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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.03.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140302014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914030201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914030201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-02
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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l! wkt, 2u- > in al A reebr cu oder Igeuiloa ;eu io bübrcv. l^slais uutvr- noa b»>. M9I4» Okkert. )l»S07 iSporl Wir Ärkk ' ,- tl sliv steht im irsch af- LM. Biros S87. «neckend. c.4.Hos. Morgen - Ausgabe stir Leipzig un- Vorort, -urck» nufere re-aee VLAUAVPrkl^k. unSSp«üit»urermaitag!t<t>in»hau»g»dracht: monatlich 1.23 M., virrteliShrlich r.7» M. Sei Srr ch»>chäft»st»Ue, unfern Ztlialen unüNusgadeftrUen a-geholt: monatlich >M., vierteljährlich Z M. Durch öle Post: innerhalb veutschlanS» un- -er -eutscheo Kolonien monatlich 1^4 M„ vtertrljührlich 4.34 M„ au«schli«gltch postdrsteUgei-, va» Leipziger Tageblatt erscheint Werktag» »mal, Sonn- u.Zelerlag» »mal. In Leipzig, -en Nachbarorten unS -en Orten mit eigenen Malen wlr- »ie fldenSauogad» noch am flbrn- -e» Erscheinen» in» Hou» gellefert. Verliner Ne-aktion:In-rnZeltrn17, Zernsprech-stnschluh: Moabit Nr.447. /lrntsblockt des Roles rurd despolizetturttes der Stadt Leipzig «r-aktlon un» SefchüftssteU«: ?»hanni»goss« Nr.». » Zrrnfprech-stnfchlug Nr. 14-02, 14-43 un- 14-44. ISS. Jahrgang . kür Inserat» au» Leipzig uu- Umgebung »le /»aAeigenpreis e. I spalti,, petttzelle u p,.. -i, Nenam«,»», 1 m„ von au»w«trt» 34 Pf., Neklamrn I.2S m., Klein« stnzetgrn -lepetitzelle nur S» pf.dwie-erhol.Nad., Inserate von vrh-rüen im amtliche»!«» -l« Petit zeile so Pf. Seschiiftoanzeigrn mit piahoorschrift tm Preis« erhöht. Nabatt noch Laris. Vetlagen: Sejomtai>fl.SM.-»»Lausen-ou»schl.p»stg«dühr. flnzeigen-finuabm«: Johanniogaste», bei sämtlichen Ztliolen -«» Leipziger Lagedlatte» un- allen stnooncea-gxpe-itionen -«» In» un- stu»lan-e». SeschästasteUe für Verlin u.Sle pr.0raa-«ndurg: vtrektionwaUrrZliegel, Serli» w IS Morgarethrnstrast« ». Zernsprech» stnschlug: Lüyow »471. Nr. llS. Momag, -en 2. Msr;. 1914. Vas Wichtigste. * Ter österreichische Minister des Aeußeren Graf Bcrchtold ist am Sonntag in Mün chen ein getroffen. (S. Letzte Tep.) * In Leipzig fand bei gutem Besuch zum ersten Maie ein Hundcrennen statt. (S. Sp. u. Sp.) * Der Große Winterpreis im Rad fahren von Berlin sah erwartungsgemäß Walter Rütt als Sieger. (S. Sp. u. Sp.) * Ter Leipziger Bcrein für Bewe gungsspiele schlug in P r a g den Deutschen Fußball-Club. (S. Sp. u. Sp.) Die Erhaltung un- Zöröerung -es Sauerntums. Don Dr. Seyfert, M. d. Zweiten Ständekammer. I. Zum ersten Male ist kürzlich im sächsisäieil Land tage die Frage der Jnnenkolouifatiou besprochen worden. (Ls lagen dazu zwei Anträge vor, einer der Rationalliberalen und einer der Konservativen; der letztere ist um vier Tage später eingegangen als der erstere. Der Bertretcr des Bundes der Landwirte für Sachsen, der Abg. Schmidt aus Freiberg, hat es für nötig gehalten, in der Debatte die Priorität oer konservativen Partei für die Frage der inneren Kolonisation in Anspruch zu nehmen. Demgegen über mutz es doch auffällig erscheinen, datz in Sachsen die Konservativen bisher niemals die Lache zur Sprache gebracht haben, obwohl ihnen, wie die Rede des Abg. Barth