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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.03.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140313019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914031301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914031301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-13
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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Seile 2. Nr. lZS. Morgen-Nusgüve. Leipziger Logedtaa. /reuag, »3. März l914. pegau erklärt haben, sic würben im Falle einer Stich wahl zwisck>cn dem »ationalliberalcn und dem sozial- demokra tische» Kandidaten lieber sozialdemokratisch wähle», sie hat im Zusammenhang damit behaup tet. wir wüssten doch ganz genau, daß es sich hierbei nm „drei Versionen" in bezug aus den Zeitpunkt die ser Aeußerungen handle, und hat schließlich von ..kurzbeinigen, Unsug" gesprockzen. Wir haben nicht die geringste Veranlassung, aus die Verlegenheits aussätze des Berliner agrarische» Blattes einzugehen, da wir bereits unterm 8. März von der Schrift leitung der „Sachs. Umschau" zu der Er klär u n g ermächtigt worden sind, daß jene Aeuße- rungen tatsächlich mit Bezug auf den jetzigen Wahlkampf gefallen seien, und daß die „Sächs. Um schau" bereit sei, jeden einzelnen Fall vor (bericht durch Zeugen zu beweisen. 0er Weltpostverein. Nach dem Beitritt Chinas zum Weltpostver ein, von dein Staatssekretär Krackte bei Be ratung des Postetats dein Reichstage Mit teilung machte, wird zunächst keine weitere Aus dehnung des Machtbereiches des Weltpostvereins zu erwarten sein. Der Beitritt Chinas ist der Schlußstein der iZdee Stephans. Der Welrpost- verein zählt jestt 140 Länder als Mitglieder, ausgeschlossen von ihm sind nnr noch einige Seile Aiiens nnd das innere Afrika, Teile, die für einen Wetlposlverkehr nicht in Betracht kom men. Bisher umfaßte der Weltpostverein einen Ftächemnhall von 117 Millionen Quadratkilo metern mu l27.'t Millionen Cinivohnern, durch den Beitritt Chinas vergrößern sich diese Zahlen bedeutend ans 128 Millionen Quadratkilometer mit 1048 Millionen Einwohnern. Ctiva 28 Mil lionen Menschen bleiben somit noch vom Welt postverein ausgeschlossen (Afghanistan, Arabien, inneres Afrika-. Der Beitritt Chinas zum Welt postverein konnte trotz seiner alten Kultur erst letzt nach der umfassenden Reform seiner Post eriolgen, cs hat dies alterdings mchr als 20 Zähre gedauert. Bemerkenswert ist, daß durch den Beitritt Chinas mit einem Schlage mehr Menschen dein Weltpostverein zngesiihrt werden, als dieser bei seiner Gründung anfwies. 1874 tonnten .15,o Millionen Menschen von den Cin- richtnngcn des Weltpostvereins Gebrauch machen, China zählt setzt Millionen Menschen. Reben China treten jetzt auch Tibet, Turkestan, Man dschurei und Mongolei dem Weltpostverein bei, da diese Gebiete von der chinesischen Polt be dient werden. Vas französtsthe ka-ergesetz. Zn der sranzösiscljen Kammer fand am Doniiers- tag, wie aus Paris, 12. März, berichtet wird, die Erörterung der Frage der drei- und zweijährigen Dienstzeit statt sowie die Beratung über das Kader gesetz und über die Effektivbcstände der verschiedenen Waffengattungen. Iaurös erklärte, der Entwurf mache die Rückkehr Huu Zweijahresdienst unmöglich. Er nannte den