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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.03.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140313019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914031301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914031301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-13
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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/reusy. l3. Mürz lSl< Leip^>ttec ^agedtall. Nr. iso. Morgen-Nusgave. Sette r »WWÜWMI Kunst uncl wissensetiatt Ms Leipziger Kunstsalons. „Ebenso trifft die nwderne Radierung immer wieder der gedankenlose Vorwurf: die Formate der Platten und Blätter seien zu groh, Radierung gehöre von alters her in Mappen ufw. Durch di« modernen, narken, breitmalerisch wirkenden Pinseltechntken, Aquatinten, tritt di« Radierung, oder belfer Kupfer bung, vollwertig in die Reihe der Wandbilder mit narker, säMcr, im betten Sinne dekorativer Wir rung." Diese Apologie seines Schassens schrieb Alois Kolb im Jahre 1912 in der Broschüre „Die -tchnischen Kurse der Vorschule der König!. Akademie rür graph. Künste und Buchgewerbe in Leipzig". Leider hat er mich, „den der Graphik fremd gegcn- uberslehcnden Kunstschriftsteller" damals Lurch seine -chöpfunaen nicht von meinem „gedankenlosen Vor wurfs aboringen können, und heut werden, wo seine Mrte im Oberlichtsaale des Kunstoereins sicich Gemälden hängen, viele mit mir übereinstim- men: Kolb zwingt der Radierung Flachen und Wir kungen aus, die sie nicht erfüllen kann. Weil er monumental, nicht nur „dekorativ im besten Sinne" wirken will, werden den Körpern Lichter uitd Zchatten gegeben, die sie wie Leder oder Metall, nie wie Fleisch, erscheinen lassen; auf Grund dieser un- mögli<i>en Forderung an sein Material wird der Künstler gezwungen, auch zeichnerisch, wie in den Avancen der Tönung, zu übertreiben, so das; mail von dem guten Zeichner Kolb, und das ist er, wenig mehr spürt. Fiche werden zu Krallen, manches Bein u seltsamer Form gebogen. Allein mit der Per- onlichteit Kolbs selbst sdenn man spürt die Persön lichkeit hinter diesen Radierungen) könnte man sich abfinden; liefen m seinen Schülern von Max Brü ning bis Hela Peters u. a. m. nicht lauter kleine xolbc umqer, die nur nachahmen, wie er sich räuspert und spuckt, d. h. allein seine Schwächen. Es ist zu schade, Latz falsche Absichten hier ein gesundes latent auf falsche Wege geführt haben. Das Feld ver richtig verstandenen Graphik, die nicht mit Wand gemälden oder Freskobildern wetteifern will, rst vros; genug, daß ein Künstler wie Kolb reicke Be- ivligu'ng finde. Es gibt Kunstgesetze, die selbst oas Herne nicht umstoßen kann, diese liegen in den Be ringungen des Materials begründet. Gleichsam im Anschluß an das Jubiläum unserer Akademie hat der Kunstoerein noch einigen anderen Lrhrern unserer Kunstschule Platz gewährt. Leider Md Horst-Schultze und Fr: tz Rentsch, den ich als Mensch und Künstler ganz besonders schätze, nicht so gut vertreten, wie sie verdienten. Die Lrel wilder Horst-Schultzes zeigen den Künstler von meiner schwächsten -seit«, weder der Zeichner noch der Kolorist Horst-Schultze kommt in ihnen genügend zum Port. Von Rentsch sind größtenteils Skizzen und Studien ausgestellt, und Rentsch ist gerade einer der wenigen Künstler, wo das fertige Gemälde unendlich viel mehr als Li« Studie gibt. Bei ihm bleibt die -tudie, was das Wort besagt, Vorstufe. Wir heben ims also die