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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.07.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110717024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911071702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911071702
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-17
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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SN. er. lolttam. den. hroder. o!lram. tdrlt. dwerdt. olh. hier. olffram. »aldeck. öntg. nd drittem n All. ^rc. MtNwocd: >tel Anlon — Sonn gel Anlon r Franck: aller. Mein. >aler. !ckow. !lme. Ecker, ölesner. irpatzky. rtt: Segen n nach de 1. Ihr. »lirr 2 - »vrosr Bezugs Preis jür Leipzig und Vorort« durch unter« Trager und Spediteure Lmal täglich in» Pau» gebracht : tlv P(. monatl., !.7u Mk. oiertetiährl. Bei untern Filialen u. An» imtzmestellen abaeholt: 7ü. Ps. monatl., r.Li iM. vierteljährl. Durch di« Poft: innerhalb Deutschlands und der deutschen Kolonien vierteljährl. 3.8U Mk., moizatl. 1.N> lvlt. ausschi. Poftdestellgeld. Ferner m Belgien, Dänemark, den Donauftaaten, Italien, Luxemdurg, Niederlande, Nor- me^en. Oeslcrrcich - Ungarn, Ruhland, Schweüsn^Schweiz u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch die Eejchäitsslelle des Blattes erhältlich. Das Leipziger Tageblatt erscheint ?mal täglich, Sonn- u. Feiertags nur morgens. 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Aannt-Aili»te Dee»»«»: Seestrah« 4, 1 (Telephon 4621). Ar. ISS. Momsg, »en 17. llnll ISN. 10S. Jahrgang. Tie vorliegende Ausgabe umfaßt 6 Seiten. Msrvkko. Dio bisherige Entwickelung der Marokko-Ange- tegenheit veranlaßt die „Nordd. Allg. Ztg." in ihrer Wochenrundschau zu folgenden Bemerkungen: „Mit Befriedigung sind in Deutschland die Erklä rungen zur Kenntnis genommen worden, die in der Pariser Deputierten kammer am 11. d. M. der französisilse Minister des Aeußern Herr de Sei nes, zur Marokko-Frage abgegeben hat. Seine Worte haben, wie in Frankreich, auch bei uns günstig gewirkt. Die Gesinnung, die daraus spricht, wird in Deutschland erwidert, und für den Fortgang der gegen wär! ig zwischen uns und Frankreich in der marok kanischen Frage geführten Verhandlungen behält die wechselseitige Bekundung einer achtungsvollen und freundlichen Stimmung ihren Wert. Auch in der Presse beider Länder ist, von verschiedenen Au-i'.ahmen abgesehen, die Erörterung der Marokko frage mehr und mehr auf den ruhigen Ton gestimmt worden, der, wo eine Verständigung aufrichtig ge sucht wird, der richtige ist." Auf die neue Woche wollen allerdings diese zuver sichtlichen Worte nicht mehr recht passen, denn die fran zösische Kolonialpresse fährt schweres Geschütz gegen oeurschland auf und sucht vor allen Dingen durch Verbreitung von Tatarenmeldungen, wovon wir weiter unten einige Proben geben, Unruhe und Ver wirrung zu stiften. Das Verhältnis zwischen Frank- r e i ch und Spanien bleibt nach wie vor gespannt, uu' so mcch, als kleine tägliche Zwischenfälle immer erneut dafür sorgen, daß keine Besserung der Bezie hungen eintreten kann. Im einzelnen liegen folgende Nachrichten vor: Die „Berlin" in Teneriffa. Teneriffa, 17. Juli. (Eigene Drahtmeldung.