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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.03.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140318023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914031802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914031802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-18
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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He»og Ernst A»g«ft «m Braunschweig steht im 27. Lebensjahr; er wurde am 17. November 1887 geboren. Herzogin Viktoria Luise, die Tochter des Kaiserpaares, vollendete am 13. September v. Z. ihr 21. Lebensjahr. Die Vermählung beider sand am 24. Mat 1813 in Berlin statt. Im November v. I. zog da» junge Herzogspaar nach der Regelung der vraunschweigischen Frage in Braunschweig ein. politiletie Ueberlietü Inländische Zleischlieferungsverträge. Die man uns schreibt, hat die Stadtverwal tung Köln einen Antrag wegen der städtischen Fleischversorgung durch Lieferungen von Produ zenten gestellt, der insofern Schwierigkeiten bietet, als darin ein Eintreten der landwirt- sclzaftlichen Verwaltung für ein eventuelles Ri siko gefordert wird. Es soll aber der Versuch gemacht werden, mit der Stadt Köln ein prak tisches Ergebnis durch eine Verständigung mit den Produzenten zu erreichen. Im übrigen sind die Verhandlungen, die die Versorgung städti schen J-leischbedarfs durch Lieferungen von Pro duzenten bezwecken, infolge des Sinkens der Viehpreise überall inö Stocken geraten. Die Re gierungen sind aber jedenfalls gewillt, im Falle die Fleischpreise so steigen sollten, wie es 1912 der Falt gewesen ist, wiederum auf ein tat kräftiges Eingreifen der Städte zwecks ratio neller Fleischversorgung hinzuwirken. Als eine Massnahme, die eine günstige Einwirkung ver spricht, war auch die Veröffentlichung der Lebcnsmittclpreise vorgeschlageu worden. Die Frage der Veröffentlichung der Lebensmittel preise durch Anschlag an den einzelnen Verkaufs stellen dürfte aber nur auf gesetzlichem Wege zu regeln sein, da für Pvlizciverordnungen auf die sem Gebiete die Gültigkeit bestritten wird. Es ist auch zu bedenken, das; die Veröffentlichung der Lebensmittelpceile unsicher bleibt, wenn nicht gleichzeitig die Angabe der Qualität erfolgt. Die Einsuhrerlaubnis für russisches Fleisch besitzen gegenwärtig nur noch die Städte Berlin, Dan zig und Nürnberg. Sic kommt am 1. April d. I. in Fortfall. Eine Fortsetzung der Er laubnis kommt schon deshalb nicht in Frage, weit einmal nur bis zum 1. April die Zoll erleichterungen gewährt sind und weil ferner die Preise in Rügland so angezogcn haben, dass sich die Einfuhr russischen Fleisct)es nicht mehr loi)nt. Bemerkenswert ist, daß die Verhältnisse, die bei der Einführung gefrorenen Fleisches mit sprechen, insofern eine andere Gestaltung an genommen haben, als die argentinischen Ge frieranstalten infolge der Konkurrenz mit den amerikanischen in eine schwierige Lage geraten sind, da der aineritanifct)c Fteischtrust auch in Argentinien festen Fuß gesagt hat. Um den Wettbetverb der nicht zu ihm gehörigen argen tinischen Betriebe zu beseitigen, hat der Trust zeitweise sogar in England das argentinische Gefrierfleisch zu billigeren Preisen auf den Markt gebracht, als es in Argentinien selbst ge handelt wurde. die Zlottenreäe Churchills im