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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.03.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140312016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914031201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914031201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-12
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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Srirr 6. Nr. 1LS». Msr-rn»Nusgade. Leipziger Tageblatt. Aby. Dr. Arendt (RmH Die deutschen Ansiedler in Usambara wünschen fm Wklhelmrtal die Errichtung einer Schnlc. Der Somxrneur hat diese Forderung au« Mmipil an Mitteln abgelehnt. Darin liegt rin unglanbinßier Mitzstanv, .zumal da ^deutsche Kknder, o«n denen zurzeit 43 schul- pflichtiq sind, dort vorhan^»n sind. Eine Verlange- runq der Dienstperiode iüa Beamte und Offiziere wäre angebracht: sie mästen einen reichlichen Er holungsurlaub bekommen. tl)ie Klagen der Pflanzer über burcaukratischc Verwalt ug hören nicht auf. Es ist Zeit, die Selbstoer »altung einzuführen. Auch ist es an der Zeit, tzi LHtafrika die deutsche Währung cinzufiihrcn. ZHi der Nennung der Männer, die sich um die T o« n g a n j i k a ba h n ver knet gemacht haben, hat rman leider Dr. Karl Peters vergessen. Die A> Isstellunain Daressalam wird hoffentlich zu einer o enteren Würdigung der Kolonien führen und auch voll wirtschaftlichem Nutzen sein. (Beifall rechts.) Äbg Lededonr l-oz.s: Bau der hier an ¬ geforderten Bahnen musz uirirk dingt zu einer Unter- lochung oder anderweitigen Ausnutzung der Ruanda-Leute führen, zumal da die Kopfsteuer damit verbunden wird. Die Naturalwirtschaft wird durch die Steuerpslicht nc l wendigerweise in die Geldwirtschaft übcrgeführt ntz rdcn, und das bedingt eine Aenderunq des ganzen Systems. Es handelt sich bei der Ruandabahn richt um eine friedliche Durchdringung der dortigen ( legend, sondern um eine Matz nähme der M i l i t iii r g c w a l t. Deshalb müssen wir diese Forderuny a b l e h n e n. Daraus wird vertagt- Näcln'te Sitzung: Dounc »»tag 2 Uhr: Klein- wohnungsgesetz, dritte Lcsun p des Postschectqejetzes, wcchsclrechtliche Bernflichtung en mit dem Auslande, Luftvertehrvqeseh. Fortjctzun ß des Kolonialetats. Schluss ^.7 Uhr. O ^us öen Reichstage kommWonen. - Berlin, ll. März. Die Budgetkon imission erledigte den Etat für : S e u t s ch - Südwest afrika und nahm einen Ze irtrumsantrag, zu den Auslaa.n für Anlagen werbe Aber Art die Grund- eigcutumcr im Wirtschaslsbei reiche dieser Anlagen ihrem Interesse an der Aula; ße entsprechend heran- zuzichen, als Initiativantrag mit grosser Mehrheit an. Angenommen wurde ferne?r eine Resolution der Wirtschaftlichen Vereinigung ü lbcr die Ausschaltung des staatlichen Arbeitszwanges j über Arbeiterschutz bestimmungen, über Ausschlietzu tig der Besiede lung de« Ainbolandes d «irch 2veiye und über die Freiheit des Ardeitvvertras A s in Südwejtajrika, ebenso eine Zentrumsresolution über Regelung der berqrcchtlichen Verhältnisse für ltzen 9korden Siidwest- afrikas. Endlich wurl-en die iili Nachtragsetat an geforderten fünf Millionen für die Ambolandbahn genehmigt. — Am Doimerstag steht der Etat für Kamerun auf der lagesordnun ß Die Kommission für Haustertvest M und Wanderlager beschäftigte sich heute mit l lkn Vorschlägen zur Einschränkung der Wa vder lager. Ein fortschrittlicher Antrag f, Irdert