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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.06.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110607010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911060701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911060701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-06
- Tag 1911-06-07
-
Monat
1911-06
-
Jahr
1911
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Anzeigen «Prei- ftr S«!«a»a »»» U«v«>» a«d Umgeb»», »t» llpaltlg« VeN««ett« SPI-dle Aeklome» «tle l Mk., »o» »»»wart» SV Pt. -leName» llo Mk.. Inleral« »an UedürOr» >m amu Uche» letl b»e P«ttti«tt» SV P> G«Ichasr»aaeelge» «tt Plauoerlchrntr» » tu de, Noenüauegad, im Pretlr «rdüdr SladaN nach Tartl Brttagrgedühr Eelam«. autlag« d Mk. p lautend «rit. PoUgebühr. Tettdetlag« Hoyer. Kefteneilr» Auttraae können Nlchl ,nrüa» aerogen werben. Für da» Lrtcheinen a» deuimmlen lagen und Platzen wirb leta« Earantt» übernommen. Lnietgen««nnahm, 2»ha»»i»,»tz, ch det lämtlichrn gtllalen a. allen Nnnoncen» Erpedtttonen de» In. «nd Nu»land«« Dr»a »»» Verla, »»» Uet,,»,« Lag»» blatte» L. v»lt- 2«dad«: Pa»I Rtzrtte«. Nedaktt»« ««» GelchLstaft,»,- Iohanntsgalt« 8. Haaitt-AtNai« Lr,«»,a, Seeuratz, I tleleohon ULix Nr. ISS. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 24 Seiten. vis Lxpväitionvo ä« LoipÄsvr iLKoblaUvu »aä ä« leviprigvl» ^UASmsmsn 2situv§ doLnäeu sied nur noeb levipriß, JodanllisKLSss 8, VoläsrxedLacko parterre IlaLs im VbbLuäs äos laZeblLttss. Dss Wichtigste. * Bei der in Dresden abgehaltenen Haupt versammlung des Deutschen Vereins für Schul, gesundheitspflege und der Vereinigung der Schulärzte Deutschlands hielt Kultusminister Dr. Beck eine bemerkenswerte Rede über die Ziele der Körperpflege in der Schule. (S. d. bes. Artikel.) * Der Bund Deutscher Boden reformer setzte am Dienstag seine Be- ratungen fort. lS. d. bes. Art.) * Die Gerüchte von der Ausweisung des Deutschen Dr. B e r t r a n d, des Führers einer Mannesmannschen Minenexpedition, aus Ost- mar o kk o werden bestätigt. (S. d. bes. Art.) * Der Generalvikar des Bistums Münster v. Hartmann wurde zum Bischof von Münster ernannt. sS. Dtschs. R.) * In der 18. Berliner Internationalen Steeple-Chase, die gestern in Karlshorst gelaufen wurde, siegte Graf Frankenbergs F.-W. „E l e n m o r g a n" unter Ltn. v. Egan-Krieger in einem Felde von neun Pferden. sS. Sport.) Käsen, üie nicht gestellt murüen Der Reichstag hat seinen vorletzten Tagungs abschnitt beendet. In Sitzungen von nerven zerrüttender Länge sind zwischen Ostern und Pfingsten zwei Werke geschaffen, die dem Jahre 1911 auch nach Jahrhunderten noch einen be deutsamen Namen in Deutschlands politischer und wirtschaftlicher Geschichte bewahren werden. Während aber unsere Reichsboten, des herr lichen Maiensommers nicht achtend, in die 175-1 Paragraphen der Neichsversicherungs- ordnung sich vergraben hatten, ist draußen die Weltgeschichte ihren Weg gegangen. Dinge sind im Werden rund um die schwarzweiß roten Erenzpfähle herum, die doch schließlich für des Reiches Interessen auch noch einen ge wißen Wert besitzen neben der Frage, ob die Grenze der Zwangsversicherung bis zu 2000, 2500 oder 3000 Mark Einkommen erstreckt werden soll. Frankreich ist drauf und dran, in Behaglichkeit endgültig