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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.06.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110607022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911060702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911060702
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-06
- Tag 1911-06-07
-
Monat
1911-06
-
Jahr
1911
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Bezugs-Pr«» PU ü«ip,>, »,d V»«»N» d»rch mil«« Tra^k, «nb korditeuc« Umal ti»lich tn» pau» «rdkaa« «t UI. «onalU, k.7» Ulk. »teneliahrk Bi« »n>«r» Atltalr» » An» »L-mettellen adaedeit 72 PI. «»aotU. LL Äik »tenellädrl Lnr» »ie U»kr »nnrrhald Drnrichland» anv de« drntlchrn Kolon««» »««neliadkk ».« Ulk.. «onaU. l.r» Uli aiuiühl PottdeitrUoeld Kerner tn Seiiien, Dänemark, den Donauftaaken, Italien ^nremdara Rtedrrlaadr, Nor» »rse» Oelirrreia-Ungarn Kul«land, Echweben Schwer« n Spanien In alle» lidriae» Staate» »u> btrev »urch bt« Lelchättbitell» de, Kiatir» «rchälilich. Da» L««p,«g»r lagediarr erlcher« »mal täglich. Sonn» n Kelenag» »nr morgen». Abonnemrnr»»«nnadm« I,d»n»i»»all» 8, »er anieren Trogern. Attialen Sprvileoren nab Lnnatzmeliellrn, lowi» tioilämlern »ad Vneflrägern Ut»»»t»»rta»t»»r»k» »Vi. Abend-Ausgabe. MiWgcr T ag Malt g.l..Anm!»M Handelszeitung. Cr,.-7i°W^E Amtsblatt -es Nates und des Nolizeiamtcs der Stadt Leipzig. Anzelgen-Pret- flr Inlrrar« »», U»lp,ig und Umgebung di» llpaltig, Venreeil» L Vl, vie Keklom». ,«U» l Utk. »»» »»»wart» »i PI. -ieklamen UAiMk.. Inlerar» »on Pedorbr» »m amt» lichen Teil bi» Prtitreil» Si> P, tr«>chas«»an,eigen mit Planooilchrilte» » tn der Avenbauigad« im Prelle ergötzt Rabatt nach larit «eilagegedüdr Leiomt- autlag« i Mk. p lautend ertl, Polrgedittzt. Telldeilag« tzöoer. FekeNrtlr« Äultraa, können n>ch« «»rüS» gezogen werden Kür da» Lrlcheinen an beNimmien lagen and Plagen wird kein« ibaranti« übernommen Anzeigen - Annahme 2»ba»»>»gaII, A bei lämilichen giliolen ». allen Annoncen» Ezveditione» de» 2n» and Aarlande». Dnuk an» Verl», »«, Uri»»«»«» Da»— «laue» t». Uolz. Indader Vaal Nitrite». Nedaktio» nn» Sr>chLIi»Urll i Iodannisgalle «t. Hanoi »Ailial« Dre»de»r See,trag» 1. l «Lelephon «K2l> Ir. tSS Mittwoch, den 7. Iunl iSll. los. Jahrgang. Die vorliegende Aufgabe umlaßt 6 Seiten. Vie LxpsMiouva äes LvipriLvr VLAedlllttos Ullli lier laSlpLixvr ^ll§smein6n 2vitunA deüuäeli sied nur voeb Lvipriß, öodLuuissLsss 8, Vvickerxedilucks parterre iluks Lm KedLuäs äs8 iLAeblLttss. Zur Läge in Marokko. General Moinier setzt die „friedliche Durch dringung" Marokkos mit Erfolg fort. Abgesehen von einem größeren Gefecht bei der Brücke des Mekas- flujses haben sich zahlreiche Stämme ohne Kampf unterworfen. Spanien, das schon seit längerer Zeit argwöhnisch die französischen „Friedensoperationen" verfolgte, hat seinen Empfindungen, veranlaßt durch die letzten Ereignisse, durch Entsendung eines Kreu zers nach Larrajch praktischen Nachdruck verliehen. Diese an sich ganz begreifliche Handlungsweise erregt natürlich in Frankreich böses Blut. Auch England vcrrritt Spanien gegenüber die französischen Anschau ungen. Warum? Frankreich ist ein mächtiger Faktor in Europa, Spanien eine Null. Folgende Telegramme bringen Näheres: - Tanger, 7. Juni. (Tel.) Die Truppen haben unter dem Kommando des Generals Moinier das Loger von Zcgetta am 1. Juni verlassen und Neaja Beni Amar ereicht, wo eine Etappensiation errichtet wird. Zahlreiche Stämme unterwerfen l i ch infolge des tatkräftigen Vorgehens Moiniers. Am 2. Juni gelangten die Truppen nach Raselma. An der Brücke des Mekasflusses hatten sie zahlreiche heftige Angriffe marokkanischer Reiter aus zuhalten, die sich trotz des Infanterie- und Artillerie feuers bis hundert Meter den französischen Linien näherten und sich erst zurückzogen, als ihre Reihen vollständig gelichtet waren. Der Kampf dauerte von 7 Uhr morgens bis 2 Uhr 40 Minuten nachmittags. Die Verluste der Marokkaner sind bedeutend. Auf Seiten der Franzosenfielen ein Stabsarzt und drei Soldaten der Fremdenlegion. 