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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.06.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110607010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911060701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911060701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-06
- Tag 1911-06-07
-
Monat
1911-06
-
Jahr
1911
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Nr. 15S. los. Jahrgang. gegangen ist und also auch ein unmittelbares Urteil darüber hat, ob und wie sich Wünsche des Vcr- kehts im Eisenbahnwesen durchführen lassen. Na mentlich eine Frage, die -weisellos in der Konferenz vom 12. und 13. Juni angeschnitten wird, die Elek trisierung der Staatseisenbühnen, wird an dem jetzi gen Präsidenten der Generaldireklion einen eifrigen Förderer finden. Wer den Etatsdebatten vom No vember 1907 deig«wohnt hat, wird sich erinnern, datz der damalige Leh. Obcrbaurat Ulbricht, der vor kurzem als Kirchbachs Nachfolger an die Spitze der Generaldirektion getreten ist, in der Sitzung der Zwei ten Kammer vom 13. November 1907 hochinteressante Mitteilungen über die Elektrisierung von Hauptbahnlinien machte. Da Ulbricht diese Frage zu seinem Spezialstudium gemacht hat, auch längere Zeit selbst Herausgeber der Zeitschrift für elektrische Eisenbahnen war, darf man annehmen, daß den Mit teilungen von 1907 sicher im nächsten Landtage weitere über den Stand der Elektrisierung unserer Staatseijenbahnen folgen. Bielleicht ist sogar Sachsen der Nuhm beschieden, wie mit der Einfüh rung der Dampsbahnen, so auch mit dem Bau von elektrischen Bahnen großen Stils in Deutschland führend zu werden. Der Bor sprung, den Preufien jetzt hat, ist nicht so grotz, datz er nicht bei gutem Willen eingeholt werden könnte. An Stoff zu ersprietzlicher Arbeit wird es auch sonst der Konserenz nicht fehlen. Groß ist die Zahl der Wünsche, die von den verschiedensten Kreisen der Bevölkerung an die Eisenbahnverwaltung gestellt werden, und sie alle aus einmal zu erfüllen, wird unmöglich sein, so sehr berechtigt sie auch im ein zelnen sein mögen. Aber gerade darum wünschen wir, dag die Konferenz sich nicht allzusehr in Einzel heiten verlieren, sondern die grotzen Gesichtspunkte im Auge behalten möge, die cs ermöglichen, das Uebel an der Wurzel zu packen. Und dieses Ucbcl heißt Pedanterie und Schwerfälligkeit. So hoch an erkennenswert cs ist, wenn die Verwaltung von dem Gefühl beseelt ist, datz sie den Steuerzahlern für jede Mark des Staatsocrmögcns verantwortlich ist, so darf doch dies Kontrollsystem nicht dermaßen ausarten, datz die Brühe schließlich teurer wird als der Braten. Die grotzen Summen, die im letzten Landtage für Er gänzung und Erneuerung der Lokomotiven und sonsti gen Betriebsmittel haben bewilligt werden müssen, zeigen doch deutlich, datz sich notwendige Ausgaben durch ihre Natur selbst schlietzlich doch zur Geltung bringen. Schiebt man sie hinaus, so kann man wohl Augenblickserfolge in der Zinscrsparnis erringen, man erntet dann aber auch den wenig schmeichelhaften Ruhm, datz sich die Verkehrsmittel nicht durchweg in dem Zustande befinden, in dem sie sich befinden sollten und auch befinden könnten. Herr v. Seydewitz hat die Leitung der sächsischen Finanzen und damit des sächsischen Eisenbahnwesens übernommen; möge er wirken als oberster Zugführer, aber nicht als oberster Bremser. Schließlich sei noch der Wunsch ausgesprochen, datz die Denkschrift, in der die Ergebnisse der be vorstehenden Konferenz zusammengesaßt werden sollen, nicht nur den Mitgliedern des Landtags zu gänglich