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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.06.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110623028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911062302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911062302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-06
- Tag 1911-06-23
-
Monat
1911-06
-
Jahr
1911
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Nr. 172. >05. 3-tirgüng. cetp,i«rr r«srvi-n. Freu»-, 23. Zon> ISll. . denn in wenigen Jahren wird das herrliche Gelände einer großzügigen Hochwasftrregulierung zum Opfer fallen und andern Plänen dienstbar sein müssen. Das Fest dürste wohl an tausend aktive Schuhen aus den verschiedensten Gegenden des Bundesbezirks hier vereinigt sehen. Alle diese auswärtigen Kameraden nehmen, zum Teil mit Musik, an dem Au» mar sch der Schützen teil, der seinen Ausgang am 2. Juli um 10 Uhr vom Panorama nimmt und unter Begleitung dreier Musikchore sich unmittelbar nach dem Schützenhof begibt, wo ein feierlicher Erösfnungsakt und die Uebergabe des Banners von der Berliner Schützengilde an die Leipziger Schützengesellschaft erfolgt. Nachmittag um 5 Uhr nimmt das Schienen seinen Anfang. Im ganzen werden 41 Scheiben ausgestellt, und zwar 20 Scheiben auf 175 Meter Entfernung, 12 Sciieiben auf 300 Meter Entfernung, 2 Jagd scheiden aus 60 Meter Entfernung und 7 Pistolen scheiben aus 35 Nieter Entfernung. Sie werden vom 2. Juli ab bis zum 8. Juli beschossen, wobei mit dem Eröffnungs-Wettjchießen auf Stand- und Feld- icheiben für Scheibcnftutzen und ordonnanzmäfzige Armeegewchre am 2. Juli -er Anfang gemacht wer den soll. Zu diesem, an die Geschicklichkeit und Leistungsfähigkeit der Beteiligten die höchsten An forderungen stellenden Schncllseuerichiefzen, in dem in kürzester Zeit 90 Punkte im Trefferfeld errungen werden müssen, werden von der Leipziger Schützen gesellschaft vier goldene Becher für je vier Schützen einer Scheiben- und Waffengattung ge stiftet Bier vom Mitteldeutschen Lchützenbunde. von den Frauen und den Mitgliedern der Leipziger Schützengesellschast gestiftete Fahnenbänder stehen für das Fahnenbanl-Wettschießen als Prämien bereit. Auszerdcin hat die Schützengesellschast. deren Schützen das beste Resultat erreicht haben, die Anwartschaft auf den von der Stadt Halle gestifteten goldenen Pokal, der jedoch von ein und derselben Gesellschaft dreimal errungen werden mutz, ehe er in deren Be sitz übergeht. Bisher gewannen die Anwartschaft der Freihano-Schützenverein in Hannover im Jahre 1907, die Schützengilde zu Suhl im Jahre 1008. und erneut die Schiitzengilde zu Suhl im Jahre 1910. Bon den Festicbeiben führt die Feld-Fcstscheibe den Namen „Deutschland", die Stand-Festjcheibe „Hei mat". die Wehrmann-Festschcibe „Paterland" und die Pistolen-Festscheibe „Schönholz". In grotzem Umfange hat die Leipziger Schützengesellschaft wert volle Preise ausgeworfen, so für die Punktscheiben für das Fest besonders geprägte goldene und silberne Münzen, Becher, silberne Herren- und goldene Damcnuhren, für die fünf besten Schützen auf Feld- und auf Standfcheibe sowie die zwei besten Schützen auf Wehrmannscheibe und Pistolenscheibe 200 .1t bar und Seriensterne, für die Festscheiben neben den ein gegangen Ehrengaben 2501» bar sowie zehn „Lüdeckc-Erinncrnngsinünzen" und zehn „Triitschler- Erinncrungsmünzcn", für die Stand-Elückscheibe „Leipzig" 400 § bar, für die Meisterscheiben 1000<R bar. für das Meisterschastsschietzen neben einer Ur kunde für den die höchste Ringzahl erzielenden Meisterschaftsschützen 300 bar und für die Jagd scheiben 300 .tl bar. Für die ganze Woche steht die Je st wiese mit ihren Belustigungen den Besuchern offen. In den Dienst der Gesellschaft selbst treten dann am 6. Juli ein halbes Tausend Sänger des Leipziger Gau- Sängerbundes unter Leitung des Kgl» Musik direktors Gustav Wohlgemut!, zu einer grotzrn Ge sangsaufführung: am 8. Juli die Leipziger Turn er schäft zu turnerischen Ausführungen, während am Dienstag, den 1. Juli, acht Militär kapellen und drei Tambourziigc ein Elitekonzert im „Schützcnhof" aufführen werden. Ein grotzes Brillantieucrwerk ist für den 7. Juli, Freitag, an gesetzt. Es' sei noch bemerkt, daß für die aus- wärtiaen Schützen ein besonderer Wohnungsausschusz. LeHingstratze 32, I.. bei Emil Schulz, in Tätigkeit tritt, und in den Festtagen im Schietzbureau, wie auch im Verkehrsverein tätig sein wird. * * Kirchennachrichten. Bei der Iohannisfeier auf dein Südfriedhofe, Sonnabend, den 21. d. M. früh 7 Uhr, wird der städtische konzessionierte Gräbchor Line ülpensinfonie von Richard Slrausr« Unser Münchner Mitarbeiter schreibt uns: Bald wieder wird der Name des bedeutendsten lebenden Komponisten Richard Strautz in allen Zei tungen und Zeitschriften musitaliichen Genres ge nannt werden, denn seine neue Komposition geht ihrer Bollendung entgegen. Sie alle, die sogar prophezeiten, Strautz und Reinhardt und d'An- nunzio hätten sich zu löblichem gemeinsamen Tun vereininigt, kann ich heute auf Grund authentischer Informationen Lügen strafen, denn das nächste Werk von Richard Strautz ist keine Oper, keine Panto- mimenmustk, kein Vaudeville, sondern eine . . . nun staune man — eine zweijätzigc A l p e n s i n so n ie. "Richt umsonst weilt Strautz seit Jahr und Tag in Bayerns herrlichen Bergen, allwo er rn Earmisch ein Tuskulum sich errichtet hat, wie cs nicht gar zu viele Erdenpilger ibr eigen nennen dürfen. Dor seinem Arbeitszimmer steigen die Bergesriesen himmelan und verlieren sich im Wolkenblau des Himmels. Da mag dem Komponisten der Gedanke gekommen jein, die gewaltige nicderzwingende Majestät der Berge und die Ohnmacht des Menschen den Steinriesen gegenüber in Musik zu setzen, und er, der uns das häusliche Leben mit seinem ehelichen Gezänk, aber auch seinen Liebeswonnen und seinem Eheglück in Tönen zu schildern vermochte lSinfonia domestica), dieser selbe Richard Strautz wagte sich an d»e Besingung der Alpen in einer Sinfonie. Echt Strautzisch vollzog der Komponist diesen Plan, denn im Mittelpunkte dieser zwei Sätze steht der Mensch. Im ersten Satz der Mensch als Be wunderer der Natur, im zweiten Satz der Mensch als Grübler, der angesichts dieser gigantischen Natur erscheinung irre wird an Welt und Gott und Reli gion, der Mensch, der sich selbst als Antichrist dünkt, der wie Jaust nach dem Unendlichen forscht und grübelt und schlietzlich doch vor der Allgewalt der Natur sich beugt und wieder aus dem Widersacher und Grübler der bezwungene Anbeter wird. Diese Grundgedanken find in der Alpcnsinfonie in Töne umgesetzt. Der erste Satz ist fix und fertig, er steht in Es- Dur und ist musikalisch von einer Wucht und einem Aufbau, datz die Sinfonia domestica weit in den Schatten gestellt wird. Rauschend hebt mit dem ersten Takte das erste Motiv an, denn der einsame Wanderer zieht hinauf aus den Tiefen und der Enge der Täler in die reine Bergeswelt, hinaus gen Himmelshöhen. . . . 