> Der Kreuzer „B c r l i n" ist aus Agadir gestern hier einge- iroffen, um Proviant und Kohlen einzunehmen. Französische Talarennachrichten. Paris, 17. Juli. (Eigene Drahtmeldung.) Der „Matin" meldet aus Berlin, daß fünf deutsche Kriegsschiffe nach der marokkanischen K ii st e abgegangen seien und bereits in Kürze dort tintreffen werden. Tanger, 17. Juli. (Eigene Drahtmeldung.j In Uebereinstimmung mit den Kaiös Abdul Anflus und Gclluli hat der Kaid Mtugi 800 Reit e r noch Agadir geschickt. Die Truppe hat die Auf gabe, oie Sicherheit und Ordnung im Gebiete von Agadir aufrecht zu erhalten und gleichzeitig die Herr schaft des Machsen zu sichern. Rach einer früheren derartigen Meldung sollten oei Kap Juby deutsche Truppen gelandet sein. Diese Nachricht ist aber bereits von offizieller spanischer Seit»' dementiert worden: San Sebastian, 17. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Mi nisterpräsident Canalejas hat die von der „L'bertö" verbreitete Nachricht, daß von deutschen Kriegsschiffen an der marokkanischen Küste bei Kap JubyTruppen gelandet worden seien, aufs energischste dementiert. Die Spanier in Larrasch. Paris, 17. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Aus Lar rasch wird gemeldet: Die Spanier haben nun mehr noch verschiedenePunkte im Innern der Stadt, in denen sich bisher marokkanisch« Polizeisoldaten befanden, durch eigene Mannschaften besetzen lassen. Offenbar wollen sie hiermit be kunden, daß sie von Larrasch vollständig Besitz er griffen haben. Eine spanische Verdächtigung. Paris, 17. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Aus Tanger wird gemeldet: Die „Correspondencia d'Espana" und das in Melilla erscheinend«, von spanischen Offi zieren redigierte Blatt „Telegramma del Rif" ver- öffentlichen die Behauptung, der französisch« Jnstruk- tionsoffkzier Hauptmann Moreaux der Be fehlshaber der in der Gegend von Elksar lagernden Mahalla, sei nach Tanger berufen worden, weil er aus der Jntendanturkasse ungefähr 200 000 Frankenveruntreut habe. Die in d«r Mahalla vorgekommenen Desertionen seien auch hierauf zurück- zusühren, da die Mannschaften ihren Sold nicht mehr erhielten. — Dies« Behauptung habe in Tanger grotze Entrüstung hervorgerufen. Der französische Geschäfts träger und der Leiter der französischen Militärmission Oberst Mangin würden alles aufbieten, um dem ver leumdeten Hauptmann Moreaux Genugtuung zu verschossen. * <5ine eiltsisteidrnde HTenduna. Die Verhandlungen zwischen dem deutschen Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter und dem französischen Botschafter Cambon sind, wie die „Nene Pr. K." von ihrem diplomatischen Mitarbeiter erfährt, nm Sonnabend um ein erhebliches Stück gefördert worden. An diesem Tage hat zwischen den beiden Staatsmännern eine wichtige Unterredung stattgefunden, die sich bis 6 Uhr nach mittags hinzog. Zn dieser Unterredung hat Bot schafter Cambon im Namen seiner Regierung Herrn o. Kidcrlen-Wöchter bestimmte Vor schläge unterbreitet. Herr v. Kiderlen hat zu diesen Vorschlägen noch keine Stellung genommen, j sondern sich für mehrere Tage Bedenkzeit ausgebeten, weil er sich inzwischen erst mit dem Staats- setretär des Kolonialamtes v. Linde- quift beraten müßte. Diese Andeutungen lassen einen Schluß aus die Beschaffenheit der Vorschläge zu, die Frankreich Deutschland in der Marokkofrage zu machen wünscht. pvliMche Nachrichten. Vor der Eröffnung des österreichischen Parlaments. Wien, 17. Juli. Heut« beginnt das neue ö st er reich i sch e Parlament seine Tätigkeit, doch dürfte die erste Sitzung lediglich der Erledigung der hergebrachten Förmlichkeiten gewidmet sein. Ein kaijcrllck)«s Handschreiben über die Eröffnung des Parlaments dürfte zur Verlesung gelangen. Am Dienstag wird in der Hofburg dieThronrede verlesen