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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.06.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110630024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911063002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911063002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-06
- Tag 1911-06-30
-
Monat
1911-06
-
Jahr
1911
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Bezugs Prer- D»»u<dia»»» «n» »« d—ttchen KÄmt»» »»««»OShrl. ».«i »r.. «on»tl. IMMt. «»»schl^ P,ftd»ft«lla»ld 8»r»rr t» vel«»«», Dänemark, d»» Donaultaat»», dt»It»». Lneerndura. Vktederland«, N»r» »«»»». O»st«n«tch-U»»ar», Nu-land, Schweden^ SchweU »-kpant«». 2» oll»» Rdilg«, Staat»» «o, dti«N »»ich dt« T«IchLk1»N»ll» d— Blatt»» »r-Lltttch. Dx L«t»,ro», LazidlaN «rlch»r« »mal tllotlch. k»»»- » S,»,«»,, »», «ar,»»». U»o»»»»w»t»-U»»ad«« 2»tz»»»i»,«ll« 8, t»t »»>»»»» Irü««r». gUtal»». Sp»dttr»r»n >»»«tzw»>«ll»», I»«r« BaKSmteni,»d Brt»ItrL,rr». Gt»«»t»»rta»I»»r««» »G. Abend Ausgabe. MpMcrTagMaü rel.-Anschl.il««» rel.-Anschl.il««» Ämtsölatt -es Aates mrd -es Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Luzelge»-Preis m» su««- « s^pr- »«» u«a«»«- »— li»«m,» P«tt»«u« »Pkl^— »l«rl«w— itt>« l vrr.: o»» a»,wZit, R Ps, Si«Nai»»n IÄ) Nk..' 8»!»rat« »»» B»hötd»» km m»t- l>4»» r»tl u. P'ttyktl« so Pi. t»«IchLsi»anjet,«n mit Platvorlchnstr»». I» v«r Nb»»dau»gab» u» Pr»tl« «rhtht. «adatt nach Tarifs B«Ua,r,«»»Lk velamt- auslag« S ML ^l^ml«nd^«^kl. V,Ikg«bthr. 8«st«rk»kk- Anstiäg« könnt» »ich« «arllck» a«>o,«n w«rd«n. Für da» Lilch»i»«» «» -«stimmten lag»» and Platz«» wird k«t»« Larantl« It»rnomm«». «n,»k,»»-Annah»«: I»h»»»t»»«fi« tz^ b«t iämtlich«» gtttal«» ». allrn Annoncr»- En>«diti»n«a d«» In- »nd Ausland«« In— an» v« l«, »x ttrt»,ig« r.^» Statt»» E. V»l^ Inhaber: Va»l Kiest»». Med«kN»» »ud G«lchIft»ft,I«i Iohanntsgail« L -a»pt»8ilial« De«»d»n: Stestrah» < l lle>«ph»n Nr. I7S frelistz, üen 20. Juni lSll los. Zshrgsng. Die vorliegende Ausgabe umsaßt 6 Seiten. MsrokksnMes. Au» Tanger kommt di« überraschende Kunde, daß General Moinier, der Obfrbesehlshaber der französischen Truppen in Marokko, demnächst mit sei nen Soldaten nachderEchaujazurückkehren werde. Ob der Rückzug de» Generals aus Fez darauf zurückzuführen ist, daß man in Frankreich di« „fried liche Durchdringung" Marokkos als vollendet be trachtet, oder ob diplomatische Einwirkungen diese Massnahme des Generals verursacht haben, lassen wir zurzeit dahingestellt. Wahrscheinlich dünkt uns jedenfalls die Annahme, daß die französische Negie rung. die jetzt mit der innerpolttischen Lag« Frank reichs mehr als genug zu tun hat, eine Erschwerung ihrer internationalen Situation vermeiden will, und daß sie deshalb den Befehl zum Rückzug an Moinier hat ergehen lagen. ' Die Zukunft wird lehren, ob dieser Entschluß in der Kissinger Konferenz zwischen dem Staatssekretär des Auswärtigen von Kiderlen- Wächter und dem französischen Botschafter Cambon vo» bereitet worden ist. Auf der anderen Seite zieht Frankreich stärkere Saiten gegenüber Spanien auf, das sich in Elksar immer mehr häuslich niederläßt. Frank reich will offenbar dem ihm unangenehmen Rivalen jede