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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.03.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140305012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914030501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914030501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-05
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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Morgen - Ausgabe lilr Leipzig ua» Vorort, Svr» unfrr, kr«a«r vLAUASPrkr^k. un-öpeoiteurermaltägN«,!»» Hou» gebrockt: monatlick 1.2S M., vierteljährlich A.7S M. Sei Ser SeschästsfteU«, unser» Ziiiolen unS flusgadesteUen adgeholt: monatlich lM.,viert»lIährlich L M. Durch Sie poN: innerhalb veutschianS» unS Ser Seutfchen Kolonie» monatlich 1.50 M., vierteljährlich 4.5« M., ausschließlich postdefteUgelS. Da» Leipziger Tageblatt erscheint werktags Lmal, Eon», u. Zeiertagstmal. z» Leipzig, Sen Nachbarorten unS -en Grien mit eigenen Filialen wirä Sie flbenScusgabc noch am Oben» Sc» erscheinen» ins hau» geliefert. »':rl!ncr NeSaMon: Zn Sen Zelten 17, ?ernspreck-^nschluß: Moabit Nr.4»7. /irntsblostt des Rostes und des polrsercrrnstes der Stadt Leipzig «rSaktion unS Geschäftaslelle: ?ohannt»gassc Nr.», o Zernsprech flnschluß Nr. 14»«. 14b»Z unS 14644. Ar. 116. Oonnrrsisg, Sen 5. MSN. ISS. Jahrgang IS 14 —efür Zaserat« au» keipztg uns Umgebung Sie /INAeigeNprei^». >spaltigrprtitz»tl,«p».,»i,n»klam»,»ileim.. von auswärt» ra Pf., Neklomen l.LS M., Kleine Anzeigen üieprtitzeile nur 2»pf.d.wtr»«rhol.Nab.,Znserate oon SehärSea im amtlichenTeil Sie Petit zeil» S0 Pf. Grschäftoanzeigrn mit playoorschrist im Preise erhöht. Nadatt nach Laris. Vetlag»»» G«lamtausl.rM.Sa»TausenS ousschl. poltgrdiihr. flnzeigen-Manabme: -ohanntsgosse», bei sämtUchca ftliatea Se» Leipziger Tageblattes uns all«» Nnnoncen-exprSitionrn Se» Zn» unS stuslanSe». Geschäft»st«U«siirVertinu.Siepr.Vranoendurg DirektionwalterZliegel, Serlia V i» Margorethcnslraße S. Zernspreck» Anschluß: Lukow »071. Vas Aicdligste. * Die Erste Kammer erledigte am Mittwoch einige Etatkapitcl und Petitionen. lT. Ber.) * Der Kaiser wolmtc am Rlittwoch der Ver- eidigung der M a r i n e r c k r u t e n in Wilhelmsdarcil bei. lTiche Pol. Uevers.) * Der Reichstag setzte am Mittwoch die Be ratung des Postetots fort. lL'iche Art. u. Per.) * Die Beisetzung des Kardinals Kopp findet am 10. März in Breslau statt. (S. bes. Art.) * In Dura z z o werden zum E in vfange des Fürsten non Albanien grotze Vorberei tungen getroffen. (S. Ausland.) * Die Leipziger Stadtverordneten bewilligten gestern 0000 .1l als Beihilfe für den Deutschen K a m p f s p ie l b u n d. (Siehe Stadtv.-Bericht.) Die Weltwirtsthastspolitik -er Großmächte und ihre Erfolge. Vom Syndikus Dr. Paul Mohr-Berlin. Ein Jahr L-cr Erinnerungen hat man es bei uns genannt, dieses verworrene Jahr 1013 mit seinen rauschenden Festen, die den Waffenlärm oft über tönte, ein Jahr, in dem Europa in seinen Grund festen zu erzittern schien, ein Jahr, in dem auch die neue Welt in einen neuen Abschnitt ihrer Geschichte getreten ist. Ein Jahr, das uns Deutsche Verlegen heiten brachte, ein Nancy, Luneville und Zabern, einen Krupp-Prozeß und anderes mehr, das unseren Blick beständig sorgenvoll nach innen richtete, in dem des