zunächst eine genaue D e g r i f f s b e st t m m »l n g. Ein Re- gicrungsvertreter betont, in theor etiscl>em Sinne habe nie ein Zweifel über den gewerbcr v chtliclzen Charakter eines Wanderlagcrs bestandene Ein konser vativer Antrag verlangt, das; das Feilbictcn der Waren eines Wanderlagers der «Erlaubnis der zu ständigen Behörde benötigen, und» datz diese versagt werden soll, wenn ein Bedürfnis r it cht vorliegt. Die Bedürsnissraae wird in längeren Kerhandlungen er örtert. ein Beschluß noch nicht gefotzt. Der Tag der nächsten Sitzung ist noch unbes stimmt. Die Spionagelsmmi sion beriet heute weiter den 8 9 des G ^setzentwurfs über den Verrat militärischer Gehein lvjfse, wobei die Sozialdcinokraten sich gegen die all, seiitcine Strafbar leit der fahrlässigen Veröffcntlichui ig eines Nieheim nisscs «ussprachen, von anderer Sette ein Mittelweg gejucht wurde. Ein Antrag der N>a:t i o n a l l i be rat e n will den 8 9 folgendermak« n fassen: „Wev fahrlässig ein militärisäzes Geheimnis in di« Oeffent- lichkcit gelangen lätzt, wird mit 'Gefängnis oder Festungshaft bis zu 3 Jahren oder n.litt Geldstrafe bis zu öOOO bestraft, wenn er nach den. Umständen an nehmen mutzte, datz die Preisgab« dts Geheimnisses einen schweren Schaden für die Sicherheit des Reiches zur Folge haben kann." Der Antrrig wurde ab gelehnt. Die Fassung der Reaiterungsoor- läge ist: „Wer fahrlässig ein Militär isches Geheim nis in die Oeffentlichkeit gelangen lätzt oder oin militärisches Geheimnis, das ihm kraft, seines Amtes, Berufes oder Gewerbes oder eines von amtlicher Seite erteilten Auftrages zugänglich > var, ^n einen andern gelangen lätzt und dadurch die Sicherheit des Reiche« gefährdet, wird mit 91» rfängni« oder Festungshaft bis zu 3 Jahren ol-er n «it Geldstrafe bi« zu .'>999 .tl bestraft." Gemätz ein:m fortschritt lichen Anträge wurden in dieser Fossil ng die Wort« „ein militärisches Geheimnis in di« . Oeffentlichkeit gelangen lätzt oder" gestrichen. Uebkß: den ganzen Paragraphen könnt« noch keine Abstimmung statt finden, da man sich über die Aufrechte rhaltung der Worte „Berufes oder Gewerbes" nick» t einig war. hierüber geht die Erörterung in der im hsten Sitzung weiter. Die Wahlpriifungskommissia n beschäftigte sich heute weiter mit der W rhl des Abg. Kurzawski sPole, 2. Brombcrg). Die ziffcrn- mätzige Zusammenstellung, die noch nicl»t beendet ist. wird vermutlich Beweiserhebungen zur Folge haben. Dann wurde t-'e Prüfung der W ahl des Abg. von Massow lKons., 2. Königsbergs fortgesetzt, aber nicht beendet. Kunstkalender. Theater. -tittztifch« rveater. 3m Neuen Thtz'ater lieute Ivvner.iag „Viel Lärm nm Nicht«". Morgen a stes Gastspiel !><» 4aniinsr<änqerS Herold in „Eavalleria rnstieai« i" und ,Ba- iano". Zonnavenft siudei leine Bvrsiellung slt lt. — 3m 'Ilten IHeater beule in kalben PreisM« „Die itlöue Helena", morgctt Piel Lärm um Nicht," — Im OPerelLeutheat«r neute „Pie ideale läntlin". Margen „Der Pst adelkavalier". Lchnmsieiethnn«. Heule Donnerslag BorneNuitm zu daldeu P.eilen: .Role Berni»", Freitag keine offizielle Vorstellung. 2on„ai>evt> Erslausfükrung <4. literarischer Abend» Herbert (knien berg« Zchaniptel „^seitwende". Sonntag r^astipiel N«ne4 Sorma» ..Marn« araß, Herz", Lustspiel m»n yvr'ii Holm. Battautzrra-Ddeater Donnerstag: „Teines Bri der« B'eib " Schauspiel non Nitierseldt — Morgen »ich solch nde Tage: „Teines Brnvers Bleib." «lriyOtltzOtast-rtzeaterf»«! Doun«r4ia«. den l!