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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.06.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110612025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911061202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911061202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-06
- Tag 1911-06-12
-
Monat
1911-06
-
Jahr
1911
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Nr. lSI. ros. IsNrysng. sonders gerade hier in Sachsen besteht, noch viel zu tun übrig. Wir hoffen, bah der Kongretz wesentlich dazu beitragen wird, die Gewissen zu schärfen und di« Faktoren, die hier reformierend und schaffend vor. ' gehen sollen, vorwärts zu treiben. Direktor Geheimrat Lewald vom Reichsamt de» Innern: Der Reichskanzler und der Staatssekretär des Innern haben mich beauftragt, Ihnen di« warm« Teilnahme und da» lebhafte Interesse zum Ausdruck zu bringen, die die Neichsregierung Ihren Verhand- ' lungen gegenüber hegt. Die Reichsregierung ist seit einer Reihe von Jahren unter der Führung de» Mannes, der heute Ihr Ehrenpräsident ist, auf dem Wege der Wohnungsfürsorge vorangegangen; sie ist entschlossen, die Wege, die Graf Posadowsky seiner- zeit al» Staatssekretär gegangen ist, weiter zu be schreiten. Die Neichsregierung sieht in der Wohnung», frage eine der Zentralfragen, vor die das deutsche Volk gestellt ist und an der mitzuarbeiten uns allen bitter nottul. Dte Reichsregierung hat auf ver- schieden« Art versucht, der Wohnungsfrage näher zu kommen, sie kann nach Maßgabe der Bestimmungen der Reicksverfassung es noch nicht als ihre Aufgabe betrachten, ge-etzgebettsch vorzugchen. Sie hat aber die Verpflichtung in sich gefühlt, zunächst Vorsorge zu treffen für den Wohnungsbevarf der großen Zahl ihrer gering besoldeten Bediensteten und Beamten. Auf diesem Wege ist sie seit mehr als zehn Jahren vorgegangen, und sie hat im Etat jetzt 41 Millionen Mark dafür bereitgestellt. Sie hat versucht, die Fratze i bei*'?" Zentralpunkten aus enzugreiken, me sie enthält, nämttcy von Boo«.'tfrag: und der Kapitalfrage. Daneben ist das Reich an 99 Orten in der Slkise tätig gewesen, daß im ganzen an 115» Ge nossenschaften Darlehen gegeben wurden, mit Hilfe deren im Laufe der Jahre über 20 000 Wohnungen , hergestcllt werden konnten. Die schwierige Lage der Reichsfinanzen hat leider in den letzten Jahren dazu geführt, eine gewisse Beschränkung in der Bereit stellung der Mittel eintreten zu lassen, Sie können aber versickert sein, datz sowohl der Reichskanzler als auch der Staatssekretär Dr. Delbrück der als Ober- biirg-"""-!ft77 mitten l,» oieiem Kampfe ^«icanoen hat, alles tun werden, um eine Besserung aus dem Gebiete des Wohnungswesens herbeizuführen. Namens der StadtLeipzig und für den ver. hinderten Oberbürgermeister Dr. Dittrich begrüßte Bürgermeister Roth den Kongreß und betonte, daß unsere Stadt stets regen Anteil genommen habe an praktischer Bodenpolitik. Beweise dafür seien die Ge meinnützige Ballgesellschaft, die Meyerschen Häuser usw. Mehr als die Behörden müsse und könne aber di« private Bautätigkeit dem Wohnungsbedürfnis der modernen Grossstadt gerecht werden. Für die bayrische Staatsregierung sprach Mini- sterialrat Knötzingcr und für die Zentralstelle für