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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.06.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110601015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911060101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911060101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-06
- Tag 1911-06-01
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Monat
1911-06
-
Jahr
1911
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Derpreutzllche LsnüesverbanL techniicher Zvllbesmten hat am letzten Sonntag in Stettin auf seiner Haupt versammlung Stellung zu dem Rundschreiben ge nommen, das der preußische Finanzminister Dr. Lenze am 18. Mai an die Präsidenten der Oberzolldirektionen gerichtet hat. In der Versamm lung wandte man sich hauptsächlich dagegen, daß der Finanzminister in seinem Erlaß vom 18. Mai den technischen Zollbeamten vorgeworfen hat, sie hätten in den Versammlungen des Landesverbandes nicht genügend Maß in der Vertretung ihrer For derungen gehalten, und sie hätten die Oberzoll inspektoren dahingehend beeinflußt, in der Be richterstattung über Veamtenfraaen „den von dem Verbände eingenommenen Standpunkt zu vertreten". Oberzollsekretär Bl eich er-Köln betonte, daß der Minister in seinem Erlaß vom 24. April d. 2. selber den Beamten keineswegs verwehrt habe, an den Erlassen der vorgesetzten Behörde Kritik zu üben. Er stellte dann fest, daß auf den Hauptversamm lungen des Landesverbandes niemals einem der Oberzollinspektoren die Zumutung gemacht worden sei, anders als nach Pflicht und Gewissen auch in Reamtenfragen an oie höheren Dienststellen zu berichten. Auf einer der Ortsgruppenversammlungen in Köln sei seines Erinnerns einmal von einem Heißsporn dazwischen gerufen worden, die Oberzoll- inspektoren könnten sich für den Verband etwas mehr betätigen, aber das sei sofort unter dem Beifall der ganzen Versammlung auf das entschiedenste zurück gewiesen worden. Der Erlaß müsse auf einer un richtigen Information beruhen. Die gegen uns öffentlich erhobenen Vorwürfe müssen wir als ungerechtfertigt und kränkend empfinden. Der Delegierte des Provinzialverbandes Schleswig-Hol» stein sprach sich in demselben Sinne aus. s Landtagsabg. Wol lto wski konstatierte, daß auch am Rhein Wahlbündnisse mit der Sozialdemokratie verabscheut? Wir meinen nach allem, die nationalliberale Partei könnte von den Konservativen verlangen, daß sie sozmagen von Anstands wegen auf das Han. tieren mit diesem alten Strohwisch verzichten würden. Nicht minder langweilig ist das alte Sehnsuchtslied nach der Wiederkehr des Kartells. Warum über, schlägt man immer wieder die geschichtliche Tatsache, daß Stöcker, die einst vielgefeierte Größe, mit der konservativen „Kreuzzeitung" im Bunde die Zerstörung des Kartells mit allen Mitteln be trieb als es noch in voller Lebenskraft bestand? Der „Scheiterhaufenbrief" Stöckers an Hammer stein — freilich keine angenehme Erinnerung! Ist es nicht auch ein innerer Widerspruch, wenn der konservative Redner in dem Bülowschen Block eine „Erweiterung" sieht, gemeint ist wohl die Einbe- siehung der linksliberalen Pcnitei, die sich nicht egensreich bewähren tonnte, während er doch zu rem Schluffe kommt, es müsse auf ein positives Zu- ammenarbeiten der Konservativen mit den National, iberalen gedrungen werden. Dieses Zusammen, arbeiten war im Bülowschen Block nur möglich, weil Bülow den liberalen Parteien die Milbe, tättgung einräumte, aber gerade deshalb ist er ja für die konservative Partei unerträglich geworden. Wie hieß es doch in der vom Bund der Landwirte unmittelbar nach der Erledigung der Reichsfinanz reform herausaegebenen Flugschrift „Hie rechts, hie links": Es mußte der Entschluß zu