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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.07.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110721026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911072102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911072102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-21
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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Nr. 220. los. Isnrgany. grerungsaffessor Schmidt dem Jubilar ein Ehren diplom der «Stadt Leipzig. Hierauf dankte der Chef dem Jubilar mit warmen Worten für feine lang jährige Anhänglichkeit und Treue und widmete ihm einige äußer« Zeichen der Anerkennung. * Beurlaubt. Der Borstand des Kal. Brandver- sicherungsomtes Leipzig I, Brankversicherunge-Ober- »nspettor Baurat Wolff, ist vom 24. Juli bis ein schließlich 19. August beurlaubt und wird während dieser Zeit durch Brandversicherungsinspektor Schwarte vertreten. * Studium der Landwirtschaft an der Universität Leipzig. Im gegenwärtigen Saminerjemester studieren an hiesiger Universität (mit Einschluß der Hörers 267 Landwirte von Beruf. Die Immatrikulationen für das Wintersemester 19N/12 beginnen am lk. Oktober, die landwirtschaftlichen Vorlesungen am 24. Oktober. Nähere Auskunft erteilt und die Schrill „Das Studium der Landwirtschaft an der Universität Leipzig" versendet kostenfrei Geheimer Hofrat Prof. Dr. Kttc'ner, Direktor des Landwirtschaftlichen In stituts der Universität Leipzig. * Dreijährig-Freiwillige für die lluterseeboots- Maschinijtenlanfdahn. Nach einer von der In spektion des Torpetowescns in Kiel an die Gewerbe kammer Leipzig gelangten Mitteilung, stellt die Unterseedootsabteilung in Kiel am t. Oktober d. I. junge Leute, die gelernte Elektro techniker, Maschinenschlosser (besonders für Gas- und Oelmotorej. Mechaniker sind, als Dreijährig Frei willige für die Unterseeboots Maschinisten-jUnter- offizier-sLauslmhn ein. Die Beförderungsverhältnisse in dieser neuen und interessanten Laufbahn sind günstig. Die Eintrittsbedingungen und die Ent wicklung des Diensteinkominens vom Anwärter bis zum Obermaschinisten, können von Interessenten an Werktagen während der Zeit von vormittags 8—12 und nachmittags 2—8 Uhr in der Geschäftsstelle der Gewerbekammer, Leipzig, Lessingstraße 7, Erdgeschoß, eingesehen werden. * Di« „Aröbel-Pilgrimag«-. Wie wir von unter richteter Sette erfahren, werden bereits vielerorts in Deutschland, in „lhe Fröbel-land" lein in Amerika geprägtes Wort) Vorbereitungen getroffen zum Empfang der amerikanischen Pädagogen. Die zahl reichen Vereine und Anstalten, dre für Volts erzichung und weibliche Berufsbildung im Sinne Friedrich Fröbels wirken, wollen die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, vor dem Auslände zu be weisen, daß Deutschland auch heute auf pädagogischen und sozialen Gebieten rastlos vorwärts strebt. Man wird deshalb der Reisegesellschaft amerikanischer Kindergärtnerinnen und Dozenten der Fröbelschen Methode, die den August in Deutschland verbringen will, nicht nur die kindergärtnerischen Berufs anstalten zeigen, sondern sie auch in die Anstalten für Kindererziehung und allgemeine Wohlfahrtspflege führen. Auch die verschiedenartigen Neugründungen der Schulreform«!, die ja manche Anregung aus Amerika empfangen haben, werden den Gästen bereit willig ihre Pforten öffnen. Diese Erweiterung