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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.03.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140317019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914031701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914031701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-17
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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in- ien ich er- um »en am Lr- or- ist. len zen afe 8or lng rzt- rv.'. eilt ine. Se nn» n. iler uar list r r - ch e !ing eem rom Ter der heit fah- ters luß von »ehe ncch por igen e r - )rich Hrte t er inen am -erat >mig uvor a h l 1000 Morgen-Busgabe Mr kripUa und Vorort» »nrch nafrr» TrOarr k » uo- Sp«-tt»ur»rmoltaal>» In» you» g«dro»tr mooatUO 1.23 M.. ot»r«»yahrttch 3.73 M. Set -»» »»schSftosteU», unsrra ZiUal»« und Nu»gad»N»U»n adg«h»U: monatlich lM.,vt»r1»UahrUch 3M. Vnrch -t» Post: tna»rhoib vrutfchlan-o un- S»r -rutschen »oloatr« mooalUch 1^4 w., ot»rt»t>üt>ritch 4.34 M., ouoschiieftlich postdestrUg»l-. Va»LrtpzlgrrLogedlatl «rschrint werktags »mal.Sonn- u.Zriertagotmal. 3u Leipzig, -en Nachbarorten unü -en Orten mit eigenen Zilialen wir- -t« stben-ausgabe noch am stbcn» -«» erscheinen» in» hauo geliefert. Vrrliner Ne-aktion:3n Sen Zelten >7. Zernsprrck-^nschlust: Moabit Nr. 407. /trntsblatt des Rates und despolrseuuantes der Etndt Leipzig NeSaktion «n- OeschäftssteUe: Zohanntogaff« Nr.», o Zernsprech-stnschlu- Nr. >4»«, >4-43 un- 14-44. ISS. Jahrgang flnz-igenpr-Is-: von auow-rt» 34 Pf., Neklamen 1.24 m.. Klein» stnzeigen -i,p»titzeilr nur 20pf.d.w»«-erI>»i.Nad.,aasrrale oon Scbörüen im emtli<bcnr»il Sie Petit- -eit» 14 Pf. chesch-ftoanzetgen mit playoorschritt >m Preise erhöht. Nadatl nach Larlf. Veitagrur ch«somtaufl.-M.Sa«Lausen-auoschl.postgedühr. stnzeigen-stnoabme: lohonnisgastel. bei sSmtUGcn jilioirn -»» Kripzigrr llagrblatt«» uns ollen stanoncea-Lxpc-itionrn Sr» 3n- un- stuslan-r». OeschüftosteUe fllr Vertin u.-ie pr.vcan.'endurg virrktionwaitrrZliegel, Seriin V «4 MorgoretdenstraK» 8. ZernsprrO - stnschlust: liüyow »471. Nr. 137. viensisg, -en 17. Msrr. 1S14. Vas Wichtigste. * Am gestrigen Tage herrschte in Leipzig ein fürchterliches Unwetter. Auf dem Gelände der Bugra wurde ein Gerüst von dem Sturme ein gerissen. Hierbei wurden zwei Zimmerer und drei Betonarbeiter schwer verletzt. (S. bes. Art.) * Von der Zweiten Kammer wurden am Montag einige Petitionen erledigt. (S- Bcr.) * In den Reichstagswahlkrcisen Borna- Pegau und Birnbaum-Samter finden heute Er satzwahlen statt. *2« geheimer Sitzung der Duma hat die Regierung eine Vermehrung des Heeres nm 500 000 Mann angekündigt. (2. Ausland.) * Die Suffragetten haben bei Kings Norton eine Anzahl Eisenbahnwagen in Brand gesteckt. (S. Ausland.) * Aus dem Lübecker Museum haben Ein brecher seltene Münzen und Kostbar keiten gestohlen. (S. Nachr. v. Tage.) Ver Zusammenbruch -es öster reichischen Reichsrates. r. Während das Gejetz einen sechsjähri gen Auftrag des österreichischen Ab geordnetenhauses anordnet, ist jetzt schon zum zweiten Male die mit io grasten Hoffnungen begrüstte Kammer des allgemeinen Stimmrechtes einem vorzeitigen Zusammen bruche verfallen. Die erste von 1907 hat es auf annährend 1 Jahre gebracht, die gegen wärtige auf kaum 3 Jahre. Man hat be kanntlich mit allen möglichen Künsten der Mathematik die Wahlkreise jo abgegrenzt, daß ein Kampf der Rationen um die Mandate ausgejchaltet jein jollte, und hoffte nun, auch dem nationalen Hader im Parlamente damit die Spitze abgebrochen zu