Entwurf ein Blendwerk. Der Entwurf fordere z. B. Pferde für neue Regimenter, während die jgtzm Hetzt nöligen Pferde für die vorhandenen Regiinemer fehlten. Ferner verlange er neue Offiziere und Unteroffiziere, während sci-on jetzt 2300 Offizier- und «M>0 Unterofsizierstellcn nicht besetzt seien. — Iautt-s tadelte den Entwurf, weil er an der Grenze selbständige Regimenter von Reservisten schassen wolle, während man früher sich immer scl-eute, eine zu große Anzahl von Reservisten den Regimentern einzuvcrleiben. Das Dreijahresgesetz wird unter der sozialen, finanziellen und wirtschaftlichen Last zugrunde gehen. Wenn das Parlament sich weigert, cs abzuschaffen, werden die Sozialisten jn dieser Sache einen Appell an das Land richten. <Beifall auf der äußersten Linken und auf ver schiedenen Bänken der Linken. Im weiteren Ver laufe der heutigen Vormittagsdebatte über das Kadcrgesetz wies Deputierter Lcfüvre auf die wohltätige Wirkung des Dreijahrs gesetzes hin, an dem man gegenwärtig aus Rücksicht aus die Wählerschaft nicht rühren wolle. Wenn eine Regierung aus ihre eigene Verantwortung einen neuen Entwurf einbringen werde, dann werde man denselben prüfen, aber einem parlamentarischen Initiativanträge, durch den die Dauer des militärischen Dienstes abgekürzt werden sollte, werde sich eine entschlossene Mehrheit entgegen stellen. (Bewegung.) Frankreich ist fried lich; es hat sein Unglück nicht ver gessen, aber es ist überzeugt, daß ein Krieg eine solche Katastrophe für alle Nationen wäre, daß es niemals die Verantwor tung übernehmen wird, ihn zu entfesseln. Es handelt sich nicht darum, die Vergangenheit zu regeln, sondern darum, die Gegenwart zu verteidigen. Nicht ein Gedanke der Revanche beseelt Frankreich, sondern der Wille zu leben und s i ch zu verteidigen. Die Waffe ist drückend and kostspielig, aber weniger schwer und weniger kost spielig als es die Niederlagen wären. (Lebhafter Beifall.) Heute sind 289 099 Mann an der Ostgrenz« zur Verteidigung des Vaterlandes bereit; das ist ein erhebender Trost für diejenigen, die für das Drei- jahrcsgcsetz gestimmt haben. (Lebhafter Beifall.) — Mehrere Deputierte beantragten den Mauer anschlag für die Rede Lcfevrcs. Die Sozialisten beantragten hierauf den Maucranschlag für die Rede Iaur«s. Auf Ansuchen Leftvrcs wurden jedoch die Anträge auf Anschlag beider Reden zurückgezogen. der König von Albanien an sein Volk. König Wilhelm von Albanien hat am Donnerstag, wie aus Durazzo, 12. März, draht lich gemeldet wird, folgende Proklamation erlaßen: Albanier! Heute tritt das freie und un abhängige Albanien in einen neuen Ab schnitt seiner Geschichte ein. Das Geschick des Vaterlandes ist von nun an den Händen seines Königs, der Weisheit der Regierung und der Tüchtigkeit der Vaterlandsfreundc anvertraut. Der Weg, der vor Uns liegt, ist lang und voll Hindernisse; aber kein Hindernis ist unüberwind lich für ein Volk mit ruhmreichen Ueber- lieferungcn und altehrwürdiger Ge schichte, für ein Volk, das, wie Ihr, den festen Willen hat, zu arbeiten und fortzuschreiten. Unsere Pflicht und diejenige Unserer Nachfolger wird immer sein, auf das Wohlergehen der Nation mit allen Unseren Kräften be dacht zu sein. Von diesen Gefühlen beseelt, haben Wir aus Euren Händen die albanische Krone angenommen. Albanier! In dem Augenblick, wo