Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.03.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140312016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914031201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914031201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-12
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Morgen - Ausgabe k"' r»>p?>0 un0 Vorort» Surch unser* UrSa« VeAUjAvprri^ir» ua»Sp«Kt«ureLmoltügU»tnshau»gedrochtr monatUG 1-iS M., vlrrteyährUch Z.7r M. Sei »er SeschäftostrU«, unfern Ziliolen un» fiusgadesleUen abgeholt: monatlichiM.,vierteliahrllchSM. vur» Sie polt, innerhalb drutfchland» und »er deutschen Kolonien monatlich l.s» M„ vierteljährlich ».so M., auoschlietzltch postdesteUgelä. va» Leipziger Tageblatt erscheint Werktag» Lmal, Sonn» u. Zelertagotmal. Sn Leipzig, den Nachbarorte« und öen Orten mit eigenen Zlllalen wlrä »le Abendausgabe noch am stdend äe» Srfcheinen» in» Hau» gellefert. »erliner Neüaction: Sn Sen Zelten 17. Zernspre», Nnschluft: Moabit Nr.4»7. 6curdelsFeiturrs /lrntsblLtt desRates und despollreuuntes der Stadt Lerpzro NeSaktion nnä Sefchäftostell»: ^ohanniogass» Ur.». » Zernfprech-Mafchlug Nr. 140-r. l«»»r und 14»»«. ISS. Jahrgang » kür Snserak« au» Leipzig un» Unigedung Sie « ifpaltigeprtitzrilresPf.,SieN,klan>«,«ilcI M„ von au.wärt» so Pf., Neklamen I.2SM., klein« flnzetgen »tepetttzcilc nur L0pf.d.wi«S»rbol.Nab.,Snserakc von VchiirSrn im amtlichenTeil Sir Petit zeil« S» Pf. Srschäftoanzeigrn mit plahvorfchrif« 'm Preise erhöht. Nadatt nach lartf. Seilagen: Sesamtaufl.LM.Sa»iraufrnS auvfchl.postgedühk. flnzetgen-ftnnadme: )ohanni»gasse-, bet sämtlichen Filialen Se» Leipziger Sägeblatt«» und allen ftnnoneen-LxpcSilionen Se» Sn- uns sluslanSe». S«schäft»st»Ue für Srrlin u.Sie pr-vranSrndurg^ vtrekt'onWalter Ziirgel, Serlin w l» Margarethenstrahe ». Zcrnsprech-flnschiutz: Lühow S»7l. Nr. 128. vonnrrsras, den l2. März. lSl-t. Vas wichtigste. * Im Reichstag begann am Mittwoch die zweite Lesung der Etats der Schutzge biete. (S. Art. u. Ber.) * Bei Torreon (Mexiko) sind die mexi kanischen Rebellen in einer blutigen Schlacht geschlagen worden. (S. Ausl.) * Das Hochwasser des Rheins hat eine seit Jahren nicht erreichte Höhe. (S. Rachr. v. Tage.) * Durch einen großen Brand wurden in dem Dorfe Salisch bei Glogau siebzehn Gebäude ein geäschert. (S. Nachr. vom Tage.) * In Nottingham sind städtische Gütergebäude durch Wahlweiber in Brand gcsteckt worden. (S. Nachr. v. Tage.) * In Cciba in Honduras wurden durch ein riesiges Feuer 23 Häuserblocks zerstört. (S. Nachr. v. Tage.) LiioMis krbe. Zum Rücktritt des italienischen Kabinetts. A. G i o v a n n i G i o li t t i, der „Zauberer von Monteciwrio", zieht sich als Siebzigjähri ger zum dritten Male von den Geschäften zu rück. Gewiß kann er auch bei diesem Rücktritt die Ueberzcngung mit sich nehmen, daß er sich mit seiner Lösung auch der schwierigsten poli tischen Aufgaben den Dank der Nation verdient bat. Er war immer der Dtinisterpräsident der sachten Hände und liebte keine starken Mittel. Dinge, die reifen wollten, ließ er reifen, rückte binter den Kulissen das, was er für die nächste Zukunft brauchte, gewissenhaft zurecht und hatte oen unschätzbaren Instinkt, im rechten Augenblick >ni, selbst an die Spitze der Entwicklungen der anderen zu setzen. Hier ist auch das Geheimnis seines ans Wunderbare grenzenden Einflusses ans die Parteien der Kammer zu suchen. Als aie Sozialisten anfingen, ihm fürchterlich zu werden, bot er ihnen eine Vertretung im Kabi nett an und säte