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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.03.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140307020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914030702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914030702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-07
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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fiben- - Ausgabe kür »r»P?>a un» v»r»rr, Sur» anfer, »raarr vkAUAVP»«»^». un»Spr0»rur«rmaI»a,l>»tn»tzau»g«dra»tr monotU» >.2S M.. otrrIrttahrU» r.7S M 0«t »rr VtschäftsNiU«, unser» ZIliotr» un» ftu»gadrlIrU»n adgrholt! monatU»l M..»lrr««ltadrU»Z M. vurch »t« P»sl- tnnirhald vrutschlonS» uo» »er »«itschra Nolontio monatlich I^S M., otrrtrliührUch 4.ro M., ou»s»U»Att» posldrstrUgrlL, vo» Leipziger Too»dlatt erschein« werktags »mal. Sonn« u. Zetertog» »mal. 7» Leipzig, Sen Nachdarorten und den Drtrn mlt «tgearn ZUIaten w>r» )t» ßdra-auogad« uo» am ftdrn» -»» Erscheinen» in» hau» geliefert. Serllner Neüaktion: Zn den Zeiten »7. Zrrosprech-ßnschlu-: Moadit Nr. 447. Amtsblatt des Rates rurd des pollzeiarntes NeSaktloo un» SrschSftsstsUrr lohanntogasse Nr.«. o Zernsprech.Haschlng Nr. »4»«, »«»»z u»S 14»44. ISS. Jahrgang vsa ouswürt» I» Pf., Nrklamrn l.rs M., Klein« Nnzeigrn üteprtttzrtl« nur ropf.dwtiSerkol.Nad.. Inserat« vonSed-rSen im omrlxdengeil »t» Petit« zeit» SS ps. chefchttftoaazetgen mit plaNvors»rM >m Preise »rdödt. Nabatt na» Eartf. Vrtlagen: SrsomtaufI.S1N.Sa»Eouf«nS auoschl. pvltgedUhr. Maz«tg»n«Naaahm»: lohanntogaN«». dri s»m»»»rn finalen Seo Leipziger Eagedlottr» unS allen stnnoncra-EepeSittonen »es In« und ^url^uSr». »«»»»ftsstrUe für Vertin u.üie pr. Vran^endurg: vtreklionWalter Zllegel, Serltn w. »S. MargarethenstraA« «. Zerntpre»« ftnschlutz: Lukow S»7I. Nr. 121. Vas Wichtigste. * Anläßlich des 150jährigen Bestehens der Kgl. Akademie für graphische Künste fand heute vormittag im Alten Theater ein Fest akt u s statt, dem auch Prinz JohannGeorg von Sachsen beiwohnte. lS. bes. Art.) * Oesterreichischc und serbische Blät ter begrüßen die Ankunft des albanischen Herrschers, die heute in Durazzo erfolgen soll, sehr freundschaftlich, ls. Ausland.) * Die Straßenbahnangestellten in Barcelona haben den Ausstand beschlossen. (S. Nachr. v. Tage.) - Rhein uns Neckar mit Nebenflüssen führen Hochwaiscr. (5- Nachr. v. Tage.) Vie Parlamentsarbeit in Sayern. Ein politischer Brief von Dr. M. I. Jacobi-München. Das bayrische Parlament wird, wie so man ches an Land und Leuten unter dem »veißblauen Nautenwappeu, in anderen deutschen Bundes staaten nicht immer richtig eingeiver^et, häufig unterschätzt. 29er das Bildungsniveau der bay rischen Abgeordnetenkammer nach dem banalen „Simylicissim»is"-Zerrbild des „Parlamenta riers Jozef Filjer" ernslbaft beurteilen wollte, der würde rasch aus den Holzweg geraten. Sicher kann die ultramvntane Mehrheitsvartei so manchen Abgeordneten in ihren bunt zusammen gewürfelten Reihen aufweisen, der eigentlich zu seinen» Mandat über Nacht nur deshalb gelangt ist, weil einerseits bank des auf den Zentrums- willen zugeschnittenen Wahlgesetzes sei»» Wahl kreis uubed'.ngt von einem ultramontanen Ab geordneten vertreten sein inusz, und »veil ander seits der eigentliche Kulissenschieber der Zen- trumSparLet seines Wahlkreises — recht häufig e'n Geistlicher — aus persönlichen oder amt- ltchcn Rücksichten es für geratener findet, einen politisch und geistig harmlosen, aber parteipoli tisch zuverlässiger» und sonst angesehenen „Mann aus dem Bolle" mit der Mandatschaft zu be ehren. Bei allen wichtigeren Einzelheiten der