Möglichkeit nehmen, sich in Marokko festzusetzen, weil er dieses Land als französische Domäne be trachtet. Zur Erreichung seines Zwecks hat sich Frank reich englischer Unterstützung versichert und hat da- mit auch bereit« den Erfolg gehabt, daß die englische Regierung zum zweiten Mal« Borstellungen an das Madrider Kabinett gerichtet hat. Der Erfolg dieser Mahnungen bleibt allerdings noch abzuwarten. Aus alledem geht indes hervor, daß durch den ange- kündigten Rückzug Moiniers die Schwierigkeiten in Marokkos durchaus noch nicht behoben und. Voraus sichtlich wird vielmehr während der ganzen Sommers zeit das Thema Marokko nicht aus den Spalten der presse verschwinden. Uc >er die letzten Vorgänge im Scherifenlande unterrichten folgende Depeschen: Paris. 30. Juni. lEig. Drahtmeld.) Aus Tanger wird gemeldet: Gene^i! Moinier habe bereits den Rückmarsch der französischen Truppen nach der Sckmuja ins Auge gefaßt: er glaube, daß er mit dem Hauptteil seiner Mannschaft gegen den 1ü. August in Easablanca wieder eintreffen werde. Der Rückmarsch wird staffelweise vor sich gehen. Es heißt, daß der Oberbefehl über die scherifischen Truppen dem Oberst Gouraud anvertraut werden wird. Von den in den französischen Marschkolonnen dienenden 120 Offizieren haben nur sieben sich bereit erklärt, der Militärmission zugeteilt zu werden. Paris, 30. Juni. sEig. Drahtmeld.) Aus Fez wird unter dem 26. d. M. gemeldet, daß General Moinier in El Hajeb eingerttckt ist, ohne auf Widerstand zu stoßen. Paris, 30. Juni. sEig. Drahtmeld.) Nach einer Preßmeldung aus Fez hat der dortige spanische Konsul von dem spanischen Gesandten in Tanger den Befehl erhalten, die Hauptstadt zu ver las s e n. Vari», 30. Juni. (Eta. Drahtmeld.^ Aus Elksar wird gemeldet, daß der französische Konsularagent wegen der von den spanischen Truppen bei Errichtungeiner Telefunken- station zum Nachteil eines französischen Schütz lings verübten Besitzstöruna Beschwerde erhoben hat. Die Beschwerde blieb jedoch erfolglos. Ferner wird Klage darüber geführt, daß spanische Han- delsleute unter dem Vorwand der Verprovian tierung ihrer Truppen allerlei Waren, besonders Tabak, einschmuggeln und so die Zollverwal- tung, vas Tabakmonopol mrd di« eingeborenen Kauf leute schädigen. Paris, 30. Juwi. sEig. Drahtmeld.) Wie der „Agence Haoas" aus La nasch vom 27. Juni ge meldet wird, schifften die Spanier 62 Mann und ewa 100 Kisten Patronen sowie 60 Kisten Granaten aus, die für Elksar bestimmt sind. — Aus Elksar wird vom folgenden Tage gemeldet, daß Oberst Sylvestre mit 200 Infanteristen und 100 Reitern an den Lukkofluß einen Erkundungsmarsch macht«, der als eine Vorbereitung zu dem Vormarsch auf Uessan angesehen wird, der unmittelbar bevor steht. Die Bergstämme erklären, daß sie sich dem Vordringen der Spanier widersetzen werden. Paris, SO. Juni. sEig. Drahtmeld.) Der „Mcrtin" meldet aus London, daß die englische Re gierung, deren erste freundschaftlichen, aber ener gischen Vorstellungen wegen der Besetzung von Elksar durch die Spanier in einer nicht durchaus befriedigenden Weis« beantwortet worden seien, neuerliche Vorstellungen an das Ma drider Kabinett gerichtet hab«. Aus üem Programm Lalllaur'. Außer den