unzweideutig beweist, bekannt ist, Latz auch in Sachsen der mittlere und kleinere Grundbesitz vielfach aufgekauft wird. Für Sachsen wird man demnach der nationalliberalen Partei zu gestehen müssen, datz sie diese wichtige Frage in Fluß gebracht und damit ihr aufrichtiges Interesse für das Bauerntum betätigt hat. Ausfallen mutz cs auch, datz einige Herren der konservativen Fraktion den Antrag nicht mitunterzeichnet haben; das be weist, datz in konservativen Kreisen Widerstände gegen die Bestrebungen bestehen. Und was die Ini tiative für die Frage im Reiche anlangt, so ist eine Aeutzcrung des Herrn v. Wangenheim, der von konservativen Kreisen als Vater der inneren Kolo nisation hingestellt wird, interessant. Herr rcn Wangenheim nennt in der Sitzung des preußischen Landesökonomiekollcgiums vom 7. Februar 1913 in besonders ehrender Weise den Nationalliberalen Miquel, der bereits in den siebziger Jahren sich um die innere Kolonisation verdient gemacht, der die ersten Verhandlungen über diesen Gegenstand mit eingeleitet habe. Das Verdienst konservativer Männer um die innere Kolonisation soll nach keiner Richtung hin geschmälert werden; aber dafür, datz gerade aus diesen Kreisen die heftigsten Widerstände entstehen, das beweisen doch die Tatsachen, das be stätigt Herr von Wangenheim selbst; denn er sagte im preutzischcn Abgeordnetenhaus«: (11. Juni 1909): „Wir sollen uns darüber keiner Illusion hingeben, datz heute in sehr weiten Kreisen des Grundbesitzes noch ein minder passiver vielfach aber auch ein direkter aktiver Widerstand gegen die innere Kolonisation be steht." Der Minister des Innern Graf Vitzthum von Ectstädt hat die Erhaltung und Förderung des mittleren und kleineren Grundbesitzes und die Ar- bciteransiodlung als eine der wichtigsten Aufgaben Les Jahrhunderts bezeichnet, um so merkwürdiger mutzte es berühren, datz er mit einer gewissen Ironie die Erörterungen über die autzersächsrschen Verhält nisse aus seinen Darlegungen ausschied. Eine jo be deutsame Frage kann unmöglich einigermatzcn er schöpfend bel)aiidell werden ohne Rücksichtnahme auf die Vorgänge im Reiche uns in der Weltwirtschaft. Sie ist einfach nicht zu verstehen, wenn man sie nicht in den größeren Zujammenhang stellt. Wo sie auch ungefaßt wird, immer weist sie auf diese Zusammen hänge hin. Wollte man sie lediglich vom sächsischen Standpunkte aus auffassen, so würde man leicht zu dem Schlüsse kommen, in Sachsen habe die Landwirt schaft gar keine jo große Bedeutung, als datz man sich um die Erhaltung des Bauernstandes grotz zu be mühen brauchte. Weder der Körncrbau, noch die Viehzucht Sachsens haben für das Deutsche Reich aus schlaggebende Bedeutung. Ganz anders tritt die Be deutung der Frage hervor, wenn man die sächsische Landwirtschaft als einen Teil der Volkswirtschaft Les ganzen Reiches auffatzt, wenn man überzeugt ist, datz an keiner Stelle die Landwirtschaft Not leiden darf, wenn nicht das Ganze leiden soll, wenn man bedenkt, datz die gesamte deutsche Agrarpolitik einheitlich ge trieben werden mutz. Die innere Kolonisation wird wesentlich unter zwei Gesichtspunkten betrieben, einmal handelt es sich um die Besiedelung des Ostens durch Deutsche, dann um die zweckmäßige Verteilung des Landes aus Trotz-, Mittel- und Kleinbesitz. Der deutsche Osten ist das klassische Gebiet der inneren Kolonisation. Große Abschnitte der deutschen Geschichte sind mit dieser Aufgabe gefüllt. Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts aber haben sich die Verhältnisse im Osten wesentlich zuungunsten des deutschen Bauern tums verschoben. An keiner Stelle Deutschlands herrscht der Erohgrundbesitz derart vor, als im Osten. Das hat, wie der Geograph Partzsch nachweist, seinen wesentlichen Grund darin^ datz der Boden des Ostens leicht und zum Teil unfruchtbar ist; solcber Boden begünstigt an sich den Großgrundbesitz. Aver das Vordringen des Großgrundbesitzes hängt auch mit den politischen Vorgängen zusammen, die sich im An fang Les vorigen Jahrhunderts abspielten. Die Bauernbefreiung war eine Großtat ersten Ranges; indem man aber versäumte, dem Bauern auch die Daseinsbedingungen, näml ch Land, zu gewähren, löste man ihn nicht bloß von seiner Herrschaft, sondern auch von jeiner Heimat los. Daher die ungeheuere Ab wanderung der Bevölkerung aus dem Osten. Mehr als eine Million Menschen sind nach Dr. Münsterberg allmählich von dort nach dem übri gen Deutschland gewandert. Der Osten hat das große Menjchenreservoir gebildet, aus dem der Bedarf an Arbeitskräften im übrigen Deutschland gedeckt worden ist. Es ist daran nicht allein der allgemeine Zug nach der Stadt schuld; denn der setzt die Bekanntschaft mit der Stadt voraus, die doch ganz gewiß im Osten nicht größer ist als an anderen Stellen des Deutschen Rcictzcs. Es ist richtig, was Dr. Schmicdtland jagt: Die Stadt zieht die Menschen seelisch an, und das Land stößt sic wirtschaftlich ad; Las heißt, das Land gibt vielen nicht das, was sic als Landbewohner, als Dauernnachkommen fordern können: Eine eigene Scholle. Die Abwanderung hat uns das Problem der aus ländischen Landarbeiter geschaffen und da mit eine der bedeutsamsten nationalen Gefahren. Mehr als 400 000 ausländische Arbeiter werden jetzt in der Landwirtschaft beschäftigt. Das bedeutet einen Verlust für unser Volkswirtschaftsleben schon in dem Sinne, daß ein großer Teil der wertvollsten natio nalen Arbeit den Volksgenossen entgeht, die dafür Arbeit leisten müßen, die an Persönlichkeitswerten bei weitem hinter der landwirtschaftlichen Arbeit zu rücksteht. Das bedeutet weiter, datz Millionen all jährlich hinauswandern aus dem Deutschen Reiche in das Ausland, wo sic gegebenenfalls Bauern werden. Dies bedeutet aber vor allem, daß wir in der Land wirtschaft abhängig vom Auslände werden. Das hat nicht viel zu sagen, solange Las Ausland, vor allem Rußland und der Balkan, noch überschüssige Arbeits kräfte Haden. Aber das wird in absehbarer Zeit nicht mehr der Fall sein. Die großartige Agrarpolitik Rußlands wird dafür sorgen, daß in Kürze alle soweit verfügbaren Arbeitskräfte im Lande bleiben. In Rußland geht man von der genossenschaftlichen Be wirtschaftung des Gemeindelandes über zur Einzel wirtschaft. In mehr als 12 000 Gemeinden hat man das „Mir" aufgeteilt in kleineren Bauernbositz und dami» Hunderttausend«: selbständiger bäuerlicher Exi stenzen geschaffen. Und das ist nur der Anfang. Eine geradezu erstaunlich wagemutige Finanzpolitik unter stützt die innere Kolonisation Rußlands. Mit Recht erklärt Schi ff er er das Dorgelzen Rußlands als die größte Agrarreform, die die Welt je gesehen habe. Nimmt man hinzu, datz in allen größeren Reichen die Agrarpolitik darauf ausgeht, das Bauerntum wieder zu stärken und zu fördern, datz vor allem die Balkan staaten wahrscheinlich energisch die Entwickelung des mittleren und kleineren Bauerntums fördern werden, so kann es leicht