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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.03.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140318011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914031801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914031801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-18
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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tages würde die Zusammensetzung der Kamm« "tza^aMc^r «ekdcn, rikd cs «6?de -fich'einV'« und l>e- füh- jeit dvr t, noch dem Geiste der. Verfassung. <« e Abg. Meinhempel (Natl.): Seine Freunde werden (Dieser Antrag findet die geschäftsordnungsmäßigc Unterstützung.) Abg. Illg« (Soz.) begründet den sozialdemokrati schen Antrag. Früher hätten die Fortschrittler cs unentschieden gelassen, ob sie auch einjährige E t a t s Perioden wünschten. Jetzt erklärten sie, daß sic zweijährige Etatsperiodcn, aber jährlichen Zu sammentritt des Landtags wünschten. Im Gegen sätze dazu wünschten seine Freunde auch einjährige Etatsperioden. Wenn der Landtag jährlich zu sammentrete, so würden die Initiativanträge weniger werden. Vor einer Verfassungsänderung schrectten seine Freunde nicht zurück, wenn sic not wendig und geeignet sei, eine Besserung bestehender Zustände hcrbeizuführen. Minister Graf Vitzthum v. Eckstüdt bezieht sich auf seine Ausführungen vom Jahre 1912. Neues habe die heutige Beratung nicht gebricht. Die Regierung stehe den beiden Anträgen ebenso ablehnend gegenüber, wie vor zwei Jahren. Er bezweifele nicht, das; es den Herren von der Fort schrittlichen Volkspartei völlig ernst sei mit der Be schränkung auf alljährliche Landtagstagungen, er zweifele aber auch incht, das; nach Annahme des Antrages Schwager bald der Kampf um einjäh rige Etatpcriodcn einsetzen werde, und er zweifle endlich nicht daran, das; nach Einführung ein jähriger Etatperiooen bald genau derselbe Zu st and rintretcn werde, wie cr jetzt bestehe. (Abg. Günther rüst: „Das kommt auf die Regierung an!") Den Beweis dafür, oaß durch die Annahme der Allträge gegenüber dem jetzigen Zustande etwas Besseres geschaffen werde, den halte die Regierung nicht für erbracht. (Beifall rechts.) Abg. Dr. Schanz (Kons.): Leine Freund-c ständen beiden Anträgen ablehnend gegenüber und stell ten sich vollständig auf den Standpunkt des Ministers. Eine Trennung der Landtage in Etatlandtags solche, die nur Anträge und Interpellationen raren, würde zu unhaltbaren Zuständen ren. (Zuruf: „Württemberg hat das vierzig Jahren!"; Der eine Landtag würde gute, d-er anders der minderwertige sein. („Oho!" links.) Man könne von Leuten, die im prak- rischen Leben ständen, nicht verlangen, das; sie alle Jahre drei bis vier Monate von ihrem Berufe fern gehalten würden. Was für das Reich angebracht sei, das passe nicht unbedingt auch für Lachsen. Ein Land tag mit zweijähriger Periode werde weniger Arbeit haben, als ein einjähriger. Den einjähri gen Landtagsperloden würden unbedingt bald ein jährige Etatpcriodcn folgen. Zweijährige Landtags perioden seien vollständig ausreichend. Ueber die anderthalbjährige Rulze, die zwischen zwei Landtags perioden liege, freue sich der grösste Teil der Bevölke rung. Man möge deshalb