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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.03.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140306028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914030602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914030602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-06
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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Abend - Ausgabe kü» Leipzig ua» v»r»N» Sorch unser» Lrüarr unü Spediteur» »mal tägUg, io» Hou» gebracht: monatlich 1.2L NI., vlirtrUäbrlich Z.7S M Sei Ser SrlchitstastcU», unfern ZlUolea un» Nu»gadisI»U»n adgebvlt: monotUch l M , »ierieliahrUch r NI. vurch die poft: lnnrrhold veutschlanS» au» ü«r deutschen galanten uiouolltch I.S0 M., oterteliährltch 4--o M., ousfchltetzUch paslbefteUgtlü. va»Leipzigerllagrdlatt erschelat «aerktog» rmal.Sono-u.Zetertagalmal In Leipzig, Sen Nachbarorten un» Sen Orten mit eigenen Ziltalen wir» )l« hd«nSau»gad« noch am hdrnS Ses Erscheinen» in» hau« geliefert. Serliner rleSokrian: In Sen Zelten >7. Zernsprech»flnschluh: Moabit Nr. -»7. /Irrrtsblockt des Rates rurd despollreiarrrtes der Stadt Leipzrs «»SoMon unü S»schilft»lrrU«: ,»Hanoi»,affe Nr.», a Zernsprech-flafchluS Nr. ISS«. ISSS3 unS I««». ISS. Jahrgang -inzelg-nprelse: !°L7SLn.ü.Ms.^ L »an au»wart, n Pf., N,klam»n 1.2» M., Iletue stnzeigrn Slepetltzell» nur SSpf.d.wleSerbol.Nab..Inserat» a»nv»h»rS«n tm amtlichen^»»« »teveUt» zell» «Pf. S»schSs«»an,eigen mit plabvorfchrlft 'm preise erhöht. Ltobatt nach Laris. Veilagen: ch,somtausl.sm.Sa»Laus»aS au»schl.p»st,»bUhr. Nazetgeo-ftnaahm«: 1ohannl»gass„, del sämtlichen ZUtolen Se» L»«p^,»e Lageblatte« unS allen slnnonr«n»Exp»Sitlon»n Se» In- unS hu»la»Sr». ch»fchaft«st»U» für Serltn u. Sie pr. SraaSenburg: dlrektlon Walter ZU»,»!, »erliu w. iS. Margarethenstrah» ». Zernfprech-hnschluS: Lühaw »»71. Nr. ll9. stell«-, Sen S. Mr;. 1914. Vas wichtigste. * Zn der Nacht zum Freitag wurde in das Zu- welcngoschäft von Moritz Kanncr am Brühl ein schwerer Einbruchsdiebstahl verübt. Die Diebe erbeuteten'W e r ts a ch c n im Betrage von über 00 000 Ak art. (S. des. Art.) * Die Zweite Kammer bewilligt« am Freitag einige Etatkapitel. (S. Ber.) * Montenegro und Serbien errichten in N uhland gemeinsame Gesandtschaften und Konsulate. (S. Ausland.) v. Zcdorlemer-Liesep. (-) Berlin. 5. März. Unerwartet, nicht ganz unvorbereitet trifft die politische Welt die Kunde, daß Clemens Freiherr v. Schorlemer, von dem man noch vor kurzem geglaubt hätte, er würde nach den stolzesten Kränzen greifen dürfen, die dieser Staat zu vergeben hat, über Nacht ein Moriturus geworden ist. Bor ein paar Wochen, just um die Zeit, da man noch darüber stritt, wann Herr v. Schorlemer denn nun wohl sein Mini sterium am Leipziger Platz mit dem Straßburger Statthalierpalast vertauschen würde, ward ihm das Cijen gelegt, in dem sein Fug sich verfangen sollte. Eines von den Kokottenblättchen, die allmontäglich den vom Sonntagsrausch Er wachenden den ganzen Unrat dieser großen Stadt vorzulegen pflegen, tischte eine Frauen zimmergeschichte auf, in deren Mittelpunkt der Landwirtschastsminister stand. Eine richtige, alltägliche Geschichte, in keinem Belang eine CLU8V celödre. Weshalb vernünftige Leute sie auch gar nicht weiter beachteten: aus dem natürlichen und respektablen Gefühl heraus (respektabel, weil die Heuchelei und das Augen verdrehen nachgerade zu einer Gefahr für unsere öffentliche Sittlichkeit zu werden drohen), daß, wenn wir erst anfangen wollten, einander