sein, datz in absehbarer Zeit der Zuzug ausländischer Arbeiter nach Deutschland unterbunden sein wird. Was dann werden soll, wißen die Götter. Es gilt, Kunst «n- Wisteaschast. Leipzig, 2. März. Shakespeares „Biel Lärm um nichts" im Alten Theater. In dem Lustspiele Shakespeares spricht die Natur. Da ist nichts künstlich Zusammengesetztes, alles reine Wesenheit. Und Lieser Große gestaltete die ganze bunte Mannigfaltigkeit des Lebens zu einem flim mernden Spiel von tausend Farben. Hier drängt sich keine sittliche Absicht in den Vordergrund: und doch bei aller Ungebundenheit^ bei aller natürlichen Aus wirkung lebt in diesen Lustspielen eine innere, eine selbstverständliche Form. Shakespeare schuf das ger manische Lustspiel. Er wußte es, daß jede fröhliche Hingabe im Leben den Kontrast fordert, datz alles pelle ein Dunkles braucht, um hell zu scheinen. Das gilt für das Leben sowohl als auch für die Kunst. Und !v steigen aus all dem heiteren Tändeln auch ernste Klänge auf; aber die heiteren siegen und die opti mistische Grundstimmung bleibt. -Shakespeares Lust spiele wie die Tragödien jpicgeln stets die Welt in ihrer Ganzheit. Und durch sie strömt ein so starkes Lebens gefühl, eine solche menschbeitsfrohe Kraft, daß es auf uns übergeht wie ein lebendiges Glück. Für unsere Zeit mit ihrer unerfüllten Sehnsucht nach einem star ken Rhythmus, nach kraftvoller Form, bleibt Shake speare eine wunderbare Labung. So hatte gestern Shakespeares ewiges Lustspiel einen rauschenden Er folg. Der Beifall des Publikums kam aus vollem Herzen, und das Lachen war ein echtes, befreiendes Lachen. Inszenierung und Darstellung waren denn auch ausgezeichnet. Adolf Winds hatte die Regie. Man spielte auf stilisierter Bühne, und durch mannig faltige Lichttöne wurde die Eigcnftimmung der Szene geschaffen. Die bunten Bilder zogen rasch vorüber, in zwei Abteilungen zusammengefaßt. Die Einrich tung war denkbar glücklich. Auch gab es treffliche Einzelleistungen. Decarli stellte einen Benedikt aus einem Gusse auf die Szene, breitspurig und von urwüchsiger Fröhlichkeit. Mit wundervoller Schalk heit spielte er den Verliebten. Anni v. Orelli war eine ebenbürtige Beatrice, im Lachen sowohl als auch in der Verliebtheit gleich überzeugend. Das lyrischer gestimmte Liebespaar Hero und Claudio wurde von Fräulein Leijko und von Ingenoht mit natürlichem Gefühl gegeben. Von bestrickender Vornehmheit und leicht im Spiel war der Prinz Pedro Walters. Eine Glanzleistung der Holzapfel Demmes! Er mied Uebertreibungen und war in Maska sowohl als auch in Ton von bezwingender Komik. Man wird den mitleidigen Blick, mit dem er oen Gevatter Schlehwcin abtat. nicht vergessen. R« imers, der schon verschiedentlich charakteristi ches Talent bewies, mochte das Intrigantentum des Don Juan doch nicht recht liegen. Die übrigen taten das ihre. Das Publikum äußerte seine Begeisterung in vielen Hervorrufen. Es ist denn Loch etwas anderes um lebendigen Humor, als um den papierenen und gesuchten Witz unserer heutigen Lustjpielfabrikanten! vr. k'rioäricd Lebrecbt. Neues Theater Durch die Schule der Leiden schaften und der Leiden war der Tannhäuser Earl Schrorhs gegangen. Ossengestanden, der Künst ler bot eine Uebcrraschung auch denen, die ihn schon kannten und schätzten. Denn ohne jegliche stimmliche Einbuße wußte er sich selbst derartig zu steigern, datz seine Persönlichkeit plötzlich in völlig neuem Lichc: erscheint. Des Minnesängers Gestalt