werden, die gleichzeitig die erste Kundgebung des neuen Ministerpräsidenten vorstellt. Am Mitt woch soll dann das Parlament seine reguläre Tätig keit ausnehmen. Das Staatsministerium hielt gestern einen letzten Ministerrat von län gerer Dauer vor Beginn der Neichsrats-V«rhandlun- gen ab; es dürfte sich wohl um die bevorstehend« Tagung des Parlaments gehandelt haben. Wien, 17. Juli. Heute trifft Kaiser Franz Josef aus Ischl in Wien ein und wird den Mi nisterpräsidenten in längerer Audienz empfangen. Freiherr von Gautsch wird dem Kaiser den Wortlaut der Thronrede vorlegen. Kitcheners Beförderung. Lord Kitchener, der zum britischen Generalkonsul von Aegypten und zum Generalgouverneur des Sudan ernannt worden ist und der gleichzeitig das Ober kommando der sämtlichen Streitkräfte am Mittelmeer erhalten hat, hat damit eine Machtstellung er halten, wie sie vor ihm seit der Zeit der Pharaonen noch nie ein Mann gehabt hat. Lord Kitchener hatte dem liberalen Kabinett die Be dingung gestellt, ihm vollständig freie Hand zu lajsen. Unter dem Druck der unruhigen politischen Verhältnisse wurde ihm dies bewilligt. Die Stel lung der Türkei, di« Unruhen im Balkan, der wach sende deutsch« Einfluß in Persien, der Bau der Bagdadbahn sind wichtige Faktoren, mit denen Eng land rechnen mußte, und die auf seinen Entschluß von Einfluß gewesen sind. Das Hauptkommando über die Mittelmeerflotte wird gleichfalls nach Kairo verlegt werden. — Ueber die grundsätzliche Bedeutung der Beförderung Kitcheners haben wir uns bereits in dem Leitartikel der Sonnabendnummer ausgesprochen. Zum Generalstreik in Saragossa. Saragossa, 17. Juli. Trotzdem der Generalstreik als beendigt gilt, sind die Truppen noch ver stärkt worden. Es wurden 29 Verhaftungen vor genommen. Die Zahl der bei den neulichen Straßen kämpfen Verletzten beträgt 27, davon sind zwei schwer verletzt. Die Z i m m e r l c u t e, die die Arbeit wie der ausgenommen haben, haben den neunstündigen Arbeitstag durchgesetzt. Republikanischer Exzeß in Barcelona. Barcelona, 17. Juli. (Eig. Drahtmeld.! Nach einer von Republikanern und Sozialisten besuchten Versammlung kam cs im Laufe des Sonnabendnach mittags zu einem Zusammenstöße mit der Polizei. Mehrere Personen wurden durch Schüsse verletzt und etwa 20 verhaftet. Einberufung türkischer Reservisten. Konstantinopel, 17. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Die Regierung hat die Einberufung aller moham medanischen und nichtmohammedani schen Reservisten bis zum 45. Lebensjahre an geordnet. Sie läßt auch Listen der noch älteren Jahr gänge aufstellen. Die Bevölkerung legt jedoch dem gegenüber eine ablehnende Haltung an den Tag, oa diese Anordnung noch nicht die gesetzliche Sanktion der Kammer gefunden hat. Der Wirrwarr in Persien. London, 17. Juli. (Eig. Drahtmeld.) „Standard" meldet aus Teheran vom 16. Juli: Salar ed Dauleh proklamiert seinen Bruder, den ab gesetzten Schah Mohammed Ali zum Schah und schickte von der 3000 Mann starken Truppe 800 Reiter ab, die Hamadan besetzten. Ein« dem Parla ment feindliche Stimmung herrscht in Teheran, wo Unruhen wahrscheinlich herrschen. Die Medschlis beriet in Gegenwart des Ministerpräsi denten Sepahdar über die Lage, und beschloß einstim mig, Sardar Assad sofort zurückzurufen, damit er mit den Führern der Rebellen verhandle. Blutiger Parlamentvbeginn in Peru. London, 17. Juli. Aus Lima wird gemeldet, daß während der Eröffnungssitzung der Kam mer Polizeiagenten in den Sitzungssaal ein drangen und riefen: „Es lebe die Regierung, nieder mit dem Kongreß." Es kam zu einem großen T u - mult, bei dem di« Polizei eingriff. Es wurden gegen 200 Revolverschüsse abgegeben, zwei der Deputierten getötet und viele andere schwer verletzt. Zur Lage in Venezuela erhalten wir folgende offizielle Mitteilung des Kon suls der Herein. Staaten von Venezuela in Leipzig. „Die Nachrichten über Ausbruch einer Revo lution in Venezuela unter Castros Füh rung sind ganz und gar falsch und er funden. In Wirklichkeit hat man im Lande absolut keine Nachrichten über Genannten, die Regierung ist nicht beunruhigt und ist sicher, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Es herrscht tiefster Friede und voll kommene Ruhe." Aus Leipzig unü llmgegenü. * Leipzig, 17. Juli. Wetterbericht der Königs. Sächs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 18. Juli 1911. Südroestwlnde, aufheiternd, etwas wärmer, kein erheblicher Niederschlag. Pöhlberg: Nachts schwacher Nebel. Temperatur -es Flutzwaffers. -- IN. Juli abds. 6 Uhr 17. Juli jrüh 5 Uhr 17. Juli mttgs.ILUH: Germaniabad (Pleiße) 21,»o 6 20.0" 6 19,0 " 6 Schwin. nran st alt (Elster) Leipziger Sport- 22,0" 6 21,0 " 0 20.5" 6 platzbad (Luppe) Gemeindcbad 22,0'6 22.0'0 21,0 6 Schönefeld (Parthe) 15,5" II 13,5 tt 13.5" * Universitätsnachrichten. Da die während der Ferien an die studentischen Korporationen gerich teten Wert- und Einschreibesendungen meist deshalb unbestellbar sind, weil die dem hiesigen Postamt 1 zur Empfangnahme namhaft gemachten Bevoll mächtigten nicht in Leipzig anwesend sind, so werden die Vorsitzenden der Korporationen veranlaßt, bis zum 30. Juli zur Vermeidung eventueller Rück leitung der betr. Sendungen durch das Postamt 1 an den Absender diejenigen Mitglieder an das Universitätsaericht anzuzeigen, die während der Ferien in Leipzig wohnhaft und zur Empfang nahme der an die betr. Korporationen ein gehenden Wertsendungen bevollmächtigt sind. — Die Ortsgruppe Leipzig des deutschen Bundes »7144 se 2—4. ltS. s. ei ttsus ieo»tr. 7 »7477 »Nls, zen parat, I k —»7 oNiepsn »ernimmt iimis". n 10743. Lie schöne Erzellen;. 53s Roman von T. Tschürnau. (Nachdruck verboten.) Sascha fuhr erschrocken zusammen. „Was meinst du?" fragte sie, ohne ihn anzusehen. „Ich meine", erwiderte er ernst, „daß irgendetwas geschehen ist, Las eine plötzliche Kluft aufgerissen hat zwischen dir und mir. Laß dieses Versteckspielen — sprich! Ich will die ganze Wahrheit wissen!" Sascha machte «ine ängstliche Gebärde der Abwehr. „Nein, nein — ich glaube nichts davon!" stieß sie aus. „Dennoch will ich hören, was die Dufour dir ge sagt hat!" Zum ersten Male sprach er streng uno gebieterisch mit ihr. Sie zitterte unter sein«m finsteren Blick, dann plötzlich warf sie beide Arme um seinen Hals, auf ihrem süßen, zu ihm emporgerichteten Antlitz lag der Ausdruck einer namenlosen Angst. „Sage mir, daß Lu mich liebst!" flehte sie. „Sascha!" „Und sage mir auch, daß es nur Liebe, nur allein Liebe war, die dich dazu bestimmte, dich mit mir zu verloben. Habe Mitleid mit mir, sag« cs mir. Siehst Lu denn nicht, Laß ich sterbe vor Angst?" Er löste sanft ib.re Arme von seinem Hals, und mährend er ihre behenden Hände in den seinen hielt, sagte er fest: „Bei meiner Ehre schwöre ich dir, daß ich dich von ganzer Seele liebe, und daß ich nur um dich ge worben habe, weil ich mir kein schöneres Gluck denken konnte als das, dich mein zu nennen. Aber in dir habe ich mich getäuscht, Sascha! Wie gering muß dein Vertrauen zu mir sein, wenn die lügnerische Anklage einer exzentrischen Person genügte, deinen Glauben an meine Ehrenhaftigkeit so sehr zu er» schütter»!" „Verzeihe mir, verzeihe mir!" Sascha flüsterte das beinahe unhörbar. Sie kam sich vor wie eine schwere Verbrecherin; sie begriff nicht, wie sie cs hatte wagen können, an ihm zu zweiieln. „Sage mir alles!" gebot Gülzow. Sischa gehorchte — willcnberaubt. In abgebroche nen Sätzen, kaum der Worte mächtig, ganz nieder ¬ gedrückt von Scham und Reue, erzählte sie ihm, was sie von der Kunstreiterin gehört hatte. Sie wagte gar nicht, ihm irgendetwas zu verschweigen; gewissen haft, als lege sie einem Priester ihre Beichte ab, be kannte sie ihm alles. Dann saß sic regungslos, ihr Urteil erwartend, ohne aufzujehen. Sascha hätte es nur ihrer Schuld angeniessen ge funden, wenn Gülzow gesagt hätte: „Geh, verlaß mich, du bist meiner nicht wert!" Statt dessen zog er sie an sich und küßte ihre tränenschweren Augen und Len lieblichen, schmerz bebenden Mund. „Mein armes, geliebtes Kind", sagte er zärtlich, „jetzt begreife ich alles. Du mußtest ja irre an mir werden, um so mehr, La die, von der Lu es erfuhrst, offenbar selbst vollkommen überzeugt ist. Ich hätte mir denken können, welche Auslegung die Welt meinem Handeln geben würde. In der sogenannten guten Geselljchust ist man immer geneigt, gerade das schlechteste für das Wahre zu halten, und überdies hatte ich nach dem, was man von mir wußte, kaum ein anderes Urteil verdient. Sieh, mich nicht so ent setzt an, mein Lieb! Ich hätte dir so gern alles erjpart: kein Laut aus dieser Vergangenheit, die ich verabscheute, sollte zu dir dringen. An deiner Seite wollte ich ein neues, schöneres Leben beginnen; keinen Blick mehr wollte ich zurückwerfen nach dem Abgrunde, der hinter mir lag. Nun hat man dir die Binde von den Augen gerissen, und ich muß dir die ganze volle Wahrheit sagen, damit kein Schatten des Mißtrauens gegen mich in deiner Seele zurückbleibt. So höre denn! Ja, ich habe die schöne Exzellenz geliebt mit einer wilden, tollen Leidenschaft, obwohl bereits da mals eine Ahnung mir sagte, daß sie der Liebe eines ehrlichen Mannes nicht lvert sei. Ich rang mit den Fesseln, aber ich trug sie doch; ich war der Sklave dieser koketten Frau; sie regierte mich mit ihren Launen. Ich fühlte die Schmach dieser Lage und fand es dock schwer, ja beinahe unmöglich, ihr zu entrinnen. Erst die Erkenntnis, daß eisige Herzlosig keit in dieser schönen Hüll« wohnte, erst Liese Er kenntnis brach den Zauber. Als ich um dich warb, war meine Leidenschaft längst bis aus die letzte Spur erloschen. Du glaubst mir doch. Sascha?" Sie nickte stumm und befangen, ein Lächeln irrte um ihre Lippen, aber über ihren schönen Augen lag cs wie ein Schleier. Ja, sie glaubte an seine zärtliche Liebe; aber das nahm ihr nicht die Furcht vor dem Gespenst dieser unseligen Leidenjchaft, die ihn einst so vollkommen beherrscht hatte. Konnte eine solche Leidenschaft denn ersterben? Konnte sie, das unerfahrene, einfache Mädchen, ihn jen«s wunderbar schöne Weib vergessen machen, das er nach seinem eigenen Geständnis mit blinLer Raserei geliebt hatte? Ihre ganze glückliche Zukunft war dahin; eine große Mutlosigkeit überkam sie, eine Empfindung, als ringe sie umsonst gegen etwas, das sie doch nie besiegen konnte. Die schöne Exzellenz hatte ihn verlassen, sie hatte ihn verraten, um Prinzessin Tertschakoff zu werden. Deshalb haßte er sie, oder meinte sie zu hassen; denn dieser Haß war vielleicht nur eine Täuschung, wie die Liebe, in der er jetzt das Einst