gemacht, sondern der breitesten Oef- fentlichkeit übergeben und damit Gelegenheit zu ausgiebiger Kritik geschaffen werde! Verein für Schiilgelunüheitspklege. (:) Dresden, 6. Juni. In der Aula der II. Städtischen Realschule trat heute vormittag 9 Uhr die zweite Versammlung des Deutschen Vereins für Schulgesund heitspflege und die dritte Versammlung der Vereinigung der Schulärzte Deutsch- Mellt in Leipzig. Bon Hans Schoenfeld. (Nachdruck verboten.) Nicht um aus dem Quell akademischer Weisheit zu schöpfen und sich unter äußeren und inneren Nöten, wie ein Jean Paul, ein Grabbe, feines Dichterberuses klar zu werden, kam jener preußische Garde leutnant a. D. mit dem uradligen, vom Qnkcl und Vetter her bekannten Dichternamen erstmalig nach Leipzig. Ihm lag nur daran, sich dort ein bequemes Inkognito zu sichern, unter dem er seinem Ziele zu strebte. Der damalige Volontär beim Akzise- und Zoll departement zu Berlin l>at sich wohl auf dieser seiner ersten „Erlösungsreise", die ja geradezu als Kleist- Problem Lurch Jahrzehnte angesprochen blieb und noch immer neue Auslegungen zeitigt, nicht träumen lassen, datz die berühmte, für das Deutschland von 1800 maßgebende Pleitzestadt, für deren Sehens würdigkeiten er bei diesem ersten Aufenthalt so wenig Sinn bezeigte, in den kurzen 11 Jahren seines wei teren Lebens noch eine gar markante Nolle spielen werde. Man mutz den Zweck jener Reise und die besondere Stimmung des nachmals mit als größter deutscher Dramatiker angesprochenen Kleist verstehen, um seine Gleichgültigkeit, seine verbitterte Enttäuschung über Leipzig zu verstehen, von dessen Beschaffenheit er sich eine der Berühmtheit des Ortes entsprechend hohe, für die damaligen Zeitläufte zu hohe Vorstellung ge macht hatte: Kleist war innerlich verödet, tief un glücklich. Sein ureigenes Können hatte er noch nicht erkannt. Unklar fühlte er nur das Drängen eines nach edler Menschlichkeit und sittlicher Schönheit ringenden Mannestumes, das ihn schon in den Kon flikten seiner Leutnantszeit zwischen Mensch und Vor gesetzten, zwischen Wollen und Wissen unbedenklich hatte die Konsequenzen ziehen lassen, datz seine, auf staatlich gesicherte, äußerlich ehrenvolle Tätigkeit ab zielende juristische Beschäftigung seinem innersten Menschen ebenso zuwiderlaufe wie vordem das Re krutendrillen, Hofieren und Scharmuzieren. Dazu kam ein körperliches Leiden, das auch einem weniger feurigen, bewußt sich reinigenden Menschen als Kleist, der eine liebe Braut sein eigen nannte und von einer baldigen Vermählung träumte, seelisch schwer -ugesctzt hätte. Hierin ruht wohl das ganze Geheimnis des oielumstrittenen Pro blem es, hinter dem man höchst komplizierte poli- tische und diplomatische Instruktionen und Erkun dungen oder auch Wichngtuerei, leeres Geschwätz Kleists selber und schließlich, wie einer seiner psycho logisch gültigsten Biographen, Otto Brahm, „unklares Sehnen aus drückenden Fesseln ein Sichfindenwollcn" vermutet hat. Liest man unter diesem Gesichtspunkte — einer LetvNger lands unter dem Vorsitze des Stadtschulrats Dr. I We h r h ahn - Hannover und des Geb. Medizinal- , rats Prof. Dr. Leubuscher-Meiningen zusammen. Die Tagung ist außerordentlich sorgfältig vorbereitet wor den, insbesondere hat der Ortsausschuß der Sladt Dresden schon seit längerer Zeit an den Arrange ments für diesen bedeutungsvollen Kongreß gearbeitet. Die im Laufe des gestrigen Tages bereits hcer einge- troffenen Gäste versammelten sich gestern abend im oberen Saale des Königlichen Belvedere zu einem zwanglosen Begrüß ungsabend dem auch zahl reiche Mitglieder des Ortsausschußes