das Privatleben zu durchschnüffeln, ein Ende über haupt nicht abzusehen wäre und zur Rechten wie zur Linken mancher, der noch steht, leicht fallen könnte. Indes: „wen Verleumdung hat geschlagen". . . Das Gift wirkte und durchzog immer weitere Kreise. Vielleicht war's nicht einmal eine Verleumdung. Jedenfalls: der Plan, Herrn v. Schorlemer nach Straßburg zu entsenden, ward in der Stille aufgegeben. Aber noch immer hieß es: Herr v. Schorlemer sei für seine Person beim Kaiser wohl gelitten. Da Lrinnerungsausstellung -erkönigl.fika-emiefür graphisch» Künste. Erinnerungen einer Zeit umfangen den Eintreten- den in die Aula unserer Akademie, einer Zeit, die einst als Epoche der bildenden Kunst mißachtet wurde und erst heute, da unsere Künstler, vor allem die Kunstgewerbler, Epigonen ihres Schaffens werden, Klang und Achtung besitzt. Man empfand früher den strengen, soliden Ernst des Zopf- und Empire stils als Phrase, man sah im Biedermeier nur die enge Begrenztheit und beachtete nicht, wie in Charakteren von Lessing bis Fichte echte Römertugend und Würde lebte, wie die Enge gemütvolle Bürger lichkeit und Behaglichkeit umschloß. Vor allem aber gibt dieser kleine Rückblick, der uns in Werken und Bild die leitenden Persönlich keiten unserer Akademie bis 1870 vorführt, einen geschlossenen Eindruck vom künstlerischen Wollen ver gangener Tage. Am deutlichsten reden in dieser Hinsicht die Porträts und unter diesen die Selbstbildnisse, wenn man bedenkt, daß die Meister sich meist so dar stellten, wie sie hofften, daß die Erinnerung an ihre Art der Nachwelt überliefert werde. Da blickt uns Oc s e r als junger, hoffnungs voller Mann entgegen, der, wie Goethe von ihm sagte, „sein Loben hinträumte", dort als Greis kraftvoll und» zielbewusst, fast erinnernd an die kernigen Züge des Freiherr» von Stein. sBcide Bilder van A. Griff.) Daneben H. Veit Schnorr von Karolsfeld im Selbstbildnis mit den weichen Locken, die sich wie ein schmiegsamer Wille um seine Schulter legen, oder Gustav Za eger mit dem schmachtenden Blick r«s romziehenden Nazareners. Härter hat das Leben schon Gustav Adolf Hennig mit seiner Schifferbartkrausc angepackt. und das schwärmerische Künstlertum der Romantik lacht uns aus Fried r. Gustav Schlicks Augen entgegen. Diese Männer und ihr Werk gruppieren sich um die Bildnisse der ersten Gründer der Akademie, der Kurfürstin Maria Antonia und des Generaldirektors dr schönen Künste o. Hagedorn (von A. Graffs Hand). Was fragen wir noch nach der Be-deutung Oesers, Tisch beins, Schnorrs. Zaegers als Direktor, wenn ihre Zyerke irgendwie unser Gemüt rühren? An Oejer be wundern wir seine Vielseitigkeit, die auch schon Goethe auf kunstgewerblichen Gebieten anerkannte. Mag der gestickte Nahmen um ein Grazienbild, dessen seine Ar beit die Tochter Wilhelmine ausführtc, uns nicht liegen, die Stimmung dieser Zeit spricht doch aus die mag es das Zentrum, von dem man immerhin sagen kann, daß es diesem Sohne des west fälischen Bauernkönigs nie recht getraut hat, ge reizt haben, den Fall ein wenig zu beschleunigen. Und so wird jene Notiz in der „Germania" ent standen sein, die ja nun das Rad ins Rollen bringen wird. ' Schade um Herrn v. Schorlemer! Er hatte eigentlich alles, was ihn in dieser preußisch- deutschen Welt von heute empfehlen mußte. Er war, von Haus aus nicht übermäßig begütert, durch seine Heirat mit der Tochter des mäch tigsten rheinischen Weingutbesitzers schwer reich geworden und wußte mit solchem Reichtum Hof zu halten; der Kaiser selber war öfters, zuletzt noch im vorigen Herbst, auf Schloß Lieser sein