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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.03.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140316016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914031601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914031601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Img 9-10 Seiten vertauscht
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-16
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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Morgen-Ausgabe t»r LetpRta ua» Vorort, durch «ns«, Trüaer VLAU AvprLIf» . UN» Speütteor« rmaltägltch >n» hau» gebracht: monatUch t.r» M.» ot«t«liahrllch A.7S M. Set brr «eghägsgeU,, uasrru ZtUaleu und huogabrsteUrn abgrholt: monatlich 1M., vterteljührUch Z M. vurch di« Post: innrrhaid Veutschlanü» und drr deutschen »olonirn monatlich I.Sd M.. vtrrtrlidhrltch ».so M.. ausschließlich postdrst«llg«ld. va» Leipzig,rLagedlott «rsch^nt werktags »mal, Sonn» u. Zeiertagolmal. 2a L^pzig, »en Nachbarort,« uad dra Drten mit eigen«: Ziltalrn wird di, std«nüau»gad« noch am stdrnd d,o Srschrtnrn» in» hau» g,li,frrt. Serliner N-üaktion: 3n d,n Zelten 17. Zernspre<b»stnschlust: Moabit Nr. »»7. HrrrtsblrM des Rockes und des polckzerarnckes der Stadt Leipzig «»daktion und SefchdstrsteU,: ?ohanni»gass« Nr.». o r«aspr,ch»stnschluS Nr. 1»»»r, >«d»r und 14»»«. WS. Jahrgang slnzeig-npr-ise: L' ooa au»wdrt» so Pf., N,kiam,n l.ro M., sti,iu« stnzeigra Sl,p,titzelle nur 20pf.b.wi«d«rhol.Nab.,2nseratr oon Sei>iir»«a im amtlichen<keU di« Petit zeil« So Pf. Ses<baft»anzrigrn mit plahvorschrift im Preis« erhöht. Nadatt nach Tarif. Seilagea: Sriamraufl.rM.dasTausen» au»schl.p»stgrdljhr. stnz«>g«n-finnakme: ^ohanntsgossr», bei stimtlichen Ziliaicn de» Leipziger Tageblatt», und allen stuaoacea-Txprüition«« de» 2a» und stuslande». S«schäft»st»U»far V»rlln u.Si« Pr.0raa0»ndurg: vtrektionWalterZliegel, Serlin w lo Margarethenstraße «. Zernsprech» stnschlust: Lühow »071. Nr. l3S. Montag, den lS. Mörr. 1914. Vas wichtigste. * Die katholische Pauluskirche in Moabit muhte am Sonntag vormittag wegen Demonstrationen polnischer Gemeindemit- glieder durch die Polizei geräumt werden. iS. Nachr. v. Tage.) * Am Sonntag wurde die Straßcnrenn- saison mit der Fahrt Berlin — Kottbus — Berlin eröffnet, die von Franz-Fischern ge wonnen wurde. (S. Sport u. Spiel.) * Der große Preis von Nizza wurde am Sonntag von Calmanns Grand d'Espange II unter T. Robinson gewonnen. sS. Sp. u. Spiel.) * In Dresden, Dessau, Berlin und Potsdam fanden Wettschwimmen statt. iS. Sport u. Spiel.) Zur Sicherung -es Deutschtums im Osten. Erfreulicherweise wird heute allgemein der Kampf zur Erhaltung des Deutschtums im Osten als eine deutsche Angelegenheit behandelt. Mag die „Polcnpolitik" der preußischen Regie rung zeitweise verfehlt gewesen sein, sind auch die Erfolge oft durch Mißerfolge zurückgedrängt worden: im ganzen wurde doch eine frucht bringende Arbeit geleistet. Preußen hat fort dauernd gewaltige Opfer auf sich genommen und damit die große Aufgabe zu leisten versucht, die ihm die nationale Geschichte gestellt hat. Im Vordergrund steht und wird immer stehen die Ansiedlung des deutschen Bauern. Diesem Zwecke dient auch das sog. Grund- teilungsgesetz, das den preußischen Land tag beschäftigen wird. Nun hat zwar die Re gierung kein Ausnahmegesetz für den Osten vor- aelegt, sondern ein allgemeines Lanoesgesetz. Aber trotzdem ist es gerade für die Ansiedlung ,m Osten von einschneidender Wirkung. Dar auf weist in einer Besprechung der Borlagc in den „Nationalliberalcn Blättern" der frühere Abg. Geh. Reg.