haben. Bloß noch innerhalb der Völker sollten Konservative, Liberale und Sozialisten mit einander ringen: im Parlament jollte die graste Politik die Rationalitätspolitik ver treiben, und man war sogar bereit, den Beelzebub oes Sozialismus bei einem solchen Zersetzungsprozesse des „völ kischen" Geistes eine mitwirkende Rolle spielen zu lassen. Die Rechnung hat getrogen. Zn den 28 Zähren jeir Taaffes zweitem Ministerium hatte die nationale Erziehung so tiefe Wurzeln geschlagen, dast wenigstens dieses Geschlecht an der Möglichkeit verzweifeln must, das Held mit ci ner anoeren Frucht zu bestellen. Mit der Arbeits unfähigkeit ist es eher schlimmer als besser ge- woroen. Das angewandte Mittel hat insofern gewirkt, als allerdings auch die allgemein politischen, sogenannten Weltanschauuugsfragcn ihre Pflege gefunden haben. Aber die damit zusammenhängende fortgeschrittene Zersplitte rung der grasten nationalen „Gemeinbürg- jchasten" in zerfaserte Sondergruppen erschwert die Verständigung blost, weil jetzt mit jedem einzelnen der Splitter verhandelt werden must. Unter den 516 Abgeordneten zählt man etwa 30 Fraktionen! Müde, srervensmüde sind ja die nationalen Streiter geworden. Gewirkt hat das Becks che Gift immerhin. Die Eifersucht der kleinen Gruppen untereinander ist es allein, die den ermattenden Eifer wach erhält. Die jetzt die Konservativen darstellenden „Jungtschechen" wären an sich völlig bereit, sich mit den „Deutschfreiheitlichen" über einen billigen Ausgleich in Böhmen zu vereinigen, und diese ebenfv, in die gebotene Hand einzujchlagen, wenn nicht die Furcht vor den „Radikalen" hüben unü drüben den Friedenswillen hemmte. Haben es doch die Polen undRuthenen schließlich gekonnt, die sich eigentlich noch feind seliger gegenüberstanden als die beiden Völker Böhmens! An der Flott machung des Landtags liegt eben den Politikern mehr als an dem Schicksale des Wiener Abgeordneten hauses. So müde ist man geworden, dast man dessen bevorstehende Auflösung förmlich als eine Erleichterung begrüßt. Nicht als ob in Neu wahlen von irgend einer Seite ein beson deres Vertrauen gesetzt würde. Die Ehrist - lichsozialen, bei weitem die regierungs freundlichste Partei, erhoffen vielleicht die Rückeroberung einiger das vorige Mal ver lorenen Wiener Mandate, während auster halb der Hauptstadt die Sozia ldemok raten, besonders ihre polnische Spielart, vielleicht auch ein paar Verluste wett machen werden. Was sollen solche kleinen Verschiebungen der Ziffern frommen? Das Parlament wird da durch nicht ein Atom oerhandlungsfähiger, höchstens insofern, als seine Fraktionen wieder auf ein paar Jährchen der Sorge um neue „Berufungen an das Volk" überhoben sein werden und sich also mindestens auf ein Jahr ein grösteres Entgegenkommen leisten können. Hoffentlich ist dann GrafStürgkh oder sein Nachfolger etwas besser vorbereitet, das heiste Ei,en vor seiner Wiedererkaltung zu schmieden, als es in Oesterreich-Ungarn zuweilen geschieht. Aber mehr noch als auf die vollendete Tat sache des herabfallenden Damokles-Schwertes, den bevorstehenden Zustand, die schmerzhafte Operation wieder einmal überstanden zu haben, freut man sich daraus, dast die Regierung die Zwilchenzeit ausfüllen wird, um ihre Staats notwendigkeiten: Wehrvorlage mit anhängender A nleihe, Staatshaushalt und bosnische Bahnen aus Grund des berühm- tenArtikels 14 alv Notgejetze zu verkünden. Welches Geschrei hätte wohl das Geschlecht der Väter erhoben, wenn in den ersten Jahrzehnten der Dezemberoerfassung die Regierung nach der Krücke des verrufenen Artikels gegriffen hätte, dessen Einfügung