oeiwohnten, und der in harmonischer Weise verlief. Der heutigen Hauptversammlung in der Aula der II. Städtischen Realschule wohnten der Kultusminister Dr. Beck sowie mehrere Vertreter auswärtiger Schulbehörden, der Stadt Dresden, der Aerzte und Lehrerschaft usw. bei. Im Auftrage der sächsischen Staatsregierung begrüßte Kultusminister Dr. Beck die Versammlung mit folgender Ansprache: Hochgeehrte Herren! Im Namen der sächsischen Staatsregierung habe ich die Freude, Sie in unserem Lande auf das h e r z l i ch st e w i I l k o m m c n zu heißen. Nach einem verhältnrsmätzlg kur.zen Zeitraum hält der Deutsche Verein für Schulgesundheitspflege und dies mal in Verbindung mit der Vereinigung der Schul ärzte Deutschlands erneut seine Hauptversammlung in der Hauptstadt Sachsens ab. Wir sind über Ihre baldige Wiedereinkehr um so erfreuter, als wir in Ihre» Vereinen einen getreuen Eckardt unseres deut schen Volkes begrüßen dürfen, der sich in der noch nicht langen Zeit seiner Wirksamkeit auf einem der wich- tigsten (tzebiete der allgemeinen Wohlfahrt als über aus segensreich erwiesen hat. Wenn der Mensch mit Recht als das kost barste Kapital des Staats bezeichnet wird, so haben die Männer, die dieses Kapital so zielbewußt zu erhalten und zu mehren bestrebt sind, den Anspruch auf die dankbare Wertschätzung jettens aller Staatsre^ierungen. Und die sächsische Regierung, die der bestmöglichen Ausgestaltung des Schulwesens allezeit ihre Fürsorge zugewendet hat und gegenwärtig in der wichtigen Vorbereitung der Volksschulreform steht, sieht in Ihnen will kommene Bundesgenossen in dem Bewußt sein, datz jede Schulreform ohne sorgfältige Berück sichtigung der Schulaesundheitspflege von vornherein den Stempel der Unvollkommenheit an sich tragen und ohne den erhofften Segen bleiben würde. Deshalb soll unter Berücksichtigung der alten Wahrheit: Irr sano eorporv sann ruorrs" auch Ihren Bestrebungen ein Ehrenplatz an der Spitze des Gesetzentwurfs in der Bestimmung «ingeräumt werden, daß neben anderen Zielen die wirksame Ent faltung nicht nur der geistigen und sittlichen, sondern auch der körperlichen Kräfte des Kindes als besondere Aufgabe der Volksschule bezeichnet wird. Und in welcher Zeit wär« diese Aufgabe bedeut samer, ja unentbehrlicher als in der rastlos vorwärts schreitenden Gegenwart, in welcher die größtmöglichste Anspannung der Kräfte des einzelnen diesorg > ame Pflege des Körpers als Gegengewicht er heischt, und in der insbesondere die Heranwachsende Jugend gegen die Beeinträchtigung del Gesundheit infolge der zunehmenden Woh nungsdichtigkeit der Bevölkerung der weiten Schul wege, der stärkeren Inanspruchnahme ihrer Aufmerk samkeit durch die wechselnden Eindrücke und Ge fahren des Straßenverkehrs, der gesteigerten Ver gnügungssucht und nicht zuletzt durch die infolge unsrer industriellen Entwicklung leider vielfach her abgesetzte Pflege selten des Elternhauses wirksam ge schützt werden muß. Gegenüber diesen in ihrem letzten Ende auch nationalenEefahrenistes eine ernste Pflicht ! aller Behörden in Staat und Gemeinde, die Gesund ¬ kurzen Kavalierkur in einer Universitätsklinik sman bedenke, Kleist war ein junger, leidenschaftlicher Gardeoffizier, der der „Venus vulgivaga" in vollen Zügen opferte) — seinen klassischen Briefwechsel mit seiner Schwester Ulrike und seiner Braut Wilhelmine von Zeuge, so löst sich das Problem in einen Vor gang von reiner Menschlichkeit auf. Ein Herr von Brotes, ein feinfühliger, vornehmer Mensch, wurde von Kteist in seine Nöte eingeweiht. Denn ter Ge danke war ihm schrecklich, diese unangenehme Kur mutterseelenallein durchzuführen. Er benötigte vor allem seelischer, kameradschaftlicher Erleichterung und Mitteilsamkeit. Datz er unter solchen Umständen wenig Sinn für die Reize einer Reise — seiner ersten größeren Reise — hatte, die andernfalls köstlich belebend auf sein reiches Innenleben gewirkt hätte, ist verständlich (an Wil helmine 21. 