das Sultanat von Fez und Marokko zu verspeisen, und Spanien greift nach den Brocken, die von des reichen Nachbarn Tische fallen. Wir hören wieder ein mal von der verklungenen Mär, daß auch uns vor 9 Jahren wenigstens ein kleines Geschenk zugedacht war, und merken, daß heute davon kaum die Rede ist. 2m Osten ereignen sich nicht minder wunder bare Dinge. Nachdem Rußland eben durch einen großartigen Bluff sein stark verblichenes Ansehen im hintersten Asien aufgefrischt hatte, versuchte es dieselbe Methode an der Türkei und kam damit gewaltig an den Unrechten. Und auch als es sich rings nach ermunterndem Zuspruche umjchaute, da hat es außer bei dem allzeit ge treuen Frankreich kein Verständnis gefunden. Noch mancherlei andere Dinge von Wichtigkeit gehen in der Welt vor. Amerika fabriziert seine Entwürfe zu Schiedsgerichtsverträgen neuerdings auf hektographijchem Wege und ist so liebenswürdig, auch uns ein Exemplar mit der soeben über den Ozean schwimmenden Post zuzusenden. Daneben hat es ohne Schiedsgericht über die Frage entschieden, ob neutrale Groß mächte ihren schwächeren Nachbarn helfen dürfen, ihre bewährten Präsidenten los zu werden und gegen Dutzendmenschen umzulauschen, die ihre eigenen Rebellenheere nicht in Zucht und Ordnung halten können. Und für alle diese meist auch für uns nach vielen Richtungen hin interessanten Weltbegeben heiten hat unser vielbeschäftigter Reichstag kein einziges Viertelstündchen erübrigt. Mittwoch, üen Verfassungsmäßig ist ja die auswärtige Politik nicht tabu, und tatsächlich ringt sich der Reichs tag auch einmal im Jahre einen, wenn es hoch kommt auch zwei Sitzungstage ab, um sein ver fassungsmäßiges Recht nicht verfallen zu laßen. Diese Tage pflegen als besondere Festtage außer der Reihe behandelt, als höchste Delikateste an den Schluß der oorösterlichen Tagungs-Abschnitte gestellt zu werden, nachdem die zähe und manch mal schale Hausmannskost der Kleinarbeit der Budget-Kommentare heruntergewürgt ist. Von irgendwelcher Beschlußfassung, von Zustimmungs erklärungen zu den Grundlinien der Regierungs politik, von besonderen Wünschen des Reichs tages, wie sie bei den anderen Etatkapiteln in Resolutionen niedergelegt zu werden pflegen oder gar von „Tagesordnungen" im Stile außer deutscher Parlamente, ist auch an diesen Tagen keine Rede. Der Reichskanzler, der Staats sekretär halten ihre Reden, „Tonsommes" über alle Dinge und einige darüber; und dann rauscht die erste Garnitur der Parteiredner über die Tribüne und wiederholt, je regierungsfrommer ihre Fraktion ist, um so wortgetreuer jene Reden in mehr oder weniger langatmigen Para phrasen. Die Duma kann ihr Pensum nicht ergebener abhaspeln. Tatsächlich ist es, wie dort, auch in unserem Reichstage dahin ge kommen, daß der Minister den Kranz der Ab geordneten bloß als die Staffage seiner an die Adresse Europas gerichteten Auseinandersetzung ansieht. Interpellationen über auswärtige Fragen außerhalb jenes „Märzfeldes" gibt es ja bei uns natürlich auch noch ohne die Mög lichkeit abschließender Reichstagsgutachten in Form von „Tagesordnungen". Günstigstenfalls dürfte aber die Statistik feststellen, daß in einer vierzigjährigen Periode durchschnittlich aller 3—4 Jahre der Fall vorgekommen ist. Aber wo find die „kurzen Anfragen" geblieben? Man erinnert sich