13 Mann wurden verwundet. Am 3. Juni brachen die Trup pen zur Erkundung der Ebene von Sais auf. Nachts wurden die Vorposten wiederholt angegriffen. Madrid, 7. Juni. (Tel.) In der Kammer er klärte der Ministerpräses, der Kreuzer „C a t a- luna" sei bei Larrasch vor Anker gegangen. Die Besatzung könne aber nur ausgeschifft werden, wenn sich in Larrasch infolge der in der Gegend von Alkassar herrschenden Unruhen Vorfälle ereignen sollten, die solche Maßnahmen rechtferti gen sollten. Der Redner schloß: „Wir werden uns darauf beschränken, unsere Pflichten, die uns die Ver träge auferlegen, zu erfüllen." Kau Dell. 10s Roman von Erika Riedberg. (Nachdruck verboten.) Andere, denen die Leidenschaft tiefer ging, hatte er zu Sklaven vor ihr werden sehen, — er hütete sich beizeiten vor zu großem Ernst. Geld verschwendete er unsinnig, mit seinen Ge fühlen hielt er Maß. Das Erbteil der Hoffners, die allezeit stark in Liede und Haß gewesen, aber mit unerschütterlicher Redlichkeit ihres Weges gingen, verleugnete sich auch bei diesem aus der Art geschlagenen Sprossen des alten Hauses nicht ganz. In vollen, durstigen Zügen trank er den Becher leichtsinnigsten Lebensgenusses, seine Sinne standen in Flammen —, aber unterjochen ließ er sich nicht von der Spenderin dieser Freuden. Er brauchte sie ja nicht. Für ihn hing ja nicht Ruhm oder Mißerfolg von ihrer Huld ab — und in naiSester Rücksichtslosigkeit zeigte er seine Auffassung. Sie merkte es wohl. Zuerst staunend, dann in ge steigertem Zorn. Dieser Knabe wollt« sich zum Herrn machen? Wollte die Temperatur ihres Verhältnisses zuein ander bestimmen? Unabhängig von ihr sich die Frei heit des Handelns wahren? Weit ernster, als sie jemals beabsichtigt hatte, be gann sie ihre gegenseitige Stellung zueinander zu nehmen. Sie lernte sogar durch seine nie verhehlte Flatter haftigkeit die Eifersucht kennen — za — Sidonie Fernen vergaß sich so weit, daß sie ihm nachfpürte. Aber mit dem Resultat dieser Spionage hatte sie wenig Glück. Als sie ihm zornflammend seine Liebe zu Ruth von Ernheim, seine Bewerbung um Asta Brückner vorhielt, dachte er an kein Leugnen. Gelassen wippte er mit ihrem zierlichen Schaukel stuhl auf und ab, rauchte seine Zigarette und sagte lächelnd: „Ich hätte dich, weiß Gott, für klüger gehalten. Dies hier bei dir, das ist doch eine Welt für sich, eine sehr köstliche, in der ich's verflucht pläsierlich finde. Aber da draußen, mein schönes Kind, gibt's eben noch eine ander« Welt: die des soliden Bürgertums — und Paris, 7. Juni. (Tel.) Das „Echo de Paris" schreibt: Frankreich hat der spanischen Regierung er klärt, es fei der Ansicht, daß die Besetzung Tetuans und Larraschs keineswegs durch die Ereig nisse geboten sei und Verwicklungen im Gefolge haben könnte. Auch die englische Regierung habe in Madrid zur Vorsicht er mahnt und sich den Schritten Frankreichs ange schlossen. Die spanische Regierung scheine jedoch die erteilten Ratschläge nicht berücksichtigen zu wollen; dies stehe ihr frei. Cie werde aber auch die Konse quenzen ihres Handelns tragen müssen. — Der „Ma- tin" sagt, die Erklärung des spanischen Ministerprä sidenten, daß die französisch-spanische Preßfehde Lie beiden Regierungen nicht beeinflussen könne, sei gewiß sehr weise gewesen, aber das Bestreben der spanischen Regierung, unter dem Vorwande von Polizeimaßnahmen in Tetuan, Larrasch und ElNar den Militärkreisen Genugtuung zu geben, dürfe nicht in ein gefährliches Abenteuer ausarten. 