Wohnungsttform in Wien Dr. Goroel. Bemerkt sei noch, dass eine kleine Ausstellung des Deutschen Geometervcreins für den Kongress aus gestellt worden ist. * I. verhandlungstag. Leipzig, 12. Juni. Heute vormittag begannen im Krossen Festsaale des Zentraltheaters die Verhandlungen des zweiten Wohnungsküngrcsses uub die Wahl des Ehrenprüsid.n- ten und Ehrenvftepräsidenten. Die Eröffnungs ansprache hielt Graf Posadowsky.Wehner. Eröffnet wurde die erste Sitzung des Kongresses von Geheimrat Licbrecht (Hannover'. Zum Ehren präsidenten des Kongresses wurde dann Gras Pnsa- o w l y - e l zu eryleiipraiidenl-n Geheimrat L i e b r e ch t (Hannover), Ministerial- direktor Geheimrat Dr. Rumpelt (Dresden) und Rektor Geh. Hofrat Prof. Dr. L a m p r e ch t (Leipzig). Die Herren nahmen die Wahl an. Nunmehr hielt Graf Posadowsky die bereits gemeldete Eröffnungsansprache des Kon gresses, die brausenden Beifall fand. politische Nachrichten. Zum Befinden de» bayrischen Prinzregenten. München, 12. Iunj. (Tel.) Gegenüber den aus wärts verbreiteten Meldungen über ein ernstes Unwohlsein des Regenten am Donnerstag abend kann darauf hingcwiesen werden, daß der Re gent bereits am Freitagoormittag wieder die Kunst ausstellung besuchte, und dos; jenes Unwohlsein keine weiteren Folgen hatte. Zu den Winzerunruhen. Bar-sur-Aube, 12. Juni. (Tel.) Die Be hörden liessen die aufrührerischen Flaggen und In schriften entfernen, wobei die Gcnüamerie und das Militär die Volksmenge nur schwer im Zaune halten konnten. Sappeure muhten die Kirchen- tllr aufbrechen, um eine auf dem Kirchturm befestigte rote Fahne zu entfernen. Metsltslio. 3ver spricht heute noch von Metastasio? Wie viele wissen von ihm und seinen Werken? Wie viele wer den jemals nur seinen Namen gehört haben? Und doch war er einer der Größten und Gefeiert sten des XVl.lT- Jahrhunderts. Kein Richter seiner Zeit konnte sich nächst Voltaire so zahlreicher Ausgaben seiner Werke rühmen als Metastasio. Seine Dramen, Festspiele und Dichtungen wurden mit grösstem Prunke an allen europäischen Höfen un zählige Male aufgesührt, — in Dresden gingen mehr als zwanzig seiner Dramen über die Hojdühne, — und die Bewunderung war eine aufrichtige und all gemeine. Neidlos zählten ihn Zeitgenossen zu den Hervor ragendsten, dem der Preis vor allen anderen gebühre. Voltaire selbst bezeichnet manck)« Stücke von ihm eines Racine und Corneille würdig, und berufene Federn aller Länder wetteiferten im Lobe des großen Genius. Sein begeisterter Biograph Calsabigi findet die Dramen Metastasios den griechischen gleichwertig, manche sogar über ihnen stehend in betreft des großen Endzweckes: Mitleid, Liebe, Zärtlichkeit zu wecken, das Laster verhaßt zu machen und di« Gemüter im Streben nach Tugend zu stärken. Und Giamdattista Alessandro Moreschi sagt in seiner Gedächtnisrede 1780 zu Bologna: „Die kommenden Zeitalter werden, wenn sie d«n Blick zurückwenoen auf deine Werke, uns beneiden, Latz du unter uns lebtest, und sich nicht verwundern, dah dich dein Jahrhundert kannte, liebte, feierte und dich mit Wohlwollen in edlem Wetteifer über häufte; dah es nun dauernd und beständig deine teure Gruft mit Blumen bedeckt, wie es die Griechen taten mit den Gräbern eines Sophokles und eines Homer." Und unser Johann Adam Hiller lagt