Würdigung dieser Künstler auf bessere stunden auf. Sehr geschmackvoll repräsentieren panische Landschaften di« Kunst Hugo Steiner- Prags. Am wertvollsten erscheint nur Las „Stratzen- pild" und die „Taverne", die eine starke, gesunde Ent wicklung des Künstlers verraten. Di« Landschaften mit Len Bühnen erscheinen zu komponiert, vielleicht weil der Standpunkt mit stark verfeinertem, fast mochte man sagen, raffiniertem Geschmack gewählt ist. 5o arrangiert sonst nur der Theatermaler seine PMerie, und darum vermuten wir sie nicht in der Artur; doch vielleicht ist meine Unkenntnis und falsche Phantasievorstellung von Spanien meinem Urteil im kbege. auf alle Fälle stellt jedes Bild ein Stück guter Kalcret dar. Das wertvollste Stück Kunst verkörpert im Ober- lichlsaale Wil Howards „Porträtkopf". Hier spricht der geborene Plastiker zu uns, dessen vergeistig- icr Leistung gegenüber Earl Seffners Arbeiten wie W?rkftattstücke wirken. Mit diesem Werke ist nach meinem Erachten dem Künstler Howard der Weg ge wiesen, wer so viel Reichtum der Form als Plastiker lieht und bildet, einen Reichtum, den seine Gemälde mitunter misten lasten, der sollte immer den Mechel -mit des Pinsels führen. Im Eingangssaal sei noch der Nachlatzausstellung Karl Harders gedacht. Schade, Latz sie nur so ehrlich ausfällt. Wie der Künstler zeichnen konnte, verraten die großen Landschaftsentrviirfe, vor allem : e kleinen zarten Radierungen. Welchen Stimmungs- mudcr birgt solch ein kleines Blatt! Kann es nicht nner ganzen Wand Leben geben? Für den Por- nätisten Haider aber spricht nichts besser, als die A benstellung des Damenbildnistes von Glatter Gyula, der mit Recht Glatter hecht. Wie ich höre, ist die Dargestellte eine Leipziger Dame, schade; ich kenne in Leipzig mindestens 20 Künstler, die das bester gemacht hätten, und vielleicht fühlt sich mancher Alademieschüler mit Recht beleidigt, daß ich seiner nickt gedenke. Da» Beste an Malerei hat man allerdings mög lichst schlecht gehängt, und dabei ist Eugen Hamm Leipziger Kind. Atag seiner Kunst die Gegnerschaft Partsertum vovwerfen, was besagt'», da es eckst ge« füblt und ersaßt ist. Zu prüde Seelen werben an dem lobensvollen Fleisch des Künstlers Anstoß nehmen. Ach ja, leider vergessen noch immer so viel«, bah wir nackt in unseren Kleidern stecken. Mir sagt diese Kunst, di« echte Malerei ist, sehr vi«l. Vor allem liegen dem Künstler Frauenbildiuste und Land schaften. (,H-eldhammer als Hamlet' ist mitzlungen.j Wenn ich mir diesmal auf dieser Ausstellung des Kunstoereins, die recht gut und auswahlreich zu- sammengestellt ist, etwas kaufen sollte, es wär« Howards „Marmorbüste", Hamms „Marnebrücke" öder das „Bttdnis einer Pariserin". Im KunstsalonvonP. H. Beyer <L Sohn können wir wieder Lovis Corinths ung'lauo- liche Pinselkrast bewundern. Seine beste Kunst ver körpert das „Bildnis seiner Frau". Wie er aber auf „Oodipus und Antigone" Körperschatten malerisch hinstreicht, das zeugt von einer ganz seltenen Meister schaft. Willy Preetorius' Palette ist nicht gerade sehr nuancenreich, allerdings recht geschmack voll. Es scheint Las den Vorzug und die Schwache aller Buchkünstler zu bilden. Zn den Nebensälen hängen Zeichnungen und Bilder des zarten und guten Zeichners Max W o l f f h ü g e l - München. Sästlv«, daß man von diesem Künstler nur so karge Proben seines Könnens sieht. Aus dem Märkischen Künstler-Buno stech.n kein« hervorragenden künstlerischen Persönlichkeiten hervor. Gute im- pressionfftische