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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.03.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140317021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914031702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914031702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-17
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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Seite 2. Nr. l38. ttveno-nusgavr. ii.sterrat ist noch um Mitternacht zulammengetreten, um über die Entlassung Taillaux'zu beraten. Der Kabinettsrat dauerte bi» 2 Uhr nacht». Die Be» stürzung der Minister war sehr groß, al» die Nach richt vom Ableben Talmette» eintraf. Di« Kabinetts- Mitglieder waren au» allen Richtungen zusammen gerufen worden. Um 8 Uhr hatte bereit» Taillaux dem Ministerpräsidenten Kenntnis von dem Anschlag gegeben. Die einzelnen Minister waren bereits um 11 Uhr am Quai d Orsay, mutzten aber auf Doumer- gue bis um Mitternacht warten. Der Ministerrat machte den Versuch. Eaillaux zu bewegen, seine Ent lassung zurückzuzichen. Dieser blieb jedoch fest und wies darauf hin, datz an dem Tage, wo er als Mi» nister wieder vor die Kammer treten würde, ihm von den Bänken der Opposition der Ruf „Mörder" entgegengeschlcudert werden würde. Taillaux war während des Ministerrates in seiner Amtswohnung. Der Handelsminister suchte ihn während der Beratung wiederholt aus, doch blieb Caillaur bei seinem Ent schluß. Im Lause der Nacht wurde der Deputierte Painlevc zum Ministerrnt berufen. Es ist in Aussicht genommen, »hin das Kriegsministerium zu übergeben, während der jetzige Kriegsminister das Finanzministerium übernehmen soll. politiletie UeberlieM Wehrbeitrag un- Kriegsfteuer. Es ist bereits widerleat worden, daß fremde Regierungen durch ihre Vertreter Boxstellungen über die Heranziehung von Ausländern zum Wehrbeitrag an der zuständigen Stelle gemacht hätten. Und cs darf auch als ausgeschlossen gelten, das; zwischen den fremden Diplomaten überhaupt Erwägungen über einen solchen Schritt geschwebt haben. Denn über den Be griff einer >l» iegsstener können berechtigte Zwei fel au irgendeiner amtlichen Stelle wohl kaum bestehen. Und darum must cS auch als ausge schlossen gellen, das; der deutsche Wehrbeitrag irgendwo mit einer Kricassteucr verwechselt ist. Der Wehrbeitrag ist zur Deckung der einmaligen Ausgaben der letzten grasten Wehrvorlage be stimmt. Frankreich sowohl als auch Rußland haben sich neuerdings veranlaßt gesehen, sehr erheb liche Bcrstärtungeu ihrer Wehrkraft vorzuneh- mcn, die aber, ivic wiederholt von den maß gebendsten Stellen versichert wurde, nur der Erhaltung des Friedens dienen sollen. Das selbe Ziel verfolgt die letzte deutsche Heeres- Vermehrung. Und aus diesem Grunde wäre man eher berechtigt, die Abgabe zu ihrer Deckung eine FriedenSstcucr als eine Kriegsstcucr zu nennen. Kriegssteuern werden während eines Krieges erhoben, um für die Zwecke der Kriegs führung die notwendigen Mittel bereitzustellen. Derartige Steuern sind in fast allen Ländern während der Kriege der letzten Jahrzehnte er hoben worden. So verdoppelten beispiclStveise die Bereinigten Staaten während des Krieges mit Spanien ihre Bierstcuer und andere Ver brauchsabgaben. Während des Südafrikanischen Krieges erhöhte England die Einkommensteuer und führte einen Zuckerzoll ein. Und Japan bestritt einen Teil seiner Kriegslasten wahrend des Feldzugs gegen Nnßland durch Erhöhung einer ganzen Reihe bestehender Steuern und Einführung neuer. Und was die Balkanstaaten in den letzten Kriegen an Kriegsabgaben er hoben haben, ist noch in Erinnerung. Mit allen solchen finanzpolitischen Maßnahmen, die den Geldbedarf für die Durchführung eines Krieges bezweckten, hat die deutsche Wchrsteuer nicht das mindeste zu tun. Politische Selei-igungsprozeffe. Aus Schlesien schreibt man der „Natl. Aorr.": „Bolle zwei Jahre haben sich die Bcleidi- gungsprozessc hingezogcu, die die Ratiouallibc- raleu in Schlesien gegen agrar-konservative Füh rer und Agitatoren anzustrengen gezwungen waren. Nun hat auch der letzte wie alle ande ren vorangegangenen ein für die Konser- Der gute Name. öOj Roman von Seorg Engel. Wo>>vr>sbt UN< dx Ore>dl«i-. L 0- m. l> II. Isl^ri^.