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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.07.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110720024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911072002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911072002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-20
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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Haupt-Filiale Dresden: Seestrah« t. l (Telephon «621X Nr. 1S9 vonnerswy, aen !0 Zull ISN. I0S. Jahrgang. Tie vorlleqeiliie Ausgabe umsaßt 6 Seiten Die Wirkung üer lpsnMen Abbitte. Nachdem Frankreich von Spanien die gewünschten Aufklärungen über den Zwischenfall von Elksar empfangen hat, überbieten sich französische wie auch spanische Blätter darin, sich gegenseitig Liebens würdigkeiten zu sagen. Ein Telegramm des Oberst Sylvestre stellt den ganzen Zwischenfall so harm los dar, das; man sich wundern muß, wie diese Situa tion Frantreich derartig irritieren konnte. — Fol gende Meldungen liegen vor: Paris, 20. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Die meisten Blätter äußern lebhafte Befriedigung dar über, Laß die spanische Regierung sich beeilt habe, der französischen Regierung über Len letzten Zwischenfall oon Elksar ihr Bedauern auszusprechen. In einer anscheinend offiziösen Rote wird erklärt, damit die Beziehungen zwischen beiden Ländern wieder freundschaftlicher würden, sei es notwendig, daß die beiden Regierungen in recht weltherzi ger Weise die gegenseitigen Beschwerden prüfen. Hein Franzose denke daran, die Rechte Spaniens in Marokko zu beschränken, falls sie entsprechend den Frankreich gegenüber eingegange nen Verpflichtungen ausgeübt werden. Die fran zösische Regierung sei durchaus von dem Wunsche bejeell. sich freundschaftlich mit dein Madrider Kabinett zu verständigen und die vor einiger Zeit umerbrochene Besprechung unverweilt wieder aufzunehmen. Madrid, 20. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Der „Heraldo" schreibt: Ministerpräsident Canalejas empfing gestern abend aus Elksar ein Radiotele- gramm des Obersten Sylvestre, in dem der Zwischenfall Boisset wie folgt erklärt wird: „Der französische Konsularagent Boisset, der bewaffnet war, hatte bereits mehrere Posten, die ihn erkannten, unbehelligt passiert, als er zwei Soldaten aus dem Taborgebiet begegnete, die ihn aufforderten und schließlich nötigten, zum nächsten Posten zu gehen, wo der Hauptmann Pidat ihm solche Aufklärungen gab, daß er den Offizier bat, die Leute nicht zu bestrafen, da auch er als Militär strenge Instruktionen kenne und achte. Oberst Sylvestre fügt noch hinzu, er habe, nachdem er von dem Vorfall Kenntnis erhalten hatte, amtlichen Bericht erstattet, die Soldaten be straft und seine Instruktionen erneuert sowie Boisset die nötigen Erklärungen abgegeben. Paris, 20. Juli. sEig. Drahtmeld.) Aus Tanger wird gemeldet, daß die dortigen fran zösischen Kreise die spanische Genugtuung nur dann als vollständig ansehen, wenn Oberst Sylvestre endgültig abberufen wird. Denn da die Eingeborenen die spanischen Er klärungen nicht kennen, ist die Lage der Franzosen nach wie vor lächerlich. Oie öinmetzlung Deutscher in Puebla. Der nationalliberalen Reichstagsfraktion ist am Mittwoch aus Mexiko nachstehender tele graphischer Notruf zugegangen: Orizaba 100, 26 Western Union. 25 Fa milien Fabrica Rio Blanco und St. Rosa Ori zaba ersuchen Interpellation Reichs tag und um Schutz anläßlich der Hinmetze- lung Deutscher in Puebla. Bevollmäch tigter Bertschy in Rio Blanco. Zur Sache selbst weist die „Natl. Korr." darauf hin, daß die in der Spinnerei Covadonga zu Puebla getöteten Deutschen sind: Wilhelm Kuhl mann und Peter Schmitz von der Köln- Deutzer-Gasmotoren-Fadrik, Alfred Baer aus Lauban in Schlesien und Gertrud Boer. Ge rettet sind: Heinrich Weidmann aus Mülhausen i. E. mit seiner Frau und seinen beiden Kindern sowie Albert Baumann und Frau, letztere leicht verletzt. Die vier Opfer sind am 26. Juli beigesetzt worden. Bisher hat man 33 Verdächtige verhaftet. Die Täter sollen streikend« Arbeiter und räuberische Taglöhner sein. Die mexikanische Regierung hat am 11. Juli Verstärkungen nach Puebla gesandt. Auch Madera schickte eine von seinem Bruder befehligte Abteilung. Bekanntlich hat sich der deutsche Gesandte an Ort und Stelle begeben, um dort Er hebungen anzustellen. Daß nach Lage der Dinge eine Besprechung der unerhörten Vorkommnisse im Reichstag erfolgen wird, darf ohne weiteres ange nommen werden. politiMe Nachrichten. Erkrankung eines Reichstagsabgeordneten. Hamburg, 20. Juli. (Eig. Drahtm.) Der Reichs tagsabgeordnete Liebermann von Sonnen berg ist in Hamburg schwer erkrankt. Er wurde in seine Wohnung nach Berlin gebracht. Liebermann von Sonnenberg ist Vertreter dcs Reichstagswahlkreises Fritzlar— Homburg und Vorsitzender der deutsch-sozialen Reformpartei sowie der Wirtschaftlichen Vereinigung. Mitglied des Reichstags ist er seit 1890. Zur Würzburger Spionageafsäre. Zu der aus Würzburg gemeldeten Verhaf tung eines japanischen Artillerieoffi ziers auf dem Schießplatz von Hammelburg erfährt die „P. C.", Lag in der Tat ein japanischer Artillerie-Hauptmann namens Tashima beim 1. bayerischen Fußartillerie-Regiment seit dem 1. Juli Dienst tut. Hauptmann Tashima hat zwei Jahre be reits an der Universität von München Mathematik und Ballistik gehört und wurde denn am 1. Juli zu einem dreimonatigen Kursus zum 1. bayerischen Fußartillerie-Regiment kommandiert. Bei einer Nachtübung soll sich Hauptmann Tashima ein Feldgeschütz sehr genau angesehen haben. Als der Wachtposten ihn auf das Unzulässige seines Verhaltens aufmerksam machte, soll er ohne weiteres davongegangen sein. Die Militär behörden erklären, von der ganzen Angelegenheit nichts zu wißen. Bor der Entscheidung in England. London, 20. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Die poli tische Er r e g u n g vor der Entscheidung der Parla mentsreform hat ihren Höhepunkt erreicht. Die Lords sind weiter bemüht, die Krone für sich zu ge winnen. Ministerpräsident Asquith hat dem König bereits die L i st c d e r n e u e n P a i r s unter breitet, die der König aber noch nicht unterzeichnete. Nachtsitzung des englischen Unterhauses. London, 20. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Das Un terhaus blieb bis früh 5'/, Uhr versammelt, weil die Arbeiterpartei lebhaften Einspruch erhob gegen die Annahme des Paragraphen 11 des V e r j i ch e r u n g s g e s e tz e s, der bestimmt, daß Personen, die nach dem Arbeitcrentjchädigungsgesetz und ähnlichen Bestimmungen Entschädigungen erhol tcn, noch dem Versichcrungsgesetz kcinerici Zahlungen erhalten sollen. Der Vertreter der Arbeiterpartei Ramsay Macdonald erklärte, die Arbeiter partei stehe vor dem Entschluß, das Gesetz überhaupt abzulehnen, falls die Vorschläge auch weiterhin zurück gewiesen werden sollten. Lloyd George erklärte: „Wenn Sie das Gesetz zu Fall bringen, übernehmen Sie eine Verantwortlichkeit, die ich nicht mit Ihnen teilen mag". 