bereit» gemeldeten Einzelheften aus der Programmerklärung der Regie rung wird diese die sofortige Einbringung eines Gesetzentwurfes antündigen, durch di« die Ab grenzung des Weinbaubezirks aufgehoben wird. Die Regierung wird di« feste Absicht bekunden, dafür Sorg« zu tragen, daß das Gesetz über die Ruhe gehälter der Arbeiter zu dem vorgesehenen Termin in Kraft tritt. Die Eisenbahngejellschaften sollen ersucht werden, ihrem Personal ein Statut ähnlich dem für die Beamten zu geben. Die Regie- rung wird Mittel suchen, um die staatliche Kon trolle über die Eisenbahngesell- schaftenzu verstärken, und Len festen Entschluß be kunden, die Achtung vor dem Gesetz und das normale und regelmäßig« Funktionieren der staatlichen Dienst zweige zu sichern, di« Aufrechterhaltung der Disziplin zu fordern und zu verhindern, daß das Leben der Nation beunruhigt werde. Wetter ver spricht die Regierung, daß sie den ökonomischen Aufschwung Frankreichs fördern und die nationale Rüstung besonders der Häfen vervoll ständigen werde. Außerdem wird die Erklärung den üblichen Satz über die auswärtig« Politik Frank reichs enthalten, die andauernd sich auf die Allianz und wertvolle Freundschaften stützt. Die Regierung wird ihre Sorge für die Armee und Marrn« be tonen mrd an die Notwendigkeit erinnern, im Parla ment das vorliegende Flottenprogramm zu erledigen. Paris, 30. Juni. sEig. Drahtmeld.) Der von den Gruppen der Linken zur Prüfung der Wahl reformvorlage eingesetzte Ausschuß hat, wie eine nach der Sitzung ausgegebene Note besagt, diese Frage im Geiste der republikanischen Einig » ng erörtert und beschlossen, eine in diesem Sinne gehaltene Tagesordnung einzubringen. 8. Kongretz üer GemerklchsftenDeutlchlsnüs. 8g. Dresden, 29. Juni. In der heutigen Sitzung wurde die Diskussion über da» Koalitionsrecht und den Barentwurf zu« Strafgesetzbuch fortgesetzt. Gemeindearbeiter Mohs (Berlin) wies darauf hin, daß in der Praxis schon jetzt Las Koalitionsrecht eingeschränkt werde, mit der geplanten Reform, namentlich mit dem 8 18«, würde aber geradezu eine Diktatur des Unternehmertums er richtet. Di« Städte fordern ihrerseits volle Selbst verwaltung, verweigern sie aber ihren Arbeitern. In einer Reihe von Städten wird den Arbeitern offen die Alternative gestellt, der Organisation fernzu bleiben oder entlassen zu werden. (Hört, hört!) Man will den l^meindearbeitern das Streikrecht nehmen, und niemand denkt daran, ihnen dafür Ersatz zu leisten. Ich appelliere an die gesamte Arbeiterschaft, den Gemeinde- und Staatsarbeitern in ihrem schweren Kampf um das Koalitionsrecht beizustehen. (Lebh. Beifall.) Landarbeiter Schmidt (Berlin): Die Landarbeiter stehen noch unter dem reaktionären Landesgesetz. Ein direktes Koalitionsverbot existiert für die Land arbeiter nicht. Treten Sie daher auch ein für die Rechte der unterdrückten Landarbeiter. (Lebh. Bei fall.) Seemann Paul Müller(Berlin) erhebt scharfen Pro test gegen das geplante Ausnahmegesetz und fordert im Namen der deutschen Seeleut« volles Koalitionsrecht, insbesondere, da sie der politischen Rechte ermangeln. (Stürmischer Beifall.) Nachdem noch Janschke (Gladbeck) für die Berg arbeiter gesprochen und auf den Zechen terrorismus hingewissen