Wir den Thron besteigen, erwarten Wir, daß Ihr Euch alle um Euren König schart und mit Uns an der Er füllung Unserer nationalen Bestrebungen arbeitet. Wilhelm. Heer un- Flotte. England! gegen die Zeppelin-„Ungeheuer". Man weiß es nicht erst seit heute, daß England aufs eifrigste bemüht war, den gewaltigen Vorsprung Deutschlands in der Luftschiffahrt, den ihm seine Zeppeline auf lange Zeit hinaus sichern, durch den Bau eigener Starrluftschiffe oder mindestens durch d«en Erwerb eines Zeppelinlustschisfes wieder wett- zu machen. Es muß daher um so überraschender auf uns Deutsche wirken, wenn wir neuerdings Stimmen aus England vernehmen, die sich in krassem Wider spruch zu den verzweifelten Anstrengungen der Eng länder setzen, ein dem Zeppclintyp gleichwertiges Starrlustschiff an Vic Seite zu stellen. Es scheint, als seien der englischen Heeresvcrwaltunq ganz wie dem Fuchs die Trauben zu hoch, und cs macht einen mehr Kind und Natur. Vom Kgl. Gartenbaudirektor Zahn, Berlin-Steglitz, Kind und Kunst ist eine in heutiger Zeit sehr Imufig gebrauchte Wortverbindung, vielleicht auch deshalb, weil cs sich ebensogut spricht wie anhört infolge des Wohltlanges der Alliteration. Dagegen wird Kind und Natur fast gar nicht miteinander in Verbindung gebracht. Und doch wäre es eine zwingende Notwendigkeit in unserer so schnellebigen nnd hastenden Zeit, die, zu stark auf das Reale und Zweckmäßige gestimmt, ein wenig mehr Besinnlichkeit und Ruhe gebrauchen könnte, und nicht zu vergessen, sogar schon im Kinoesalter. Das Kind der Großstadt ist in Vieser Beziehung am meisten zu beklagen. Es ist naturfrcmd geworden. Das Verlorene zurück- ,zugewinnen ist eine dankbare Ausgabe. Können wir auch Natur im wahren Sinne nicht zurücktragen in das Häusermeer der großen Stadt, so können wir doch Liebe zur Natur wieder lehren in der Liebe zur Blume, zur Pflanze. Kind und Pflanze sei daher eine allerseits anzustrcl>ende Verbindung. Diese ist nicht etwa gesucht. Ich möchte vielmehr behaupt'», beide gehöre» ohne weiteres eng zusammen. Wir sprechen von Menschcnknospen, entnehmen also der Blumcnwelt eine Ausdructssorm für Kind. Der Kindergarten nimmt, wie der Garten der Blumen und Pflanzen, die Kleinen in seine schützende Obhut und Pflege. Zur Weihnachtszeit ist von vielen Lippen das Lied erklungen: „Es ist ein Reis ent sprungen." Es enthält in seiner ersten Strophe den Vers: „und hat ein Blümlein bracht mitten im kalte» Winter." Also auch hier wieder der Vergleich des Kindes, sogar des Ehristuskindcs. mit einem Blümlein. Das möge genügen als Beweis, wie nahe Kind und Blume zusainmcngchören. Die Blumen liebt das Kind, und eine seiner größten Freuden ist es, sic zu pflücken am Wegrand und auf der Wiese, im Wald. Es ist nicht nur das Streben nach dem Besitz allein, es ist wirkliche Freude an der Blume, an der Farbe; selbst unscheinbare Blütchen und Grashalme vcr- einigen die kleinen Fäuste zum Strauß und dringen sic der Mutter. Beobachten wir. wie verschieden die Blumen seitens der Kinder behandelt werden, so können wir hieraus gar wichtige Schlüsse aus Cha raktereigenschaften ziehen, gleich richtig für Buben und Mädchen. Das eine bat Blumen gepflückt, ist voller Freude über die zarten Formen und Farben, doch wenn sic beginnen die Köpfchen zu hängen, dann senkt sich auch des Kindes Kops i» Trauer, so daß cs des Trostes bedais: „Warte nur, wenn sic zu Hause im frischen Wasser stehen, dann rickftc» sic sich wieder aus." Dies Kind hat die rechte sorgende Liebe, ist mitfühlend, und alles Ungemach seiner Mitmenschen trifft auch sein kleines Herz. Ein an deres Kind wirft die welkenden Blumen achtlos in d-en Staub der Straße, das Mitnehmen lohnt ihm nicht mchr. So sind die Oberflächlichen, denen auch die Mühe, den Blumen täglich frisches Wasser zu geben, zu groß ist. Und nun der Gewalttätige, durch dessen sausend geschwungenen Stock die Blütenköpfchcn vom Stengel getrennt werden. Oft mag es jugend licher Uebermut sein; dann wird eine leise Mahnung und Aufklärung, daß die Pflanzen auch lebendige Geschöpfe Gottes sind, sofortigen Erfolg haben, auch «ür die Zukunft Beachtung finven. Wo es nicht der Fall ist, die Tat sich wiederholt, wird zum Schmerz der Eltern aus ein wenig zartes Gemüt geschlossen werden können. Doch bestehl Vic Hoffnung auf Besserung, wenn mit dem ständigen Verkehr mit Blumen und Pflanzen das Interesse für sic erwacht, wenn es von den Kindern auch übergeht auf die Er wachsene». So kann die Beschäftigung mit den Blumen geradezu ein wichtiger Faktor in der Er ziehung nicht nur v.'s Kindes, sondern sogar des Volkes werden. Dazu bedarf die Großstadt ganz anderer Mittel als die kleinere Stadt, die vielfach noch einen blühen den Kranz von Gärten besitzt, als das flache Land, wo die Jugend in der "Natur nuswächsr. Das freie Land, der Garten wird kleiner und kleiner, verringert sich bis zur Größe des Blumenkastens auf dem Balkon, bis zu dem Blumentopf im Fensterbrett. Bei diesem beginnt in der Großstadt die Erziehung zur Pflanzen liebe. Städte wie Berlin, Hannover und hoffentlich noch recht, recht viele andere stellen den Schulkindern kostenlos oder gegen geringes Entgelt von kN Pf. für Zimmerkultur geeignete Pflanzen zur Verfügung. Gartenbauvereinc fördern diese Bestrebungen, Gärtnereibesitzcr steuern aus ihren Vorräten Planzen bei; die Stadtgärtnerci Vars nicht zurückstehen, und so kommen Hunderte von Topfpflanzen zur Ber- teiluiig. In der Schule werden über die Behandlung und Pflege einige kurze Erläuterungen gegeben, und im Herbst ist der große Augenblick, wenn die Kinder mit ihren Pfleglingen zur Schau, Begutachtung unv anschließenden Ausstellung antretcn. Manche Blume fehlt, denn der Pfleger oder die Pflegerin hatte die Lust verloren und ihren Pflegling ein. trocknen lassen. Manche lassen in ihrer Entwicklung zu wünschen übrig, denn die dumpfe Stubenluft, die fehlende Sonne hat trotz liebreicher Pflege Wachstum und Blütenansatz beeinträchtigt, und wenn wir das Kind neben seiner Blume sehen würden, könnten wir wohl mancherlei Verwandtes in Aussehen und Ent wicklung beobachten, auch den traurigen Blick, ost mit ein wenig Neid gemischt, mit dem das Augcnpaac den kräftigen Pflanzen in bestem Aussehen folgt. Ihnen ist ein Preis sicher. Stolz sind ihre Besitzer auf die Anerkennung, die vielfach in Ueberweisung einer schwieriger zu behandelnden Pflanze besteht. Da heißt es nun sich der ersten Erfahrungen zu er belustigendcn als überzeugenden Eindruck, wenn sich ein maßgeblicher Fachmann im „Asrican Enginec- ring" dahin vernehmen läßt: „Wir haben die Hoffnung noch nicht ausgcgeben, daß eines Tages Deutschland in seinem eigenen Interesse die Nutzlosigkeit weiterer Geldopfer für Zeppelinluftschisfe einsehen wird. Wir haben es vor einigen Jahren wissenschaftlich ausgeführt, daß sie zu Fehlschlägen verdammt seien, daß sic in der Tat nicht von dem geringsten praktisct>en Nutzen seien. Wieviel Kriegsschiffe Hütte Deutschland mit dem Gclde bauen können, das an die Zeppeline verschwendet worden ist, und wieviel Menschenleben wären erhalten geblieben, wenn Deutschland un serem Rate gefolgt wäre, als das erste dieser lächerlichen Ungeheuer fertig war!" Dieses in mehrfacher Beziehung erstaunliche Urteil eines Fachmannes läßt es tatsächlich völlig unver ständlich erscheinen, warum die Engländer sich noch immer krampfhaft bemühen, einen „Zeppelin" zu bauen. Aber cs ist ganz die gleiche Erfahrung, Vie man auch in Frankreich machen konnte. Als dort das Nachkonstruiercn des Zeppelins ein klägliches Fiasko erlitt, konnte man allerorten in Frankreich das Urteil hören, aus die Zeppeline komme es gar nicht an, nur die Fluamaschine sichere heute die Luftherrschaft. Nun, lassen wir ruhig Franzosen und Engländern Vic im obigen Urteil ausgesprochene Hoffnung! Deutsches Reich. * Der Kaiser wohnte der „Nordd. Allg. Ztg." zu folge am Donnerstag im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten einem mit der Vorführung zahlreicher Modelle verbundenen Dortrage bei, der von dem Vortragenden Rate im Ministerium Ge heimen Obcrbaurat Hoogen über Anlagen zur Sicherung des Eisenbahnbetriebes ge halten wurde. Nach einem Ucberblick über die mit dem Eisenbahnbetriebe verbundenen Gefahren und die Ergebnisse der Unfallstatistik erörterte der Vor tragende die Sicherungsvorrichtungen, die in Deutsch land und anderen Staaten mit dichtem Eisenbahnnetz und starkem Verkehr in Anwendung sind. Es wurden die zur Sicherung der Zugfahrten dienenden ver schiedenen Streckenblocksysteme besprochen. Besondere Berücksichtigung fanden auch die Vorrich tungen, die das Ueberfahren der Haltesignale ver hüten sollen. Dabei wurden die auf den preußischen Staatsbahnen in Versuch befindlichen Sicherungs vorrichtungen im Modell vorgeführt. — An den Vor trag, zu dem auch die höheren Beamten des Mi nisteriums geladen waren, schloß sich ein Frühstück an, an dem der Kaiser nebst Gefolge sowie Vertreter von Handel, Finanz und Industrie teilnahmen. * Der Kaiser an die Besatzung des kleinen Kreuzers „Bremen". Der Kaiser hat an das Kom mando S. M. S. „Bremen" folgende Allerhöchste Order gerichtet: Nach fast zehnjähriger Aus- landszeit ist mein kleiner Kreuzer „Bremen" in die Heimat z u rü ck g e k e h r t. Ich entbiete hierzu der Besatzung meinen kaiserlichen Gruß. Mit Genugtuung habe ich während der ganzen Jahrzehnte verfolgt, wie das Schiff überall, wohin immer Aufgaben es führten, mit Ehren und Erfolg seine Flagge gezeigt hat. Mehr als anderen Schiffen meiner Marine war es ihm vergönnt, zu Wasser und zu Lande in Notlagen helfend einzugreisen, die Anhänglichteft an das alte Vaterland bei den Aus ländsdeutschen zu wahren und zu erwecken, das deutsche Ansehen, wo es bedroht schien, kräftig zu schützen und zu fördern und mit bewaffneter Hand für Leben und Gut bedrängter Deutscher einzustehen. Es ist mir ein Bedürfnis, das noch einmal zum Ausdruck zu bringen und den Besatzungen des Schiffes, die sich in treuer Pflichterfüllung bewährt > haben, meinen kaiserlichen Dank und meine Anerkennung auszusprechen. — Berlin, den 11. März 1914 — gez. Wilhelm 1. L. * Der Bundesrat hat den zuständigen Ausschüßen überwiesen: Den internationalen Vertrag zum Schutze ves menschlichen Lebens auf See, den dritten Nach trag zum Reichshaushaltsetat für das Rechnungs jahr 1913 und den Entwurf eines Gesetzes über die Verlegung der deutsch-russischen Landesgrenze vom Memelstrom bis zum Pissekfluß. Sodann wurvc die Wahl eines Mitgliedes der Disziplinarkammer für elsaß-lothringische Beamte und Lehrer in Metz voll zogen. — Zugestimmt wurde der Vorlage betreffend Neuwahl der Mitglieder des Beirats für das Aus- wanderungswcscn und dem Entwurf eines Gesetzes betreffend Postdampfschiffverbindungen mit über seeischen Ländern. * Reue Operation des Oberstleutnants v. Sinter feld. Aus Gr iso lies wird gemeldet: Der Zu stand des Oberstleutnant.' v. Winterfeld, der im fran zösischen Manöver bei einer Ausfahrt verunglückte, hat eine neue schwere Operation notwendig gemacht. * Das deutsch-französische Abkommen wird nach Meldungen aus Paris schon in dieser Woche unter zeichnet werden. Wen» die Veröffentlichung erfolgt, steht indes noch nicht fest. Wie wir vor einiger Zeit hier mittetlten. hängt dies davon ab, wann die Ver handlungen mit der Türkei zum Abschluß gelangt sind. Dschavid Bei muß zu diesem Ende doch noch noch Deutschland kommen. * Eine Klage gegen Herrn von Iaaow Der vor kurzem aus Berlin ausgewiesrne russische Schriftsteller Lauetscharki teilt in einem Briefe dem „B. TN mit, daß er gegen Herrn von Iagow, den Berliner Polizei präsidenten, eine Klage angestrengt hätte wegen seiner Ausweisung und wegen der Art, wie er im Poli-iei- gefängnis bchandelr worden sei. * Die dritte Lesung des Etats der Reichslande. In dritter Lesung wurde am Donnerstag von der Zweiten Kammer in Straßburg die von der Re gierung verlangte Vermehrung der Schutz mannschaften in den großen Städten mit großer Mehrheit angenommen, nachdem der Staatssekretär nochmals nachdrücklich für die Forderung eingetreten war und erklärt hatte, andernfalls die Verantwortung für die Sicherheit in den Großstädten ablehnen zu müssen. Der Antrag der sozialdemokratischen Partei, die Mittel für Vermehrung der Schuttmannschaft zu streichen, wurde abgelchnt. Don dem Etat betreffend die Gendarmerie wurde die Forderung der Regierung zum größten Teil wicdcrhcrgestcllt, insbesondere die Forderung eines Gerichtsoffiziers. Die Pfcrdeunter Haltungskosten der Gendarmerieoffiziere und Beamten, die in der zweiten Lesung als künftig zusammen mit den Reiscabfindungskostcn der Offiziere im nächsten Jahre in einer Summe als Dienstaufwandsentschädi gung auf eine Grundlage gestellt werden. Die Ge hälter der Gendarmerieoffiziere wurden überhaupt nicht gestrichen, wie von anderer Seite unrichtiger weise gemeldet worden war. * Noch keine Wahlrechtsreform. In der Donnerstagsitzung der Landesversammlung in Braunschweig gab Staatsminister Wolff zu der Frage der Abänderung des Landtags wahlrechts eine Erklärung ab, in der es heißt: Es ist selbstverständlich, daß die Herzogliche Landes regierung auch in der jetzigen Zusammensetzung dieser wichtigen Materie besondere Aufmerksamkeit und Sorgfalt zuwendet. Die Regierung kann aber zur ,zeit