uns in seinem Werke Metastasio. Leipzig 1786, nachdem er mit den damaligen Ueberletzern ins Gericht oeganqen: „Könnte ich meinen deutschen Mitbürgern doch zeizen, wi« rd«l, grotz, erhaben, welch ein Lehrer Leimiger Tayedlan. Zu den türkisch-albanischen Grenzstreitigkeiten. Konstantinopel, 12. Juni. (Tel.) Eine Depesche des Oberkommandierenden in Albanien meldet, datz die Aufständischen von allen Seiten nach dem rechten User des Zomkluste» ge- drängt word«n sind und datz ein großer Teil nach Montenegro geflüchtet ist. — Die Meldung, daß unter den türkischen Truppen Typhus grassiere, wird als unrichtig bezeichnet, jedoch sollen in Skutarr drei, in Tuzi zwei Personen an Typhu» ge storben fein. Nus Leipzig unS Umgegenü. Leipzig, 12 Juni. Wetterbericht der Königl. Sächs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 13. Juni. Nordwestwinde, veränderliche Bewölkung, kühl, zeitweise Regen. Pöhlberg: Schwacher Tau, glänzender Sonnen unter- und -ausgang, Hcmmelssärbung orange. Fichtelberg: Glänzender Sonnenunter- und -ausgang, Abend- und Morgenrot. * Boni Bergarbeiterstreik im Dölitzer Kohlenwerk. Nachdem heute früh ein« größere Anzahl von aus wärts gekommener Arbeitswilliger die Arbeit in dem ge.'c,:^" Klette l..'sge,'om,n<.,'. ho*, rsi de. Let-ccä, d«: s«it dem Ausbruch d«s Streike» nur in beschränk tem Umfange fortgesetzt werden konnte, nunmehr wieder fast vollständig im Gange. * Lausigker veilstatten. Die nächste Abteilung der Pfleglinge des Belhlehemsttjts geht volft besetzt am 13. Juni dahin ab. Für die Serie der großen Ferien, deren Abfahrt am 15 Juli erfolgt, können Ausnahmen noch hier an der Geschäftsstelle, Roßstraße 14, bewirkt werden. Das vierwöchige Pfleggeld ist auf 42 sestge.etzt. — An gleichem Ort werden Anmeldungen entgegengenommen für das Genesungsheim in Lausigl, Erholungsstätte für Frauen und Maocyen alter «tuicoe. Lias lägttch» beträgt 2 x, der Einzelzimmer 2.50 * Der Königl. Sächs. Militärverein „Ehemaliger 105er" für Leipzig und Umgegend hielt im „Marien- garten" seine diesjährige Hauptversamm lung ab, die der Vorsitzend« des Vereins Herr Seifert nach Begrüßung der erschienenen Kame raden und des als Vertreter des Leipziger Militär- vcreinsbezirksvorstandes anwesenden Kameraden Zschau mit einem Hoch auf Kaiser Wilhelm, König Friedrich August und Köniß Wilhelm II. von Würt temberg, Chef des 105. Ins.-Rgts., eröffnete. Dann trug der Vorsitzende den Geschäftsbericht über das 18. Vereinsjahr vor. Nach den gegebenen Mit teilungen ist die Tätigkeit des Vereins im Berichts jahre nach den verschiedensten Richtungen hin recht er sprießlich gewesen und läßt ein erfreuliches Vor- wärtskommen des Vereins erkennen. Die Mitglieder zahl beträgt zum Beginne Les neuen Vereinsjahres 1 Ehrenmitglied, 7 außerordentliche und 133 ordent lich«, zusammen 141 Mitglieder, 23 mehr als im Vor jahre. Ein beachtenswerter Schritt nach vorwärts wurde durch den Anschluß an die Zentralbcgräbnis- kasse des Sächs. Militär-Lebensversicherungsvereins zu Dresden erreicht, durch den den Frauen verstor bener Kameraden eine Degräbnisbeihilf« sichergestellt wurde. Der vom Kassierer Kamerad Reishauer vorgelegte Rechnungsabschluß weist einen Bestand wurden einwandlos genehmigt. An Stelle der ibr Amt freiwillig niedcrlcgenden