in das Grund gesetz man ihr so widerwillig zugestand? Selbst die russische Duma zuckt wie ein ge tretener Wurm aus, wenn ihre Stolypin und Goremykin ihr mit Notverordnungen ihre Ent behrlichkeit unter die Nase reiben. Aber die Oesterreicher von heute sehnen sich förmlich da nach, dast ihnen die Heinzelmännchen des vor weltlichen Absolutismus nächtlicherweile die Arbeit abnehmen sollen! Man jagt, die Stim mung sei jo pessimistisch, dast höchstens noch die Sozialdemokraten murren würden, wenn Gras Stüryth jeinen Reumahlstag etwa — auf den griechischen Kalender verschöbe! Möglich, dast nichtsdestoweniger zur Ver zweiflung kein Grund ist. Aus jolchen weit vorgeschrittenen Zerjetzungszuständen werden manchmal am allerersten lebensfähige Neu bildungen entbunden. Uebergänge haben immer etwas Peinliches. Vielleicht Hal auch Baron Beck seinerzeit gar nicht damit gerechnet, dast nun mir einem Schlage sich die nationalen Verbünde zugunsten von allgemein politisch gerichteten allösterreichffchcn Reichsparteien auflösen würden. Die Erkenntnis aller Ver ständigen, dast die Dinge so nicht weiter gehen, mutz ja schliestlich den Willen zur Acnderung zum Gemeingute machen! Zu hoffen ist, dast die Regierung nun wenig stens die ihr selbst gewiß peinliche Notwendig leit, die ,ür das Staatswohl erforderlichen Maßnahmen auf die alleinige Verantwortung zu übernehmen, auch gründlich ausnutze, ins besondere, was die Fortentwicklung des Heeres anlangt. Mit den vielen kleinen, stückweisen Vermehrungen erschwert sie sich ihre Aufgabe ganz außerordentlich und unnötig. Und lchliest- lich ist es doch für Oesterreich und den Wert seiner Bündnisse eine Lebensfrage, dast es sich soweit auf eigene Fitste stellt, als die Kräfte seines Volkstums irgend gestatten. Jene Ab hängigkeit vom guten Willen der Freunde, die damals selbst den kleinen Trotzköpfen im Balkan land gegenüber seine Entschlusskraft lähmie, must cs von sich abschütteln können. Es darf sich das Wort nicht wieder jagen lassen, das in Springe gefallen sein soll: „Du rasselst mir zu viel mit meinem Säbel!" Zähren die neue Hapaglinie auch nicht gerade sehr rentabel jein wird, so wird sie doch bei dem Anlaufen so vieler Häfen im Mittelmeer bald reichliche Frach ten von Rustland nach Ländern des Mittelmeers haben und an dem in einigen Jahren stark wachsen den serbischen Export in Saloniki partizipieren und so der griechischen Handelsflotte nicht gerade will kommen sein. Anderseits wird sie viel Export aus Amerika, der bisher über England oder Hamburg nach der Levante tam, besonders landwirtzchastliche Maschinen mit billigerer Fracht l)erbesördern können. Jedenfalls herrscht in allen deutschen Kreisen grosse Befriedigung über diesen neuen Fortschritt deutschen Unternehmungsgeistes. Die Begeisterung der „Befreiten" in Mazedonien ist nun schon völlig verflogen. Von Reujerbien soll „man" überhaupt nicht reden. Die bulgarhche Be völkerung sehnt dort jetzt sicher die rürkffcye Zeil wie der herbei. Denn was sie jetzt hat, ist sicher schlimmer als das, was man russische Knutenwirtjchaft nennt, Rur so allerdings tönnen die Serben die Bulgaren in Schach hallen und werden es noch Jahre hindurch tun müssen, immer eines Aufstandes gewärtig, ver, wenn er ausbräche, die serbische Beamtenschaft aus Stadt und Land in einem Massaker, schlimmer als im Türksnkrieg, Hinwegfegen würde. Die Schnee schmelze beginnt jetzt, und noch kann inan nicht jagen, ob nicht wieder die Komitatschis von der bulgarischen Grenze ber mit Mord und Ueberfall und Bomben ihre Arbeit beginnen. Saloniki jeloer soll zwar eine