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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.06.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110617023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911061702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911061702
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-06
- Tag 1911-06-17
-
Monat
1911-06
-
Jahr
1911
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Ae^ugSPreiS lük Leipzig und Pororl« durch »vier« Träger und Soediieurr ^mai täglich in» r>»u» gebracht: iwPi. monall.. 2.7» Nit. oierteUährl. Lei unlern Filialen u. An nahmestellen abgchoit: 7L Pi. manati., 2.2LMk. vietteilahri. Durch die P»i«: innerhalb Deutlchland, und der deutlchcn Kolonien vieneljährU ».Uv !vlk., monatl. 1.2U Mk. auslchl. PoiibcsteUgeld. Ferner in Belgien, Dänemari, den Donaullaaten, Italien, Luxemburg, Niederlande, Nor^ wegen, Oesterreich. Ungarn, Nujgand, Echweden, Schweiz u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« EelchäsisstcUe des Blattes erhältlich. Das Leipziger Tageblatt rricheint 2mal täglich. Sonn» u. Feiertags nur morgens. Abonnements-Annahm«: Iohannisgaii« 8, bei unseren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträger». Einzelverlausspreis LP. Abend-Ausgabe. MiBtzer Tligckatt . s 14 692 l«°chta»tchl»I>) LL s 14 692 (Nachtanlchlu») Tel.-Inschl.^ 14 693 Tel.-Anschl.^i4 693 Ämlsblatt des Nates ur^des Nokizeiamles der Ltadt Leipzig. ' Lonnavenü. üen 17. Juni 19N. Nr. 166 Anxeigln Preis illr Inserate au» Leipzig und Umgebung di« ljpaltrge Petitzeile 25Ps., die Neklam«. zeile l Mk.:vonauswurl»övPf„ Neklamen 1.2V Mk.: Inserat« von Behörden im amt lichen Teil die Petit,eile L0 Pi. Geichästsan,eigen mit PlanvorlchrUten u. in der Abendausgabe im Preise erhöht. Nabatt nach Taris. BeilagegebührGesamt» aujlag« - Mk. p. Tausend exkl. Postgebühr. Teilbeilage Hoyer. Festerteilte Austraae könne» nicht zurück gezogen werden Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plasten wird leine Garantie übernommen. An,eigen - Annahme: Iohannisgasse 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen» Expeditionen des In- und Auslandes. Druck und Lerlag des Leipziger Tage blattes E. Potz. Inhaber: Paul kürst«». Nedaktion und Geschäftsstelle: Iohannisgasse 8. Haupt-Filiale Dresden: Secstrage st, 1 lTelephon stlM«. los. Jahrgang. Die vorliegende Au-gabe unisaßt 6 Leuen. Jeltungsttreik in Berlin. Am heutigen Morgen erlebten die Bezieher der meist gelesenen Berliner Zeitungen eine höchst un liebsame Ueberraschung: sie fanden ihre gewohnten Morgenblätter nicht vor. Nicht weniger als sieben Berliner Morgenblätter waren nicht er schienen. gaben aber für diese auffällige Tatsache durch Flugblätter eine Begründung. Infolge eines Urteils des Buchdruckertarifamtes, das von Prinzipalen und Gehilfen paritätisch beseht ist und die höchste schiedsrichterliche Instanz im Vuch- druckergewerbe darstellt, waren zwei Maschinen meister. die im Seherischen Betriebe beschäftigt waren, entlassen worden. Anstatt sich nun diesem Schiedsspruch zu beugen, glaubten sich die übrigen Maschinenmeister jener Firma darüber hinwegsehen zu dürfen. Sie forderten am Freitag die Mieder einstellung der beiden Entlassenen, sie liehen sich durch keinerlei gütliche Vorstellungen der in Frage kommenden Organisationen beruhigen, stellten vielmehr ihre Arbeit ein und sehten sich damit über alle kontraktlichen und tariflichen Ver einbarungen