hatte, wurde die Weiterverhandlung auf Freitag ver tagt. palitilche Nachrichten. Dao Kaiserpaar iu Kiel. Kiel, 30. Juni. (Eig. Drahtmeld.) Der Kaiser begab sich vor 8 Uhr an Bord des „Meteor", um an der Wettfahrt des Kaiserlichen Jachtklubs und des Norddeutschen Regattavercins von Kiel nach Travemünde teilzunehMen. Mit ihm gingen die Herren des Gefolges und Vizeadmiral a. D. v. Barandon an Bord. Der Start der großen Jachten fand um 9 Uhr beim Strande statt. Die kleinen starteten von 6 Uhr ab bei Heikendorf. Die Kaiserin begab sich mit der Prinzessin Viktoria Luise an Bord der „Iduna", um- eine Segel partie zu unternehmen. Das Wetter ist regnerisch. Weitere Protestversammlung gegen Iathos Absetzung. Berlin, SO. Juni. (Prio.-Tel.) In Char- lottenburg ist gestern von den Freunden evan gelischer Freiheit der Trinitatisgemeinde eine Protestversammlung abgehalten worden, die sich gegen di« Absetzung des Kölner Pfarrers Iatho richtet. Der Fall Iatho interessiert diese Gemeinde besonder», weil auch der von ihr neugewählte Pfarrer Devanne wegen Irrlehre denun- ziert worden ist. Am 4. Juli soll eine weitere Versammlung abgehalten werden, in der Iatho vor aussichtlich persönlich sprechen wird. Aus dem englischen Parlament. London, 30. Juni. (Eig. Drahtmeld.) Das Oberhaus macht« gestern in der Beratung der Velobill keine wesentlichen Fort schritte. Schließlich wurde 8 1 mit verschiedenen Amendements, die die Regierung teilweise bekämpfte, angenommen. London, 30. Juni. (Lig. Drahtmeld.) Das Unterhaus setzte gestern die Debatte über das Seeprtsengesetz fort. Voraussichtlich wird die Debatte nicht vor Montagabend zu Ende geführt werden können. Der Seeleutestreik. London, 30. Juni. (Eig. Drahtmeld.) Der Aus- stanv der Seeleute führte gestern in Liverpool zu großen Schwierigkeiten hinsichtlich der Wegschafiung der aus Amerika und Kanada dort eingetrofsenen Nahrungsmittel. Große Mengen rcn Käse, Speck. Schmalz und Butter, die in Kisten auf d m Kais des Nordhafens lagern, können nämlich nicht fortgeschafft werden, da die Fuhrleute von den aus- stänoigrn Hafenarbeitern daran gehindert wrrden. Die verfügbaren Vorräte der Kaufleute, besonder» in Käse und Speck, sind zurzeit sehr gering. Die aus- ständigen Seeleute beschloßen, den Dampfer- verkehr der White Star Line innerhalb vnd außerhalb des Hafens mit der Begründung zu unterbinden, daß die Gesellschaft das Abkommen nichr ehrlich halte. Zur Demission des spanischen Ministers de» Inner». Madrid, 30. Juni. (Eig. DrahtmeldZ Der M i» nister rat hat die Demission des Ministers des Innern Ruiz Valarino angenommen und zu seinem Nachfolger den bisherigen Justtzminister Barr eso ernannt. Mit dem Justizportefellille ist Ministerpräsident Eanalejas endgültig betraut worden. — Die Regierung hat in Rom um dar Agrement für den früheren Finanzminister N e v a r r o - Re v e rt e r als Botschafter beim päpst lichen Stuhl nachgesucht. Das portugiesische Trennungvgesetz. Lissabon, 30. Juni. (Eig. Drahtmeld.) In der gestrigen Sitzung der Nationalversammlung erklärte der Minister des Aeußern auf ein« Anfrage wegen Anwendung des Trennungsgesetzes a u f A u s l ä nd « r, daß hinsichtlich der ausländischen katholischen