schöne Stadt werden, mit >rais. Parks, Boulevards, Promenaden. Es sind Millionenpläne. Aber selbst die hiesigen Zeitungen, die so lange nichts zu sagen wagten, reden jetzt offen t-aoon, vag der Handel Salonikis unter den neuen Zolltarifen notwendig dem Ruin entgegengehen must, dast das Hinterland für die Kaufmannschaft verloren ist — nur als Transithafen für Serbien wird Salo niki für die Schiffahrtslinicn Bedeutung haben —, und rast all die grasten Versprechungen von einem grostartigcn Aufschwung, den^alouiki nehmen würde, nur schöne Redensarten waren, denen bisher keine Taten gefolgt sind. Dieser drohende Ruin des Han dels u-iro nicht ausgewogen durch die Fortschritte, die it. das griechische Regime zu verzeichnen hat Gewist es herrscht mehr Sauberkeit in Len Strafen, es kommt mehr Ordnung in die Verhältnisse hinein. Die Bevölkerung wird gegen die- Ausdeutung und Spekulationen der Grast- und Kieinkuuflcute geschützt. Die Behörden setzen einfach die Preise t-sr Lebens bedürfnisse fest, und solche Tricks, wie die Kaufleute einer Branche sie früher ost anwandtcn, um die Preise in die Höhe zu treiben, sind nicht mehr an wendbar. Aber trotzc-.'in denkt man heute an die billigen Zeiten zurück, die früher hier waren. Ein bedenklicher Faktor für die Zukunft Maze doniens ist die anhaltende Abwanderung des muhammedanischen Elements. Mazedonien war an sich nicht dicht bevölkert. Aber immer noch hält die Wanderung der Tausenden an. die zumal aus Reu serbien kommen, um wieder ins Land des Halb mondes zu gehen. Es ist ja eigentlich der reine Selbstmord für das Land, je mehr die Entvölkerung zunimmt. Aber wenn wohl die Regierungen das begreifen, die subalternen Beamten mit ihren Hebel griffen, ihrer Nichtachtung türkischer Sitten, die ochikanc der jetzt übermütigen serbischen oder bul garischen oder griechischen Nachbarn verleiden den Muhammedanern das Land. So wirkt der Krieg bis in jedes Dorf nach, und dadurch wieder auf den Hant-el und das gesamte wirtschaftliche Leben des Landes. Viele Artikel, die früher gangbar waren, gehen einfach nicht mehr: die Schichten der Bevölke rung, die Abnehmer waren, sind nicht mehr da. An dere Artikel sind wegen der Zölle nicht mehr abzu setzen. Und bis ein Neues sich bildet, neue Absatz gebiete und neue Bedürfnisse entstehen, vergehen Jahre, und nicht jeder ist imstande, diese Zeit sich über Wasser zu halten." Srief aus Saloniki. Bahnbauten. Neue Schisfahrtslinie. Zustände in Mazedonien. Abwanderung der Türken. Aus Saloniki schreibt unser Mitarbeiter: „Die Bahnlinie Guida—Pappapouli, die die Ver bindung zwischen Europa und Alpen herstellt, wird zetzl geoaut. In 18 Monaten soll sie fertig jein. Ja, die Griechen wollen noch eine bejondere Prämie zah len, falls sie früher vollendet ist. Aber sie wird nicht von Deutschen gebaut. Es war eine der Loraus- jetzungen, unter denen Frankreich die .500 Millionen au Griechenland gab, dast die jranzöjijche Bahnbau- gchelljchLsl Battignolles den Bau aussührte. Un-d wohl oder übel muhte Griechenland den Bau an Franzosen übergeben. Aber ein kleiner Tropfen Wermut fiel ihnen in den Freudenbecher. Sie müssen den Bau nach deutschem Anschlag ausführen. Sie hatten wie die Negierung und der Bauinjpcktor der Orientalischen Bahn Herrn Hasner die Strecke trazicrt, und Herr Hafner hatte den Triumph, dast lein Plan von der Regierung angekauft unü den Franzosen zur Ausführung ausgegeben wurde. Für ihre Ingenieure wird es ja nicht gerade eine besondere Freude ge wesen sein. Dafür jetzt deutscher Unternehmungsgeist jetzt an anderer Stelle ein. Die Hamburg-Amerika- Linie