Kameraden Kretzsch- mar und Rothe wurden die Kameraden Otto als stellvertretender Vorsitzender und Benedix als stellvertretender Schriftführer, ferner die Kameraden Platz als erster Schriftführer, und Voigt als stell vertretender Kassierer neugcwählt. Die Ausschuß mitglieder Schmöller, Trauzettel und We ber wurden wiedergewählt. * Der Sächsische Landesverband „Eabelsberger" hielt am 10. und 11. d. M. seine 51. Hauptversamm lung im Grimma ab, zu der sich aus allen Gauen des Landes Delegierte und Gäste eingefunden hatten. Die hier bestehenden Stenographenvereine, von denen der Verein „Kabelsberger" gleichzeitig die Feier seines 50jährigen Bestehens veranstaltet hatte, hatten alles aufgeboten, um den Kunstgenossen einige recht genußrcickze Stunden zu bieten. Die für die Hauptversammlung getroffenen Veranstaltungen nahmen ihren Anfang mit einer im Ratskeller äb- gehaltenen Bertretersitzung, die vom Oberregicrungs- rat Prof. Dr. Clemens mit einer Begrüßungs ansprache der Anwesenden sowie mit einer herzlichen Beglückwünschung des Krimmaer Iubelvereins er öffnet wurde. Nach Erledigung verschiedener Wahlen und interner Anträge erstattete Regicrun"srat Ahnen den Jahresbericht, aus dem zu entnehmen war, daß dem Verband insgesamt 372 Vereine mit der Tugend, der Treue, des Gehorsams, der Vater landsliebe, der Pflichten jedes Standes du bist." Man tann wohl mit Recht sugen, Metastasio war ein Glückskind. Als Cohn eines armen Handwerkers am 13. Januar 1698 zu Asiissi — nach anderen am 3. Januar 1698 zu Rom — geboren, nahm sich schon, da er kaum zehn Jahre zählte, der berühmte Ncchtslehrer Graoina seiner Erziehung an, der jein großes Talent für die Dichtkunst erkannt Halle. Mit fünfzehn Jahren ver suchte sich der Jüngling Pietro Trapassi mit einem Schauspiele Giusiino, das zwar ohne Wett, doch eine hohe Begabung verriet. Um diese Zeit veranlaßte lein Schützer die Griechisierung des wenig wohllauten den Namens Trapassi in Metastasio. Im Jahre 17l8 starb Gravina und hinterließ dem Adoptivsöhne sein ansehnliches Vermögen von fünf zehntausend römischen Talern. Nachdem Metastasio dieses verschwendet, begab er sich nach Neapel. Dort schloß er sich in Freundschaft der l»erühintcn Sängerin Madame Bcnti Bulgarini gen. La Romanina, an, für die er zahlreiche Dramen schrieb, die seinen Ruhm begründeten. Besonders Didone abbandonata", zum ersten Male 1724 ge spielt, entfesselte einen allgemeinen Enthusiasmus. Einige Zeit daraus begab er sich mit seiner Freun din nach Venedig, wo er „Siroes" aufsühren ließ. 1727 kehrte er nach Rom zurück. In schneller Folge gingen hier „Cato in Utica" (1727), „Ezio", „Ar- taxerfts", „Semiramide" und „Alessandro" in Szene. Von dem kunstsinnigen Kaiser Karl VI. im Jahre 1729 nach Wien berufen, dichtete er außer den Dramen „Demetrius", „Jssipile", „Demonsonte", „Clemenza di Tito" und anderen, Stücke für die damaligen großen Hoffeste schrieb Spiele, Gedichte. Kantaten. Er hielt literarische Konferenzen, arbeitete unermüdlich an der Verbesserung und Reinigung der Sprache des Heimat landes und beschäftigte sich, seiner alten und liebsten Neigung folgend, immer eingehender mit seinem Homer, seinem Hora,, seinem Ovid. 1731 starb die Nomainna, die ihm mit Testament ihr Vermögen von dreißigtausend römischen Talern vermachte, das er jedoch dem armen Bulgarini, dem Gatten der Sängerin, überließ. 