dadurch so viel Zank und Hader in die Partei, daß sie durch Zwietrackit and Spaltung geschwächt wurde. Als er ent deckte, mit welcher Opferfrendigteil sich Bauern nnd Arbeiter in Tripolis für das „größere Ita lien" schlugen, als er den gewaltigen Wert der .Hnperialisierung der unteren Klassen erkannte, rat er, eine unerhörte Kühnbeit, mit dem Wahl- reebt der Analphabeten vor die Kammer, nahm den Gegnern den Wind ans den Segeln nnd ging mit 377 Ministeriellen in der neuen Kam mer glatt durchs Ziel. Freilich, aus diesem neuen Parlament heraus erwuchsen ihm auch jene Schwierigkeiten, denen er sich jetzt nicht mehr gewachsen fühlte. Während der Tripolis- tage versprach er, daß über den gewaltigen pekuniären Opfern des Krieges die drängenden inneren Reformen nicht vergessen werden sollen. Aber die derzeitige Schlußabrechnung für Lybien hat sich dermaßen hochgestellt, daß Giolitti in die größte Berlegenheit käme, wenn ihn jetzt die Parlamentsgruppen, die ihn befehden und Sturm gegen ihn blasen, an jene Versprechungen erinnern wollten. Ein anderer als Giolitti wird den Ansturm bestehen müssen. Welche politische Riesenarbeit der Nachfol ger Giolittis in Angriff nehmen muß, davon hat der scheidende Ministerpräsident wiederholt ein klares Bild entworfen. Giolitti kann zwar den Schwarzsehern beweisen, wie gut Italien die Opfer und Prüfungen seines letzten Krieges überstanden hat, er weiß aber selbst nur zu genau, daß neben diesem hcllfrohen Bewußt sein auch tiefe Schatten stehen. Der innere Aus bau des italienischen Staatswesens läßt mehr als manches zu wünschen übrig. Die Hebung des Bolksschulunterrichts muß mit größter Tat kraft betrieben werden. Die „Schande des An alphabetentums", wie Giolitti sich nicht scheute zu bekennen, darf nicht einfach verdeckt und ver tuscht, sondern muß an der Wurzel gepackt und beseitigt werden. Italiens Ansehen leidet in der ganzen Welt. Ein zweiter Reformpunkt ist die Verbesserung des italienischen Verkehrswesens. Wie es jetzt immer noch damit bestellt ist, wissen am besten die reisenden Deutschen, die zu Hun derttausenden jährlich Italien besuchen, und die vergleichen können. Der dritte und wichtigste Reformpunkt ist die süditalienische Frage. So reich Italien dem Gaste erscheint, der sozusagen oben im Salon empfangen wird, so arm stellt es sich demjenigen dar,' der einmal unten in Küche und Keller nachschaut. Dem Lande fehlt es an Erz und Kohlen, den Hauptnahrungs quellen einer modernen Industrie, und die länd lichen Zustände sind nicht im mindesten so ge ordnet, um alle Kinder des Staates zu be schäftigen und zu ernähren. Man weiß ja, wie viele italienische Staatsangehörige mit ihrer Hände Kraft im Ausland ihr Brot suchen müssen, Ivie viele Dörfer durch Auswanderung ausge- storben sind. Von den Weggezogencn kommen freilich viele wieder, aber doch erst, nachdem sie ihre besten Arbeitsjahre der Kultur eines frem- s den Landes gewidmet lzabcn. Auch etwas Geld bringen sic meistens heim, aber nur gerade so viel, um ein bescheidenes Faulenzcrleben zu führen, und was sie sonst noch mitbringen, ist meistens sehr schlimm: AlkoholismuS, Tuberku lose usw. Man sehe sich doch nur einmal, Süd italien abseits vom Hauptverkehrsstrome an! Auf dem Tafellande Siziliens, der einstigen Kornkammer Italiens, dürftige S was weiden! Die Höhen des Apcninnengebirges kahl und sonnenzerglüht. Die Wohnungen der Bevölke rung mehr als erbärmlich. Schon die Hinter gassen Neapels oder Palermos überraschen durch Schmutz, Armut, Enge. Und in den Dörfern glaubt man manchmal nicht mehr