3. Parteitag üer Oeumkrstiltlien Vereinigung. ll-r. Gotha, 6. Juni. Der Parteitag nahm nach einem Referat der Frau Adele Schreiber-Krieger über Mutter und Kind in der Reichsversicherungsord nung einstimmig eine Resolution an, die es scharf verurteilt, daß in der Reichsversicherungsorvnung die Arbeiter entrechtet worden sind, und insbesondre, daß den im allgemeinen Dolksinteresse liegenden Forderungen zum Schutze für Mutter und Kind nicht Rechnung getragen wurde. Architekt Schubert. Groß-Lichterfelde hielt dann einen beifällig auf genommenen Vortrag über: „DieSozialpolitik im jetzigen und im kommenden Reichs tag". Der Referent sowohl wie die Diskussions- redner verurteilten die sozialpolitische Unfruchtbarkeit des fetzigen Reichstages und bezeichneten es als die Hauptaufgabe des Wahlkampfes, Männer von ab solut zuverlässiger sozialpolitischer Einsicht in das Parlament zu entsenden. Auf Antrag verschiedener Vereine wurde beschlossen, die Forderung der Auf hebung der Todesstrafe in das im Vorjahre aus gestellte Parteiprogramm aufzunehmen. Zum Dor. sitzenden wurde Dr. Breitscheid, zum Schrift führer Dr. Glas« r. zum Kassierer Stern- Schöne berg und zum Vorsitzenden des Ausschusses Lü be mann-Berlin wiedergewählt. Der nächste Partei- tag wird zu Pfingsten 1912 in Nürnberg ab gehalten. In seinem Schlußwort betonte Dr. Breit scheid. daß auch dieser Parteitag die volle Ein mütigkeit der Parteimitglieder in allen grundsätz lichen Fragen gezeigt habe. Dienstag mittag wurde der Parteitag geschlossen. politische Nachrichten. Ein neuer Spionagefall in Kiel. In Kiel wurde ein Mann namens v. Jarno wegen Landesverrats verhaftet. Ueber die näheren Gründe der Verhaftung wird strengstes Stillschweigen bewahrt. Nochmals eine französische Winzerbewegung. Bar-sur-Aube, 7. Juni. (Tel.) Die Winzer mehrerer umliegender Dörfer marschieren versammelt auf die Stadt. Hier herrscht infolgedessen große Aufregung. Die ganze Garnison ist auf den Beinen. Es heißt, die Manifestanten seien mit Ee- dir nimmt uns über kurz oder lang, nach noch so vie len verrückten Kreuz- und Quersprüngen, wieder in ihren mütterlichen Schoß." Sidonie hatte Tränen gelacht, als er solche Weis heit auskramte und wahrhaftig ein ganz ernsthaftes Gesicht dazu machte. Innerlich aber lodert« der Zorn. „Du Baby!" rief sie und nahm ihn bei seinen hübschen Öhren. „Was fällt dir denn ein? Hat dich Ruth Ernheim verhert?" Da hatte er sich ihrer tätschelnden Hand unwillig entzogen. „Laß die aus dem Spiel!" Ihre dunklen Augen glühten auf, fest gruben sich die Zähne in die rote Unterlippe. „Ah so - so -!" Und dann hatte sie sich ihm gegenübergesetzt, ihren wundervollen Körper wohlig in einen Sessel ge schmiegt und ihm den Rauch ihrer Zigarette in das Gesicht geblasen. „Hm! Und nun sag' mal, mein Schatz, wer soll denn deine Schulden bezahlen? Hm? Etwa das kleine schwarzhaarige Scheusal, die Asta Brückner?" Er sah ihr schweigend keck und kalt in die Augen, aus deren Tiefen ein immer böseres Funkeln her aufkam. „Wenn du so gut sein wolltest — bitte, ich habe nichts dagegen." „Danke! An Menschenfreundlichkeit hab' ich nie gelitten." „Verzeih', in dem Verdacht hatte ich dich auch nicht. Ich glaubte, irgendein Interesse du bist so dring, lich in deinen Fragen —" „Ja!" Sie stand plötzlich dicht vor ihm. Schön, trotz des entfesselten Zornes. „Ja, denn daß du's weißt : ich halt« dich in meiner Hand Nun sieh zu, was du ohne mich