-Rat Glatzel hin. Glatzel be zeichnet den Entwurf auch unter dem natio nale n Gesichtspunkt als zufriedenstellend. „Bei seiner richtigen Anwendung und bei geschickter Ausnutzung aller neuen Möglichkeiten kann, so führt Glatzel ans, der Entwurf dazu führen, in den Ostmarken für die deutsche Hand das Uebergewicht auf dem Lande allmählich sicher zu stellen. Die gewerbsmäßige Gütecschlächterei kann dort jetzt vollständig ausgeschaltet werden. Denn die Genehmigung zur Güterverteilung hierzu kann schon versagt werden, wenn die Zer schlagung ländlicher Grundstücke mit den Zielen der staatlichen Kolonisation, hier also mit der Tätigkeit der Ansiedlungstommission nicht ver einbar ist. Darunter fallen naturgemäß auch die sog. Adjazcntenkänfc, womit eine klaffende Lücke der Ansiedlungsnovellc von I9N1 endlich besei tigt wird. Mit der Berhinderung dieser von den Polen besonders betriebenen Adjazenten käufe werden auch viele Mißstände verschwinden, die sic notwendig im Gefolge hatten und über die die Polen oft mit scheinbarem Rechte Klage führten. Die polnischen Parzcllierungsbanken werden nunmehr ihre Parzelliernngstätigkeit ein stellen müssen. Die Bodenpreise in den Kampfgebieten wer den daher wenigstens aus dieser Berantassung nicht weiter in die Höhe getrieben werden kön nen. Bleiben die Gnterpreisy in erträglichen Grenzen, so bietet das Vorkaufsrecht des Staates für die Ansiedlungstommission nunmehr die Möglichkeit zu ausreichendem Land erwerb und somit wieder zur Fortsetzung ihrer seit den letzten Jahren ins Stocken geratenen Ansiedlungstätigkeit. Bei größerem Ländvorrat kann auch wieder die durchschnittliche Stellen größe steigen, so daß das Schwergewicht wie früher auf die Bauernansiedlung gelegt werden kann. Die Gründung von Arbeitcrstellen braucht daneben keineswegs nachzulassen. Der Entwurf bietet übrigens jetzt auch den Landstädten die beste Möglichkeit, sich eben falls kolonisatorisch zu betätigen. Gerade für die Landstädte des Ostens kann dies von größter Bedeutung sein. Die Schwierigkeiten für ein selbständiges Vorgehen der Städte hat der Ent wurf glücklich aus dem Wege geräumt. Der Staat kann ihnen sein Vorkaufsrecht übertragen. Durch die Erhöhung des Zwischenkreditfonds um 75 Millionen stehen Mittel zur Finanzierung auch der städtischen Kolonisation ausdrücklich (ß 27) zur Verfügung, ebenso wie auch sie vyn Gerichts gebühren und Stempelsteuer befreit sind (§ 28). Die staatliche Beleihung der kleineren und mitt leren Rentengüter bis zu neun Zehntel der Taxe ermöglicht die Durchführung der Sache ohne Festlegung nennenswerter Mittel in Resthypo theken oder Rcstrenten. Hoffentlich machen da her recht viele Landstädte, namentlich im Osten Gebrauch von den neuen Bestimmungen, nm sich mit einem Kranze deutscher Ansiedlungen zu um geben, womit ohne weiteres auch das Deutschtum in diesen Städten gestärkt und gleichzeitig deren Markt durch den Zuwachs kaufkräftiger Konsu menten städtischer Waren erweitert wird." Ob die Polen ihre eigenen Landerwerbs bestrebungen alsbald aufgeben werden — der Versasser'schcint das zu hoffen —, dünkt uns frei lich noch fraglich. Bei der Zähigkeit, mit der sie ihre Ziele verfolgen, werden sie wohl nach neuen Mitteln suchen, um, wo es irgend angeht, polnischen Besitz sestzulegen. Aber darüber ist wohl kein Zweifel, daß das neue preußische Ge setz im Dienste der deutschen Ansiedlung ans gezeichnet zu verwerten sein wird. Geduldige, zielbewußte Arbeit — darauf sind wir im Osten angewiesen. Lan-tagsabg. Clauß über -Le sächflfthe Industrie und -Le Handelsverträge. Dieser Tage wurde in der Zweiten Kammer des sächsischen Landtages über die Interpellation Günther wegen der Handelsbeziehungen zum AuSlande und der Trusts verhandelt. Ein Haupt zweck der Aussprache war, die Regierung auf die Wünsche der sächsischen