einem entschiedenen Halt heranreifen! Dieser Halt war der Sturz Bülows! Und da kommt man nun heute und klagt um das zersprungene Glück von Edenhall!" ler Heinze und der Umsturzvorlage war Rudolf v. Bennigsen der große Führer. Wenn wir heute fechten für den großen Gedanken des gemäßigten Liberalismus, so habe ich und die Partei ein gute» Gewissen, wenn wir die ehrlichen Wege gehen, die Rudolf v. Bennigsen unsgewiesen hat, und die allein dos Heil des Reiches sind uvd die beste Gewähr für Krone und Monarchie." Nach solchem Bekenntnis, das — wir wiederholen es — nicht zum ersten Male von Baffermanns Lippen kommt, sollten sich alle Staatsbürger, die wirklich noch an Unterschiede in der politischen Haltung Bennigsens und Baffermanns glauben, doch erst ein mal die Zeit nehmen, gründlich nachzuprüfen, was alles Bennigsen einst als Ziel erstrebt bat, und was von seinen auch heute noch zeitgemäßen Forderungen trotz allen Mühens noch nrcht er» reicht ist. Dann werden sie vielleicht begreifen, daß Baffermann mit Recht sich auf sein gutes Gewissen berufen kann, das ihn von den Wegen nickt abirren läßt, die Bennigsen vorgezeichnet und angebahnt hat. Ballermann unü venni-len. Die Versuche, den ersten Führer der National liberalen, Bennigsen, gegen den gegenwärtigen Parteileiter Baslermann auszuspielen und aus solchem Vergleich Verjallserscheinungen bei der natio- nalltberalen Partei in der Gegenwart herzuleiten, sind schon vor dem Kasseler Parteitage im vorigen Herbst angestellt worden. Trotzdem bereits damals wirkliche Kenner des Lebenslaufs und der politischen Haltung Bennigsens das Unhaltbare eines der artigen Verfahrens nachwiesen, und mangelhaftes Wissen über diese Persönlichkeit durch eine kräftige Erinnerung an Onckens treffliche Biographie de« wackeren Hannoveraners auf die richtigen Wege zu leiten suchten, zeigt sich jetzt eine Wiederholung dieser Versuche. Deren Ergebnis kann natürlich nur ebenso negativ sein wie die früher unternommenen Vor stöße. Ader es trifft sich recht gut, daß auch Basser- mann selbst, wie schon vorm Jahre »n Kassel, den Angriffen wirkungsvoll begegnete und den großen Irrtum seiner Gegner festnagelt. Auf dem nationalliberalen Vertreter- und Partei tag der Rheinprovinz, der am Sonntag in Saar brücken abgehalten wurde, sprach Baffermann über die politische Lage, die vom Reichstage vollbrachte Arbeit und die Herbsttagung des deutschen Parla ments. Der Schluß seiner Rede gipfelte in einem freudigen Bekenntnis zum politischen Erbe Bennigsens, das allen Zweiflern die Lust nehmen sollte, von neuem Gegensätze zwischen den beiden Parteiführern herauszuklauben. Nach dem Bericht der „Köln. Ztg. , dem führenden nationalliberalen Organ der Rheinlande, erklärte Baffermann: „Was wir gewollt und was unsere Vorfahren und ihr Führer erstrebt haben, ist heute Gemeingut der Nation geworden. Rudolf von Bennigsen war ein liberaler Mann vom Scheitel bis Mr Zehe. In den Zeiten, wo wir in nationalen Fragen im scharfen Kampf standen gegen Zentrum, Freisinn und Sozialdemokratie, da war Bennigsen der Führer und Standartenträger in großen nationalen Fragen. Wenn man heute versucht, mich in Gegensatz zu Rudolf von Bennigsen zu bringen, so kann ich nur sagen, daß meine ganze Tätrgkert sich aufbaut auf dem, was ich gelernt habe von diesem großen Führer der Nationallibe ralen. Wenn wir heute kämpfen gegen den schwarz blauen Block und gegen das Unheil, das mit der Reicksfinanzreform über uns gekommen ist. die den Boden der Sozialdemokratie bereitet wie nie zuvor, da tauchen vor meinem Auge auf die Zeiten, wo ein Rudolf von Bennigsen em Führer war gegen Zentrum und Sozialdemokratie, und die Zeiten des Zedlitzschen Schulgesetzes, wo Rudolf von Bvnnigsen rief: Seid einig! Es