anfängst. Und — die Ruth — die kriegst du nicht!" Sie wandte ihm brüsk den Rücken. Di« Schlepp« ihres fließenden Gewandes glitt über den Teppich — Schon unter der Portiere zum Nebenzimmer sprach sie noch einmal zurück, halblaut, drohend preßte sie die Worte zwischen den Zähnen hervor: „Wenn ich will , bist du Offizier gewesen —" Felix war aufgesprungen, aber «he er sie erreichte, fiel die Tür hinter ihr ins Schloß —. Seitdem sahen sie sich seltener. Allein fast nie. wehren bewaffnet und beschossen mehrere reitende Boren. Sämtliche Läden der Stadt sind geschlossen. Die Winzer, die alle Straßen militärisch besetzt fan den, zerstreuten sich. Gegen Mitternacht war die Ruhe wieder hergestelll. Der Papst und die italienische Einheitsseier. Rom, 7. Juni. (Telegramm.) Der P r ä f l d e n t der römisch-katholischen Gesellschaft hat aus Anlaß der nationalen Festlichkeiten des 4. Juni an den Papst eine Adresse gerichtet, in der er auf das hinweist was an diesem Tage ge schehen sei, die Barmherzigkeit des Himmels für die jenigen herabfleht, die daran mitgearbeitet haben, und Gott bittet, die Kämpfe zu beenden, in die die Kirche seit so vielen Jahren verwickelt ist. Der Papst hat in einem eigenhändigen Schrei ben geantwortet, worin er für die Gefühle dankt, die ihm aus Anlaß dieses für thn so schmerzlichen und für den apostolischen Stuhl so überaus traurigen Tages zum Ausdruck gebracht worden seien. Der Papst fügt hinzu, auch er bitte Gott, daß er die Tage der Drangsal kürze und alle jene bekehre und unter die Fittiche seines Erbarmens nehme, die die katho lische Kirche bekämpfen. Zum Schluß erteilt der Papst als Zeichen seiner wahren Dankbarkeit und seines be sonderen Wohlwollens den Segen. Die türkisch-albanischen Unruhen. Konstantinopel, 7. Juni. (Tel.) Ueber den jüngsten Angriff der Malissoren und Merediten veröffentlicht das Kriegsministerium eine De. pesche des Oberkommandierenden von Albanien, wonach die Angreifer, deren Zahl einige hundert Köpfe betrug, beabsichtigten, die Festung und einige Punkte von Alessio zu besetzen, das Waffendepot plünderten und den Telegraphendraht nach Durazzo zerschnitten. Bei einem Zusammenstoß mit Truppen und Gendarmerie hatten die Albanesen 9 Tote und mehrere Verwundete. Auf feiten der Truppen wurden ein Eendarmerieleutnant und zwei Soldaten, außerdem ein Zivilist verwundet. Die tele graphische Verbindung mit Durazzo ist inzwischen wiederhergestcllt. Um den Albanesen den Rückzug ab zuschneiden, wurden von Skutari drei und von Du razzo zwei Bataillone entsandt. Das Ministerium des Aeußern erließ ein Tommuniquo an den türkischen Botschafter, in dem der Vorfall geschildert wird, und dte Alarmgerücht« über die Erhebung der Merediten und die Verkündigung der Autonomie Albaniens de mentiert werden. Zum letzten türkisch-griechischen Ere«zzwischenfall. Konstantinopel, 7. Juni. (Tel.) Nach einer tür kischen Darstellung des gemeldeten Zwischen- falls an der griechisch-türkischen Grenze feuerten die griechischen Soldaten zuerst aus dem Hinterhalt auf die Türken, von denen sie drei töteten, und umzingelten ein türkisches Blockhaus bei Dereli, das sie zerstörten. Der Kampf dauerte fünf Stunden. Die Griechen nahmen den getöteten Türken Geld, Waffen und Munition fort. Die Pforte be auftragte den türkischen Geschäftsträger in Athen, ernstlich einzuschreiten und Bestrafung der Schuldi gen und Entschädigung für die Familien der Getöte ten zu verlangen. Ein Sieg des Erohscherifs von Mekka. Konstantinopel, 7. Juni. (Tel.) Nach einer Depesche des Großscheriss von Mekka fand bei Alguez in Assyr neuerlich ein Kampf zwischen der von Truppen unterstützten Kriegsmacht