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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.03.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140303023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914030302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914030302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-03
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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Men- - Ausgabe M » sUr tetpeis uuü Vorort, üorch unser« LrLaer uaö Sprottrur, rmoiragU<t,tn»Kou»grdracktr «onotlt» 1.25 M, »IrrreyührUck, I.7» M. 0,1 der SrlitzSNoftrU«, unsrru ItUole» uud sluogadrNrUro adgrdolt: monotUch i M..olrrtrUahrU<k»M. Vur» »>» Post: tuarrhotd vrutschtouS» ua0 »er »«utschrn stotoateu «oualUch l-SS M., viert,USHrUch 4.L« M., ousschltrftUL postdesteUgrl». vo» letp-iger Lagedlatt «scheint werktags rmal, Sonn- a. Zrt erlog» tmat. In Leipzig, »en Nachdororten un» »en Drtrn mit «tgrnrn Zilialrn wir kte stdrudauogad» noch am stdrnü -e» Erscheinen» U » Hou» griirsrrt. SerUner NrSaktiou: 2n0»nArtten 17. Z«rnsprech»»nschluii: Moabit Nr.»»7. /lrntsblockt desRcrtes und despoffzeurrrrtes der Stadt Leipzig Ne-aktion uud SeschSst,st,ll«: 1»hannl»gaks, Nr. L. o Zrrnsprech-stnschluA Nr. i«b»L, 1«b»r und 14044. los» Jahrgang kltr Inserat« au» Leipzig un» Umgebung di« /»»Aeigenpreise» ispatti,»p,tttz«tt«4Lps..st,Nr«om»«»tt»,m., oon auowart» ro ps., Nrklamrn 1.2» M., Kl,in, stnzeigr» oirpetttzril« uu« Saps.d.wtrdrrbolNad., Inserat« oonvebördrn im amtlichen «eil dir Petit» zett« S» ps. S«schdst»anzr>g»n mit plaNoorschrist >m Preise »rb»ht. Nadatt nach Laris. Veilageu: Sr<amtausl.LM.da»Lausen» au»schl. Postgebühr- Mnzetgeu-stunobm«: lobanniogosse«, bet sämtlichen itUairn de» Leipziger Lagedlatte» und allen Nnnoncen-Sepedttioaen -e» In» und stuol^nde». Seschdstsstrll« siir Vertin u. dir pr. vran-enburg virekttonWalterZUegei, Verlln w. 1». Margarrthrnstrast« «. Zernsprrch» stnschiust: Liitz»o> »47l. m. ll3. Viensisg, den 3. Mitt,. 1Sl4. Vas Wichtigste. * In Berlin wurde die Gründung eines Deutsch-amerikanischen Wirtschafts verbandes beschlossen. (S. Pol. Hebers.) * Bischof Bos; von Osnabrück ist heute morgen gestorben. (S. Pol. Uebers.) * Der König von Albanien reist am Mittwoch nach Triest, um sich nach Durazzo e i n zu s chi f f e n. (S. Ausl.) * Der Rücktritt des italienischen Minister ¬ präsidenten Eiolitti soll bc vorsteh en. (S. Ausland.) * Im englischen Unterhause wurde der Antrag der Radikalen auf Abstriche vom Flottennachtragsetat abgelehnt. (S. Pol. Hebers.) Lieber Graf Serchtolüs Auf» nähme in München zeigt sich die österreichische Presse sehr erfreut. U. a. schreibt das offiziöse „W iener Frcmdenblatt" in einem Leitaussatze: „ Der Besuch des Grafen Berchtold in München und die herzliche Aufnahme, die der österreichisch ungarische Minister des Aeutzern und dessen Gemah lin m der Hauptstadt Bayerns gefunden haben, die Audienzen beim König und der Königin und der persönliche Verkehr mit den leitenden bayrischen Funktionären haben neuerlich das freundschaft liche Verhältnis zwischen Bayern und Oester reich-Ungarn zu sinnfälligem Ausdruck gebracht und wßrden eine abermalige Kräftigung der wechselseiti gen Relationen beider Staaten herboiführen. Das Band innigster Freundschaft, das nach alter Tra ditio» die Häuser Habsburg und Witdelsbach um- schließt und durch enge verwandtschaftliche Beziehun gen stets aufs neue gefestigt wird, ist zu einem un- löslichenBande gewogen, das Oesterreich-Ungarn und Bayern miteinander verknüpft. Immer hat Oester reich-Ungarn besonderen Anteil an den Ereignissen im bayrischen Königreiche genom men, mögen es nun glückliche oder leidvolle gewesen lein. Oesterreich-Ungarn feierte mit Bayern die freudigen Anlässe und empfand mit Bayern die Trauer über harte Schicksalsschläge, und dasi das bayrische Königreich der Monarchie gegenüber von denselben Gefühlen beseelt war und ist. darf man wohl füglich behaupten. Der Willkommen grütz, den Bayern dem Lenker der österreichisch ungarischen auswärtigen Politik zollt, ist zugleich ein aus aufrichtigem Herzen kommender Freund- schaftsgrutz für die mit dem Deutschen Reiche eng verbündete befreundete Donau-Monarchie; man glaubt es dem bayrischen Staate gern, dah er bei dieser festlichen Gelegenheit mit besonderer Herzlich keit der Bande der jahrhundertealten Blutsverwandt schaft gekknkt, die den wittelsbachschen Herrscher mit dem Erzhause Habsburg verbinden." Diese halbamtliche Kundgebung wird zweifellos wieder zu Betrachtungen über das Erstarken parti- kularistischer Strömungen Anlah geben. Sie verdient besondere Beachtung, weil hier von einem nicht reichsdeutschen Blatte die Beziehungen Oesterreich- Ungarns zu einem der deutschen Bundesstaaten ganz auffällig gefeiert werden. Aus ähnlichen Gründen sind auch andere Wiener Prehstimmen erwähnens wert. Das „Neue Wiener Tagblatt" schreibt; „Die Tage in München sind ein Doku ment der herzlichsten Freundschaft und zu gleich der politischen Uebcrein st im mun g in den grotzen Aufgaben, die die internationale Politik zu erfüllen hat. Graf Berchtold empfing für seine Person und damit zugleich für die Ziele der österreichisch-ungarischen Politik eine st olze Würdigung in München, deren man sich hierzulande aufrichtig freut." Hier streuen wir nur die eine Frag« ein: Seit wann wird denn die international« Politik des Deut schen Reiches in Dkünchen gemacht? Das Organ des Thronfolgers, die .Aeichs- p o st", hebt die überaus herzliche Begrützung des Grafen Berchtold in München u»Ä> den huldvollen Empfang des Grafen uüd seiner Gemahlin beim König und der Königin hervor, die in Oesterreich- Ungarn mit Genugtuung ausgenommen worden sei, und sagt dann weiter: „Der bayrische Ministerpräsident Graf von Hertling verkörpert fene kräftigen staats erhaltenden konservativen Tradi tionen des Zentrums, die in Oesterreich- Ungarn einen so starken Widerhall in den gleichgesinnten grotzen Bolkeckreisen find»«." Dieser Lobspruch auf den Grafen non Hertling wird dem Glauben neue Nahrung geben, daß die politische Laufbahn des bayrischen Ministerpräsiden ten noch nicht abgeschlossen ist. Ja, man kann sogar vermut«.,, datz mit diesen Worten awgedeutet werden soll, wie außerordentlich angenehm den klerikalen Kreisen Oesterreichs oin Reichskanzler Graf von Hertl'ng wäre. f>oliMetie Uebersietü Der SijHof von Gsnabrück gestorben. Osnabrück, 3. März. Der Bischof von Osna brück, Dr. Hubertus Voß, ist heute morgen 6,35 Uhr im 73. Lebensjahr gestorben.. Hubert Vos; wurde am 25. Oktober 1841 in Borken als Sohn eines Uhrmacher geboren, studierte in Münster Theologie und trat 1866 sein erstes Priester amt an. Später war er Domvikor und Domprediger in Münster, von 1892—1890 war er als Leiter des katholischen Seminars in Münster tätig; gleichzeitig bekleidete er die Würde eines Domkapitulars. 1899 wurde er zum Bischof oon Osnabrück ernannt. An hohen weltlichen Auszeichnungen besaß er den Roten Adlcrord'.'n 2. Klasse und den Kronenorden 2. Klaffe. vom Sterbelager -es Kardinals Kopp. Breslau, 3. März. Die „Schlesische Volkszeitung" meldet: Die Teilnahme an dem Befinden des Kardinal-Fürstbischofs ist allgemein. Unausgesetzt laufen Anfragen ein, besonders von österreichisch ungarischen Kirchenfürsten. Das Breslauer fürst bischöfliche Gencralvikariat hat folgende Verordnung erlassen: Rach den jüngsten Nachrichten aus Troppau erscheint der Zustand des Kardinals sehr be denklich. Der Diözesanklcrus wolle in allen Heiligen Messen ein „Oratio pro infirmo" einlegen und danach drei Paternoster und ein Ave Maria mit den Gläubigen beten. Die kriegerischen Pläne Rußlan-s werden vom Petersburger Mitarbeiter der ,,Köl« Nischen Zeitung" in grelle Beleuchtung gerückt. Als genauer Beobachter der russischen Umtriebe verdient er doppelte Beachtung. Er schreibt; „Heute ist Rußland noch n i ch t in der Lage, politische Drohungen mit Waffengewalt zu unterstützen. Ein« unmittelbare Kriegs gefahr droht von Rußland also nicht, so lehr auch oon französischer Seite mit dem ru fischen Säbel gerasselt wird. Ganz anders wird jedoch die politische Wertung der russischen Heeresmacht in drei bis vier Jahren ausfallen . . . Die Rückverlegung der seit Peter dem Großen in Petersburg angesessenen In dustrie für die Armee läßt vermuten, datz man sie rm Kriegsfall, mit dem man rechnet, in Peters burg an einem gefährdeten Punkte sieht. Besonders schmerzlich bat man bei den mächtigen Kriegsgelüsten im Frühjahr 1913 das Fehlen von Belagerungs artillerie empfunden. Nicht menschenfreund liche christliiye Friedensliebe — das Mäntelchen, das man vor Europa gern der jetzt noch bestehenden eigenen Schwäche umhängt — hat die russische Politik zurückgehaltcn, ihre Armee die deutsche und österreichische Grenze überschreiten zu lassen Hätte man Kanonen gehabt, um die deutschen Sperrforts in Ostpreußen einzuschießen, so hätte der Wilnaer Oberbefehlshaber, General oon Rennenkampf, der damals auffallend oft in Petersburg weilte, gar zu gern das blühende deutiche Land jenseits der Grenze feinen Reitern zur Plünderung preisgegeben. Gegen wen wird die russi'chc Politik die Waffe, über die sie in wenigen Jahren verfügt, am ehesten zu kehren geneigt sein? Ohne zunächst in politische Erörterungen näher einzugehen, weist der rein geographische Aufmarsch dieser Rüstun gen nach der W e st g r e n z e, also noch Deutschland. Vor zwei Jahren scheute man sich noch, jetzt spricht man cs offen aus, sogar in amtlichen militärischen Zeitschriften, daß Rußland zum Kriege gegen Deutschland rüste. Das Gebaren der amt lichen russischen Politik sollte aber endlich einmal die Legende von der geschichtlichen deutsch-russischen Freundschaft zer störe n." An Deutlichkeit läßt dieses Warnungszeichen nichts zu wünschen übrig. Sriin-ung eines -rutsch-amerikanischen wirtjchaftsverban-es. Am Montag tagte unter Vorsitz von Dr. Strese in a n n in Berlin im Hotel Esplanade eine von über hundert Industriellen aus ganz Deutschland besuchte Versammlung, um zu der Frage der Begründung eines deutsch-amerika nischen Wirtschaftsvcrbandes Stellung zu nehmen. Generaldirektor Balltn war infolge des Besuches des Reichskanzlers in Hamburg an der Teil nahme der Versammlung verhindert. Die mehr stündigen Beratungen ergaben vollste Einmütig keit und große Begeisterung für den Plan der Begründung eines deutsch-amerikanischen Wirtschaftsverbandes, dem sich bereits mehrere hun dert Firmen angeschloffcn haben, und der auch bereits über einen ansehnlichen Etat verfügt. Die vorläufige Geschäftsführung wurde dem Syndikus Dr. Stapff in Berlin übertragen, das Präsidium der Gesellschaft wird in einer binnen kurzem einzu berufenden Versammlung gewählt werden. Eingehend wurde weiter über die Stellung der neuen Vereinigung zu der Deutschen Gesell schaft für Welthandel debattiert. LVährend anfangs die Stimmung gegenüber der Gesellschaft für Welthandel skeptisch war, drang gegen Schluß der Versammlung die Meinung durch, dah die grotzen Ziele dieser Gesellschaft, die im Interesse des gesamten deutschen Außenhandels liegen, jedenfalls durch aus unter st ützungswürdig wären. Syndikus Schlotzmache'r aus Frankfurt a. M., der sich in diesem Sinne aussprach und unter Betonung seiner persönlich scharfen Gegnerschaft zu den Zielen des Zentralverbandes deutscher Industrieller das Zusammengehen der großen industriellen Ver bände auf diesem Gebiet« begrüßte, fand mit se'nem temperamentvollen Eintreten für die Ziele der Deut schen Gesellschaft für Welthandel den stllrnff'cben Bei fall der ganzen Versammlung. Zn einer Resolu tion wurde zum Ausdruck gebracht, datz der neue deutsch amerikanische Wirtschansverband die auf För derung der gemeinsamen Auslandsinteresscn hin zielenden Bestrebungen der Deutschen Gesellschaft für Welthandel auch seinerseits begrüßt. Unter den Anwesenden war auch diesächsische Industrie zahlreich vertreten. vabinöranath Tagore.* *) Ich halte ihre Hände und presse sie an meine Brust. Ich versuche, meine Arme mit ihrer Lieb lichkeit zu füllen, ihr süßes Lächeln mit Küssen zu plündern, ihre dunklen Blicke mit meinen Augen zu trinken. Aber, ach, wo ist das alles? Wer kann dem Himmel seine Bläue abzwingen? Ich versuche, ihre Schönheit zu fassen; sie entweicht mir und läßt nur den Körper in meinen Händen zurück. Betrogen und müde komme ich heim. Wie kann der Körper die Blume berühren, die nur die Seele berühren sollte? * * * Der junge Wanderer kam ans seinem Wagen, im Glühen der untergehenden Sonne. Seine Pferde schäumten, und Staub lag ans seinem Kleid. Er stieg ab an meiner Tür und fragte mit müder Stimme: „Wo ist sie?" Vor lauter Scham vermochte ich nicht zu sagen: „.Sie' bin ich, müder Wanderer, .sie' bin ich." Es ist eine Aprilnacht. Die Lampe brennt in meiner Kammer. Von Süden schleicht leise die Brise herein. Der lärmende Papagei schläft schon im Käfig. Mein Mieder ist von der Farbe der Pfauen kehle, und mein Mantel ist grün wie junges Gras. Ich sitze aus dem Boden am /Fenster und spähe hinaus in die verlassene Straße. Durch die dunkle Nacht hör ich nicht aus zu summen: ,,,Sic' bin ich, verzweifelnder LVan derer, .sie' bin ich." Die Verse sind dem in wenigen Togen jm Benag Kurt Aolss, Leiv»ig, erscheinenden neuesten Gedicht-: bnnd de« indischen Dichter» „Der Gärtner" entnommen Kunst und Wissenschaft. * Amtliche Nachrichten von der Universität Leipzig. Der etalmägige außerordentliche Professor Dr. phil. Richard Wolle reck hat den an ihn ergangenen Ruf an die Forstakademie Tharandt als Ordinarius der Zoologie und Direktor des Zoologischen Instituts abgelehnt. - Das Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts zu Dresden hat den Privatdozenten vr. jur. ot p ZI. Erich Krenkel zur Leitung einer wissenschaftlichen Expediton nach Deutsch Ostafrika beurlaubt, die von der Königlichen Geselllchaft der Wissenschaften geplant ist und Mitte Marz dieses Jahres angetreten werden soll. * Eulenbergs „Zeitwende" im Schauspielhause. Nach den ersten Proben die von Eulenbergs „Zeit wende" im Schauspielhause staltgefunden haben, hat der Dichter den Wunsch ausgesprochen, daß man sein Stück in der ersten Fassung geben möchte, nicht in der Fassung der Uraufführung lLessingtheater Berlin), die ihn nicht befriedigt habe. Um oen Wünschen des Dichters gerecht werden zu können, sieht sich die Direktion des Schauspielhauses veranlaßt, die Erstaufführung (Uraufführung der ersten Fassung) um acht Tage zu verschieben. Im Schau pielhauje geht in Abänderung des Spiel planes am Sonnabend Rosenows Komödie „Kater Lampe" zu halben Preisen in Szene, am Sonntag der Schwank „Die Frau Präsidentin". * Anton Franck hat das Aufführungsrecht des neuen Schwankes „Rechtsanwalt Tantalus" oon Leo Kastner und Ralph Tesmar für Hamburg und Leipzig erworben. * Neue „Parfifal"-Auffiihrungrn. In Stettin und Nürnberg ist nun auch der ^Parsival" in den dortigen Stadttheatern erschienen. Die Stettiner Aufführung zeichnete sich, wie uns gemeldet wird, durch eine ungewöhnlich schöne, weihevolle Stimmung aus. Die künstlerische Leitung hatten Direktor Illing und Kapellmeister Dr. Jalowetz. — Im kaiserlichen Eremitagetheater zu Petersburg wird in dieser Wochr eine Aufführung des „Parsifal" var dem Zaren ftattfinden. Wie bet der Aufführung im Peters burger Volkstheater, wvd der bekannte russische Mufikmäzen Graf Scheremstjew mit seinem Orchester mitwirken und die Aufführung leiten * Ein frühes Bühnenwerk von Saint-Saens. Am 4. d. M. gelangt «in frühes Bühnenwerk oon Camille Saint-Lastns: „Le Timbre d'Argent", lyrisches Drama von I Barbier und M. Carrs, in der Monnaie in Brüssel zur Neuaufführun'. Das Werk, das das Problem des ewig sieglosen Erb- kampfes idealheischender Kiinstlerseele mit dem Gleichmut glatter Alltäglichkeit behandelt und in seiner ersten Gestaltung eine opsn, comiguo war, tritt jetzt als „große Oper" aus, der nichts fremd ist. Es steht auf symphonischem Grund und streift die Operette klassizistischen Stils, es har vertiefende lyrilche Einichläge und vergißt das Ballett nicht. * Siegfried-Wagner-Konzert in Heilbronn. In Heilbronn fand unter persönlicher Le'tung oon Sieg fried Wagner mit großem Erfolge ein inter essantes Wagner-Konzert statt. Siegfried Wag er dirigierte ein« große Reihe musikalischer Perlen aus seinen eigenen und jemes grotzen Vaters Schöpfungen. Der künstlerische Wert des Konzerts wurde erhöht durch prächtige Sololcistungen oon Fräulein Emma Holl, Ferdinand Scheit Hauer aus Bayreuth und Ricyard Gaebler vom Heilbronner —adt- theater. Letzterer junge Künstler — ein Leipziger Kind — sang mit sympathilcher, trefflich geschulter Stimme „Reinharts Gesang" aus „Herzog W.ldfang" und erntete durch seinen klangschönen, künstlerisch wohldurchdachten Vortrag reichen Beifall. * Frühjahrsausstellung Lex Münchner Sezession. „Sczesion" bedeutet immer mehr eine Fülle von Ta lenten, eine Garantie für ein sehr anständiges Niveau, eine bürgerliche Solidität des Schaffens, und — ein ängstliches Kokettieren mit der Jugend, ohn« daß man den Mut hat, sie ganz abzulehnen (denn man d'arf den Anschluß nicht verpassen), oder die Ueber- zeugung, für sie einzutreten. Die Folge davon ist eine Selbstzufriedenheit, die sich selten auf den Be schauer überträgt, eine Heerschau über Könner, deren Dasein beinahe gleichgültig ist, weil sie nicht berufen sind Führer zu werden. Die Sezession in dieser Ge stalt ist nicht fähig, aus der Wirrnis des heutigen Kunstbetriebes hcrauszuführen. — Das ist ein Vor wurf gegen die Gesamtheit, nicht gegen die Einzelnen der Aussteller. Es sind im einzelnen sehr erfreuliche Leistungen zu verzeichnen. In der Lant-schaft etwa die junge Maria Casper-Filser. etwas eintönig in der ihr eigenen Farbengebung, nicht ganz frei von Cczanneeinflüssen, im ganzen aber doch eigenartig in der merkwürdigen Manier übereinandergeschach^ teltcr Motive. Da ist weiter der Dresdner Buchwald- Zinnwald mit beängstigend scharf belichteten Kon turen. fruchtbar in einer fast dürftigen Auswahl seiner Eindrücke. Da ist Pietsch mir einer Über raschend farbigen Frllhlingslandschaft. Emmy Sand- meier-Angcrmanns Akte beweisen in ihrer Ab hängigkeit von Weißgerber. wie sehr heute schon kleine Originalitäten wirken. Im Porträt herrscht fast ausschließlich der Typus des Sportsmanncg und des Gesellfchaftsmenschen vor. Es scheint di« Por» trätisten zu reizen, die tieferen Untergründe eines scheinbar konventionellen Gesichtes zu gestalten. Dar ¬ über hinaus interessieren Zoir, Gooßens und vor allem Dandrexl. der sonst etwas barfüßig und grob körnig — in einem Mädchcnporträt von wirklicher, unsentimentaler Lieblichkeit ein sehr großes Können erweist. Vielleicht ist Bandrexl ein „kommender Porträtist". Zu erwähnen ist noch Joseph Kühn als delikater Kolorist und minutiöser Techniker. In der Plastik fiel mir ausschließlich ein« Terrakotta büste von Hermann Geibel auf, sehr lebendig, sehr ' gearbeitet, sehr stark im Gefühl. Einige Majoliken von Fritz Vehn sind, wie immer, erfreulich. — Im ganzrn also; gut, sehr gut, ausgezeichnet. Nur leider nichts Geniales. Ein Niveau, eine Einheit, die wenig besagt. ZValtor von Hollanckor. * Joses Ruederer ist, wie gemeldet wird, eben dabei, eine Renaissance-Komödie abzu schließen, in deren Mittelpunkt Lucrezia Borgia, Papst Alexander VI. und der Türkenprinz Dschem stehen Der Dichter wird das Werk dem nächst persönlich in M ü n ch e n zum öffentlichen Vortrag bringen. * Romain Rolland, der bekannte französische Ro mancier, wird demnächst auch in Deutschland als Dramatiker eingeführt werden. Sein Schauspiel „Die Wölf e" gelangt in allernächster Zeit in d«n Münchener Kammerspielen zur Uraufführung. Wei tere Aufführungen in dieser Saison folgen in Mainz und in Frankfurt a. M. Für die nächste Saison wurde das Werk vom Deutschen Theater in Berlin erworben. * Ernst Haeckel bleibt bürgerlich. Anläßlich der Dekorierung, die dem greisen Gelehrten und Forscher Ernst Haeckel zu seinen, 80. Geburtstage zuteil ge worden ist, entstand in einem Teil der deutschen Presse ein Rätselraten, ob der berühmte und gefeierte Mann das mit der Ordensdekoration verbundene Vorrecht des Adels beanspiuchen werde. Diesem Disput macht heute Ernst Haeckel ein Ende durch nachstehenden Brief, der als Antwort auf eine An frage des Redakteurs Wilhelm Georg vom „Hannover schen Anzeiger" aufzufasscn ist. Geheimer Rat Haeckel schreibt. Jena, Ai. Februar 1914. Mit der Dekoration des Großkreuzes des her zoglich S. Ernestinischen Hausordens, welche mir die Herzöge von Sachsen-Meiningen, Altenburg und Gotha bei Gelegenheit meines 80. Geburts tages verliehen haben, ist allerdings das Vorrecht des erblicken Adels verbunden, „iofern der Deko rierte einen entsprechenden Antrag stellt." — Ich werde natürlich diesen Antrag nicht stellen, ein gedenk meines Großvaters Sethe, der bei Ber» leihuna des Schwarzen Adlerordens durch Friedrich Wilhelm IV. (vor 70 Jahren) ebenfalls auf den erblichen Adel verzichtete. Hochachtungsvoll Ernst Haeckel.
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