25 000 Mitgliedern angehören. Demnach hat das Be- richtsjahr dem Verband« die gewaltige Zunahme von 58 Vereinen mit über 8000 Mitgliedern gebracht. Als Orr der nächstjährigen Hauptversammlung wurde Zwickau gewählt. Der Einnahme der Verband»- kaste in Höhe von 3992 stand ein« Ausgab« in Höhe von 3894 gegenüber. Hierauf wurde dem Verbandskassierer Prof. Dr. Lange Entlastung er teilt und der Voranschlag für das Geschäftsjahr 1911 in Höhe von 4200 bewilligt. Die silberne HSpe- Denkmünze wurde dem Stenographen verein Chemnitz-Klub zugesprochen. Nach einer allgemeinen, sehr anregenden Aussprache über die Werbetätigkeit, die stenographische Lage, den Jahresbericht, das Korrespondenzblatt und seine Beiblätter, das Jahrbuch und die Statistik erreichte die Bertretersitzung ihr Ende. Am Sonnlagvormittag fanden Sondersitzungen des Verbandes der Militär- stenographenoereine im Hotel „Goldener Löwe", der kaufmännischen Stenographenvereine im Restaurant „Wiesental", der stenographiekundigen Beamten im Hotel „Goldenes Schiff" mrd des Sächsischen Korre spondenzvereins im Hotel „Goldenes Schiff" statt. Hierauf folgte das Wettschreiben unter reger Beteili gung sowie die Hauptversammlung im „Schützen haus", der Vertreter der staatlichen und städtischen Be hörden beiwohnten. Im Mittelpunkt dieser Verhand lungen stand der Festvortrag des Oberlehrers Gustav Heinz (Chemnitz) über „Stenographie und Ortho graphie, ihre JÜcchft'beziehvngen in Schule und Lede,.". Nacy den Mittttcu..gen 2b«» d^ V«tl?eter» sitzung und über das Preisschreiben Les Landes verbandes erreichten die Veranstaltungen, denen «in Festball folgte, ihr Ende. * Todessturz eines Leipzigers, von einem töd ¬ lichen Unfall wurde gestern der Meisterschafts fahrer Zscherneck, der Sohn des Gastwirts Zscherneck („Löwenkeller", Grimmaische Straße) be troffen. Als er gestern vormittag mit dem Rad- fahreroerein „Saxonia" nach Torgau zum Gautag fuhr, stürzt- Lecpzcg. Trotzdem setzte er die Fahrt nach Torgau fort. Unmittelbar vor der Stadt aber wurde er von einem Ohnmachtsanfall be troffen und sank vom Rat«. Man brachte ihn schleunigst nach seinem Torgauer Standquartier, wo er aber bald seinen Geist aufgab. Er hatte bei dem Sturz einen Bluterguß ins Gehirn bzw. ein« Gehirnerschütterung erlitten. Der be dauernswerte, so jäh aus dem Leben Gerissene ist 24 Jahre alt und von Beruf Kaufmann. Den Hinterbliebenen wendet sich allgemeine Teilnahme zu. * Ueber die Tuberkulosebekämpfung im König reich Sachsen berichtete auf der zurzeit im Reichstags gebäude zu Berlin tagenden 15. Generalversamm lung des Deutschen Zentralvereins zur Bekämpfung der Tuberkulose Sanitätsrat Wolff (Reibolds- griin). Nach seinen Erfahrungen hilft die Entfernung der erkrankten Erwachsenen aus der Familie recht wenig; man muß die Kinder in ihrer am meisten gefährdeten Zeit, der Zeit des Wachstums, heraus nehmen und sie völlig in ländliche Umgebung bringen. Der Sächsische Verein für Volksheilstätten will ein Gut kaufen, wo solche Kinder untergebracht und unter einfachen und gesunden Verhältnisse mög lichst lange bleiben sollen. Geheimrat Pütter, der Direktor der Königl. Charitä in Berlin, sprach dazu über die Kombinatton von