des Programms ist ganz natürlich, da viele der modernen Einrichtungen, wenn auch nickt dem Namen, jo doch dem Sinne nach, auf Fröbelschen Prinzipien beruhen. Zum Beispiel deckt sich die Eigenart der Land erziehungsheime fast völlig mit der Idee der „er ziehenden Familie" und der iselbsttätigkeit der Kinder, wie Fröbel sie in seiner ersten Gründung, der noch heute begehenden Erziehungsanstalt in Keilhau, verwirklicht hat. Die sozialen Anstalten, insofern sie die Erziehung von Kindern, normaler und un normaler, übernehmen, rücken neuerdings immer mehr in das kindergürtnerisä?« Berufsintercsse. Denn die Kindergrätnerinncn, die nach den neuen Bestim mungen der preußischen Regierung in den führenden Kindergärtnerinnen - Seminaren und Fraucnschulen eine entsprechende Fortbildung erreichen, werden als Iugendlciterinncn in vorerwähnten Anstalten volks erziehlich wirken. Fast gleichzeitig tritt für die kinder gärtnerische Bewegung, die sich lange im stillen, doch tüchtig regte, die äußere Anerkennung im Vaterlandc und die Verbindung mit gleichartigen Bestrebungen des Auslandes ein. So ist schon manche fru cht - dri igendc Idee erst 100 Jahre nach ihrer Verkündung durch einen Großen im Geiste zur Reife gelangt. Leipziger Tsyevlsn. * Kursus über wirtschaftliche Fragen. Die Ge sellschaft für wirtschaftliche Ausbildung zu Frankfurt a. Main veranstaltet mit Unterstützung der Gehe stiftung, der Handelskammer zu Dresden und dem Verband sächsischer Industrieller vom 2. bis l4. Ok tober in Dresden für Chemiker, Ingenieure, Ju risten. Kaufleute und Verwaltungsbeamte einen Kursus über wirtschaftliche Fragen. Das Programm enthält u. a. Vorträge über Selbstkostenberechnung und Kalkulation, über Bilanzen, über Zahlunas und Bankwesen, Uber Patentrecht, über Geichmacks- bildung des Kaufmannes, über industrielle Probleme der Gegenwart, über Freihandel und Schutzzoll, über Kartelle und Gewcrkvereine, über Kolonialpolitik, über städtische, nationale und weltwirtschaftliche Fragen. Außerdem sind Führungen in der Hygiene ausstellung vorgesehen. Das Honorar beträgt für Teilnahme am ganzen Kursus 30./«, für Teilnahme an einer Woche 15 für Teilnahme an einzelnen Vortragsreihen für die einzelne Stunde 1 ZL (Stu- dierende zahlen 15 bzw. 10 bzw. 1 ./Z Das Pro gramm ist vom Sekretariat der Gesellschaft für wirtschaftliche Ausbildung e. V. zu Frankfurt a. M.» Iordanjtraße 10, zu beziehen. " Die Milchkolonie Les Schrebervereins dec Nord- ojtvorjtadt ist in vollem Gange und nehmen daran über 200 Kinder teil, die täglich zweimal mit prima Vollmilch, sowie mit >c einem Brötchen kostenlos bewirtet werden. Spiele aller Art, Wanderungen, Badcgänge finden stets im Abschluß unter bewährter Leitung statt. An der Milchkolonie nehmen be dürftige Kinder der 9., 15., 10., 17., 18. Bezir'sschule. sowie der Schule für Schwachbcsähigtc, außerdem der Knabcnhort der IG Bezirlsschule und die Kinder horte der Schule zu Schönefeld und der Hilfsschule teil. Das Leben und Treiben auf dem Spielplätze ist äußerst rege, jo, wie es seit Jahren nicht der Fall gewesen ist, ein Zeichen, daß der Verein sich wieder in auswärtsbeweaender Basis befindet. Die Sammlungen für die Milchkolonie haben bis jetzt weit über 400 ergeben, sind aber noch nicht ab geschlossen, und der Verein bittet die Vereine, Körper schaften und Firmen, durch Zeichnung eines kleinen Beitrages die wohltätigen Unternehmungen unter stützen zu wollen x. Vom christliche» Frauendienst. Ter Ausschuß für christlichen Frauendienst, der sich jetzt zu einem Landesverbände für christlichen Frauendienst im Königreich Sachsen aus gestaltet hat, veranstaltet im September einen zweiten Instruktionskursus für christlichen Frauen dienst. In sechs Arbeitstagen, vom 13. bis zum 19. September, die durch einen Sonntag unterbrochen werden, sollen die wichtigsten Gebiete weiblicher Liebestätigkeit in Vorträgen vorgeführt und gelehrt werden. Daneben ist di« Besichtigung einer Anzahl von Anstalten vorgesehen. Unter anderm werden sprechen: Oberpfarrer S « i d e l - Lichtenstein über : „Die Einführung in den christlichen Frauendienst". Pastor P e i ß e l - Chemnitz über: „Frauenvereine", Pastor G r otz e - Leipzig über „Krankenfürsorge" Frau Pastor Otto- Scheibenberg über „Jungfrauen vereine", Frau Oberpsarrer Eger-Chemnitz über „Fabrikarbeiterinnenfürsorge", Fra» Anstalts-Ober- psarrer Grohmann - Hoheneck über „Die Frau im Kampfe gegen den Alkohol" usw. Anmeldungen zur Teilnahme am Kursus sind an die stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes, Frau von Carlo witz auf Großhartmannsdorf, zu richten. Nähere Auskünfte erteilt die Geschäftsstelle des Landesverbandes, Dresden-A., Fcrdinandstraße 19. i. Beschlagnahmte Druckschriften. Im zweiten Vierteljahr 1911 sind von deutschen'Gerichten in 151 Fällen Druckschriften verschiedener Art, wie Bücher. Zeitungen, Karten. Bilder. Flugblätter usw wegen ihres ungesetzlichen, in der Hauptfach unzüchtigen Inhalts beschlagnahmt und verboten worden. i. Ausgewiesen aus dem Deutschen Reiche oder aus einzelnen Bundesstaaten wurden im zweiten Be- richtsoierteljahr 1911 137 männliche und 14 weib liche, zusammen 151 Personen als lästige Ausländer und außerdem 12 Anarchisten. * Sommerfest im Palmengarten. Da Jupiter Pluvius Donnerstag abend ein Einsehen hatte und einer ungewißen Witterung einen schönen Sommer abend folgen ließ, herrschte im Palmengarten großer Trulu'l. Die Sommerfeste in diesen herrlichen An lagen sind für die Jungen und Alten stets etwas Be gehrenswertes gewesen, sie sind traditionell geworden, und deshalb üben sie immer wieder eine große An- ziehungskraft auf unsere Bevölkerung aus. Tausende festlich geputzter Menschen füllten die Terrassen und Gesellschaftsrüume, promenierten in den festlich ge schmückten und beleuchteten Gartenwegen und bildeten eine bunte Reihe zwischen den beiden Musikpavillons, von wo aus die Kapelle de» Infanterie-Regiments Nr. 106 und das Feloartillerie-Regiment Nr. 77 ihre Weisen ertönen ließen. Man hörte Ouvertüren und Melodien aus den Opern „Der Wildschütz", „Fidelio", „Tiefland", „Faust und Margarete", „Mignon", „Lohengrin", „Aida", den vielgenannten Walzer aus dem „Rosenkavalier", summte den popu lär gewordenen Walzer aus der „Pol nischen Wirtschaft" mit, erfreute sich an Drahms' „Ungarischen Tänzen" und dem Hockzeitsmarsch aus dem „Sommernachtstraum" und ließ sich neben netten Liedern und flottgespiclten Märschen die alten Weisen der verschiedensten Operetten »m Gedächtnis wieder auffrischen. Die beiden Kapellen ernteten in ihrem edlen Wettstreit nach jeder Nummer reichen Applaus und mußten sich zu mehreren Zugaben verstehen. Im Mittelpunkte des Festes stand aber das effektvolle Feuerwerk, das in seiner Mannigfaltigkeit und Viel seitigkeit einfach bewunderungswürdig war. Tie Zu schauer waren über die prächtigen Bilder, die die viel farbigen Fruergarben darstcllten, entzückt, und man hörte nur Stimmen des Lobes. Schon vorher hatte die junge Welt auf dem Teiche in festlich geschmückten Booten einen Fackelkorso veranstaltet, und der Leucht springbrunnen spiegelte sich zu gleicher Zeit in den mannigfaltigsten Farben. Eine Konsetttschlackt tat zur Erhöhung einer ausgelassenen Stimmung das ihrige, und ungezählte Luftballons, mit Karten der Absender versehen, nahmen den Weg durch die Lüste, und manche Karte wird in den nächsten Tage» ihrem Adressaten einen Gruß aus unbekannter Gegend dringen. Nach dem Konzert wurde im Saale und im Garten unter den Bäumen zum Tanze aufgespielt. Alles in allem: ein unterhaltungsreicher Abend, wie man ihn oft wünschen mag. * Todcssturz. Freitag morgen gegen 7 Uhr hat sich eine 57 Jahre alte Maurerswitwe aus ihrer Wohnung in der Magazingassc auf die Straße gestürzt. Sie war sofort tot. Der Grund zu Lieser Tat ist unbekannt. * Zusammenstöße. In der Dornaischen Strafst in Lößnig wurde gestern ein Kaufmann von einem Kraftautomobil angefahren und von seinem Zwei rade herabgerissen, wobei dieses total zertrümmert, auch der Anzug des Radfahrers zerrissen wurde. Er selbst klagte über Schmerzen im Gesäß. — In der Frankfurter Straße fand Donnerstag nachmittag ein Zusammenstoß zwischen einem Straßenbahnwagen und einem Handwagen statt. Der Führer desselben kam dabei zu Falle und zerquetschte sich an der linken Hand Zwei Finger. Rekognosziert. Die Frau, die Donnerstag vor mittag in dem Durchgang der Kramerstraßc von einem Lastautomobil überfahren wurde und kurz daraus im Krankenhaust ihren schweren Verletzungen erlag, ist als die 1835 in Freiroda geborene Händ lerin, die Witwe Agathe Bertha Kuhhaupt geb. Klauß ermittelt worden. Sic wohnte hier in der Kleinen Fleischergasje Nr. 12. * D««- Ktapperstorch aus der Straße. Auf dem Wege nach dem Trierschen Institut wurde eine 36jäh- rige Aufwärterin in der Sternwartenstraße von ihrer Niederkunft überrascht. Im Krankenwagen wurde sie ins Triersche Institut gefahren. * Polizeilich verantworten mußten sich ein 16 Jahre alter Laufbursche aus Liebersee, der aus einer Wohnung in Kleinzschocher einem Arbeitskollegen ein Portemonnaie mit einem Geldbetrag gestohlen hatte. — In Haft genommen wurde ein 19 Jahre alter Markthelfer aus Schmölln, der kürzlich aus einer Niederlage in der Tauchaer Straße eine Damenuhr mit Kette entwendet und durch Verkauf zu Gelbe gemacht hatte. * Diebesbande. Aus einem Kontor in der Reichs straße wurden gestohlen: eine Münzensammlung, bc- vom abgeüankten unü zuritckgeketirten SHsti. Mohammed Ali Schah, d«r vor zwei Jahren auf die Negierung Persiens verzichten muhte, ist nach den neuesten "Nachrichten aus dem Wege nach Teheran, um die Gewalt wieder in seine Hände zu bringen. "Pird er sein Ziel erreichen'.' Die Cbaratteristilen, die berufene Schilderer von ihm zu verschiedenen Zetten entworien Haden, widersprechen einander zuin Teil, so daß sich darüber gar nichts Gewisses sagen läßt. Die einen erklären ihn für einen verweich lichten Schwächling. während die anderen behaupten, er sei ein tatkräftiger Mann, der durchaus wisse, was er wolle. Ueber einzelne seiner Eigenschaften und Fähigkeiten herrscht Einstimmigkeit. Schon als Kronprinz soll er ziemlich grausam gewesen sein, und cs heißt, der Henker, ohne den er sich nie ge zeigt habe, hätte manchen mißliebigen Mann aus »einer Umgebung um einen Kopf kürzer gemacht. Der »ranzöfiichc Romandichtcr Loti hat Moham med Ali als 20jährigen Prinzen kennen gelernt und schildert ihn als liebenswürdigen Menschen, der äußerlich elegant wie ein Pariser gekleidet war. Mohammed Ali ist überhaupt mit der europäischen Bildung und Kultur in enge Berührung getreten und hat sich viel von ihr angceignet. Jedoch hat er auch «chon in früher Jugend ein lebhaftes Interesse für persische und arabische Philosoohie gezeigt und gilt in dieser Beziehung als ziemlich gelehrt. Seine «onstige Ausbildung war durchaus militärisch: schon als ganz junger Mann trat er als Fähnrich in das persische -Heer ein und durchlief nach und nach alle Grade. Zu denen, die den Schah al» Kronprinzen kennen gelernt habem gehört auch Ev«n H«dtn, der eine ausführliche Schilderung in einem seiner Reisewerke aegeben hat. Mohammed Ali war damals schon alter, als zu der Zeit, wo Loti ihn sah, denn im Gegensatz zu diesem, der ihn noch als „zart und fein" beschreibt, sagt Hedin schon von ihm, er wäre klein und rundlich und hätte bereits ein Doppelkinn. „Auf mich machte er nicht den Eindruck", so faßt Hedin das geistige Wesen Mohammed Alis zusam men ,,als wäre er großer Ahnen und so glänzender Traditionen würdig. Er wird nie imstande sein, oas persische Staatsschisf mir eiserner Hand klug wischen den Unterwasserklippcn der Zeit Hindurch auch nur ein Stück weitcrzusührcn." Hedin unter hielt sich mit Mohammed Ali mit Hilfe eines Dol metschers, aber trotzdem hatte er Gelegenheit festzu stellen, daß Mohammed All das Französische be herrscht, denn er stellte selbst mehrere Fragen in dieser Sprache. Das Gespräch drehte sich natürlich hauptsächlich um Sven Hedins Reisepläne und frühere Reiien. Als Mohammed Alt seinem Vater auf den Thron Persiens gefolgt war, hat Grothe einmal eine Audienz b«i ihm gehabt. Auch nach dessen Schilde rung ist der Schah keine Natur von großer Selb ständigkeit und Initiative und rücksichtsloser Kraft, die im Kainpfc sein Sein oder Nichtsein aufs Spiel gesetzt hätte. Er ist auch keine Intelligenz, die das Erwachen freiheitlicher und nationaler Wünsche in seinem dem Verfall zusteuernden Staate als be rechtigt eingesehen, als geistig hochstehende Persön lichkeit eine Verfassung zu entwerfen mitocljolfen und bei Ausbau und Betätigung der Normen der Verfassung 'rast seiner Intelligenz sich die Vor rechte bewahrt hätte, die dem begabten Herrscher eines Volkes zukommcn. Aus der Begegnung Grothes mit dem Schah läßt sich einiges auf dessen Wesen schließen. Grothe schildert die Audienz folgendermaßen: „Der Schah trägt den üblichen persischen, schwarzen langen Schoßrock, schwarze weite Beinkleider und die Kulloh. die mit einer großen, das persische Wappen, Löwen und Sonne darstellenden, mit Diamanten besetzten Agraffe geziert ist. Auf der Brust trägt er ein kleines Schmuckstück, dessen Edelsteine prächtig leuch ten. Die gleiche Zier zeigt der Griff des Säbels, den er mit beiden Händen saßt und auf den Boden stützi, während er dem Gesandten zuhört. Mobam med Ali Schals ist von kleiner, kaum die persische Mittelgröße erreichender Statur und von ziemlicher Beleibtheit. Sein Gesicht ist voll und rund, Kinn und Lippen sind bartlos, seine Züge sind noch nickt von der bezeichnenden Prägung, wie ich sic von den Photographien seines Vaters Muz- zaffer Eddin und seines Großvaters Nassr Eddin kenne. Seine Aussen verbergen sich hinter einer gol denen Brille. Sein Gesicht zeigt sich ernst, beinahe finster, wie dies aus seinen mannigfachen Kämpfen mit der freiheitlichen Bewegung wohl erklärlich ist. Sein Wesen, die Art, wie er sich hält, die Anwesen den betrachtet, dem Gesandten zuhört, verrät eine Unbeweglichkeit und Starrheit, die wohl weniger der Ausfluß innerer Schroffheit als gewisser Unsicherheit, wie dies bei einem plötzlich zur Negierung gelangten Herrscher wohl begreiflich ist, der seine Jugend lern von der Hauptstadt in Täbris, ohne als Kronprinz zu RrpräientatimHGflichten herangecogen ,n werden, verbracht hat." Jedenfalls hat Mohammed Ali in seiner Zwei jährigen Regierung bewiesen, daß er den wirren Verhältnissen seines Landes nickt gewachsen war. Aus der Zeit, wo Mohammed Ali bereits dem Throne hatte entsagen müssen, besitzen wcr noch eine Beschreibung non »hm,die ein englischer Diplomat nach persönlicher Kenntnis entworfen hat und die zu den anderen noch einige Ergänzungen gibt: „Der ^>chak steht im besten Alter: er hat niemals ein Serail gehabt und ist der Kamerad seiner Frau, was in asiatischen Herrscherhäuser i etwas sehr Ungewöhn liches »st. Sie ist van reinstem laiserlichen Geblüt, er jedoch von mütterlicher Seite nicht. Das gab ihr einen gewissen Vorrang in ihrem Hause. Mohammed Ali hat nicht das gute Herz seines Vaters und anch nicht die liebenswürdige Haltung. Er hat einige Züge von seinem Großvater: jeder mann der ihn kennt, hält ihn für einen Starrkopf. In seiner Erscheinung ist nichts Persisches außer seiner Kleidung, die er trägt. Das Gesicht ist ge wöhnlich, Von Gestalt ist er klein, und dabei haben Schultern und Taille einen beträchtlichen Umfang. In seinem Benehmen weiß er nicht recht, »oas er mit seine»» Händen anfangen soll: er ist scheu und ver legen, wenn er einem Europäer »n der Audienz gegenübertritt. Seine Augen haben von häufigen Entzündungen gelitten: deshalb trägt er ost blaue Glitter und goldgefaßte Kristallgläser, wenn er einen Fremden empfängt." „3rn üömpk um üie kunlt " Au, oen Protetz oeurjcher Künstler, oen der Mole- Vinnen in die Well gesandt. Hal. »si cucc Ant wort uc Buchform Z erfolgt, gottlob gleich ocm Protest au« hoiZt-Nittges Papier gcoructt, vergänglich wie dieser. Schon seil Jahren jene »ch cs nut Bebauern, wenn Künstler wie Kunger »n „Malerei und Zeich nung", Lieoetmanu, Corinth uno anüere zur Feber greifen, um pch zu beweise»!. Kanu es ihre Kunst nicht, ,o lann es die Fever noch weniger. Das Wort des Künstlers ist die künstlerifche Tat. Dieser un nötige, unbegabte Protest Vinnens wäre, ein Sturm tii» Wasjerglaje, fchnell vergnüge», wen» nicht Ant wort auf Antwort u» Tageszeitungen uns Zeit schriften ihn zum Ereignis gesteigert Hütten. Es ist das Recht fedes Mannes, auch des un fähigen, zu ptotestGren, anstatt jein Können zu doku mentieren, nur darf man oen Protest nicht ernst nehmen. Darum mögen die Antworten Lieber manns, Slevogts, Mobersohns, Kolbes u. a. noch jo gesä»cit und schlagend sein, sie sind unnötig. Anders fleht es mit der Verteidigung der angegriffene»» Museumsdirektoren, Kunstgclehrtei» und Kunst händler. Sic können nicht durch Werke ihre Gegner verstummen machen, sic müsse»» den Federkrieg mit der Feder führen. llnd das verstehen sie auf geschickte Weise. Sic haben recht und sie behalten recht. Eoenjo gewandt wehren sich die Kunstgelehrten. und sie zeige»» sich als Schaffende auf kein Gebiet der Aesthettk, da ihre Antworten zu Aufsätzen voll GeSanicninhalt werden, wie bei Worringen, "Niemeyer, Hauscnstein. Am ausführlichsten geh» auf alle Einwande Hans Tietze- Wien ein, nur ist seine Auslegung des Wortes ..Snob" ein Iongleurstück der Dialektik. Diese Snobs meint Vinnen nicht, meint niemand, der das Wort Snobismus verächtlich gebraucht. Einfach nnb äußerst jyn pathisch ist die kurze Ent gegnung Walter Eohcus Bonn. So feinsinnige Ant Worten bedeuten für die Gegner o» ip-o eine Nteder- *> München NNl. R. Ptpcr K Ev.. «erlas. kkrUay, 2l. JuU l9N. stehend au, Steges-, Krömuca*- und sog. Schützen talern, «in großer Geldbetrag, sowie ein Bankbuch mit einer Einlag«. — Am Neuen Rathaus wurd« ein Fahrrad, Mark« «Adler-, am verltner Bahnhof ein „Corona"» und im Städtische« Echlachthof ein „Ex- zelfior-»Rad entwendet. sch Unfälle. Tin in der Wittenberger Straße 34 wohnhafter 28 Jahre alter Stellmacher kam während der Arbeit bei einem Holzlranspott auf der Treppe zu Falle und erlitt «ine Quetschung de» Fußes. — Einem in der Oststraße wohnhaften Asphalteur fiel während der Arbeit ein Teerfaß aufs Bein und er trug eine Quetschung des Schienbeines davon. — In seiner Behausung in der Eörlitzer Straße 14 fiel ein 73 Jahre alter Zimmerer-Invalid die Treppe her unter und erlitt eine Handverletzung. * Markranstädt. Die Familie Hugo Mehner hat unerwartet ein tieferschütternder Unfall betroffen. Ihr Sohn Albert, ein Berussmusiker, ist in Honnef am Rbein beim Baden ertrunken. Der junge Mensch war ein guter Schwimmer. Er ist aber »n ein sogenanntes Drehloch gezogen worden, dem alle selne Kräfte keinen Widerstand zu bieten ver mochten. Mehrere seiner mitbadenden Kollege»» mutzten dei» Untergang ihres Freundes mit ansehen, ohne eingreisen zu können. An demselben Unglücks tage vor vier Jahren setzte der brave Mensch zur Rettung eines jungen Musikers der hiesigen Stadt kapelle jein Leben ein, der beim Baden im Altran- städter Dorftelchc ertrank. * Eiigclsdors. Mittwochabend gegen '/.II Uhr stürzte aus dem Fenster des zweiten Stockwenes im Hause Kurze Straße 1 ein 2 Jahre altes Töchterchen des Maurers Oskar Richter. Das Kind erlitt einen Beinbruch. Sus Sachsen. Dresden, 21. Juli. * Akademischer Studienausflug. Am 14. und 15. Juli unternahmen unter Führung des Obermedizinal rates Prof. Dr. Pusch Studierende der Tierärztlichen Hochschule einen Lehrausflua zur Besichtigung des Zoologischen Gartens in Berlin und des Kgl. Preuß. Hauptgestüts in Neustadt a. d. Dosje. * Die Weihe der neuen Kinderbewahranstalt Cotta-Süden ist in Gegenwart der Herren Ltadtral Dr. Matthes, Stadtamttnann Meding und Bau führer Lohse, sowie der Stadtverordnete,» Vorth. Holster und Träger erfolgt. Auch die Vorstands damen und Mitglieder des Frau«nvereins, sowie die Eltern der Anstaltskinder waren zu der Feier er schienen. Die Weiherede des Pastors Krödel, Vor sitzenden des Verwalt«ngsausschusses, gründete sich auf den 107. Psalm. Stadlrat Dr. Dehne sprach na mens des Rates und der Stadtverordneten und be tonte. daß dies die erste Anstalt sei, für die ein Grund stück erst erworben werden »nußte, und daß es sich um eine»» Präzedenzfall gehandelt habe, der um so mehr ernste Erwägungen gefordert habe, als es sich hier um außergewöhnliche Opfer gebandelt habe. * schwere Verbrennungen hat sich die Ehefrau des Güterbodenarbeiters Letschte, als sie Spiritus aus den Kocher nachgießen wollte und sofort eine Explo sion erfolgte, zugezogen. Die Frau brannte sogleich über und über und glich einer Feuersäule, auch wurden ihre 3 Töchter dabei schwer verletzt. Als das Unglück geschehen war, kain gerade der Ehemann von seinem Dienst nach Hause. K i. Geringswalde, 20. Juli. (Schwerer Sturz.» Der Arbeiter Dietze aus Methau ist gestern abend schwer verunglückt. Er fuhr mit den» Rad die steile Straße herab, wobei die Bremse versagte und er direkt in einen Gartenzaun fuhr. Neben sonstigen Verletzungen hat er eine Gehirnerschütterung er litten. * Haida, 20. Juli. (Blitzschlag.) Der Blitz schlug beim letzten Nachtgewitter abends in das Haus des Maurers Mosig, das sofort in Flamme»» aufging und bis auf den Grund niederbrannte. Von der Ein richtung konnte wegen des raschen Umsichgreifens des Feuers wenig gerettet werden. i. Hohenstein - Ernstthal, 20. Juli «Verschie den es.) Der Arbeiter Emil Hähncl aus dem Hütten ¬ lage. Der Aufsatz Paul Lassirers „Kunst und Kunst handel" verdient besondere Beachtung; denn indem Cassirer eine Verteidigung pro ckoivv führt, ent wickelt sich durch di« Form der Darstellung dieser Aufsatz zur Begründung von der Notwendigkeit des Kunsthändlers als einer selbständigen Persönlichkeit in Fragen der Kunst, als Kulturpioniers, der, weil er mit Dukaten pflügt, in guten Erntejahren auch Bank noten ernten muß. So amüsant für den Interessierten dieses Büchlein ist, so vergänglich mutet es an. Darum Dank und Segen dem. der holzhaltig«» Papier erfand. Dies Buch ist kein Kulturdokument. An Positivem bietet es zu wenig, an Angriffen aus wettlos Vergängliches zuviel. Oder gar die qualvoll gewundenen Worte derer, die mitprotestiert haben und jetzt dagegen schreiben! Noch qilt und wird gelten wie einst Goethes Wort: „Bilde Künstler, rede nicht", weder in Pro testen noch in Gegenprotesten. r. <?. Kunst unü Mllenlchstt. * Unfall i» Bayreuth. Im Festspielhause in Bayreuth fiel gestern während der Generalprobe zu „Parsifal" im dritten Akt ein schwerer Sandsack aus die Bühne herab, dem Darsteller Les Amsortas, Kaminersänger Weil, direkt vor die Füße. Es hätte nicht viel gefehlt, so wär« der Sänger mit zu Boden gerissen worden. So krm er mit dem Schrecken davon, allerdings war er so erregt, daß er zunächst nicht weitersingen konnte und die Probe aufgehoben werden mußt«. * Professor Fritz Mackenfe», der bekannte Warps- weder Maler, derzeit Direktor der Großherzagl. Kunstschule in Weimar, hat sein berühmtes Kolossal- aentäldc „Bergpredigt" Ler Heidelberger Universität »um Geschenk gemacht. Die feierliche Uebergabe de» Bildes fand in Gegenwart des Künstlers und des Senats der Universität in der Universitätsbibliothek statt, wo das Bild an bevorzugter Stelle seinen Platz finden wird. * Geheimrat Robert Oftertag, dem Direktor der Veterinärabteilung im Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin, ist von der Tierärztlichen Hochschule in Wien das Ehrendoktorat verliehen worden. * Roda Roda erwirkt« eine gerichtliche Verfügung, durch die Dir. Reinhardt unter Androhung von Ord nungsstrafen verpflichtet wird, Roda Roda als Mit- vermsscr der Operette „T h e r m i d o r e" zu nennen. Der Autor besteht auf Nennung seines Namens aus iuristischen Gründen. künstlerisch lehnt er die Operette in ihrer gegenwärtigen Fassung bekannt lich ob.
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