des Großscherifs und den Aufständischen statt, die unter Zurücklassung von über hundert Toten die Flucht ergriffen. Unter den Toten befanden sich drei Und wenn er auch in seinem Leichtsinn den ersten Schlecken über ihre Drohung bald überwand, das frühere Verhältnis war dahin, sie fanden beide den allen Ton nicht mehr. Heimlich atmete Felix auf. Der Rausch war vor über. Ohne brennendes Bedauern räunne er den bevorzugten Platz. Er hatte anderes zu denken. Die Sorge hielt ihn in ihren Krallen. Seine Schuldenlast wuchs lawinengleich. Ein nur flüchtiger Ueberschlag jagte ihm einen Schauder über den Leib. Was tun? Dem Vater beichten? Lieber zu dem scheußlichsten der Vampire, diesen Halsabschneidern, gehen. Dann fiel ihm Eberhard ein. Sollte er den zu einem Gegendienst pressen? War's jetzt an der Zeit dazu? Wenigstens ihn zum Vermittler, zum Blitz ableiter machen? Denn des Vaters Zorn würde sich über ihn mit entladen. Säße doch ohne des Aeltesten Starrköpfigkeit er, Felix, unter väterlicher Obhut jetzt als Landwirt auf Hofsnersholm! Aber nein, nein, es half doch nichts. Die ganze Summe würde und konnte der alle Herr nicht zahlen — es blieb nichts übrig, als in den üblichen Nothafen — die reiche Heirat — einzulaufen. So ging Felix Hoffner um Asta Brückner werben. — Aber, was er fähig war an Liebe zu empfinden, das gehörte Ruth Ernheim. Und das hatte ihm Sidonie Feuren besudelt. Blaß vor Zorn stand er vor ihr. Alles was sonst immer wieder seinen Reiz geübt: Der hübsche, wirk lich geschmackvolle Raum, die entzückenden Toiletten, die herrlichen Bewegungen dieser idealen Frauen gestalt — alles glitt an dem ausstachelnden Gefühl ab, von ihr hintergangen, bevormundet zu sein. Er sah nicht ihr Lächeln, ihre Anmut, beachtete nicht, daß sie sich anschickte, an einer keinen Etagere sein Lieblingsgetrönk zu mischen — Brüsk trat er so nahe an sie heran, daß sie sich unwillkürlich etwas zurückdog, und hielt ihr ein zerknittertes Bries, blatt hin. „Warum hast du den Brief geschrieben?" Sekundenlang ging ein leises, erschrockenes Zucken über ihre Züge. Dann lachte sie hell auf. „Herrgott, ich denke wunder was du hast. Den Bries? Ja, den hab' ich geschrieben —" „Das sehe ich, aber ich will wissen, warum?" „Nun, ganz einfach, damit du die Ruth nicht be hervorragende Scheiks. Die Truppen hatten drei Tore und acht Verwundete; es gelang ihnen, drei von den Aufständischen als heilig betrachtete Fahnen zu erbeuten. Interne chinesische Wünsche. Mulden, 7. Juni. (Tel.) Die zuständigen Mini sterien bestehen dem Regenten gegenüber auf Ein- schränkung der diplomatischen und mili tärischen Vollmachten des Generalgmwer- neurs der Mandschurei und verlangen, daß seine Maßnahmen vor ihrer Veröffentlichung mit der An sicht der Regierung in Peking in Einklang gebracht werden. Kus Leipzig unü Umgegend. Leipzig, 7. Juni. Wetterbericht der Königl. Sächs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 8. Juni. Nordwestwinüe, wolkig, Rückgang der Temperatur, zeitweise örtliche Niederschläge. * Auszeichnung. Die Kgl. Kreishauplmannschaft Leipzig hat dem feit 7. Juni 1886 ununterbrochen in dem Jnstallationsüureau für elettrijche Anlagen von Oscar Schöppe in Leipzig, Banerfchc Straße Nr. 3, be schäftigten Montageinspektor Friedrich Otto Oberreich tn Leipzig eine Belobigungsurkunde ausgestellt, dis ihm eute in Gegenwart seines Arbeitgebers an Rats stelle ausgchänüigt wurde. — Der VI. Generalversammlung des Verbandes der Grossisten des Edelmetallgewerves, Lie vom 10. bis 12. Juni in den Räumen des Kaufmännischen Vereins-Hauses abgeholten werden wird, liegt eine umfangreiche Tagesordnung zugrunde. Sie erstreckt sich