Reiches Wacht verschärft werden mutzte, ohne datz wir uns des Vorwandes der Probemobilisationen bedienten, kurz, ein Sorgenjahr mit Festestrubcl, auf das Felix Dahn mit Recht seine Warnung gesetzt hätte: „Wir schreien zu viel Viktoria. Hurra und Kling-Klang Gloria. Wir feiern zu viel Feste: einst trieben anders wir das Spiel. Wir sprachen wenig, taten viel, und d i e Art war die beste!" Nach Sir Edward Grey ist das Zeick-en eines großen Staatsmannes das „leise Jagen". Dies haben auch die großen Akteure auf der Wcltbühne nach Kräften getan, wenig gestört durch den deutschen Wettbewerb, und während mir mit England über das Koweitabkommeu und unseren Rückzug vom Per sischen Golf verhandelten und über Churchills Flot- tcnfeierjahr und Bcthmanns Kulturpolitik uns unter hielten, haben die Engländer, Russen und Fran zosen praktische Weltwirtschaftspolitik und Kultur politik getrieben. Gewiß, unser Außenhandel im Jahre 1013 ist gewaltig gestiegen. Bald werden wir wieder rühmen hören, wie kräftig sich unsere Kohlen gewinnung und unsere Roheisenerzeugung gesteigert hat; derweilen erwerben die Amerikaner die Oel- zonc Mexikos, die Standard Oil Comp. sichert sich die Pctroleumfelder in China, und die Engländer die Oelvorkommen in Arabien, Mesopotamien und Persien. Einem Engländer Sir Weetmann Pearson sind Gerechtsame von 1000 Quadratkilometer Umfang in Mexiko erteilt worden. Der politische Rückzug, den wir in den letzten Jahren des öfteren haben antreten müssen, hat auch beständig den wirtschaftlichen Rück zug zur Folge gehabt. Drei Beispiele hierfür hat besonders das letzte Jahr gebracht. In Marokko hat die deutsche Orient bant ihre Filialen an die SociLtä Eönörale oer kaust und eine zweite Bant ein Riesengebiet am Hafen von Tanger mit 1000 Prozent an eine franzö sische Gesellschaft verkauft, trotzdem unsere Handels beziehungen mit Marokko beständig wachsen müssen, da dies Land eine der bestgelegensten Bezugsquellen für subtropische Erzeugnisse für uns bildet. Dieses Verhalten der Deutschen Orientbank kann man nur als Kurzsichtigkeit kennzeichnen. Der zweit« Vorfall betraf den Verkauf der Orientbankaktien an eine österreichische Bankgruppe. Mag die Deutsche Bank damit augenblicklich ein gutes Geschäft gemacht haben, so bedeutet dies doch nur die Ausgabe einer guten Wirtschastsposition. Auch in Konstantinopel hat die Deutsche Bank ihre Beteiligung an der Elek trisierung der Stadtbahn um eines augenblicklichen Vorteils willen günstig an eine belgische Gruppe verkauft. Als ein politischer Rückzug stellt sich auch das K o w c i t - A b k o in m e n dar; denn in der Tat war der Deutschen Bank die Ausmündung der Bag dadbahn an einem Punkte des Persischen Golis kon zessioniert morden. Wie unser Rückzug aus Persien gewirkt hat, das beweist die von den Russen neuer dings durchqefiibrte Unterbindung des Postpaket verkehrs trotz des einst oielgerühmtcn Potsdamer Abkommens. Unsere wirtschaftlichen Erfolge sind gering, gemessen an den gewaltigen Vorteilen, die Engländer, Russen und Franzosen im nahen und fernen Orient errungen haben. Unser Verhältnis mit Frankreich hat sich trotz unseres Rückzuges aus Marokko nicht verbessert, sondern verschlechtert. Die Uensa-Sache schwebt noch. Nur in Schantung haben wir nach schwierigen Verhandlungen zwei winzige Eisenbahngerechtsamc