Malerei, wie man sie alle Tage dutzendweis zu sehen bekommt. Vielleicht kann man Walther Miche, Karl Kayser-Eichberg mit Namen erwähnen. Der vorzügliche Graphiker Rolfs. Hoerschel- mann stellt wenig« Proben seiner gehaltvollen Kunst aus, die ihren Ausgangspunkt an künstlerischen Schattenrissen gonommen. Zn diesen Werken liegt unglaublich viel mehr Phantasie als in Otto Weigels-Leipzig Phantastik. Zusammenstellung unmöglicher Gebilde gibt niemals ein Ganzes. Phantasieschöpfungen wollen erschaute Visionen sein, nicht aus Teilen zusammengetvagen werden. Weigel, dessen Zeichnungen gute Akademiearbeiten sind, mutz noch viel lernen, ehe er sich an Probleme wagen kann, deren Lösung er jetzt unternimmt. Or. Ikobsrt Oorrvesd. Mtographensammler im Mertum. Das Sammeln von Handschriften berühmter Per sönlichkeiten ist heute eine weitverbreitete Liebhaberei. Die fast allwöchentlich stattfindenden Auktionen von einzelnen Städten und von ganzen Sammlungen, bei denen einzelne Autographen oft mit märchenhaft hohen Summen bezahlt werden, zeigen ein« immer grötzer werdend« Beteiligung, und größer als je ist heute das Interesse für schriftliche Aeutzerungen solcher Männer und Frauen, deren Nam« aus irgend einem Grunde auf einem Blatt der Menschheits geschichte verzeichnet steht. Man ist darum geneigt, diese Liebhaberei für eine Errungenschaft neuerer Zeit zu halten und zu glau ben, daß in früheren Zeiten die Freude an Handschrif ten nicht zu finden war. Das ist aber ein Irrtum, denn das Sammeln von Autographen ist in Wahr heit schon sehr alt, ja es gab sogar im Altertum schon „Autogvaphenmarder". So erzählt z. B. Strabo, der zur Zeit, wo Christus geboren wurde, lebte, ein gewisser Apellikon aus Athen sei ein so leidenschaftlicher Liebhaber von Auto graphen gewesen, daß diese Leidenschaft ihn sogar zum Diebstahl verleitet habe. Werl er aus einem Tempel der Minerva gewisse Dekrete stahl, di« zur Vermehrung seiner Autographensammlung dienen sollten, wurde er zur Verbannung verurteilt. Als der Apostel Paulus an die Korinther schrieb, sagte er: „Der Gruß in meinem Brief ist von meiner eigenen Hand", und die Christen knieten nun vor die sem heiligen Autograph fromm nieder. Mucianu», der unter dem Kaiser Vespasian dreimal di« KonsulwUrde bekleidete, besaß eine prachtvoll« Sammlung von Autographen, von der Tacitus spricht. Ebenso hatte Libanus, «in berühmter Sophist aus Antiochien, ein« sehr schöne Autographensammlung. Die Chinesen, di« in ihre Handschrift so verliebt sind, daß sie dieselbe für die schönste Zierde ihres Hause» halten, sind ebenfalls leidenschaftliche Autographensammler und bezahlen sie zuweilen mit ganz ungeheuren Preisest. Ein kleines Papier mit den Worten: „Der Kaiser be findet sich wohl", die von der Hand des Kaisers Kang-Hi geschrieben sind, der in der zweiten Hälfte d«s 17. Jahrhunderts in China regierte, wurde mit erstaunlich Hohem Preise bezahlt. Lange Zeit glaubte man, daß alle Hand schriften des Confucius, der ungefähr 300 Jahr« vor dem Beginn der christlichen Zeit rechnung gestorben ist, verloren gegangen feien. Dor ungefähr 10 Jahren wurde indes ein« von seiner Hand geschriebene Martine, die nur zw«i Zeilen füllte, anfgefunden, und sie wurde dem glücklichen Finder für die Summe von ungefähr einer halben Million Franken abgekauft. Die Chinesen haben für di« Handschrift ihrer Väter eine ebenso große Ver ehrung wie für die Asche derselben. Die Schrift ihrer Vorfahren ist für sie ein Hauch ihrer Seele. Sie drücken das durch die rührenden Worte aus: „Unsere Vorfahren vermachen uns so den Teil, d«n si« am Leben hatten." XX. Gewandhauskonzert. Zwei Sinfonien, beft« in Es-Dur, umgrenzten das gestrige Programm. Mozart und Haydn — selten genug erscheinen sie, nicht nur.bei uns. sondern auch anderswo. Je weiter der Abstand wird der Zeit nach, desto stärker be ansprucht die neue Zett ihr Recht. Auch die Begriffe ändern sich. Daß Zoh. Fr. Reinhardt einst begeisterr berichtete von der Ausführung der „großen" Sinfonien Haydns im Pariser Konservatorium, will uns kaum noch in den Sinn. Und doch bewies solch ein Werk gestern wieder einmal seine ungeschwächte An ziehungskraft. Wiederholt hatte Herr Professor Arthur Nikisch den Dank entgegenzunehmen für die klangschöne uno subtil ausgefeilt« Darbietung der Sinfonie „mit dem Paukenwirbel". Von lebhaftem Interesse begleitet war das Auftreten der un.er Herrn Arthur Barths Leitung stehenden Berliner Makr gal- vereinigung. Die Damen Freund, Haenisch, Eschmcnt. Hetz und Berg und die Herren Weiß, Schubert, Lcderer-Prina und Harzen-Müller Haven sich vor trefflich zusammen eingesungen. Vor allem scheint die Stärke der Vereinigung zu liegen in der außer ordentlich feinen Ausarbeitung auch der geringsten Einzelheiten. Gerade im Pianifsimo ward des öfteren die bedeutendste Wirkung erreicht, ebenso im ruhigen An- und Abschwellen des Tones. Madrigal kompositionen aus dem Sei- und Settecento wurden vorgetragen, Werke von ganz auserlesener Schönheit der reinen klanglichen Wahrnehmung wie auch häufig von geradezu frappierender Charakteristik und von echter Poesie durchleuchteter und erwärmter Stimmung. Auf ernsten Ton erklangen z. B. Claudio Monteoerdes fünfstimmiges „kirn I'uniwn mia", Pierres Certons n'il ovuvient", John Bennets melancholisches „Fließet dahin, ihr Träume" und Hans Leo Haßlers lsi'chsstimmiaesj tiefbetrübtes „Ich scheid' von dir". Ent zückend nahm sich Galto-dis ,,-^l mannnrar" aus, «in musikalisches Idyll, gleich anfangs mit mancherlei überraschenden tonmalerischen Effekten und der zier lich scherzhaften und galanten Wenduirg zum Schluffe hin, daß alle Herrlichkeit der Mus«n und Nymphen samt Apoll ihren Zauber einbütze allein schon bei Nennung von schön Doris Namen. Ebenso reizend erklang Jakob de Werrs „ffu jour jv m on al.rü", dessen Refrain dis Künstler allerliebst und mit aus gesuchter Finesse in scharf stakkierendem Pianifsimo gaben. Ein Stückchen derbe Ironie war Antonio Scandellis Madrigal, „ttonrorvo wattonna!" und äußerst humorvoll gehalten Thomas Morleys Tanz lied „Feu'r, Feu'r!", ein kleiner Vierzeiler in fünfstimmigem Satz, besonders auch drastisch wirkend durch die durch alle Stimmen in schnellem Wech sel hindurchgöhendsn scherzhaft angstvollen Rufe. Dank auch des zierlichen dreistrophigcn Textes nahm sich Haßlers Gagliarda „Mehr Lust und Freud " gar reizend aus, und den Beschluß bildete Hans Christof Haidens „Mach' mir ein lustig's Liedelein", eine amüsante altväterische Kompositionsanleitung in Rei men und derart mit Synkopen versetzt, daß die tech Nischen Schwierigkeiten zsvar unvermerkt anwuch'en. aber die Wirkung um so durchschlagender war. Lange schon versunken hinter uns ist jene Klang- und Sang welk, darin diese Dichtungen mit ihrer Musik ent standen. Aber nach wie vor ist des Menschen Emp finden sich gleich geblieben. Die Zuhörerschaft kam daher sogleich in unmittelbaren innerlichen Könner mit dieser alten und doch noch so jugendfrtschen Musik und