vielleicht noch, daß in den Novembertagen von 1908 eigentlich alle Fraktionen einig waren, diese englische Einrichtung nunmehr auch bei uns einzuführen. Man mag zugeben, daß ihre Bedeutung auch in England nicht sonderlich groß ist. Die stereotype Form der Ministerantworten ist ent weder „ich weiß es nicht" oder „ich darf es nicht sagen." Beide Formen geben aber immerhin in der Regel einen Fingerzeig, und gemeiniglich ist es dem Minister lieber, zu ihrer Anwendung eine Gelegenheit zu erhalten, als völlig schweigen zu müßen. Von den Abgeordneten aber, die die einzelnen Phasen und Vor kommnisse der Auslandspolitik mit ihren An fragen begleiten — es werden in der Regel immer dieselben „Spezialisten" sein —, braucht durchaus nicht ein Ton des Mißtrauens, des Besserwissens, der aufdringlichen Neugier in sie hineingelegt zu werden. Schon ihr bloßes Ge schehen gibt dieser Seite unseres staatlichen Lebens ihre Bedeutung und zugleich dem Reichstage seine konstitutionelle Würde zurück, die er in Gefahr ist durch Vernachlässigung zu verlieren. Man darf vielleicht behaupten, daß viele Kreise des deutschen Volkes die Welt geschichte der Gegenwart, selbst soweit sie in einer näheren politischen oder wirtschaftlichen Beziehung zu unserem Volksleben stehen, heute mit minderem Interesse verfolgen, als in der Zeit des Absolutismus. Daß solche Interesselosigkeit aber die Stellung unserer Regierung bei ihren Verhandlungen schwächt, ist unbestreitbar. Ohne die außer ordentliche Gleichgültigkeit des großen Publi kums, sein mattes Verständnis unserer Not wendigkeiten und Möglichkeiten, wäre es gewiß unseren Unterhändlern auf der Konferenz von Algeciras geglückt, größere Vorteile für unsere Sache herauszuschlagen. Es steht zu befürchten, daß jetzt eine zweite Gelegenheit verpaßt wird. Der Reichstag ist fünf Wochen zusammengewesen und hat nicht zu einem einzigen Worte Zeit gefunden, während Frankreich ein Königreich eroberte. Um der heimischen Opposition den Mund zu verschließen, hat es seine entscheidenden Entschlüße, wie immer, während der Vertagung der Kammern gefaßt. Auf Deutschlands Parlament brauchte keine Rücksicht genommen zu werden. Das Publikum bekümmert sich höchstens um die Ver lobungsgerüchte, die ein eiserner Bestand der Kaiserreisen geworden find. Nach Bulgarien ist ihm die ganze Welt „Hekuba" geworden, und Mannesmann-Gröbern wie Bagdadbahn würden ihn vielleicht weniger kühl laßen, wenn sie auf dem Monde lägen. Vielleicht genügt schon ein bißchen Schein der Reichstagsmitarbeit, um auch ihm wieder eine etwas lebendigere Anteil nahme anzuerziehen; denn die Reichstagsberichte werden noch am ehesten gelesen, wenigstens auf 7. Juni ISN. Heiterkeiten und Ordnungsrufe durchflogen. Wenn aber die Volksvertretung auseinander geht, ohne ein Wörtchen über Marokko erübrigt zu haben, dann kann man dem Volke seine Gleichgültigkeit kaum noch verdenken. * Ausweisung eines Deutschen aus Ostmarokko. Was die Franzosen in Marokko den Deutschen alles bieten zu dürfen glauben, geht aus einer von Berliner Blättern veröffentlichten Mitteilung her vor. Danach ist eine Mannesmannsche Minen expedition unter Führung des Ingenieurs Dr. Ver trank aus Debdu in Ostmarokko, das jetzt von französischen Truppen besetzt ist, ausgewiesen worden. Französische Ingenieure hätten