^ ,^Der Herr Landrat haben befohlen," laS der Sekretär aus irgendeinem unsichtbaren Buche vor und zog sich mit einer dreifachen Verbeu gung, wobei auch Sylvias Hund die seine er hielt, zurück. Nun blieb der Landrat vor seiner Tochter stehen und legte seine schwere Hand «ns ihren Kopf. „Begreifst du nun, wie es nm deinen Vater steht?" »ragte er finster. Sylvia nickte wie betäubt. Ihr ivar nun klar, daß unvermutet ein großes Unglück hcreinbreche, und daß der Ka pitän irgendwie damit in Verbindung stehe. Einen Augenblick wurde eS peinlich still in dem großen Zimmer, dann schnellte der Land rat wieder zur Höhe und rief nach dem Vogt. Der sonnengebräunte Manu trat sofort vor seinen Herrn. „Herr Aron —" begann er. „Es ist gut," schnitt der Landrat grob ab „Er ist ein ehrlicher Mann," fuhr der Vogt unbeirrt fort. Der Landrat schlug mit der geballten Faust in die Luft. „Ist er vom Hof?" gurgelte er heiser. Dor Vogt nickte. „Gut, wie stehr eS mit der Wolle, Kräft?" „Halb schlechtrg, Herr Landrat; e» ist viel Sterbling-wolle dabei." Herr von Parchim zuckte nicht mehr mit der Wimper, er lächelte sogar jene» eiserne Lächeln, da» der Vorreiter ist zu allen verzweifelten ,^lnd die Ernte, Kräft?" „Schlecht, Herr Landrat, sehr schlecht Die Kartoffeln gehen ja noch — na, und die Rüben werden sich auch machen, aber mit dem ver- dammtigen Weizen — alle» verfault, Herr Land- Vlensrsy, l7. Mitrr 1914 Leipziger Tageblatt. vativen sehr unrühmliches Ende ge- fundcn. Der konservative Generalsekretär Dr. Nitschkc hatte über eine uationalliberale Ver sammlung, in der er selbst anwesend war, ohne trotz ausdrücklicher Aufforderung und Zusiche rung voller Redefreiheit das Wort zu ergreifen, in der „Schics. Morgenzeitung" einen den tat sächlichen Sachverhalt völlig entstellenden Be richt gebracht. Seminarlehrer Münzberg aus Steinau, der ebenfalls in der Versammlung an wesend war, hatte im „Stcinauer Tageblatt" diese Entstellungen mit dem offenbar nicht hinreichenden Fassungsvermögen Dr. Nitschkes zu erklären versucht. Diese Aeußerung brachte ihm eine Beleidigungsklage ein. Schöffengericht und Strafkammer sprachen ihn frei, aber Dr. Nitschle versuchte es bei der letzten Instanz, sich von dem Vorwurf unwahr- haftiger Handlungsweise, die ihm schon wieder- I holt von verschiedenen Gerichtshöfen attestiert l wurde, zu reinigen. Jetzt hat auch das Ober- landeSgcricht in Breslau seine Revision kostenpflichtig verworfen. Auf die Rcvisionsangrissc hin hat das Gericht in der Urteilsbegründung zu erkennen gegeben, daß Münzberg sich mit der Person Nitschkes befassen mußte, weil letzterer in der Versammlung an wesend war und trotzdem, also offenbar wider besseres Wissen, ein entstel lendes Bild gegeben hat. Für die Wahrhaftigkeit der „Schles. Morgenzeitnng" und der übrigen konservativen Presse, die in aller Ausführlichkeit über die geringfügigste Verur teilung sozialdemokratischer Sitzrcdakteure zu be richten pflegt: „Wieder ein Sozialdemokrat ver urteilt", ist es bezeichnend, daß sie sich über dieses Urteil ebenso ausschwcigt, wie über die meisten zum Teil recht empfindlichen Geldstrafen, die gegen Konservative wegen verleumderischer Beleidigung haben verhängt werden müssen." Immer gegen das eigene Volk. Der „Vorwärts" hat für einen würdigen Ab schluß der Roten Woche gesorgt, indem er