>. Mär,, »>ir» die TenliM »lübiiche Theater « sbeiellsldail Sn« Berlin Regie: 2 Kina) »nm erste» Male „Esoa. der eioiac Fnde" rnr Anffftbrnng aelanaen lassen. Beginn des Gastlpieis um >',l» Ubr. ! illoazerte. Heute vormittag IO', Ilkr ö a u p t v r o bsr, abend« / Ubr 20 <»cmandkan«s»nt«rt unter L<l tung voi! bral Nikiich 1sra«ramm: Linsnmen oon vandn (r4-s ur. Nr I > der dreitfavl ch Härlesschen No««>ch«> und Mo»art. lE.'Deir. Madriaale au» de« I«. Jahrhundert, -esun^n non jer Ber liner Aarlbschen Madrs-ak-vereinig uzng. Leiprig una Umgedrmß Leipzig, 12. März. Vie visttenkarte. Eiu unschönes Wort, aber es klingt ia jo „sein", so gebildet. Deshalb war es vergeblich« Liebes mühe. dafür den Austiult „Besuchskarte" Ein fuhren zu wollen. (9anz abgesehen davon, datz die Eindeutigkeit dieser Bezeichnung dem Wesen des damit gemeinten gesellschaftlichen Requisits zu schlecht entspricht, um allgemein durchzubringen. Meist genügt es ja, wenn mau einfach von der „Karte" spricht. Für den Menschen, der sich zur „Wett" rechnet, ist sie doch die Karte an und für sich. „Ich habe meine Karte vergessen" oder „Ich habe mir neue Karten bestellt" heisst es, und jeder ver steht, was gemeint ist. Nicht mehr als ein Name steht daraus, allen falls tsöchstens noch d.'r Beruf und die Wohnungs adresse. Trotzl.'cm lätzt sich mit diesem Kärtchen sehr viel sagen. Mag auch ihre ldnttnng j,, gewissem Grade der Mode unterworfen sein, sie verlangt doch auch ein Mindestmass von persönlichem Geschmack. Denn gerade das Auffällige, was die Mot»? liebt, ist hier verpönt. Man darf nicht mit seiner Karte imponieren wollen. Bunte, verzierte Karten zu führen, überlassen wir im allgemeinen den Schülern und Baüsischen, denen der stolze Besitz von einem Hundert solcher mit ihrem Namen gezeichneten Pappstückch-en eine nicht zu unterschätzende Steige rung ihres Persönlichkeitswertes bedeutet, Titel werl-en nur dann vermerit, wenn sie mit dem Beruf unri ittelbar verbunden sind. Sehr selten wird die Visitenkarte noch dazu ver wendet, wozu sie ursprünglich bestimmt war: um lemondcm mitzutcilen, wie man heisst. Wenn m-an si<b einem Fremden vorstellt, jo überreicht man ihm nicht seine Karte, sondern spricht seinen 1llam«n hübsch undeutlich aus, datz der andere ihn nicht versteht. Die ausgedehnteste Verwendung findet die Visitenkarte bekanntlich wenn es sich darum hantelt, sich als Besuch irgendwo anzumeldcn. Selbstverständlich greift man zu diesem Mittel nur, wenn man der zu besuchenden Familie noch fremd ist oder das Verhältnis zu ihr steif ist. Potentaten, Diplomaten und andere hohe Würdenträger geben, anstatt persönliche Besuche zu machen, nur ihre Karte beim Portier ab. Wer Zeit und Qual sich ersparen will, der kann das nachahmen. * Verlegung des Kommandobureau» der Exekutiv- p«lizei. Die Ueberfüllung der Raume des Polizei amts in der Wächterstratze Hai bereits zu dem Beschlug geführt, das Fundbureau aus dem Polizeigebäude in das Grundstück Michterstratze 24 zu verlegen. Da hierdurch nur zwei kleine Zimmer frei werden, soll durch die Verlegung des Kom - mandobureaus der Polizei, das fünf Räume im Erdgeschotz des Polizeigebäudes inne hat, weiterer Platz geschaffen werden. Das Kommandobureau soll im 1. Obergejchotz des Grundstücks Wächterstratze 29 untergebracht werden, wo zwei Wohnungen im Ee- samtmietmerte von 1990 zum 1. Oktober durch Kündigung frei