an der altbewährten Ein richtung fcsihalten und beide Anträge ablehnen. (Lebhaftes Bravo! rechts.) Abg. Wappler (Natl): Seine Freunde seien gegen beide Anträge. Wenn (eine Fraktion die Uebcrzrugung hätte, daß durch die Annahme der Anträge eine Verkürzung der Tagungen herbe igeführt werden würde, so würden feine Freunde die Ersten sein, die dafür stimmten. Auch die finanzi e l len Lasten sprächen zogen die Anträge, und schließlich hätten die Abgeordneten auch ihre häuslichen Pflich ten zu erfüllen und sic hätten auch noch einen Berus. Durch einen alljährlichen Zusammentritt des Land- " ' ' ' der Kammer eine kruf^. Parlamentär i s m u s seine' Freunde wenigstens nicht wünschten. Alljährliche Tagungen des Landtags hätten auch eine große Be lastung der Regierungsvertreter zur Folge. Das AnsehendcsLandtagesleidet dar unter. (Zuruf: Spießbürgerei!) — Präsident Dr. Vogel rügt den Zwilchenruf.) Es stehe, wie man höre, eine neue Landtagsordnunq und auch wohl eine neue Geschäftsordnung bevor, die, wie er hoffe, es ermöglichen werde, die Gegenstände rascher zu er ledigen. Er wolle schließen mit dem Rufe: Nur die Ruhe kann es machen. (Große Heiterkeit.) Schaffen Sie uns diese Ruhe, wir brauchen sie. Abg. Brodaus (Fortschr. Vpt.) wendet sich gegen die Ausführungen des Ministers, der den An trag Schwager als eine Etappe auf dem Wege zu einjährigen Etatsperioden bezeichnet habe, und ver weist auf Württemberg, wo der von dem An träge Schwager angestrebte Zustand seit 14 Jahren zur Zufriedenheit von Volk und Regierung bestehe. Fast komisch berühre die Sorge der Re gierung um das Wohl der Abgeord neten. Eine Beamtenvermehrung sei bei ein jährigen Landtagstagungen kaum nötig. Wenn der Abg. Dr. Schanz behauptet, die Bevölkerung freue sich über die l^jährigc Landtagspause, und eine ein jährige Tagung würde sie schwer beunruhigen, so wundere er sich, weshalb sich Dr. Schanz habe in den Landtag wählen lasten. Den Standpunkt der Kon servativen könne er verstehen, er wende sich aber gegen die Ausführungen des Abg. Wappler, die in schroffem Gegensatz ständen zu den früheren Aeußerungen des Abg. Nitzschke. Es würde dann nicht anders kommen, als daß die Regierung auf Jahre ohne di« Kontrolle des Landtags sein würde. Der Landtag leide unter den jetzigen Zuständen. Di« gesetzgeberische Arbeit der letzten Jahre sei nicht überall glücklich gewesen, was manche Gesetze, z. B. das Wassergesetz beträfe. Auch die Besoldungsnovelle habe man sich durch den Finanzminister aufzwingen lasten. Präsident Dr. Vogel rügt den Ausdruck des Abg. Brodaus, daß die Sorge der Regierung um das Wohl der Abgeordneten fast komisch berühre. Abg. Sindermann (Soz.) gibt dem Vorredner recht, daß die Beratung der Gesetze nicht mit der Gründlichkeit erfolgt sei, wie das Volk habe erwar ten können. Die finanziellen Belastungen durch einjährige Etatperioden werde zu ertragen sein. Der Finanzminister könne sorglos in die Zu kunft schauen. Wenn alle Vermögen be steuert würden, die jetzt infolge des Wehr beitrages zutage gekommen sind, wisse er gar nicht, wohin er mit all dem Gelbe Söcbsiscber Lamttag. Zweite Kammer. 