2e mehr die Welt zu des Wan derers Füßen versinkt, um so nachdenklicher wird der Bergepilgcr, der sich still an einem sonnigen Hag niedersctzt und Betrachtungen nachhängt über Men- schen und Welt. Da setzt das zweite, mehr lyrisch gehaltene Thema ein, denn gegenüber allen klein lichen Kümmernissen und Sorgen de» Alltages ist hier in dunstfreier Höbe der Geist poetisch gestimmt. Doch noch ist der Gipfel nicht erklommen, es heißt weiter wandern, wandern. Hindernisse türmen sich auf, erwartete und unerwar tete, Schluchten gähnen, Wasserfälle singen in die Stille der Natur ihre wundersame Melodie, Geröll versperrt plötzlich den mühsamen Weg, der Einsame mutz emporklettern, um seinem Ziele näher und näher (gemischte Abteilung) unter anderem eine von Herrn Musiklehrer Iehring komponierte Motette: „Ruhig ist des Todes Schlummer", zu Gehör briitgen. * Iohannisfeier in L.-Sellerhausen. Heute abend 8 Uhr soll auf dem Friedhof zu L.-Sellerhausen eine Iohannisfeier stattfinden mit Ansprache von Pastor Merkel und Posaunenblasen de» Volkmarsdorfer Iünglingsverein». * Ordensverleihung. Dem Chefredakteur der „Illu strierten Zeitung", Otto Sonne, wurde vom König von Montenegro der Danilo-Orden IV. Klasse ver. liehen. * Nu» Anlatz der englischen Krönunqvfeier. di« am Donnerstag stattfand, wurde in der englischen Kirche zu Leipzig ein Festgottesdienst abgchalten, zu dem sich die Mitglieder der englischen Kolonie, an der Svibe Generalkonsul Turner, einoefunden hatten. Am Nachmittag hielt Generalkonsul Turnerin sei ner Wohnung einen Empfang ab. Bei-" Veranstal tungen entbehrten aber des offiziellen Charakters. * Neueröffnung einer Apotheke in Leipzig-Gohlis. Den Bewohnern in Leipzig-Gohlis im sogenannten Frauzosenvicrtel ist mit dem heutigen Tage einem langersehnten Bedürfnis durch die Eröffnung einer Apotheke Rechnung getragen worden. Sie führt die Bezeichnung „Scdan-Apotbcke" und liegt an der Ecke der Lothringer und Friödrich-Karl-Stratze in Leipzig- Gohlis. Inhaber ist Herr Hoernecke, der bereits zwei Jahrzehnte in der Löwenapotheke tätig war. * Neuer Bahnhof. Am 1. Juli 1911 wird der zwischen den Stationen Halle (Saale) und Gräbers rechts der Bahnstrecke Halle sSaale)—Leipzig ge legene Bahnhof 1. Klasse Dieskau, der bisher dem Personen-, Gepäck- und Ervretzgutverkehr diente, auch für die Abfertigung von Wagenladungs- und Stück gütern. Leichen und lebenden Tieren eröffnet wer- den. Die Abfertigung von Sprengstoffen und Privat telegrammen ist bis auf weiteres ausgeschlossen. Schankkonzessionen in der Amtshauptmannschaft Leipzig. In der letzten geheimen Sitzung des Bezirks ausschusses wurden folgende Schankkonzessionen ge nehmigt: die Gesuche Meier in Burghausen um Er laubnis zum Betriebe der Gastwirtschaft einschl. des Vranntweinschanks und zum Abhalten öffentlicher Tanzvergnügungen (Uebertragung): Möbius in Engelsdorf um Erlaubnis zum Brannttveinkleinhan- del sUebertragung): Schilde in Mockau um Er laubnis zum Betriebe der Gastwirtschaft einschl. des Branntweinschanks. Nbhalten von Tanzvergnügun gen, Gesangsvorträgen, Theatervorstellungen usw; Schkuhr in Wahren um Erlaubnis zum Betriebe der Cchankwirtschaft einschl. des Vranntweinschanks sUebertragung): Dietzschold in Leutzsch um Er laubnis zum