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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.07.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110715021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911071502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911071502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-15
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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Nt. 194. 105. üslirllnny Leipziger Tageblatt. Sonnabenü. lS. Juli 1911. enthält 3.1 hieraus bezügliche Abbildungen, von denen -'das Beamtenwohnbaus der Heilanstalt Döien, 5, sich aus das Jubiläum der Universität (Festhalte und Fcstpavillon am Museuml, - aus die Hilfsichulc sür schwachbefähigle, l aus dce 3. Realschule und 19. Be zirksschule, 2 auf die Zeitungsvertau'shäuschcn, 1 auf den Neubau des Krankenhauses St. Georg, 21 aus den Bau des Krematoriums und 2 auf das Verwal tungsgebäude des Südfriedhofes beziehen. * Die Flaggenmasten aus dem Auguftusplatz. Die von 3 hochherzigen Leipziger Bürgern gestifteten drei monumentalen Flaggenmasten ragen jetzt über die sic umgebende» Blanken mächtig empor und werden nach ihrer Fertigstellung unserem schönen Auguslus- platz zu besonderer Zierde gereichen. Aller Voraus sicht nach soll die Einweihung am 3. September er folgen. Bei festlichen (Gelegenheiten werden an den Masten die deutsche Recchsscagge. die lächsische flagge und die Leipziger Stadt«! igge wehen. Den mittleren Flaggenmast krönt der Reichsadler, die beiden anderen Flaggenmasten je ein Löwe. Die Flaggen sollen 13 m lang und 5 m breit sein. Die Fahnenmasten sind ausgeschweiftem Schmiedeeisen und jeder aus einem Stüci hergestellt, der unlere Teil hat einen äuszeren Durchmelser von 13 Zentimeter, der obere lonisch zulau'ende Teil an» oberen Ende einen solchen von 32 Zentimeter, die Wandstärke beträgt 13 bezw. li Millimeter, die -'stöbe 33,5t) m, davon sind 1.50 unter Er-gleichc. .Der 5,k>0 n: hohe untere Teil der Masten,-er sog. Fuß I>ird einen architektonischen Unterbau, bestehend aus Stufen und Sitzbank in Meißner Granit zum Teil poliert erhalten. Der Sockel Hal 1 Ecksenen. au: die die Wappen der t Königreiche Breiigen, Bayern, Sachsen und Württem berg angebracht werden. Den Sockel des nach Osten zu stellenden Manes zieren die Wappen der Städte Leipzig, Dresden, Chemnitz und Piauen: der westliche trägt aus dem Sockel die Symbole von Kunst, Wipewcha'l Handel und Industrie — Uebcr dem Unterbau erhebt sich, dem Material entsprechend, ein Arnbau aus Bronzegug in reicheren Formen. Zu den schwierigen tiefen (Gründungen aus dem ausgccüllten Grund Ha ren stch noch weitere Hin-ernijse eingestellt; so muszle das kabelrvhr der Postdirektion umgangen, verschiedene Wasserrohre, Schleusen niw. verlegt werden, die die Fertigstellung der Gründungs arbeiten aufhielten. Weitere Schwierigkeiten be reitete der Transport der außerordentlich langen Masten vom Bahuhos nach dem Aufstellungsort, sowie die Ausstellung dort. Diese Arbeiten wurden nachts ausgefnhrt, um den Straßenverkehr nicht aufzuhalten. Die Auislellung erfolgte durch ein hohes fahrbares Gerüst mn brecter Basis auf Eisenbahnschienen. Nachdem die Masten ausgerichtet und mit dazu be sonders in Cijen konstruierten Boctgerüsten umgeben waren, wurde das Ernbelonieren vorgenommcn. Die Hauptsache