8. 1800: „Ich werde manches Schöne sehen und dabei jedesmal mit Wehmut daran denken, wie vergnügt Du dabei wärest, wenn es möglich gewesen wäre, Dich an Lieser Reise Anteil nehmen M lassen, doch das Schöne ist diesmal nicht Zweck meiner Reis e." Und 1. 10. 1800: „Diefts Mal empfange ich auf meiner Reise wenig Vergnügen L u r ch die Reise." — „Dabei, liebes Mädchen, ist Dein Glück so gut interessiert, ja vielleicht mehr noch, als das meinige. Das Alles wirst Du einst bester ver stehen."). Und nun über Leipzig: „Hier kamen wir heute früh 11 Uhr an s30. August 1800). Unser erstes Ge schäft war, uns unter unfern neuen Namen in die Akademie inskribieren zu lasten, und wir erhielten die Matrikeln, welche uns zu Pässen verhelfen sollen, ohne alle Schwierigkeit. Weil aber die Post erst morgen abgeht, so blieb uns der Nachmittag noch übrig, den wir benutzten, die schönen öffentlichen An lagen, rund um diese Stadt, zu besehen. Gegen Abend gingen wir beide ins Schauspiel, nicht um des erbärmlichen Stückes „Abällino" („Der große Bandit" von Heinr. Zschokke, den Kleist bald danach auf seiner Schweizerreise kennen und mehr schätzen lernte als sein Räuberstück. D. V.) willen, sondern um die Acteurs kennen zu lernen, die hier sehr gelobt wurden. Aber wir fanden auch eine so erbärmliche Vorstellung und dabei ein so ungesittetes (?) Publikum (er hat sein Urteil, zumal über die Sächsinnen, bald „kassiert"), daß ich wenigstens schon im 2. Act das Haus verließ — usw. Dein treuer Freund Heinrich Klingstedt. ?. 8. Was wird Kleist sagen, wenn er einst bei Dir Briefe von Klingstedt finden wird? — Mein Geschäft ist abgethan, und weil noch ein Stünd chen Zeit übrig ist, ehe die Post abgeht, so nütze ich es. Ich will Dir umständlicher die Geschichte unserer Im matrikulation erzählen: Wir gingen zu dem Magnificus Pros. Wenk, eröffneten ihm, wir wären aus der Insel Rügen, wollten kommenden Winter auf der hiesigen Universität zubringen, vor- Tagedlsn. heitspflege der Jugend mit allen Mitteln zu fördern, sich aber nicht nur hierauf zu beschränken, sondern sie auch auf den Lehrer auszudehnen, die ihr besonders in starken Klassen und mangels der Unter stützung durch die Familie oft überaus schwieriges Erziehungswerk nur dann in voller Frische verrichten können, wenn neben der hygienischen Einrichtung der Schulgebäude und der gleichen Ausgestaltung des in neren Schulbetriebes auch der tunlicküten Erhal tung ihrer Käste zweckentsprechende Unter stützung zugewendet wird. Die Sächsische Unterrichtsverwaltung hat nach die sen Gesichtspunkten für alle Schulgattungen eine große Anzahl von wirkungsvollen Maßnahm en, zu deren Prüfung ich Sie einlade, teils getroffen, teils in Vorbereitung und benutzt gern diese Gelegenheit, den Schulärzten, die sich im besten Einvernehmen mit den Direktoren so erfolg reich der Schulgejundheitspflege widmen, ihre An erkennung auszusprechen. Wenn diese Maß nahmen in Zukunft noch mancherlei Erweiterung er fahren mästen, um die Erziehung eines möglichst ge sunden und leistungsfähigen Geschlechts sicherzu stellen, so dürfen wir von Len Beratungen Ihrer beiden Vereine erhoffen, daß sie unserm Volke erneut das Gewissen schärfen und den Behörden neue und, soweit ausführbar, freudig aufgenommene An regungen bieten werden. In dieser Hoffnung wünsche ich Ihren Be ratungen reichsten Erfolg und durch die Internatio nale Hygiene-Ausstellung, dieses großzügig durchge- führle, hervorragend« Kulturwerk der hauptsächlich sten Staaten der Erde, schätzenswerte Ergänzung zum Segcn unserer Jugend und damit unseres deutschen Vaterlandes und begrüße Sie namens der König!. Stacttsregierung nochmals mit einem herzlichen Will kommen in Sachsen! Im Namen der Stadt Dresden begrüßte Stadtrat Dr. Matthes die Versammlung, woran sich noch weitere Begrüßungsansprachen von Vertretern aus wärtiger Schulbehörden usw. anschlosten. Den Hauptvortrag über das Thema: „Schulärzte an höheren Lehranstalten" hielten der medizinische Referent Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Leubuscher (Meiningen) und der päda gogische Referent Oberlehrer Prof. Dr. Doell (München). Prof. Dr. Leubuscher hatte seinen Ausführungen nachstehende Leitsätze zugrunde gelegt: 1) Die Anstellung von Schulärzten an den höheren Lehranstalten ist im Interesse von Schule und Schülern erforderlich und ebenso wichtig wie an den Volksschulen. 2) Die Tätigkeit des Schularztes har sich zu er strecken: a. auf eine Kontrolle der Baulichkeiten und der inneren Einrichtung, b. auf die gesund heitliche Ueberwachung der Schüler, o. auf eine beratende Mitwirkung bet Fragen der Unter richtshygiene, ck. auf Erteilung hygie nischen Unterrichts an die Schüler der oberen Klassen und einer Belehrung in sexuellen Fragen an die Abiturienten. 3) Ein« wirksame schulärztliche Tätigkeit erfordert die Mitwirkung des Lehrers. Letztere ist nur bei Vorbildung der Lehrer in den Grundlehren der Hygiene möglich. Prof. Dr. Doell (München) stützte seine Aus führungen auf folgende Leitsätze: 1) Die Anerkennung der Berechtigung der Schul ärzte an einetn Teil der Volksschulen bedingt mit logischer Konsequenz di« Einführung der Schulärzte an allen Volksschulen und an allen höheren Lehranstalten. Eine sorgsame gesundheitliche Ueberwachung unserer ge samten Schuljugend ist geboten, s. Der Geburten rückgang erheischt ein« Verbesserung der Qualität. her aber noch eine Reise ins Erzgebirge machen, und wünschten daher, jetzt gleich Matrikeln zu erhalten. Er fragte nach unfern Vätern. Broke's Vater war ein Amtmann, meiner ein invalider schwedischer Ka- pitain. Er machte weiter keine Schwierigkeiten, las uns die akademischen Gesetze vor, gab sie uns gedruckt, streute viele weise Ermahnungen ein, überlieferte uns dann die Matrikeln und entließ uns in Gnaden. Wir gingen zu Hause, bestellten Post, wickelten unsere Schuhe und Stiefeln in die akademischen Gesetze und hoben sorgsam die Matrikeln auf." (Leipzig, 1. Sep tember 1800.) In der Tat finden sich in der Immatrikulations liste von 1800 unterm 1. September eingetragen: Bern ho ff Maurit. Ludov. Rugia-Pomeran. und Klingstedt Henr. Berendt. (Vernt, Name Kleists). So hatte der allzu ängstlich um Verwischung aller Kurspuren Besorgte auch Ulriken zur Instruktion angegeben. Schon ein halbes Jahr danach, Anfang Mai 1801, findet man ihn wieder in Leipzig. Ebenso flüchtig, wenn auch ein wenig länger, ebenfalls auf der Durch reise, diesmal von Dresden her, mit eigenem Geschirr und Diener, recht wie ein Feudalaristokrat (das macht das Erbteil des zwiefach Verwaisten und Groß jährigen) — als nicht eben erwünschte Zugabe: Ulrike. Und Paris hieß das Ziel. Als er Wilhelminen am 21. Mai von Leipzig schreibt, muß er schon einige Tage dort weilen — sicher in einem guten Gasthof — als vornehmer Fremder mit eigenem Fuhrwerk. Hatte er schon im November in unausgeglichener Stimmung Leipzig auf sich wirken oder