parlamentarischer» Tätigkeit hat diese Kategorie von Boltsvertretcrn zu schweigen, »venu nicht gerade der große Zcntrnmsstrategc Dr. Sc- raphicus Pichler sie als Repräsentanten der „kochenden Volksseele" braucht. Sobald aber die Berarnug der einzelueu Etatsspartcn es gestattet, KirchturmSinteresscn möglichst breit zu ver treten, auch gegen die Beamtenschaft aus Grund unliebsamer verallgemeinerter Einzelerfahrungen loSzudonnern, dann werden auch diese Traban ten der Zentrumsfraktiou recht lebendig. Die gemütliche „Weißwurscht-Stimmnng" hat ihr Ende erreicht, und in mächtigem, schier unvcr- Sonnsvenü, üen 7. Mörz. l914. siegbarem Strom steigt des Rede-Springquells flüssige Säule. Mit überflüssig langer, lauter und zweckloser Betonung voi» kirchturmsinter- cssen wird viel kostbare Zeit in» bayrischen Par lament vertrödelt. Nicht etwa nur be» Be ratung des E i s e n b a h n e t a t s, der in sei nem Ballast von unrentablen Lokalbahnen trau rige Denkzelchen selbstsüchtiger Kuhhandelspolitik birgt! Sondern ebenso häufig bei der Erörte rung des Etats von» Ministerium des Innern, dem Berwaltungsministerium. Mit Klage»» und Beschwerden über schroffes Auftreten einzelner Berwaltungsbeamten hat auch jetzt die bayrische Abgeordnetenkammer vier Sitzungen gefüllt, ohne daß natürlich den Beschwerdeführern, die absichtlich den ihnen wohlbekannten Instanzen zug nicht gewahrt hatten, durch die parlamen tarische Aussprache hätte Genugtuung verschafft werden können. Die Herren Abgeordneter» gel ten leider in weniger aufgeklärten Wählermaisen hin und wieder noch als eine Art von Halb göttern, die alles könne»», sobald sie nur wollen. Ebenso beliebt sind merkwürdigerweise in der bayrischen Abgeordnetenkammer, besonders wieder »n ihrer Mehrheitspartci, bandmurmlange Bekenntnisse über ethische und kulturelle Lebens fragen, die zur Tagesordnung in recht lockerer Beziehung stehen, aber die Köpfe rebellisch I machen. Ungeschicklichkeiten der „Jugendkul- I turbeweg un g" des Dr. Wynckcn haben das bayrische Parlament sechs Sitzungen hindurch beschästigt. Bo»» irgendwelchem Ergebnis posi tiver oder negativer Art war auch nach diesem Aufeinanderplatzeu der Weltanschauungen nichts zu verspüren. Die Maßnahmen der oberste»» Schulbehörde Bayerns gegen WynekenS Be strebungen waren schon vorher getroffen wor den — und zwar »vic immer, mit übertriebener Schärfe, die sich sogar ir» einem Verbot des in alle»» deutschen Gauen bei der wanderfrohen Jugend so beliebte»» Liederbüchleins: „Der Zupsgeigenhansl" angeblich wegen einiger sitt lich bedenklicher Verse äußerte. Derselbe uufruchlbarc Geist kennzeichnet auch die Hochflut w i r t s ch a f t s p o l i t i s ch e r Denk schriften, mit denen die bayrische Staatsregie rung neuerdings das Parlament beglückt, im Grunde genommen, nur um zu versichern, daß und weshalb alles beim alten bleibe»» soll. Die Geschäftsführung der wirt- schaftlichenErwerbsunternehmen des bayrischen Staates trägt keine Opur von» gesunden kaufmännischen Geist. Selbst die staat liche Forstwirtschaft, das weitaus rentabelste Wirtschaftsunternehmcn des bayrifchxn Staates, zeigt seit einem Jahrzehnt bedenkliche Mängel in ihrer Kalkulationsart, überhaupt iu »hrer Geschäftsführung und Geschästsnutzung, die auch neuerdings, trotz der so viel erörterten Reform vorschläge des Reichsrates Grasen Tör- r i n g-I e t t c n b a ch, weit hinter kaufmänni schen Rcntabilitätsinöglichkeiten zurückgeblieben ist. Daß der Etat der staatliche»» Berg- und Hüt tenwerke in den letzten Jahren manches empfind liche Fiasko zu bliche»» hatte, ist seit der (Stock heimer Sache auch politisch weniger neu gierigen Kreisen von Steuerzahlern bekannt. Und die