Industrie aufmerk sam zu nrachen. Im Anschluß an unseren Land tagsbericht vom 12. März kommen wir auf die Rede des .Herrn Abg. Clauß zurück, der die Erfahrungen, die er als Leiter des handelspoliti schen Ausschusses des Bundes der Indu striellen sammelte, zu seinen Ausführungen verwertete. Wie wir schon gelegentlich mit teilten, hat sich die Leitung des Bundes der In dustriellen frühzeitig mit all den Fragen aus giebig beschäftigt, die für die Erneuerung der handelspolitischen Abmachungen in Frage kom men. Es liegt auf der Hand, daß namentlich die sächsischen Industriellen, die sich schon ver schiedene Male mit unerfüllten Wünschen ab finden muhten, alle Ursache staben, sich um den Gang der Dinge zu bekümmern. Abg. Clauß verwies zunächst auf die vor- hergegangenc Rede seines Fraktionskollegen Po fern, der eine Reiste wichtiger Forderun gen in sehr einleuchtender Weise behandelt hatte, und fuhr dann fort: „In letzter Zeit waren ja bei den neuen Handelsverträgen von Schweden und Japan die Verl>andlungcn günstiger geworden für die In dustrie; man lM sich mehr mit der Industrie beschäftigt und hat auch manche Wünsche mehr berücksichtigt. Doch war es besonders zu be klagen, daß bei den vorhergehenden Handels verträgen unsere verehrten Unterhändler sich nicht dem Rat der Industrie so praktisch zur Seite gestellt haben, wie zum Beispiel die österreichi schen Unterhändler. Unsere Berater von der Industrie haben in schwerfällige Korrespondenz eintreten müssen, so daß manche beinahe die Lust verloren, weiter mit zu arbeiten. Es wäre doch sehr zu begrüßen, wenn man in dieser Beziehung dem Beispiele folgen würde, das da mals bei den österreichischen Handelsverträgen die österreichischen Unterhändler gegeben haben, indem sie immer einen ständigen Beirat in dcr Nähe zu halten wußten. Gerade unsere sächsische Industrie, die aus einzelnen Gebieten besonders Hervorragendes leistet, müßte vor allen Dingen verlangen, daß ihre Interessen etwas mehr in den Vordergrund gestellt würden, als das bisher der Fall gewesen ist. Unser sächsischer Bnndesratsbevollmächtig- ter hat manchmal eine viel größere Bedeutung, als es bei der Anzahl der Stimmen den Anschein Hal. Er vertritt manche Kreise dec Industrie, die in Deutschland sonst nicht weiter existieren. (Sehr richtig!) So nenne ich vor allen Dingen die Kameraindnstrie, die Strohhutindustrie, die Zigarettcnindnstrie und auch die Spielwarcw industrie (Sehr richtig!), die vor allen Dingen bei uns in Sachsen eine hervorragende Rolle einnehmcn. Da möchte doch dahin gestrebt wer den, daß man den wirtschaftlichen Ausschuß mög lichst noch erweitert, daß man aus den verschiede nen Kreisen gerade dieser wichtigen Industrien Leute heraussucht, die mit ihren ganzen Er fahrungen den Unterhändlern zur Seite stehen Ich verweise noch darauf, daß doch viel leicht in kommender Zeit — und daran haben gerade wir Sachsen ein großes Interesse — mit den Vereinigten Staaten noch Handels Verträge abgeschlossen werden sollen. Die Zeiten sind gerade jetzt günstiger geworden. Ich ver weise darauf, daß gerade der Bund der Industriellen hier jetzt ganz besondere Vorarbeit leistet zum Abschluß" etwaiger koiti mender Handelsverträge, indem er aus allen Teilen der Industrie Ünterkommissionen bildet, in denen er die verschiedensten Interessenten, z. B. die der Textilindustrie, zusammensührt und in diesen Kreisen sich zunächst Klärung darüber verschafft, wie weit die einen Interessen zu be rücksichtigen sind, wie weit die anderen, nnd daß in dieser Beziehung möglichst eine Einigung erzielt wird. Die Aufgabe ist außerordentlich schwierig, aber ich glaube doch, daß bei größerer Einsicht und etwas mehr Entgegenkommen auf beiden Seiten, wenn es sich um Abschluß