stand gewiß auf dem Boden vollkommenster Realität, aber von eigenartigem Schimmer umfloßen. Alles nur eben Opernmäßig« blieb ihr fremd, das Menschliche sand sich also nm so nachdrücklicher betont. Aufs ein dringlichste ocranschaulichte C. Schroth den Wechsel der Stimmungen, das Steigen und Fallen der Ge fühle des Stolzes und der Liebe sowie di« ent scheidenden Augenblick« der Abkehr von der höllischen Venus und den Wiedereintritt in die Welt der Ritterehre und weltlichen Minne. Ein gewaltiges Gefühlscresccndo spielt« sich in dem von dunklen Locken umrahmten Antlitz des Minnesängers ab, da er durch Widerspruch gereizt, instinktiv empfindet, datz sein« Seele, sein ganzes Wesen aufs neu« der zauberischen Gewalt verfällt. Man wähnte unmittel bar selbst sich mit Tannhäuser unaufhaltsam zu dem Punkt hingcdrängt, an dem das Bekenntnis des Ver weilens im Hörselberge katastrophal« Bedeutung an nimmt. Aus mittelalterlicher Vorstellung heraus bemitleidet man den Sünder, bewundert aber den Menschen, der sich im Wartburgjaale gleichsam einer ganzen Welt «ntgegenstellt. Ich bin selten (vielleicht nur bei Vary und Herold) einer so scharf psychologisch durchdachten, von Punkt zu Punkt mit vollem Bedacht vordringenden, so ausgejprochcn natürlichen und in steigendem Maße fesselnden darstellerischen Leistung begegnet, eines Opernsängers (der auch gesanglich, musikalisch, sprachlich und deklamatorisch seiner Auf gabe nichts schuldig blieb) wie dieser Carl Schroths. Der Künstler durfte den Hauptanteil beanspruchen des enthusiastisch gespendeten Beifalls eines ausoer- kauften Hauses, das der, dank der Mitwirkung von Cäcilie Riische-Endorf, Mizzi Marx-Schroth und Alfred Käse, aus bedeutender Höhe stehenden Vor stellung mit atemloser Spannung folgte. Frenetischen Applaus erntete schon die Wiedergabe der Ouvertüre. Opcrndirektor Lohse faßt sie als großen tragischen Prolog aus und enthüllt in ihr ein farbenglühcndcs Bild. Faszinierend wirkte auch u. a. di« Anlage und Durchführung d«r wundervollen Wartburg- Ensembles^ncn, die gestern von tatsächlich selten an zutreffender musikalischer Stimmung und drama tischer Steigerung waren. Lugon Legrftt-. Klavierabend von Heinrich Schindhelm. Ein Ver dienst — leider das einzige — sei dem jungen Pianisten zugejprochen: er hatte ein Programm auf gestellt, das in seinem mittleren Teile erheblich von der sonst üblichen Schablone abwich. Enthielt es doch einige Stücke von Joses Pembaur sen., eine Gavotte von Ludwig Thuill« und die Fantasie „2baldgang" von Heinrich Kaspar Schmid, die man zum ersten Male zu hören bekam. In diesem romantischen, stimmungsrcichcn Stücke liegt allerdings vielmehr Poesie verborgen, als der Vortragende wohl ahnt. Da er nicht einmal technisch über der Sache stand, auch «inen ganzen Teil einfach übersprang, bekam man ein recht unvollkommenes Bild von diesem inter essanten, ansprechenden Stück«, desien mancherlei Schönheiten bei rveitem nicht zu voller Geltung kamen. Schlimm erging es auch Beethovens Sonate Lp. 26, nicht viel besser Brahms Op. 118. Von cineni tieferen Eindringen in den Geist dieser Musik konnte absolut nicht di« Rede sein. Einige mehr zu fällig d:nn wirklich gewollt geglückte Einzelheiten vermochten an dem wenig günstigem Gesamteindruck nichts zu ändern. Wohl wurden die Dortragszeichen in der Hauptsache beachtet. Doch hatte man nirgends das Gefühl, daß dies teilweise ziemlich unklare Spiel Ausdruck innerlich