ist dabei, das; der Beton ohne Störung durch etwaige Bewegung der Masten gut abbinden und erhärten kann. Deshalb sind die krästigen Holz steilen an ebracht worden, die so lange belassen werden müssen, bis die -1 aus 4 m breiten und 5»,5 "> hohen und .um Teil mit Eisen armierten, die Masten in der Erde umgebenden Betonklötze völlig erhärtet sind und dadurch sich mit den Masten und Bockge rüsten zu einein starren Ganzen verbunden haben werden. Zur Zeit werden die Granitarbeiten ver letzt und gesörderl. um Ende Juli sertiggestellt lein zu können. Inzwischen sind die umfangreichen Gips modelle sür den Bronzeguß angelenigt und mehrere Bronzetcilc gegossen worden. Infolge des Bronze- arbeuerstreikes wird leider der Fortgang der Bronzearbeiten wescnrlich behindert, sodast sogar eine Unterbrechung der Arbeit eintreten musz. Es ist sogar möglich, wenn sich der Streik recht lange hinauszicht, oag sich vie Fertigstellung der Bronzearbeiten bis Anfang nächsten Jahres ver zögert Deshalb wird beabsichtigt, nach Fertigstellung der Granitaroei'en die Planken zu entfernen und de» sertiggesrelUen Sorte! gegen Witterungseinslüssc mit einer gefälligeren Bretlensichalung zu versehen und dachförmig abzudecken. - Schnellzug Leipzig-Naumburg-Erfurt. Die vom 7. Juli bis Ende August auch zwischen Raum bürg und Eriut verkehrenden Schnellzüge - 88!>87, die bis dahin nur zwischen Leipzig prov. Thür. Bs. und Naumburg gciahren wurden, «allen nur am l15., Ui. und 29. Juli, an welchen Tagen ein Vorzug zum Zuge <>14 verkehrt, zwischen Naumburg und Erfurt aus. Ter Ausfall findet dagegen nicht am 19. August statt * Plntzmusik. Am Sonntag, den Ui. Juli, findet die nnliraruche Platzmusik aus dem Schmuckplatz an der Montb str vor dem Dienstwohngebäude des kom mandierenden Generals durch Las Mnsiktocps des Inf. Regts. 107 statt. Beginn: 11.30 vorm. Pro gramm: 1. Festlicher Auszug und Marsch der Templer v. Weimourm; 2. Ouvertüre zur Oper ..Die Rcgi menlstochter" v. Donizetti; 3. Wotans Abschied von Brünhiloe und Feuer,auöer a. d. Musiidrama „Die 'Walküre" v. Wagner; 4. Ungarische Tänze.^tr. 5 und o v. Brahms; 5. Phantasie a. d. Oper „Faust und Margarethe" v. Gounod; li. Rosen aus dem Süden. Walzer v. Strauß. Südsriedhos. Am Sonntag sindec wieder in der Hauptkapelle des Südiriedhoies um 9 Uhr Morgenandacht statt. Pastor Krug wird über Lu kas 5, 9 c sprechen. — r Sonderzug-Frequenz. Die heut« hier ab gelassenen Sonderzüge nach den Alpen waren wie derum recht aut benutzte. Der Londerzua nach Lindau führte über 550 Personen, der nach München. Kuf stein, in zwei Teilen verkehrend, über 900 Personen, der nach Salzburg rund 500 Personen und der nach Friedrichshafen über 225 Personen. Nicht minder groß war auch die Benutzung der von Dresden und Chemnitz nbgelassenen Alpen Sonderzüge. * Schaufenster-Wettbewerb für Blumengeschäfte. Der Verein sür Blumenaeschästsinhader zu Leipzig nahm in einer Versammlung Stellung zu dem vom Verkehrsverein im August d. I. in Aussicht ge nommenen Schaufenster-Wettbewerb sür Blumen geschäfte. Die Versammlung begrüßte diese Ver anstaltung: sie stiftete ebenfalls einen Ehrenpreis und jagte im allgemeinen eine rege Beteiligung zu. Außerdem wurde eine aus den Herren Gelbricbt, Bösler und Rudolph bestehende Kommission gewühlt, die in Gemeinschaft mit dem Verkehrsverein die Hauptgesichtspunktc der Bewertung solcher Arrange ments in Erwägung ziehen soll. * Wem gehört der Hund? Am Cottaweg in L.