glatt hinweg. Die direkte Folge dieses höchst unklugen Vorgehens war zunächst die Un möglichkeit. die Abendausgaben des „Berliner Lokalanzeigers", des „Tags" und der „Berliner Abendzeitung" fertigzu st eilen. Um nun wenigstens das Erscheinen der Morgen- a u s g a b e n der von Scherl verlegten Blätter zu er möglichen sehte sich diese Firma mit den Betrieben von Rudolf Mosse und Ullstein L Co. in Verbin dung, die auch Aushilfe zusicherten. Diese Aushilfe konnte indes nicht geleistet werden, da sich ein Teil des Personals dieser Firmen weigerte, diese Vereinbarungen zu erfüllen. Infolgedessen haben die drei Verlagsfirmen heute keine Morgenausgaben der von ihnen verlegten sieben Blätter erscheinen lassen. Das Verhalten der Maschinenmeister der Firma Scherl verdient schärf st e Mißbilligung. Es zeugt von starker Unbesonnenheit, wenn sie glauben, sich ohne weiteres über Entscheidungen des Tarif amts Hinwegsetzen zu können, denn sie gefährden da durch das Bestehen dieser segensreichen Institution aufs schwerste. Ihre Handlungsweise bekundet aber auch einen geradezu erschreckenden Mangel an Ver ständnis für Vertragstreue und für schiedsgericht liche Einrichtungen; sie bietet Scharfmachern eine sehr willkommene Handhabe zu einer Beschneidung und Verkümmerung des Koalitionsrechts und kann darum von verhängnisvollen Folgen begleitet sein. Deshalb ist es sehr gut, daß der Verband der Deutschen Buchdrucker zwischen sich und diesen unbotmäßigen Gewerkschaftsmitgliedern bereits das Tischtuch zerschnitten hat. Er hat den sofortigen Ausschluß der in Betracht kommenden Ma schinenmeister wegen des groben Tarifbruchs Ksu Welt. 29) Roman von Erika Riedberg. (Nachdruck verboten.) Die Welt lieben! Freude lieben! Freude schaffen! Wer hat die rechte Art? Wer kennt das rechte Maß? Von den beiden, die hier niedergebrochsn lagen in der Blüte ihrer Kraft und Schönheit, hatte keiner es verstanden. Verschwender waren sie gewesen mit ihren Gaben und denen der Welt — bis sie sich eines Tages banke rott fanden. Da halte sie lachend den Becher, aus dem sie Lust um Lust getrunken, hinter sich geworfen, zerschellt — »Ich hab mein' Sach' auf nichts gestellt —" Und dennoch, der letzte Hauch ihres Lebens —: „Grüß mir die Welt!" Es war Tag geworden, als er die Tote verließ, um zu dem Kranken hinüberzugehen, blaß, übernächtig — einen neuen Zug schweren Ernstes fest eingegraben um den Mund, einen Zug, der von den Kämpfen der letzten Stunden sprach, von dem Mühen, den Tod zu verstehen und das Leben richtig zu erfaßen. Gegen zehn Uhr kamen die Aerzte, fanden das Be finden des Patienten befriedigend und stellten eine gefahrlose Ueberführung für spätestens Len nächsten Tag in Aussicht. Die Krankenschwester legte sich ein paar Stunden nieder, Eberhard nahm ihren Platz am Bette wieder ein. Da, gegen Mittag, fuhr Brückners Auto vor das Haus — schnell stieg er aus und nach ihm ein hoch gewachsener, grauhaariger Herr. Bertram Hosfner war zu seinem Sohn gekommen. Ehe sie beide vom Flur her das Krankenzimmer betraten, ging Eberhard durch eine Ncbentür hinaus. In dem Gärtchen hinter dem Hause schritt er die buchsbaumeingefagten Weg« auf und ab, immer auf und ab. Neugierige Schulkinder guckten über die Weiß dornhecke — sie hatten heute frei des schrecklichen Un glücks wegen und konnten sich nicht genugtun im Gruseln und Uebertreiben. Brückner kam zu ihm hinaus. Er hatte alles zum Transport der Leiche eingeleitet. Eberhard drückte