gemacht werden können. Die Kosten für bauliche Herstellungen (Entfernung von Wänden usw.) würden rund 3300.betragen Der Rat ersucht um die erforderlichen Bewilligungen und bemerkt sodann am Schlüsse seiner Vorlage noch folgendes: „Ob durch die Htnausverlegung des Kommandobureaus so viel Raum gewonnen werden wird, um die Zwischenzeit bis zur Fertigstellung eines Anbaues 11^, Jahre) oder eines Neubaues (3 Jahre) ohne Schädigung des Geschäftsbetriebes zu überstehen, ist fraglich, dies um so mehr, als für Anfang 1915 Einverleibungen bevor st ehe n." Danach ist also geplant, einen Anbau oder gar einen Neu bau für das Polizeiamt zu errichten. * Regelung der Zählgelder der städtischen Beamten. Einem Ersuchen der Stadtverordneten entsprechend, hat der Rat beschlossen, eine Regelung der den städtischen Beamten gewährten Zählgelder nach den an die betreffenden Beamten zu stellenden Anfor- derungen vorzunehmen. An die Inhaber von K a s s e n st e l 1 e n soll das Zählgeld in fünf Ab stufungen (150, 120, 90, 90 und 30 ^») gewährt werden, an Kassenboten und Boten in zwei Ab stufungen (100 und 50.«). Bei den Kassen st eilen kommen nach der Vorlage in Betracht 57 Stellen zu je 150 27 Stellen zu je 120 10 Stellen zu je 90 52 Stellen zu je M und 9 Stellen zu je 30 .« Zählgeld. Bei den Kassenboten und Bote n sind vorgesehen 55 Stellen zu je 100.« und 1«> Stellen zu je 50 .« Zählgeld. Diejenigen Beamten, die an Tagen mit besonders lebhaftem Geldverkehr ats H i l f s k ass e n f ü h r e r hinzugezogen werden, sollen nach den bisherigen Grundsätzen weiter ent schädigt werden. Der Mehrbetrag, der sich in folge der Neuregelung der Zählgelder ergibt, beläuft sich auf 1960 Künftig Wegfällen werden 4lX) Zählgelder. Der Gesamtbetrag der Zähl gelder. wie er für 1914 in den Haushaltplan nach der Neuregelung einzustellen sein würde, beziffert sich auf 23 985 .« * Errichtung eines Knabenhortes an der 15. Be zirksschule. Vom Rat ist beschlossen worden, an der 15. Bezirks schule in L. - 2 e l l e r h a u s e n «Wurzner Stratze) von Ostern 1914 ab einen Knabenhort einzurichten. Geeignete Räume stehen im 1. Odergeschotz des ältesten Gebäudeflügels zur Verfügung. Der bauliche Aufwand beträgt etwa 400 die Einrichtungskosten, einschl. Mobiliar, belaufen sich auf 1856 .«, und endlich sind noch Be- triebskosten in Höhe von jährlich 1720 .« zu decken (zunächst für Jahre 1290 .«). Der Rat ersucht die Stadtverordneten um Bewilligung dieser Beträge, Ein Ortsgesetz über die Verteilung von Bau abgaben auf das Gebiet des Bebauungsplanes L. - E o h I i s — S ll d hat der Rat den Stadtverord neten unterbreitet. Auf Grund der berechneten Sätze sollen an Bauabgaben aufgebracht werden: im nörd lichen Plangebiet 152144 .«, im mittleren Plan gebiet 70 796 .« und im südlichen Plangebirt 678607 «, das sind zuiammen 901547 .« Die Aus- gaben betragen 899140 so datz ein Ueberschutz von 2407 .« (durch die notwendige Abrundung der Beiträge) entsteht. * Die Befestigung der Platzanlage auf dem Rasch markt bat nach der Schlutzabrechnung 3321 ge loster. Bewilligt waren hierfür 4285 ./t, so datz eine Ersparni« von '.<65 .