neuer Han delsverträge handelt, die Industrie geschlossen dastehen und sich nicht gegenseitig bekämpfen wird, wie das beim Abschluß der früheren Han Kunst un- Wissenschaft. Leipzig, 15. März. VI. Kammermusik im Gewandhaus«. Emil Robert- Hansens Trio für Flöte, Violine und Violoncell l D-Moll Op. 13) sand gestern bei seiner Erstausfüh rung eine sehr beifällige Aufnahme. Ein stark dra matischer Zug, wirksam unterbrochen von kurzen Epi- mden voll Klage und Schmerz, ist dem ersten Satze eigen, in dessen Durchführungsteil einzelne Motive aas beiden Hauptthcmen in geistvoller Weise ver arbeitet werden. Ein sehr einfaches, doch eigenartig harmonisiertes Thema liegt dem Mittelsatz zugrunde. Das beschaulich und klangvoll anhebende Musizieren wird gar bald jäh unterbrochen durch einen oon Violine und Violoncell leidenschaftlich geführten Dialog, zu dem die folgende con sordino vorge tragene Stelle wirkungsvoll kontrastiert. Ihr reihen üch dann mehrere rhythmisch, besonders aber klang- !ich interessant gestaltete Variationen an. Nirgends bereitet diese Musik dem Verständnis Schwierigkeiten. Am wenigsten der Finalsatz, ein Rondo von schönem Wohlklang, dessen ansprechende, leichtfaßliche Melo dien immer in klanglich wechselnder Beleuchtung er cheincn. Um die Aufführung machten sich die Herren Oskar Fischer (Flöte). Konzertmeister Edgar Wollgandt und Professor Julius Klengel ganz besonders verdient. Mit Recht durften sic wie auch der Komponist den herzlichen Dank der Zuhörer schaft entgegennehmcn. Wie den beiden lctztgenann- len Herren, zu denen sich noch Herr Carl Herr mann gesellte, war auch Frau Elly Ney-van Hoogstraaten Gelegenheit gegeben, sich beim Vortrag von Mozarts K-Moll und Brahms' A-Dur- stlavierquartetr als treffliche Kammermusikspieler zu '-währen. In ganz besonderem Maße gilt dies von Vrahms Op. 26. Mit soviel Temperament, Leiden schaft und rhythmischer Präzision der erste Satz cr- ilang, mit soviel innigem Empfinden und Klang- chönheit ward das Ad»agio vermittelt. Und ein in leder Hinsicht vortreffliches Gelingen war auch dem chwungvoll und höchst eindringlich dargebotenen Scherzo und dem Finale beschicken, mit d:nen der Kcswinterliche Vortragszyklus unseres Gewandhaus konzertes zu künstlerisch bedeutsamem Abschluß ge bracht ward. Dnrt Uermann. Konzert von Ilse Beda Düttling«. Eine jung: Geigerin, die die Aufmerksamkeit ernster musikalischer Kreise verdient. Zunächst ist sie technisch bereits voll als Künstlerin anzusprechen. Die Selbstverständlich keit im Gelingen aller, auch der größten Anforde rungen in der linken Hand, vor allem die tadellos« Reinheit in allen Einzelheiten, selbst in den heikelsten Doppelgriffen trieft man wenigstens in diesem Alter nicht allzu oft an. Der Ton ist voll und rund. Vielleicht läßt sich auch noch die voll kommenste Leichtigkeit in der Bogenführung ge winnen, die man zur äußersten Vollendung diesem vielversprechenden Talent noch wünschen möchte. Was aber am wesentlichsten erscheint, ist die musikalische und seelische Anlage. Rhythmische Energie, kraft volles Anfassen alles bedeutenderen musikalischen Inhaltes erwecken in dieser Beziehung große Hoff nungen. Die ausgezeichnet vorgetragene Chaconne von Vitali, ebenso vieles in der G-Dur-Sonate von Grieg bestätigten dies. Von Sigfrid Karg-Elert, der die Harmoniumbegleitungen sehr interessant aus führte, spielte sic drei Stücke, „Sanctus", „Pastorale" und „Sinfonische Legende", die in der Erfindung nichts neues bringen, dem Ohre aber durch gefällige, in geläufigen Wendungen sich bewegende Melodik und teilweise harmonische Pikanterie schmeicheln. Der Charakter der Stücke wird allerdings durch die Titel nicht bestimmt festgelegt. Am Klavier bewährte sich in der