die Mannes mannschen Minenfelder in jener Gegend in Besitz genommen. Von unterrichteter Seite wird der „B. Z. a. M." mitgeteilt, daß sich die deutschen Be hörden in Marokko bereits mit dieser Angelegen heit beschäftigen, um zunächst festzustellen, ob und aus welchem Grunde Dr. Bertrand ein Aufenthalts verbot in Debdu erhielt. Von dem Ergebnis dieser Ermittelungen werden die weiteren Schritte ab hängen. Es wird hinzugefügt, daß übrigens General ToutSe, der französische Oberkommandierende in Ostmarokko, bereits Anfang Mai die Expedition gewarnt habe, nach Debdu vorzugehen. Dazu erfahren wir weiter noch folgendes: An amtlicher Stelle in Berlin ist in den letzten Tagen des Monats Mai vom Marokko- Minen-Syndikat gemeldet, Dr. Bertram sei tat sächlich durch den Oberkommandierenden von Ost-Marokko, General Toutüe, ausgewiesen worden. Ein weiteres Verweilen in Debdu, einer Stadt, 80 km östlich von Tazza, sei ihm verboten worden. Die deutsche Gesandtschaft in Tanger ist vom deutschen Auswärtigen Amt zum Bericht aufgefordert. Vorläufig ist noch nichts eingelaufen. Hoffentlich läßt der amtliche Bericht nicht mehr allzulange auf sich warten, und hoffentlich zeigt dann di« deutsche Regierung die nötige Entschiedenheit des Handelns. Dss dringt üie Keichsverlicherungsorünung? IH. Unfallversicherung. Die Unfallversicherung ist derjenige Teil b.'r Reichsve.rsicheruugsordnung, der von dem bishrrigen Recht am wenigster, abweicht. D:e Unfall- oersicherungspflicht ist ausgedehnt auf das Deko rateurgewerbe, die Eerbereibetriebe, die Binnenfischerei, die Fischzucht, die Teichwirtschaft, die Eisgewinnung, den Fährbetrieb, zu dem auch das gewerbsmäßige Einfahren fremder Pferde gehört, den Reit- und Stallhaltungsbetrieb, wenn sie gcweribsmäßiq be trieben werden, das Halten von Reittieren und solchen Fahrzeugen, welche durch elementare oder tie rische Kraft bewegt werden. Die Unfallversicherungs pflicht der Layerarbeiten in kaufmännischen Be trieben ist erweitert worden. Es wird eine besondere Berufsgenosse, nschaft für den Detail handel errichtet. Betriebsbeamte sollen in Zukunft der Un fallversicherung so lange unterliegen, als ihr Iabres- verdienst den Betrag von 5000 nicht übersteigt. Soweit der Arbeitsverdienst den Betrag von 1800 Mk. übersteigt, wird er bei der Berechnung der Unfall rente nur zu einem Drittel angerechnet (bisher 1500 Mark). Neu eingeführt ist die Bestimmung, daß verbots widriges Handeln die Annahme eines Betriebsun falles nicht ausschließe. Dies galt auch schon bisher nach der Rechtsprechung des Reichsversicherungsamtcs. Auch Fahrlässigkeit selbst gröbster Art soll die Ent schädigungsansprüche nicht ausschließen. Unfälle die auf dem Weg« zur Arbeit und von der Arbeit sich ereignen, sollen auch in Zukunft nicht als Betriebs unfälle gelten, auch di« Einbeziehung der Berufs krankheiten in die Unfallversicherung ist nicht er folgt, doch ist dem Bundesrat das Recht verliehen, die Unfallversicherung auf bestimmte gewerbliche Be rufskrankheiten auszudehnen und für die Durch führung dieser Bestimmungen besondere Vorschriften zu erlaßen. Wenn ein Versicherter durch Betriebsunfall zu Tode kommt, haben sein« Witwe und seine Kinder Anspruch auf Hinterbliebenenrente. Als Kinder in diesem Sinne galten bisher nur die ehelichen Kinder. Die Reichsversicherungs