sich auch anläßlich der Vorgänge in der Berliner Pauluskirche rückhaltlos auf die Sette des deutschfeindlichen Polentums stellte. Das sozialdemokratische Zen tralorgan bemerkt nämlich zu jenen Vorgängen: „Die peinlichen Vorfälle wären vermieden wor. den, wenn auf di« Polnisch sprechende Bevölkerung die Rücksicht genommen würde, die sie verlangen kann, und wenn die katholische Geistlichkeit sich nicht auch zur Unterdrückung dieser Leute ge brauchen ließe." Die Abweisung anmaßendster Forderungen des Polentums gilt also dem „Vorwärts" ohne weiteres als „Unterdrückung" der Polen, deren Ansprüche um gekehrt für berechtigt erklärt werden! Da dem sozial demokratischen Zentralorgan die kirchliche Seite der Angelegenheit im günstigsten Falle gleichgültig ist, bedeutet seine Billigung des grotzpolnischen Treibens eine nationale Würdelosigkeit, die darum nicht ge ringer wird, weil sie vermutlich in der Absicht erfolgt, ein paar polnische Stimmen für die Sozialdemokratie zu ergattern. Deutsches Reich. * Der Kaiser hörte am Montag nachmittag 6 Uhr im Königs «schlosse zu Berlin den Vortrag des Reichskanzlers und empfing um 7'^ Uhr den Wirkt. Geh. Rat von Körner in Abschicdsaudienz. * Keine Reichsmittel für die Reis« des Kron prinzen nach den Kolonien. In der Presse ist be hauptet worden, daß die Kosten der Kolonialreise des Kronprinzen aus Reichsmitteln bestritten wer den und in einem Nachtragsetat gefordert werden sotten. Wie die Korrespondenz Woth mitteilt, trifft oies nicht zu. Sollte der Kronprinz nach Ostafrtka reisen — die Genehmigung des Kaisers steht noch aus —, so werden die Kosten aus der Schatulle des Kronprinzen bestritten werden. * Der Entwurf über die Besserstellung der Alt» Pensionäre und das Buchmachergesetz werden im Bundesrat noch vor dem Eintritt der Osterpausc ver abschiedet werden und dem Reichstag in den Oster ferien zuaehen. Beide Entwürfe werden bestimmt noch vor ver Vertagung des Reichstags verabschiedet werden. * Die Budgetkommission des Reichstags wird voraussichtlich noch in dieser Woche die Besol- dungsnovellc beraten und die Prüfung der einzelnen Fragen einer Unterkommission übertragen. Wie bestimmt seststeht, wird ein Antrag aller bür gerlichen Parteien eingebracht werden, der in engem Rahmen einige Erweiterungswllnsche enthalten wird, denen das Reichsschatzamt zustimmen will. Eine all gemeine Erweiterung der Novelle ist nicht mehr be absichtigt, um die Verabschiedung der Novelle nicht zu gefährden. Im Plenum wird die Novelle erst im Mai beraten werden. * Eroßherzog Adolf Friedrich von Mecklenburg» Strelitz hat »ich einer Darmoperation unter zogen. Der oifittelle Hofbericht meldet darüber in der „Mecklenburg. Lanoesztg": Seine kgl. voheit der Eroßherzog haben Aller höchst sich heute im hiesigen Schloß einer Darm operation durch Geheimrat Prof. Bier unterziehen müssen. Der Eroßherzog steht im 66. Lebensjahre. Ein amtlicher Krankheitsbericht über das Befinden des Patienten wird in den nächsten Tagen veröffentlicht. * Wechsel in der Kommandantur von Metz. Das Militärwochenblatt meldet: Freiherr von Gregory, Generalleutnant, Kommandant von Metz, in Ge nehmigung seines Abschiedsgesuches mit der gesetz lichen Pension zur Disposition gestellt. — vonJngers- leben, Generalleutnant, Kommandeur der 18 Feld artilleriebrigade, kommandiert zur Dienstleistung bei der Kommandantur Metz, zum Kommandanten von Metz ernannt. Ausland. Oesterreich. , * Die Bersassungskrise in Böhmen. Aus Prag, 17. März, wird gemeldet: Die heutigen tschechischen Blätter veröffentlichen eine Kundgebung aller tschechischen Parteien, nach der diese den Entschluß kundgebcn, zu den Verhandlungen mit den Deutschen zur Lösung der V e r f a fs u na s k r i s e in Böhmen beizutragen und alle Möglichkeiten zu er schöpfen, um im