eröffnet im nächsten Monat ein« direkte Linie zwischen New Pork und der Levante mit einer Reihe älterer Schiffe von 9000 bis 15 000 Tonnen. Die Linie wird eine groste Zahl Häfen des Mittel meers und des Schwarzen Meeres anlaufen. Der äutzerste Hafen ist Odessa. Im Aegäischen Meere werden Piräus, Saloniki und Smyrna berührt. Wir hatten bisher von deutschen Linien nur di« mit Freytas, Horn und Argo vereinigte Deutsche Levante linie Konstantinopel, Smyrna und Piräus berührt« der Norddeutsche Lloyd. Wenn vielleicht in den ersten Der Munitionsverbrauch im Kriege Ser Gegenwart. Ein höherer Offizier schreibt uns darüber: Die nun reichlich fließenden amtlichen und privaten Quellen über den letzten großen Krieg, den 1904/05 zwischen Rußland und Japan in der Mandschurei durchgcsvch- tenen Kampf um die Porhcrrschaft im fernen Osten, crmoglicl-eu einen Schluß auf den vor aussichtlichen Verbrauch an Munition im Kr.cge der Gegenwart. Die Annahme, daß dieser Ver brauch im Vergleiche zu dem früherer Zeilen erheblich zunchmcn wird, ließ sich schon aus den inzwischen gemachten Fortschritten des Waffeuwesens (Mchrladegcwehre, -Lchnellfeucr- geschütze) begründen; sic ist aber nun durch den Krieg in der Mandschurei als tatsächlich richtig erwiesen wurden. So wurden nach dein russiscthm General- stabSwcrk von der russisclzen Infanterie ver braucht: in der Schlacht bei Liauyang 170, am Schaho 195 und bei Mulden 196 Patronen pro Gewehr; einzelne Regimenter aber, die einen besonders hartnäckigen Verteidigungskamps zu führen hatten, kamen bis auf 400 Patronen pro Gewehr und Schlachttag. Es ist sehr wahr scheinlich, daß der Patrönenvcrbrauch der Ja paner im Durchschnitt nicht wesentlich geringer gewesen ist als der der Russen; leider fehlt hier ausreichendes verlässiges Material und ist bei der bekannten Eigenart der Japaner auch nicht so bald zu erwarten. Hum Vergleich mit srü Heren Kriegen sei angeführt, dast auf deutscher ^seite für den ganzen Feldzug 1870/71 sich ein D u r ch s ch n i t t S v e r b r a u ch von 56 Patronen für jedes Gewehr errechnet, der Höchstverbrauch an einem Schlachttage aber nur 200 Patrone» beträgt. Auf Grund der Er fahrungen des mandschurischen Krieges und der ähnlich gestellteren Wahrnehmungen cm Balkan- triege wird in der französischen und englischen Mililärliteratur der Tagesverbrauch des Infan teristen in einem künftigen großen Kriege mit 250 Patronen für einen Schlachttag angenom men, eine Zahl, die zweifellos eher zu niedrig als zu hoch ist. Die Munilionsausrüstung der deutschen Infanterie trägt den neuzeitlichen An forderungen voll Rechnung: 1o0 Patronen „Taschcnnlllnition", rund 70 Patronen für jedes Gewehr auf den Kompanie-Patronenwagen, dazu die in den vier Jnfanteric-Munitionskolonnen des Armeekorps milgeführke MunitionSreservc ergeben zusammen mit den den Toten und Ver wundeten abzunchmenden Patronen eine die vorangeführte Durchschnittszahl erklecklich über steigende Ziffer. Größer noch als bei der Infanterie erwies sich im mandschurischen Kriege der Munitions aufwand der Feldartillcrie, und das noch dazu ohne eine entsprechende Steigerung der Wirkung. ES treffen nach als zuverlässig er achteten Nachrichten auf ein Geschütz: in der Schlacht bei Liauyang 240, am Schah» 130 und bei Mulden angeblich gar 480 Schuß. Zieht mau auch hier die Verhältnisse auf deutscher Seite im Kriege 1870/71 zum Vergleich heran, so ergibt sich, das; nur ganz ausnahms weise einzelne Geschütze an einem Schlachttag bis zu 200 Schuß abgegeben haben, und das; der Durchschnitt sehr viel ge ringer ist, z. B- für Wörth 40, St. Privat 53, Sedan 37 Schuß. Bei den Japanern bewegt sich, soweit hier überhaupt Einblick zu gewinnen ist, die Lchustzahl an einem Schlachttag zwischen 60 und 190. Die schon erwähnten ausländischen Prcssestimmcn bringen für den K-ricg der Gegen wart eine Tagesrate von 200 Schuß in Ansatz. Rach der Allgemeinheit zugänglichen Angaben werden im deutschen Armeekorps für eine Ka- nonenbatteric insgesamt 385 Schuß pro Ge schütz mitgcsührt: bei den leichten Fcldhaubitzen ist wegen des größeren Kalibers die Geschoßzahl geringer. In welch mißliche Lage bei dem heurigen großen Munitionsverbrauch ein kriegführender Staat bei mangelnder Voraussicht und Fürsorge kommen kann, lehrt die dem russischen Äencral- stabswert entnommene Tatsache das; Ende Au gust dis Ausaug September 1904 Rußland in Europa nur noch über 150 000 Geschosse sür Schnellfeuergeschütze verfügte, von denen aber mehr als die Hälfte sich bereits im Abtransport nach dem fernen Osten befand. Wäre cs damals zu einem Feldzüge in Europa gekommen, so Härte die russische Armee aui diesem Kriegs- scliauplan der Mitwirkung ihrer Feldartillcrie größtenteils entbehren müssen. poliMeNe UeberlieM Oie „Sakrische Staatezeitung" über üie Gewerkschaftsfroge. Die Auseinandersetzungen in der Zentrums presse über die Gewertscyaftssache ffnd durch den Tod des Kardinals Kopv nur kurz unter brochen worden. Alsbald wurde der Streit gegenstand wieder ausgcgriffen, ohne daß er kenntlich wurde, zu welchem Ende der Kampf eigentlich geführt werden soll. Bemerkenswert ist, daß das bäurische Regierungsblatt, die „Staatszcitnng", nun auch das Wort nimmt, um ihre den christiichen Gewerkschaften frcnndtiche Haltung zu rechtfertigen. Rach einem Drahtbericht ans München schreibt sic: Die „Staatszcitung" tritt <ntsckucden fiir die christ lichen lhewerkschaften ein. Sic tut dies, weil die christlichen Grewcrkschasten, in dcnen katholische und eoangclisck-e Arbeiter ohne Rücksicht auf Konfessions zugehörigkeit wirtschaftlich organisiert sind, diejenigen Arbeiterorganisationen darsiellen. die nach Mitglic- derzahl und Entwickelungsfäh gleit als ernst zu nehmende Gegner der s o z i a l d c m o k r a t i! ch c n freien Gewcckschasten zu erachten sind. Eine Sprengung der christlich n Gewerkschaften ließe be fürchten, daß ein sehr beträchtlicher Prozentsatz ihrer Mitglieder in die Zwangslage versetzt würde, sich zur Sicherung ihrer wirtjch fftlichen Interessen den freien Gewerkschaften und damit der Sozialdemokratie anzuschließcn. Die christlichen Gewcrkschasten haben mit Klugheit und Festigkeit ihre Existenz bisher be haupten können. Ihnen in dem nicht leichten Kampfe bcizustehen, den sie um ihren Bestand und ihre innere Geschlossenheit führen, ist eine staatliche Notwendig keit. Daß, wer die christlichen Gewerk chaften unter- stützt, hierbei sich gegen gewisse Eifcrerkreise wenden muß, di« glauben, päpstlicher lein zu müssen, als der Papst, ist selbstverständlich. Man sollte glauben, die Unterstützung, die die „Bayrische Ltaatszeitung" den christlichen Gewerkschaften leiht, müßte die Sympathie aller Kreise finden, die gewillt sind, das Ihrige dazu beizutragen, daß die Konfessionen in Deutschland im Frieden miteinander leben." Das klingt sehr entschieden; nichtsdestoweni ger liegt in Viesen Ausführungen insofern eine Verschiebung der Dinge, als das bayrische Re gierungsblatt den „Eifcrcrkreisen" mit Unrecht nachsagt, sic seien päpstlicher als der Papst. DaS stimmt nicht, und die Tatsache, daß die päpst liche Enzyklika vom Jahre 1012 gegen die
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