handelt sich um Kulturgüter der Nation. Auch in den Zeiten der ... ' .... — Sarteltlehnstrcht. Unter dieser Ueberschrift schreibt die „Sachs. Natt. Korr.": „2m Lager der sächsischen Konservativen scheinen die Stimmungen rascher zu wechieln al» Wetter und Wind. Sie schwanken zwilchen Zorn und Kampfes- mut und wehmütiger Betrübnis. Einer aber bleibt sich gleich: es ist immer wieder der Lebenswandel der Nationalliberalen, der «ine Gefühlsbewegung hervorruft. Der Konservative Verein in Leipzig hat es für richtig gehalten, seinen neuangestellten Partei sekretär, Herrn Erich Hammer, direkt die Aufgabe zu stellen, in einem Vorträge die bösen Abwege zu schildern, auf die die Rationalliberalen unter Baffermann geraten sind. Welcher Gedanke für diesen Vortrag maßgebend war, zeigt schon das Thema: „Vom Kartell zum Groß block." Wir verstehen nur nicht, warum der Konservative Verein sehr darauf bedacht war, diesen für die Nationalliberalen so lehrreichen Vor trag nur den eigenen Mitgliedern zuteil werden zu lassen, während es doch erwünscht sein mußte, auf eine möglichst große Zahl von nationalliberalen Leuten emzuwirken, um sie zu bekehren. Doch das ist eine Aeußerlichkeit, die uns weiter nichts angeht. Nach den Berichten der Blätter glauben wir auch nicht, daß ein solcher Bekehrungsversuch gelungen wäre. Die Ueberschrift „Vom Kartell zum Grohblock" hat der Vortragende selbst am Schluffe seiner Aus führungen korrigieren müssen, denn er sagte: daß allen Anzeichen nach der Anschluß der nationallibe ralen Partei an den Großblock noch lange nicht bevorstehe. Na, also! Wozu dann aber das wehleidige Gerede von der Großblocktdee, „der schiefen Ebene" der falschen Führung ufw.?! Wir finden dieses stete Wiederholen solcher Vor würfe langweilig. Baffermann hat schon dutzendmal, im Reichstage, auf dem Parteitag in Kassel, in großen Parteiversammlungen erklärt, daß das von Naumann aufgebrachte Schlagwort über den Block von „Baffer mann bis Bebel" von Anfang an für ihn und die nationalliberale Partei inhaltslos war. Niemals und nirgends hat er ihm eine praktische Bedeutung zuerkannt: Er hat das taktische Abkommen der badischen Nationalliberalen mit der Sozialdemokratie nicht gebilligt, obwohl dort wegen der vordringenden Macht des Zentrums für den Nationalliberalismus eine Zwangsvorlage ohnegleichen geschaffen war. Hat denn das den Konservativen heute so freundlich zur Seite stehende Zentrum in Bayern, Baden und ausgefüllt. Im übrigen galt di« Arbeit de« Reich», tage» in diesem Abschnitt der Vorberatung einer . -Reihe wichtiger Gesetze in den Kommissionen. Das Arbeitskammergesetz wurde in zweiter Lesung be- raten, dürfte aber wegen schwerwiegender Meinungs verschiedenheiten zwischen Regierung und Parlament als gescheitert zu betrachten sein. Die zweit« Lesung der Strafprozeßordnung wurde zu einem Teile vor genommen, im Februar aber unterbrochen, damit zu nächst die Etatsberatungen gefördert würden. Ts er scheint zweifelhaft, ob die Strafprozeßordnung und die kleine Novelle zum Strafgesetzbuch, die noch in dritter Lesung zu beraten sind, im Herbst noch ver- abschiedet werden, da man in Reichstaaskreisen der Meinung ist, daß das neue Strafgesetzbuch vom neuen Reichstag erledigt werden wird, und da es keinen Zweck haben dürfte, vorher noch Notgesetze zu ver abschieden. Nachdem die Reichsversicherungsordnung und die elsaß-lothringische Verfassungsvorlage noch kurz vor Toresschluß von den Kommissionen zu Ende beraten waren, gelang es dem Reichstage noch in dem kurzen Tagungsabfchnitt zwischen Ostern und Pfingsten diese Vorlagen zum Abschluffe zu bringen. Neben etwa 20 kleineren Gesetzen hat der Reichstag noch den deutsch-schwedischen Handel», vertrag und den Entwurf über die vorläufige