Interest« der Monarchie die Unter bindung des Parlaments gerade in dem gegen wärtigen ernsten Augenblick hintanzuhalten. Die tschechischen Parteien, heißt es in der Kundgebung, betrachteten die Wiederherstellung ge setzlicher Zustände in Böhmen als Pflicht aller ohne Unterschied der Nation, denen es um die Erhaltung der konstitutionellen Einrichtungen zu tun sei. Es könne keineswegs eine für die Tschechen annehmbare Basis der Verhandlungen bilden, den Deutschen für das grundlos und eigenmächtig zu nennende Zerschlagen der letzten Aus gleichsversuche gesetzliche Garantien für die Erfüllung der wichtigsten deutschnationalen Forde rungen in Böhmen zu gewähren. Wenn die Deutschen den Grundsatz verträten, daß die Obstruktion im Neichsrate durch nichts abgekauft werden dürfe, müße dieses Prinzip auch für die deutsche Ob struktion im Prager Landtage gelten, tschechische Obstruktion im Reichsrate stehe und falle mit der deutschen Obstruktion im böhmischen Landtage. * Erzherzog Franz Ferdinand auf der „Breslau". Wie aus Triest, 17. März, gemeldet wird, unter nahm Erzherzog Franz Ferdinand am Montag von Miramare an Bord der Jacht „Lacroma" eine Fahrt durch den Golf. Beim Passieren der „Lacroma" feuerte der auf der Reede ankernde deutsche Kreuzer „Bresla u", der einige Wochen auf der Werft von San Marco in Reparatur war und gestern nach einer Probefahrt auf der Reede ankerte, den üblichen Geschützsalut. Der Erzherzog begab sich an Bord der „Breslau" zum Besuch des Komman danten. Als er die „Breslau" verließ, wurde ein erneuter Geschützsalut abgegeben. * Jtalienfeindliche Kundgebungen werden aus Agram, 17. März, gemeldet: Infolge der Vor fälle auf der Handelshochschule in Triest, wo es vor einigen Tagen zu blutigen Zusam menstößen zwischen italienischen und südslawischen Studenten kam, sammelten sich gestern hier große Ctudcntenmassen an und zogen unter Absingung süd slawischer Lieder vor das italienische Konsu lat in der Dalmatiner Straße. Die Equipage des italienischen Konsuls wurde mit Steinen beworfen. Die Meng« brach in Schmährufe gegen Italien aus. Erst einem großen Polizeiaufgebot gelang es, die Demonstranten zu zerstreuen. Auch in anderen Städten Dalmatiens und Kroatiens fanden italienfeindliche Kundgebungen statt. Zrankrekch. * Aus dem französischen Parlament. Telegra phisch wind aus Paris, 17. März, gemeldet: Die Deputiertenkammer hat das Kriegs budget angenommen. Im Senar tam es bei der Verhandlung über die Einkommenfteuer zu tiesgehenden Mei nungsverschiedenheiten zwilchen dem Finanz minister und der^ Mehrheit über die Be steuerung fremder Staatspapiere und Kolonial anleihen. Die Mehrheit verwies den Antrag Touron, gegen den sich der Finanzminister ausgesprochen hatte, an die Kommission. Taillaux warf der Kommission vor, daß sie ihre frühere Haltung verleugne und sich non neuem von der Regierung trenne. Rumänien. * Reis« de» rumänischen Kronprinzenpaarev nach Berlin und Petersburg. Aus Bukarest, 17. März, wird gemeldet: Das rumänische Kron prinzen paar reist am Donnerstag nach Berlin, von wo es sich mit dem Prinzen Earol nach Paters burg begeben wird. * Warnung an Griechenland. Aus Bukarest, 17. März, wird gemeldet: Die ofsiziö,« „Torrespon- dencc Roumaine" richtet an Ventzelos die drin gen de Mahnung, dem Drängen der griechischen Opposition nicht nachzugeben und endlich der Auto» i> o m i e be w e g u ng nn Epirus energisch entgegen-- zutreten, da sonst Griechenland nicht nur «ein« Sym pathie, sondern auch seinen Kredit verlieren wird, den cs sich durst» seine weise Politik erworden hat. Griechenland. * Aushebung der Blockade von Santi Quaranta. Telegraphisch wird aus Athen, 17. März berichtet: Wie verlautet, wird die Blockade von Santi Quaranta als wertlos wieder aufgehoben werden. Man hat angeblich