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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.05.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110505028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911050502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911050502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-05
- Tag 1911-05-05
-
Monat
1911-05
-
Jahr
1911
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Amtsklatt des Aates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. für Inserat« au» Ueipglg und Umgebuni di« lspaltig« Prtitjtil« 2SPs, die Steklom g«il« > Mk., von aurwärl» 3l> P)„ Viellam. I.2v Ml., Inserate von Behörden im airu lichen I«il di« Petitzeile 5« Ps. S«schäst,anj»igen mit Pla»vor>christ«n u in d«r Adrndausgadr im Preis« erhöh. Siabott nach Taris Beilagegedühr Gesamt auflagr 5 Mk. p Tausend erkl. Postgedüh> Irrldeilag« hoher. F«st,rtetlt« Austräae können ni-Dl zurüä gezogen o>«rden Für da» Erscheinen a> veuimmlen Tagen und Plagen wird kein« Garantie übernommen. »nzergen» Annahme Iohannisgasse d. bei sämtlichen Filialen a. allen Annoncen Tlveditionen de» In- und Auslande» Druck »«» Verlag de» t.'»«p,t,e> Tag» blatte» L. Balz Inhaber Paul ltürstea. Nedavia» und Geschäst»st»ll«: Iohannisgasse tt. Fernsprecher I4E. (46M. I4A4 Haupt-Filiale Dresden: Eeettraste 4. I (Telephon 4621t. Nr. 124 preuay, üen S. Msi ISll. 105. Jahrgang. Die vorliegende Ausgabe umsaßt 6 Setten. Ssnlabunü unü Mittelltsnü. Der Hansabund hat es stets als eine seiner wich tigsten Aufgaben angesehen, den Kreisen des Mittel standes und des Kleingewerbes besonders zu dienen. Gerade diese Schichten der Bevölkerung haben in gleicher Weise wie die Kreise der Industrie und der Angestellten darunter zu leiden, das; es ihnen an einer berufsständischen Vertretung in den Parlamenten mangelte und dass ihren praktischen Bedürfnissen unter diesem Gesichtspunkte nicht in vollem Umfang Rechnung getragen wurde. Die grossen Erfolge, die gerade der Hansabund in den Kreisen des Kleingewerbes durch die Gründung des in stetem Wachsen befindlichen Detaillisten- Ausschusses und zuletzt noch durch sein Preis ausschreiben zur Beschaffung von Kapital für das Kleingewerbe und den Mittelstand erzielt hat, übertragen sich in erfreulicher Weise auch aus die Auf klärung in den Kreisen des Handwerks und des hand werklichen Mittelstandes. Keine Neugründung eines Zweigverbandes oder einer Ortsgruppe des Hansa- bundes erfolgt, ohne dass Angehörige von lokalen Mittelstands- und Handwerkerkreisen massgebliche Stellen in der Verwaltung bekleiden. So ist es vor allem erst in letzter Zeit wieder in Schlesien gelungen, dass teilweise sämtliche handwerkliche Vereine der in Betracht kommenden Gegend dem Hansabund bei getreten sind. Natürlich ist dies für die gegnerische Seite nicht besonders angenehm, und so wird der Hansabund häufig mit Rücksicht auf seine angebliche Mittelstandsfeindlichkeit angegriffen. Das sichere und stetige Vorgehen des Gedankens des Hansabundes ge rade in Handwerkskrcisen wird dadurch nicht getroffen, und die persönlichen und sonstigen Angriffe ändern wenig an der Sieghaftigkeit der Idee gerade in den Kreisen des Mittelstandes. Ein besonderer Erfolg siir den Hansabund ist die Regelung des Submissionswesens ge worden. Bekanntlich hat der Hansabund einen Gesetz entwurf über das Submissionswesen ausgearbeitet, und gerade aus den Kreisen des Handwerks wie auch der Industrie mehren sich täglich die Zustimmungs erklärungen. In nicht zu ferner Zeit wird zweifellos dieses Gesetz auch die Parlamente beschäftigen, nach dem der Entwurf noch in den Zweigorganisationen des Hansabundes eingehendster Beratung unterzogen werden wird. Ebenso beginnt die Tätigkeit der mit der Deutschen Mittelstandsocreinigung gegründeten sogenannten Treuhandvercinigung für den Mittelstand immer segensreicher zu wirken. Bekanntlich handelt cs sich um rechnerische Einführung und Unterstützung besonders der kleinsten Kreise des Handwerks, die Anfertigung von Steuererklärungen, Rat und Unter stützung zur Erlangung billigen Kredits, Einziehung sälliger Forderungen, Bekämpfung des Borg unwesens usw. Auch mit dieser Einrichtung hat der Hansabund in den bedrohtesten Schichten des Mittel standes sich immer weitere treue Freunde erworben. Die tatsächliche Einflusslosigkeit der gegenüber dem Hansabund als „Retter des Mittelstandes" auf tretenden Gegner zeigt sich aber am besten darin, das? es nunmehr fast völlig durchgeführt ist, in sämt. lichen 56 großen Landes- und Bezirks gruppen und gegen 634 Organisationen des Hansabundes an leitender Stelle Mitglieder des Handwerks und des Kleingewerbes zu gewinnen. Damit ist gerade für das Kleingewerbe, den Mittel stand und das Handwerk eine Organisation geschaffen, die diesen Kreisen des Eewerbestandes eine völlig gleichberechtigte Stellung sichert. Es wird auch inter essieren, zu erfahren, daß dem Hansabund gegen 20V Organisationen des Handwerks und des Mittelstandes angeschlossen sind. paliMche Nachrichten. Eine stürmische Sitzung im reichsliindischrn Landes- ausschutz. Straßhurg, 5. Mai. (Tel.) In der heutigen, sehr bewegten Sitzung des Landesausschusses verhandelte der Landtag über den Antrag Weber und Een., der sich gegen den V e r f a s s u n g s e n t w u r f und die Wahlkreiseinteilung der Reichsregieruizg richtete. Weber übte bei der Begründung dieses An trages eine so heftige Kritik an der Regierung, der er besonders wieder politische Gesinnungsschnüffelei vorwarf, des; der Staatssekretär Zorn v. Bulach ihm äußerst scharf entgegentrat. Er nannte die Ausführungen Webers ein Sammelsurium von groben Ausdrücken und ungezogenen Beleidigungen, wie er sie in seinem ganzen Leben noch nicht gehört habe. Er müsse es sich überlegen, ob ein solcher Ab geordneter überhaupt bei Sinnen sei. Hier rief Weber in den Saal hinein: Frechheit! In sachlicher Weise sprachen dann noch die Abgeordneten Georg Wolf und Köchlinzu jenem Anträge. - Der englisch-ameritanische Schiedsgerichtsoertrag. Washington, 5. Mai. (Tel.) Von zuständiger Seite wird erklärt, das; der Entwurf des en g l i s ch - amerka vischen Schiedsgerichtsvertra- ges soweit gediehen sei, daß er innerhalb zweier Wochen der britischen Regierung unterbrei tet werden könne. Nachklänge zu den französischen Winzerunruhen. Paris, 5. Mai. (Tel.) Aus Troyes wird ge meldet: Infolge der von der Regierung getroffenen Vorkehrungen und der militärischen Besetzung des Winzergcblets hat der Ausschuß des Winzeroerbandes des Aube-Departements beschlossen, die für Sonn tag angekündigtc Massenversammlung in Buxeuil zu verschieben. Nochmals die Steuerunruhen in Frankreich. Limoges, 5. Mai. (Tel.) Die Aufrührer von Lauriörc besetzten die Mairie und zogen eine rote Fahne auf; sie schafften darauf die Steuer erhebungsakten beiseite und weigerten sich, sie herauszugeben. Es gelang schließlich dem Präfekten, bis zur Mairie vorzudringen und die Aufrührer zu überreden, sich in den Schranken Les Gesetzes zu halten. — Der Präfekt hat den Bewohnern von Lauriere, die aus der Wohnung des Steuer einnehmers das Archiv weggeschafft hatten, um die Versetzung des Beamten zu verhindern, eine 48stündige Frist zur Wiederherbei- schaffung der Papiere gestellt. Andernfalls sott eine strafrechtliche Untersuchung gegen die Ur heber tikscs Gewaltaktes eingeleitet werden. « Die gratze Liebe. R o in a n von Louise Schulze-Brück. (Nachdruck verboten.) „Schade eigentlich um all die weggeworfene Zeit", h.^ch e Frau Gebhardt. Wenn sie nun heiratete, was hatte sic dann von ihrem Examen? Freilich, man verlangte ja jetzt von den Frauen mehr Bildung, mehr Wissen, mehr Vielseitigkeit. Und vielleicht war cs ja ganz gut, daß ihre ^anna nun ein richtiges Diplom für ihren Bildungsgang hatte. Vielleicht harte das gerade Doktor Köster imponiert. Frau Gebhardt dachte schon gar nicht mehr daran, i ah Ianna etwas anderes als Ja sagen könne, und während sie herumhantierte und für die junge Welt sorgte, die jetzt noch einmal eine private Nikolaus- bcscherung für sich veranstaltete, mit großem Lärm und ausgelassener Lustigkeit, malte sie sich's aus, was sie alle wohl für Augen machen würden, wenn am andern oder am übernächsten Tage die Verlobung be kannt würde. Als die jungen Leute nachher fort waren und Ianna ganz mit Schnee bedeckt wieder hercinkam — sic harten sich draußen noch eine große Schneeball schlacht geliefert — da konnte sie ihre Aufregung vor ihr kaum verbergen. Gut, daß es dem Kinde nicht einfiel, nach dem Briefe zu fragen. Sie wäre sonst mit der Neuigkeit herausgeplatzt. Unter dem Vorwand, noch ein wenig aufräumen und ordnen zu wollen, schickte sie Ianna zu Bett, schrieb schnell noch ein paar Worte an Doktor Köster und steckte selber den Brief noch in den Briefkasten der Post, dicht neben ihrem Hause. Als er mit einem lauten Klaps zu Boden fiel, atmete sie beruhigt auf. So, das war nun abgemacht, mochte Doktor Köster nun selber sein Heil bei Ianna versuchen. Junge Mädchen sind romanti ch und gehen nicht gern die gerade ebene Straße, d e alle gehen. Für den Nachmittag des Nikolaustages hatten sie eben «ine Schlittenpartie verabredet, zu der würde Doktor Köster mitkommen, und dann machte sich die Sache ganz ungezwungen von selbst. Als sie herauf in ihr Schlafzimmer kam, hörte sie aus dem Neben zimmer durch die offene Tür Iannas tiefe Atemzüge. Sic trat einen Augenblick an das Bett und betrachtet ' die Schlafende Wie kindlich das Gesicht jetzt aussah, gar kein Ernst war darin. Eine der dicken, blonden Flechten lag über der Bettdecke wie eine Schlange, die andere fiel über die Bettkante herunter bis auf den Boden. Erst als Ianna sich durch das Licht be unruhigt im Schlafe bewegte und etwas Unverständ liches murmelte, ging Frau Gebhardt leise in ihr Schlafzimmer. Aber sie lag noch lange wach in aller hand Gedanken. Zweites Kapitel. Es hatte die ganze Nacht hindurch geschneit, und als Ianna Gebhardt am Morgen auf den Marktplatz hinaussah, war alles lief in die Flaumdecke gehüllt. Die hochgiebligen Häu,e: am Markt hatten weiße Hauben auf, die Säule des Röhrenbrunnens trug ein« hohe Lchneemütze, uno nur die Gänge von den Treppen bis zum Straßcnoamm, die am Morgen frei gefegt waren, zogen sich wie schwarze Kassen durch all das Weiß. Ianna Geohardt sah nachdenklich auf den stillen Marktplatz hinaus. Eine vermummelte Ge stalt kämpfte sich durch den Schnee, öffneie die Laoen- tür von Kaufmann Schars drüben, der alles zu ver kaufen hatte, was man in der tleinen Stadt zu Les Lebens Notdurft brauchte. Die heisere Ladenglocke bimmelte und verstümmle dann wieder, sonst war alles ganz still. Und Ianna seufzte ein wenig. Jetzt wurde cs ernst mit dem Winter. Die Spaziergänge hörten auf, man konnte nicht mehr hinaus, war wie eingepfercht im Hau?e, im engsten Bezirk. Sie wußte eigentlich nicht mehr so recht, wie das war. Die drei letzten Jahre im Seminar waren unter lavier Arbeit hingegangen und im Zusammenleben mit ihren Freundinnen aus dem Kursus. Nun sollte sie auck einmal eiwas „mit machen", Kaffee- und TeetränzkyLN und Tanzvergnü gen, als Krone die drei Winterbälle im sogenannten ^Kasino", alles, was die Geselligkeit einer kleinen Stadl bietet. Gott, sie konnte sich ungefähr vor stellen, wie das w.'rden würde. Die Herren, die zu diesen Bällen kamen, kannte sie ja alle gut genug, den unoerheirateien Amtsrichter, den Assessor und die zwei Referendare, den euren jungen Doktor, die vier oder fünf Lehrer vom Realgymnasium und die paar Söhne der Honoratiorenfamilien. Freilich, um sich einen Abend zu amüsieren, war das za vielleicht ganz nett. Aber sonst?! Ianna Gebhardt dachte darüber nach, was sie sich eigentlich unter dem „Leben" vorgestellt habe. Bis jetzt kaum noch etwas, es hatte noch keinen festen Be griff für sic angenommen. Während sie auf den stillen, weißbeschneiten Platz hinausschaute, stiegen Zur Lage in Marokko. Paris, 5. Mai. (Tel.) Offiziös wird gemeldet, daß die „fliegende Kolonne" bereits morgen abend in Dar Osrary eintreffen wird. Dort würde sie die weiteren Befehle der Regierung ab warten, Wenn dann die Lage noch so schlimm sein sollte wie jetzt, würde ein Teil der Truppen dem Sultan zu Hilfe kommen. Sollte es notwendig sein, Mekines aus den Händen der Aufrührer zu be freien, dann würde sich ein anderer Teil dorthin begeben. Sollte der Einmarsch in Fez oder die Bestrafung gewisser Srämme als überflüssig an gesehen werden, dann würde die Kolonne den Rück marsch an die Küste antreten und dabei den Weg durch das Gebiet des Zaerstammes nehmen, der wegen seines Ueberfalls im Januar noch immer nicht ge züchtigt ist. Amerikanische Anncktierungsgelüst«. Washington, 5. Mai. (Tel.) Im Repräsentanten Hause prophezeite der republikanische Vertreter in Pennfylvanien, Focht, einen Einmarsch der am« rrlanischen Truppen in M e r i k o für die nächste Zukunft. Er erklärte, die llnionftaaten brauchten Las Reich und seien im Begriff, der Lockung des Gol des und dem Nerze des Abenteuers zu folgen. Er glaube, Präsident Taft werde sich nicht widersetzen. Seit Jahren nähmen die llnionstaaien alles, was Eu ropa nicht wolle. Focht spielte auf die Philip pinen an, die den Weißen eine Last seien, und fragte, warum Amerika nicht von eiwas Besitz er greifen könne, das der Mühe wert sei. Focht sagte eine schließliche Annektierung Kanadas durch die llnionftaaten voraus und erklärte, die Mehr heit des kanadischen Volkes sei der Annexion ge neigt. Zur Lage in Mexiko. Mexiko, 5. Mai. (Tel.) Das Kriegsministerium wuroe denachrichrigt, daß die Aufständischen den Hafenort Mazatlan, wo sich viele Amerikaner be finden, eingenommen haben. New dort, 5. Mai. (Tel.) Ein Telegramm aus Mexiko meldet, die Hauptstadt sei nicht in Gefahr, angegriffen zu werden. Sie verfügt über eine mit Schnellfeuergeschützen ausgerüsttete Be satzung von 200«) Mann und 1200 Gendarmen. In der Umgebung machen sich Banden von Aufständi schen bemerkbar, die aber untereinander nicht in Verbindung zu stehen scheinen. New Pork, 5. Mai. (Tel.) Die Western Union Telegraph Company teilt offiziell mit, daß mit den mexikanischen Staaten Sinaloa, Sonora, Guerrero und More los mit Ausnahme von zwei Städten jede telegraphische Verbindung unter, krochen ist. El Paso, 5. Mai. (Tel.) Dem mexikanischen Jriedensuntcrhändler wurde eine von Madcro unter zeichnete Erklärung unterbreitet, in der verlangt wird, Diaz möge ein öffentliches Versprechen abgeben, daß er auf die Präsidentschaft ver. zichte. Washington, 5. Mai. (Tel.) Das Staatsdeparte ment betrachtet den Zwischenfall von Aguaprieta als b e i g e l e g t. Die berichtigende Antwort Mexikos aus die Vorstellungen der Vereinigten Staaten wird als vollkommen befriedigend angesehen. allerhand Bilder vor ihr aus, noch wesenlos und schai- tenhaft, Bilder eines großen und reichen Lebens, nach dem sie sich halb unbewußt sehnte. Hier im Städtchen freilich ging das Leben seine stillen Wege, einen Tag wie alle Tage und alle wie einen. Aber sie war ja nicht festgebundcn, sie konnte ja hinaus, konnte in das Leben hinaus, das sie lockte und rief, konnte sehen, ge nießen, arbeiten. Und heute nachmittag war die Schlittenfahrt. Sie freute sich darauf, auf das Hinausfliegen in die weite Welt, hinaus soweit als möglich, in die Kälte, in die wirbelnden Flocken, in eine scheinbare Unendlichkeit hinaus. Und dabei fiel ihr ein, daß an ihrem blauen Kleide noch eine Kleinigkeit geändert werden müsse. Trällernd lief sie die Treppe hinauf nach dem großen Nähzimmcr im Giebel des weitläufigen Hau,es. Da saß ja sicherlich Minnie, die den ganzen Tag an ihren Lachen irgend etwas zu bosseln hatte Nicht aus Eitelkeit oder Putzsucht, aus reinem Ver gnügen an der Bosselei selbst. Minnie hatte ein angeborenes Schncidergenie, denn das war schon mehr als Talent. Ohne jemals irgendeine Anleitung gehabt zu haben, schnitt und nähte sie ihre Sachen selber mit einem Schick, der der größten Schneiderin Ehre gemacht hätte, und in der Familie war s gang und gäbe, zu sagen: „Minnie kann aus einem alten Regen,chirmüberzug ein modernes Cape machen." Denn am Umändcrn alte: Sachen ließ sie diese ihre Leidenschaft aus. Sie hätte freilich lieber Samt und Seide unser ihren Fingern gehabi, köstliche Ltoffe nnd Besätze aller Art, wie sic sie in den großen Geschäften der Stadt mit Entzücken sah. Und ein Hauptfcst war's für sie, wenn sie sich ein neues Kostüm mach.,, konnte, an dem sie dann wochen lang herumarbeitete wie an einem Kunstwerk, an das immer noch eine letzte Hano angelegt wird. Sie war auch gleich bereit, Ianna die Kleinigkeit zu machen, und schlug ihr noch eine effektvolle Gar nierung vor, die sich Ianna gern gefallen liek. Dann kramie sie aus einem Schubfach der Riesenkommode, die von Uroäterzeiren herrührte, ein Bukett von Samtrosen hervor, die sie mit geschickten Fingern zu rechtgerichtet hatte. „Sieh mal, Ianna, die stecken wir an deine Pelz mütze und «inen Tuff braunen Chiffon dazu, den ich auch noch gefunden habe, von deinem braunen Kleide her. Das ist das Avcrnencste. Hole flink deine Pelz mütze heraus." 58. Ssnptoerlammlung ües Vereins SsüMch - Thüringischer Gas- unü wasserfschmsnner. Leipzig, 5. Mai. Der Verein Sächsisch-Thüringischer Gas- und Wasferfachmänner hat seine Mitglieder in den Tagen vom 4—6. Mai nach Leipzig cingeladen, um hier seine 58. Hauptversammlung abzuhulten und ihnen daneben Gelegenheit zu geben, einige Tage in Leipzigs Mauern der Geselligkeit zu pflegen. Die Veranstal tungen begannen am Donnerstagabend im Kauf männischen Pereinshause mit einem vom Ortsausschuß Leipzig dargebotenen Begrüßungsabcnd, der eine große Anzahl Mitglieder mit ihren Damen zu einem zwanglosen Beisammensein vereinigte. Der Vorsitzende des Ortsausschusses Leipzig, Direktor Reinhard, begrüßte im Namen desselben die Mit alicder und Gäste in Leipzigs Mauern und gab dem Wunsche Ausdruck, daß sich die auswärtigen Gäste hier recht wohl fühlen mögen. Der Vereins vorsitzende Direktor Martin- Erfurt begrüßte dann die Anwesenden iin Namen des Vor standes und sprach dem Ortsausschuß den Dank für seine außerordentlich rege Tätigkeit und die umfassenden Vorbereitungen aus. Ein vom Orts ausschuß dargebotenes kaltes Büfett lud zunächst zur Stärkung ein. Dann wurden nach den lukullischen auch erlesene künstlerische Genüsse geboten. Neben der Curthschen Kapelle hörten wir einen Klavier vortrag von Fräulein M artin - Erfurt, der Tochter des Vorsitzenden. Die junge Dame spielte eine Beethovensonate mit so viel künstle rischem Empfinden und Ausdruck, daß sie das Publi kum zu lautem Beifall hinriß. Nach ihr ließ sich das bekannte Hornquartett des Gewand hausorchesters hören und bereitete allen Zuhörern einen wirklich künstlerischen Genuß. Doch auch für Heiterkeit war gesorgt. Frau Oberregisseur Bornstedt vom Leipziger Schau spielhaus und Herr Gaston Dcmme vom Stadt- tpeater, die beliebten Künstler verstanden es, in gewohnter Weise ihr Publikum zu fesseln und in Heiterkeit zu versetzen. Nach Beendigurg der Vor träge blieben die Teilnehmer noch lange beisammen und waren wohl ausnahmslos von dem Verlaus des Abends hochbefriedigt. Am Freitag früh begann dann im Kaufmännischen Vereinshause die Hauptversammlung, die von dem Vorsitzenden Martin durch Begrüßung der Anwesenden, besonders des in Vertretung Les Rates der Stadt Leipzig erschienenen Baürates Trautmann, eröffnet wurde. Letztgenannter nahm dann das Wort, um den Verbandstag im Namen der Stadt Leipzig auf das herz lichste in unserer Stadt zu begrüßen. Der Redner führte aus, daß den auswärtigen Gästen seit der letzten Tagung des Vereins in Leipzig der große Wandel aufsallen wird, der inzwischen in Leipzig vor sich gegangen ist. Das ist nicht nur im äußeren Bild der Fall gewesen, vielmehr haupt sächlich auf technischem Gebiet, da die Stadt durch umsangreiche Neubauten den neuesten Fort schritten der Technik Rechnung getragen hat. Trotz der großen Ausbreitung, die durch den Bau des Elektrizitätswerks die Elektrizität in Lcipttg genommen Hal, ist es doch den Gaswerken gelungen, im letzten Jahre den Umsatz um zu erhöhen und so den Beweis zu erbrlngen, daß Elektrizität und Gas in friedlichem Wettbewerb ganz Und als Ianna sie brachte, heftete sie mit geschick ten Fingern Chiffon und Rosen au? und stülpie dann das niedliche Hütchen auf Iannas blonde Zöpfe. „Da guck mal in den Spiegel, wie reizend das dir steht!" Ianna schaute in den blinden, alten Spiegel mit dem großen Sprung yuer über das Glas Wirklich, dic Pelzmütze hotte ein ganz anderes Aussehen be kommen. „Und an deinen Pelzkragen mache ich dir auch .solch einen Lhisfonbausch. Dann bist du heute nach mittag die Allerschönste' Minnie liebte ihre um ein Jahr ältere Schwester sehr und betätigte ihre Liebe gern auf diese Weise „Ich habe gar kein Talent", pflegte sie la«hend zu sagen, „aber ich bin die geborene Schneiderin." Jetzt saß sie nachdenklich und sah Ianna an. . „Ich bin nur einmal neugierig, wen du heiraten wirst, Ianna", meinte sie, „den Amtsrichter oder den Doktor oder einen von den Lehrern." Ianna lachte. — „Glaubst du, daß die alle nur aus Ianna Gebhardt warten? Und muß denn gc lviratet sein? Dann hätte ich doch mein Eramen nicht zu machen brauchen." „Was willst du denn tun, Ianna? Willst du Kinder unterrichten? Vrrr." Minnie schauderte zusammen mit einem Geiich». als habe sie einen Löffel bittere Medizin geschluckt. „Schrecklich denke ich mir das Weißt du noch, wie wir unser Fräulein Drausewetter geärgert haben, daß sie immer eine gelbe, spike Nase bekam vor Zorn. Im Grunde war sic ja ein gutmütiges Tierchen Als wir einmal das Nottzbvch fanden, in das sie angeblich immer auffchrieb. war es ganz leer. Aber ärgern mußte sie sich, da^r sie ein Gallen leiden davon bekam Ich habe mir nachher noch Vorwürfe gemacht, daß ich's mit verschuldet habe" Ianna war mit einem gewandten Satz aus die Kommode gesprungen, saß nun da. baumelte mit den Füßen und sah nachdenklich zum Fenster hinaus. „Kinder unterrichten, ja ich weiß auch nicht genau, ob das gerade mein Ideal wäre. Vielleicht lern« ich noch etwas anderes, wenn ich erst einmal draußen bin. Mutter erlaubte mir ja nur das Lehrerinnen examen. Ich weiß ja auch noch nicht einmal genau, was man alles werden kann." (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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