die Ansied lungen eines zivilisierten europäischen Staates zu sehen. Das zu ändern, geht über die Kraft eines abgearbeiteten Ministers. Aber cs muß jetzt da mit begonnen werden. Kürzlich erschien in Rom ein fünfzehnbändiges Werk, das die neue Epoche einleiten soll. Es enthält den Bericht der En quetekommission über die Verhältnisse der Landarbeiter des südlichen Italiens. Schon nm 1880 herum hatte eine solche Erhebung statt gefunden, und es wurde damals nach den Plänen des preußischen Majors Donat nnd nach der Theorie Robert Kochs viel gegen die Malaria, gegen die Sümpfe, gegen die Kahlheit der Berg höhen getan. Die neue Erhebung verlangt weit mehr, nämlich ausdauernde Kulturarbeit an den Menschen, die das innere Italien nach Giolittis großen Außenerfolgen vorwärts bringen soll. Zum Kabinettswechsel liegen folgende Draht meldungen vor: Rom, 11. März. Der König hatte heute morgen eine Besprechung mit dem Senatspräsidenten Manfredi, dem Kammerpräsidenten Marcora, dem Vizepräsidenten Les Senats Bla ferna und dem Vizepräsidenten der Kammer Carcano, in der über die Lösung der Krisis und die Nachfolge im Kabinett verhandelt wurde. Rom, 12. März. Die Verhandlungen des Königs mit den Parteiführern führten gestern zu keinem Ergebnis. Für wahrscheinlich gilt die Berufung Sonninos oder Salandras. Der Minister des Auswärtigen di San Giuliano wird im Amte bleiben. Im Senat wie in der Kammer wünscht die Mehrheit, daß die Fortführung der aus wärtigen Politik nach den Grundsätzen Giolittis außer Zweifel bleibe. Der König hofft, daß Giolitti nach einer Ruhepause die Führung wieder übernehmen werde. Es ist deshalb die Berufung eines Geschäftsmini st criums unter Leitung eines seiner Freunde wahrscheinlich. Die Lage wird allgemein ruhig beurteilt. k>olitisetie UeberlieM Vie Sevorzugung inlän-ifcher Lieferanten bei Militärlieferungen kommt Ul den neuen Bestimmungen der kürzlich ausgegebcnen „Vorschrift über die Verwaltung der Truppenküchen" mehrfach zuin Ausdruck. Will der Lieferant von den Kosten der Ver tragsstempel nach Maßgabe der gesetzlichen Be stiminungen befreit werden, so muß er in seinem Angebot ycrvorhebeu, daß er sich zur Lieferung nur solcher Waren verpflichtet, die in seinem im Jnlande belegenen Betriebe erzeugt oder hergestellt sind, tteberhaupt verboten ist die Ver wendung ausländischer Fleisch- nnd Gemüsekon serven. Soweit der Bedarf an Konserven nicht aus Beständen der Heeresverwaltung gedeckt wird, ist er bei der zuständigen Korpsintendan tur anznmelden. Gemüsekonserven dürfen die Truppen auch unmittelbar von der Privatindu strie beziehen. 'Alle Verpflegnngsgegenstände, die nicht aus Beständen der Heeresverwaltung überwiesen, von anderer Stelle verdungen oder im Wege freihändigen Ankaufs — wie z. B. die üblichen Marktwaren — beschafft werden, sind freihändig zn vergeben, und wenn der Wert des zu vergebenden einzelnen Gegenstandes oder einer Losgruppe den Betrag von 5-00 Mark erreicht, im Vecdingungsverfahren sicher zu stellen. Als Bezugsquellen sind in erster Linie Produzenten, landwirtschaftliche Genossenschaf ten, Bauernvereine usw., sodann möglichst solche ortsangesesseue Geschäftsleute zu berücksichtigen, die mit den betreffenden Verpflcgnngsmitteln Handel treiben. Der znr Verwendung durch besondere Verfügungen empfohlene Kamerun- Kakao wird Mf Wunsch von allen deutschen Kakao- und Schokoladenfabriken geliefert. Die Annahme eines einzigen Liefernngsunternehmers für sämtliche Verpflegnngsgegenstände nnd ber Bezug von Lebensmitteln ans den Kantinen ist unzulässig. Wichtig