Rege- lung unserer Handelsbeziehungen zu Japan, ein Patentausführungsgesetz und eine Novelle zum Zünd warensteuergesetz beraten, ferner einig« Znterpella- tionen lBekämpfung der Rebenschädlinge, Bekämpfung der Lebensmittelteuerung, Aufhebung des Zünd- warensteuergesetzess und einige wenige Anträge be raten. Für die Herbsttaaung, die voraussichtlich nicht viel mehr als sechs Wochen dauern wird, bleiben vorbehalten dar Cchiffahrtsabgabengesetz, das Kur pfuschergesetz. das Prioatbeamtenversicherungsgesetz, Las Hausarbeitsgesetz und die Gcwerbeordnungs- Novelle, sowie das Gesetz betr. Aushebung des Hilfs kassengesetzes, ferner di« Strafprozeßreform, das Är- beitskammergesetz und die Novelle zum Strafgesetz buch. Welche von diesen Gesetzen im Herbste noch zur Verabschiedung kommen, läßt sich noch nicht über sehen. stellerischen Tätigkeit auch der materielle Erfolg nicht gefehlt hat, ist selbstredend. Der „Themischr Ackers mann" soll seinerzeit das höchste Honorar abgeworfen haben, was damals in Deutschland überhaupt für schriftstellerische wissenschaftliche Arbeiten gezahlt zu werden pflegte. Ueber sein Laboratorium in Tharandt hat Adolf Stoeckhardt in der „Zeitschrift für deutsche Landwirte" 1853 Seite 2 und 1854 Seite 1 unter der Ueberschrift ^Das agrikultur-chemische Laboratorium der Königl. Akademie zu Tharandt und was darin geschafft wird" eingehend berichtet. Ebenso finden sich vrele wertvolle Beiträge von ihm in dem land wirtschaftlichen Kalender von Mentzel und Lengerke dir zum Jahre 1852. Äon tiefgreifender Wirkung waren seine, oft von Experimenten begleiteten Vorträge in land- und forstwirtschaftlichen Vereinen, bei den Wanderver sammlungen deutscher Land- und Forstwirte, den Wanberversammlungen deutscher Naturforscher und Aerzte und bei ähnlichen Gelegenheiten. Diese wurden so begehrt, daß sie sich schließlich nicht nur über ganz Deutschland, sondern auch nach Oesterreich, der Schweiz und dem skandinavischen Norden verbreiteten. Meist war Adolf Stoeckhardt dabei von einem seiner Assi stenten begleitet, deren er eine große Menge auf gebildet und sie befähigt hat, in selbständige und lohnende Stellungen einzutreten, die von einer großen Zahl von ihnen jetzt eingenommen werden. Diese Versammlungen waren stetig überaus zahlreich be sucht und die Besucher kamen oft meilenweit heran, um Stoeckhardt zu hören. Daß diese Tätigkeit eine höchst angestrengte war, zumal der Gefeierte nach Schluß der Versammlung oft noch bi» tief in die Nacht hinein mit Erteilung von Ratschlägen bestürmt wurde, oder den ihm zu Ehren ver anstalteten Festlichkeiten keine Teilnahme schenken mußte, ist selbstverständlich, und nur sein glück- licher und alle entzückender Humor wie sein« gestählten Nerven vermochten ihm über diese Strapazen ohne Schädigung seiner Gesundheit hin wegzuhelfen. — Aber es brachten ihn auch diese Versammlungen und Publikationen nicht nur mit den bedeutendsten Fachmännern, Ehemikern und sonstigen Vertretern der Naturwissenschaften, mit den hervorragendsten Landwirten, mit den verschiedensten landwirtschaftlichen und wissenschaftlichen Vereinen in Verbindung, sondern führten ihn, wie unter die Behausung des einfachen Landwirts gleicherweise ein in die Schlösser der Vornehmen und in die Paläste der Fürsten, bei denen Adolf meistens eine porsonn araliL5imn war. So hatte er von dem sächsischen Königshause eine Empfehlung an den Prinzgemahl Albert in London bei Gelegenheit der Ausstellung 1851 erhalten und knüpfte auf seinen verschiedenen Reisen in England, Frankreich, Holland» Schweden, der Schweiz usw. mit den hervorragenden Geistern dieser Staaten nicht nur wissenschaftliche, sondern auch vielfach freundschaftliche Beziehungen an. Selbst auf den seiner Erholung gewidmeten Reiken oder bei dem Besuch der von ihm hoch- geschätzten Quellen von Gastein suchte er sich stets einen sympathischen Reisegefährten zum Begleiter, oder traf mit andern ihm ebenbürtigen Geistern nach Gesundheit geerbt und diese stets durch ein« nüchterne, soldatisch strenge Lebensweise gekräftigt, so daß er bisher allen Attacken, die da» Alter versuchte, stand halten konnte. Hoffentlich bewährt sich leine wetter harte Natur auch jetzt wieder, so daß die Besorgnisse, die unzweifelhaft bei dem hohen Alter des Kaiser» nicht ganz unberechtigt find, schwinden können. Das würde auch in Deutschland, wo der greis« Monarch sich ko herzlicher Sympathien erfreut, mit großer Freude begrüßt werden. Zu Besorgnissen kann freilich wieder folgende Nachricht Anlaß geben: 0. Berlin, 31. Mai. (Privattel.) Nach einer Meldung aus Gödöllö soll Kaiser Franz Josef bei seiner gestrigen Ausfahrt von einem Wolkenbruch überrascht und vom Gewitterregen vollständig durchnäßt worden sein. beit hat Stoeckhardt doch durch die erreichten Erfolge so viel Freude gemacht, daß er sich dieser Arbeit bis in seine siebziger Jahre hinein noch unterzog. — Später ward Stoeckhardt auch Mitglied der Prüfungskommission für den höheren Staatssorstdienst. 2n Chemnitz wirkte Stoeckhardt bis.1847 und gab während dieser Zeit neben manchen andern kleineren Publikationen heraus: „Untersuchung der Zwickauer Steinkohlen" lChemnitz 1840) und „Ueber Farben und Eiftfarben" (2. Aufl. Leipzig 1841). 2m genannten 2ahre ward er als Professor der Agri- kulturchemie an die Königl. Sächs. Akademie für Forst- und Landwirte (damals ausschließlich Forst akademie) berufen. Hatte sich Stoeckhardt schon zu Chemnitz um die gewerbliche Chemie, vorzüglich um die Bereitung der Farben Verdienst« erworben, so fand er zu Tharandt bald Gelegenheit, seine Tätigkeit und sein Talent noch nach einer andern Seite hin zu entfalten. Nächst Liebig erwarb sich Stoeckhardt zweifellos die größten Verdienste um die Agrikulturchemie, vor allem dadurch, daß er die Bedeutung und Benutzung derselben und ihrer neuesten Forschungen rn populärer Weise durch Wort und Schrift zum Gemeingut der ganzen Nation zu machen verstand und derselben Einfluß auch in den Kreisen der bäuerlichen Landwirte zu verschaffen wußte Seine in diesen Beziehungen herausgegebenen Schriften erfreuten sich ungemeiner Verbrertung und haben sich zum großen Teil Welt ruf erworben. Vor allem gilt dies von seiner „Schule der Chemie", welche nunmehr bereits etwa in der 20. Auflage erschienen und in beinahe alle lebenden Sprachen übersetzt worden ist, an vielen Anstalten als Lehrbuch eingeführt wurde und welche unzähligen Jünglingen und älteren Ver ehrern der Chemie dazu gedient hat und dient, sich mit Erfolg di« Grundlehren dieser Wissenschaft zu eigen »u machen. Nicht minder beliebt waren seine chemischen Feld predigten, die ihrem Verfertiger durch ganz Deutschland den Titel des „chemischen Feld predigers" eintrugen: ebenso der nach Schluß der selben erscheinende „Chemische Ackersmann" und dos „Guanobüchlein", das zur Beschaffung und Anwen dung des Guanos in Deutschland die lebendigste An regung gab. Von 1840 bis 1854 gab er im Verein nnt Professor Schober die ..Zeitschrift für Deutsche Landwirte" heraus, von welchem Zeitpunkte an die alleinige Redaktion derselben in die Hände seines Vetters Ernst Stoeckhardt überging, welcher diese bis 1866 fortsetzte, solche aber infolge des Todes des Verlegers Georg Wigand und eigener Arbeitsüber- bürdung und peinlicher Krankheitsanfälle halber aufgab. Mit diesem seinem genannten Vetter Ernst Stoeckhardt gab Adolf Stoeckhardt im Jahre 1859 und in erneuter Auflage im Jahre 1869 den „An- gehenden Pachter" heraus, der gleichfalls in mehrere lebende