Verwaltung des weltberühmten K. B. Hofbräuhauses in München samt der Lehrbrauc- rei Wcihenstephan in Freising krankt gleich falls an den Schwächen rein bureaukratischer Geschüftseinteilung. Vom Etat des staatliche»» Verkehrswesens sei in dieser Hinsicht lieber gar nicht die Rede! In einer dickleibigen Denk schrift will nun das Finanzministerium beweisen, daß der Schrei nach geordneter kaufmännischer Buchführung, den fachkundige Parlamentarier aller Landtagsparteiei» häufig, aber bisher fast ganz erfolglos haben ertönen lassen, keine Be achtung verdiente. Die kameralistische Buch führung, die gewiß Bequemlichkeiten für die übersichtliche Aufstellung des Budgets mit sich bringt, soll auch weiterhin das buchhaltungs technische Rückgrat der staatlichen Wirtschasts- unternehinungen Bayerns sein. Nur bei den Staatsbahnen und in einzelnen Bergwerksbe trieben soll die kaufmännische doppelte Buch führung mit Gewinn- und Vcrlustrechnung neben der kameralistischen Anwendung finden. In zwei anderen ebenso dickleibigen und ebenso unübersichtlichen Denkschriften wird die Frage der Wasserkraftverwertung durch das Verkehrsministerium und durch das Staatsministerium des Inneren nach bureau- kratischen Grundsätzen „erschöpfend" behandelt. Das Verkehrsministerium will seinen Wider stand gegen den Ausbau der Walchensee- Wasserkräfte aufgcben, wenn das Staats ministerium des Innern die finanzielle Gewähr leistung für eine angemessene Rentabilität meh rerer Lokalbahnen iso dec von Tölz nach Lcng- gries-Falt-Jachenau) übernimmt, die den An rainer-Gemeinden des Walchensees zur Ent schädigung gebaut werden sollen. Auch haben die dein Staatsministerium des Inneren umerstell- ten Ueberland - Elektrizitätswerke stets sp viel Strom den Staatsbahnen zum Selbstkostenpreis zur Verfügung zu stellen, wie diese für de»» Bahn betrieb brauchen. Die Elektrisierung der südbay rischen Staatsbahn-Nebenstrecken tvrrd in» Früh jahr 1914 »nit der Strecke Reichenhall-Berchtes- gadcn beginnen. Die „FriedensvertragS"-Bedin- gungen zwischen dein Verkehrsministerium und den» Staatsministerium des Innern über den Ausbau der staatlichen Wasserkräfte gebe»» ein wenig erbauliches Spiegelbild von der unzweck mäßigen Ressortzersplitierung in den einzelnen Staatsministerien, die zu kleinliche»» Frosch mäusekriegen zwischen den Staatsininistcrien selbst führt, wenn großzügige wirtschaftspoliti sche Aufgaben einer rasche»» zielbewußten Er ledigung harren. Zur Kräftigung der Staatsfinanzen follen noch in dieser Landtaassession drei Steuer gesetzentwürfe Ännahme finden, die eine Erhöhung der Staatsgebühren und Stcmpelab- gaben, ferner die Einführung der Wertzuwachs steuer zugunsten der Staatskasse und einen Zu schlag zur RcichserbschaftSsteuer bringen. Sechst die Mietverträge sollen nunmehr mit 1 bis ü vom Tausend der jährlichen M»et oder Pacht- summe besteuert werden. Diese neuen Steuer quellen sind finanzstatistisch noch wenig erprobt und bringen dazu eine starke Belastung mittel ständischer Erwcrbsschichten. Kein Wunder, daß die Stcuergcsctzcntwürfc vorerst von alle»» Par teien abgelehnt und einer gründliche,» Durch siebung unterworfen werden. Freilich ist die Er schließung neuer Steuerquetlen zur Kräftigung der bayrischen Staatssiuanzcn unumgänglich not wendig. Aber diesmal heißt es den Zrrweg zweckloser kostspieliger kredilichädigender Steuer experimente rechtzeitig vermeiden. Der Erlaß des bayrische»» Kriegsministers v. Kreß gegen die Soldaten in i ß h and lunger» hat überall eine beifällige Aufnahme gefunden. Unter vollster Wahrung der militä rischen Disziplin ist es doch gerade in» deutschen Heer möglich, die militärische Erziehung ohne entsittlichende