- Lindenau beobachtete ein Herr zwei unbekannte Männer, die einen großen schottischen Schäferhund an einem Baume angebunden hatten. Als die Männer sich beobachtet sahen, ergriffen sic, unter Zu rücklassung des Hundes, die Flucht. Gegenwärtig be findet sich das Tier in der Kafillerei und kann dort vom Eigentümer abgeholt werden. * Fahrradmarder. Ein Unbekannter, etwa 18—20 Jahre alt, von mittlerer, schmächtiger Gestalt, mit blassem, bartlosen Gesicht, bekleidet mit grauem Jackett- an'ug und grauerSportmütze,erschien ineinemFabrrad geschäst der Südoorstaot, angeblich im Auftrage seines Vaters — er nannte auch einen existierenden Namen — und bot ein Fahrrad Marke Brokasum, Rr. 305080, zum Kaufe an. Dabei gab er an. daß sein Vater in kürze ein neues Rad kaufen würde. Die Angaben des jungen Menschen beruhen nicht auf Wahrheit. Es wird vermutet, daß das Rad rechtswidrig erworben worden ist. Der Eigentümer kann sich bei der Kriminalpolizei melden. * Unehrlicher Angestellter. Zur Rechenschaft ge zogen wurde ein 19 Jahre alter Handlungsgehilfe aus Lindenau. Der Bursche erhielt non seinem Chef den Auftrag, Pakete nach der Post zu befördern und diese zu frankieren. Diese Pakete gab er aber un- frankiert ab und verwendete die Geldbeträge zu seinem Nutzen. Er besaß sogar noch die Dreistigkeit und forderte von seinem Arbeitgeber einen Betrag, angeblich weil er mehr Fracht hätte bezahlen müssen. * Ein Lastwagen gestohlen. Am 2. oder 3. d. M. wurde von einem Lagerplätze an der Elisenstraße ein Lastwagen ahne Kastenäuisatz. mit Boden und Rungen versehen, gestohlen. Der Wagen war un- gestnchcn und ohne Firmenbezeichnung. * Uebcrfahrene Kinder. Auf dem Roßnlatze wurde die 4jährige Erna Flickinger aus der See- burgstraßc beim Uedcrschreiten der Straße von einem leichten Geschirr umgerissen und überfahren. Das Kind erlitt nur eine Schwellung des rechten Ober schenkels. — In der Zschocherschen Straße in Plag witz wurde der dort wohnhafte 5jährige Willy Leh mann von einer Kraftdroschke überfahren und an der Stirn verletzt. Rach Angabe von Augenzeugen soll der Knabe plötzlich über die Straße und gegen die Kraftdroschke gelaufen sein. * Ein Messerheld. Am Schleußiger Wege be- drobte am Freitagabend ein streikender Bäckergeselle eine i arbeitswilligen Bäckergesellen mit einem offenen Taschenmesser. Ehe er aber zustechen konnte, war er dingfest gemacht. * Lebensmüdes Dienstmädchen. In der Wohnung seiner Herrschaft in der Rordstraße versuchte sich gestern ein Dienstmädchen in selbstmörderischer Ab sicht mit Schwefelsäure zu vergiften. Das Mädchen wurde noch lebend ins Krankenhaus gebracht. Der Beweggrund der Tat ist unbekannt. > x- Kohlendrand. Aus Ladestelle ! der Sächsischen Staarsdahn in der Jahnslraße geriet heute früh halb 0 Uhr ein Waggon Briketts in Brand. Die Feuer wehr der IV. Bczirksseuerwache beseitigte nach halb stündiger Tätigkeit jede weitere Gefahr. * Festgcnommen wurden ein 68 Jahre alter Arbeiter aus Burkhardtsdorf, der unter dem Ver dacht steht, sich seinen Enkelkindern gegenüber sitt licher Verfehlungen zuschulden kommen gelassen zu haben und ein 23 Jahre alter Arbeiter aus Winters dorf, der einen Geldbetrag gestohlen hatte. ff Unfälle. In einer Badeanstalt des Westens wurde ein 10 Jahre alter Heizers-Sohn aus der Wigandstraßc in L.-Kleinzschvcher. der einer Gruppe Manner, die sich im Hantelhcben betätigten, zu nahe kam, von einer abgeworfencn Hantel auf den Kopf getroffen. Der Knabe trug dadurch einen schweren Schüdelbruch davon. — Auf einem Fadrikanbau in L.-Sellerhausen stürzte ein 24 Jahre alter, in der Hebelstraße in L.-Linvenau wohnhafter Arbeiter über 4 m hoch von einer Leiter herab und erlitt einen Fußknöchelbruch. — An der Jnselstraßc fuhren zwei Radfahrer zusammen, wobei der eine, ein 16 Jahre alter Schlosserlehrling aus der Stcrnwartenstraße, derart zu Falle kam, daß er eine schwere Eehirner schiitterung erlitt. «r>. Blinder Feueralarm. Heute vormittag in der 11. Stunde wurde die Feuerwehr der lV. Bezirks wache durch den Feuermelder Angerjtraße alarmiert. An Ort und Stelle ec »getroffen, stellte cs sich heraus, daß lein Brand stattgefundcn batte, vielmehr hatte jemand versehentlich an den Melder gestoßen, dessen Läutewerk infolgedessen ablief. * * Burgbausen. Bei dem Gewitter am Donners tagnachmittag traf der Blitz auf dem Roggenfeld« der Westendbangesellschast eine Mähmaschine, von der der Gcschirrfiihrer kurz vorher die Pferde abgespannt und in den Stall gebracht hatte. Zwei in der Nähe sich aushaltendc Ernteleutc kamen mit dem Schrecken davon; dem Mäher wurde die Sense vom Rücken zwei Meter weit wcageschleudert. Die Maschine zeigte verschiedene Verviegungen. * Markranstädt. Es ist wiederholt in Haushal tungen eingebrochen worden. Die Diebe besitzen Nachschlüssel, erbrechen alsdann Schränke und Kam moden und durchsuchen die Wohnungen nach Geld. In einem Falle erbeuteten sie 60 In einem zweiten Grundstück sanden sic nichts. In einem Restaurant der Leipziger Straße haben sie vor Wut des Mißerfolges ein Vandalenstück verübt. Sie rissen aus dem Vorgarten etwa zehn wunderschön blühende Blumenstöcke und warfen sie in einen Schuppen. In allen Fällen entkamen die Einbrecher uno rohen Gesellen unerkannt, doch ist ihnen die Polizei auf der Spur. verynmiunyen. : vas<- Römisches Haos, PetcrSsreinwcg, Lclc Hürtclstrajcc. Herr Brauser tfl stets bemüht, seinen Gästen Außerordent liches zu bieten. Lo ist cs ihm gelungen, de» bekannten exzen trischen Kapellmeister illigo zu engagieren. Täglich sinden von 4 Uhr ab große P r a t e r s c st e statt. Diese werden audge- führt von dem Original Wiener Salon-Orchester „Trocadero". Der exzentrische Dirigent Riga tanzt und lacht. Tie Kapelle spielt in Hosballtracht. Das Lass ist herrlich dekoriert, seen- l>aft illuminiert und bedeutend vergrößert. Große Blumen- sestc. Blumen gratis. (Eintritt frei! llus Stühlen. Dresden, 15. Juli. * Der Verein „Deutsche Presse in Böhmen", der die Redakteure an den Tageszeitungen innerhalb der deutschen Sprachgrenze umschließt, wird in den Tagen vom 22. bis 24. Juli Dresden einen Besuch abstatten. Zum Empfang der österreichischen Kollegen hat sich hier ein Ausschuß gebildet, der sich aus Korrespon denten österreichisclzer Zeitungen in Dresden und anderen hiesigen Journalisten zusammensetzt. Für den Abend ist ein Zusammensein mit den Dresdner Kollegen geplant. Dem Sonntag und Montag sind Besichtigungen des Rathauses und der Ausstellung gewidmet. * 8lW. Meißen, 14 Juli. (Zum Stadtver- ordnetenvorstcherj wurde Justizrat Reinhard mit 23 Stimmen gewählt. 