von etwa 560 Kilometer er halten, doch hat man noch nicht gehört, daß die deutscherseits erstrebte Eisenbahnkonzcssion in Liberia erteilt worden ist. Wir verstehen noch nicht das „leise Jagen". Griechenland hat sich von deutschen Gelehrten die Projekte für den Hafenbau im Piräus und Saloniki und die Eisenbahnanschlüsse bei Larissa machen lassen. Wie aber jüngst gemeldet wurde, hat eine französisch« Firma, die Sociötö de Batignollcs, die Eisenbahnpläne angekauft. Osrasien steht heute an einem Wendepunkt seiner Geschichte, genau wie v.r l! Jnbren zur Zeit des Boxerausstaiidcs. D.e große Fünsmächte-Anleihe ist ja zustande gekommen, ieit-em ist aber der wirt schaftliche Wettbewerb steig.gebcn. und jo sehen wir, wie China allmählich in große winschastliche Inter essensphären zerfällt. Im Bangste-Gebiet bat Eng land sich eine herrschende Stellung errungen. In Tibet hat cs seine Stellung jüngst weiter gesichert, und immer deutlicher enihullt sic!) der englische Plan vom Mittelmeer, oder, sage ich einmal deutlicher, vom Roten Meer, durch Arabien, Süd-Mesopotamien und Süd-Persien bis nach Indien, ja China-Hongkong, eine ausschließlich englische Wirtschaftszone, einen ge waltigen Landblock zu schaffen. Der franMche Bahndau von Hodeida am Roten Meer nach Sana ist ins Stocken geraten. Schon schickt sich England an, die verkrachte Ilntcrnehmung auszuiausen. Engli chs Unternehmer haben sich schon seit Jahren in Syrien und in Persien die größten Petroleumkonzessionen zu verschaffen gewußt. Durch die letzten türkisch-engli chen Abmachungen ist diese ihre Stellung noch b«,anders befestigt worden. In Babylonien hat eine englische Firma den großen Wehrbau im Hindeilauf des Euphrats vollendet, und es ist wohl kein Zweifel, datz die genannte englische Firma die Bewässerungsbauten bei Fcludscha, deren Kosten sich auf 80 Millionen Mark belaufen, gleichfalls erhalten wird. In China aber hat die britische Firma Paulings in der Provinz Hupe eine gewaltige Konzession von ca. 1200 Kilometer er halten. Ebenso bedeutungsvoll ist der Vertrag, den die englische Schiftsbaugejellfchast Armstrong and Wickers mit der Türkei abgeschlossen hat. Sie erhält dadurch eine Art Monopol aus den Bau von Kriegs schiffen. Sie har sich verpflichtet, im Goldenen Horn und Jimid zwei Arsenale neu einzurichten. Ihr Aktienkapital soll 27 Millionen Pfund betragen. Dre Konzessionsdaucr betrügt 30 Jahre. Da die Eng länder auch die türkische Flotte kommandieren, so fällt das ganz anders ins Gewicht, als die von uns ge lieferte M i l i t ä r m i j s i o n. Wie hat sich aver die russisch-französische Presse über das Kommando eines deutschen Generals ausgcrcgt? Und welche Ströme von Tinte flössen üb«r die Nachricht, daß Krupp sich an den Puulowertcn beteiligen sollte? Die englische Firma Vickers baut dagegen im Herren Rußlands, in Zarizyn eine gewaltige Eejchützfabrik für den russischen Staat. , . Beachtet man ferner noch, daß England auch für Spanien die Flotte baut und für Portugal Kriegs schiffe liefert, so wird man die Erfolg« englischer Politik nicht gering anjchlagen. Besonders ins Gc wicht fallend ist die Ausbreitung englischen Einflusses in Ostasien. In Ostasicn haben englische Unter- nehmer bis Ende 1912 für etwa 0000 englische Meilen Bahnkonzessionen erhalten Von ru fischen Bauten