eingeiehen, daß die Aufständischen im Epirus genügend Unterstützung nicht nur von Waffen und Lebensmitteln, sonoern sogar von Menschenmaterial auf dem Landwege er hallen. Türkei. * Bom Sultan Abdul Hamid. Wie aus Kon stantinopel, 17. März, gemeldet wHd, sind alle Gerüchte, daß der Sultan Abdul Hamid im Sterben liege, unbegründet. Er hat sich von seinem letzten Unwohlsein wieder vollkommen erholt. Albanien. * Ausbrüche von Feindseligkeiten in Albanien. Wie aus Letinje berichtet wird, ist nach zuver lässigen Meldungen in Kroja ein Konflikt zwischen den Anhängern und Gegnern des Fürsten von Albanien ausgebrochen. Japan. * Eine neue Verhaftung in Japan. Aus Tokio, 17. März, wird berichtet: Der Leiter der java nischen Telegraphenaaentur Tondo, der von dem Vertreter des Reuterschen Bureaus Pooley zehntausend Yen erhalten habe» soll, ist verhaftet worden. Union. * Bon mexikanischen Marodeure« ermordet. Au» Washington, 17. März, wird gemeldet: Staats sekretär Bryan hat über den Tod des amerikani schen Postmeisters Frank John st on in Teoavte (Kalijornienj ein« Untersuchung angeordnet. John- ston war getötet worden, als er sein Geschäfts lokal gegen mexikanische Marodeur« ver teidigte. Wie gemeldet, wurde das GeschäftsloSat niedergebrannt, und man fand Johnsio-ns Leiche völ lig verkohlt auf. Kerbt unck Gericht. 7S000 Mark Schmerzensgeld. Die „Juristischen Tagesfragen" schreiben» Bei Unfällen, die äußere Körperverletzungen und Nervenerschütterungen im Gefolge haben, spielt bekanntlich die Frage der Entschädigung für die erlittenen Schmerzen neben den sonstigen Ersatzansprüchen der Verunglückten eine neben sächliche Rolle. Ob und in welchem Umfange ein solches Schmerzensgeld gewährt werden soll, ist dem freien richterlichen Ermessen überlassen. Das Gesetz verlangt nur, daß die Entschädigung eine billige sei. Wie weit hiernach die Ersatz pflicht zu bemessen ist, muß der Beurteilung der Tatumstände des Einzelsalles überlassen bleiben. Oft wird dies nicht geringe Schwierig keiten bieten. Die Dauer des Krankenlagers, die Heftigkeit der ausgestandenen Schmerzen, äußere Verunstaltungen, die an dem Körper des Verletzten zu dauernder Entstellung führen. rat. Die Halme schwarz wie Kohle, der lange Regen ist an allem schuld." „Lassen Sie »nähen," befahl der Landrat unbeweglich. Der Vogt starrte ihn an, wie man einen Tollen anblickt, und trat einen Schritt zurück. „Mähen?" wiederholte er mit breitem Lachen, „bevor die Frucht ganz reif ist? Der Herr Landrat machen wohl einen Scherz?" „Lassen Sie mähen," wiederholte der Land rat starr, und blickte seinen Untergebenen un geduldig an, „in einem Tage muß alles her unter, und dann verkaufen Sie es als Heu." ES war, als hätte der treue Verwalter seinen Herren noch immer nicht verstanden. Der Guts besitzer jedoch trat au den Schreibtisch und warf mit einem großen Bleistift ein paar Zahlen auss Papier. Ader die Rechnung schien ihn nicht zu befriedigen, denn während er schrieb, wurden die Furchen in seinem Antlitz noch tiefer, und plötzlich krallte er das Papier zusammen und warf es von sich. Stier sah er auf den glatten Parkettboden. „Neunzig Kühe sind im Stall, nicht wahr?" forschte er dann tonlos. Die Augen des Vogtes leuchteten freudig auf. ES war die erste Frage seines Herrn, die ihm gefiel. „Dreiundneunzig, Herr," rühmte er stolz, „und lauter StaatskerlS!" Der Landrar seufzte. „Lassen Sic eine An zeige inö AreiSblatt letzen, 5ttäst, daß fünfzig Sluck preiswert zu verkaufen sind, und sorgen Sie dafür, daß sie so bald wie möglich loS- geschlagcn werden." Ratlo», ein Bild der unbegreiflichen Treue, verdorrte der Bogt an seinem Platz und zerrte an seinem Rock. „Sie können nun gehen," nickte der Landrat gedrückt. Da «rat der Statthalter einen Schritt vor und preßte seinen Hut krampfhaft gegen