Grieg-Sonatc sowie in den übrigen Stücken mit Klavierbegleitungen Herr William Scholz als guter Begleiter, sowohl im Anschlag und dem sicheren technischen Gelingen, als auch musikalisch. ^ttur ^oklvxel. Konzert oon Paul Kochanjki. Seb. Bachs Chaconne erwies sich als Prüfstein trefflichen Könnens und stark musikalischen Sinnes. Gegen das Ende hin schien eine kleine Ermüdung cinzntrcten; die letzten Varia tionen klangen nicht so ganz intonationssichcr. Aber zuvor legte Herr Paul Kochanski in Tartinis D-Moll- Konzert bereits eine sehr beachtliche Talcntprobe ab. Auch geschah gestern ein Wunder insojern, als ein Geiger mal eine Novität brachte. Ihr Komponist. Herr Karlowicz, vollbrachte damit zwar keins, denn das meiste darin ist scrn aller Originalität, das Ganze aber außerordentlich geigcnmäßig und auf Effekt hinausgcheno geschrieben. Wenig unterstützt freilich sah sich der Solist von Herrn Jose; Kochanskis knöchernem Klaoieripiel. Schrecklich unbedeutend er wies sich auch eine Romanze Szymnnowskis, die Herr P. Kochanski jedoch mit starkem Gefiihlsausdruck spielte. Wahre Deisallssalven sah der talentvolle Künstler auf sich gerüstet nach Wicniowskis Russischem Carneval, wo ihm Gelegenheit ward, allerhand tech nische Zicken zu machen, Flageolett, Pizzicati, Glis sandi, ein sanftes, gefühlvolles G-Saitentrcmolo und dann wieder fein und pikant ziselierte Rhythmik. In Kochanskis immerhin geschmackvoller Ausführung mochte solches schon einmal gefallen. 1'uxr« n 8e-rnit/.. * IIl. Leipziger Bach-Fest. Als Solisten für das II I. große Leipziger Bach-Fest sl. bis 6. Juni) haben folgende Solisten ihre Mitwirkung zugesagt^ Frau Anna Stronck-Kappel. Fräulein Gertrude Foerstcl. K. und K. Kammersängerin. Fräulein Emmi Leisner, Kammersänger Dr. Matthäus Roemer, Professor Johannes Mcsschaert, Dr. Wolfgang Rosenthal. Den Chorteil des Festes wird der Bach-Verein zu Leipzig, den Orchesterpart das Gewandhaus orchester ausführen. * Die Uraufführung des Lustspiels „Fanfare" oon Ludwig Heller, dem bekannten Operetten librettisten und Regisseur der Münchner Vereinigten Bühnen, fand Sonnabend im Münchner Schau spielhause statt. Unter den abgelegten Ope rettenmotiven fand der Autor den Duodezfürsten noch immer brauchbar. Das Publikum fühlt sich bei Ein blicken in das Hofleben immer noch demokratisch ge streichelt. Leere Stellen wurden mit Witzminen ver sehen, von denen einige versagten, andere unter hör barem Klatschen im Publikum explodierten. Im ganzen handelt es sich um geschickte Gebrauchsware, über deren Erfolg der Chronist zur Tagesordnung und die Theater zur Anschaffung übergehen können. * Althäa und ihr Kind. Die Borngräbersche Tragödie der Reinheit „Althäa und ihr Kind" erlebte gestern im neuen Stadttheater zu Chemnitz ihre Uraufführung vor einem ausvcr- kauften Hause. In „Althäa und ihr Kind" soll nach des Dichters eigenen Worten eine Synthese der antiken und modernen Tragödie gegeben werden, in der sich Idee und Erscheinung zu unlöslicher Einheit durchdringen und der Weg vöm Leben zur Idee durch Gestaltung gewonnen werden soll. Das Ziel, das Borngräber vorschwebte, ein tragisches Geschick ledig lich aus der Psyche des Helden hervorgehen zu lassen und so einen Weg über die Antike hinaus zu finden, der aber trotzdem alle Errungenschaften der antiken Kunstform in sich schließt, ist nicht erreicht worden, da sich der Dichter nicht völlig oon der antiken Schick salstragödie loszureißen vermochte. Die drei aristotelischen Einheiten sind streng gewahrt worden, dagegen läßt Borngräber abweichend von der be kannten antiken Sage Althäa ihren Sohn erstechen. Die Sprache erhebt sich stellenweise zu einer beacht lichen Höhe, doch fehlt es ihr an Bühnenwirksam keit. Nur Myrtilia