Betriebe der Schankwirtschaft einschl. des Branntweinschanks im Grundstücke „Würzburger Hof" in Leutzsch sUebertragung): Henschel in Schönefeld um Erlaubnis zum Betriebe der Schank wirtschaft einschl. des Branntweinschanks und zum Ausspannen sUebertragung). I. Für die Blinden! Um das traurige Los der Blinden durch Verbesserung ihrer Erwerbsverhältnisse nach Möglichkeit zu lindern, hat das Sächs. Finanz ministerium alle Behörden und Dienststellen der Fi- nanzverwattung veranlasst, bei Vergebung staatlicher Arbeiten die Blinden tunlichst zu berücksichtigen. Die Arbeiten, die von Blinden angefertigt werden können, sind: 1) Korbwaren aus grünen und weißen Weiden, 2) alle Arten Bürsten- und Besenwaren, 3) Seiler waren, 4) Futzabstreicher und Matten aus Schilf, Rohrkern und Kokos, 5) Einslechten von Rohrsitzen, 6) Strick- und Häkelarbeiten. Auskünfte über blinde Handwerker und den Bezug von Dlindenwaren sind autzer bei den örtlichen Blindenvereinen auch bei der Landesblindenanstalt in Chemnitz zu erhalten. * Im Johannistal« ausgeraubt? Der Aufklä rung bedarf noch ein Vorgang, der sich in der Nacht zum Freitag gegen ',42 Uhr im Iohannistale abge spielt haben soll. Dahin wurde ein hier wohnender Handlungsgehilfe von zwei jungen Männern ge zu kommen. Da zucken Blitze auf. da grollen furcht bare Donner und finden tausendfältiges Echo im Vergesgeviert. doch der Mensch bleibt Sieger und nach Wetterschlag und Donnergebraus leuchtet hoch oben auf dem Gipfel die lachende Sonne, und von den Wundern der "Natur, von dem Ausblick hier oben umfangen klingt der erste Satz in ein Loblied auf die erhabene Majestät Natur aus. Ohne das Werk zu kennen, mutz jeder, der diese Inhaltsangabe erfährt, gestehen, datz sich Richard Strautz hier wieder vor eine Ausgabe gestellt hat. die ihm überreiche Gelegenheit gibt, das Orchester in allen nur erdenklichen Nuancen schwelgen zu lassen. Oder wird ein Strautz nicht mit allem orchestralen Raffinement das Rauschen der Wasserfälle, das Ge heimnisvolle der Veraschluchten, das Grausige eines Gebirgsgewitters in Tönen malen? Doch ob und wie cs dem Komponisten gelungen ist, das wird im Oktober bei der Uraufführung die Kritik zu ent scheiden haben. Der zweite Teil der Alpensinfonie ist der Abstieg. Wie ein Mahler grotzcn Angedenkens in seiner achten Sinfonie das Faustmotiv behandelt, so ist ihm in gewissem Sinne auch Richard Strautz nicht entgangen, denn angesichts der Bergesherrlichteit und der noch nie gesehenen Naturgigantik wird der Wanderer beim Abstieg zum Grübler, erhebt an die Stelle von Religion und Gott die Natur zum Anbetungs würdigsten auf Erden. Der zweite Satz ist erst in grotzen Umrissen fertig, er dürste seinen Höhepunkt im wuchtigen Widersachermotiv finden. Trotz allen Grübelns aber und allem Zweifel wird der Wanderer, bis er wieder im Thale landet, vom Ungläubigen wieder zum Gläubigen, so datz der Sieg des G laubens gegen Zweiflertum und alle Wider sacher den Veschiütz des Werkes bildet. Es lägt sich kaum ausdenken, zu welchen überwältigenden Alkor den hier Richard Strautz ausholen kann. Jedenfalls haben die Proben, die Strautz bisher aus dieser Sinfonie in atterintimstem Kreise am Klavier vor gespielt hat, ein Staunen hervorgerusen, das auch von musikalischen Autoritäten geteilt wurde. Die Alpensinfonie dürfte aber nur ein Erholen des Komponisten auf dem Gebiete der Oper sein, denn nach der Alpensinfonie wird