10 Stimmen erhielt der bisherige Vorsteher Branddirektor Hofmann, der kürzlich infolge einer Erklärung der Mitglieder des Vorstandes sein Amt niedergelegt hatte. c-est Oschatz, 14. Juli. (Blitzschlag.) Jn Calbitz schlug der Blitz in das Anwesen des Wirtschaftsbe sitzers Wilhelm und zündete. Das Feuer, das erst gegen Abend völlig unterdrückt werden konnte, äscherte einen großen Teil der Baulichkeiten ein. * Riesa, 15. Juli. (Die Schwierigkeiten sür die Personen-Dampfschiffahrt auf der Elbe) werden mit jedem Tage größer. In Dresden zeigt der Pegel schon 202 Zentimeter unter Null an. Die anhaltende Trockenperiode, in der wir uns seil langem befinden, spiegelt sich recht deutlich in den von der Landeswetterwarte veröffentlichten Ueber- sichten über die Niederschlagsmengen in den 50 Fluß gebieten Sachsens wider. Wie schon seit Wochen, weist auch die Uebersicht über die erste Dekade des Juli durchgängig Minusabweichungen von den Normalwerten auf. So hatten das Gebiet der oberen Freiberger Mulde, der Flöha, Pockau Zschopau usw. Abweichungen bis zu 25 Millimeter oder Liter per Quadratmeter von den Normalwcrten. * Ehrenfriedersdorf, 14. Juli. (Brand.) Von einem zum Abbruch bestimmten Hause ist heute morgen der Dachstuhl abgebrannt. Ein weiteres Umsichgreifen des Feuers, besten Entstehungsursache auf Brandstiftung zurückzuführen sein dürfte, wurde durch die Löschmannschaften verhindert. ' Zwickau, 15. Juli (Berichtigung.) In den sächsischen Blättern kursiert aus dem hiesigen Stadt verordnetenkollegium eine Meldung, daß die Stadt verordneten beschlossen hätten, „ein Wohnungsamt städtiicherieits einzurichten". Abgesehen davon, daß die Meldung schon an sich Unsinn ist, weil die Stadt verordneten überhaupt kein solches Amt errichten können, ist sie auch falsch. Die Stadtverordneten haben nicht beschloßen, ein Wohnungsamt einzu richten, sondern diesen Antrag abgelehnt. * Ehrmnitz, 15. Juli. (Beendeter Ausstand.) Der Ausstand der Arbeiter der Chemnitzer Dünger- absuhr-Gescllschaft ist beendet. Die Arbeiter der Müllabteilung haben Freitag nachmittag und die Arbeiter der Düngerabteilung Sonnabend früh ihre Tätigkeit wieder ausgenommen. 8. l,. Oubin, 14. Juli. (Der zweigleisige Au», bau derOybinbahn) dürfte bald in Angriff ge nommen werden. Eine Anzahl Grundstücksbesitzer haben gegen den Plan Protest erhoben, weil die Bahn direkt an ihren Häusern vorbeiführen soll. Selbstverständlich müssen auch mehrere Wege verlegt und Felsenlprengunaen vorgenommen werden. Die Genehmigung des Ministeriums zum Ausbau der Bahn liegt noch nicht vor. TsgesMronik. Dir äentlche kronprinzellin als Ledensretterin. An einem der letzten Sonntage befand sich, wie uns von einem Augenzeugen mitgeteilt wird, Kron prinzessin Cecilie mit einem kleinen Gefolge in ihrer Motüljacht auf deni Wannsee, als sie plötzlich laute Hilferufe vernahm. Zuerst tonnte inan auf der Jacht nicht unterscheiden, woher die Rufe kamen, aber plötzlich entdeckte die Kronprinzessin eine Frau, die mit den Wellen kämpfte. Sofort lenkte sie ihren Motor an die Stelle, wo die Frau verunglückt war. In rasender Eile schoß das Fahrzeug dahin, und die hohe Frau rettete mit eigenen Kräften die Ver unglückte. Es gelang ihr, sie lebend in ihre Jacht zu bringen, und die Kronprinzessin selbst stellte bei der Bewußtlosen Wiederbelebungsversuche an. Ein Herr aus dem Gefolge begab sich in dem Boot, aus welchem