sind zu nennen: Manchuria-Pogronitza 926 und Charbin-Kwangschentze 147 Meilen. Schengtinfu- Hsiangiucng 173 Meilen, Kaifeng Hsianfu 310 Meilen. Ueberraschcnd groß sind die Erfolge der Franzosen. In französischer Hand waren die Konzessionen von Lackai-Punnanfu 292 Meilen, Liangschanz-Lungschu 50, Kuangschuwan-Koochou 10 und Pockhoi-Nankiug. Jetzt ist der im vorigen Jahr mit 45 Millionen Franken gegründeten Banquc industrielle de Chine eine wei tere gewaltige Konzession zugesallen eine Bahn von rund 1500 Kilometer, die von Jamstchan über Pack',oi, Poseh und Hsindschifu nach Vunnanfu gehen soll. Die Banque de industrielle de Chine hat auch die Hafen bauten von Hukau und die Brückenbauten zwischen Ha.ikau und Wutschang erhalten. In derTürkei ist das gesamte sog. Bonrpardsche Programm, das den Franzosen außer den anderen Vergünstigungen neue Bahnkonzcffioiten in Syrien, den Hafenbau in Jaffa und drei Hascnbauten am Schwarzen Meer nebst der Bahnstrecke Samjim über Siwas nach Ersintsichian überläßt, angenommen wor den. Dazu kommen noch die Erfolge der Bankgrupp« Pörier. Diese Gesellschaft erhielt die Eisenbahn von Smyrna nach den Dardanellen in Länge von 500 Kilo meter, ferner die elektrische Bahn Bethlehem nach Jerusalem, die elektrische Beleuchtung van Jerusalem, das Gaswerk in Konstantinopel. Auch an diesem Beispiel ist zu ersehen, datz Frankreich seine großen Erfolge seiner geschickten, unternehmungslustigen Finanzpolitik zu danken hat. Es war nicht einmal genötigt, alle Eier in einen Korb zu legen, etwa den russischen, es hat der Türkei und Bulgarien. Serbien und Griechenland weit seinen Sparsäckel geöffnet. Und zu guterletzt hat es Ruß land zu seinem großzügigen Eiscnbahnprogramm 265 Millionen Rubel vorgcstreckt. In Griechenland sind die Vorrechte der französischen Militärmission erweitert worden. In Serbien hat cs ein Stück der Sandschackbahn erhalten. Die Türkei mußte darin willigen, daß die franzö sischen Kirchen und Schulen neue Privilegien er hielten. Mit Sehnsucht erwartet Frankreich den Augenblick, wo einer der Balkanstaaten sich offen dem Viervcrband anschlietzt. In Marokko hat Frankreich den Aufstand niedergeschlagen und den Beitritt Spaniens zum Dreiverband am 10. Oktober 1913, dem denkwürdigen Tag der Eröffnung des Panama kanals. besiegeln können. Die französisch-spanische Gesellschaft zum Bau der Eisenbahn Tanger—Fez ist gegründet worden, und die Trasse zum Teil schon ver messen. Den Hafenbau von Casablanca im Werte vcn 40 Millionen hat eine französische Firma er halten. Wird einmal die Bahn Tara—Fez—Rabat- Casablanca gebaut, können unter Vermeidung der Straße von Gibraltar französische Truppen hier aus Algerien" und Tunesien nach Frankreich cingefchifft werden. Einem französischen Unternehmer fiel noch jüngst eine weitere Konzession zu. Der Bau einer elektrischen Bahn von Madrid zur französischen Grenze. Zu 70 Prozent ist französisches Kapital auch an dem südamcrikanischen Riesentrust beteiligt, den der französische Kanadier Parcival Farqhar mit internationalem Kapital gegründet hat. Dies Svn dikat, das heute '/» der Eisenbahnen Südamerikas kontrollieren soll, soll an die sechs Milliarden Fr. in Südamerika angelegt haben. Als Ergebnis dieser Betrachtung kann man fest halten. daß sich neuerdings die Tendenzen zur Bil dung großer