ihm nur stumm die Hand. und wegen der nicht minder groben gewerkschaftlichen Disziplinlosigkeit verfügt. Angesichts der bevor stehenden Verhandlungen über die Tariferneuerung ist das Verhalten dieser Maschinenmeister geradezu grotesk zu nennen; denn die Gefahr liegt nahe, daß da durch einer gedeihlichen Abwicklung dieser Verhand lungen, die doch allerseits gewünscht werden, nicht unbedenkliche Schwierigkeiten erwachsen. Ueber die Vorgänge selbst veröffentlicht die „Berl. Morgenpost" ein Flugblatt, das zuerst die Mitteilung über das Nichterscheinen der heutigen M o r g e n b l ä t t e r der genannten drei Vcrlagsfirmen bringt. Diese Mitteilung hat folgen den Wortlaut: Wegen Arbeitsniederlegung der Zeitungs - Rotation smaschinenmei- st e r der Firma August Scherl E. m. b. H. konnte gestern abend der „Berliner Lokal- Anzeiger", „Der Tag" und die „Berliner Abend- Zeitung" nicht erscheinen. Die Arbeitsnieder legung ist nicht durch Lohndifferenzen entstanden, sondern wegen der Entlassung von zwei Maschinenmeistern, die infolge eines Ur teils des von Prinzipalen und Gehilfen paritätisch besetzten Tarifamtes der Deutschen Buchdrucker geschehen ist. Die Betriebe von Rudolf Mosse und Ullstein L Co. haben auf Grund gegenseitiger Ab machungen Aushilfe zu leisten sich bereit erklärt. Jedoch haben Teile der Personale trotz wiederholter Aufforderung seitens ihrer eigenen Organisationsvorstände diese Arbeit verweigert. Infolgedessen sind die Zeitungen der drei unter zeichneten Firmen nicht erschienen. Rudolf Mosse, August Scherl E. m. b. H., Ullstein L Co. Die Zeitungen dieser drei Verlagssirmen, „Ber liner Tageblatt", „Berliner Morgenpost", „Berliner Lokalanzeizer". „Berliner Ullgemeine Zeitung", „Tag", „ berliner Morgenzeitung" und „Berliner Volkszenurg" äu- heute morgen denn auch nicht er schienen. Ob ein Erscheinen der Abendausgaben zu erwarten steht, ist noch nicht bekannt. Zur näheren Begründung dieses eigenartigen Schrittes oient folgende Erklärung, die in dem Flugblatt der „Berliner Morgenpost" an zweiter Stelle veröffentlicht wird: Die Zeitungs Rotationsmaschinen meister der Firma August Sckerl E. m. b. H. haben heute nachmitt, unter wiederholtem Kon trakt- und Tarifbruch die Arbeit nie dergelegt. L ranlassung hierzu ist angeblich ein Urteil des Tarisu ntes, der obersten Schiedsinstanz im Buchdruckgewer« Trotz " undenlanger Verhand lungen, trotz weitesten Entgegenkommens der Firma August Scherl E. m. b. H., und trotz gütlichen und ernsten Zuredens aller hierfür in Betracht kommenden Stellen: der Eeschöftsleitung, der Tariforgane, der Gau- und Zentralleitung des Verbandes der Deut schen Buchdrucker, haben die Maschinenmeister darauf bestanden, daß die infolge des vorerwähnten Ur teils des Tarifamtes e ntlassenen zwei Ma schinenmeister wieder einzu st eilen sind, und Laß sie nicht früher Vie Arbeit aufnehmen wür den, als bis ihrer Forderung entsprochen sei. Das übrige Personal der Firma, Setzer und Stereotypeure, haben sich diesem Vorgehen nicht angeschlagen. Die Abendausgabe des „Lakal.