die Frau in das Wasser gestürzt war, sofort an Land, um einen Arzt zu holen. Inzwischen hatte die Kronprinzessin ihre Wiederbelebungsversuche mit vielem Erfolg angewendet. Als der Arzt auf der Jacht erschien, sand er die Verunglückte bereits bei vollem Bewußtsein. Er versicherte, daß er selbst andere Mittel auch nicht hätte anwenden können. Die Verunglückte wurde von der hohen Frau in liebenswürdigster Weise gestärkt und erquickt. Als dann brachte das Motorboot die Verunglückte an Land, und die Kronprinzessin sorgte dafür, daß die Frau glücklich in ihre Wohnung kam. Am nächsten Tage zog sie Erkundigungen über den Gesundheitszustand der Geretteten ein und er fuhr zu ihrer Freude, daß das unfreiwillige Bad der Frau nichts geschadet hatte. * Bernburg, 14. Juli. (Paratyphus-Bazillus.) Bei der Untersuchung des Hackfleisches, nach dessen Genuß kürzlich zahlreiche Personen unter Vergiftungs erscheinungen erkrankten, ist der Paratyphus-Ba zillus 0 nachgewiesen worden. Wie dieser Bazillus in das Fleisch gekommen ist, wird durch die weitere chemilche Untersuchung festzustellen sein. Jedenfalls sind von dem betreffenden Schmelzer, der das Fleisch in den Handel brachte, dem Hackfleisch keinerlei schäd liche Substanzen zugesetzt worden, was die genaue Prüfung der Proben ergeben hat. s. Mehrinaen, 14. Juli. (Im Brunnen er trunken.) Die Ehefrau des Landwirts P. hier wurde in dem Wickelbrunnen von fünf Meter Tiefe in Halbliegender Stellung ertrunken ausgesunden. Da der Wassereimer an der Kette heruntergclassen war, ist zu vermuten, daß die Verstorbene beim Heraufziehen des Eimers das Gleichgewicht verloren hat und über die etwa 70 Zentimeter hohe Brunnen brüstung gestürzt ist. Berlin, 15. Juli. (Auszeichnung.) Professor Neinhold Begas ist heute an seinem 80. Geburts tage zum Wirkt. Geh. Rat ernannt worden und hat den Titel Exzellenz erhalten. Da» Befinden des Jubilars läßt viel zu wünschen übrig, hat sich aber im Laufe des gestrigen Tages etwas gebessert. Köln, 15. Juli. (Selbstmordversuch.) Der Feldwebel Richter vom 7. FußartiUerie-Regimenr durchschnitt sich die Pulsader und brachte sich schwere Halsverlctzungen bei. Man schaffte ihn ins Garnison lazarett. Das Motiv zur Tat soll darin zu suchen sein, daß Richter, der bei einem Wirt Schulden ge macht hatte, nunmehr, da ihm dieser nicht mehr weiter borgen wollte, die Regimentskasse angegrif fen und Geldbeträge daraus unterschlagen hatte. Straßburg, 15. Juli. (Ein seltener Beam ter.) Ein Beamter, der die Abhebung seines Ge haltes — vergißt, — dieses kaum glaubliche Vor kommnis wird aus Thann im Oberelsatz gemeldet. Die dortige Zeitung schreibt nämlich: Hat da im St. Amarintale ein vermutlich sehr gut situierter Beamter im Oktober v. I. vergessen, seinen Monats gehalt zu erheben. Bei Prüfung der Rechnungs belege in Straßburg wurde die Versäumnis bemerkt und die betreffende Kasse zur erneuten Zahlung des Gehaltes angewiesen, der zerstreute Beamte aber in eine Ordnungsstrafe genommen. München, 15. Juli. (Im Tode vereint.) Der Gemeindevorsteher Kräutle war nach einem benachbarten Orte gefahren und wollte abends mit dem Fuhrwerk nach dem eine halbe Stunde entfern ten Bahnhof Wiesenhofen. Unterwegs traf er den Oberamtmann Föll von Lcutkirch. der ihn ersuchte, auf seinem Wagen mitfahren zu dürfen. Als Föll sich auf den Wagen setzte, zog das Pferd