und verbitternde Roheiten in Wort und Tat erfolgreich anszuübcn. Auch die Heeresverwaltung des bayrischen Kontingents zeigt eine vorbildlich großzügige Drganisations- bcgabung nicht nur in innere»» Dicnstfragen, sondern ebenso deutlich ii» der Regelung der Dienstverhältnisse der Garnison- und Lazarett- verwaltungsinspcktoren aus dein Militäranwär terstand, anderseits in der Regelung der Lohn und Urlaubsfrage der Militärarbeiter. Möchte cs den bayrische», Zivilministcrien bald gelingen, St. Bureaukraz und seine Jünger aus den ministeriellen Räumen zn verbannen! polMetie UeberlieM Ein deutsches Kinematographengefetz will die dem Reichstage vorgelegte Gewgrbo- ordnungsnovelle in engerem Rahmen »chasfen. Nach der Novelle sollen, wie schon heute morgen von uns kurz berichtet wurde. Lichtspiele kon^ zejsionspflichtig gemacht werden, indem der Veranstalter der Lichtspiele zum Betriebe dieses Ge werbes der Erlaubnis der Polizeibehörde bedarf. Bisher fielen kinematographlsche Vorführungen nicht unter den 8 33a der Gewerbeordnung, da sie nach der Entscheidung des Oberoerwallungsgerichts und ces Kammergerichts weder Schaustellungen von Per sonen noch theatralische Vorstellungen sind. ve»t längerer Zeit machen sich Bestrebungen geltend, die darauf abzielen, den 8 33a auf solche Vorführungen auszudchnen. Aus weitesten Kreisen sind Anträge an den Bundesrat, den Reichstag und an den Reichs kanzler gelangt. Der Reichstag hatte im April 1912 eine Resolution einstimmig angenommen, die eine schärfere und einheitlichere Aufsicht über die Kine- matographentheater verlangt. Nach der Begründung der Novelle haben die Kinematograpbcntheatcr in neuerer Zeit in großen und kleinen Städten eine enorme Verbreitung ge funden. In Groß-Berlin sind ungefähr 300, in der Stadt Berlin 188 solcher Theater entstanden, die sich noch immer vermehren. Der preußische Kultus minister hat in einem Erlasse darauf Hingewielen, von Josef Kainz nach Zelix Philippis Tagebuch.*) Von Ulla Wolff-Frank. ..Umgeben sind wir rings von Zauberei'»», Allein wir selber sind die Zauberer. Was weit entfernt, bringt ei», Gedanke nah, Was wir verschmäht, scheint anderer Zeit uns hold, Und in der Welt der offenbaren Wunder Sind »v i r das größte aller Wunder selbst." Wenn einer von sich das sage»» konnte, was der König aus der „Jüdin non Toledo" iin 4. Acte non sich jagte, jo war es Josef Kainz, der dies vor jetzc 25 Jahren an Philipp» schrieb: „Memein be^en Freunde Feliz von seinem Pepi Kainz." Und wie ,chvn damals ahnungsvoll und hoffnungsvoll »hn dies WundergZühl beseelte, all die Jahre hindurch seines überreichen, nur leider allzu kurzen Lebens, jo voll endete er seine Erdenbahn nach dem Gesetz, nach dem er sie angetrcten, als eines der herrlichsten Wunder der deutschen Bühne. So ging er prachtvoll und doch, könnte man sagen, beinahe schlicht durch unfern in time», Frcundeslreis, dem er damals anzehölte, aller ding; immer etwas von einer unsichtbaren Krone auf seinem Haupte, und wenn er sich einmal in lachendem Uebermut in dem breiten Sessel zurechtsetztc, die Arme cmporstrcckte, Las strahlende Auge zum Himmel hob und ausrief: „Wo ist die Krone'?", so hatte sich nie mand von uns gewundert, wenn diese feierlich nieder- geichwebt wäre und seine St»rn bekränzt hätte. Ein Moment des Nachsinneüs, aber schon saß er auf dem Teppich, unter all den vcrgnüglen, ausgclass.ncn Jungens der vergnügteste und ausgelassenste, und dann bauten sic Krippen und schmückten den Weih nachtsbaum ganz phantastisch und schnitten die Figuren au- und die Kuliycn sür das Theater, und wehe, wenn ein Säbel zu kurz oder ei», Spieß zu lang geriet, der Regisseur Josef Kainz konnte dann