-Anzeiger", „Der Tag" sowie di.' „Berliner Abendzeitung" konnten infolgedessen nichr erscheinen. Neue Ver mittelungen der vorgenannten Organe, alle Hinweise auf die hieraus sich ergebenden Konsequenzen für die betreffenden Maschinenmeister und die für das Ge samtgewerbe entstehenden Gefahren haben die Maschinenmeister nicht veranlaßt, ihre völlig unver ständliche Stellungnahme aufzugeben. Zu ihrem Be dauern haben die zuständigen und vorerwähnten Organe des Verbandes der Deutschen Buchdrucker sich genötigt gesehen, die in Betracht kommen den Maschinenmeister wegen des begangenen außerordentlich groben Tarifbruchs und der damit in Zusammenhang stehenden groben gewerkschaftlichen Disziplinlosigkeit aus dem Verbände der Deutschen Buchdrucker auszuschließen. Die Unbesonnenheit der in Frage kommenden Personen muß aufs tiefste bedauert werden. Trotz dieses Vorfalles vertrauen wir im Interesse des großen sozialen Friedenswerkes, der Tarifgemein schaft der Deutschen Buchdrucker, auf die unbedingte Tariftreue aller in Betracht kommenden deutschen Buchdrucker-Prinzipale und -Gehilfen. Berlin, den 16. Juni 1911. Das Tarifamt der Deutschen Buchdrucker, gez.: Georg W. B ll x e n st e i n, Prinzipalsvorsitzender. L. H. Giesecke, Gehilfenvertreter. Paul Schliebs, Geschäftsführer. des Verbandes der Deutschen Buchdrucker, gez.: Emil Döblin. Gustav Eifler. Otto Won tzk i. Der Borstand des Verbandes der Buchdruckerei-Hilfsarb»-iter Deutschlands, gez.: Frau Paula Thiede. E. Pucher. polirilihe Nachrichten. Liberales Wahlabkommen in Dresden. Vom Rational liberalen Deutschen Reichsverein zu Dresden wird uns mitgeteilt: Die Vertreter der nationalliberalen Organisationen im 4 Reichstagswahlkreise haben am Dienstag eine Sitzung abgehalten. Sie beschloßen, im Hinblick auf die politische Situation die fortschrittliche Kandidatur Kloeppel schon im ersten Wahl gange zu unterstützen, wenn die Fortschrittliche Volkspartei in Dresden-Altstadt gleichfalls schon im ersten Wahlgange die nationalliberale Kandidatur Dr. Heinze unterstützt. Diese Voraus setzung ist gegeben. Dementi. Berlin, 17. Juni. (Tel.) Zum Scheiden des Prin zen Max von Baden stellt der kommandierende Gene ral des 14. Armeekorps die Gerüchte über Differenzen zwischen ihm und dem Prinzen in Abrede. Herrenhauskommission und Feuerbestattung. Aus dem soeben erschienenen Bericht der Justiz kommission des Herrenhauses gebt hervor, daß die Zustimmung zu dem Feueroestattungsgesetz mit Seine Gedanken waren drinnen im Kranken zimmer, und das Herz tat ihm weh im Mitleid mit dem stolzen, alten Manne. Er folgte dem Konsul wieder ins Haus, und wäh. rend jener mit dem Lehrer allerlei Amtliches ver handelte. blieb er allein in der guten Stube, die für die vielen ungelad neu Gäste geöffnet war. Er stand am Fenster und iah in Len ländlichen Frieden hinaus und dachte, wie Felix sein Schicksal tragen und wie sein Vater sich grämen werde. Hinter ihm öffnete sich eine Tür — er drehte sich nicht um — Brückner kam wohl, irgend etwas zu suchen — oder der Lehrer —. Da legte sich eine Hand auf sein« Schulter, schwer, mit sonderbarem Nachdruck — und als er sich wandte, sah er in das Antlitz seines Vaters. War das wirklich derselbe Mann, der unerbitt liche. despotische Herr von Hofsnersholm. Verschwunden war die Härte aus den gebiete rischen, verschloßenen Zügen —, Ergriffenheit schim merte in den strengen, stahlblauen Augen. Und wie sie so Blick in Blick standen, die beiden sich so ähnlichen Menschen, da ward der Griff um Eberhards Schulter weich und werbend, und die be- sehlsgewohnte Stimme sprach in tiefster Bewegung: „Nun muß ich mich wohl vor meinem Jungen schämen —?" „Vater!" In ungläubigem, seligem Staunen sah er in das Antlitz, das nur schwer seine Erschütterung verbarg. Und dann lag er am Herzen des Mannes, nach dem er sich unablässig gesehnt und der ihn nicht ver geßen hatte, obwohl er ihn von seinem Angesicht verbannte. „Mein Junge! Mein Junge! Hab ich dich wieder — endlich!