Blocks immer deutlicher yerausheben. Frankreich hat sein wohlabgerundetes nordwcstafri- kanischcs Reich. England geht immer deutlicher aus die Ausfüllung seines Besitzes zwischen Indien und Aegypten bis nech Hongkong hinaus. Rußland breitet sich in Jnnerasien aus und versucht der Türkei den Gnadenstoß zu versetzen. Anders sind wohl feine Rüstungen nicht zu verstehen. Datz die Aufteilung Chinas und der Türkei in gewisse wirt schaftliche Interessensphären gerade im letzten Jahre große Fortschritte gemacht hat, wer wollte cs leug nen! Dreiverband und Dreibund haben sich politisch im vergangenen Jahre die Wage gehalten. Jede Verstärkung dieser Koalitionsgruppen durch Auf nahme neuer Glieder wirkt aber keineswegs frie densfördernd. Fürst Trubetzkoi hatte recht, als er schrieb, daß solche Koalitionen, wenn sie sich weiter stärken, sriedensstörend wirken müssen. Aum To-e -es Kar-inals Kopp. Wie die „Schlesische Vollszcitung" meldet, finden die B e i s e tz u n g s f e i e r l i ch k c i t e n für Kardinal-Fürstbischof v. Kopp im Hohen Dome zu Breslau am 10. März vormittags 10 Uhr statt. Die Beisetzung wird von: Erzbischof Dr. v. Hartmann-Köln vorgenommen. Kaiser Wilhelm wird den Trauerfcicr- lichkeitcn am nächsten Mittwoch in Breslau bei wohnen. Bon den Kirchen des Bistums sollen drei Tage hindurch täglich dreimal feierliche Trauergeläutc stattfinden. — Der Weihbischos Dr. Augustin benachrichtigte von dem Ableben des Kardinals sofort Kaiser Wilhelm, den Kaiser von Oesterreich, die Könige von Sachsen und Bayern und den Erbprinzen von Sachsen-Mei ningen. Der Nachruf der preukifktien Regierung. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" wid met dem verstorbenen Kardinal-Fürstbischof von Kopp folgenden Nachruf: „Die letzten ärztlichen Berichte über das Befinden des Fürstbischofs v. Kopp ließen er kennen, daß die Kräfte des greisen Kirchenfürstcn dem fortschreitenden Leiden, von dem er befallen war, nicht mehr lange Widerstand würden leisten können. So ist die Kunde über sein Ableben nicht mehr überraschend gekommen, gleichwohl weckt sic in weiten Kreisen aufrichtige Teil nahm e. Mit dem Fürstbischof-Kardinal von Kopp scheidet eine der bekanntesten Persön lichkeiten aus dem Leben der katholischen Kirche, ja, aus dem öffentlichen Leben Deutsch lands aus. Einem Elternhausc entstammend, das mit GlückSgütern nicht reich gesegnet war, hat sich Fürstbischof v. Kopp durch persönliche Tüchtigkeit den Aufstieg zu den höchsten Kircheuwürden gebahnt. Zu den hervorragend sten Charaktereigenschaften des nun Verstorbenen gehörte die milde Art des Umganges, die dem Verkehr mit ihm für seine Glaubensgenos sen nicht nur, sondern auch für Andersgläubige in seltener Weise anziehend gestaltete. Umfas sende Kenntnisse, ein hohes Verständnis für die Probleme, die an ihn herantratcn, und eine einsichtsvolle Erfassung der Umstande, unter den zu wirken er berufen war, verliehen ihm die Fähigkeit, zwischen den verschiedenen Richtungen des öffentlichen Lebens ebenso wie zwischen Ka tholischen und Evangelischen sich v ermit telnd zu betätigen. Sv hat er im Laufe feiner langjährigen Wirksamkeit in hohen kirch lichen Acmtern wiederholt Gelegenheit gefunden, das Verhältnis zwischen Staat und Kirche im Sinne der Versöhnlichkeit zu beeinflussen und dem konfessionellen Frieden