mit Vorlagen an die Landesverscrmmlung nicht herantreten, unv zwar einmal, weil wegen der wesentlichen Aenderung der Faktoren die Regierung in eine ganz besonders sorgfältige Prüfung der Sach lage und Rechtslage eintreten muß. Nichts wäre schädlicher als Uebereilung. Dann aber war die Regierung auch nicht in der Lage, weil die statisti schen Erhebungen zur Erlangung Vernon dev-Sandes Versammlung gewünschten Unterlagen noch nicht ab geschlossen sind. Unter diesen Umständen müssen wir uns gedulden, bis Vie statistischen Erhebungen vor liegen. Ich kann aber nicht in Aussicht stellen, daß dies nach dieser Tagung möglich ist. Ausland. Oesterreich. * Das Unglück am Ortler im österreichischen Ab- geordnetenhaus. Aus Wien, 12. März, wird tele graphisch gemeldet: Zu Beginn der Sitzung sprach der Präsident das Beileid der Volksver tretung zu der Lawinenkatastrophe im Ortlergebiet aus. Der Landesvetteidigungs- innern, um sie für die neue Pflanze «»wenden zu können. Das erzieht gleichzeitig zu einem aufmerk samen Beobachten, zu klaren Schlüffen und ihrer Anwendung. Das Kind muß mit der Pflanze leben. Das wird sie ihm lieb machen, wird es auch ver anlassen, diese Liebe zu übertragen auf andere Blumen, Pflanzen und Gewächse. Das ist gleich bedeutend mit der Erreichung des Zieles, denn ein solches Kind wird in Wald, Wiese unv Feld, auch in den Gärten und Anlagen der Stadt niemals aus Mutwillen oder Unachtsamkeit ein Pflanzenleben zer stören oder es durch Abreißen von Blättern unv Blüten oder Knicken von Zweigen verstümmeln. Es weiß, was für Mühe und Arbeit aufzuwenden nötig ist, bis eine Pflanze hcrangewachsen ist. wie langer Zeit es hierzu bedarf. Darum soll man auch den Kindern, mehr als es nach meinen Beobachtungen jetzt geschieht, die Pflege von Zimmer- und Balkonpflanzen übertragen. Es erzieht gleichzeitig zu pünktlicher Pflichterfüllung, denn jede Vernachlässigung, jedes Unterlassen des Gießens zeigt die Pflanze in kürzester Frist durch ihr Aussehen an. Wenn ich vorschlage, auch die Fenster der Schul zimmer und Korridore im Innern oder im Sommer auch außen mit Topfpflanzen zu besetzen und diese von Kindern pflegen zu lassen, so bin ich sicher, daß eine Reihe von Gründen, die einer Durchführung ent- gcgenstehcn, genannt wird. Ebenso viele wird man auch dafür anführen können. Es sei nur hingewiesen auf die Beobachtung des Werdens und Wachsens, di« hier viel besser möglich ist als in dem meistens ge schloffenen Schulgarten, der nicht immer ausgesucht werden kann, selten allen Schülern in der Nähe der zu besprechenden Pslanzc genügend Platz bietet. Wie gewinnt zudem das Cckiulzimmer an Aussehen, wenn seine Fenster, soweit der Einfall des Lichtes nicht dadurch beeinträchtigt wird, mit Blumen und Grün geschmückt sind. Die Schule kann noch in anderer Weise den Ver kehr der Kinder mit der Natur und der Pflanze ver mitteln. Die Jubiläumsausstellung in Breslau 1913 brachte das Beispiel eines Schulgartens, eine, wie ich bemerken möufte, nicht vollständige Neuheit auf diesem Gebiete, sondern an verschiedenen Orten schon mit mehr oder weniger Erfolg versucht. Dieser Schulgarten unterscheidet sich von seinem Bruder gleichen Namens dadurch, daß in ihm nicht die für den botanischen Unterricht erforderlichen Pflanzen herangezogen werden von hierzu anacsteNtcn