^ Mit sestem Druck fügten sich hre Hände zu sammen. Sie sahen sich in die Augen wie zwei Männer, die den Glauben aneinander wredergesunden, um ihn nie wieder zu verlieren. „Warum hast du nicht gesprochen? Die Stunde damals in Montreux am Grabe, die hättest du mir ersparen können." Eberhard lächelte wehmütig. Als ab er weniger gelitten —. „Dann hättest du ja Felix verloren, Vater! Es war Loch immer dein Liebling Und ich wollte dir um jeden Preis den liebsten Cohn erhalten — denn ich konnte nicht bleiben, Darer! Glaube mir, ich wäre zugrunde gegangen." „Das weiß ich jetzt, mein Sohn! Und ich weiß auch, daß du recht tatest zu gehen. Ich war im Irrtum, ich alter Eisenkopf." „O Vater!" Eberhards verhärmtes Gesicht, in das diese Nacht mehr als eine Rune gegraben, strahlte. „Daß du die Worte sprachest! Jetzt erst kann ich mich meines Erfolges wahrhaft freuen." „Der übrigens ein recht respekrabler ist", sagte Hoffner lächelnd. „Weiß alles durch Wald. Der ließ nickt nach. Kam immer wieder und schmuggelte in meme Bärenhöhle allerlei Berichte ein — denn Zei- tungen, das heißt die Rubrik „Kunst und Theater" — die las ich prinzipiell nicht mehr. Und dem Hochauf, dem hattest du in einem dem meinigen sehr ähnlichen Eigensinn ja Hand und Zunge gebunden. Ich sollte von selbst mürbe werden — was, du Schlingel?" Eberhard horchte glücklich dem ungewohnten Ton und Güte und Heiterkeit. Eine Last sank von seiner Seele. Und viel, viel von den Bitternißen der letzten Stunden löschte aus, wie von weicher Hand hinweggestrichen. Er war in dem G.fühl des Erlöstseins von schmäh lichem Verdacht und im Glück ' bcr das Wiederfinden seines Vaters so mild gestimmt, daß er beredte Worte der Verteidigung fand, als Hosfner in neu aufwallen dem Groll verächtlich sagte: „Dieser Bengel, daß er über sich gewann, zu schweigen! Daß er mit ansehcn konnte, wie ich mich von dir abwandte, dir nicht die Hand reichte —!" „Wenn er nicht schwieg, väre ja alles umsonst gewesen. Außerdem glaube ich, hat er deinen Haupt groll stets hauvisüchlich meiner sogenannten Flucht aus Hoifnersholm zugeschricben. Die Erinnerung an die Geldangelegenheit und die ganze Tragweite der Veranlassung dazu, die hat er immer durch neuen Zer- strenunastaumel zu betäuben gejucht. Nachdenken wollte und konnte er nicht mehr — er lebte und genoß drauflos, solange es eben ging — schilt ihn nicht — jetzt nicht!" „Erst zum Krüppel mußte er sich in seinem Leicht sinn machen — ehe er soviel Courage und Ehre fand — den Mund aufzutun —" Er ballte die Hände, seine Lippen hielten mit Mühe «in „Pfui!" zurück. — allen gegen zwei Stimmen erfolgt ist. — Damit werden die Hoffnungen der Gegner der Feuerbestat tung zunichte. Handhabung des Zuwachsstcuergesrtzes. Für heute, Sonnabend, hat der Staatssekretär des R.'ichsjchatzamtes die Reichsbevollmächtigtcn für Zölle und Steuern zu einer Besprechung über die Handhabung des Zuwachs st «uerge- setzes nach Berlin berufen. Wendlandt wiedergewählt. In der Landtagsersatzwahl im preußischen Lano- tagswahlkreise Eschwege-Schmalkalden, die infolge der Ungültigkeitserklärung des Mandats des nationalliberalen Abgeordneten Dr. Wendlandt er forderlich wurde, ist am Freitag Dr. Wend landt wiedergewählt worden. Er erhielt 166 2 ti m m e n gegen 101, die auf den konservativen Kandidaten Landrat v. Keudell fielen. Im Jahre 1908 hatte Dr. Wendlandt 167, sein Gegenkandidat, der Freikonservative v. Christen, 147 Stimmen er halten. Zur veränderten Stichwahlparole in Oesterreich. Wien, 17. Juni. (Tel.) Der „Deutsch-Löhmischen Korrespondenz" zufolge nahm der D e u t s ch e N a t i o- ualoerbanL von dem Rücktritt der christ - lich-sozialen Parteileitung von dem Stichwahl kompromiß Kenntnis und überläßt es den ein zelnen Landcsparteileitungen und Be zirksausschüssen, zu den Stichwahlen jene Stellung einzunchmen, die den lokalen parteipolitischen Ver hältnissen bestens Rechnung trägt. Kus Leipzig unü Umgegend. Leipzig, 17. Juni. Wetterbericht der Königl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 18. Juni 1911. Wechselnde Winde, heiter, warm, trocken, aber Gewitterneigung. Pöhlberg: Schwacher, rasch verschwindender Tau. glänzender Sonnenuntergang, Himmelsfärbung orange. Fichtelberg: Schwacher, rasch verschwindender Tau, glänzender Sonnenuntergang, Abendrot, glän zender Sonnenaufgang, Himmclsfärbung gelb. * Temperatur des Fluhwassers. 16. Juni abds 6 Uhr 17. Juni früh 5 Uhr 17. Juni mUgs. LUHr Eermaniabad (Pleiße) 15° 14° 14,5° Schwimmanstalt (Elster) 13,5° 13,5° 14° Eemeindebad Schönefeld (Parthe) 10,5° 11° 11,5« * Vom Reichsgericht. Die Reichsgerichts- Gesellschaft unternimmt am Sonnabend, den 1. Juli d. I., einen gemeinschaftlichen Aus flug nach Kösen und Umgebung. * Auszeichnung von Feuerwehrmitgliedern. Mit Kgl. Verordnung hat das Kgl. Ministerium des Innern dem Lagermeister Max Julius Rechenber ge r in Leipzig-Plagwitz, dem Maurerpolier Robert „Wär's nicht mein Sohn Und seiner Mutter Sohn Und lüg' er da nicht so elend —" Er ging erregt durch das Zimmer. Sein Gesicht war wieder finster geworden. „Und wie soll das werden — wenn er das Unglück da drüben erfährr — und er hat das auch auf dem Gewissen —! Nicht ausdenken mag man's! Solch gottverdammter Leichtsinn!" „Vater", sagte Eberhard zögernd, es war ihm, als entriße er der Toten ihr Geheimnis — „ich glaube, daran ist er nicht allein schuldig. Frage jetzt nicht weiter — mir ist das alles noch so schwer — lieber Vater — laß uns mit den An klagen warten, bis Felix selbst die Ursache des Un glücks angibt — er wird die Wahrheit sprechen, das glaube ich zuverlässig. Sei mild gegen ihn! Laß uns ihm sein Schicksal — oder nenne es Strafe — nicht noch härter machen! Nichts mehr von der Geldgeschichte, bitte! Ich trag's ihm nicht mehr nach! Tue du's auch nicht!" Hosfner sah seinen Aeltesten liebevoll an. „Weil du mich bittest — und weil ich so ver dammt dein Schuldner bin —." „O! Der werde immer nur ich sein —. Ich brach dir einst mein Wort. Aber die Welt rief mich — und man muß in ihr leben, das heißt arbeiten und streben, um sie zu ver stehen." * * * * Ueber ein Jahr war nach Sidonie Feurens Tode verfloßen. Im Nusstellungssaal für Skulpturen drängte sich das Publikum. Eine dichte Gruppe umstand das Werk eines jungen Bildhauers, das sich in wundervoller, klarer Marmorschöne, überwölbt von der herrlichen Kuppel des Saales, vor dem Beschauer erhob. Fragen. Antworten, Vermutungen schwirrten um her. Der Zettel am Sockel „Privateigentum" gab zu mancherlei Erörterungen Anlaß. Ein junger Leut nant meinte verblüfft: „I den Donner, wer sich so 'n Dings leisten kann, dem müßen die Däuser aber dicht gesät sein." „Na hören Sie. hier in Berlin, da sitzen die doch stellenweise dick genug." .Schluß folgt in der Morgen-Ausgabe.)
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