnahmen ein, so daß die Gesamtsumme der Einnahmen sich auf rund 647 000 stellt, der eine Ausgabe von 648 000 gegenübersteht, so daß nur eine Mehraus gabe von 1000 ./L zu verzeichnen ist. Leider ist das Ende 1909 vorhandene Defizit von 66 667 noch ungedeckt. Dazu kommt noch, daß bis Ende April laufenden Jahres die Ausgaben die Einnahmen um 85 000 überstiegen haben. * Rücksichtsloser Radler. Am 31. Mai abends gegen M Uhr wurde in der W i n t e r g a r t e n - st raße eine Frau von einem Radfahrer umgefahren und so schwer verletzt, daß sie nach dem Krankenhause gebracht werden mußte. Ohne sich um die Verletzte zu kümmern, fuhr der rücksichts lose Radler davon. Es wäre sehr erwünscht, wenn sich Augenzeugen des Vorganges bei der Kriminalpolizei melden würden. 51 Ksu Dell. Roman von Erika Riedberg. (Nachdruck verboten.) O Scham! Rauschend schoß ihm das Blut zu Kops. Der Gedanke, so bevormundet, als ein unselbstän diger. launenhafter Augenblicksmensch vor ihr zu stehen, war ihm unerträglich. „Mutter, was tust du?" murmelte er, „ich bin doch kein Kind!" Die kranke Frau lächelte. Sie tastete nach seiner Hand. „Feurig bist du und vertrauensvoll, impulsiv und zaghaft, weich und hart zugleich — voll von Gegen sätzen machst du dir unaufhörlich selbst zu schaffen, richtest du dir beständig innerlich etwas an. Das Weib, das du liebst, wirst du durch alle Him mel reißen und trotzdem oft schier untragbare Bürde auf ihre Schultern legen. Ein Meer von Liebe muß sie haben, immer und immer wieder neue Kraft und Geduld aufbringen, dich zu verstehen — dich zu halten." Ihr Blick ging von ihm zu Erdmuthe. „Zerbrich nicht an ihm! Ich, die Frau, die ihn geboren, sage es dir —- man kann an ihm zerbrechen — wie ich an seinem Vater zerbrach. —" Erdmuthe sah mit wunderiam ruhigen Augen zu ihr nieder. „Sorg' dich nicht, Mutter! Mr gehören zusam men für alle Zeit. Und zusammen werden wir das erlösende Ziel erreichen." Sie sprach mit farblosen Lippen, ihr Antlitz war blaß, wie das der kranken Frau — aber von ihrer freien, stolzen Stirn leuchteten Kraft und Sieg. ^Jch bringe dich heim." Sie gingen die Einfahrt hinunter über den Gutshof. Dor dem Pferdestall ward ein Reitpferd auf und ab geführt. Es war ein schönes, kräftiges Halbblut, das Rett zeug fast zu elegant. Felix stand noch zurück im Stall. Er trug Zivil und sah strahlend glücklich aus. Eben steckte er sich eine Zigarette an und warf unbedenklich das Streich holz auf die Erde. „Wenn das Vater sähe!" mußte Eberhard un willkürlich denken. Er wie» hinüber: „Sieh, Erdmuthe, dort reitet er hin und feiert die Errungenschaft des heutigen Tages in seinem — nun, sagen wir nachsichtig genug — im Freundeskreise auf seine Weise." „Laß ihn! Treibt uns nicht alle der gleiche Drang, dem nachzurennen, was wir unseren Lebens anteil nennen? Auch dann noch, wenn schon die Er kenntnis kam: nichts hilft uns das Jagen und nichts das Mhren. So und nicht anders war's uns vorher bestimmt — und dieses unser Schicksal müssen wir voll enden. Laß ihn! Was Lu werden mußt und sollst, das wirst du, ob auch ein Tor dir Steine in Len Weg wirft oder sie in spielerischer Laune hinwegräumt." Sie waren aus dem helleren Park in Len Waldes schatten eingetreten. Am Himmel flatterten noch ein paar verwehte, zarte, violette Streifen, unten lag grüne Dämmerung, lautlose Stille. Sie faßten sich wieder bei den Händen. Leise, träumerisch sprach Erdmuthe: „Nun bringe mich heim!" So gingen sie auf schmalen Wegen dahin bis zur Oberförsterei. Dor der Tür von Erdmuthe Walds Vaterhaus blieben sie stehen. Sie konnten sich noch nicht voneinander lösen und fühlten doch, daß für heute alles gesagt sei. An dem geöffneten Parterrefenster seines Arbeits zimmers saß der Forstmeister. Er wandte den Draußenstehenden sein Profil zu. Großgeschnitten und ausdrucksvoll zeigte es dieselben reinen Linien, wie das jugendschöne Antlitz seiner Tochter. Früh Witwer geworden, hatte er nur für die» Vermächtnis einer geliebten Frau gelebt, indes er die Sorge für den Hausstand den bewährten Händen einer ältlichen Verwandten überließ. Um sich auch die Schuljahre nicht von seinem teuersten Besitz zu trennen, nahm er «ine tüchtige Er zieherin ins Haus. Die beiden sich so ähnlichen Menschen knüpfte eine stärkere, tiefere Liebe aneinander, als sonst das Kind zum Dater zieht. Jeder von ihnen wußte: Du bist mir gleich an Wert. In kann mich