6 3. öffentlich« Sitzllng. I». Dresden, 17. Marz. Präsident Dr. Bogel eröffnet die Sitzung um r/?2 Uhr nachmittags. Das Haus ist schwach besucht. Der Tribüncnbosuch ist spärlich. Am Regierungstijck-e: sämtliche Minister, mit Ausnahme des Kultusministers, und Kommissare. Etatkapitel. Abg. Dr. Hähnel (Kons.) berichtet für die Finanz- deputarion Z. üocr Kap. 32 und 33 des Etats, Ge samt Ministerium und Staatsrat sowie Kabinettskanzlei und beantragt, die Kapitel nach der Vorlage zu bewilligen. Oh.te Debatte-wird dies beschlossen. Abg. Anders (Natl.) berichtet über Kap. 34 des Etats, Ordcnstanzlei, und beantragt, das Ka pitel nach der Vorlage zu genehmigen. (Einnahmen 320 Ausgaben 10 020 ttt.) Abg. Harimann (Natl.): Er sei kein prinzipieller Gegner des Kapitels und sei gern damit cinver- stairden, wenn für Beweise persönlichen Muts Auszeichnungen gegeben würden. Aber seine Beobachtungen im poiltija;en Leden zeigten ihm, daß bei Ordensverleihungen doch keine Zufriedenheit erreicht und die nötige Objektivität doch nicht beobachte: werde. Er erinnere an den Falk Thieme. Möchte man die Ordensverleihungen doch einfach auf die Zivil liste verweisen. (Bei fall links.) Abg. Brodaus (Fortschr. Vpt.): Die Stellung seiner Freunde zu diesem Kapitel sei bekannt. Er freulicherweise mehrten sich die Stim men gegen die Ordensverleihungen. Redner zitiert einen Artikel des Prof. Gurlitt, der aus Anlaß der Nachricht geschrieben ist, daß Pro;cssor Wrba von Dresden nach München übersiedeln wolle, weil er sich hier zurückgesctzt fühle. In dem Artikel werde, gesagt, daß in der Dresdner Künstler schäft ein Streben nach sichtbaren Auszeichnungen eingerissen sei. Vielleicht nehme die Regierung Anlaß, sich heute zu äußern, wie es zu der behaupteten Zurücksetzung gekommen sei. Nach Ansicht seiner Freunde sei eine Zurücksetzung noch kein Anlaß, den Ort des bisherigen Wirkungskreises zu verlassen. Statt einer Verein fachung, werde das Ordenswesen immer komplizierter, das habe es so unsympathisch gemacht. Seine Fraktion werde gegen das Kapitel stimmen. Abg. Sindermann (Soz.): Seine Freunde würden aus den schon früher angeführten Gründen gegen das Kapitel stimmen. Das Geld könnte bester ange- wendct werden. Wer so ein Spielzeug haben wolle, möge es auchbczahlen. Präsident Dr. Vogel: Bis jetzt seien Orden noch eine Staatscinrlchtung und kein Spielzeug. Abg. Opitz (Kons.): Seine Freunde würden sür das Kapitel stimmen. Das Recht des Königs zur Or densverleihung sei durch § 79 der Verfassung be gründet. Abg. Günther (Fortschr. Vpt.): Gerade aus die Verfassung könne man sich berufen, wenn man gegen das Kapitel stimmen wolle, denn gerade die Klassi fizierung der Orden ent prechc weder dem Wort laut, noch dem Geiste der. Verfassung.r Abg. Meinhempel (Natl.): Seme Freunde werden in ihrer Mehrheit sür das Kapitel stimmen, wünsch ten aber Vic Beseitigung mancher Mängel bei den Verleihungen. Das Kapitel wird alsdann gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, Fortschrittler und der Abgg. Merkel und Hartmann be willigt. (38 gegen 28 Stimmen.) Es folgen die Anträge Schwager (Fortschr. Vpt.) und Cast an (Soz.) bett. jährliche Einberufung des Landtags. Der Antrag Schwager u. Een. lautet: Die Regierung zu ersuchen, dem Landtage bal digst einen Gesetzentwurf vorzulegen, wonach im Oktober, spätestens im November jedes Jahres ein ordentlicher Landtag einzuberufen ist. Der Antrag Cast an u. Gen. lautet: Die Regierung zu ersuchen, dem Landtage noch in dieser Tagung einen Gesetzentwurf vorzulegen, wonach 1. der Landtag zu jährlichen Tagungen zusammen berufen und 2. der Ständeversammlung in jeder Landtags tagung der Staatshaushaltsetat oorgelegt wird. Die Beratung über beide Anträge wird verbunden. Zur Begründung des Antrags erhält das Wort Abg. Schwager (Fortschr. Vpt.): Zum drittenmal erscheine der Antrag in dies«: Landtagsperiode. Er würde nicht wieder gestellt worden sein, wenn nicht seine Freunde unbedingt davon überzeugt wären, daß eine jährliche Berufung des Landtags absolut notwendig sei. Neues lasse sich zur Begründung kaum mehr Vorbringen. Er möchte aber doch betonen, daß die Verhältnisse sich sehr geändert hätten. Die Aufgaben des Landtags hätten sich wesentlich ge steigert, was auch von der Regierung anerkannt worden fei. Die Ueberlastung des Landtags sei kein Ausnahmezustand mehr, sondern dauernd geworden. Auch die Regierungsgeschäfte seien wesentlich ge wachsen, was auch in den Forderungen neuer Beamten in den entscheidenden Restorts zum Aus druck komme. Die gegen die jährliche Tagung er hobenen Einwände seien nicht stichhaltig. Wenn gesagt werde, man könne doch nach Bedarf einen außerordentlichen Landtag berufen, so genüge das nicht: denn es sei etwas ganz anderes, wenn die Volksvertretung ein Recht darauf habe, sich jährlich mit der Regierung ins Einvernehmen setzen zu können, als wenn dies vom Willen der Regierung abhänge. Ohne alljährliche Tagung des Landtags werden die großen Aufgaben, wie Reform des Volks schulwesens, Reform der Ersten Kammer usw. nicht gelöst werden können. Er beantrage schließlich, den Antrag sofort in Schlußberatung zu nehmen. solle. (Heiterkeit.) Ein Berussparlamentarismus sei gar nicht zu fürchten. Es reise mancher im Lande herum, der gern ein Mandat haben wolle. Der Landtag sei tatsächlich überlastet. Die Abgeordneten bewilligen ständig Geld zu Bauten, ohne sie sich an sehen zu können. Hier müsse Abhilfe gesck-affen wer den. (Beifall bei den Sozialdemokraten.) Abg Kleinhempcl (Natt.): Abg. Nitzschke hat seinerzeit nicht im Namen der Fraktion, sondern aus eigene Rechnung und Gefahr gesprochen. Bessere Gesetze würden bei jährlichen Tagungen nicht gemacht werden. Zu kürzeren Tagungen führten die einjährigen Perioden auch nicht. Wohl aber würden sickzer viel Herren aus dem praktischen Leben nicht mehr in der Lage sein, zu kandidieren. Seine Freunde lehnen deshalb beide Anträge ab. Finanzminister von Seydewitz: Die Ueberschüste ließen sich auch bei einjährigen Tagungen nicht be rechnen. LLenn der Wehrbeitrag wirklich ein Ver mögen von hundert Millionen Mark mehr Nachweisen sollte, so würde das für den Staat jährlich nur 210 000 ü ausmachen, nämlich 160 000.lt Einkommcn- und 50 000 ttl Vermögenssteuer. Die zwei jährige Etatperiode führe dazu, daß der Etat gründlich vorbereitet und sorgfältig ausgestellt werden könnte. Jeder Etat erfordere ein halbes Jahr angestrengter Arbeit, also würde bei einjähriger Etalaufstellung dieser neue Etat sich un mittelbar an die Verabsch.edung des alten an schließen. Das würde zu einer ausreibenden und er- schöpjenden Arbeit aller Beteiligten sichren. Die Ge fahr einer weniger sorgfältigen Arbeit würde dadurch auszuschließen sein, daß man die Beamten vermehre, das würde aber wieder zu einem großen Mehrauf wand sichren. Selbstverständlich würbe die Re gierung l>ereit sein, auf einjährige Etat- pcnodeu einzugehen, wenn es das Staats interesse unbedingt erfordere. Diese Voraus setzung scheine hier aber nicht gegeben zu ;ein. Zu rück wei;en müsse er die Behauptung, das; Gejetze nicht ordentlich vorbereitet und im Landtage nicht gründlich durchgearbettet worden seien. Wenn dre Regierung ein Interesse daran habe, da»; die Abgeordneten nicht überanstrengt würden, sei das ein gesunder Gedanke. Die Regie rung lege großen Wert darauf, daß hier im Landtage Leute aus dein praitischen Leben säßen. «Beifall.) Damit schließt die Debatte. Nach dem Schlußwort des Abgeordneten Schwager wird der Antrag Castan gegen 22 lozialdemo- tratrschc Stimmen abgelehnt. Auch der An trag Schwager wird abgelehnt gegen die Stimmen oer Sozialdemokraten, Fortschrittler und des Nakionalliberalen Rückert. Es folgt der Antrag Schmidt (Freikons.), die Regierung zu ersuchen, den Verkauf des Berliner Tageblattes auf sächsischen Bahnhöfen zu verbieten. Abg. Schmidt-Freiberg (Kon;.). Die zahlreichen Zuschriften, die er bis in die letzten Tage hinein erhalten habe, bewiesen, daß das Interesse nicht ab geflaut sei, und daß bas sächsische Volt es satt habe, in seinen heiligsten Gefühlen gekränkt zu werden. (Lachen links.) Die Zeitungen, die ihre Aufgabe ideal nähmen, seien die wenigsten (Zuruf: „Deutsche Tageszeitung"! Den meisten jei oas Geloverbienen die Hauptsache. Sie «uchen oen Leidenschaften nicht allein zu frönen, sondern sie noch auizupeitschen. Das zeuge von einem gewissen Tiefstand der Presse. Die v^tzieruilg als Schätzerin »er Autorität,. Lls Mütze der Monarchie, mutzte in erster Linie den Kamps gegen die- verhetzenden Blätter auf nehmen. Alle.Vings seien hier Grenzen gezogen durch die Preßfreiheit. Aber innerhalb dieser Grenzen müßte die Regierung vorgehen. Glücklicher- I weise höre unser Volk noch auf wohlmeinende I Warnungen der Regierung. Es verlangt sogar, daß i die Regierung die Führung in die Hand nehme. Darum müsse sie doch ihre Machtmittel gebrauchen, wo sie dazu in der Lage sei. Reoner wendet sich dann speziell gegen das „Berliner Tageblatt", dessen Reporter. Redakteure und Besitzer nicht deutsch zu empfinden wüßten. Man müsse sich wundern, daß das „Berk. Tagebl." noch nicht verboten sei, während man die sozialdemokratischen Blätter und den Simplizissimus verboten hätte. Die Eehäisigkeit des „Beil. Tagebl." hätte ausge- reicht, um ein Verbot zu rechtfertigen. Besonders zwei Vorgänge seien hervorzuheben: Zunächst der Artikel über bas Deutsche Turnfest in Leipzig, gegen den die gesamte deutsche Presse protestiert habe. Nach der Behauptung des Berliner Tageblattes scheint ;a dieser Artikel nur aus Versehen in das Blatt gelangt zu sein. Aber die;e Entschuldigung könne keinen Eindruck machen Aus einen Zuruf des Abg. Held, der auf der Tribüne nicht verständlich ist, bemerkt der Redner: Ja, Herr Abg. Held, es gibt Leute, die mich nicht beleidigen können, zu denen gehören Sie. Abg. Held ruft: Sie sind ein Flegel! Präsident Vogel: Ausdrücke wie dieier dürfen unter keinen Umständen durchgehen. Stür mische Zurufe von links: Was ist Unrechtes gesagt worden! Der Ausdruck war provoziert! Präsident Dr. Vogel: Ich bitte jetzt um Ruhe. Aba. Schmidt fährt fort. Bis zu welchem Grade hämischer Herunterreißerei das „Berliner Tageblatt" sich verleiten läßt, das beweise der Artikel vom 20. Oktober über die Weihe des Völker schlachtdenkmals in Leipzig. Daß das „Ber liner Tageblatt" auf diese Feier einen Schmäh artikel geschrieben hat, das dürfte ihm nicht durchgehen. Ein Schrei der Entrüstung sei durch die gesamten nationalemvfindenben deutschen Völker g fahren und habe auch bet den Regierenden Wider- yall gefunden. Leider hätte dieser Widerhall nicht das nötige Maß von Engerie ausgelöst. Das „Berl. Tagebl." habe nur eine Verwarnung be kommen. Die sächsischen Gastwirte hätten ihr finanzielles Intereste dem Patriotismus untergeordnet und die sächsischen Bahnhofswirte seien ihnen mit gutem Beispiel vorangegangen. Wenn jetzt die Regierung eingreife, werde sie der Zustim mung aller wahren Patrioten sicher sein. (Bravo rechts.) Redner bittet, seinen Antrag gleich in Schluß- beratung zu nehmen. Die Kammer ist damit einverstanden. Finanzminister ». Seydewitz. Er brauche dem Hause nicht darzulegen, daß die Richtung des „B. T." mit den Ansichten der Regierung nicht über einstimme. Selbstverständlich mißbillige die Negierung den Artikel des „B. T.", oem mitaeteilt worden sei, daß bei Wiederholung solcher Artikel der Verkauf des »B. T." verboten werden müßte. Zu weiteren Maßregeln liege zurzeit sür die Regierung kein Anlaß vor. Abg. Hartmann (Slatl.): Seine Freunde würden stets bereit sein, Angriffe auf die Ehre des sächsischen Königshauses zurückzu weisen Die Entschuldigung, die das „B. T." vor gebracht habe, mache doch den Eindruck einer gewißen Fadenscheinigkeit. Seine Freunde hätten Bedenken, dem Anträge zuzuftimmen; denn wenn man auch den Verkauf Les „B. T." auf den Bahnhöfen selbst ver biete, so könne man doch nicht den Verkauf vor den Bahnhöfen verbieten. Abg. Günther (Fortschr. Vpt.): Auch seine Freunde mißbilligten die Angriffe des „B. T." auf die Deutschs Turnerschaft, vor allen Dingen die Ver allgemeinerung: aber man müsse doch auch bedenken, was auch in ganz rechtsstehenden Blättern darüber gestanden habe. Der Redner verliest Stellen aus dem „Reichs boten" und erklärt, die kräf tigsten Stellen müße er noch unterdrücken mit Rück sicht darauf, daß auf der Tribüne Damen sähen. Gegen diese Blätter vom Schlage des „Reichsboren" hätte sich die sittliche Entrüstung des Abgeordneten Schmidt und seiner Freunde richten sollen. Erfreu lich sei, daß der Geheimrat Goetz in Leipzig trotz sernes hohen Alters die Deutsche Turnerschaft so wacker verteidigt habe. Redner hält dann den Agrariern Stellen aus dem „Vaterland" vor, das 1902 geschrieben habe, die Throne würden wanken, wenn der Zoll von 7 50 Pf. auf Getreide nicht durchgehen würde. Auch bei anderen Gelegen heiten habe das „Vaterland" die schärfsten An griffe gegen die Dynastie gerichtet, ohne daß die Negierung oder die Agrarier dagrgen die nötigen Entrüstungsrusc gerichtet hätten. Abg. Sindermann (Soz.) betonte, daß der Antrag die beste Reklame für das „Berliner Tageblatt" bedeute, aber er wundere sich darüber, daß nicht gemeinsam gegen