an. Kräutle wurde aus dem Wagen geschleudert, brach sich die Bei Msr Klinger. Die meisten Sterblichen stellen sich unter einem kunstleratelier einen weiten, lichten 'Raum vor, wo hce und da eine angefangenc Arbeit stehl, in dem aber vor allen Dingen lauschige Winkel zu behag lichem Niederlasscn einladen, wo über das malerische Durcheinander von Diwan, Perserteppichcn, Fellen und Blumen -er Dust pikanter Abenteuer schwebt. Wie anders ist die Werkstättc von Max Klinger Auch hier eine weite, große Halle, in die das Helle Tageslicht durch eine Reihe großer Fenster hinein dringt, aller nur über Plätze einer steten, anhaltenden Tätigkeit seine Strahlen sendet. Schon das Vorzimmer mntel uns wie der Arbeits raum eines gelehrten Archäologen an. neben Bückzern antike Torsen, alte Bilder, nnd Unordnung auf dem Schreibtisch wie bei einem Gelehrten. In der Halle selbst, in deren Mitte sich ein Bronzeabgnß der Ba -enden neben der Büste Wilhelm Wundts erhebt, sehen wir überall die Spuren rastlosen Fleißes, einer nie versagenden Tätigkeit der Phantasie. Rechts vom Eingänge hängt neben den Entwünen von ..Christus im Olymp", zum großen Wandgemälde der Leipziger Aula ein neuer Entwurf, zwei Frauen nackt in Leliensgröße. umgeben von einer südlichen Landsibast mit dem Ausblick aufs scrne Meer Diese ' ' Lein wand verdeckt Studien und Skizzen aus den verschie densten Zeiten. Hier erzählt von -er Liebe Klingers zum Süden ein angefangenes Städtebild, dort er blicken wir eine Lautenichlägerin, lebensgroß bis zur Brust, die sich von einer fernen Stadtnlhouette crbhebt. Auf schlichten Borden stehen kie und da in Wachs und Ton Bewegungsstudien. Die nächste Ecke füllt ein Durcheinander von Fiaurcn. Da sehen wir neben der angefangenen Marwarküste non Wundl den Kopf Steinbachs, das sprechende Bild, nis von Elsa Asenieff oder die Gipskovie der ein drucksvollen Gruppe in der hiesigen Kunstausstellung. Im Weiterwandern gleitet unser Blick über die große Marmorbüste von Georg Brandes, vor der eine an gefangenc Arbeit, die Büste eines jungen Mädckzens, steht. Das volle Sonnenlicht sällt über die neueste Arbeit des Meisters, vor der er selbst im weißem Kittel mit weißer Bildheuermütze auf dem rötlichen Lockenbaar fleißig schafft. Es ist das Relief -cs Schulrats Kiescr. ein Kopf, der an die guten Gesichlszügc -er vorigen (hencralion erinnert, ein Männerkopf, der nicht >> die Schablone paßt. Diesen Arlnsitcn gegenüber sicht das tnsiannte Damenporträt in mattrosa auf licht blauem Grunde, etwas zurück das angefangenc lebens große Bildnis der Frau Aseniesf im grünen wallenden Gewände inmitten eines stimmungsvollen Interieurs. Daneben erheben sich mit ihren Skizzen in Spiegel- bilddarstcllung die Reliefs zum Abbedenknial. Rsichurd Wagners Kopf, das geistvolle Haupt Nietzsches. Lamp rechts temperamentvolle Züge leuchten uns von einem hohen Schrank, ungefüllt mit Büchern, entgegen. Vor -en großen Bücher nnd Zeitungsständern der nächsten Wand und vor dem Blüthnerflügel ist eine Reihe von Skizzen aufgebaut, der vergeistigte, Dante ähnliche Dichtcrkops Stephan Georges, das männl'-*" '"-aupt Kalkreuths, daneben die träumerische Figur Greiners. Ein liebliches Mädchen, nackt vor der weiten Meeres släche sitzend, leicht getönt in Pastell, wird non einer Kreidelandschan und Einzelstudicn zum Universitäts gemälde umrahmt. Neben diesen