Gärtnern, sondern er gibt den Schülern selbst Gelegenheit, in ihm tätig zu sein, ein ihnen zugewiescncs Beet zu bearbeften. zu besäen, zu bepftanzen, kurzum alle gärtnerische» Arbeiten auszuführcn unter Anleitung eines Lehrers, der naturgemäß dem lbartcn besonde res Interesse cntgcgcnbringen muß. Die Ernte ge hört den Beetbesitzern, außerdem winken ihnen An erkennungen für gute Bearbeitung und Pflege. Run wird es in größeren Orten nur möglich sein, einer beschränkten Zahl von Kindern die Wohltat dieser Betätigung in freier Lust zukommen zu lassen, doch ist auch im Verhältnis zur großen Masse die kleine lbartengemeinde schon ein Gewinn, sofern sie der Liebe zur Natur und der Betätigung in ihr ge wonnen und erhalten wird. Es ist diese Beschäf tigung gleichzustellen dem vielerorten eingeführten Handfertigkeitsunterricht, in dem Holz- und Papp arbeiten nnd Modellieren geübt werden. Seine Durchführung mag einfacher sein, da sich in einem großen Schulgebäude die notwendigen Räume leichter schaffen lassen als in seiner Nähe ein entsprechend großes Stück Land für den Gatten. Das ist für die Großstadt eine Schwierigkeit, die nur mit erheblichen pekuniären Opfern zu besiegen ist. Wo es aber noch durchführbar ist, wird ein Versuch bei richtiger Or ganisation sicherlich den erhofften Erfolg haben. Des naturfrcmd gewordenen Großstadtkindes ge dachte ich eingangs dieser Zeilen. So ganz ohne natürliches Pflanzenleben in seiner Umgebung ist es aber nicht, nur wird dieses von ihm nicht beachtet. Die öffentlichen Gartenanlagen mit ihrem Pflanzen nnd Gehölzbestand schalte ich hierbei aus und möchte das Augenmerk lenken auf die im Innern der Stadt sehr seltenen, nach der Peripherie zu häufigeren noch unbebauten Flächen. Selbst wenn auf die Gartcn- und Ackererde Boden aus Ausschachtungen aufgefahrc» ist, von dem man annehmen kann, daß er keinerlei Samenkörner enthält, wird sich doch schon in einem Sommer eine große Anzahl von Pflanzen hier an siedeln. Gräser und Unkräuter sind es in der Haupt sache. Den einjährigen Gräsern gesellen sich die aus dauernden zu. und so kann cs kommen, daß ein solcher Platz wie eine Wiese wirkt, aus der nur der ge tretene Richtweg noch die ursprüngliche Bodenfarbc zeigt, da unter den festen Tritten der Menschen die Pflanzen nicht aufkommen können. Klette. Brenn nessel. Beifuß, Zichorie, Natterkopf, Melde, sind einige der höher wachsenden Pflanzen; Löwenzahn, ver schiedene Kleearten, Storch und Reiherschnabel, die Malve (Katzenkäsc, Käsepappel) mit ihren scheiben förmigen Früchten, sind eine kleine Auslese der niedrigen. Ich habe sie nur angeführt, um zu zeigen, daß cs sich tatsächlich lohnt, das der Natur ent fremdete Kind in Ermangelung besseren Demon- strationsmaterials selbst auf den Pflanzenwuchs ver nachlässigter Plätze hinzu weisen. Eine ganze Reihe von Erläuterungen über die Pflanzenentwicklung, die Standortsbedingungen, die Vorbereitung usw. lassen sich anknüpfen. Man muß nur das Gute nehmen, wo man cs siiidct, muß aus dem in be scheidenem Maße Gebotenen möglichst viel zu mache» verstehen, ja es restlos auzunutzen wissen. Vielleicht tragen diese wenigen Zeilen dazu bei, daß etwas mehr Beachtung geschenkt wird der so wichtigen Zu sammengehörigkeit von Kind nnd Rat«.
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