durchlebter Empfindungen sei. Dazu gebrach cs dem Anschlag an erforderlicher Schattierungsfähigkeit. Auch ward dem Pedal gebrauch zu wenig Sorgfalt zugewandt. Herr Heinrich Schindhclm wird, bevor er wieder öffentlich spielt, gut tun, mit Fleiß rein technische Studien zu treiben und sein Gedächtnis, das ihn gestern mehrfach im Stich ließ, zu schulen. O. II. * Eine Aumch-Llung der pädagogischen Fachpresse der Welt wird zum ersten Male auf der diesjährigen „Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik" in Leipzig innerhalb der Abteilung „Schule und Buchgewerbe" versucht werden. Wenn man bedenkt, datz allein die pädagogische Presse deutscher Zunge gegen 450 Zeitschriften der verschiedensten Art aufweist, so darf man wohl er warten, daß bei Berücksichtigung des gesamten Aus landes eine sehr interessante und lehrreiche Ver anstaltung zustande kommt, llm auch den historischen Gesichtspunkt zu berücksichtigen, werden aus der Ent wicklung der pädagogischen Fachpresse charakteristische Beispiele in Originalen und Reproduktionen dar geboten werden. Dabei wird Bedacht darauf ge nommen werden, solch« Nummern auszustcllen, di« historisch bedeutsame Aufsätze, Reden und Beiträge hervorragender Pädagogen der Vergangenheit ent halten. Eingehend wird dann die internattonale rechtzeitig Vorsorge zu treffen, und dazu gibt es eben nur ein Mittel, die innere Kolonisation, die Seßhaft- machung Taufender auf der eigenen Scholle. Der Großgrundbesitz ist nicht als solcher zu bekämpfen; er hat feine gejchichtlichc Berechtigung und wird, wenn durch die innere Kolonisation auch für ihn die Arbeiterfrage günstig gelöst sein wird, auch jcinc wirtschaftliche Bedeutung noch steigern. Für jetzt steht es fest, daß der mittlere und kleinere Besitz ertragreicher ist als der Großgrundbesitz. Gewöhnlich behauptet man, daß der Erohgrundbesitz den Bauernbejitz übertreff« in der Erbauung von Getreide, in der Aufzucht edler Pserde- uird Rlnderrassen, in der Waldwirtschaft, in der Arbeitstechnik, in der Verwendung von Maschinen und in der Veranstaltung groMgiger Versuche. Einige Autoren widcrjprechen dem. So behauptet Waldeinath in den Preußischen Jahrbüchern, daß das Bauerntum auf 72 Prozent der Gejamtackerflächc etwas mehr als 73 Prozent des gesamten Brot getreides erbaue; so behauptet Stumpf« ebendort, Saß die eigentlichen Züchter der besseren Rind-r- und Pserdearte i doch die Bauern seien. Dem mag nun sein, wie ihm wolle, jedenfalls bedeutet das Bauerntum eine wesentlich günstiger« Wirtschaftsform als d«r Großgrundbesitz. Das ist aus der Erfahrung unbe streitbar erwiesen. Vor allem sind die statistischen Er gebnisse de: bisherigen Kolonijatronstätigkeit hierfür maßgebend. Aufgeteilte Güter ergeben nach jeder Richtung hin ernen höheren Ertrag als unaus geteilte Güter. Das haben Dr. Keup und Dr. Mühringer für einzelne preußische Provinzen ein wandfrei nachgewieien. Nach der einen Statistik hat sich der Gesamtertrag beim geteilten Besitze um 60 Prozent, beim ungeteilten nur um 35 Prozent, der Absatz dort von 4 Prozent auf 13 Prozent, hier nur von 2,1 Prozent auf 3,6 Prozent gesteigert. Nach einer anderen Aufstellung hat sich Lurch di« Aus teilung die Zahl der Bewohner verdoppelt, die der Pferde und Rinder verdreifacht, die der Schweine oerze-hnfacht. Bei Bauernbcsitz können auf olner be stimmten Landfläche nicht bloß mehr Merzsch-p wohnen, sondern vor ollem sich auch von der Land wirtschaft nähren. Wichtig