auf dich verlassen bis in den Tod. Als vor Jahren Erdmuthe vor ihn hingetreten: „Vater, meine Sehnsucht geht nach der Kunst. Laß mich zur Bühne" da war sein gebräunte» Ge ¬ sicht wohl einen Schein blasser geworden, das Herz hatte ein paar schmerzhafte, erschrockene Schläge getan. Aber seine Augen hatten in tiefem Verstehen und festem Vertrauen in den klaren Blicken seines einzigen Kindes geruht —: „So tue, wozu dich dein Wunsch und Wille treibt!" Fünf Jahre verstrichen seitdem. Erdmuthes ernstes Wollen, ihr unermüdlicher Fleiß waren mit dem Glück Hand in Hand gegangen — und heute konnte die junge Künstlerin unter vorteilhaften Engagements anerbietungen wählen. Aufrecht trug sie das Haupt, den Blick zu den Sternen erhoben, kein Ziel war ihr zu hoch — und dennoch stand sie mit beiden Füßen gesund und fest wurzelnd auf der Erde. Für alle Zeit war in ihre Seele das Bild der Waldheimat und des Kindheits gespielen euigegraben. Hell leuchtete es, und kein Ruhm, kein Schmeicheln und kein äußerer Glanz konnte es trüben noch tilgen. Neid und Schmutz wagte sich nicht an sie heran. Ihr ganzes Sein und Wesen umgab eine solche Goldklarheit und Wahrhaftigkeit, es war einfach un möglich, sich Erdmuthe Wald anders als auf gerader, freier Bahn kraftvoll ausschreitend vorzustellen. Daß sie nebenbei sich links und recht» bückte, um Schwächeren und Verzagten auf die Füße zu helfen, das erzählte man sich nur leise; denn nie hätte sie ein lautes Wort darüber gelitten. Und in den Ferien flog sie in die Waldheimat zurück, zog ihre schlichten Mädchenkleider an und war wieder das Kind ihres Vaters, nichts als das. Sie standen an der Pforte und sahen zu dem Hause hinüber. Ein unbeschreiblicher Friede lag auf allem. Oben am türkisblauen Himmel schwamm schon die Mondsichel — Feierabend. In Eberhards Seele war nichts von diesem Aus atmen nach vollbrachtem Tagewerk. Seine Augen brannten. Er hatte das Gefühl: „Fällt jetzt diese kleine Pforte hinter Erdmuthe zu, so schlägt mit ihr das Tor meines Lebens hinter mir selbst zu." Und während ihm di« Erkenntnis: „Mein Lebens wille, meine Schaffenskraft sind an sie gebunden", die Farbe ans dem Gesicht trieb, kam schon der Trotz: „Ich muß mich unabhängig von ihr machen, mich auf mich ielbst stellen." Der Forstmeister war aufgestanden. Im Zwie licht sah er sie am Gitter lehnen. „Eberhard!" rief er hinaus. „Tritt ein!" In dem Moment, wo die freundliche Stimme sein Ohr traf, wußte Eberhard, daß er ihr nicht folgen könne. Ganz jäh, ganz unbegründet war etwas wie Widerstand gegen diese sonst so geliebten Menschen in ihm aufgesprungen. Schroffer, als er ahnte, gab er knappe Antwort: „Danke, ich brachte nur Erdmuthe heim." „Kein Grund, selbst vor der Tür zu bleiben!" „Ich bitte dennoch um Dispens." Es sollte eine scherzhafte Ablehnung sein, aber durch das Erzwungen« ward es nur unfreundlicher. Der Forstmeister blickte verwundert. Dann sagte er nachsichtig: „Zwingen tu' ich kein« Seele" und trat vom Fenster zurück. Eberhard reichte Erdmuthe die Hand. Es .lag Abbitte und geheime Pein in der Bewegung. „Verzeih! Ich kann nicht mehr. Jedes Wort reißt an mir. Laß mich gehen! Ein Mensch, der Fron arbeit vor sich sieht, ist kein liebsamer Genosse." Er wandte sich dem dunklen schmalen Waldweg zu. ,^Lebe wohl!" Mit wenigen Schritten war sie an seiner Seite. Sie sprach nicht Sie hob ihr weißes, lächelnde» An gesicht zu ihm auf, ihre Augen strahlten wie Sternen schein. p Und er sah nneder in dies wundervoll« Frauen- antlitz, und langsam glätteten sich seine gespannten Züge. Es kam wie ein wehmütiges Träumen über ihn. „Ich habe eine Ros« gefunden", sprach er langsam. „Aber sie wird nicht Wurzeln schlagen in meinem Erdreich. Und der Sturm, der über meinem Leben droht, wird ihre Blätter pflücken und verwehen." Da lachte Erdmuthe. Hell und klar wie eine Glocke klang es: „Die Rose ist sehr dauerhafter Art. Sie hat das schönste Erdreich längst, längst gefunden — dein Herz, Eberhard! Da wurzelt sie, stark und für immer. Nichts kann sie aus diesem Boden lösen, nichts. — Und nun, Geliebter du, blicke froh!" Sie schob ihren Arm in den seinen. Und so waren sie doch wieder beieinander und gingen langsam weiter um eine Waldecke herum. Zarte Nebelschleier webten wie Silberglanz über Wiesen und Heide. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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