« eingetreten ist. * Ta» Rätsel «ine« Leben«. Der seltsame Fall des früheren Bürgermeister» von Usedom, Paul Troemel, der im Jahre 1911 plötzlich spurlos verschwand, nm nach Wochen abenteuerlichen Umher irrens wieder aufzutauchen, im März 1913 abermals in das Meer der Vergessenheit untertauchte und erst als französischer Fremdenlegionär das erste Lebens zeichen nach Deutschland wieder sandte, ist noch in aller Erinnerung. Bekannt ist auch, datz cs den Be mühungen des deutschen Auswärtigen Amtes gelang. Troemel. der sich in krankhaftem Dämmerzustand« für die Legion hatte anwerben lassen, von seinem Ver trage zuentdinden. DcrFallTro.'inel sand dann für kie Oeffentlichkeit seine Erledigung, als gemeldet wurde, datz der frühere Bürgermeister seinen Wohnsitz in Paris ausschlagen und dort privater Beschäftigung nachgehcn werde. Inzwischen ist das Thema von der Fremdenlegion besonders aktuell geworden und auch Herr Troemel glaubte offenbar, nunmehr nicht länger mit der Veröffentlichung ihm bekannter Einzel heiten von dem Leben in Oran, Saida und Sidi Benares zurückpalten zu dürfen. Nach seinen Vor ankündigungen versprach er zugleich in seinem Vor trage, den er gestern im Festsaal desZentral- Theaters hielt, dem Publikum des „Rätsels seines Ledens", d. h. des Umherirrens in krankhaftem Däm merzustände, zu geben. Das nicht sonderlich zahlreiche Publikum, das sensationslüstern diesen Vorankün digungen Glauben geschenkt hatte, wurde indes schmählich enttäuscht. Herr Troemel beschränkte sich darauf, lediglich allbekannte Tatsachen aufzuzählen und Rätielliebhabern den Erwerb eines von ihm verfassten Buches zu empfehlen. Was der Vor tragende hernach an Einzelheiten aus dem Dienste und dem Leben der Legionäre erzählte, vermochte deswegen auf kritisch nachdenkende Gemüter keine tiefere Wirkung auszullbcn, da sich Troemel zu sehr in Widersprüche verwickelte. Wenn jemand nach seinem eigenen Geständnis in der ersten Zeit seines Aufenthalts in der Legion im Dämmer zustand vahingelebt hat und sich selbst erst durch Berichte von Kameraden über dieses Leben hat belehren lassen müssen, >o verliert er die Be rechtigung, hierüber aus eigener Erfahrung reden zu dürfen. Und auch in der Schilderung seines Aufenthalts im Spital, wo Troemel nach seiner Rede gewissermatzen Liebkind bei allen gewesen ist, setzte sich der Vortragende in Widerspruch mit all den auch von der deutschen Regierung verbreiteten amt lichen Mitteilungen. Nach den von deutscher und französischer Serie 'gemachten Beobachtungen ist Troemel ein ernstlich gefährdeter Psychopath. Ein solcher Mann aber, bei dem das Oberbewutztsein zeitweilig anz ausgeschaltet ist, der ausserdem der deutschen Diplomatie genug Kopfzerbrechen bereitet hat, gehört nicht auf das öffentliche Redner pult, es fei denn, datz er vor einem Auditorium von Aerzten spräche. Datz aber Herr Troemel nach all den Schwierigteiten und Nützlichkeiten feines ver gangenen Ledens sich wieder in die grosse Oeffent lichkeit wagte, das ist vielleicht das grösste Rätsel in dem Leben dieses exbürgermeisterlichen Exlegionärs. * Eesangsaufführung im Bölkerschlachtdenkmal- Am Busstag hatte sich der Männergesang- verein „Concordia" in den Dienst der guten Sache gestellt und bestritt am Nachmittag dre Gesangs aufführung im Denkmal. Ein sehr starker Besuch zeugte wieder einmal von dem grossen Interesse, das man diesen Aufführungen mit Recht entaegenbringt. Unter der Leitung des Herrn Bruno Friese in Vertretung des Chorleiters Kantor W. Häntzel sang der Choc zuerst rythmisch und dynamisch schön ab getönt das „Sanktus" aus der deutschen Messe II von Franz Schubert. Das ewig schöne „Graduale" von Grell folgte und ergriff die andächtigen Zuhörer wieder stark. Den Höhepunkt der Vorträge bildete aber Blumners „Sei getreu bis an den Tod". Wundervoll klar und sauber gingen hier die einzelnen Stimmen nebeneinander her und brachten jo die Feinheiten der Komposition prachtvoll zum Ausdruck. Mit dem „Beati mortui" von Mendelssohn schlossen die Vorträge und um einen grotzen Genutz reicher verliehen die Hunderte andächtiger Zuhörer die Krypta. * Der Bund für Vogelschutz hielt am Dienstag nachmittag und abend Propagandavortrüge in unserer Stadt ab. Zwei Schülervorstellungen, zu denen die reifere Jugend unserer höheren Schulen eingeladen war, fanden im grotzen Hörsaal« des Zoologischen Instituts statt, der von Geheimrat Chun m An betracht der Gemeinnützigkeit der Veranstaltung zur Verfügung gestellt worden war. Der Haupt vortrag im Zoologischen Garten war überaus gut besucht. Die Vortragende, Frau Kommerzienrat Lina Hähnle aus Stuttgart, die Begründerin und rührige Vorsitzende des Bundes für Vogelschutz, er läuterte mit beredten Worten die ausgezeichneten kinematographischen und Autochromaufnahmen aus dem Leben der Vögel: mit besonderem Nachdruck wies sie auf die Modetorheiten hin, die imstande sind, ganze Tierarten, die noch vor wenigen Jahren in grotzen Mengen vorkamen, fast gänzlich auszurotten. Besonders der E d e l r e i h e r und dieParadies - vügel gingen mit Riesenschritten dem Aussterben entgegen. Dringende Hilfe täte in letzter Stunde not. Mit Genugtuung und unter begezsterten Zu rufen der Anwesenden verlas Frau Hähnle eine Depesche, nach der das englische Parlament mit 297 gegen nur 15 Stimmen ein Federeinfuhr verbot nach amerikanischem Muster angenommen habe. 2n England ist nun genau so wie in den Vereinigten Staaten von Nordamerika die Ein fuhr von Federn mit Ausnahme der vom Strautz und von Hausgeflügel verboten. Die Vortragende knüpfte daran die Hoffnung, datz auch die deutichen Frauen endlich, ehe es zu spät sei, Vernunft annehmen und auf den Federschmuck aussterbender Vögel verzichten möchten. Am wirksamsten würde aber auch in Deutschland ein Einfuhrverbot die Ausrottung unserer schönsten Vögel aufhalten. Zum Schlutz bat Frau Hähnle noch um die Mitwirkung aller Kreise im Kampfe für den Vogelschutz. Der niedrige Mit gliedsbeitrag (1 jährlich, 20 für lebensläng liche Mitgliedschaft) ermögliche es jedem, das gute Werk zu unterstützen. Anmeldungen nimmt Dr. Kniejche, Zoologischer Garten, entgegen. — Gesellschaft für Erdkunde. In der unter Vor sitz des Geh. Regierungs-Nats Prof. Dr. IPartsch nn Zentraltheatcr abaehaltenen Hauptver sammlung wurde beschlossen, für das Winter halbjahr 1914/15, um möglichst allen Wünschen zu entsprechen, für die allgemeinen Vereinssitzungen Montag, für die Fachsitzungen Freitag, unter Vorbehalt einer Verständigung über ern Ver meiden störenden Zusammentreffens mit den Sitzungstagen anderer srotzer Vereine, in Aus- sicht zu nehmen. Die Versammlung nahm dann den Kassenbericht entgegen und sprach die Entlastung des Schatzmeisters aus. Nach satzungs- gemätz erfolgter Neuwahl von Vorstandsmitgliedern wurde Geh. Hofrat Professor Dr. Hans Meyer zum ersten Stellvertreter des Vorsitzenden, Geheimer Rat Professor Dr. Carl Lhun, der bewährte Führer der Valdivia-Expedition, zum zweiten Stellvertreter, Oberlehrer Dr. Rudolf Reinhardt zum Schrift führer, Professor Dr. Ernst Friedrich zum Schrift führer und Konsul Dr. Hermann Meyer zum Stellvertreter