Gemeinschaften, die gegenwärtig in Portugal bestehen, der vor dem Trennungsgesetz geltende Zustand aufrechterhalten bleiben werd«. Die Türkei und Montenegro. Konstantinopel, 30. Juni. (Eig. Draht neld.) Der montenegrinische Geschäftsträger Hatte eine tangere Unterredung mit dem Minister des Aeußern R : faat Pascha über die Lage der Beziehungen zwischen der Türkei und Montenegro. Wie verlautet, verlangte der G schäftsträger Auf- klärung über die neuerliche Zusammen- ziehungtürkischer Truppen an der Grenze, besonders ober die Entsendung der Red'sdivision von Angora an die Grenze und die Mobilisierung von Redifs zweiter Klasse in Ferisewitsch. Rifaat Pascha soll geantwortet haben, die Türkei beabsich tige nicht, Montenegro anzugreifen, Die ichäne Gtjelirn;. 23s Roman von T. Tschürnau. lNu hüriirt oer-oten.) „O, ganz außerordentlich nötig", lächelte die schöne Exzellenz. „Sie hätten Liese klein- Matuskv vor gestern bei der Generalprobe 'ehen müssen. Entsetz lich geschmacklos! Ein Kleid, das, wenn iH es mit irgend etwas verglerck^n soll, einem grauen Sack ähn lich sah! Ich meinte im ersten Augenblick, die Baro nin habe in einem ihrer unberechenbaren Anfälle von allgemeiner Menschenliebe die Sonne ihrer Knaben zur Mitwirkung ausgefordert. Aschenbrödel vor der Verwandlung! Natürlich batte Lotti ein halbes Dutzend Anzüge für ihren Schützling bestellt — „Aus eigenen Mitteln?" fragte di« Erlau. Die schöne Exzellenz zuckte die Achseln. „Das weiß ich nicht, sagte sie, „glaube es aber kaum. Solche Ausgaben wurden Lottis Budget zu sehr belasten. Die Börse des Grafen Gülzow wird wohl herhalten müßen. Sie sehen also, meine Teure, daß er allen Grund hat, sich ür Liesen neu entdeck- ten Diamanten zu interessieren, da erlitt die an gemessene Fassung desselben zroßmütige sorge trügt. Pauverettel Es ist eigentlich eine Grausamkeit, tze in diese Kreise einzufüyren, in denen sie später doch nicht wird leben können." „Außer etwa, wenn sic eine recht brillante Partie macht", warf Frau von Erlau ein. „Bei dem Auf sehen, bas sie durch ihre reizende Erscheinung macht, wirb es trotz ihrer Armut an Bewerbern nicht fehlen. „Meinen Sie?" fragte die chön« Exzellenz lässig. „Unbedeutende, kleine Person", dekretierte der Prinz, „kam neben Ihnen gar nicht zur Geltung, Exzellenz!" „Venus und Psyche", lispelte Herr von Erlau. „Ein recht unaalantes Bild, mein Freund", lachte seine Gattin. „Es erinnert daran, daß die schaum entstiegene Göttin unter anderen Eigenschaften auch die hatte, eine böse Sieben zu sein. — Dem Himmel sei Dank, da ist dieser endlose Walzer vorüber! Und hier bringt Graf Gülzow uns seinen lieblichen Schütz ling! Ich bitte, Komtesse, fetzen Eie sich «in wenig Au uns. So! Wie reizend frisch und kühl Eie aus sehen! Ja, di« köstlichen siebzehn Jahre! Solche Extravaganzen dürfen wir uns nicht mehr gestatten!" Gülzow zog die Stirn« krau», und Prinz Tertfcha- koff schleuderte Wutblicke auf die Berbrechertn, die an dieser ganz wirkungslos obprallten und nur da» Resultat hatten, den schüchternen Gemahl der Dame von seinem Posten zu vertreiben. Die einzige Ahnungslose war Sascha. „Sie tanzen recht nett" sagte die schöne Exzellenz zu ihr mit einer Freundlichkeit, die