ordnung hat diesen Anspruch auf Hinterbliebenen rente auch den unehelichen Kindern zugebilligt, jedoch nur, wenn der Verstorbene ihnen nach Gesetz Unterhalt gewährt hatte. Das Recht der Ausländer auf Bezug der Rente ruht, solange sich der berechtigt« Ausländer freiwillig gewöhnlich im Auslande aufhält oder so- lange der berechtigte Ausländer wegen Verurteilung in einem Strafverfahren aus dem Reichsgebiete aus- gewiesen ist. Das gleiche gilt für den berechtigten Ausländer, der aus Anlaß der Verurteilung in einem Strafverfahren aus hem Gebiete eines Bundesstaates ausgewiesen ist, solange er sich nicht in einem an derem Bundesstaate aufhält. Der Bundesrat kann das Ruhen der Rente für ausländische Grenzgebiet« oder für Angehörige solcher ausländischer Staaten ausschließen, deren Gesetzgebung den Deutschen etne entsprechend« Fürsorge gewährleistet. Di« Rechtsverhältnisse und die allgemeinen An los. Jahrgang. stellungsbedingungen der »Genossenschaft», beamten sind von d«r Genoßenschaftsoersammlung angemeßen durch ein« Dienstordnung zu regeln, die ebenso wie die Abänderungen der Genehmigung des Reichsoersicherungsamtes bedarf. Das Gesetz führt genau auf, welche Bestimmungen die Dienstordnung enthalten muß. Die Bestimmungen der bisherigen Gesetze über di« Unfallverhütung sind nicht unwesent lich ausgebaut worden. In Ausbildung des be stehenden Rechtes stellt die Reichsoersicherungsord nung zum Zwecke der Besserung der Unfallverhütung den Grundsatz auf, daß die Berufsgenoßenschaften zum Erlaße von Unfallverhlltungsvorschriften ver pflichtet sind. Weiter ist auf die weitere Ausge staltung und Ausdehnung der Ueberwachungstätigkeit hingewirkt worden. Die gewerblichen Berufsgenossen schaften sind jetzt nicht nur befugt, sondern auf Verlangen des Reichsverstcherungsamtes auch ver pflichtet, durch Anstellung technischer Auf sichtsbeamter die Befolgung der zur Verhütung von Unfällen erlaßenen Vorschriften zu überwachen. Als solche Beamte können auch Personen angestellt werden, die früher den versicherten Betrieben als Arbeiter angehört haben. Die Unternehmer sind ferner für verpflichtet erklärt, den vom Reichsoer sicherungsamt beauftragten ständigen Mitgliedern des Neichsversichernngsamtes während der Betriebs zeit den Zutritt zu den Betriebsstätten zu gestatten, um die Durchführung und Wirkung der erlaßenen Un- fallverhiitungsvorschriften festzustellen. Zur Erfüllung dieser Pflicht kann sie das Reichsversicherungsamt durch Geldstrafen bis zu 800 -tt anhalten. Wenn in einem Betriebe 25 fremdsprachlich« Arbeiter beschäftigt werden, die die gleiche Mutter sprache sprechen, so müßen die Unfallverhütungs- vortchriften in der fremden Sprache bekannt gegeben werden. Auch die bergpolizeilichen Vor schriften müßen fremdsprachlichen Arbeitern in ihrer Muttersprache bekanntgegeben werden. Sächsische Gilenlmhnrelarm. Zu Besprechungen über eine moderne Ausgestal tung unseres sächsischen Eisenbahnwesens ist aus den 12. und 13. d. M. eine Konferenz nach dem Finanz ministerium in Dresden einberufen worden. Wie ge meldet, sollen daran außer den Vertretern der Staatsregierung und der Generaldirektion der Staats eisenbahnen noch 16 Herren teilnehmen. Bei der Aus wahl der Eingeladenen hat man offenbar zwei Ge sichtspunkte walten lassen: möglichst gleichmäßig