in Deutschland im allgemeinen und in Schlesien im besonderen zu dienen. Kardinal-Fürstbischof v. Kopp war eine vor bildliche Erscheinung auch in der Be ziehung, daß er es verstand, K önigstreue und Vaterlandsliebe mit dec Wahrung der Interessen feiner Kirche zu verbinden. Eilt treuer Diener der katholischen Kirche und hin gebender Sohn des deutschen Vaterlandes ist mit ihm heimgegangcn. Weit über die Kreise seiner Glaubensgenossen hinaus wird daher des Fürstbischofs v. Kopp mit Wärme und Ver ehrung immerdar gedacht werden." Im Landtage von Oestcrreichisch-Lchlefien der in Troppau tagt, widmete zu Beginn der Sitzung am Mittwoch Landeshauptmann Graf L artsch- Mönnich dem verstorbenen Kardinal v. Kopp einen überaus warm empfundenen Nachruf, in dem er auf die unsterblichen Verdienste hinwics, die sich der Verstorbene in seiner langjährigen Tätigkeit als Landeshauptmann-Stellvertreter um das Land Schlesien erworben habe und auf die hohe Ver ehrung, die der Kirchenfürst in allen Kreisen der Bevölkerung genoß. Der Landeshauptmann hob hervor, daß Kardinal Kopp stets die Be ziehungen zwischen der Kirche und der staat lichen Gewalt derart zu gestalten wußte, daß beide Teile nicht gegeneinander, sondern mit einander an der Lösung der hohen ethischen Aufgaben wirken konnten. Als Kandidat für die Nachfolge Kopps wird nach einer den „Dr. N. N. aus Berlin zu gehenden Meldung in den Kreisen des katholi schen Klerus Prinz Mar von Lachsen be trachtet. Seit dem Nücttriti von feiner Frei burger Professur wirkt Prinz Mar in Köln. Vor kurzem weilte er in Berlin, und stattete auch dem Kaiser einen Besuch ab. Die Erhaltung -er Leipziger tväl-er. Als Erwiderung auf den Artikel des Herrn Ge heimen Ho,rats Dr. Hans M eyer „Der Ruin der Leipziger Wälder" wird uns vop zuständiger Seite geschrieben: „Der weitaus größten Anzahl der im Nonnenholz stehenden alten Eichen ist der Tod schon deutlich an die Stirn geschrieben. Uebcrall, wohin man blickt, stehen wipfeldürre, haltstrockene und durch äußere Gebilde in Gestalt von Baumichwämmen gekenn zeichnete Individuen. Die Ursachen dieser betrüben den Erscheinung sind einmal in dem hohen Alter dieser Baumriesen, zum anderen in der Beeinträchti gung der natürlichen Existenzbedingungen zu suchen. Bekanntlich verfallen die Bäume ebenso dem Gesetz der Hinfälligkeit, wie wir Menschen, cs ist mithin kein Wunder, wenn diese 200—250 Jahre alten und älteren Eichen ihre Ledens- und Wachstumscnergie verlieren und sterben. Beschleunigt wird vieler Prozeß durch kulturelle Vornahmen, insbesondere durch Eindämmung des Waldes gegen Hochwasser. Die alten Bäume sind von Jugend auf bis zum hohen Alter an derartige periodisch auftretende Uederschwemmung.'n angepasst, durch den plötzlichen und gänzlichen Wegfall dieser überaus befruchtend wirkenden Bewässerung müssen die daran gewöhnten Eichen cingehen. Weiter sind ihnen die natürlichen Wasserbehälter in Gestalt von Lachen, Tümpeln und Entwässerungsgräben durch Ausfüllung genommen. Die durch ihre fleischig«!, Blätter beim Verfall so außerordentlich humusoildende Bärlauchpflanze wird systematisch entfernt und die Ausschlagsfähigkeit des schützenden und durch seinen Laubabfall düngenden Unterholzes wird durch den dichten Schluß des Ober holzes so gehemmt, datz ein Gedeihen, ein Aufkom men nicht