die Brust und angstvoll rang sich die rauhe Stimme au» der Kehle des Manne» herau»: „Das mit den Kühen, Herr Landrat, das is ja nu mal so, as es is, aber nich wahr, die Ernte, die lassen wir hübsch auf dein Feld, bis die Körner oben drauf sind?" Keine Antwort wurde laut. Stumm stand der Landrat am Fenster und schüttelte bitter das Hanpt. „Nun da soll —" der Vogt besann sich und sprang mit einem großen Satz aus der Stube heraus — „Gott den Deibel totschlagcn", voll endete er draußen zornrot seinen kräftigen Spruch. „Ernte als Hcn — das tun ja nich »nal die Franzosen! Dunnerwcdcr, Dunnerwcder, Dunnerwcdcr," schimpfte er wie besessen, und gab dem Hofjungcn, der ihm ahnungslos über den Weg lief, einen Stoß, daß der Bengel sich im Flug auf den zum Sitzen eingerichteten Teil des Körpers niedcrließ. „Ernte als Heu, hast du's gehört, du Schafs kopf?" So tobte sich die Empörung des Statt halters aus. Sylvia erhob sich. Alles, was sic bisher gehört und gesehen hatte, erschien ihrer ver wöhnten Natur als abstoßend und widerwärtig. Ihr Vater war ein reicher Mann, anders kannte sie ihn nicht, anders hatte er sich ihr nie ge geben, weshalb führte er jetzt solche Szenen vor ihr aus? Und wie Nebel vor dem aufsteigend n Winde zerflattcrte ihr alles vor dem einen Gedanken, daß dem Kapitän von ihrem Vater Unrecht ge schehe, daß er ihm widerrechtlich ein Besitztum vorenthalre, dessen sich jener doch einmal mit List oder Gewalt bemächtigen würde. Und mit ten in Drang und Wehe stieg der Traum vor ibr auf, daß sie dem Kühnen da- umkämpfte Land freiwillig und mit glücklichem Lächeln aus- liefern würde, daß er auf seinem wilden Rap pen in den Los des alten Schlosses cinsprengcn werde und s»e, die Erglühende mit jener Wild heit von ihrem Vater heischen, vor der sie zit terte, und die sie doch an dem Erwählten bereits nicht mehr entbehren wollte. Der Landrat hatte sie eine ganze Zeit be obachtet, nun schlug er die Arme übereinander und fragte kurz: „Hast du deinen Vater weiter nichts mehr zu fragen?" Er blickte sie unter seinen weißen Augen brauen finster und vorwurfsvoll an. „Ja, Vater," rief Sylvia heiß und dringend, und trat ganz nahe auf den Unbeweglichen zu, „ich habe nicht viel verstanden, aber soviel wurde mir klar, daß das Gut, das du dein Eigen nennst, deinem Gegner gehört. Vater, warum gibst du cs ihm nicht als ehrlicher Mann zurück?" Herr von Parchim zuckte bei diesen Worten seiner Tochter zusammen, aber er Antwortete nichts, sondern wandte sich zum Fenster. „Ich aber will, daß auf unserem Namen kein Makel haftet," fuhr das junge Mädchen atemlos fort und legte die zitternde Hand aus die Schulter des Landrats. „Wir sind reich und unabhängig und können das leicht entbehren, worauf auch nur der Schatten rechtlosen Be sitzes ruht. Ich bitte dich, Vater, ja, ich fordere es von dir," rief sie plötzlich ausslammend, „gib diesem Manne, was ihm gebührt." „Jawohl, das soll ihm werden," gurgelte der Landrat wie ein Erstickender, und preßte die Anne seines Kindes mit ungebändigter Kraft zusammen. „Jetzt ist es mit all deiner Kunst zu Ende, der Ton, mit dem du von diesem Ehr losen sprichst, verrät dich jcdeSmal," knirschte er, während ihm kalter SchwKß aus die Stirn trat. — „Verflucht sei die Liebe, die ich dir geschenkt, wenn kn fähig bist, mit diesem Lassen zu girren. Aber," fuhr er mit eisigem Lächeln fort, „noch halte ich meine Land über dir, und der Land rat von Parchim kennt für alle, die unter seinem Dache leben, nur ein Gesetz: Gehorchen! Hast du mich jetzt verstanden?" Sylvia fühlte nicht den eisernen Griff, mit dem er ihren Arm umspannt hielt, ihre Augen wurden plötzlich schwarz und leuchteten drohend aus dein umgebenden Weiß hervor. lForrießuna in der Morgenausgabe^
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