Tuberkulosen- und 10" iöi -''-st geführt worden ist. Nötig ist eine Desinfektion der Wohnungen auch ohne vorangegangenen Todes fall an Tuberkulose. Der Redner hat in Berlin die Uebung eingeführt, datz die Krankenhäuser über jede Aufnahme eines an Tuberkulose Erkrankten Bericht erstatten; in allen diesen Fällen wird, wenn die An gehörigen damit einverstanden sind, eine kostenlose Desinfektton der Wohnung des Erkrankten durch- gesiibtt, eine Maßnahme, die zweifellos eine erheb liche Verbesserung der sanitären Verhältnisse der übrigen Familienmitglieder darstellt. * Zechpreller. Wegen Zechbetrugs wurde ein 41 Jahre alter Kaufmannn zur Verantwortung ge zogen. Ohne im Besitze von Barmitteln zu sein, machte er in einem Lokal in der Oswaldstratze in L.-Ne»dnitz eine größere Zeche und hatte sich dann heimlich entfernt. Er wurde aber vom Witt ein geholt und der Polizei übergeben. * Die Stratzenriiuberin an der Arbeit. Wiederum hat in der Kanzlerstratze ein etwa 12 Jahre altes Schulmädchen einem fünfjährigen Kinde 2 -N ab genommen. Die jugendliche Diebin war bekleidet mit blauem Kleide und Trägerschürze. * Kein schlechter Tausch. Aus einem Grundstück in der Grenzstratze wurde ein gut erhaltenes Fahr rad, Marke „Diamant", Nr. 79992, gestohlen, an dessen Stelle der Dieb ein ganz altes Rad zuttick- lietz. Das zurückgclasien« Rad trägt die Nr. 5462, Nach dem Tode Karls VI. blieb Metastasio auch ferner in den Diensten des Hojes. Eine glückliche Aufeinanderfolge freundlicher Um stände, eine ununterbrochene Reih« von Auszeichnun- gen und dichterischen Triumphen war sein Leden daselbst. In höchster Gunst von drei Herrschern, Karls VI., Franz' I.. Josefs II., und der unsterblichen Maria Theresia, der immer gnädigen und großmütigen Schätzerin hervorragender Geister, wurde er während der fünfzig Jahre, die er im Schutze der Fittige der österreichischen Adler zubrachte, der bedeutendste und zugleich der reichste Richter, besten sich die Annalen einer an sicheren Früchten, sonst kargen, häßlichen Zufällen unterworfenen und oft recht wenig geschätz ten Kunst, rühmen können, lein fremder von Rang oder Rus, ob durch Abstammung von reinem Geblüt, ob durch Gelehrtheit oder durch andere Verdienste, besuchte die Hauptstadt Oesterreichs, ohne sich den vor nehmsten seiner Wünsche zu erfüllen: eine persön liche Begegnung mit dem großen kaiserlichen Dichter zu erlangen. Di« Hohen und Höchsten der Erde, Fürsten und Weise aller Länder, überhäuften ihn mit ihren Ehren beweisen und drückten ihm oft in ansehnlichsten Ge schenken ihre Liebe und Bewunderung aus. Am 12 April 1782 starb Pietro Metastasio. Seine irdischen Reste wurden in der Stesanskirche zu Wien bcigesctzt. Die tiefe Trauer, die sein erlauchter Monarch Josef II. um seinen Verlust auch öffentlich zeigte, waren das letzte und schönst« Zeugnis für die unbe grenzte Wertschätzung seines greisen, Heimgegangenen Dichters. Llnxirnilian Iduciolpst kjebovosc. Nus Len Diener Theatern. Aus Wien wird uns geschrieben: Die Literatur, für die die Wiener Bühnen in der eigentlichen Saison so wenig Sinn und Zeit haben, ist jetzt an zwei sommerlichen Theaterabenden wieder einmal ein bißchen zu Ehren gekommen. Die Residenzbühne spielte Gabriele d'Annunzios dramatisches Ge Montsy, l2. 3mrt lSN. jedoch ist von dieser Nummer vorn rrnd hinten eine Zahl beseitigt. — Fahrraddiebe stahlen ferner an der Hauptpost ein „llnion"-Rad Nr. 5324 und in der Johannisgaste ein schwarz lackiertes Rad mit gelben Felgen und Freilauf. * Großer Pelzdiebftahl. vergangen« Nacht wurden in einer Rauchwarenhandlung in der Ritterstratz« 20 Dutzend geblendete Chinchilla und ein Zo-elkreuz im Gesamtwett« von 6500 ge stohlen. * von einem Zuge überfahren. Auf dem Bayrischen Bahnhofe wurde Sonntagabend ein 40jähriger Hilfs weichensteller von einem Zuge überfahren, wobei ihm beide Beine und der rechte Arm abge fahren wurden. Der Unglücklich« fand Aufnahme im Krankenhause. Wie sich der Unglücksfall zu getragen hat, ist noch nicht festzustellen. Anscheinend liegt eigenes Verschulden vor. * Beschlagnahmt wurden folgende Druckschriften: „Als Quarteronen verkauft", „Unter der Peitsche Donna Isabellas", „Unter Maronnegern", „Die stolzen Herrinnen von Western Pott", „Das Tagebuch des Sklavenhalters", „Die Sklavinnen der Indianerin", sämtlich von William Taylor; „Fräulein Lehrerin" von R. Vröhmek; „Tagebuck) einer Erzieherin" von Dolorosa; „Sanatorium Birkenhaide" von Dr. Lastac: „Der Haß der Polin" von Kutt F-lsinger; „Bestraft- Kor.'t'ssen" o^n Hg.'; „Katalog tt hoch interessanter Romane und Erzählungen", „Katalog interessanter Bücher aus den Gebieten: Kultur- ünd Sittengeschichte, Rechtspflege des Mittelalters, In quisition, Mönchs- und Nonnenoesen, Flagellantis- mus usw." wegen unzüchtigen Inhalts nach 8 484 Ziffer 1. * Rasch tritt der Tod den Menschen an... Sonntag abend erkrankte im Johannistal« plötzlich ein Mann und wurde nach dem Krankenhause gebracht. Ehe er dort eintraf, war er gestorben. In dem Toten er- man 37jährigen Ke"n-> a»« M->k»7" Ein Schlagfluß hatte ^»nem Leven ein Ende gemacht. * Ein Messerheld. Sonntagnachmittag kamen in einer Wirtschaft in L.-N eus chö n e feld zwei junge Leute in Wortwechsel, wobei der ältere seinem Gegner mit einem Taschenmesser mehrere Schnittwunden am Halse und ein« Stichwunde am Kopf« beibrachte. Der Messerheld wollte das Weite suchen, wurde aber vom Verletzten in der Adelheidstratze eingeholt und einem Schutzmann übergeben, der ihn nach der Polizeiwache in L.-Neustadt brachte. * Ein Provisionsschwindler. In Haft kam ein 25 Jahre alter Expedient, der eine Anzahl Geschäfts- inhaber dadurch schädigte, daß er als Provisions reisender erdichtete Aufträge abgab und dadurch Pro vision erlangte. Ferner wird der bereits vorbestrafte Betrüger von der hiesigen Gerichtsbehörde wegen gleichartiger Straftaten und wegen Diebstahls ver folgt. * verschiedenes. In der Emilienstraße lief ein 7jähriger Schulknabe einem Radfahrer ins Rad, wurde umgerissen und brach den linken Unterschenkel. — Ein Zusammenstoß zwischen einem Kraftwagen und einem Straßenbahnwagen fand in der Koburger Straße in Connewitz statt. Beide Wagen wurden stark beschädigt. — In der Bismarckstraße scheute am Sonntag ein Droschkengaul und ging Lurch. An der Plagwitzer Brücke gelang es Pastanten, das Geschirr anzuhalten, wobei der Kutsck-er vom Bocke fiel und am Konfe mobrer,» Vettekuvoi-n ^77 I. hr^as. war wayreno der tollen Fahrt herausgesprungen und unverletzt geblieben. — Hilfslos aufgefunden wurde in der Freitagnacht in einem Gange des Johannis tales