und Althäa vermögen einen Ein druck hervor,zurufen, während die übrigen Figuren kalt lassen. Dank der prächtigen Darstellung erzielte die Dichtung, die wohl zu fesseln vermag, aber zu hohe Anforderungen an die Aufmerksamkeit des Zu schauers stellt, einen starken Achtungserfolg. Der anwesende Autor, der wiederholt gerufen wurde, konnte sich im Verein mit Herrn Direktor Tauber dankend auf der Bühne zeigen. * „Die Benus mit dem Papagei." Lustspiel von Lothar Schmidt und Emil Schäfer. Unser Berliner Schauspielreserent schreibt: Die Komödie cheschäftigt sich, wie schon dcr Name des Mitverfassers Emil Schäfer, eines Kunsthistorikers, erraten ließ, mit der bildenden Kunst: oder vielmehr: mit dem Handel und Wandel in der Bilderbranche. Die Eitelkeit reicher Börseaner. die von Kunst nichts ver stehen, aber mit Prioatgalerien prunken: der Dün kel eines typischen jungen Kunftgelehrtcn, dcr mit Kennerblick das mit einer Kopie vertauschte Original verkennt: der mannigfache Schwindel bei der Unter schiebung und Eichung kunsthistorischer Werte: das ist des Lustspiels satirisches Futter. Und außerdem noch jemand: ein höfischer Galeriedirektor, der sich bitter blamiert, als er sich für sein Institut den an geblich echten van Dyck aufschwatzen läßt . . . Weil er sich aber blamierte, müssen Welt und Fürst an die Echtheit glauben. Und nebenbei würden wir er fahren, wenn wir es nicht längst wüßten, daß im Kunsthandel nicht bloß mit barer Münze, sondern auch mit Orden und Titeln gezahlt wird. Das Stück ist im Grunde ein recht dünnes Ding, über dessen Er findungsspärlichkeit und alten Figurenhausrat der muntere, witzige, hie und da sogar geistreiche Dialog gefällig hinwegtüuscht. Es teilt die Mängel und Vorzüge der meisten Lothar Schändlichen Komödien und auch deren freundliches Schicksal. Der lebhafte Beifall des Publikums bestätigte eine gute Unter haltung und wurde überdies anqefacht von dem biß chen frischer Luft, die in das ehrwürdige Haus am Gendarmenmarkt eindrang. Die Vorstellung, so rund und glatt sie war, hielt sich im allgemeinen mehr an den alten Stil der Schwankfiguren als an den modernen Geist. klermnnn Xienr). * Das Wesen der Sinfonie behandelte Privat- do.zent Dr. phil. Arnold Schering, Lehrer am Konversatorium, in einem Vortrage im Verein für Volkswohl zu Leipzig und setzte damit die Vortragsreihe zur Vertiefung des musikalischen Ver ständnisses fort. Der Redner behandelte zunächst die historische Entwickelung der Sinfonie, unter der man im 16. Jahrhundert Orchestersonaten, Vorspiele zu Opern und Schauspielern und große geistlich« Chor werke verstand. Die neapolitanische Schule lScarlatti) erlöste die Opern-Sinfonie aus der Un bestimmtheit der Formen. Durch Einführung des Dreisatzes — Allegro, Andante oder Adagio und Presto — wurde der Keim zur späteren klassischen Sinfonie gelegt. Der Redner zeigte dann di« Ver dienste des Mannheimer Orchesters um die Kon zertsinfonie und die Einwirkung der Mannheimer Stilelemente auf die Wiener Schule, in deren Sphäre Mozart lebte. Zum Schlüsse charakterisiert« Dr. Schering die bedeutendsten Sinfoniekomponisten von Beethoven bis R. Strauß und Schönberg. Seine Ausführungen, die großen Beifall fanden, illustrierte er durch treffliche Darbietungen am Bliithnerflügel. * Ehrlichs sechzigster Geburtstag. Aus Anlaß seines sechzigsten Geburtstages sind, wie gemeldet wird, bei Geheimrat Ehrlich Hunderte von Gratulationstelcgrammcn eingelaufen. Seine ehe maligen und jetzigen Mitarbeiter überreichten dem Gelehrten eine Gedenkschrift, die bei Fischer in Jena erschienen ist. Die Deutsche dermato logische Gesellschaft ließ durch eine Abord nung ein« kostbare Truhe übervringen.
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