ist die Vorschrift, daß bei eintretender Mobilmachung der Unternehmer für die ersten acht Mobilmachungstage an den Vertrag gebunden bleibt. Ferner ist der Unter nehmer verpflichtet, auf'Verlangen während der ersten Mobilmachungstage die Verpflegnngsmit- tel auch für die von dem vertragschließenden Truppenteil anfznstellenden oder ihm zngeteilten Formationen nach dem Vertrage zu liefern, sei es, daß sie in dem Standort oder in dessen nächster Nähe untergebracht sind. Der Schriftwechsel mit den Lieferanten darf nur durch den Vor stand der Küchenverwaltung oder mit seiner Ge nehmigung durch das zweite Mitglied erfolgen: auch hat das Oesfnen der an die Küchcnverwal- tung gerichteten Briefe in der Regel nur durch die Vorgenannten stattzufinden. Lediglich bei deren dienstlicher Behinderung kann dies aus nahmsweise in dringenden Fällen auch durch den Buchsührer erfolgen. Jeder unmittelbare Schriftwechsel zwischen den Lieferanten nnd dem Buchführer, den sonstigen znr Küchenverwaltung herangezogenen Portepeeunteroffizicren oder dem Küchenunteroffizier ist verboten. Eine Skanüalangelegenheit im ungarischen Gffizierkorps. Im vornehmsten Klub der ungarischen Haupt stadt, dem Pester Landeskasino, erklärten am Dienstag abend, wie der „Voksischen Zeitung" aus Pest gemeldet wird, 350 Offi ziere, die Mitglieder des Klubs waren, ihren Neue Zreunöesbriese über Schubert. Otto Erich Deutsch hat zum Zwecke seines großen Schubertwerkes eine Fülle von neuen Zeugnissen und Urkunden über den Meister gesammelt, die in dem demnächst erscheinenden Dotumcntenbanve zur Ver öffentlichung gelangen sollen. Inzwischen macht er in dem jüngsten Hefte des „Merkers" aus dem rei chen Schatze seiner Sammlungen anziehende Mit teilungen über neue Freundesbriefc, die über Schu- dort sprechen und oft sehr anschauliche Eindrücke von seinem Tun uno Wirken geben. Es sind vor allem auch Briefe aus dem mit den Wiener Schubertianern verbündeten Linzer Kreise idealistischer Jünglinge So schreibt sein ehemaliger Schulkamerad Anton Holzavfcl an einen and'ren, Anton Stadler, der nach Linz übcrgesiedelt war, am -'2. Februar 1822 über den Tonkünstler: „Schubert hat, was man sagt, biuit gemacht und wird ebenfalls, was man sagt, einen ^i-r machen. Ich sehe ihn selten, wir taugen auch nicht so sehr zusammen, da seine Welt eine ganz andere iit und sein muß. Sein etwas schroffes Wesen kommt ihm sehr zustatten und wird ihn zum festen Mann und reifen Künstler bilden, er wird tur Kunst würdig sein." Im Jahre 182.'» ging Schubert mit Vogl nach Ober österreich, und von diesem — seinem dritten Auscnt halte daselbst berichten schöne Briefe seines Freundes Ottsnwalt und seiner Frau Marie an deren Bruder Josef van Spaun. Am 10. Juli schreibt Ottenwalt aus Linz: „Wir genießen eine angenehme Zeit und möchten Dich so gerne sie mit genießen lassen. — Schubert ist hier bis jetzt allein. Er kam Freitag >uerst zu uns, ging aber nachmittags gleich nach Streyregg (Schloß des Grafen Ungnad von Weißen wolff). Von da kam er heute morgen wieder an und wird hoffentlich etliche Tage hier zubringen, bis ihn Vogl, vermutlich gegen Ende dieser Woche, nach Steyr abhalt. Schubert sieht so gesund und kräftig aus, ist so gemütlich heiter, so freundlich mitteilcnd, daß man innige Freude daran haben muß. Er bezieht heute das Zimmer, wo Du eine Zeitlang Dein Nacht quartier aufgeschlagen hattest Da wird heute sein Koffer hingebracht, ein Tisch zum Schreiben ein» gerichtet, er wird mit Büchern versehen und dergl. Ich bin Dir ordentlich stolz auf diesen Gast, und jede