spendet« der Barthschcn Vereinigung sichtlich künstlerisch angerogt den leblxntefffn Beifall. l^ux^n * Tie plastischen Bühnenbilder in der Leip ziger Parsefalaufführung heiliger Wald und Blumenaue wurden zur Ausführung nach Entwürfen von Prof. Engels München dem Atelier Proh Lütke meqer übertragen. * Das deutsche Gesamtgastspiel in Petersburg wurde, wie gemeldet wird, unter der Direktion von Philipp Bock im Kaiserlichen Michecl-Theater mit Töpfers Lustspiel „Des Königs Befehl" und Moliercs „G e l e h r l e n F r a u c n" eröffnei. E r n st o. Possart ist zu vierwöchigen« Gastspiel tu Peters burg cingetroffen und wurda von deut chcn und russi schen Verehl»:n lebhaft gefeiert. * Di« Studentenschaft der Tierärztlichen Hochschule in Wien beichloß, wie uns vo > dort telcgravl.ifch gemeldet wird, ad heute in den Streik zu treten " Der Bildhauer Johanues Benk gestorben. Wie uns aus Wien telegraphisch gemelcet wird, ver schied dort der bekannte Bildhauer Professor Jo hannes Benk. In Wien war er Franz Bauers und in Dresden Hahncls Schüler. Ein hervorragendes Talent bewies er in dekorativen Statuen für die Votiotirche in Wien wie in -ahl- reicken Gruppen, von denen Genoveva, Amor und Psyche und die Flucht nach Aegypten genannt seien. Er sland uurer antiken Einflüssen. Eine feine Grazie gab seinen Werken das Gepräge. Für die Waffenhalle des Arienals schuf er eine tolossctte Gruppe der Austria «wuchen der geistigen' und materiellen Kultur, ebenso bedeutende Statuen für verschiedene öffentliche Gebäude, wie das Burg theater und die Wiener Mineen und einige wunder volle Grabdenkmäler. Benk ist sieb;ig Jahre alt geworden * Hochschulturs« für Dramatische Kunst sind, unter Unterstützung der „Vereinigung künstle ri sch er B ü h ne u o o r st ä n d e" und der „Genos senschaft deutscher Bühn en angehöri ger" für die Zeit vom 13. April bis 1. Akai 1911 in den Räumen der Universität Jena geplant. Sie be zwecken in erster Linie Erkenntnis und Lehre der Kunst und sind als methodische Anregung und Unter weisung gedacht für Damen und Herren, die im Lüh nenberuf: stehen oder sich diesem widmen wollen, so wie Schriftsteller, stehen aber auch allen anderen In teressenten offen. Der Lehrplan umfaßt folgende Fächer: Allgemeine Aesthetik und Kunstlehre, Aesthc- tik der dramatischen Kunst, di« deutsche Bühnen sprache, Shakespeare und das englische Drama, das französische Theater in seiner Eigenart und Geschichte, deutsche Theatergeschichte, modernes Theater in Eng land, di« Kumt der Regie, Dekorations- und Ma schinenwesen, Nollenstudium, Regieübungen, drama turgische Hebungen, Sorachtechnik, Ibsens Dramen, Üvagners „Parsifal", kunstgeschichtliche Stilkundc, historisches Fechten, französische und englische Aus sprache. Als Dozenten wirken neben Professoren d«r Universität namhafte auswärtig« Fachleute. Leiter der Kurs«: Univ.-Prof. Dinger, früher Drama, turg am Hoftheater in Meiningen. Da bas Unter nehmen nicht aus Erwerbsrücksich-ten, sondern ledig lich im Dienst der Sache geschieht, ist der Preis der Teilnehmerkarte möglichst niedrig bemessen. Pro spekt und ausführlicher Lehrplan ist von der Geschäfts stelle Jena, Am Landgrafen 2, auf Verlangen umsonst zu beziehen. ' Antonio Salinas, der Direktor des Museums in Pnler m o, ist, wie gemeldet wird, im Alter von 70 Jahren gestorben. Er war einer der bekann testen Archäologen Italiens und bat mehrfach auch das deutsche Kaiserpaar auf seinen Reifen in Sizilien begleitet. Geboren am 19. November 18-11 in Pa lermo, hatte er zuerst in seiner Vaterstadt, dann in Berlin und Paris studiert, war zuerst Archivbeamter, dann Leutnant in der Armee Garibaldis geworden, bis er nach längeren Reffen in Deutschland. Griechen land, England und Frankreich 186ö außerordentlicher. 1867 ordentlicher Professor an der Universität Palermo wurde. Der gute Name. 22j Roman von Georg Engel. ^op^rixbt 1912 kx Lrsrlllsin L 0o. ci. w. d. II. Üben schien er die Antwort gefunden zn wen, da erstarb ihm das Wort auf den Lippen id seine Blicke umspannten wild und ungläubig ie nahe Tür, durch die eine wankende Gestalt, ie im Rausch, hereinirrte, und an dem Ccktisch liaminenbrach. „Sein Vater!" „He, he, nun wird's heiter," flüsterten ein eaar Kürassiere. „Champagner!" stammelte der Kranke, und blinzelte wie irre in die zuckenden Gasflammen hinauf, als müßte er auch den kleinsten Licht- i'.rahl in sich hineintrinken. „Ah — Sie suchen wohl Ihren Herrn Lohn?" fragte der Oberkellner, indem er er staunt den stadtbekannten Mann musterte. „Dort rechts." Und in der Meinung, dem Kapitän einen ,Mz besonderen Dienst zu erwaisen, führte er den gänzlich Verzückten an den Tisch der Tafeln- Ven. „Champagner!" bestellte der Gierige noch c nmal und leckte sich dürstend die Lippen, „aber - aber —" Mit weit anfgerissenen Augen blieb er Plötz- lich stehen und starrte in schlecht verh.hltcm Cnt- 'cyen auf den unbeweglichen Kapitän, dessen staunes Gesicht eine kupferne Röte überzog. Cisige Ruhe begleitete dieses seltsame Schau- spiel. „Ade, Abgeordneter!" murmelte der Laud- rat vor sich hin. „Das kam zur rechten Zeit." "Ihr Herr Vater?" fragte der Regierungs rat mit unveränderter Miene. Holstein rührte sich: „Zu dienen, Exzellenz." Er erhob sich ruhig, und rückte einen neuen Stuhl an den Tisch. „Baron Hellmut von Hol stein, mein Vater," stellte er, ohne die geringste Unruhe merken zu lassen, vor. „Ist der Mensch toll?" flüsterte ein Groß kaufmann seinem Nebenmanne zu, der vor Er staunen den Mund nicht zubringen konnte. „Eine enorme Frechheit!" Der alte Baron hatte unterdessen die Si tuation begriffen, und ein Teil seiner alten Vcrstellungskunst kehrte zurück. „Offenbar," kalkulierte er, „will mein bra ver Sohn diese Leute nicht wissen lassen, daß zwi schen mir und ihm nicht die geringsten Be ziehungen obwalten, und hier kann ich dem Hochnäsigen ein klingendes Stückchen ausspielen." Nach dieser Ueberlegung machte er der Tafel runde sein Kompliment, und sah mit stillem Ingrimm, daß sich keines dieser steifen Häup ter zu einem Gegengruß neigen wollte. Dann aber streckte er mit seinem gewöhnlichen Pathos dem Kapitän beide Hände entgegen und rief freudestrahlend: „Wie geht es dir, mein lieber Sohn? Ich wäre schon früher erschienen, aber weißt du, he, he, meine liebe Marie, deine schöne Mutter, läßt mich ungern fort. Wir haben doch heut das Vergnügen, dich zum Souper bei uns begrüßen zu können'?" Eine Mücke hätte durch das Zimmer fliegen können, man hätte den Schlag ihrer Flügel ver nommen, so still >var es in denr Gemach. Allein dec Kapitän schien an einer merkwür digen Taubheit zu leiden, denn so oft auch der Baron seine freundliche Anfrage wiederholte, immer sprach der Sohn gerade nach rechts oder links, bis sein würdiger Erzeuger ein unge meines Gefallen an der Erforschung englischer Schaltiere bekundete und seine aufhciternden Ge spräche eittstclltc. Nicht ein lautes Wort wurde mehr ge sprochen, alle wünschten nichts sehnlicher, als daß der kahlköpfige Regierungsrat diese pein- liche Sitzung so bald wie möglich aufhebe. „Schade," flüsterte der entsetzte Großkauf, mann von vorhin, „ich hätte gerne das Eisen für die Boote geliefert vorbei!" Plötzlich entstand eine Bewegung an dem Tisch. Die Exzellenz erhob sich und machte dem Kapitän eine dankende Verbeugung. Holstein reichte dem Würdenträgen die Kopfbedeckung her über, und in demselben Augenblick erhoben sich auch die anderen Gäste. Ein leises Atmen ging durch das Zimmer, alle waren gespannt, in welcher Form sich der fremde Gast von seinem Wirt verabschieden werde. Nur der letztere schien die allgemeine Auf regung nicht zu teilen, ja, seine Stimme klang so kühl wie möglich, als er mit nüchterner Ge- schäftsruhc den Aufbrechenden fragte: „Darf ich Eure Exzellenz morgen noch ein mal auf meinen Werften erwarten?" „Bedaure," entgegnete der Regierungsmanu ebenso kalt und streifte sich die Handschuhe auf, „unmöglich!" Von dem Offizierstisch her drang ein unter- drücktes Kichern. .Ha, ha, so etwas hatte man ja erwartet. Mit unverminderter Höflichkeit öffnete der Kapitän seinem Gast die Tür. „Das ist etwas anderes," entgegnete er frostig, „die Dispositionen von Exzellenz wage ich natürlich nicht anzufechten." Er neigte sich zum Abschied. Der Rcgierungsrat stand bereits auf der Schwelle, hier wandte er sich noch einmal und warf geschäftsmäßig, wie immer, über seine Schulter zurück: „Anfechten? Würde Ihnen auch nichts nützen — den Auftrag haben Sie — und mein Vorschlag bleibt Ihnen auch. Revoir!" Durch das „Gelbe Faß" ging ein Nturmeln, wie wenn -ein Bach unvermutet steigt. Inr nächsten Augenblick hörte man eine Equipage draußen von dannen fliegen. Hervorragende Männer sind höflich, und Ausnahmen oestätigen die Regel. Die kahlköpfige Exzellenz hatte wohl nur aus Zerstreutheit versäumt, von dem Landrat Abschied ziz, nehmen. 9. Marie wandelte die letzte Zeit wie im Traum umher und schloß absichtlich die Augen vor allem, was ihr Gatte tat. Sie schien nicht zu bemerken, daß er nach dem Frühstück im „Gelben Faß" von ein paar gütigen Straßenjungen total berauscht nach Hause gebracht worden war, sie überhörte »eine wirren Fieherreden in der Nacht, ja, sie glaubte ihm sogar, daß ihm das Armband, welches am nächsten Morgen aus seiner Tasche gefallen war, von einem ehemaligen Standesgenossen zum Verkauf übergeben worden sei. Holstein hatte eine schlimme Nacht voll wirrer Träume gehabt. Bon seiner zweiten Ge- mahlin hatte er geträumt und ihrem Tode. Da war doch etwas gewesen — ein Testament für seinen Sohn — ccn Nachtrag — dieser . . . dieser Lossau, der krüpplige Diplomat hatte ihm doch einmal etwas erzählt von einem — — einen: TestamcntS-Nachtrag — — — Er stürmte im Zimmer umher, riß alle Schreibtischschubsächer auf und wühlte in alten Briefen umher. „Nein, nein," stammelte er und faßte sich mit beiden Händen an die Schläfen, „ich bin etwas schwach heute — die scharfe Wcinsitzung von vorgestern — ich —" verteidigte sich Hol stein ängstlich vor sich selber und raffte sich zusammen, aber seine Gedanken flogen unauf- haltsam vorwärts, immer dem einen Worte vor aus, das er aufgefangen hatte: „Nachtrags- Testament!" Wenn er es hätte, wenn er es ans Tages licht ziehen könnte! Es mußte etwas Großes daran hängen. Aber was war das für eine Schrift, und wo lag sie, wo — wo? Er stieß einen klagenden Ruf aus und Uetz seine Blicke wild umherschweifen. (Fottsttzung in der Abendausgabe.)
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