wiederum eine Oper in Angriff genommen werden. Und dann, das will ich heute schon verraten, dann werden sich Reinhardt und Richard Strautz zu gemeinsamer künstlerischer Arbeit finden. äosvk U. ^urioetc. Prinr Johann Georg am Grafte Rftrahams. Gelegentlich seiner letzten grotzen Palästinareise besuchte Prinz Johann Georg von Sachsen mit siiner Gemahlin und der Prinzessin Mathilde von Sachsen das Grab Abrahams in Hebron. Prinz Johann Georg, dem der Zugang zu der Abraham- moichee durch besonderen Befehl de» Sultans ermög lich» worden war, veröffentlicht jetzt in der Heineberg- schen Intrenationalen Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik" folgend« interessante Einzelheiten: Der Besuch der Abrahammosche« in Hebron sand am 31. Oktober 1910 statt. Die Moschee beherbergt führt, die sich ihm gelegentlich einer Bierreise ange schlossen hatten. Sie wußten ihn zu veranlassen, sein Portemonnaie aus der Tasche zu nehmen, worauf es ihm von einem der Männer entrissen wurde, di« dann beide flüchteten. Da» Pottemonnaje war von hellbraunem Leder und enthielt einen Bettag von 200 "tz, darunter ein Einhundertmarkschein und 90 in Gold, eine Radfahrkarte ausgestellt vom Polizei amt Leipzig auf den Namen „Artur Siegel", ein Los der Sächsischen Landeslotterie Nr. 68 767 und eine Anzahl Postwertzeichen. Eine Beschreibung der Unbekannten vermochte der Beraubte nicht zu geben. * Opfer eines Betrügers wurden zwei auf der Durchreise begriffene Fremde. Ersterer sprach die Unkundigen in der inneren Stadt an und hatte bald hcrausgefunden, datz sie Stellung suchen wollten. Unter dem Vorwand, er sei vom Arbeitsnachweis, fertigte er sofort zwei Empfehlungsschreiben für an geblich hiesige Arbeitgeber aus und lietz sich dafür von beiden je 3,50 aushändigen, worauf er sich dann schleunigst entfernte. Später stellte es sich her aus, -atz die auf dem Empfehlungsschreiben namhaft gemachten Arbeitgeber gar nicht existierten. Der Be trüger ist etwa 24 Jahre alt. von schmächtiger Ge stalt, 1,65 Meter grotz, hat blasses Gesicht: bekleidet war er mit schwarzem Hut und graugrünem Jackett. Er bat den Eindruck eines Schreibers gemacht. * Diebereien. Gestohlen wurde aus einer Woh nung in Lindenau eine goldene Schlipsnadel: aus einer Wohnung in der Güntherftratze eine silberne Damenremontoiruhr: in einer Badeanstalt des Sü dens ein goldener Klemmer mit nach innen gerun deten Gläsern: in der Posiftratze ein „Wanderer- Rad" Nr. 184 253 und in der Eerberstratze ein „Eer- mania"-Nad, Nr. 402 401. * Mißglückter Raub. Am 22. Juni kurz nach 7 Uhr nachmittags passierte eine in Naumburg woh nende Frau den Hof des Grundstücks Nikolaistr. Nr. 6. Plötzlich trat ein unbekannter Mann, der ein Rad bei sich führte, von hinten an di« Frau heran, drückte ihr den Hals zu und versuchte ihr das Handtäschchen zu entreißen. Das ist ihm aber nicht gelungen. Aus die Hilferufe der Ueberfallenen hat sich der Räuber aus sein Rad geschwungen und ist nach dem Brühl zu entkommen. Der Täter wird beschrieben als 20 bis 22 Jahre alt, 1,75 Meter groß, schlank, hat hageres, bartloses Gesicht, war bekleidet mit abgetragenem dunklen Jakettanzug, steifem Filzhut und trug Klemmer. Verschiedene Gäste aus der Elcsaistenschenke sollen dazu gekommen sein. Es wäre erwünscht, wenn sich die Zeugen um gehend bei der Kriminalpolizei melden würden. * Verhaftungen. In Haft kam ein 20 Jahre alter Markthelfer aus Schkölen, der