ernannt. Als Generalsekretär und Bibliothekar trat Dr. K. Wolff ein, während Generalmajor Gadegast in den Ausschuss trat. * Für Treue in der Arbeit. Dem seit 1. Januar 1889 in der Farbenfabrik von Berger L Wirth in Schönefeld beschäftigten Firniskocher Wilhelm Schwager wurde von der Königl. Amtshaupt mannschaft eine Belobigungsurkunde für treue Dienste ausgehändigt. O Schönefeld, 10. März. Die Abgabe des Leipziger Ptakatinstituts auf das Jahr 1913 beträgt 60 Mark 87 Pfg. — Bon der Kgl. AmtShauptmann- schast ist die Bewilligung einer Wegebaubcihilfc von 1700 Mark für 1914 vorgeschlagcu worden. — Die Erweiterung des Schulbadce« hat einen Aufwand von 2615 Mark 86 Pfg. nnd die Her stellung der (Lntuebelungsaulage für das Tchul bad einen solcl)en von 1260 Marl 60 Pfg. ver ursacht. — Der Rat zu Leipzig hat bi-- ,znm Abschlüsse der (?iuverlcibuug-5vcrhandlungcu der Donnerstag, 12. Mürz 1914. Gemeind« einen HUfSmaschintsten fLr das Wasser» werk zur Verfügung gestellt. — Da die Zufuhr von Boden und Asche auf dem ParkgelLndc ein gestellt werden mutz, ist der Ascheawlagerungs- platz am Schönefelder Bahnhofe wieder zu er öffnen. — Die Kgl. Areishauptmannschaft hat auf den Rekurs gegen die Verfügung oer Kgl. Amtshauptmannfchaft, worin die Erbauung einer Vorflutschleuse von der Parthe nach der Woll kämmerei gefordert worden war, angeordnet, das: zunächst die Kal. Amtshauptmannschaft selbst das Projekt der Parthenregulierung in die Hand nehmen soll. — Mit der vorgeschlagenen Fest sctzung der Fluchtlinie des Abtnaundorfcr Kirch- wegS am Flurstücke Nr. 193» war man ein verstanden. — Die Beschaffung von 12 Loren Steinschlag für die Ausbesserung des Kohlweaes und der Gartenstraße wurde genehmigt. — Die Arbeiten zur Neubeschottcrung der Dimpfelstrafrc und der Abtnaundorser Stratze sowie des Seller- häuser Wegs sollen an den Mindestfordernden vergeben werden. — Mit der Beleuchtung der Lindenallee nnd der Mittelstratze innerhalb der Parkanlage durch Gas war man einverstanden. Der Rat zu Leipzig soll um Einlegung der Gas röhren gebeten werden. Die Verzinsung des An lagekapitals tvnrdc übernommen. * Taucha, 11. März. In der Sitzung des Stadt gemeinderates widmete Bürgermeister Dr. Gaitzsch vor Eintritt in die Tagesordnung dem verstorbenen Stadtverordnetenvorsteher Emil Porzig einen ehrenden Rachruf. Hierauf gab er bekannt, datz mit Beginn des Monats März die Inbetrieb setzung der Eiiteisenungs- und Pumpanlage des Wasserwerkes erfolgt ist. Es wird daher möglich sein, unter normalen Verhältnissen die Stadt vom 16. März ab mit en teijenoem Wasser zu ver sorgen. Dem Ratsvorschlage entsprechend wurde der Abteilung für Tuberkulosefürsorge beim Wohlfahrrsverein für den Bezirk Leipzig ein jähr licher Beitrag von 50 bewilligt. Auch der Rats antrag fand Annahme, vom 1. April ab den Miet satz für Kraftstromzähler auf 30 monatlich herab zusetzen. Ferner wurde beschlossen, die Beratung für die Umarbeitung der Ordnung des städtischen Steuerwesens, die bis 1. Juli zu geschehen hat, nur im Stadtgcmeinderate vorzunehmen. G * Hotel Stadt Rürnbera (Albert-Theaterj. Auf Anregung der Deutichen Medizinischen Gesellschaft, deren Ehrenprotektorat Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern übernommen hat, absolviert Direktor Alfred Dedak vom Berliner Komödtenhaus mit seinem Ensemble, dem bedeutende Berliner Bühnen kräfte angehören, ab 16. März ein vierzehntägiges Gastjpiet