zu vergessen suchte. Kalt ging es ihr durch die Glieder; sie schauerte in sich zusammen und atmete beklommen. Gülzow verstand nur halb, was in der verschüch terten Kinderseele vorging, und keine Ahnung sagte ihm, daß er weit klüger gehandelt hätte, sein« wilde, verblendete Leidenschaft für die schöne Exzellenz nicht gar zu offen zu bekennen. Vielmehr fuhr er fort in seiner Beichte; vollkom mene Klarheit sollte fortan sein zwischen ihm und der Geliebten. „Es ist ferner wahr," bekannte er, „daß ich nach meinem Bruch mit Magda Vand«eren zum Schein ein Liebesverhältnis anknüpfte mit einer Person, di« mir im Grunde höchst unsympathisch war und die ich nur wählte, weil sie eben die erste war, die mir in den Weg kam. Ich bin aufs tiefste beschämt, dir das gestehen zu müssen, aber dieses schwere Beknntnis soll meine Buße sein. Ich gäbe jetzt viel darum, wenn ich diese verächtliche Komödie nicht gespielt hätte; aber es ist nun einmal geschehen. Du mußt es mir gleich so manchem anderen in Bausch und Bogen verzeihen, mein geliebtes Mädchen, und du sollst deine Milde nicht zu bereuen haben. Jene Leidenschaft, di« mich einst beherrschte, ist in nichts zerstoben wie ein Luft gespenst. Dir allein gehört mein Herz, meine Zukunst, mein Leben! Vor uns Tag und hinter uns Nacht — wollen wir es so halten, mein Lieb?" Sie widerstand seinen Bitten nicht; sie meint« so gar unter seinen glühenden Liebesworten ihr schö nes Glück voll und ganz wiedergefunden zu haben ¬ ober ein leiser Stachel blieb doch in ihrer Seele zurück, und das Gebäude ihres Glückes, das sie so hoch und stolz bis in die Wolken hinauf erbaut hatte, stand jetzt auf tönernen Füßen. Als sie am nämlichen Abend im Foyer des Opern- Hauses mit Gülzow auf und niederging, fühlte er plötzlich, wie ihr Arm in dem seinen zuckte. Ihnen entgegen kam die schöne Exzellenz an der Sette des Prinzen Tertschakoff. Er war vor zwei Stunden angelangt und der schönen Exzellenz, di« er daheim nicht mehr antraf, hierher gefolgt. Magda Vandeeren war mit Absicht seinem Besuch ausgewichen. Ihr lag nichts an einem ungestörten Wiedersehen; vor der Welt wollte sie mit ihm glänzen und wohl auch ein wenig seine Sehnsucht auf die Folter spannen, in dem sie ihn hier, wo er sich be- herrsckfen mußte, zuerst empfing. Für das Tete-a-tete war morgen Zeit genug. Wenn es ihre Absicht gewesen war, die Leidenschaft des Prinzen anzuspornen, so hatte sie jedenfalls ihren Zweck vollkommen erreicht. Prinz Tertschakoff ver schlang das reizend« Weib an seiner Seite förmlich mit den Blicken, und ein selbst völlig Unbefangener hätte erraten, welcher Art die Wort« waren, die er ihr zu flüsterte und die sie mit einem kühlen Lächeln aus nahm. Die schöne Exzellenz war heute besonders impo sant — stolz und vornehm wie eine regierende Kö nigin. Die Damen der herzoglichen Familie sahen unscheinbar aus neben ihr. „Sie hat heute Generalprobe für die Brauttoilette gemacht", flüsterte di« Erlau der Walders«« zu. Die Spötterin hatte wieder einmal den Nagel auf den Kops getroffen. Wie eine Vorstudie zur Brauttoi lette erschien allerdings di« gelblich-weiße, in schweren Falten niederwogende Atlasrobe, und dem matten Gold« d«, Haares fehlte nur der Schleier, um den Eindruck »u vervollständigen. Di« schön« Exzellenz hatte den Ball beim Kam- mandierenden als Vorwand benutzt, um schon zu der Galavorstellung in dieser vielsagenden Toilette er scheinen zu können. (Fortsetzung st, der Morgenausgabe.)
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