Liebe und Ehre, die wir ihm er,zeigen, gilt zugleich Dir. Wie gar herrlich wäre es, hätten wir Dich hier. Aber eine große Freude macht es mir, daß Schubert, da Du nicht hier bist, doch unter uns so heimlich, zu sein scheint: er hat heute nach Tisch sogar einiges von seinen Märschen mit Marien gespielt. Von seinen Liedern, sagt er uns, sind seither einige aus Scotts „Fräulein vom See" entstanden. Uebrigens hat er in Gmunden an einer Sinfonie gearbeitet, die im Winter in Wien aufgeführt werden soll. Sie ist aber bis heute weder dort noch anderswo gespielt worden, weil die Handschrift auf unerklärte Weise abhanden kam. Es war die wahrscheinlich sehr bs deutende „Gasteiner Sinfonie". Etwa eine Woche daraus berichtet Ottenwalt seinem Schwager wieder voller Freude über den werten Gast. In Heller Begeisterung schildert er die Wirkung seiner neuen Tonwerke und zeichnet dann ein fesselndes Bild von Schuberts menschlicher Persönlich keit: „Schubert war so freundlich, so mitteilsam, nicht bloß gegen Akar iv. Spaun), wos sich wohl versieht, ober auch gegen uns; cs war Mar und ich, Marie und Mama, die zwischen 10 und II Uhr sich zurück,zog. Wir saßen bis nicht weit non Mitternacht beisammen, und nie hab' ich ihn so gesehen, so gehört - ernst, tief und begeistert. Wie er von der Kumt sprach, von Poesie, von seiner Jugend, von Freunden und anderen bedeutenden Menschen, vom Verhältnis d"S Ideals zum Leben und dergl. — Ich mußte immer mehr staunen über diesen Geist, dem man nachsogte, seine Kunstlcistung sei so unbewußt, ihm selbst oft kaum offenbar und verständlich usw. Und wie ein fach war das alles. Ich kann nicht reden von dem Umfang und einem Ganzen seiner Ueberzeugvng - aber Blicke einer nicht bloß angeeigneten Welt ansicht waren bas. uno der Anteil, den edle Freunde daran haben mögen, benimmt der EigeMümlio.keit nichts, die sich darin verkündet." Kunst un- Wissenschaft. Leipzig, 12 März. * llk. Konzert des Riedel-Vereins. Das Jahr 185,» bezeichnete in Franz Liszts Wciniorperiodc einen Höhepunkt. Damals begann der Meister die für die Einweihung der Basilika in Gran bestimmte große Feslmesie, die dann erst in Rom vollendet ward. Wie Beethoven und Bach in ihren beiden großen Messen in D-Dur und H-Moll, so tritt uns auch Liszt in diesem Werke als völlig subjektiv schallender Künstler entgegen. Die Grauer Messe aber ist aus drücklich für die Zwecke des Kultus gedacht und ge schrieben, in knapper Form sich der Wieder holungen enthaltend, soweit solche nicht dem doxologischen Charakter, z. B. des Kyrie, Sanctus usw., entsprachen. Liszts große, schöne Menschlichkeit verband sich hier so eng mit dem rein religiösen Moment, daß auch andere außerhalb des römisch-katholischen Bekenntnisses Stehende Anregung und Erbauung finden werden. So ward Liszt wie in seinem Chnstus-Oratorium, so auch hier auf kirch lichem Boden bei aller Strenggläubigkeit zum freund lichen Vermittler, dessen Rolle er ja im profanen Leben trotz der unbeugsamen Strenge seiner künst lerischen Prinzipien häufig und gern zu übernehmen pflegte. Denselben religiös - festlichen Charakterzug trägt Anton Bruckners Komposition des 150. Psalms. Aus voller Seele und vollkommen durchdrungen von religiösem Gefühl und Bewußtsein stimmt der Ton dichter hier ein Lob- und Danklied an von erhabener Größe und sein ganzes Wesen überwältigendem Ent zücke». Das Werl spricht durch sich selbst sür sich. Nach Auffassung der alten Mystiker war auch für Bruckner Gott überall und in allen Erscheinungs arten gegenwärtig. Im Größten wie im Kleinsten verspürte