wieder einen star ken Beigeschmack von Herablassung hatte. „Sie haben Tanzstunde gehabt?" „Im vorigen Sommer!" plaudert« Sascha mit jener allerliebsten Naivität, di« allem, was sie lagt«, einen so eigenen Reiz gab. „Tante Dina hatre in dem Nachbarstädtchen einen alten Tanzlehrer aus findig gemacht, der zweimal wöchentlich nach Klein- Bresa herauskam. Außer den Töchtern des Pastor» und des Eutsinspektors nahmen an der Tanzstunde nur noch meine beiden Vettern teil, die eben zu den Hundslagsferien daheim waren. Die beiden revol tierten manchmal, dann mußten wir ihnen gute Worte geben oder sie mit Gewalt herbeiholen." „Wie idyllisch!" spöttelte Prinz Tertschakoff in jenem schleppenden, arroganten Tone, der schon an sich das, was er eben sagte, zu einer Beleidigung machte. „Es wäre ein hübscher Borwurf für ein Genre bild. Ein alter Tanzmeister in Niederschuhen, mit der Geige im Arme, dazu ein halbes Dutzend sehr junger Dämchen und zwel widerwillige Kadetten oder Gymnasiasten, die »on d«n tanzlustigen Backfischen mrt Gewalt herbeiaeschleppt werden. Wirklich gar nicht übel! Man ionnte das Bild „Vergnügen auf dem Lande" nennen!" Sascha sah ihn groß an. Er hatte ibr vorhin schon mißfallen, als er sich ihr vorftellen lieg, und er miß fiel ihr jetzt noch mehr. Sie begriff, daß es seine Absicht sei, sie lächerlich zu machen, und Laß Gülzow für sie eintrat, als er sagt«: „Gewiß, Durchlaucht, das gäbe ein prächtiges Genrebild, dessen Anmut schon durch die Gestalt meiner Cousine verbürgt wäre. Da« heiter« Leben auf unseren feudalen Schlößern würde gar manchen großen Maler überreich mit künstlerischen Motiven versorgen, wenn den Herren nur Gelegenheit geboten würde, e« beobachten zu können." „Auch wären solche Stoffe ganz entschieden packen der al» die trivialen Szenen aus dem Salonleben, mit denen die Kunstläden jetzt geradezu überschwemmt werden", setzte di« kriegslustige Erlau hinzu. „Diese Motive, bei denen Damenroben und Zimmerausstat- tunaen alles, die Menschen nichts sind, können doch wahrhaftig nichr für künstlerisch gelten." Die schöne Exzellenz sah gelangweilt aus. ,,Für das Landleben muß nan, glaube ich, prä destiniert sein", sagte sie kühl. „Ich könnte es an einem solchen weltverlorenen Erdenwinkel nicht drer Tage hintereinander aushalten. Ich brauche geistige Anregung, Verkehr, Menschen, die mir an Bildung gleichstehcn, Gedankenaustausch —" „Das alles würden Sie rn jenem weltverlorenen Erdenwinkel, aus dem ich komme, ganz ebenso als hier gefunden haben", erwiderte Sascha kurz und be stimmt. „Ah, wirklich? Sie sind so bescheiden in Ihren Ansprüchen, Komtesse, icy bewundere Sie! Ich an Ihrer Stelle würde es nrcht in dem nämlichen Maße gewesen sein!" „Das erklärt sich aus dem Altersunterschied", schob Frau von Erlau lächelnd ein, „man wird anspruchs- voller mit den Jahren." Die schön« Exzellenz ließ den Einwand ihrer lieben Freundin unbeachtet. .»Ich gestehe Ihnen ganz osten, daß meinem Ge selligkeitsbedürfnis Li« Pastors- und Inspektorstöchter nrcht genügt haben wür-en", jagte sie in demselben nachlässig ipöttischen Tone. „Für eine ,unge Dame Ihres Ranges war das doch eigentlich ein recht merk- würdiger Umgang, der sich eben nur dadurch