vielmehr nicht wirken lassen, so hindert ihn auch diesmal Unzufrieden heit mit dem eigenen Ich und — der Schwester, der großen Kunst- und Hcnrdelsstadt gerecht zu werden. Mit ein paar Sätzen tut er die ganzen Leipziger Tage ab, wo er sonst der Braut wie ein getreuer Mentor von jeder Stadt eingehende Schilderungen gibt. „Da ich mich in Dresden so lange aufhielt, daß hier die Messe während dieser Zeit vorüberging, so würde ich nun diesen Umweg (nach Paris war es aber doch der direkte Weg. D. V.) über Leipzig nicht gemacht haben, wenn ich nicht gehofft hätte, hier eine ganze Menge von Briefen vorzufinden. Mehr als einmal habe ich gewünscht, meinem ersten Entschluß, allein zu reisen, treu geblieben zu sein. Ich ehre Ulrike ganz unbeschreiblich, sie trägt in ihrer Seele alles, was achtungswürdig und bewundernswert ist, vieles mag sie besitzen, vieles geben können, aber es läßt sich, wie Goethe sagt, nicht an ihrem Busen ruhen. Ich will Dich doch von Leipzig nach Göttingen führen, aber ein wenig schneller, als wir reiseten. — Wir suchen uns in jeder Stadt immer die Würdigsten auf, in Leipzig Plat(t)ner und Hindenberg (von dem später). Aber Du kennst wohl diese Namen nicht? Es sind die Lehrer der Menschheit.— In Leipzig fand end- Mittwoch. 7. Juni lSN. b. Die Fürsorge für Erhaltung der Kinder im Säuglingsalter auferlegst der Schule die Pflicht gewissenhaften Schutzes im schulpflichtigen After. 2) Di« höheren Schulen können gegenüber den hygienischen Bestrebungen weder mit Rücksicht auf die Familienverhältnist« noch auf Grund der Organisation der Schulen eine Ausnahmestellung beanspruchen. Die Familien gewähren keine Garantie für richtige hygienische Erziehung oder gesunden Nachwuchs. ». Die Rekrutierung erfolgt aus allen Bevölkerungsschichten, und auch die wirt schaftlich oder sozial bester gestellten Eltern sind nicht alle in der Lage, ihren Kindern eine neuzeit lichen Forderungen entsprechend« Erziehung zu übermitteln, b. Größere Wohlhabenheit bedingt noch keinen kräftigeren Nachwuchs, o. Der Gesund heitszustand an den höheren Schulen gilt als un- günstig. L. Die Bauten und Einrichtungen der Schule, die Organisation des Unterrichts, die hygienische Befähigung des Lehrpersonals machen den Schularzt nicht überflüssig, a. Trotz anerkennenswerter Besserung der äußeren Verhält nisse bestehen noch Mängel im einzelnen, b. Di« lang« Dauer der Schulzeit begünstigt ererbte oder erworbene Dispositionen, o. Die Befähigung des Lehrpersonals gravitiert nach der wissenschaftlichen Seite, systematische Ausbildung in der Hygiene fehlt ihm. 6. Tätigkeit des Schularztes, a. In der Einrichtungshygiene kann durch statistischen Nachweis der schädigenden Wirkungen gewisser Mißstände eine beschleunigte Abhilfe geschaffen werden, b. Allmähliche Begründdung einer Unter- richtshygiene. o. Di« Hauptaufgabe entfällt auf die Schülerhygicne. v. DieOrganisation des Dien st es. ». Weiterer Ausbau der amtsärztlichen Tätigkeit, b. Praktische Aerzte im Nebenamt eigenen sich nicht für die höheren Schulen, c. Der staatliche Schularzt im Haupantt als das Ideal vom pädagogischen Standpunkt aus. 3) Gründe für die laue Haltung der höheren Lehrer gegen die Schularzt, frage, rr. Jndifferentismus, b. Mißverständnisse, e. Mißtrauen. 