ist, daß das Familien hafte dabei wesentlich zur Geltung kommt^ im Bauerntum sind 70 Prozent der Familienglieder ge meinsam beschäftigt, im Großgrundbesitz nur 3 Pro zent. Die Förderung des Bauerntums hat iö-ider den Vorteil, daß durch st« die Zahl der selbstästdigen wirtschaftlichen Exisrnzen vermehrt und damit ein Ausgleich dagegen geschaffen wird, daß immer inehr solcher Existenzen im Beamten- und Angestellt«ntum aufgehen. Je mehr aber Menschen in der Landwirt schaft tätig werden, umsomehr werden ja für sie ge eignet, umsomehr werden in den folgenden Geschlech tern auch Arbeitskräfte zur Aushilfe vorhanden sein; j« mehr selbständige Wirtschaften vorhanden sind, um so weniger werden fremde Arbeitskräfte gebraucht. Es gibt keinen Weg, auf dem die Leute not auf dem Lande wirksamer einge- Fachpresse der Gegenwart zur Darstellung kommen. Im besonderen sott an einzelnen Gruppierungen gc- ,zeigt werden, in welch weitgehender Weise die päda gogische Fachpresse differenziert ist: Zeitschriften, die speziell der weiblichen Bildung dienen, den Arbeits schulgedanken vertreten, sich in den Dienst eines ein zelnen Unterrichtsfaches stellen usw., werden zu- sammengcstcllt werden. Soweit die pädagogische Fachpresse des Auslandes zu erreichen ist, wird sie nach Ländern geordnet ausgestellt werden. In Ta bellen, Veranschaulichungen und Abbildungen wird versucht werden, eine Statistik der pädagogischen Press« zu geben in bezug auf Umfang, Gliederung, Verbreitung, Entwicklung u. dgl. m. Schließlich wird die Literatur ausgestellt werden, die sich mit der pädagogischen Presse befaßt, sei es historisch, biblio graphisch oder in anderer Weise. Mitarbeit, Zu sendung von Einzelnummern und anderem Material, besonders der Nachweis von ausländischen päda gogischen Zeitschriften nach Titel und Erscheinungs ort ist sehr erwünscht. Die Leitung und Ausgestal tung der Gruppe ist dem Lehrer und Redakteur Max Döring übertragen worden. * In Leu Kammerjpielen des Berliner Deutschen Theaters gehl am nächsten Freitag Knut Hamsuns Schauspiel „Vom Teufel geholt" zum ersten Male in Szene. Das Werk wird von Max Rein hardt inszeniert. * Zum zwanzigjährigen Jntendanten-Zudiläum des Grasen Seedach erhielt dieser vom König von Sachsen eine hohe Ordensauszeichnung. Die Stadt Dresden widmete ihm, wie uns von dort telegraphiert wird, die Große Goldene Ehren denkmünze. * Plegietbeschuldigung gegen Franz Lehür. Der rumänische Komponist Romulus Detfiori Po- pcscu macht, wie gemeldet wird, Ersatzansprüche gegen Franz Lehür geltend. Dieser habe für seine Operette „Endlich allein" aus Popescus Operette „Ihr Namenstag" einen großen Teil entlehnt. Lchür bestreitet mit aller Ent schiedenheit, Popescus Komposition vorher ge kannt zu haben, und führt gewichtige Gründe für die llnhaltbarkeit der Behauptungen »Popescus an. * Musikchronik. Man schreibt uns aus Hanno ver: „Der M ä r chc n p r i n z", Operette von A. M. Willner. Musik von Heinrich Börte, erzielte in der Schauburg in Hannover bei ausgezeichneter Regie und Darstcllung mit Grete Holm als Gast einen außerordentlichen Erfolg. Der dem gegen wärtig so aktuellen Tl)«ma der Fremdenlegion ent nommene Stoff hielt das Publikum den ganzen Abend in Spannung Die melodiöse und charakte ristische Musik erhebt sich weit über den Durchschnitt und findet den prägnantesten Ausdruck in dem glän zend aufgcbanten 2 Finale.
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