mehr möglich ist. Ilcberall störende Eingriffe des Menschen in die Natürlichkeit des Waldes. Ls ist daher wohl ver ständlich, daß derartige an den Boden gebundene Lebewesen entsprechend reagieren. Aufzuhaltcn ist dieser Vorgang nicht mehr, Pflicht der jetzigen Generation muß cs daher sein, durch möglichst umgehende Aufforstung Ersatz zu schaffen. Ein solcher ist zwar auch hinreichend durch die Schatten ertragenden Holzarten, wie Esche, Ahorn, Rüster, Hornbanm, Erle usw. vorhanden, aber un streitig gehört der Eiche, dem Lieblingsbaum des deutschen Volkes, der erste Platz im Walde, zumal in einem so nahe der Stadt gelegenen Forst und bei einem dieser Holzart so ungemein zusagenden Boden. Ihre Größenoerhältnisse. ihr ganzer Habitus, ihre Widerstandskraft gegen die Element«, ihre Lebens dauer und ihr hoher Wert als Nutzholz heben sie so über alle anderen Baumarten hervor, daß sie diesen gegenüber unbedingt bevorzugt werden mutz. Aber sie verlangt zum Wachsen und Gedeihen viel Licht und Sonne und freien Stand, und wo ihr dies nicht gegeben wird, verkümmert sie elend. Wie traurig es nun um den jungen Nachwuchs bestellt ist, geht aus nachfolgenden Bestandsaufnah men hervor. Auf der rund 50 Iw großen Nonnen holzflüche wurden an Eichen gesunden: t 127 Stück von 11— 20 em Stärke > 79 ,, „ 21- 30 „ l 125 391 136 I 13t) 101 „ 103 „ 168 „ ,, 41-50 ,, „ 31- M „ 61— 70 „ 71-80 „ „ 81- 90 „ ,, 91-100 „ 127 „ von über 100—180 „ „ oder mit anderen Zahlen und Worten: an Jungelchen von 30—50 Jahren waren 206 Stück, an Mitteleichen von 60-150 Jahren waren 391 Stück und an hiebs ¬ reifen. also zuwachsarmcn Eichen von 160—250 Jahren und älter waren 727 Stück vothanden Um sich das Verhältnis klar veranschaulichen zu können, mutz man die einzelnen Bäum« in Fläch« umwandeln und einen Wachsraum, d. i. die Fläche, die ein einzelner Baum mit seinen Aesten beschirmt, annchmen. Für die 11-30 Zentimeter starken wird im Durchschnitt ein solcher von 10, für die mittleren einer von 50 und für die hiebsreifen Eichen eine Fläche von 100 Quadratmeter festzuhalten sein. Demnach beherrschen die alten, zuwachsarm « n Eichen 527 Ar, die mittleren 195 Ar und die jungen, die die Zukunft bilden solle n, 20'/-> Ar. Wie beschämend sind diese Zahlen für ein« auf Erhaltung des charakteristischen Waldbildes bedachte Forst- oder Parkwirtschaft! Steht doch den alten, dem Untergang« «ntgcgengehenden Eichen eine 25mal größere Fläche zur Verfügung, als den zu künftigen. Unwillkürlich kommt einem das Dichter wort in den Sinn „Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es um es zu besitzen." Er werben bedeutet aber hier, das Ucberkommenc so auf der Höh« erhalten, daß auch noch künftige Genera tionen Genuß uud Freude daran haben können. Gewiß bedarf es im Interesse aller Besucher des Waldes und Freunde seiner landschaftlichen Schön heit auch der Schonung und Erhaltung alter, starker Bäume, aber solch ein übermäßiger Vorrat an min derwertigen Bäumen ist alles andere als eine Zierde. Treffend hierzu äußert sich der in allen forstlichen Kreisen geschätzte Forstästhetiker Freiherr von Salisch auf Postel in seiner Forstästhetik, l l. Auflage. Seite 254: „Uebcrmäßigcr Vorrat kranker Bäume ist für ein Forstrevier kein Schmuck. Barbarisch wäre
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