alle Berufskreise und alle politischen Parteien zur Mit arbeit zu gewinnen. So hat man von der Landwirt schaft den Vorsitzenden und den stellvertretenden Vor sitzenden des Landeskulturrats, Geh. Oekonomierat Dr. Hähnel - Kuppritz und Exz. Dr. Mehnert ein geladen und damit gleichzeitig zwei Führer der Kon servativen herangezogen, die Nationalliberalen sind durch die Abgeordneten Ander, Bauer- Aue und Dr. N i e t h a m m« r-Kriebstein vertreten, die alle drei durch kräftige Mitarbeit in Eisenbahnfragen aus den Sessionen der Zweiten Kammer bekannt sind. Dr. Niethammer hatte in der letzten Seßion einen sehr ausführlichen, eingehend begründeten Antrag auf Neuorganisation der Staatsbahnverwaltung gestellt, der zu einer sehr interessanten Debatte Anlaß gab und schließlich der Regierung zur Erwägung über wiesen wurde. Abg. Bauer ist seit dem Ausscheiden von Schieck-Frankenberg der fleißig- und sachver ständige Referent der Zweiten Kammer für Kap. 16 des Etats, Eisenbahnen, und Abg. Anders, der felbst im Finanzministerium als Rechnungsrat wirkt, hat sich speziell in Beamtenfragen hervorragende Sachkunde angeeignet und gehört gleichfalls der Finanzdeputation der Zweiten Kammer an. Von der fortschrittlichen und der sozialdemokratischen Frak tion des sächsischen Landtages sind die Vorsitzenden, Kaufmann Günther-Plauen i. V. und Buch halter S i n d e r m a n n - Dresden, eingeladen wor den, an den Verhandlungen teilzunchmen. Daß man, wie es schon neulich bei den Beratungen über die Gemeindesteucrreform geschah, auch einen Vertreter der sozialdemokratischen Partei hinzuzieht, wird zwar wieder gewißen Leuten zu herber Kritik Anlaß geben, spricht aber für den ehrlichen Willen des neuen Finanzministers, sich gründlich über die Wünsche aller Devölkerungskeise im Lande zu unterrichten, und zwar nicht nur im Parlament. Auch in anderer Hinsicht kann di« Konferenz sehr bedeutungsvoll werden. Zum ersten Male ist oberster Chef des sächsischen Eisenbahnwesens ein Mann, der sein ganzes Leben im Eisenbahnverwal- tungsdienste zugebracht und schon jahrelang als rechte Hand seines Amtsvorgängern tätig gewesen ist. Man kann sehr geteilter Meinung darüber sein, ob es zweckmäßig ist, daß der Finanzminister oberster Leiter des Eisenbahnwesens ist, und wir sind sogar der Ansicht, daß ein Verkehrsminister oder ein Mi nister der öffentlichen Arbeiten mit ganz anderem Nachdruck Forderungen des Verkehrs vertreten könnte, als bei dem jetzigen Zustande, der zwei Seelen in der Brust des einen Mannes wohnen läßt, von denen sich die Finanzministerseele gewöhnlich stärker zeigt, als die Derkehrsministerseele. Solange aber mit die sem Zustande gerechnet werden muß — und eine Aenderung ist nach einem Schreiben der Regierung an di« Zweite Kammer vom 26. Dezember 1905 in absetzbarer Zeit nicht zu erwarten — so lang« ist es entschieden beßer, daß ein Mann an der Spitze steht, der sich Betätigung im Eiftnbahnverwaltungswesen von vornherein zur Lebensaufgab« gemacht yat, als ein anderer, d«r erst später in diese Laufbahn über getreten ist. Zum ersten Male steht aber auch an der Spitze de» « ig « ntli ch e n Betriebs der sächsischen Staats eisenbahnen ein Mann, der nicht aus der Verwaltung, sondern ausderPraxisderTechnik hervor.
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