englischen Unterhaus. In unserer heutigen Morgenausgabe haben wir bereits über die Flottenreoe des englischen Marine- Ministers Churchill berichtet. Wir ergänzen die e Mitteilungen durch die uns weiter telegraphisch zu gegangenen Meldungen. London, 18. März. Churchill führte weiter aus, die Wcrisamkeit der britischen Diplomatie hange zum größten Teil von der maritimen Stellung ab. Die Stärke der britischen Flotte <ei der ein zige große Ausglcichsfaktor, den England zu seiner eigenen Sicherheit und für Len Weltfrieden stellen könnte. Sein Anpruch, rn dem unbestrittenen (benutz seiner weiten herrlichen Besitzungen belassen zu werden, scheine dem Aus lande öfter weniger berechtigt zu sein, als Len Eng ländern selbst. England habe nicht umhin getonnt, regelmätzig in die Angelegenheiten Europas und der A^elt cinzugreifen. und große Vorteile für den euro päischcn Frieden seien die Folge davon gewesen. England habe Verantwortlichkeiten ans vielen Ge bieten. Obwohl die Grundlagen des Friedens unter den Großmächten gefestigt wären, sei«« die Ur sachen, die zu einem allgemeinen Kriege führen könnten, nicht beseitigt. Nccht diegerinaste verringeruna der maritimen und mili tärischen Rüstungen habe statigesunden, viel mehr rüst« die Lvelt wie zuvor. Alle versuch«, dem Einhalt zu tun, seien unwirksam gewesen. Wenn nicht di« Flottenstärke in weitem Matz« erhallen bleibe, könne die Regierung nicht glauben, dem Lande gegenüber ihre Pflicht zu erfüllen. Die Rede des Marineministers Churchill war eine erschöpfende Uebersicht über die ge samte Tätigkeit der Admiralität <nrf allen Gebieten. Churchill sprach zweieinhalb Stunden. Als er feine Rede beendet«, versagte ihm fast die Stimme. Das Hau« war verhältnismäßig schwach besucht. Le« l Unionist > bezeichnet« das Programm der Regierung yinsichtlich des Mittelmeeres als unzureicheno und sagte, England muss« dort den Einmachtstan dard oufrechterhalten. Di« britische Flotte im Mtttelmeer werde aus vier Dreadnoughts, zwei Lord 'Nelsons und zwei Vordreadnoughts bestehen, wäh rend Italien sechs Dreadnoughts und eine große Zahl Vordreadnoughts haben werde. Lee be anstandete auch, dag die Negierung ihr« Versprechun gen hinsichtlich der Ersetzung der kanadischen Dread noughts nicht erfüllt habe. Die Presse kommentiert lebhaft die Flotten- etatvede Churchills. — „Daiky Thron icle" sagt: Der Flottenetat ist ichon im voraus so aus führlich erörtert worden, datz das Interesse an seiner Vorlage im Parlament beträchtlich abgeschwächt war. Das ist kein Fehler; denn unter den herrschen den Bedingungen besteht kein« Aussicht, den Etat abzuündern, nachdem er einmal eingebracht ist. Di« öffentliche Meinung kann sich nur vorher zur Geltung bringen. Die „Daily News" stild mit der Church ll schen Auffassung von dem KOprozcntigen S:andard nicht einverstanden. Er selbst habe das Verhältnis von 16:10 wesentlich geändert, indem er die nach träglich dazuoekommenen zwei Lord Nelsons, die drei geschenkten Schiffe von Australien, Neuseeland und Den malaiischen Schutzstaaten und die drei von Ta- nade erwarteten mit eingerechnet habe. Die „Time s" und di« „Daily Mail" tadeln, datz für die Drei kanadischen Schiffe tm Mittelmcer nur ein unzureichender Ersatz geschaffen Worten fei. „Morning Post" und „Daily Tele graph" sind mit der Maßregel des Ministers unter gewissen Vorbehalten einverstanden. O- London, 18 März. In der gestrigen Sitzung des Unter hauses fragt« Sir Herbert Roderts, ob die Aufmerksamkeit des Staatssekretärs Crewe aus das Anwachsen des Kokainhandels in Indien gelenkt worden sei und ob nicht beträcht liche Mengen Kokain aus Deutschland eingeführt würden und ob mit der deutschen Regierung Der- lzandlungcn eröffnet würden mit dem Zweck, den gegenwärtigen unerlaubten Handel zu verhindern. Der Unterstaatssekretär für Indien erwiderte, Lord Crewe sei von den vorgebrachten Tatsachen unter richtet. Die britische Regierung tue alles, was ste könne, um die allgemeine baldige Annahme der Haager Opiumkonvention zu erwirken. Deutscher Reich. * Zur Frage der Reichstagsvertammg. Di« Rcichsrcgierung ist mit der Absicht des Reichstags, sich bereits vor Himmelfahrt zu vertagen, keinesfalls einverstanden. In den nächsten Tagen will das Rcichsaint des Innern den Versuch machen, diesen Beschluß rückgängig zu machen oder wenigstens dahin zu wirken, datz der Reichstag bis Himmelfahrt außer oem Etat, der Besoldungsnovell«, dem Altpensionär gesetz, dem Buchmachcrgesetz und der Postdampfer subventionsoorlage, die nach der Ansicht der Reichs regierung unbedingt verabschiedet werden müssen, noch einige andere Vorlagen verabschiede, über die eine Einigung leicht möglich ist. Die Regierung wünscht noch die Verabschiedung des Konkurrenz- tlauselgesetzes, des Sonntagsruhcgesetzcs und des Ingeildgerichtsgesetzes. Im Reichstage besteht, wie wir hören, auch keine Abneigung, diese Vorlagen nach dem Abschluß der Etatsberatungen zu ver abschieden. wenn die Negierung den Wünschen des Reichstags in verschiedenen Punkten entgegen zukommen bereit sei. Die Etatsberatung kann bei gutem Willen bis zum 13. Mai erledigt sein, es wäre immerhin noch möglich, datz in den sechs verbleiben den Sitzungstagen bis Himmelfahrt diese Vorlagen endgültig verabschiedet werden. Eine gewisse Sch u ld an der Unfruchtbarkeit der Reichstagsvcr- Handlungen hat auch die Regierung, die eine Reihe der Vorlagen, die unbedingt bis zur Der- Der gute Name. 32s Roman von Georg Engel. I9I.< v)' Vreililsin k 0-, >>. m. l>. II. I.«is,^.i<.. „Rünn ick so nich sehr slagfertig?" fragte Führens Diktator, indem er wieder in ferne erhabene stiuhe zurückficl. „Ne," urteilte Euler und schlug ein Bein über das andere, „du hast kein Tuhrnü!" „Wat?" fragte Hertas Vater, „Tuhrnü?" Er war nicht abgeneigt, „Tuhrnü" für ein seltenes Meerungeheuer zu halten. „Ja, sühst du, Fritzing," belehrte Euler, in- dein er den dicken Zeigefinger an die Nase hielt, „Tuhrnü heißt Komplimenters machen. Wenn hu Tuhrnü hast, dann muht dn zu Ma jestät sagen: „Grüßen Sie mich auch Euer allcrgnädig- stcs Landesnnlttmg — und dann machst du einen Kratzfuß und sagst, ich empfehle mich Euer Hochwohlgeboren! — Sühst du, das ist Tuhrnü." „Euler is doch 'n Hauken Kopp!" meinte der Diktator bewundernd, „aber sage mich noch, Euler, was wird mich nn der oll König fer ne Antwort geben, wenn ich ihm so „Tuhrnü" vorgemacht habe?" Das war eS, worauf der Wcrftmcister ge wartet hatte. Stolz erhob er sich, steckte die eine .Hand in die Brustfalte und schob das rechte Bein steif vor das linke. „Was er zu dich sagen wird?" fragte er herablassend, da er sich schon völlig in die Rolle der Majestät hineingedacht hatte. „Mit die vcr- damtige Steuer haben Sie ganz recht, lieber Herr Hessel, und den Landrat soll gleich ein Kreuz—donnerwetter um den Kopp flauen," wird er sagen, und denn wird er dich die Hand auf die Schulter legen nnd so recht großmückftig fragen: „Haben Sie schon einmal Sweinebraten aus goldene Schüsseln gegessen, alter Freund, he? — Na, da können Sie heute mal einen Happen bei mich probieren, aber das sag ich ihm gleich, schcnieren gibt'S nich." „Dunncrweddcr," schmunzelte der Diktator, dem das Wasser im Munde zusammcnlief, „dat's nich äwel." „Ne," echote die Leibwache, „Sweinebraten auf goldene Schüsseln — dat's gant." Zu derselben Stunde stand Holstein an den Fenstern seines Arbeitszimmers und sah acht los ans die breite Mündung des Flusses, der dicht hinter der Besitzung des Kapitäns ins Meer strömte. Aus der Werft war schon alles still. Nur ans den riesigen Schloten wehte noch ein feiner, weißlicher Rauch herauf. Und ge rade ans diese lichten Wolken richtete sich jetzt die Aufmerksamkeit des jungen Besitzers. Er öffnete das Fenster nnd verfolgte die unsicheren Schleier, bis sie in der Abendluft verflattcrten. „Das ist der Rest," murmelte er bitter vor sich hin, „ein Krämer." Da unterbrach ihn ein dumpfes Wagen gerassel. Auf der Ehansscc fuhren ein paar mäch tige Hcuwagen ans, Viehkarren, beladen mit Schafen und brüllenden Kühen folgten. Auf allen Gefährten aber stand in großen Buchstaben der Name des Gutes, woher sic kamen — Dangerow. dangerow? Zum Teufel, das war ja jenes Erbgut, das sich der Landrat widerrechtlich an- maßte? Was konnte dieser große Export zn bedeuten haben? Dem Kapitän schlug eine Blutwelle ins Ge sicht, rasch sprang er die Treppen herab. „Heda! Woher kommen Sie, guter Freund?" rief Holstein dem Führer des ersten Heuwagens zu und reichte ihm eine Zigarre. „Von Dangerow, Herr." „Und das Heu?" „Is verkauft an Herrn von Diviniü auf Sclnnasow." „Schurke," murmelte der Kapitän, und ballte die Faust, „und das Vieh?" „IS verhandelt an den Verwalter des Gra fen Burghaus. O ja, bei uns geht - gut," taguna erledigt werden fallen, Li« jetzt noch nicht etngebracht hat, und fi« auch erst im April etnbringen wird, wie da» Altpenstonärgesetz und da» Buch machergesetz. Wegen des Konkurrenzklauselgesetzes und des Sonntagsruhegesetze» sollen die Aussichten für eine Verständigung zurzeit besser als vor einigen Wochen sein, so datz ein« schnelle Verabschiedung dieser Gesetze im Mai möglich erscheint. * Einbringung der KaUnovelle. Wie wir er fahren, wird Die Kalinovelle morgen oder über morgen dem Bundesrat zur Beschlugfafsung unter breitet werden. Hieraus geht hervor, datz alle Ge rüchte über Meinungsverschiedenheiten Mnsck)«n den Bundesregierung«», di« vme Fertigstellung Der No velle verhinderten, unzutreffend sind. Die Vorlage wird in der Fassung tm Bundesrat eing.bracht, une sie von dem Staats ekretär des Innern mit den Ver tretern Der Kaliind-ustrie erörtert ist. Da zwischen den Bundesregierungen über di« Gestaltung der Vorlage bereit» ein Einverständnis erzielt ist, dürf ten die Beratungen im Bundesrat so beschleunigt werden, datz der Reichstag bei seinem Wivderzusam- mentritt nach den Osterferien den Entwurf bereits oorfinden wird. * Ein besonder«, Staat»arbelterrecht ist von eini- gen Parteien des Reichstage» beantragt worden, auch im Landtage ist ein freisinniger Antrag gestellt worden, der sich dahin ausspricht, den Arbeitern im Verwaltungswege eine festaegründete Stellung zu geben. Die Angelegenheit ist kürzlich im Reichstage verhandelt worden, wobei der Staatssekretär des Reichsamts des Innern einen ablehnenden Stand punkt eingenommen und die Vorlegung einer Denk schrift, die sich mit diesen Fragen beschäftigen solle, in Aussicht gestellt hat. Auch das preußische Staatsmini sterium hat sich kürzlich mit dieser Frage beschäftigt und sich ablehnend ausgesprochen. Der Eisenbahn minister wird in den nächsten Tagen diese Stellung der Staatsregierung eingehend begründen und eine Erklärung des Staatsministeriums abgeben. Die Staatseisenbahnverwaltung steht auf dem Stand punkt, datz sie durch gemeinsame Bestimmungen für alle Arbeiter, namentlich ober durch die am 1. April d. I. in Kraft tretende neue Lohnordnung die Rechte und Pflichten der Verwaltung und der Arbeiter so fest umgrenzt habe, datz die Staats- eisenbahnbediensteten eine völlig gesicherte Stellung haben. Aus diesem Grunde lehnt die Staatsregie rung ein Bedürfnis zur Schaffung eines Staats- arbeiterrechts ab. * Generakfeldmarschall Frhr. v. d. Goltz gegen die „Kinkerlitzchen mit Flinte und Säbel". Generalfcld- marschall Frhr. v. D. Goltz wohnte am Sonntag in Duisburg einer Jungdeutschlandfeier bei. Bei der Gelegenheit hielt er an die Führer und Leiter der Abteilungen eine Ansprache, in der nach einem Bericht der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" die „Kinkerlitzchen mit den Flinten und Säbeln" sehr verurteilte; solche Sachen wären nichts für die Jungens. Es käme vielmehr darauf an, die I'mgens zu regelrechten Kör perbewegungen anzuhalten, wie ste heute in der Deutschen Turnerschaft und den deutschen Spor (verbänden vorbildlich gepflegt würden. Ein gesunder und williger Körper berge dann auch den Geist, der in dem Sinnfpruch „Alle für einen und einer für alle" sein schönstes Kennzeichen habe. — Damit hat der wackere Generals«ld-marschall vielen aus Dom Herzen gesprochen. * In der reichsliindischen Zweiten Kammer begründete Staatssekretär Graf v. Roedern den Entwurf eines Einkommensteuer gesetzes für Elsaß-Lothringen, das die Grundlage für die Finanzreform bilde. Die Ein führung des Gesetzes dürfte allerdings vor dem 1. April 1917 nicht möglich sein. Der Staats sekretär ftlhr fort, die Regierung werde auch auf Ergänzungssteuern, die in Preußen be stehen, nicht verzichten können, doch sei beab sichtigt, die Ertragssteuern zum Teil herabzu mindern, zum Teil zu ergänzen und ein Drittel des gesamten Steucrbedärfs durch eine Ver mögenssteuer aufbringen zu lassen. Eine Reform der Erüschaftsbesteuerung sei gleichfalls notwendig. Die Vorlage wird an eine besondere Kommission verwiesen. — Uebereinstimmend mit den Wünschen der Regierung beschloß der Seniorenkonvent der Zweiten Kam mer des elsaß-lotbringischen Landtages, das Parlament am 3. April zn vertagen und im Mai und Juni in Kommissionsfttzungen die Steuerreform zu beraten. Im November tritt die Zweite Kammer wieder zusammen, um bis Ende 1914 die Verhandlungen über die lachte der Mann vergnügt und knallte mit der Peitsche. „Adjüs." Die Wagen knarrten weiter. Der Kapitän legte Die Finger an den Mund, und im nächsten Moment gellte ein durch dringender Pfiff durch das stille Anwesen, wie ihn sich Seeleute öfters als Signal geben. Kaum war der erste Ton verklungen, so öffnete sich die Tür des kleinen Seitenhäuschens, und der Steuermann Bars trat hervor, der sich von seinem Herrn nicht getrennt hatte und jetzt die Oberaufsicht über einen Teil der Werft führte. Der Kapitän schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Bars, haben Sie Abendbrot gegessen?" Der Seebär griff sich unwillkürlich nach dem Leib. „Ja, Kaptän." „Schön, dann will ich Ihnen die nötige Verdauung dazu schaffen. Lassen Sie auf der Stelle vier, fünf Pferde satteln, Sie selbst und drei von unseren alten Matrosen sind mit von der Partie, und dann, so schnell die Kreaturen laufen, nach Dangerow." Der Steuermann hob die Hand. „Gibt cs wieder was zu prügeln?" fragte er mit der ruhigen Gelassenheit eines Mannes, der selbst solche Vergnügungen mit Maß zu genießen weiß. „Möglich, mein Sohn," gab Holstein un geduldig zurück, „und nun vorwärts, ich möchte zurechtkommen, bevor das Nest leer ist." Binnen drei Minuten sprengte die kleine Schar über die Landstraße. Allmählich ver schwand die Küste hinter den Reitern. Rings herum wurde alles Ackerland, und der gelbe Boden wandelte sich in braunschollige, frucht bare Flächen. Als der eilige Reiter seinen Blick über diese blühende Weite schweifen ließ, zog er grollend die Brauen zusammen, und ein wilder Fluch entfloh ihm. „Mles mein, jedes Weizenkorn mein, und Doch kann mich ein Schurke mit Hunden von dieser Scholle Hetzen lassen. Die Pest ihm!" Er gab feinem Rappen einen scharfen Schlag Steuerreform durchzuführen. Die Vorlage wird während der Etatsbcratungen 1915 durchveratcn. Die nächste Tagung deS elsässischen Parlamentes wird voraussichtlich sechs bis sieben Monate währen, um die wegen des frühen Schlusses dieser Session nicht erledigten Arbeiten nachholen zu könncu. * Polnischer Fanatismus. In dem Wahlkreis Samte r—B irnbaum, wo gestern die Reichs- tagsersatzwahl für den Grasen Mielzynski stattfand, wurde am Sonntag eine polnische Wähterver- sammlung in Goray abgehalten, an der auch der deutsch-katholische Arbeiter Kuhfiltterer Urban tvilnehm«n sollte. Krankheit seines Kindes zwang ihn aber, fernzubleiben. Der Arbeiter Stofcynfki lauert« nun, wie das „Posener Tageblatt" meldet, den Urban auf, der mit ihm im gleichen Haufe wohnte, und erschlug ihn. , Ausland. Nußlanü. * Zur Verhaftung des russischen Offiziers wird uns aus Petersburg, 18. März, telegraphisch ge meldet: Der Fall der Kölner Verhaftung des Ma rineoffiziers Poljakow wird in Kreisen der Reichsduma lebhaft besprochen. Die Abgeord neten sind der Ansicht, wenn der Fall in den nächsten Tagen nicht geklärt werde, müsse man in derNeichs - duma interpellieren. Es verlautet, datz Ssasonow dem russischen Botschafter in Berlin ener. gische Instruktionen gesandt hat. * Der neue Generglgouverneur von Warschau. Aus P e t e r s b u r g" vom 18. März wird tele graphiert: Gestern ist die Ernennung des General stabschefs Schilinsky zum Eeneralgouverneur von Warschau und Eeneralkommandanten des War schauer Militärbezirks amtlich veröffent licht worden. Spanien. * Don Jaime, der Sohn Carlos', hat, wie aus Paris gemeldet wird, auf sein« Thronansprüche verzichtet. Die Carlisten wurden aufgefordert, die Dynastie König Alfons' anzuerkennen und mit der äußersten konservativen Rechten eine große ka tholische Partei unter der Führung Mauras zu bilden. Man erfährt auch, datz Don Jaime sich mit der Prinzessin von Connaught verheiraten werde. Sü-afrika. * Die Annahme der Jndemvitätsbill. Wie aus Kapstadt, 18. Marz, gemeldet wird, hat der Senat in dritter Lesung die Jndemnitätsbill mit 25 gegen 9 Stimmen angenommen. Die Bill wird nunmehr dem Generalgouverneur zur Unter- zeichnun« vorgelegt werden. Mexiko. * Zur Lage in Mexiko. Wie der Konteradmiral Fletcher nach Washington meldete, haben die Konstitutionalisten in Mexiko 7 Meilen von Tampico die Pumpen zerstört und die Wasser werke niedergebrannt. Einzelheiten fehlen noch. — Der Richter des Bundesdistriltsgerichts hat einen Habeastorpusbefehl für etwa 5000 mexikanische Bundessoldaten bewilligt, die in Fort Blitz gefangen gehalten werden. Diese waren nach der Schlacht von Ojinaga im Januar über die ameri kanische Grenze geflüchtet, dort angehalten und später nach dem Konzentrationslager gebracht worden. Heer und Zlotte. * Vermehrte freie Urlaubsreisen vom 1. April 1814 ab. Am 1. April d. I. tritt eine Vermehrung der freien Urlaubsreisen für Unteroffiziere und Mannschaften der Armee und Marine ein. Währens bisher nur für die Hälfte der Unteroffiziere und Gemeinen eine freie Urlaubsreise bewilligt wurde, kann vom 1. April 1914 ab jedem Unteroffizier uno Gemeinen jährlich einmal eine freie Urlaubs reise gewährt werden. „Jährlich einmal ist so zu vsr stehen, daß im Rechnungsjahre nur einmal eine freie Urlaubsreife gewährt wird, und daß Dienstpflichti gen nur so oft freie Urlaubsreisen bewilligt werden, als die Zahl der Dienstjahre beträgt. Ein Anspruch Fstcrialit!«: — k'erwpr. 11189. lirro» und flog dahin, daß ihm die anderen nicht mehr folgen konnten. „Und alles, weil ein gutes Weib ein albernes Testament verfaßte, deshalb mußte ich Krämer werden, aber deshalb muß ich auch dieses Gut haben, und sollte ich cs krumenweise von dannen tragen." Er hatte es noch nicht ausgesprochen, da galoppierte etwas an ihm vorüber. Zierliche Hufe klapperten dumpf auf dem steinigen Boden, rind bald darauf unterschied er das lange Ge wand, das kokette Herrenhütchen einer Reiterin, deren schlanke Gestalt noch manchmal zwischen den Chausseepappeln auf nnd nieder tauchte. „Aha, das Töchterlein," erkannte Holstein nach kurzem Schwanken — „guter Sitz, aber einerlei, ihr vierbeiniger Freund frißt auch aus meinem Stall, und das möchte ich ihr einmal klar machen." Danrit wartete er noch eine Sekunde, bis er das Keuchen von den Rossen seiner Gefährten vernahm, und begann die Reiterin mit Windes eile zu verfolgen. Die Fliehende merkte eS. Immer verzweifelter setzte ihr Rößlcin ein, aber die Hufschläge des heramtürmendcn Rappen klangen schon nahe ihrem Rücken. Sylvia drückte den Hut fest in die Stirn nnd gab ihrer Stute einen heftigen Schlag über den Kopf. Nein, er durfte nicht immer seinen Willen durchsetzen, dieser anmaßende Fremde. Seit jener Untcrreduna mit dem Vater haßte sic ihn. Und dieser Gedanke, der sie wie im Fieber durchströmte, gab ihr einen tollkühnen Entschluß ein. Im nächsten Moment setzte sie mit einem weiten Sprung über den Graben und verschwand auf einem in der Dämmerung doppelt gefährlichen Feldwege. „Auch gut," lachte der Verfolger, „mir kann cs gleich bleiben, wer mir die Saat zerstampft." Einige Minuten blieb um Sylvia alles still, so daß ste glaubte, der Kapitän habe die Jagd, aufgegeben. (Fortsetzung in der Morgenausgabe
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