8 11 wurde darauf mit 99 gegen 23 Stim men angenommen. Streikexzesse. London, 20. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Die Dock, Hafen- und Transportarbeiter Newports beschlos sen in einer starkbcsuchten Versammlung, sich dem A u s st a n d a n z u s ch l i e ß e n. In Hüll sind in Verbindung mit dem M ü l l e r st r c i k abermals N u h e st ö r u n g e n vorgekommen. Scharen von Ausständigen zogen durch die Straßen und zerschlugen bie Fenster der Mühlen. Jeden Mehlwagen begleiten vier Polizisten. Entdeckung einer Bombcnniedcrlage. Warschau, 20. Juli. (Eig. Drahtmeld.) In einer hiesigen Jnfanterickascrne wurde eine Bomben - niederlage entdeckt. Eine Anzahl Soldaten soll mit Revolutionären unter einer Decke gesteckt haben. Es wurde eine strenge Untersuchung eingc- leitet. Das neue persische Kabinett. Teheran, 20. Juli. (Reuter-Bureau.) Das neue Kabinett setzt sich folgendermaßen zusammen: Premierminister: Sepahdar: Krieg: Sam- sam es Sultaneh; Inneres: Vusuch ed Dauleh: Post und Telegraph: Muschir ed Dauleh: Unterricht: Hakim et Mulk; Aeußeres: Motaschem es Sultan.rh: Finanzen: Mbaren ed Dauleh. Die Medfchlis trat gestern zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, in der der Premierminister und der Präsident unter allgemeiner Begeisterung darauf hinwiesen, daß es durchaus not- wendig sei, in Einigkeit zu handeln. Die Modschlis ermächtigte die Regierung, ein Kriegsrecht schärfster Art zu verhängen. Eine aus 500 Bachtiaren und 500 Reitern sowie einer Anzahl von Freiwilligen zu sammengesetzte Truppe wird alsbald gegen den ehe maligen Schah Mohammed Ali aufbrcchen. Der Polizeichef Ja fr im bleibt in Teheran zurück, um die Ordnung anfrechtzuerhalten. Sadderiaenz und Sarden Jafar werden dagegen mit 2000 Dachtiaren gegen Salar ed Dauleh ziehen. Sandas Bahadur wird mit 1800 bachtiarischen Reitern binnen kurzem in Teheran erwartet. Man wußte hier, welche Hal tung Großbritannien als Signatarmacht auf Grund des Protokolls vom 25. August 1905 einnehmen würde, in dem Rußland versprach, jede politische Agitation des ehemaligen Schahs verhüten zu wollen. Castros Rückkehr. Nerv Port, 20. Juli. (Eig. Drahtmclduug.) Dem Staatsdepartement ist, „World" zufolge, die amtliche Nachricht aus Columbia zugcgangcn, daß C a st r o s Dampfer am Montag in T u m a k o a n- ge lausen ist. Castro hat das Schiff nicht ver lassen. In seiner Gefolgschaft befindet sich ein zweiter Dampfer, der außerhalb des Hafens unter Dampf steht. Zur Revolution aus Haiti. New York, 20. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Rach den letzten Meldungen aus Haiti beherrschen die Revolutionäre das Norddepartement mit Ausnahme von Fort Liberi«' und Kap Haitien. Sie besetzten St. Mars und marschieren jetzt auf Alchahaic. Die Ncrgieruugstruppcn setzten Port-au- Prince in den Verteidigungszustand. Die Meldungen enthalten nichts über V c r l u st e von Menschen leben. Das „beleidigte" Kanada. New Port, 20. Juli. lEig. Drahtmeldung.) In Montreal herrscht große Entrüstung über eine an gebliche Beleidigung, die der kanadischen Flotte durch einen deutschen Marineoffizier zugcfügt worden sein soll. Der erste Offizier des zurzeit im Hafen von Montreal vor Anker liegenden deutschen Kreuzers „Bremen" Kapilänleutnant von Zerboni de 2 posetti soll erklärt haben, daß der Stolz der kanadischen Flotte, der Kreuzer erster Klasse, „Niobe", im Fall eines Krieges wenigWert haben werte. Die „Niobe", die 11 000 Tonnen Wasserver