Sprachen übersetzt wurde. Zwar hat den größeren Teil dieses Buches Ernst Stoeckhardt, und zwar nur durch Adolf Stoeckhardt dazu ausaefordert bearbeitet, der wichtigere, naturwissenschaftttche Teil, der dem Buche vorzugsweise Absatz verschaffte, ist jedoch Adolf Stoeckhardt« Arbeit. Daß einer so vielfachen und erfolgreichen schrift Der Selimützeitszultanü Ssiler Ksn; Mess. Aus den einander widersprechenden Meldun gen über den Gesundheitszustand des Kaisers Franz Josef kann man sich unmöglich ein klares Bild von dem wahren Tatbestände machen. Bisher wußte man nur, daß der Kaiser mit einem heftigen Katarrh zu kämpfen hat, aber von irgendwelcher Gefahr war noch keine Rede. Deshalb hat die Nach richt des „Slawischen Tageblatts", daß die Krankheit sehr ernst sei und der Kaiser sich von allen Regic- rungsaeschäften fernhalten müsse, ziemlich alarmierend gewirkt, und man steht den offiziösen Mitteilungen aus Gödöllö, wonach das Befinden des Monarchen ganz vorzüglich sei, etwas mißtrauisch gegenüber. In der Tat weiß man nicht, was man von dem Widerspruch in den beiden Meldungen halten soll, und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß nicht alles so ist, wie es sein sollte. Freilich hat der Kaiser schon in den letzten Jahren 1906 und 1907 unter solch andauerndem schweren Katarrh zu leiden gehabt und hat ihn doch trotz aller von der Oeffentlichkeit gehegten Besorgnisse gut überstanden. Ader seitdem sind nun auch wieder einige Jahre vergangen, und das Alter macht sich stärker geltend als damals. Glücklicherweise hat der Kaiser von seinem Vater eine ungewöhnlich feste Verabredung zusammen. Er war eben eine gesellige Natur. Nicht minder ward Adolf Stoeckhardt in schwierigen und wichtigen Fällen zur Abgabe fachlicher Gut achten veranlaßt und in den Akten des Königlichen Ministeriums des Innern zu Dresden liegt eine große Anzahl derselben vor. Aber nicht nur die heimische Behörde, sondern auch das Ausland ver langte sein sicheres Urteil. So wurde er in schwie rigen Prozeßverhandlungen zweimal nach England gerufen, um dort vor dem Gerichtshof in London sein Urteil abzugeben. Der Richter neigte nicht zu der Partei, welche Stoeckhardt als Sachverständigen zugezogen hatte: als dieser aber sein Urteil sicher und klar begründet hatte, entschied der Gerichtshof zugunsten der Auftraggeber Stoeckhardts und entließ diesen mit öffentlichen Zeichen der Hoch achtung. Daß wissenschaftliche und landwirtschaftliche Korporationen danach trachteten, einen solchen Mann als Mitglied oder Ehrenmitglied zu den Ihrigen zu zählen, ist selbstverständlich. So war denn Adolf Stoeckhardt Mitglied des Landeskultur rates für das Königreich Sachsen, Ehrenmitglied der Genootkchap voor Landbouw zu Utrecht, der Over-Welschen Maatschappy voon Landbouw in Holland und zahlreicher sonstiger ausländischer Ge sellschaften und Akademien. Die hohen Verdienste Adolf Stoeckhardts erkannte die Königl. Sächsische Regierung an durch Ernennung erst zum Hofrat. dann zum Geheimen Hofrat und Kömg Johann von Sachsen durch Verleihung des Ziyilverdienstordens: ferner wurde er durch einen hannöverschem oldenburgischen, norwegischen, schwe dischen, russischen und den preußischen Roten Adler orden ausgezeichnet. Den hohen Eigenschaften des Geistes, die Adolf Stoeckhardt auszeichneten, entsprachen ebenso hohe Eigenschaften des Herzens. Ein reiches Gemüt, eine heitere Lebensauffassung, welche getragen ist von tief innerlich religiösen Ueberzeugunaen, ge stalteten sein Leben zu einem schön harmonischen, zu einem segensvollen und beglückenden für seine Familie, zu einem köstlichen für seine Freunde und Schüler. Ohne Eigennutz und Neid suchte er zu fördern, wo er fördern konnte, und nahm sich auch der ent fernteren Glieder der Familie tatkräftig an. Seine ihm am 19. Juli 1840 angetraute Gemahlin war die Tochter eines Rittergutsbesitzers aus 2m- nitz, dessen Anwesen Stoeckhardt nach dem Tode seiner Schwiegermutter durch Kauf erwarb. In Tharandt selbst bewohnte er das schönstgelegene Haus, welches unterhalb der bekannten Burgruine einen herrlichen Ausblick auf das idyllische Weißeritztal gewährte. Seine treue Lebensgefährtin, die ihm vier blühende Kinder geschenkt, wurde ihm am 18. März 1872 durch den Tod entrissen. Seit dieser Zeit führte seine jüngste Tochter Marianne den Haus stand des bejahrten und zweimal durch ernste Krank heitsanfälle heimgesuchten Vaters, bis er am 1. Juni 1886 sein mit Erfolgen reichgesegnete» Leben beschloß Er ruht inmitten der von ihm selbst geschaffenen An lagen des zur Forstakademie gehörenden Kultur gartens. Leben unü Dirken ües Geh. Solrrtts Moll Stoeckharüt. (Zu seinem 25jährigen Todestage.) Von Hauptmann Paul Ereeven (Düsseldorf). „Xon VMM» marisrI — Ich werde nicht ganz der Vergessenheit anheimfallen! lautet der Wahlspruch der um die Erfolge der landwirtschaftlichen Chemie hochverdienten sächsischen Familie Stoeckhardt — und wenn ein Glied dieser Familie den alten Horaz- schen Spruch in vollem Maße zur Geltung gebracht, so war es der weithin bekannte und berühmte Agrikulturchemiker Dr. phil. Julius Adolf Stoeck bardt, der heute vor einem Vierteljahrhundert ab berufen wurde. Geboren am 4. Januar 1809 zu Röhrsdorf bei Meißen als vierter Sohn des dortigen Pfarrers Christian Gottlieb Stoeckhardt, erhielt er seinen ersten Unterricht im väterlichen Hause und später im Pen sionat des Pfarrer» May in Schönfeld. In Lieben werd« erlernte er die Pharmazie beim dortigen Apotheker und studierte dann in Berlin. Don einer hierauf unternommenen Reise nach Eng land und Frankreich »urückgekehrt, arbeitete er im Struveschen Laboratorium zu Dresden und erhielt 1838, schon lange ausschließlich der Chemie zugewandt, die Stelle eines Lehrers der Naturwissenschaften am Blochmannschen Institut zu Dresden, die er 1839 mit der eines Lehrers der Chemie und Physik an der Königlichen höheren Gewerbeschule zu Chemnitz vertauschte. Hier trat er bereit» in lebhaften Ver kehr mit Gewerbetreibenden und Landwirten der Umgegend, war ihr Beirat bei ihren Unternehmungen und belebte ihre Versammlungen durch lehrreiche und anregende Vorträge, die durch die Art seiner mit köstlichem Humor durchsetzten Darstellungsweise äußerst wirksam wurden und seinen Lehren raschen Eingang verschafften. Hier gab er auch die Ver anlassung zu einer Eingabe an die Ständeverjamm- lung des Königreichs Sachsen, in der um die Ein richtung von chemischen Versuchsstationen petitioniert wurde. Fand die Sache auch damals nicht sofortige Berücksichtigung, so hatte die Idee doch ge zündet und fand wenige Jahre darauf in Tharandt, Möckern, Chemnitz, Göttingen und noch einigen andern Städten Verwirklichung und solchen allgemeinen Anklang, daß nicht nur in Deutschland, sondern auch vielfach im Auslande eine große Zahl von Versuchsstationen entstanden, deren Mehrzahl sich staatlicher Unterstützungen erfreut, so daß der Mann, welcher als der erste Begründer dieser Institutionen anzusehen ist, die hohe Freude gehabt hat, noch zu seinen Lebzeiten ein Netz von landwirt schaftlich-chemischen Versuchsstationen über die ganze zivilisierte Welt verbreitet zu sehen. Seit 1839 wurde Adolf Stoeckhardt für die sämt lichen Apotheken der Hälfte de» Königreichs Sachsen mit oeren Revision beauftragt und bat in diefirr Stellung in vorteilhaftester Weise aus den hohen Stand des Apothekerwesen» im Königreich Sachsen etngewirkt. Diese an und für sich beschwerlich« Ar mmr moM 8. 6.
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