wüteno werden, die Schere flog in eine Ecke, wurde aber bald wieder heroorgeholt. und er erklärte, daß ein Baum nicht höckerig wie ein grünes Kamel aus sehen dürfe und ein Kamel. . . „selber cms!" flog's Toni oder den Spielkameraden Gustav oder Artur oder Richard an den Kopf. „Theater ist 'ne ernste *) Abgcdruckt aus der Zeitschrift „Die Deutsche Bühne". Verlag Oesterheld Co. Sache, auch Puppentheater!" Ja, Theater! O Theater! Was für eine ernste Sache war die heitere Kunst für Liesen Gottbegnadeten! Und dank sprach er und dichtete und phantasierte das Stück zusammen, und wir lauschten an dächtig, als ob wir im Deutschen Theater säßen. Wir, sein intimstes und getreuestes Publikum, uner- müklich, unentwegt, still, atemlos, wenn er an jenen einzigen Abenden ohne jede Aufforderung plötzlich emporsprang, sich an das Bücherspind in Gustav Kar- peles Studierzimmer lehnte und dann las . . . las ... las .. . ohne Unterbrechung von zwölf oder «in Uhr nachts bis zum grauenden Morgen: Wilden bruchs Hexenlied und die Leonore, die ums Morgen rot fuhr, und die in Gluten sterbende Bajadere und die gewaltigen Monologe und alles übrige und zwischendurch Onkel Jonas' Heiratsgeschichten und „Die Partie Klaber-jas" aus dem Herrnfeldttheater, die ich tn Wien in der Taborstraße von einer der ersten Budapester Gesellschaften wenigstens zehnmal mit ihm ansehen mußte — nicht mußte, sondern wollte, glückselig geri» wollte, denn es waren unver geßlich- Stunden. Kainz erklärte dann, daß dies die wahre Kunst sei, wie überhaupt „Spezialitäten", denn das kann doch immer nur einer und das andere manche. Und dann erschien er, die „einzige Spezia lität". das große, liebe Kind, das sich au» das Gu lasch mit Pilsner nach dem Theater freute — der große, herrliche Josef Kainz. Welch eine Spezialität! Wehmütig und freudvoll wachten diese Erinnerungen in mir auf. als ich Felix Philippis Tagebuch las. Wem. der Kainz persönlich näher getreten war, hätte er nicht unendlich viel gegeben? Diel, ganz beson ders viel Felix Philipp», der gewissermaßen als klassischer Zeuge anzusprcchen ist für die mit »hm ge meinsam verlebten Jahre. Kainz sprach gern und mit viel Treue von dieser Zeit, ebenso wie von den mit Ernst Koppel aus Rom verbrachten sommerlichen Wonderjahren in der Schweiz. Aus Interlaken und Giesbach und dem Berner Oberland gibt s da präch- tiqe Kainziaden .... nicht alles läßt sich sammeln und wcitcrerzählcn, was aber Felix Philippi in seinem Buche erzählt, umfaßt einen der bedeutsam sten Abschnitte aus dem Leben des „größten aller Wunder" und ist äußerst lesenswert, mehr als das, man muß es lesen, um zu erkennen, daß der unglück liche König schon damals Josef Kcnnz als einen königlichen Menschen, einen ..Prinzen aus Genie- land" emnfunden hatte. Dos Buch, im Verlage von Felix Lehmann in Berlin erschienen, bringt außer zwei Jugendbild nissen des Königs und Kainz', die eine merkwürdige Aehnlichkeit zwischen beiden aufweisen, interessante Bilder des Künstlers in verschiedenen Rollen, auch handschriftliche Gedichte und Widmunasblätter von Kainz an Philippi. Außerdem manche andere in Philippis hübschem Plauderton ausgezeichnete Tage- buchblätter. Von besonderem Interesse für das Theaterleben fällt unter diesen Skizzen auf: „Gedan ken über den Parsifal" anläßlich e»nes Besuches in Triebschen. Kunst UN- wistenschast. * „Daniel in der Löwengrube", Oper in vier Bildern, von Ern st vonWolzogen, bearbeitet von Ilse Friedländer, Musik von Frau Amalie Ni lisch, erlebte, wie berichtet wird, »in Hamburger Stadttheater eine erfolgreiche Uraufführung. Die Darstellung war glänzend, die Komponistin konnte verschiedenen Hervorrufen Folge leisten. * Die