ein 39 Jabre alter stellungsloser Stallschweizer. Der nervenkranke Mann wurde in das Stadtkranken baus gebracht. — Sonnabend abend sprang in der Südstraße der Handarbeiter Bromme aus der Dufour- straße während der Fahrt von einem Straßenbahn wagen ab und kam zu Falle. Er wurde besinnungslos ins Krankenhaus St. Jakob gebracht, wo festgestellt werden konnte, daß er durch den Sturz eine schwere Gehirnerschütterung und Echädelbruch erlitten hat. — Sonntag mittag erfolgte in der Wintergartenstraße zwischen einem Postwagen und einem Anhängewagen ein Zusammenstoß, durch den der Anhängewagen arg beschädigt wurde. Der Postillon entkam durch die Flucht. — In der Luppe wurde der Leichnam eines neugeborenen Kindes weiblichen Geschlechts aufgefun den. Nach dem Befund soll das Kind leoensfähig ge wesen sein. Es wird angenommen, daß ein Ver brechen vorliegt. Sus Ssütlen. Dresden, 12. Juni. * Hofnachrichten. Der König besuchte gestern vor mittag den Gottesdienst in der Hauskapelle der Villa zu Wachwitz, nahm um 1 Uhr an der Familientafel bei der Prinzessin Mathilde in der Villa zu Hoster- dicht „Der Traum eines Frühlingsmorgens". Dieses einaktige Werk ist mehr Gedicht als Drama. Es mutet wie das Fragment oder der Epilog einer Tragödie an, die sich irgendwann einmal abgespielt hat. Nun treten Menschen auf, erinnern sich an diese Tragödie und stellen darüber Betrachtungen an in abgeklärter, in schmerzerfüllter, in geistes verwirrter Weise. Darin bestehen die ganzen Dor- gäng« dieses dramatischen Gedichts, und selbst diese geringfügige Handlung ist unklar. Aber dem Dichter ist das Ganze nur ein Anlaß, sein berühmten üppigen Sprach- und Berskünste zu entfalten. Jede der Figuren spricht in Gleichnisten, gebraucht farben prächtige Bilder. Und alle diese Worte, deren Schönheit auf der Bühne gar nicht zur Geltung koinmt, sind dem Dichter nur ein Mittel, um den Glanz und die Herrlichkeit eines toskanischen Früh lingsmorgens zu malen. Auch die gastierenden Bauerntheater bieten uns jetzt die so rar gewordene literarische Kost. Nament lich die tüchtige Truppe „Exls Tiroler Bühne" be müht sich, die Werke der jüngeren heimatlichen Dramatiker vorzuführcn. Sie brachte eine be merkenswert echte und lebensvolle Aufführung von Karl Schönherrs Sonnwendtag", die der Dichter selbst einstudiert hatte. Ein hochbegabter Landsmann Schönherrs ist Franz Kranewitter. dessen Werke, den gewaltigen „Andre Hofer" und den interessanten Einakterzyklus „Die sieben Todsünden", man um ihrer herben Kraft willen schätzt. Freilich nur in Oesterreich und auch hier nur in einem kleinen Kreise. Unlängst lernte man das Erstlingswerk Kranewitters, die Tragödie „Um Haus und Hof" kennen. Es ist das alte ewige Bauernthema von dem mit List und verbrecherischen Mitteln geführten Kampf um den Besitz, das ja auch Anzengrubers Roman „Der Cternsteinhof" behandelt. In der herben und kräftigen Art. in der Kranewitter die blutigen und krassen Vorgänge dramatisch meistert, zeigt sich schon das große, echte Talent. Kranewitter müßte nur einmal ein so allgemein menschliches und packendes Thema wie das von „Glaube und Heimat" finden. Dann wird er auch außerhalb Oesterreichs die Beachtung finden, auf die Anspruch hat. I-. 816.
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