er mit aller Unmittelbarkeit sein Dasein, Wesen und Wirten und gab sich mit seinem gesamten Wesen diesem ihn beherrschenden Bewußtsein und inneres Leben spendenden Gefühl hin. Die Leitung des Herrn Richard 'Wetz förderte die durch das Städtische Orchester und den Orga nisten Herrn Max Fest wesentlich nntentüßte Aus- jührung der beiden Werke zu ansehnlicher Höhe. Einrge Tempi, z. B. im Gloria, erschienen als so temperamenrvoll ersaßt, jo daß zuweilen sich kaum noch e:ne Steigerung ermöglichte. Aber es war viel Stimmung im Ganze», und der Chor tat leine volle Schuldigkeit Von außerordentlicher Frische war die Wiedergabe des 150 Psalms, der noch weit mehr wirken tonnte, hätte Zuan das in Oklaoenjchritten ab- und auf- steigende Thema des Zwischeniaßes nur noch etwas ruhiger beginnen lassen wollen. Vortrefflich war das Soloquartett besetzt: im Benedictus z. B. über boten in Liszts wundervoll angeordneter Abwechse lung die Stimmen der Damen Elisabeth Ohlhofs, Paula Weinbaum, Louis Dornay und Dr Rosen ,hal förmlich einander. Von großer künstlerischer Wirkung war des öftcrn auch das Respondieren einzelner sich nachdrücklichster Deklamation be fleißigender Solostimmen mit dem Chor. Lugen 8eqvitr. * Ans den städtischen T1>eatern. Die morgige Auf führung im Neuen Theater „Cavalleria rusticana" und „Baja.zzo" mit Kammersänger Herold von der Kgl. Hvfoper in Kopenhagen als Gast beginnt wegen der umfangreichen Vorbereitungen zu „Par- sifal" ausnahmsweise erst um 1^8 Uhr. * Die Komödie „Der Ring" von Harry Kahn, deren gleichzeitige Uraufführung ini Oktober in den Kammerspielen in Berlin und im Münchner Schauspielhaus stattfindet, wurde soeben auch vom Hoftheater in Stuttgart und von der Neuen Wiener Bühne zur Aufführung erworben. Das Werk erscheint im Buchverlag und Bühnenvertrieb des Hyperionvcrlages. * Johannes Tralows neues Bühnenwerk „Die Mutter", das soeben unter Leitung des Dichters feine erfolgreiche Uraufführung am Bremer Schauspielhaus erlebte, soll au den drei P f i n g st f e i e r t a g e n cm Bergtheater Thale im Harz lHexentanzplatzl als Fe st vor- ft c l l u n g zur Aufführung gelangen. * Florentin Wehner, der jugendliche Held des Stadrtheaters in Memel, wurde nach erfolgreichem Gastspiel als Karl Heinz in „Alt Heidelberg" auf 3 Jahre als erster jugendlicher Held und Liebhaber an das Stadttbeater in Barmen engagiert. Als Schüler von Obcrregisseur Winds in Leipzig begann Florentin Wehner, ein geborener Leip- ziger. vor zwei Jahren als Volontär am hiesigen Stadttheater leine Büynentätigtelt. * „Peer-Gynt" - Gastspiele Les Lessing - Theater- Ensembles. Mehrfachen Aufforderungen folgend, wird das Ensemble des Berliner Lessing-Theaters in diesem Frühjahr in einer großen Anzahl deutscher Städte mit seiner erfolgreichen „Peer Gy nt"- Aufführung gastieren. Zunächst finden Gastspiele statt in Hamburg, Frankfurt a. M„ Hoftheatcr Karlsruhe, Köln, Hannover, Halle, Stettin, Chemnitz sonne in Prag gelegentlich der Maifestspiele. Anschließend daran werden weitere „Pcer-Gynt"-Auffühlungen in Wien, Pest, Peters burg und Moskau stattfinden. * Die Nachtvorstellung des Deutschen Bühnenklub» findet am Freitag, den 20. v. M„ im Berliner Metropoltheater statt. Zur Aufführung gelangt ,, D ie schöne Galathec ", die von Dr. Richard Strauß dirigiert und von Professor 'Max Rein hardt inszeniert wird, und „Eine Klabrias- partie", die von den Direktoren Herrnfeld für die Aufführung freigcgeben worden ist und auch von diesen in Szene gesetzt wird.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite