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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.03.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140304025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914030402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914030402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-04
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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fiben- - Ausgabe Mr r«ip«a aa» v»r»n, »ur<d uns«« rr»a«r V»AU s?» »1^ » » ua» SpetUear« »mal tä-Uch in» yau» gebracht: «»aotlich I.L5 M., »terteyiibrlich 1.7» M. 0«t ürr SrschüNegeU«, uns««» FlUat« na» Nu»gab«NrU»a obgrb»lt: monatlich, M..v»«rr«tUtbritch!M. Durch »i« p»st> taaerhald veusschloab» an» »er »eutschea stoloat« »oaalUch >^a M„ vterteliahrUch «^o M., au»schU«AUch poltdrlirUgeib. Da» Leipziger Lagrdtatt erschrin» Werktag» »mal, Sona» u. Zelertag» Imal. 2a Leipzig, gen Nachbarorten un» Sen Drten mit eigenen ZUialen wir st« stdea-auogad« noch am stdenü -«» Lrscheinen» i>.» kau» geliefert. VerUaer Neüaktioa: Sa-en Zelten >7. Zrrnsprech-knschluk: Moabit Nr.4»7. Nr. ns. ZkntsblaL desRockes und despoUseüuntes der Stadt Leipzig Ne-aktton an» ch«schlrft»st«Ue: Z»hannt»gass, ckr.«. o Zerasprech.stnschlaS Nr. >4»«» >4»4I an» 14-44. ISS. Jahrgang «»«»-»ßL»» tEtr Inserat« an» Leipzig und Umgebung bi« » >spaitig«p«tite«tl»r5ps..b>»k«klam»,eil»>M., »»« a»,wbrt» 5» Vf., Neklomen 1.20 M., flleta« stnzetgeo btepetttzelle nur >ÜNab„ Inserat« »onvehbrben im amtlichrnLeU »t« Petit» stbpf.b.wi»»erb»l.Nab.,Ias«at, »onveh-rben im amtiichrnLeU bi» Petit» z«il« »» Pf. ch,schbft«aaz»igea mit platzoorschrif« >m Preise «rbiiht. Nabalt »ach Tarif. v«itag«»i ch«samtausl.5M.ba»Tausrnb au»schl.p»stgedvh«. stnzeigea.staaabm,: lohanniagosse», bet sämtlichen ktttalrn -«»Leipzig« Tageblatt«» uaü allen stanoacea-Tepe-itionen öe» In» un» kuolanbe». cheschäftosteUe für Sertin u. bi« pr. KranSrndurg: dtrrktionWalter )lirg«l, Verlia w. 10. Margarethenstrast« «. Zernsprech-stnschlust: Lüyo« 4471. Mittwoch, üen 4. Mich. 1914. Der Tod des Kordiiiol-Wrftitzch ßoW. Troppau. 4. März. (Drahtmeldung.j Der Kardinal-Fürstbischof Dr. Kopp ist heute früh um 1,35 Uhr gestorben, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben. C> In der Kirche Lan Agnese furoi ic inura, in die der Dnrchschnittsreisende nur selten kommt — sie liegt weitab vom Zentrum deS eigentlichen Fremdenverkehrs und eine lauge Trambahnfahrt durch das im allgemeinen reiz lose neue Villenviertel von Nom führt zu ihr hinaus — hängt zur Linken des Hauptaltars ein Oelbild des Fürstbischofs Kopp, das den eben Heimgegangenen im Kardinalspnrvur zeigt. Ein gutes Bildnis und doch eins, das uns fremd anmutet. Das Pruukgeivand wirkt stö rend; es hebt die Einheit des Stiles auf. 'Nicht daß es dem Verstorbenen an Gefühl für die Fürstenwürdc fehlte, die er durch volle vierzig Jahre getragen hat. Dieser Lohn armer Webers leute, der noch im alten Königreich Hannover zwei Jahre lang am Postschalter gesessen und Marken verkauft hatte, bewegte sich unter Für sten und Herren mit natürlicher Sicherheit, und wenn er zu den Gläubigen sprach, waren Hal tung und Sprache durchaus die eines Gebieters. Dennoch war er, obschon man in den letzten Zeitläuften ihn bisweilen so genannt hat, kein „streitbarer Kirchcnfürst". Vielleicht, wenn es hart auf hart gekommen wäre und die Dinge, Aber denen er starb, sich schon früher zugcspitzt hätten, hätte er's werden können. So wie er durchs Leben ging, war er anders; war er ein ganz neuer Typ eines hohen katholischen Geist lichen. Wer ihn im preußischen Hcrrcuhause, dem er ein fleißiges, einflußreiches und hoch geschätztes Mitglied war, sah, hätte ihn für einen evangelischen Generalsuperintendenten halten Mögen. Er war das Urbild der Bescheidenheit. Wenn er so auf der Herrenhaustribüuc stand, die kleine schmächtige Gestalt in den langen schwarzen Rock gehüllt, den seinen schmalen Kopf immer ein wenig aus die Seite geneigt und mit der unendlich dünnen, zarten Stimme be hutsam, fast zaghaft seine Argumente vortrug, dann hatte man schier die Empfindung: die christliche Demut selber spräche so zu uns. Wer die Reden dann hinterher näher prüfte, erkannte freilich bald, daß die Zagheit nur äußerlich war; daß in der Sache selbst, sofern es sich da bei um Ansprüche seiner Kirche handelte, anch der Fürstbischof von Breslau keine Nachgiebig keit kannte. Aber schließlich macht auch in diesen Dingen der Ton die Musik. Der Ton, oder wenn man besser will, die Formen. Und diese Formen, seine scharf ausgeprägte, bescheidene Zurückhaltung, die Gewandtheit, das Milde mit dem Harten zu paaren, und das Talent, sich mit dcp Obrigkeit des Staates bis zu dessen höchster Spitze gut zu stellen, waren es wohl auch gewesen, die den Kardinal so hoch empor getragen hatten. Ob Georg v. Kopp, wenn schon er an dem geistigen Bildungswesen ein großes Interesse bezeigte und in der Prüfungs kommission für die Thcologiestudiercnden seines SprengelS bis zuletzt den Vorsitz führte, ein großer Theologe gewesen ist, wissen wir nicht. Ein großer Kanzelredner war er sicher niemals. Aber ein Diplomat war er auf alle Fälle. Wirklich ein „wcltkuudiger Gvttesmann", und dieser Weltkundc, die in gewissem Sinne doch auch ein gut Stück Weltkindschast cinschloß, hatte er seine Erfolge zu verdanken, die ihn märchen haft schnell von Staffel zu Staffel steigen ließen, ihm die Gunst des alten Kaisers zuwandten und zeitweise die geradezu enthusiastische Be wunderung von dessen kaiserlichem Enkel und die von Bismarck bis Bcthmann ihn zum Freunde jeder preußischen und deutschen Negie rung machten. Als Kardinal v. Kopp seinen fünfundsieb- zigsten Geburtstag feierte, schrieb die „Nordd. Allg. Ztg.": „Als hingebungsvoller Diener seiner Kirche und als treuer Patriot hat Fürstbischof Kopp segensreich und vorbildlich gewirkt und in reichem Maße die Anerkennung des Kaisers und Königs wie des obersten Hauptes der katholischen Kirche erfahren." Er selber pflegte sich zu Zei ten als Vertreter des doppelten Autoritätsprin- zivs des Staates und der Kirche zu bezeichnen. Wie weit es ihm damit ernst war, wie in seinem Inneren sich diese beiden Autoritäten mitein-. ander vertrugen und ob die guten Beziehungen zu den staatlichen Gewalten ihm nicht nur Mittel für den höheren Zweck waren, wird sich schwer lieh je mit unbezweifelbarer Genauigkeit feststcl- lcu lassen. In seine Seele können wir keinem schauen und für die Öffentlichkeit bestimmte Mitteilungen und Memoiren wird der kluge Pric ster kaum hinterlassen haben. Aber was man von ihm sah, machte zum mindesten doch den Eindruck, daß Kopp darauf Wert legte, der christ lichen Vorschrift nachzulcbcn und dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist. Er hätte nach seiner Abstammung ein Welfe werden können und wurde ein Preuße, der noch während der Abtragung der Maigesetze, an denen er einen ansehnlichen Teil hatte, das „preußische Vater land" pries, dessen „Ehre allzeit in dem Hoch halten der Devise suum cuique bestanden hätte." Als Beherrscher der schlesischen Kirchcnprovinz hätte eS vielleicht nahe gelegen nach der Weise anderer Kirchenfürsten, zumal der österreichischen, zum Schirmherrn und Schützer des slawischen in diesem Falle des polnischen Elements zu wer den. Tatsächlich fand die polnische Propaganda an Kopp keine Unterstützung: er sorgte für die Pastorisierung der deutschen Minderheiten und 1906, da die Verhältnisse in den Ostmarken be sonders kritisch geworden waren, verbot er den polnischen Geistlichen seiner Diözese in der vol- nischeu Schulfrage zu agitieren. Und beim Mo dernisteneid wußte er durch kluges Abwarten und mildes Ausdeuten die Dinge so zurecht zu rücken, daß die katholischen Theologieprofcssoren der Breslauer Universität vor diesem Eid bewahrt blieben. Immer, durch vierzig lange Jahre, hatte, wo zwischen Kirche und Staat strittige Grenzfragen zu erörtern waren, der Staat sich Georg v. Kopps als gewandten und bereiten Mittlers versehen dürfen. Nur einmal, im aller letzten Abschnitt dieses glänzenden Lebens, ver sagte er: bei dem Zwist um die christlichen Ge werkschaften. Welche Motive ihn dabei lei teten, ist im Augenblick noch nicht mit Sicher heit zu sagen. Kann sein, daß wirklich die Alters krankheit der Arterienverkalkung über ihn und sein Gedächtnis Gelvalt gewonnen hatte; mög lich aber auch, daß er, nun er das Dasein lang sam sich entgleiten spürte, noch einmal sür seine eigentlichste Schöpfung, die katholischen Arbeiter vereine, einzutreten wünschte. Der Erfolg war jedenfalls, daß er damit alle gegen sich auf brachte, die ihm bis dahin zur Seite gestanden hatten: das Zentrum, die preußisch-deutsche Ne gierung und zu guter Letzt sogar den Papst. Nun yat der Tod hinter alle Wirrsal den Schluß punkt gesetzt. Der Lebenslauf ües Kardinals. Am 25. Juni 1837 wurde Georg Kopp geboren als Zweitältester Sohn des wenig bemittelten Weber paares Ignaz Kopp und Wilhelmine geh. Oppermann in Duverstadt. einem früher hannoverschen Stäotchen von 4000 Einwohnern. Der Knabe besuchte die Bürgerschule seiner Vaterstadt und von 1849 bis 1832 das Progymnasium. Bon dort kam er auf das Jcsefsgymnasium in Hildesheim, auf dem er im Herbst 1856 das Reifezeugnis erwarb. Er trat als Telegraphenbeamter in den hannoverschen Staats dienst und lebte als Beamter in Hannover und zu Neustadt am Rübenberg. Zwei Fahre später verließ er den Staatsdienst, um in die philosophisch theo logische Lehranstalt zu Hildesheim einzutreten, wo er sich mit Eifer dem geistlichen Studium hingab. 1861 erfolgte seine Aufnahme in das Priesterseminar. Am 28. August 1862 empfing er die Weihe und brachte in seiner Vaterstadt das erste Meßopfer dar. Als Schulvikar an dem Waiscnhause in Hen neckenrode und dann als Kaplan in Delfurth erregte er die Aufmerksamkeit der bischöflichen Behörde in Hildesheim, die ihn 1865, unter Verleihung eines Lektorats am Dom als Hilfsarbeiter des bischöflichen Hellseherinnen un- Kino. Von Alfred Lapus, dem soeben neugcwähltcn Mitglied der französischen Akademie. Wer heutzutage nicht an Somnambulismus und Medmm glaubt, wird als unmodern über die Acher angesehen. Das Ucbernatürlichc ist uns tägliches Brot geworden, und die Skepsis macht vor der vierten Dimension respektvoll Halt. Nie noch haben sich die Hellseherinnen einer größeren Achtung erfreut. In meiner Jugend schlichen die Abergläub.schstcn nur ver stohlen zu ihnen und leugneten diese Besuche selbst ihrer Familie, ihren besten Freunden gegenüber, denn Hellseherinnen und Wahrsagerinnen waren damals die Parias der Ge.ellschaft. Auch beanspruchten sic durchaus keine soziale Stel lung, waren diskret und hielten sich unausfällig. Sie begnügten sich gerne mit klingenden Bcweiien dec Erkenntlichkeit. Wer hätte damals gedacht, eine Hellseherin würde jemals als quasi sachverständig zeugen, ihre Aus sagen sich auf der ersten Seite großer Zeitungen breit machen, ihre Kunst als Metaphysik und Philosophie der Moderne zu Ehren kommen! Der Aberglaube in allen sozialen Schichten wach t von Tag zu Tag. Das Publikum selbst züchtet die Seherinnen und Medien; es rennt heute jenen d e Türe ein, die sonst verstohlen die Hintertreppe hinaus schlichen. Das Prosperieren des Kinos geht damit Hand in Hand. Der Film erregt durch traumhaft schnelles und ungeordnetes Auf.ollen abenteuerlicher Gescheh nisse, weiter Länderstrecken, einen ganz eigentümlichen Schwindel, das Gegenteil des uns vertrauten, den Schwindel vor zu Vollem, zu Vielem, dnn Gehirn u schnell Zugesührtem. nicht in so kurzer Zeit Emzuord- nendcm. Wer in die Leere eines Abgrunds sieht, den ersaßt Schwindel, weil seine Augen sich an leinen festen Punkt halten können. Im Kino gibt es zu viele sol «her Punkte, aber ichnellbew.gte, sich blitzschnell änderirde. Ein dem Gewohnten entgegenae ctz er Schwindel erfaßt das Hirn; die Labilhe.t und Viel heit erzeugt die gleiche Wirkung wie die Leere. Dieser Schwindel verfliegt nicht gleich nach der Abrollung des letzten Films. Etwas die bt noch für den Alltag übrig. Es ist ein Irrtum, daß das Kino berechtigte Neugier nach fremden Ländern, nach küb nen Taten erweckt. Gerade das cntgc.engZetztc Pha nomen ist an eifrigen Kinobesuchern zu bemerken. Sie finden das Leben schal, ihre überreizte Neugier verlangt von dem Alltag die gleichen Erregungen, denselben Wechsel der Bilder. Und wenn er sic ihnen nicht gibt, fluchen sie einem Leben, das ihnen als schlechtausgestattet.es Kino gilt. Das Kino hat eine neue Art der Neurasthenie aus gelöst. Es macht uns nicht nach fremden Ländern, nach Abenteuerlichem macht es ums lüstern, nach Ucbernatürllchem. Das Kino als Industrie ist nur eine Fortsetzung des Detektivromans, der schreienden Aufschriften auf gewissen Boulevardblättern, der Vorstadttheater, der HellIherinnen im Dienste der Kriminalpolizei, der mediumistijchen Betrügereien. Es gibt heute kaum eine junge, mondäne Frau, die sich nicht aus der Hand wahrsagen ließe; so sehr brennt sie darauf, di« Oede ihres lompliziertcn Lebens durch „Sensationen" zu bereichern. Ich habe durchaus nicht den Beruf, die Gemeinde -er Wahrsager, Hellseher und Medien zu entmutigen. Da im heutigen Frankreich jeder Staatsbürger das Recht hat, zu glauben was ihm beliebt, so mögen auch sie die Hellseherin von Nancy für die Entdeckerin der Leiche Cardio-ns halten. Nur muß ich stets, wenn ich von „Divination" und „Trance" höre, an die Tips denken, die die Friseur gehilfen vor zwanzig Jahren ihren Kunden gaben. Gesetzt, es starteten zehn Pferde, dann gaben sic an zehn verschiedene Personen zehn verschiedene Tips und waren daher sicher, den „Ersten" erraten zu haben und von dem gewinnenden Kunden ein oder zwei Gold stücke zu erhalten. Das Renommee, sportkundig zu sein, blieb den Friseurgehrlfen geraume Zeit; denn es dauerte lange, ehe man ihnen hinter ihren Trick kam. Die Hellseherin, die zehn Dienstmädchen desselben Viertels prophezeit, sie würden einen brünetten jungen oder einen älteren blonden Liebhaber bekommen, hanoelt nach dem Muster der Friseurgehilsen. Denn eines der .zehn Dienstmädchen nimmt doch über kurz oder lang einen jungen brünetten, oder einen gesetz teren blonden Liebhaber und dann ist die Hellseherin obenauf. Die meisten Prophezeiungen gelingen durch ein ähnliches Manöver Ich weiß auch, was mir die „Gläubigen" ein wenden werden; ich habe es schon hundertmal gehört. „Wir sind", so jagen sie, „von Geheimnisvollem um geben, wir leben unter Schleiern, die wir niemals heben werden. Deshalb kann nur ein Kurzsichtiger, ein Beschränkter Uebernatürliches leugnen, Erschei nungen, tanzende Tische und alle anderen Wunder der vierten Dimension." Diese Einwürfe sind wertlos, solange jene Gläu bigen selbst den Mut nicht haben, ihre „verbürgten Wunder" in das Alltagsleben einzure bcn, ihre Be griffe auf die vierte Dimension einzustimmen. Sind wertlos, weil sie sich dieser vierten Dimension nur be dienen, um feststehende Begriffe von Jugend, Schön heit, Gerechtigkeit und W sscnschaft zu verwirren, ohne ihnen prämiiere oder erhabenere zu substituieren. Die „Gläubigen" behaupten, mit Hilfe eines Mediums die Gesetze der Schwere aufhebcn zu kön nen, so daß ein Tisch sich spontan im Raume hebt; behaupten, daß eisige Geisterhände ihr Gesicht be rühren. Sie selbst haben diese Berührung empfunden, sie selbst sahen eine Blumcnvasc frei Lurch das Zim mer schweben. Aber trotz aller Wunder benehmen sie sich, als ob solche „Manifestationen" unmöglich wären. Sie leben unter dsm Gesetz der Schwere und der Nicht intervention von Geistern ruhig weiter. Das Ge heimnis, das sie umgibt, hat durchaus keinen Einfluß auf ihren Deist, ihre Sinne. Sie übertreiben die Wichtigkeit dieses Geheimnisses nur aus Luft am Abenteuerlichen, nicht etwa aus unwiderstehlichem Forschcrtrieb. Und sie sind glücklich, fest auf die ewigen N'l» gesetze bauen zu dürfen und jeden Morgen aufs neue die Sonne ausgehen zu sehen. Kunst unö Wissenschaft. * Professor Erich Brandenburg, unser Leipziger Historiker, hat ein groß angelegtes zweibändiges Werk „Die Reichsgründung" vollendet. Seit Sybels „Begründung des Deutschen Reiches durch Kaiser Wilhelm 1." ist Brandenburg der erste, der die Geschichtsschreibung dieses wichtigsten Abschnittes der deutschen Geschichte auf breitester Grundlage unternommen hat. Das Werk des Leipziger Gelehrten ist eine Darstellung -er geistigen Strömungen im deutschen Volke und seinen Führern, eine Untersuchung der Elemente die noch heute die Grundlagen der heutigen politischen Parteien und der Entwicklung der Verfassung bilden. * Beim IN. großen leipziger vachfest (4.—0. Juni) werden in dem ersten Chorkonzert vier selten aufgeführte Kantaten des großen Thomas- kantors aufge'ührt werden Den Chor teil über nimmt der Veranstalter des Festes, der Bach- Verein zu Leipzig. " Aus der Theaterchronit. „Die GclbeJack e", von den Engländern Hazelton und Benrimo für die westlichen Länder zur Aufführung erworben, wurde gestern vom Düsseldorfer Schauspiel haus in deutscher Uraufführung heraus gebracht. Die stilvolle Aufführung hatte einen leb haften Erfolg * Erwerbung sür die Dresdener Gemäldegalerie. Der Akademische Rat erwarb durch die Galerie Ernst Arnold in Dresden. Wilhelm Trübners - Gemälde „Schloß Hemsbach" aus dem Fahre Keneralvikariats berief und ihn 1868 zum General- Vikariats-Assessor ernannte. 1870 zeichnete ihn Papst Pius IX. durch Ernennung zum Apostolischen Notar aus. Unter Bischof Dr. Sommerwerk gen. Jakobi wurde er am 31. Dezember 1871, erst 34 Fahre alt, Domkapitular und Generalvikar. Am 15. November 1881 ernannte ihn Papst Leo XIII. mit Zustimmung des Kaisers und des Großherzogs von Sachsen- Weimar zum Bischof von Fulda, besten Bischofsstuhl seit dem 14. Oktober 1873 verwaist war. Fn dieser Stellung erwarb er sich so sebr das Vertrauen der Regierung, daß ihn Kaiser Wilhelm am 11. Funi 1884 zum Mitglied des preußischen Staatsrats ernannte und 1886 aus Allerhöchstem Vertrauen auf Lebenszeit ins Herrenhaus berief. Diese Auszeichnung war ein Dankbewcis Kaiser Wilhelms an Papst Leo XIII. für die in der Karo linen-Angelegenheit bewiesene päpstliche Hilfe; Kar dinal Facobini erhielt damals den Schwarzen Adler orden, Fizrst Bismarck vom Papst den Christusorden in Brillanten und Bischof Kopp den Kronenorden zweiter Klasse. Kopp entwickelte im Herrenhaus eine eifrige Tätigkeit für die die Maigesetzc aufhebenden und abändernden sogenannten Friedensgelctzc vom 21. Mai 1886 und 30. April 1887. Mitte Februar ging dem Herrcnhausc ein neuer kirchenpolitischcr Gesetzentwurf zu, der nach den Be schlüßen der Kommission und mit Verbesterungen von Bischof Kopp in den Sitzungen vom 12. und 13. April Annahme fand. Am 26. Dezember 1886 starb der Fürsvbischof Her zog in Breslau. Nachdem die Vorschlagsliste des Dom kapitels in Breslau von der Regierung abgelehnt war, wurde Bischof Kopp auf Vorschlag und im Ein verständnis mit der preußischen Regierung vom Papst zum Fürstbischofvon Breslau ernannt. Am 15. Oktober erfolgte in Münster die Verleihung Les Ehrendoktorates der Theologie und am 18. Oktober die vorgeschriebene Eidesleistung im Schlosse zu Ber lin. bei welcher Gelegenheit der Minister der geist lichen Angelegenheiten .Fie Verdienste des Bischofs um die Wiederherstellung friedlicher Verhältnisse zwi schen Staat und katholischer Kirche warm aner kannte". Am 15. November fand auch die feierliche Eidesleistung in die Hände Kaiser Fran; Josephs statt, der Kopp zum Geheimrat ernannte. Als Mitglied des österreichischen Herrenhauses und des österreichisch spanischen Landtages trat er, ebenso wie in seiner Eigenschaft als preußisches Hcrrenhausmitglied, für die Interessen seiner Glaubenskindcr ein. Kaiser Wilhelm, der dem Fürstbischof dieselbe Gunst wie sein Vater und Großvater zuwandtc, berief Kopp zu den Konferenzen für die Reform des Unterrichts vom 1. bis 17. Dezember 1890 in Berlin. Kopps An trag wurde am 15. und 16. Dezember zum Beschluß erhoben: die Religion soll als Gegenstand der Reife Prüfung aufrechterhalten bleiben und ihre Stelle im Reifezeugnis behalten. Für den katholischen Re ligionsunterricht an evangelischen Anstalten sei eine bestimmte Zeit auszubedinaen. Mit großer Wärme trat der Fürstbischof bei diesen Beratungen auch für das Studium der alten Sprachen ein. Bei der internationalen Arbeiterschutz- ko nfe re nz, die der Kaiser im Februar 1890 ein« 1906 für die Königliche Gemäldegalerie, d^ damit in den Besitz des zweiten Gemäldes vo" Trübner gelangt. Das früher erworbene Selbst bildnis stammt aus dem Jahre 1873 * Plakatwettbcwerb der Reederei Nobiling in Berlin. Ein P r e i s a u s i ch r e i b e n sür die drei besten Entwürfe zu einem Plakat, das sich auf die Vergnügungsdampfertouren rn den märki'chen Binnengewässern bericht, gelangt in Liesen Tagen durch die Reederei Nobiling in Berlin rur Bekannt gabe an alle Kunstalademien. Kunstschulen, Künstler und Kunstschüler in Deutschland. Den Künstlern sind in Beziehung auf Kunst.ichiung, Auffassung und Ausführung ihrer Ideen keinerlei Schranken gezogen. Als ersten Preis hat die Reederei Nobiling lür das von der Jury als den besten erkannten Plakatcnt- wurf einen Preis von 1000 ausgesetzt, der zw-ite Preis beträgt 300 und der dritte Preis 200 Die Jury besteht aus fünf der hervorragendsten Kunstsachverständigen und Fachmännern der graphi schen Künste. Als Schlußtag für den Eingang der Plakatentwürfe ist der 20. März d F. festgesetzt. * Rosenthalteller. Zwei originelle Neuheiten bringt die Kunstabteilung der Porzellanfabrik PK Rosenthal, Selb in Bayern, zurzeit auf den Markt; zwei von I. V. Guldbrandsen ent worfene Erinnerungsteller. Ein Krönungs teller anläßlich der Krönung Ludwigcklll. erscheint als Gegenstück zu dem seinerzeit von derselben Firma gebrachten Priuzregenten-Erinnerungsteller. Kobalt blau auf weißem Grunde zeigt seine Mitte das bayrische Wappen, zu dessen beiden Seiten, die Randschrijt unterbrechend, sieht man rechts die Befreiungs - Halle zu Kelheim, links die Walhalla zu Regensburg. — Der Osterteller zeigt ein mit abgetöntes, den Vorfrühling empfin- dcnlassendes Landschaftsmotiv. Der im Vordergrund in natürlicher Größe aufstrebende Zweig Weiden kätzchen wirkt plastisch so getreu, daß man meint, ibn weagreifen zu können. Hinter ihm dehnt sich hügeliges, noch kahles Ackerland Dieses wird am Horizont von einer Gruppe braungedeckter Häuschen mit Dorfkirchlein, an Bergeshalde sich anlehnend, begrenzt Darüber ein blaugraucr Himmel mit weißen Feder wölkchen die Motive beider Teller bekunden in ihrer Feinheit und Geschlossenheit auks Neue die Begabung des genannten Künstlers, besonders in bezug aus Flächeniüllung. * Geheimrat Richard», der Direktor des Hölli schen Stadttheaters, welcher mit den ersten vier Parsisalvorstellungen in Halle einen Rein- gewinn von über 20000 erzielte, wurde vom Magistrat in eine Geldstrafe von 150 ge nommen, weil er auch die fünfte Varsifalvorstellung zu hohen Festspielpreisen gab, ohne dazu die Ge nehmigung des Magistrates zu haben.
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