wegen Eigentums delikten schon bestraft ist. Jetzt stahl der Bursche aus einem Grundstück in der Markgrafenstratze ein Fahrrad und seinem Schlafkollegen zur Nachtzeit einen Geldbetrag. Das Rad wurde noch bei ihm vorgefunden. — Ebenfalls verhaftet wurde ein wiederholt bestrafter 35 Jahre alter Kutscher aus Noitzsch, der in einem Engrosgeschäft in der Ostoor- stadt in Stellung war und dort Waren stahl, die er dann in Gemeinschaft zweier kürzlich verhafteter Komplicen verschacherte. * Radsahrerunfall. In der Mcnckestratz« fuhr der 22jährige Handlungsgehilfe Curt Landgraf mit seinem Kraftzweirade beim Ueberholen in das Fahr rad des Bäckerlehrlings Richard Gunkel hinein, wobei beide zu Falle kamen. Während Gunkel mit einer leichten Verletzung an der linken Hand davonkam, wurde Landgraf am linken Beine so erheblich ver letzt, datz er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Die beiden Räder wurden stark beschädigt. * Leichenlandung. Gestern abend wurde in der Pleiße an der Arndtstratze ein unbekannter männ licher Leichnam aufgefunden. Der Tote ist etwa 35 Jahr« alt und anscheinend dem Arbetterftande an gehörig. Er hat vermutlich nur kurze Zett im Wasser gelegen. * Lot aufgesunden. Zn feiner Wohnung in der Wigandstraß« in Kleinzschocher wurde Donnerstag abend ein 50jähriger Invalide vor seinem Bette liegend tot aufgefunden. Al» Todesursache wurde Herzlähmung festgestelft. * Unfälle. Auf dem Güterböden des Bahn hofes in Plagwitz fiel gestern der 28jährig« Arbeiter Adolf Mützlaff durch eigenes Verschulden auf die eiserne scharfe Kante der Rampe und verletzte sich dabei die Schienbeine so erheblich, datz er im Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden mutzte. — In der Süd st ratz« kam gest«rn ein 37jährige Tischler beim Abspringen von einem im Gange befindlichen Straßenbahnwagen zu Fall und verletzte sich dabei im Gesicht so erheblich, datz er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. * Grotzdeuben, 22. Juni. (Eemeindeange- l e g e n h e i t e n.) Ucber die Anschaffung eines Leichenwagens in Gemeinschaft mit der Nach bargemeinde Probstdeuben wurden vom Ge meinderate endgültige Beschlüsse gefaßt. Zur Be schaffung eines Heims für alleinstehende Veteranen wurde ein einmaliger Beitrag bewilligt. — Dein Landespensionsverband der sächsischen Ge meinden tritt man vorläufig nicht bei. — Als Er satzmann für die fünfte Klasse der Gemeinderots wähler wurde Zimmermann Hermann Jahn gewählt. — Nach einer Zuschrift der Aufsichtsbehörde ist die Gemeinde bis Ende 1912 vom Körgesetz befreit. * Engelsdorf, 22. Juni. (Fluraustausch. — Vertretungen.) Mit dem beantragten Flur austausch zwischen den Gemeinden Mölkau und Engelsdorf erklärte sich der hiesige Gcmstnderat ein verstanden. — Zur Vertretung zweier Lehrerstellen sind die Herren Johannes Engelmann und Willy Hennig als Vikare der hiesigen Schule zugewiesen worden. * Sommerfeld, 22. Juni. (Neuer Personen ¬ zug n a ch L e i p z i g.) Die Sächsisch« Staatsbahn- verwaltung läßt jetzt versuchsweise einen neuen Per sonenzug früh kurz nach 6 Uhr von Dorsdorf aus nach Leipzig verkehren zur Entlastung der übrigen Früh züge mit vorwiegend starkem Arbeiterverkehr. Der Zug fährt ab in Borsdorf früh 6 Uhr 7 Min., in Sommerfeld 6 Uhr 13 Min., Paunsdorf 6 Uhr 19 Min., an Leipzig 6 Uhr 28 Min. Bei nicht genügend starker Frequenz wird der Zug wieder ein gezogen. Sus Sscklen. Dresden, 23. Juni. * Der Arbeitsnachweis des Landeskulturrats hat nunmehr auch die Vermittelung von zur Reserve ent laßenen Mannschaften als landwirtschaftliche Arbeiter usw. übernommen. Diejenigen Landwirte, die in die sem Herbste einen oder mehrere Arbeiter und Ge hilfen einzustcllen beabsichtigen, wollen dem Arbeits nachweise des Landeskulturrats, Dresden-A., Lüt- tichaustr. 31, pt., unter Angabe des zu gewährenden Lohnes und der zu verrichtenden Arbeiten sofort ent sprechende Mitteilung zugehen lasten Die Vermitte lung erfolgt für beide Teile kostenlos. * Selbstmord eines Offiziers. Gestern vormittag erschoß sich in seiner Wohnung der Major z. D. Georg Allmer infolge langwieriger Krankheit. Der un glückliche Offizier stand früher beiin 1. Fußartillcrie- regiment Nr. 12 in Metz. * i. Chemnitz, 22. Juni. (In eine Lohnbewe gung eingetreten) sind die hiesigen Möbel packer und Transportarbeiter. Sie verlangen eine tarifliche Festlegung ihres Lohnes und der Arbeits zeit. Bisher erhielten sie einen Stundenlohn von 30 bis 40 Pf. Die Unternehmer lehnten die Forderun gen ab. Eine stark besuchte Versammlung der Ar- die Gruft des Patriarchen, der als Khalil, Freund Gottes, besondere Verehrung auch im Islam genießt. Die Moschee ist eine großzügige, ursprünglich dy- zantische Süulenbasilika mit drei Schiffen und dop pelter Vorhalle, deren ursprünglick-e Form infolge islamitichen Umbauten freilich nicht leicht erkennbar ist. Vieles verdecken Marmorverkleidungen und Fay- enceocrtäselungen. Die Entstehuiigszeit ist etwa das 6. oder 7. Jahrhundert, da gleiche Säulen wie hier sich an justinianischen Bauten Jerusalems finden. Die äußere Ummauerung jedoch deutet auf die herodinische Zeit hin. Die Kreuzfahrer haben die Kirch« dann im 12. Jahrhundert eingewölbt. Eine Inschrift weift auf die Zeit um das Jahr 1000, di« islamitische Kanzel aus das 13. Jahrhundert, die Grabmäler Abra hams und der Sarah auf das 14. Irrhrchundert, ebenso die in der äußeren Vorhalle stehenden des Isaak, der Rebekka, des Jakob und der Lea. Die Gruft Abrahams selbst, die unter der Moschee liegt, war für den Verfasser unzugänglich, wie dem Prinzen denn auch nicht gestattet wurde, photogra- phijcl)« Aufnahmen zu machen. Di« den Prinzen Jo hann Georg begleitenden nrohammedanisck)en Geist lichen berichteten ihm allen Ernstes von einer Grab sch r ist, die Es au seinem Vater Isaak gesetzt haben sollte. Wie Prinz Johann Georg von Sachsen in seiner Veröffentlichung tveiter mitteilt, hab« man seinem und Sem Prinzessinnen-Besuche in Jerusalem nicht oh"c Bangen entgegengesehen, da die Bevölkerung von Hebron als besonders fanatisch gelte. Es sei denn auch am Tage vor seiner Ankunft unter Trom petenschall auf den Straßen und Plätzen verkündet worden, die Bevölkerung solle den Bruder des Königs von Sachsen freundlich aufnehmen. Dieser Auffor derung sei man denn auch allgemein nachgekommen. Ntan hatte sogar in der Abrahammoschee für Pan toffel Sorge getragen, um dem Prinzen und den Prinzessinnen das übliche Ausziehen der Schuhe beim Betreten des Heiligtums zu ersparen. Beim Durch wandern des Basars drängten sich die Ortsbewohner den fürstlichen Besuchern in freundlicher Weise ent gegen. Von feindlicher Stimmung war nichts zu merken, es herrschte vielmehr überall Festesfreude. Teure Niehfchr-Sriefe. Wir erhalten aus Weimar folgende Zuschrift, kür die wir die Verantwortung der Belfasterin selbst