Gast gewesen. Und er hatte dabei mancherlei Eigenschaften, die ihn auch anderen Leuten empfehlen konnten. Es ist noch nicht so lange her, daß sein Name über den Bereich der rheinisch-westfälischen Heimat, der Berufs und der Glaubensgenossen herausgedrungen war. Im Grunde erst, als der frühere Ver waltungsbeamte und zeitweilige Vorsitzende der rheinischen Landwirrjchaftskammer zum Oberpräsidenten bei Rheine ernannt worden war. Er hatte sich bislang, im Gegensatz zu seinem Vater, nie parteipolitisch betätigt. Vielleicht hatten aerade dessen Erfahrungen — der Minister hat sich darüber erst vor Jahr und Tag bei einem parlamentarischen Zusammenstoß mit dem Zentrum recht bitter ausgesprochen - die Parteipolitik ihm verleidet. Nun griff er doch ein, nahm Teil an der Begründung der Deutschen Vereinigung und bei den Blockwahlen von 1907, auch an deren Kampf gegen das Zentrum. Für die weitere Oeffent- lichkeit — der Block war inzwischen zerfallen und Fürst Bülow nach der Villa Malta verzogen —.war des.Freiherr» p. Schorlemer Eignung zum Minister erst bei der verun glückten preußischen Wahlrechtsreform von 1910 entdeckt worden. Damals war er der Wort führer jenes freier gestimmten Hoch- und Hof adels, der gegen das grollende, zu allem ent schlossene Krautjunkertum der zweiten Kammer der Wahlrechtsreform doch noch zum Siege zu verhelfen gedachte. Wer ihn da zum ersten Male hörte, wird den Eindruck nicht vergessen haben. Was der rheinische Oberpräsident vor brachte, war nicht gerade übermäßig tief, aber es war doch auch nicht alltäglich; und vor allem: es war aus einer feinen Einschätzung der preußisch-politischen Welt heraus gesprochen. Und gleich hatte man die Empfindung: den Mann dürfe die Regierung sich nicht entgehen lassen; dieser weltmännisch Gewandte gehöre in die Zentrale, bei der auch im inneren Dienst sen zarrsarbigen Stichen. Daneben der Entwurf zum Winckelmanndenkmal oder der zum Ecllcrtmonument. Die Zeichnungen des Meisters stachen Christian GottI - eb Geyser und Zoh. Friedr. Bause, während die Buchillustrationcn auch noch Zoh. W i l h. M echau und Carl Lebrecht Crusius Beachtung finden. Daß Oesers Schüler Goethe aus der Sammlung Kippenbcrg mit Stichen und einer Handzeichnung vertreten ist, also durch ihn indirekt zur Akademie in Beziehung steht, weckt erneuetes In teresse an dem Meister. Mit Roßmaesler und Lchwartze wandeln wir durchs alte Leipzig und bedauern, wie zerstörend das Wachsen der Großstadt in manches Idyll eingegriffen hat. Zn den Kästen - fesseln neben den Büchern (darunter der von Oeser entworfene Katalog der Winklerjchen Gemäldesammlung) zarte Miniaturen von Friedr. August Zunge, und unter ihnen spricht ein kleines Oelbild einer Dame in Grau mit kirschrotem Schal von Hennig besonders an. Liebe voll sind wieder neue Funde aus Hennigs Lebens werk zusammengetragcn von Frl. Hildegard Heyne, die mit großem Talent unter Mitarbeit von Dr. M. Barnath die Gemälde und Zeich nungen dieser Ausstellung gesammelt und an- g«ordnet hat. Wenn uns diese Ausstellung auch nicht von genialen Meistern erzählt, die in Leipzig wirkten, wenn sie nur achtungsvoll hochblickcn zu ernster Arbeit und frohgemutem Schaden, wir erkennen doch, daß die Muse der Malerei in Leipzig nie gerastet bat, und freuen uns des Blühens der jungen graphischen Akademie, die seit dem Zahre 1000 den alten Stamm veredelt hat. Nr. I!. 6. Kunst un- Wissenschaft. " Univeisitätsnachrichten. Privatdozent Dr phil. Robert König und Assistent am Mathematischen Institut der Universität Leipzig hat einen Ruf als etatmäßiger außerordentlicher Professor der Mathematik an die Universität Tü bingen als Nachfolger des Pros. Dr. Perron er halten und wird demselben mit Beginn des kom menden Sommersemesters Folge leisten. — Die philosophische Fakultät der Universität Leipzig hat dem Assistenten am geologischen und paläontologischen Institut Dr. phil. Theodor Brandes die venia I« g ii für Geologie und Paläontologie erteilt, nachdem er leine Probevorlesung über „Die paläogeooraphische Entwicklung Mitteldeutschlands seit der variskischen Faltung" gehalten hat Seine Habilitationsschrift behandelte das Thema „Die variskischen Züge im geologischen Bauplane Mittel ganz gut diplomatische Gaben zu gebrauchen wären. Als Landwirtschaftsminister hat Herr v. Schor lemer die Erwartungen, die — wir bitten um Entschuldigung für die kühne Bildung — an seine „Ministrablität" gestellt worden waren, nicht ganz erfüllt. Die Landwirtschaft, auch die im Bund der Landwirte zusammengeschlossene äußerste Rechte, war mit iym gewiß zufrieden. Aber den Herren vom Ostmarkenverein blieb er der unterirdischer Verbindungen mit dem Zentrum verdächtige Katholik, dem es zu verdanken wäre, wenn der Kampf gegen die Polen nicht recht fortschritte; das Zentrum aber wieder warf ihm vor: er bevorzuge in den östlichen Provinzen die protestantischen Ansiedler. Vielleicht bewiesen diese Klagen der Extremen aber nur. daß der Minister auf dem rechten Wege war, der in staatlich-politischen Dingen immer der Weg der Mitte sein wird. Und darum noch einmal: schade um Herrn v. Schor lemer. Schade, wenn er um einer so törichten Geschichte willen aus dem öffentlichen Dienst für immer schiede. Wenn auch nicht gerade als Kanzler, so hätte er am Ende doch noch in dem einen oder anderen Amte ersprießlich für das Vaterland wirken können. poliMeke UeberlieM Keine Aussichten auf Rückersiattung von Mehreinahmen aus -em Wehrbeitrag! An der Presse wird gegenwärtig die Frage ventiliert, ob eine Rückzahlung der freiwilligen Spenden zum Wehrbeitrag erfolgen wird, wenn die Einnahmen des Wehrbeitrages sich höher stellen, als ursprünglich angenommen wurde. Die Frage, was mit den freiwilligen Beiträgen geschieht, wenn der Wehrbeitrag zuviel bringt, soll an sich schon deshalb müßig sein, weil, wie die ost offiziös bediente „Politische Infor- mation" erklärt, - aller Wahrscheinlichkeit nach eine Rückzahlung überhaupt nicht in Frage kommt. Es sei einmal zu bedenken, daß eine Rückerstattung höherer Einnahmen des Wehrbeitrages nicht etwa schon erfolge, wenn über eine ÄUlliarde eingcgangen ist, da gemäß 8 69 des WehrbeitragsgcsetzeS nicht nur die ein maligen Kosten des Wehrbcitrages, sondern auch das gesamte Defizit der Jahre 1913 bis 1916 gedeckt werden sollen, das durch die Heeresausgaben verursacht ist. Es könne aber schon jetzt damit gerechnet werden, daß hierzu mehr als eine Milliarde notwendig ist. Ferner sei auch vorgesehen, daß das Reichshaushalts gesetz darüber zu bestimmen habe, ob etwas her- auszugcben sei oder nicht, und in Anbetracht des Geldbedarfs des Reichs erscheine dies nicbt wahr- schcinlicb. Wir vermögen den Auslassungen der Ber liner Korrespondenz nicht bcizupflichtcn. 69 des Wehrbcitragsgesetzes bestimmt ausdrücklich, daß der Neber schuß des Wehrbeitrages, der nach Deckung des gesamten Defizits bleibt, zur Kürzung des letzten Drittels des Wehrbeitragcs nach 'Maßgabe des Reichsbaus- baltsgcsetzes b c r c i t zu st c l l c n ist. Diese klare Bestimmung ist auf Veranlassung des Reichstags in das Gesetz ausgenommen worden. Wir verstehen also nicht, wie die „Politische In- sormation" behaupten kann, eine Rückzahlung komme überhaupt nicht in Frage. Sollte hier bei nicht vielleicht doch der Wunsch gewisser Stellen der Vater des Gedankens gewesen sein? Ueber -ie Sesol-ungsnovellen wird der „Korrespondenz Woth" geschrieben: Die Verhandlungen über eine Erweiterung der Beamtenbesoldungsnovellen im Reich und in Preußen sind ergebnislos verlaufen. Tas Rcichsschatzamt und das preußische Finanzmini sterium haben eine Erweiterung der Novellen strikte abgclehnt mit der Begründung, daß die vorgclegten Novellen eine Folgeerscheinung einer im Oktober 1913 vorgenommencn Gehalts erhöhung einiger Klassen von Postbeamten seien und allein den Zweck verfolgen, die durch die Novelle vom Oktober 1913 notwendig gewor denen Korrekturen in den Bcsoldungsnovellen cinzuführcn. Die Ausrottung der Frage einer Reform der gesamten Besoldungsordnung ist nach der Meinung der zuständigen Instanzen zurzeit nicht möglich, zumal eine solck)« Reform nicht dringend ist, da erst vor einigen Jahren eine umfassende Gehaltsaufbesserung statlgefun- den hat und die Erweiterung der Vorlagen eille finanzielle Belastung hcrbeiführcn müsse, die nur durch Bewilligung neuer Steuern erträglich wer den würde. Die Bewilligung neuer Steuern ist jedoch zurzeit mit großen Schwierigkeiten ver bunden. Nach der Stimmung der Fraktionen im Reichstage ist kaum anznnehmcn, daß sich im Reichstage eine Mehrheit finden wird, die neue Steuern zu bewilligen geneigt sein wird. Man wird also damit rechnen müssen, daß Reich und Preußen über den Rahmen der vorgelegten Novellen trotz aller Parlnmcntswünschc nicht hinausgehen und daß die Parteien angesichts dieser ablehnenden Haltung ihre Wünsche für später zurnckstcllcn müssen. Im Reichstage ist beabsichtigt, die Besoldnngsnovelle gleichzeitig deutscblands (ein Beitrag zur Kenntnis der Struktur und Paläogeographie des zentralen Deutschlands)". * „Die glückliche Hand" von H. Lubliner im Dresdner Albert-Theater. Lubliners Lustspiel er lebte hier gestern abend seine Erstaufführung und fand eine sehr beifällige Aufnahme. Der Beifall galt wohl mehr dem guten, flotten Spiel als dem Werke. Doch es scheint, als ob der Geschmack des Publikums für das Lustspiel überhaupt weniger entwickelt und gebildet ist, sonst hätte dieses Stück mit seinem geistlosen Familienhumor, seinem be haglichen Optimismus und seiner spießbürgerlichen Lebensweisheit entschieden abgewiesen werden müs sen. Es ist schon ein sehr bedenkliches Zeichen, daß solche Werke überhaupt einmal Erfolg hatten, und man sollte sich hüten, sie wieder auszugrabcn, wenn man wirklich auf eine künstlerische Erziehung des Publikums bedacht ist. Dr. F. Adler. * Romain Rolland: „Die Wölfe". (Das Drama wird in Buchform bei Georg Müller in München er scheinen.) Uraufführung in den Münchner Kammer spielen. „Homo honiini lu^.o,-," ist als Motto den „Wölfen" vorausgesetzt. Rolland hat damit un bewußt auf die Schwäche des Dramas hingewiescn. Er wollte eine Tragödie geben, deren tiefsinnige Idee es ist, daß der Mensch des Menschen schlimmster Feind ist, daß Menschen in der Entfesselung ihrer Leidenschaften einander zerfleischen. Er sand die Ge stalten zu seiner Idee in den Männern der fran zösischen Revolution, die 1703 in Mainz belagert wurden. Es gelingt ihm, die Atmosphäre der be lagerten Stadt zu schassen, diese Luft, die schwer und stickig ist von zusammengepierchten Leidenschaften. Er vermag es, die Vertreter der Revolution — den ehemaligen Aristokraten, den rechtlichen Zdealisten und den skrupellosen Volksmann — mit scharfen Strichen gegeneinander abzugrenzen: dann aber wächst ihm der Stoff aus den Händen, und am Ende haben wir statt einer Tragödie ein sicher ausgedautes Drama aus der französischen Revolution gesehen. Man versprach uns „Die Wölfe", und man gab uns den nicht neuen Konflikt zwischen Vaterland und Gewissen, den Demagogen als „Zauberlehrling", der die entfesselten Kräfte nicht beherrscht. Das Ver dienst des Dramas liegt lediglich in seiner aus gezeichneten Technik, in der starken Fortführung des dramatischen Geschehnis, in der äußeren und inneren Männlichkeit (es gibt keine Frauenrollc in den „Wölfen"). So tat cs feine WirkunZ — trotz Büchners Danton, dessen schatten bedruckend über den. Abend lag —, tat seine Wirkung trotz einer mäßigen Aufführung, die in Grunz und Schnauf tönen Orgien feierte. Der Regisseur (Direktor Ziegel) erinnerte stark an den Demagogen als „Zauberlehrling", denn er vermochte sein Ensemble nichts« bändigen. IValler von II-II:m-I«r. ' Opernsänger Max Haas, der bisherige erste Spieltenor des Breslauer Stadttheaters wurde auf fünf Jahre für die König!. Hofoper in Wiesbaden verpflichtet, nachdem er dort vor kurzem mit großem Erfolge zwei Gastspiele absol vierte. * Ida Roland wird noch in dieser Saison in Wien in einer neuen Rolle auftreten. Am 24. d. wird am Deutschen Volkstheater erstmalig das Schauspiel „Marie Antoinette" von Desider Szomory in Szene gehen mit Frau Ida Roland in der Titelrolle. Die Urauf führung des Stückes fand wie erinnerlich am Nationaltheater in Budapest statt. * Der Kronprinz in der Elizabeth-Duncan-Schule Der Kronprinz von Preußen wohnte gestern einer für einen kleinen Kreis veranstalteten Privataut» führung der Elizabeth-Duncan-Schule im Lessingtheater in Berlin bei. Der Kron- prinz wurde von einem Mitglied des Ber liner Komitees Herrn Professor Orlik, Herrn Direktor Rierz von der Elizabeth-Duncan-Schule und Herrn Direktor Barnowski vom Lessing theater empfangen. Außer den Gästen des Kron prinzen waren bei der Vorführung Herr Professor Junker und die Bildhauer Herr Professor Constantin Starck und Herr Professor Louis Tuaillon. Herr Direktor Merz dankte dem Kronprinzen für sein Er- jcheinen und legte in kurzen Worten die Ziele der Schule dar, daß diese Mädchen nicht im Sinne des üblichen Balletts herangebildet werden sollen, sondern daß ihre Aufgabe darin bestände, für eine Veredlung der weiblichen Körperkultur vor bildlich zu wirken und später als Lehrerinnen tätig zu sein. Der Kronprinz wie die anwesenden Gäste verfolgten die von Elizabeth Duncan persönlich ge leitete Aufführung mit großem Interesse und sprach seine größte Anerkennung aus für das bisher Er reichte und bekundete sein wärmstes Interesse für die weiteren Ziele der Schule. Der Kronprinz bestimmte den Mädchen seine Bücher zum Geschenk. * Eduard Süß erkrankt. Der Altpräsident der Wiener Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Professor Eduard Süß, ist nicht unbedenklich ertrankt, doch ist der Zustand des greisen Gelehrten keineswegs hoffnungslos. ° Gegen das Friedmannsche Tuberkulosemittel veröffentlichen Prof. Dulpius und Privatdozent Dr. Laubenheimer in Heidelberg in der Deut schen medizinischen Wochenschrift eine Arbeit, in der über einen Todesfall nach Anwendung des Mittels berichtet wird Bei der Untersuchung im Hygieni schen Institut zu Heidelberg wurde die überraschende Entdeckung gemacht, daß von 13 Ampullen überhaupt nur zwei die wirksamen Schildkrötenbazillen in Rein kultur enthielten, während der Inhalt der übrigen mit Bakterien verschiedener Art verunreinigt war.
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