den Boykott des Blatt.'s ausgetreten werde. Denn was heute diesem passiere, das könne morgen jedem anderen passieren. Der Antrag wurde dann gegen 12 konservative Stimmen abgelehnt. Nächste Sitzung morgen nachmittag 2 Uhr. Tages ordnung: Kultusministerium und Hochschule und Schlußberatung über Art. 22 betreffend Befreiung der Lehrer und Lehrerinnen von der Krankenversiche-- rungspflicht. siecht uns Bericht. Reichsgericht. Leipzig, 17. März. rz. Frau und Kinder ermordet. Vom Schwur gerichte Bochum ist am 10. Februar der Bergmann Christian Kunkel wegen Mordes in zwei Fällen zweimal zum Tode und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt worden. Mit Hilfe von Messer und Hammer hat er in der Nacht zum 16. Oktober 1913 in Bochum seine Ehesrau Marie und seine Tochter Marie vorsätzlich und mit Ueberlegung getötet. Seine Reviiion kam heute vor dem Reicks, gerichte zur Verhandlung. Gerügt wurde zunächst, daß der Krankenschein des Knappschafts-Vereins Bochum vom 7. Oktober 1913 in der Hauptverhand lung verlesen worden sei, was als nicht zulässig an gesehen wurde. Weiter wurde es als unzulässig bezerchnet, daß während der Vernehmung der Zeugin St., die an 23. Stelle vernommen wurde, ein Teil der zugelassenen Personen und Zeugen aus dem Sitzungssäle entfernt worden war. Aus dem Protokol ergab sich jedoch, daß diese Entfernung im Einverständnis mit dem Ange klagten und seinem Verteidiger geschehen ist. End- lich behauptete der Angeklagte, er sei geistig nicht normal und er habe der Verhandlung nicht folgen können, da er in Gedanken versunken gewesen (ei. Die Aussage des Dr. H., daß er auf seinen Wunsch als geheilt aus dem Bergmannsheim entlassen wor den sei, entspreche nicht der Wahrheit. Er behauptet, daß er noch heute nicht geheilt und ebenso wie in seiner Jugend geistig nicht normal (ei, sonst hätte er doch Frau und Kind nicht umbringen können. Da aus den Akten irgendwelche Bedenken gegen die Verhandlungssähigkeit des Angeklagten sich nicht ergaben, auch die anderen Beschwerden der rechtlichen Grundlage entbehrten, so erkannte das Reichsgericht auf V c r w e rf u n g des Rechtsmittels. (45 tt 243/14.) königliches Schwurgericht. Leipzig, 17. März. ** Fälschung eines Sparkassenbuchs. Der 29jäh- rige Kuhmeister Paul Otto Hösel aus Eördersoorf bei Oederan hatte von seinem Bruder besten Spar kastenbuch, das auf einen Betrag von 239,09 lautete, zur Verfügung gestellt bekommen mit der Erlaubnis, davon für sich abheben zu dürfen. Hösel hatte dann auch insgesamt 235 .4L abgehoben, sodaß nur noch 4,09 standen. Als H: dann eine Stet- lung fand und Sicherheit stellen sollte, hat er die Stillende Mütter und Ammen bereite« dem Kinde nnd sich selbst schlaflose Rächte durch die aufregende Wirkung des Kaffees, sie schaden den Nerven des Kindes schon im zartesten Alter. Der koffeinfreie Kaffee Hag hat diese Nachteile nicht, deshalb empfehlen ihn die Ärzte den Wöchner- , innen. » tt ». ». r». nn«> znninoaspAte-irto ,r . - l-acksnbau - . - 1.eiprig-?lMl1r, ^ ^ 8^. 9-ll Isleplion 4986/4987 lelsgi'.-kkli'.: l-Ltlendsu ompüeblt a'ek rur Anfertigung »Iler kilr ciie I»lnuliuri« ImliüW M kivciiMsi'de M Imlck ichch M »Lttffsn Llorlebtungen. I-»»» fe/ye,-
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