überlasten müssen: Sehr geehrte Herren! In Ihrer geschätzten Zeitung finde ich die Notiz, datz ich vom Schöffengericht zu Jena wegen Beleidi gung zu 100 Strafe verurteilt bin. Dieses Urteil, das auf unvollständiger Kenntnis der Tatsachen zu beruhen scheint, ist auch noch irrtümlich ausgclegt worden, wcshalb ich um die nachfolgende Berich tigung bitte. Zwei längst gedruckte Nietzsche-Briefe wurden mir direkt und indirekt durch Freunde ungefähr siebenmal »um Kauf angeboten, von drei miteinander verbün deten Personen, darunter Frau Frankenstein, und so gar von einer fingierten Person mit verstellter Hand schrift. Einer der hauptsächlich beteiligten Zeugen, Pros. Dr. Eocht, erklärte, „daß seiner Üeberzeugung nach mit den Briefen ein abgekartetes Spiel getrieben worden wäre, um möglichst viel Geld aus ihm oder mir herauszuschlagen". Immer waren es dieselben Verkäufer und dieselben Briefe, für welche ein unge heuerlicher Preis verlangt wurde, weshalb ich de»z Ankauf jedesmal auf das bestimmteste ablehnte, zu letzt am 14. Juli 1910. Trotzdem sandte mir Frau Anna Frankenstein 10 Tage später, unter einem noch nicht aufgeklärten Vorwand, diese beiden von mir siebenfach abgelehnten Briefe in eine entlegene Berg einsamkeit mit dem Verlangen, ihr dafür den Kauf preis von 2000 <R zu schicken. Dieser Preis ist un- gefähr das Zehnfache, was jetzt für Nietzsche-Auto graphen, wie z. B. neulich in der Auktion bei C. Börner in Leipzig, verlangt wird. Darauf schickte ich diese bereits siebenmal abgelehnten Briese mit Protest zurück und nannte die Zusendung eine Zu dringlichkeit. Dafür verlangt das Schöffengericht, datz ich 100 .1t Strafe bezahle. Es ist sogleich gegen dieses mir und anderen unverständliche Urteil Berufung eingelegt worden, überdies habe ich der Staats anwaltschaft die Angelegenheit »zur Aufklärung über geben. Hisabotb I'ör-ster-Niotrsdts ktvb. Nivttsobo. G * Ueber da» Befinden de» Hofrats Anton Hart mann, Direktors der vereinigten Leipziger Schauspiel häuser, sind seit einigen Tagen in der Stadt Gerüchte verbreitet, die stark übertrieben sind. Hofrat Hart mann hatte sich vor etwa fünf Wochen zur Kur nach Kistingen begeben, die ihm aber nicht gut bekommen ist. Er mutzte deshalb noch eine Nachkur machen, der er sich in der Kuranstalt des Dr. Teklenburg bei Altenburg unterzieht. Ein Anlatz zu irgendwelchen Befürchtungen liegt nicht vor. Der Erkrankte dürfte in einigen Wochen wiederhergestellt sein. 40 ova Franken Uebersetzungshonorar, bas größte Honorar, das wohl je für eine Uebersetzung gezahlt worden ist, ist Marcel Prevost für die Üebertra. gung des „Gefährlichen Alters" der Karin Michaeli« ins Französisch« b«willigt worden. — Weggeworfenes Geld, dieses unnütze Buch auch noch anderen Nationen zu bescheren. Wieviel gute Bücher hätte man für 40 000 Franken den Franzosen übersetzen können! * Der Kilnstlerverein Akademia veranstaltet in der Zeit vom 25. Juni bis 10. Juli in der Aula der Kgl. Akademie für graphische Künste und Buchge. werbe, Wächterstratze 11, eine Ausstellung von Arbeiten jetziger und ehemaliger Mitglieder. Di« Ausstellung ist täglich geöffnet von 10—12 und 2—5 Uhr. * Kunstchronik. Der Maler Cchulze-Rose verkaufte an einen Leipziger Kunstfreund ein Bild „Die Spieler". Wie uns mitgetcilt wird, soll das Bild in einem der Oeffentlichkeit zugänglichen Raum unter gebracht werden.
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