drängung und über eine Besatzung von 700 Mann verfügt, wurde bisher von den Kanadiern stets als eins der stärksten Kriegsschiffe sämtlicher Flotten an gesehen. Die freimütige Kritik des deutschen Offiziers hat daher die Eigenliebe der kanadischen Flotten- parrioten aufs tiefste verletzt. Einige der Hauptschreicr erklären, daß eine Beleidigung der gesamten kanadi schen Nation vorliege, und verlangen eine förmliche Abbitte durch den deutschen Konsul in Montreal. Nus Leipzig unü Nmgegenü. * Leipzig, 20. Juli. Wetterbericht der König!. Sachs. LanLeswctterwarte zu Dresden. Voraussage für den 21. Juli 1911. Keine Witternngsänderung. Pöhlberg: S-arker anhaltender Tau. glänzen der Sonnenunter- und aufgang, Himmelssärbung orange. Fichtelberg: Starker anhaltender Tau, glgn- zcnder Sonncnuntcr und -aufgang, Abend- und Morgenrot. (Lemperalur des Flulzwassers. ll». Juli abds. >1 UI,r co. Juli früh "> Uhr 1.0. Juli mttgs.iLUHr Germaniabad «Pleitze, — 19 5'0 2,0 O Schwimmanstalt(EUtcr) 20 0' 0 19,0 " 0 19,5'0 Sportplatzbad «Luppe, — — — Gemeindebad Schönefeld «Parthe, - — — Ratsvelchlülle. Mitteilungen. In der gestrigen Gesamtratssitzun, nahm man Kenntnis von einer Einladung zu,^ 50jährigen Jubiläum des evangelisch-lutherisch Oie lchöne Exzellenz. 591 Roman von T. Tschiirnau. INachdruct verboten.> Die Komtesse Matuska war heute von traum hafter Lieblichkeit mit dem in schweren, schimmern den Wogen herabfallenden Haar und dem zartblassen, feinen Gesichts dessen Farbe kaum abstach von d«r wei ßen, schlepplojen Ballrobe, die sie trug. „Mondscheinprinzessin!" hatte Tertschakoff sie da mals bei der gemischten Soiree genannt. Heute würde die Bezeichnung noch besser für sie gepaßt haben. Sie sah wirklich aus wie eine Elfe, die sich von den näch tigen Reigen im Walde in die festlich erleuchteten Hallen eines Fürstenschlosses verirrt hatte. Vielleicht war die Erscheinung minder auffallend und blenden der als die der schönen Exzellenz, dafür aber jeden falls weit rührender und herzgewinnender. Sie war eines der glücklichen Wesen, die wie zur Liebe ge schaffen scheinen, und die zärtliche Gefühle erwecken, auch wo es ihnen sehr fern liegt, dieselben Hervorrufen zu wollen. Da war zum Beispiel der Legationsrat Dahlen, dessen Augen immer wieder zu dem holden Mädchenantlitz hinüberwanderten, bis eine Hoch liegende, sentimentale Stimme dicht an seiner Seite der Bezauberung ein Ende machte und ihn an seine Bräutigamspflichten erinnerte. Die Quadrille war zu Ende. Noch ein letztes „bslari662 — eorvplimemt s. vos ckames , dann löste sich die Ordnung des Tanzes in ein buntes, schillern des Chaos auf. „Nehmen Sie sich in acht, Gülzow", sagte der Herzog lächelnd, als Erich mit seiner Braut an ihm vorüberkam, „der Komteße ist heute nicht zu trauen. Ich warte jeden Augenblick darauf, daß ihr die Se raphsflügel wachsen, mit denen sie dem Kreise der Sterblichen entschwebt." Saschas zärtliche Augen suchten die Gülzows. „Es gefällt mir gut auf der Erde, Hoheit", sagte sie mit leichtem Erröten, „ich bleibe hier!" „Das ist Ihr Glück, Graf", neckte der alte Herr, „sonst stände ich für nichts. Es ist im allgemeinen eine gefährliche Sache, sich mit solchen flatterhaften Elfenkindern einzulassen!" Er nickte den Heiden freundlich zu und setzte dann seinen Weg nach dem chinesischen Kabinett fort. Es war gerade jetzt eine größere Pause. Man nahm Erfrischungen ein und promenierte durch die lang« Enfilade der Säle. Gülzow hatte mit scharfem Feldhcrrnblicke eine Plaudercüe ausfindig gemacht, » in die er sich mit Sascha zurückziehen konnte. „Du siehst wirklich ganz unirdisch aus mit dieser Frisur!" sagte er, seine Braut mit entzückenden Blicken betrachtend, „und so lächerlich jung neben mir alten Burschen!" setzte er mit komisch-kläglichem Tone hinzu. „Wenn wir erst verheiratet sind, werde ich dir auf keinen Fall gestatten, schleppenlose Ballkleider oder offen« Locken zu tragen!" „Und warum, mein Tyrann?" „Weil man dich in diesem Falle Höchstwahrschein licherweise für meine Tochter halten würde. Das könnte zu netten Verwickelungen und Mißverständ nissen Anlaß geben, die mich — ich gestehe dir lieber im voraus meine Schwäche — zum leibhaftigen Othello machen würden. Wie ein Baby siehst du aus neben mir. Hand aufs Herz, mein Lieb: Bereuest du es wirklich nicht, so einen alten Mann gewählt zu haben?" Die braunen Augen sahen zärtlich zu ihm auf, und er war mit der stummen Antwort, die sie ihm gaben, so völlig zufrieden, daß er seinen Dank am liebsten den rosigen Lippen abgetragen hätte, die in so ver führerischer Nähe den seinen waren. Auf Saschas lieblichen Zügen lag das Glück wie eine Verklärung. Wie nur hatte sie an der Unerschütterlichkeit seiner Lieb« zweifeln können! Und doch — Gott weiß, wie sie dagegen angekämpft hatte — doch kam die Angst immer wieder über sic, wenn sie allein war. Sie machte sich die bittersten Vorwürfe-, sie schalt sich eine Undankbare, und dennoch konnte sie Las furchtbare Gespenst des Mißtrauens nicht völlig bannen, wie sie jo gern, ach so von ganze: Seele gern getan Höfte. Was hatte sie heute schon gelitten! Er wußte es nicht und sollte es nie erfahren. Und dennoch — dennoch! Als heute die Waldersee im Selbitzschen Salon von der Brillantenaffär« sprach, da hatte Sascha nur den Gedanken faßen können: „Jetzt ist sie wieder frei!" Und dieser Gedanke hatte sie seitdem verfolgt mit un erbittlicher Beharrlichkeit. „Vielleicht wird sie jetzt versuchen, ihn wiederzugewinnen", hatte sie angstvoll gedacht, „und wer wein, wenn sie es erst versucht, wird es ihr auch gelingen." „Eine solche Leidenschaft kann nicht sterben: sie war zu gewaltig: ihre Macht wird wiederkehren, größer, bezwingender ncch als «inst, wie ja der Rück- fall einer Krankheit stets heftiger und gefährlicher ist als der erste Ausbruch. Er würde mir sein Wort nicht brechen", dachte Sascha weiter, „o nein, nie — er ist die Ehrenhaftigkeit selbst, aber ich würde ihn freigeben müßen: denn wie könnte ich sein Weib wer dens wenn ich sein Herz nicht mehr besäße?" Nicht einen Augenblick klagte sie Gülzow an, so wenig, wie man einen geliebten Menschen anklagt, den man dem Wahnsinn verfallen sieht. Diese Leiden schaft war eine entsetzliche Krankheit, die ihn schon einmal ergriffen hatte. Konnte sic ihn nicht wieder ergreifen? War die verlockende Zauberin nicht da, ihm das Gift zu kredenzen?" Wie unwiderstehlich schön war diese Frau! Noch vorhin, als sic die blendende Erscheinung zuerst im Ballsaale sah. hatte sie in mutloser Ver zweiflung gedacht: „Was bin ich neben ihr? Ist cs möglich, daß ein Mann, der sie einmal geliebt har, ihr widerstehen kann, wenn sie alle ihre Zauber künste entfaltet, ihn zurückzugewinnen?" Jeder Nero in ihr hatte gezuckt und gebebt, sobald die schöne Exzellenz in ihre Nähe kam. Jetzt war sie ruhig. Erichs Nähe, das Alleinsein mit ihm, bannte die bösen Geister. Sic fühlte sich wieder sicher und sorglos: sic konnte lachen und plau dern mit der reizenden Schelmerei, die er immer jo sehr an ihr gelievt hatte. Wie einem Kinde war ihr zumute, das sich im Dunkel der Nacht vor Gespenstern gefürchtet hat, unü das nun bei Hellem Tageslicht nicht begreift, wie es eigentlich dazu kam, so töricht zu sein. .FijO' a meine ehrwürdigen fünfund ¬ dreißig Jahre oft genug vorgehalten, Kleine!" sagte Gülzow lächelnd. „Wirklich?" Sie warf den Kops mit einer allerliebst trotzigen Bewegung zurück. „Das mar deine Schuld", sagte sie. „Wieso?" „Weil du gar so großartig warst. Ganz Grand- Seigneur, ganz Berühmtheit! Ich kam mir neben dir unsäglich kindisch vor und hatte einen namenlosen Re spekt vor deiner Weisheit!" „Der sich jetzt ganz und gar verloren hat, wie es scheint." „O nein!" Sie schüttelte den Kopf und sah dabei so lieblich demütig aus, daß Gülzow, deßen Arm auf der Lehne ihres Sessels lag, sich tiefer zu ihr herabdeugte und leise sagte: „Vorsicht, Mignonne! Ich begehe sonst das Staatsverbrechen, dich hier in diesen Räumen und vor aller Welt zu küßen. Also — xarcis st vous, pstibo rvivo!" Frau Lotti, in goldgelben Ailas gehüllt, flatterte wie ein allerliebster Kanarienvogel zu dem Braut paar heran und drohte lächelnd mit dem Fächer. „Das Boskett, hinter das ihr euch geflüchtet hobt, ist nicht dicht genug für solche Liebesszenen", jagte sic lachend, „und wenn Erich den Kniesall zur Aus führung bringt, zu dem er entschlossen schien, jo wird er zahlreiche, dankbare Zuschauer haben. Was meint ihr? Ich denke, wie fahren heim. Es ist beinahe ein Uhr. und Sascha sieht ein wenig angegriffen aus." Dieser letzte Punkt war für Gülzow ohne weiteres bestimmend. Er eilte fort, um den Baron Selbitz herbeizuholen, der irgendwo in den Spielzimmern sein mußte. Brenken war, sowie ter Herzog sich entfernt batte, im Nu an der Seite der schönen Exzellenz gewesen. Er hoffte Ersatz zu erhalten für den verlorenen Tanz: aber Mazda schnitt alle seine Bitten mit der Er klärung ab, daß sie ermüdet sei und das Fest zu ver lassen wünsche. Alles, was er erlangte, war di« Er laubnis, sie hinaus an ihren Wagen begleiten zu dürfen. Und selbst dies« kärgliche Gunst wurde ihm noch auf das grausamste verkümmert. Die schöne Exzellenz hatte sich in den weißen Plüsch mantel gehüllt, mit dem ihr Diener bereits am Ein gang zu tcn Garderoberäumen wartete, und dann, während der Mann forteilte, um unter der großen Menge der im Schloßhofe wartenden Equipagen die Vaudeerensche herauszusuchcn ind vorfahren zu laßen, ging sie ungeduldig in der großen Eingangshalle neben Brenken auf und nieder. Die Klänge eines beginnenden Walzers drangen aus dem Ballsaal« heraus. „Ich bitte, lassen Sie sich nicht stören", sagte sie kühl. Sie unterbrach mit diesen Worten recht un geduldig Brenkens eifrige Versicherung, daß er nur allzu glücklich sei, an ihrer Seite weilen zu können. „Ich oin abgespannt", sagte sie gereizt, „und würde Ihnen dankbar sein, wenn Sie mich allein ließen." Das war denn doch eine ganz unverblümte Abferti gung. Brenken empfahl sich, auf das tiefste verletzt, und di« schöne Exzellenz trat zu einer Gruppe exoti scher Blattpflanzen, die gerade unter der Glaskuppel des Mittelbaues zwischen den beiden Trepenauf. gängen eine zierliche Fontäne umgaben. Hinter ihr eilten die Diener geschäftig hin und her: Türen wur den geöffnet und geschloßen: sie achtete nicht darauf. Gedankenlos sah sie auf den glitzernden Wasserstrahl vor sich, der ihr Antlitz mit seinem kühlen Schaum« benetzte. Da — plötzlich zuckte sie zusammen. (Fortsetzung in der Margenausgabe.)
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