mit dem Bricuxschen Drama „Die schiff brüchigen". — Dieses Werk würbe im letzten Sommer am Deutschen Theater zu Berlin vor täglich ausverkauften Häusern gegeben und bildete das Tagesgespräch der Reichshauptstadt. Wir machen darauf aufmerksam, dag Jugendlichen unter 16 Jatncn der Zutritt zu den Aufführungen verboten ist. doch soll und mutz jede Frau und jedes junge Mädchen das Stück gesehen haben, wenn man nicht der Mei nung ist, die Frauen müssen dumm und unwissend bleiben, um tugendhaft zu sein. — Das Gastspiel beginnt am Montag, 16. März, abends 8,15 Uhr. — Karten überall im Vorverkauf. Um jedermann den Zutritt möglich zu machen, hat die Direttion popu läre Preise angejetzt, doch empfiehlt es sich, die Bil lette rechtzeitig zu lösen. — - - —. .. rn lat '»n Sächsische Nachrichten -0- Pirna, 10. März. Durch Absturz von einer 40 Meter hohen Wand hat gestern nachmittag der Steinbruchbesitzer Otto Gräfe aus Posta in einem ihm gehörigen Sandsteinbruche des Herrenleiten gebiets den Tod gefunden. Das Unglück geschah, als G. nach dem Besteigen der Wand dort Melsungen vorgenommen hatte. Ein Fehltritt ist ihm jedenfalls zum Verbängnio geworden. bij?. Annaberg, 10. März. Bürgermeister Mi lisch hat in einem Schreiben an den Stadtrat seine Ab sicht tundgegeben, Mitte Juni d. I. bald nach dem Schlüsse des gegenwärtiaen Landtages — er ist be kanntlich Mitglied der Ersten Ständekammer — in den Ruhe st and iu treten. Länger als ein Viertel jahrhundert, seit dem 5. August 1886 steht Bürger meister Milisch unserm Gemeinwesen vor und hat sich in dieser langen Zeit die Sympathien der Bürger schaft in reichstem Matze erworben. In der Geschichte Annabergs wird es für immer verzeichnet sein, welche Fortschritte und Errungenschaften während seiner Leitung unsere Vergstadt erzielte. Sein Scheiden wird allgemein bedauert. Vergnügungen. Varirte« Battenberg. Eine ausgezeichnet« Novität tür die Barietee-Bülme ist der Wasservl«iltasicakt m Reiche der Nixen", der neben Benilxrrd Mürbitz allabendlich grovc Erfolge erzielt. Zoologischer Harten. Heute nachmittag 4 Ubr findet Unterhaltungskonzert von der Kapelle Gustav Eurth unter Mitwirkung der Konzertsängerin Fräulein Linda Ouaaä statt. Abends 8 Uhr ist Linsonickonzcrl vom Winderstcin-Lrchcstcr unter Leitung des Herrn Kapellmeisters Paul Pirrmann. — Nächsten Sonntag konzertiert nachmittags und abends die 106er Kapelle (I. H. Matthey). — Die neuen Dancrkarten, gültig bis 1. März wlü, gelangen täglich im Bureau, Pfafsen- dorser Straße 2V, zur Ausgabe. Sanssouci. Die beut« abend angesetzte humoristische Soiree der beliebten Krystallpalastsänger ist in jeder Hinsicht besuchswcrt. Das neue Märzprogramm der Sänger enthält viel Interessantes und Amüsantes. Aufan« 8 Uhr. Vorzugskarten sind heute gültig. Tie regelmäßig sich anschließenden öffentlichen Ballfeste erfreuen sich gleichfalls allgemeiner Beliebtheit beim tanzlustigen Leipziger Publikum, und so fehlt es Donnerstags nie an lebhaftem Verkehr in dem Riescnlokale. Tie Biedermcier-Aonzert« im „W i il z e r k e l l e r" sind stets gut besucht. Die Künstler bringen nur erstklassig« Sachen zum Vortrag und ernten infolgedessen nach jedem Liede großen Beifall. Das Ensemble bat sich auch aus der Hygienischen Aus stellung in Dresden und aus der Jahrhundert-Ausstellung in Breslau viele Freund« erworben. KKIOllOffl MMNm-üse
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