4) Anregungen: Möglichkeiten der Unterstützung armer Schüler im Erkrankungsfalle durch Hilfs kassen — (Ausbart bestehender Einrichtungen). Die Ausführungen der beiden Redner fanden leb- hasten Beifall. Hieran schlossen sich noch einige kleinere Vorträge sowie ein gemeinschaftliches Mittag esten in den „Drei Raben", Marienstraße. Für den Nachmittag war eine Besichtigung der Internationalen Hygiene-Ausstellung mit Führung durch die schul hygienische Abteilung geplant, woran sich abends 8 Uhr ein aemeinsames Abendesten im Festsaale des Künstlerhauses anschloß. Delegiertentsye ües Gelsmwervanüs üer Evangelischen Llrbeitervereine Oevtlchlsnüs. Leipzig, 7. Juni. Im „Pfaucnsaale" des Zoologischen Gartens san- den sich gestern abend die D e l e g i e r t e n der Evan gelischen Arbeitervereine Deutschlands mit Freulideu und Mitgliedern des Leipziger Vereins zu einem De- grüßungsabend zusammen. Verbandssekretär S ch w e d e - Leipzig begrüßte den Vertreter des Landeskonsistoriums Dr. o. Krüger, die Vertreter des Rheinisch-westfälischen, Mitteldeutschen, Branden- lich Ulrike zu einem Abentheuer Gelegenheit und hörte verkleidet eine öffentliche Vorlesung zu. (Platners. des vorkantischen Philosophen und Dichtermäzens Vor lesungen waren stets überfüllt. Der auch als Mensch ausgezeichnete Gelehrte, nebenbei Schwiegervater Christ. Felix Weißes, ward sogar von — Jean Paul, dem Eewohnheitsnörgler, gelten gelassen. D. V.) Das geschah aber mit Vorwisten des Hofraths, indem er selbst wünschte, daß sie, Störung zu vermeiden, lieber in Mannskleidern kommen mögte als in Weiberröcken. Alles lief glücklich ad, der Hofrath und ich waren die einzigen in dem Saale, die um Las Eeheimniß wußten." (VoilL Kinpbibion!) Wir dürfen annehmen, daß schon auf dieser Reise Kleist sich unablässig mit der inneren Gestaltung seines ersten großen Schauspiels, der in jüngster Zeit mit mäßigem Erfolg aufgeführten gewaltigen „Familie Schroffenstein" beschäftigt und wohl auch mit deshalb wenig Sinn für seine Umgebung bezeigt hat. Zehn Wochen bei Wieland tun ihm gut. Er gehört zur Familie, verehrt den alten, güteoollen Meister innig — und verschließ: sich doch vor ihm, fängt bei Tisch plötzlich an, vor sich hinzustarren und dumpfe Worte, von Gesten begleitet, zu murmeln — bis der Alte ihn ernsthaft vornimmt. Da gesteht er, was ihn so gan- beschäftigt, liest Wieland in überschießender Er regung einige Szenen seines Robert Euiskard — die Welt wußte ja noch nicht, daß ein Kleist der Autor jener pseudonymen „Familie Schroffenstein" war — und küßt ihm freudcbenommen die Hand, als der hoch verwunderte, so klare Menschenkenner entzückt ver sichert: „Wenn die Geister des Aeschylos, Sophokles und Shakespeare sich vereinigten, eine Tragödie zu schaffen, so würde sie das sein, was Kleists „Tod Guiskards des Normannen", sofern das Ganze dem jenigen entspräche, was er mich damals hören fteß. Von diesem Augenblicke an war es bei mir ent schieden, Kleist sei dazu geboren, die große Lücke un serer dramatischen Literatur auszufüllen, die nach meiner Meinung wenigstens selbst von Goethe und Schiller noch nicht ausgefüllt worden ist." Auch hier vermag er nicht unbefangen zu ge nießen: Die bildhübsche zweite Tochter Wielands scheint sich allen Ernstes in ihn zu verlieben — er, der souveräne Herrenmensch, hat sie wohl gern, nimmer aber bringt er ihr eine Liebe seiner Jdealauffastung entgegen. Aber er fühlt sich darob innerlich schuldig — Hals über Kopf reist er ab, über Weimar nach Leipzig. („Ich weiß nicht, was ich Dir über mich un aussprechlichen Menschen sagen soll. Zürne nicht! Ich mußte fort und kann Dir nicht sagen, warum. Ich mußte das Haus mit Thränen verlassen, wo ich mehr Liebe gefunden habe, als die ganze Welt zu sammen aufbringen kann, außer Du! Aber ich mußte fort. O Himmel, was ist das für eine Welt!" An Ulrike.) Zn Leipzig wendet er sich nun dem Studium bMIir molkk 8. 6.
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