erklären läßt, daß Ihnen dort gar keine Wahl blieb." In Sascha regte sich die Kampflust immer heftiger: sie blitzte in ihren dunklen Augen auf, die sich fest und stolz auf die schöne Exzellenz -ichteten. „Da irren Sie, gnädige Frau", sagte sie höflich kühl. „Ich würde unter Hunderten von jungen Damen gerade diese zu meinen Freundinnen gewählt haben. Selbst jetzt, wo sich mir Gelegenheit bietet, Vergleiche anzustellen, haben sie in meinen Augen nichts von ihrem Wert verloren." ,,Ueber Ansichten läßt sich nicht streiten, und dt« Ihrigen werden sich wohl mrt der Zeit noch klären", erwiderte die schöne Exzellenz. „Was haben Sie eigentlich dort drüben den lieben langen Tag gemacht, Komtesse?" „Sie hat Freud« gemacht, Exzellenz, die passendste Beschäftigung für «in« lieoenrwurdige junge Dam«", schob Gülzow ein, der gar zu gern di« Katastrophe aogewandt hätte, die er fürchtet« und aus die Frau von Erlau und der Prinz sich heimlich freuten. „Ein sehr weiter Begriff!" lachte die schön« Er- zellenz. „Wem Freud« gemacht? Der Erzieherin wohl? Wenn ich nicht irre, A Komtcße Matuska eben erst den schützenden Fittichen der Gouvernante entschlüpft." „Wenigstens vor ganz kurzer Zeit", erwiderte Sascha, und ihre Miene sagte deutlich, wie wenig das Examen ihr konvcnierte, das die schöne Exzellenz mit ihr anstellte. Magda Vandeeren nahm keine Rücksicht darauf; sie behandelte Sascha nach wie vor als Kind, das man neckt, um sich und andere dadurch zu amüsieren. „Haben Sie viel lernen müßen?" fragte sie leichthin. Sascha stand auf. „Ziemlich viel, gnädige Frau", sagte sie und sah dabei genau so hochmütig aus wie die schöne Exzellenz selbst. „Man hat mir unter anderem auch allerlei Uber die Anforderungen des guten Tones gesagt. Es scheint mir aber, daß darüber hier andere Ansichten herrschen. Einiges, was man hier für vereinbar hält mit höf licher Sitte, würde in Klein-Bresa nicht dafür ge golten haben. Darf ich Sie bitten, mich an meinen Platz zurückzuführen?" Graf Gülzow fühlte, wie des jungen Mädchens Arm in dem seinen bebte, als er sie durch den Saal zur Frau Lotti geleitete, die lebhaft mft einigen Herren plauderte. Er zog sich einen Stuhl neben den feiner hübschen Cousine. „Sie haben sich tapfer gewebrt, kleine Heldin", sagte er mit einem Versuch, die ganze Sache in» Scherzhafte zu ziehen. „Das tue ich stet», wenn man mich ungerechter weise angreift", sagte sie mit zornblitzenden Lugen. „Aber warum griff man mich an? Warum suchte man mich zu beleidigen? Ich verstehe da» nicht! Können Sie es mir erklären?" Gülow war in Verlegenheit; er billigt« das Be nehmen verschönen Exzellenz durchaus nicht und hätte doch gern Mittel gefunden, es zu «ntfchnldigen. Nehmen Eie da» nicht so schwer, Emrstnchen", riet er lächelnd. „Der Prinz isi ein rücksichtsloser Patton, der in wenigen Tagen wieder von der Bildfläche ver schwinden wird. Und Frau von Landeeren — nun, sie ist eine verwohnt« Schönheit, di« alle» für erlaubt hält, weil ihr alle» gestattet vttd." Saschas kriegerische Haltung drückt« sehr d«»tlich aus. das, sie selbst der Dame p> «eitgehenide Recht» durchaus nicht zuerkenne. (Fortsetzung in der Mor-enauvgaVe7
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