deutsche Uraufführung von Leoncavallos »Zigeuner" fand am gestngen Freitag am Mainzer Stadttheater statt und nahm be» ausverkaustem Hause einen glänzenden Verlauf. Aeußerst sorgfältige Einstudierung und eine Hervorraaende Wiedergabe der Solopartien sowie verstärkte Chöre wirkten zu sammen, um dem Abend einen hohen künstlerischen Charakter zu geben. Nach beiden Akten kam cs zu langen Ovationen für den anwesenden Kompo nisten, für den Kapellmeister, den Regisseur und die Künstler. Vor den „Zigeunern" erlebte eine ein aktige französische Oper von Lottes mit dein Titel „War einst eine Schäferin", deutsch von Rudolf Presber, die Uraufführung * Dom Dresdner Albert-Theater. Fünfunddreißig Mitglieder des darstellenden Personals des Albert- Theaters veröffentlichen, wie uns aus Dresden telegraphisch gemeldet wird, heute eine Erklärung, in der sic lagen, daß die künstlerischen und finanziellen Maßnahmen des neuen Direktors R ö d b e l i n g zur Folge gehabt hätten, daß das Theater künstlerlsch zurückaegangen sei und in kürzester Zeit nur noch ein Zerrbild des ursprünglich gewollten und notwendigen Theaters sein we.de Die Künstler bezeichnen Rene als den einzigen, der das Theater mit Erfolg lei en könne, und sie verlangen, daß er die Direktion er halte. Eine Anzahl von Aklionären. die durch die jetzige Verwaltung auf die Seite RenSs gedrängt worden sind, werden heule noch einen Antrag i auf Einberufung einer außerordentlichen General- I ver ammlung stellen. Sie wollen ihrerseits das not« wendige Kapital zur Sanierung ausbringen, nachdem dies der Verwaltung nicht gelungen ist, und sie wollen dann den Vorstand Dr Vetter aus seinem Amte entfernen und dainit der Gesundung der Verhältnisse den Weg bahnen. * Friederike Bognar -f-. Wie aus Wie»» gemeldet wird, »st dort gestern die irühere Hochurgschauspielerin Friederile Bognar gestorben. Sie hatte am 10. Fe bruar d. 9 ihr 74. Lebensjahr vollendet. 2n ihrer Jugend galt sie als eine der schönsten und be deutenosten Interpretinnen der „Ophelia". Nach ihrem Uebergang in das Fach der Heldenmütter war sie noch längere Zeit am Prager Deutschen Landes- theaier engagiert. Seit 1901 hatte sie sich gänzlich von der Bühne zurückgezogen. * Ida von Scheele-Müller von der Königlichen Hofoper in Berlin ist seit kurzein an einer Nieren becken-Entzündung erkrankt und wird voraus sichtlich noch drei Wochen an ihrem Auftreten ver hindert sein. * Max Reger ist plötzlich schwer erkrankt: mit Rücksicht darauf fallen die für Lei» 9. und 10. März angezeigten Berliner Gastspiele der Mei ninger Hofkapelle aus. * Wettbewerb für eine Erfurter Stadthalle. Der Magistrat von Erfurt beschloß, wie gemeldet wird, die Errichtung einer Stadthalle für 1"t« Millionen Mark. Es sott ein Wettbewerb unter den Architekten Deutschlands ausgeschrieben werden. * Auffindung von alten Kölner Silbermiinzen. In der Nähe der Remscheider Talsperre be» der Ortschaft Lüttringhausen wurden, wie gemeldet wird. 420 alte Kölner Silbermiinzen ge funden Sie stammen, soweit es sich feststellen ließ, aus dem 12. und 13. Jahrhundert. * Drr 8. Kongreß sür experimentell« Psychologie findet vom 15.-18. April in Göttingen unter dem Vorsitz von Geh. Rat Prof. G. E. Müller statt. Au» demselben werden außer etwa 30 Vorträgen folgende Sammelreierate gehalten: Geh. Rat Stumpf- Berlin, Ueber neuere Untersuchungen zur Tonlehre Prof. Eutzmann-Berlin, Ueber die Beziehungen ver Gemütsbe wegungen und Gefühle zu Störungen derSprache. Privatdozent K l e m m - i p z 4g, Ueber die Lokalisation von Schallreizen. Prof. Deuchler-Tüdingen. DiePsychologie der sprachlichen Unterrichtsfächer.
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