auf eine Reihe wichtiger Fragen und gibt Anlaß zu Beschlüssen eingreifendster Art. So sollen die Reiselager-Versicherung, die Garantiefrage bei Dou- bleeketten, längere Lieferfristen, die Musteroorlage, die Regelung des Konkursverfahrens durch außer gerichtlichen Vergleich, die Ziel- und Slontofra--' in Beratung gezogen und die Regelung des Verschleißes von Eoldmagnei- und Unionketten, der Kurs für Silberketten erörtert, sowie die Trauring-Konvention beschlossen werden. Zugleich wird der Jahresbericht erstattet und die Neuwahl der Verbandsorgane vor genommen werden. Reiche Abwechslung bietet auch der gesellige Teil des Verbandstages, d.'r einen Be grüßungsabend mit musikalischen Genüssen und den Besuch der Sehenswürdigkeiten Leipzigs in Aussicht stellt. * Der Evangelisch-Lutherisch« Zentralverein für Mission unter Israel feierte am Pfingstdienstage sein Jahresfest. Am Vormittag trat das Direktorium zu einer Sitzung zusammen. Am Nachmittag fano die Generalversammlung statt. Neben dem Geschäftlichen bildete Lie Arbeit des Zentralvereins in Lodz (Polen) und Breslau den Hauptinhalt der Verhandlungen. Am Abend versammelten sich die Freunde der Juden mission im Saale des Vereinshauses auf oer Roß strasse zur Jahresfeier, die, geleitet vom Vorsitzenden Grafen Vitzthum v. Eckstüdl, nach dem gemeinsamen Gesänge „Vater, sieh auf uns hernieder , von Herrn I». Müller-L.-Reudnitz mit Verlesung eines biblischen Abschnittes des Alten Testamentes eröffnet wurde. Nach abermaligem Ehoralgesange hielt Herr Keller- Döbeln einen Vortrag über „Die Zukunft Israels im Lichte der Heiligen Schrift", durch den es ihm ge lang, neuen Eifer für das Werk der Judenmission zu erwecken. Hierauf erstattete Herr Missionssekretär kommst. Ich will das nicht, verstehst du? Und da du auf meine Warnungen nicht hören wolltest, half ich mir eben so. „Ich finde es übrigens wenig fein von ihr, daß sie den an dich schickt. — Oder wo hast du ihn her?" „Geht dich nichts an. Weißt du, daß das eine Niederträchtigkeit, eine Gemeinheit ist, was du da verübt hast?" „Sachte, mein Lieber!" Sidonie umgab sich mit lächelnder Ruhe wie mit einem Panzer. „Ich hab' dem Fräulein etwas erzählt — na — ein paar kleine Episoden aus deinem Leben, ganz heiter — wirklich — ein bißchen auch über deine Vermögensumstände, ein bißchen auch von uns beiden — alles ganz nett und unterhaltsam und daraus machst du jetzt ein« Tragödie, führst mir hier eine Szene auf? Pfui, wie geschmacklos!" Sie hatte immer erregter gesprochen, auch ihre äußere Ruhe war dahin. „Ich will nicht die Lauferei zu der Ernheim. Ver stehst du? Ich hasse das hochmütige Ding." Je mehr sie die Haltung verlor, desto aelassener wurde er. Spöttisch sah er ihr in die funkelnden Augen: „So? Warum eigentlich? Du kennst sie ja gar nicht. Wo solltest du je Gelegenheit dazu gehabt haben?" Es lag etwas in der Betonung des Wortes „du", das sie roie ein Hieb traf. Sie wollte auffahren, mit einer ihrer gleitenden Bewegungen stand sie plötzlich vor ihm — das Bild einer schönen Furie, offen« Rachsucht im Blick, unvcrhüllt auf den Zügen — wer weiß, welche Flut von Anklagen und Schmähun gen über die farblosen Lippen gewollt — mit be wundernswerter Anstrengung nahm sie sich zusammen. „Hüte dich!" — weiter kein Wort. Aber nun rann ihm ihr Ton wie ein jäher Schreck durch die Nerven. Er wußte auch, daß er sie vorhin tödlich pekräntt hatte. Die spöttische Hinweisung auf die ihr ver schlossene Geßellschaftssphäre war unddel, grausam gewesen. Denn Sidonie Feuren stammte selbst aus guter Familie. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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