flüchtig aufgc- zähltcn Arbeiten, Entwürfen stehen in allen Ecke" und Winkeln Vierte und Skizzen, wie die Modelle zum Ratssilberschatze der Stadt Leipzig, Porträtstudien und anderes mehr. Stundenlang könnte man verweilen, und doch würde man die Fülle der hier znsammengctraaenen Lebensarbeit non Max Kinger nicht überblicken können. Neben seiner Phantasie, neben seinem Talente ward Klinger auch mit unendlichem Fleißc bedacht, jener Gabe, die das Talent »st zum Genius schafft. Nichts spricht in diesem Raume von Muße, nichts von Plau-erstunden, denn auch die Erholung wird, wie der Flügel zeigt, zur Kunst. Vom Nebenranm her schallt uns das Geräusch von Meißelschlägen entgegen, hier wird die letzte Hand an das Abbedenknial für Jena gelegt. Auf einer hohen, glatten Stelle erhebt sich die stili sierte, lebenswahre, ausdrucksvolle Büste dieses Den kers und Menschenfreundes. Flache Reliefs an drei Seiten, erinnernd an die frühen griechischen Arbeiten, die den Altar -er Venus in den Diokletians-Thermen in Rom schmücken, weisen aus die Tätigkeit Abbes hin. Auf der Rückseite erblicken wir in ganzer Figur, gleich einem griechischen Lehrer der Jugend, den Ge lehrten, wie er mit seiner rechten Hand halb zu sprechend, halb führend, einen Arbeiter unterweist, der als nackter Jüngling in reiser Körperschönheit vor einem Amboß gebildet ist. Noch gelungener er scheinen mir die Reliefs beider Seitenteile. Sic sollen Allegorien der Astronomie und Mikroskopie darstellen, aber nicht die symbolische Bedeutung dieser Figuren gibt ihnen 2Lert, soneern das Künstlerische ihres Aufbaus und Linicnspicls. Wie laufen die Falten des Gewandes der Astronomie, das gleich leichten Schleiern den Körper umspielt, nicht verdeckt und in seiner Fältelung an die Figuren ionischer Kunst erinnert, mit den Linien der abschließenden Büste in eins zusammen. Die Gestalt der Astronomie ist dargestellt, wie sie durch eine Glaslinse hinauf in den Sternenäther blickt, mit sehnenden Händen nach den Wolken langend. Die Mikroskopie, von deren Schultern das Gewand leichtflüssig lzerabgesunken ist, hält mit ihrer Rechten die ovale Linse sich winden den Schlangen entgegen, sie durch den Strahl des in ihr qelommelten Lickites vernichtend. Auch hier ist der Fluß aller Linien klar geeint, wie in einem Ge wächs der Natur und strebt in seiner Einheit wieder der Linienführung der Büste entgegen. Wenn man vor dieser schönen Arbeit einen Tadet wagen darf, so ist es der, daß die Büste auf dem ge waltigen Stein zu weit nach vorn sitzt. Aber ich glaube, es stört das Ungewohnte der Erfindung, und gar bald wird unser Auge daran gewöhnt, nur di« Schönheit der Reliefs, Li« Großheit der Büste be wundern. Daneben erblicken wir in seiner Halbvollendung schon so vielsagend die Brunnenanlage, die sich ein Privatmann in Chemnitz bei Meister Klinger de- stellt hat. Aus kapirellartig angeordnetem Vlumen- und Rankenwerk erhebt sich die Harbfigur eines Mäd chens aus parischem Marmor, die Arme in die Hüf ten gestützt, leise sich nach vorn neigend, um im Spiegel des ovalen Brunnenbeckens in schüchterner Eitelkeit das eigene Bildnis zu belauschen. Die lästige Bewegung, die sanfte Anmut dieses Kriechen mädchens (denn Griechin ist sic in ihrer Ruhe und Schönheit) dürfte dem Künstler, wie selten, geglückt sein. Die leise Beugung des Körpers erinnert flüch tig an seine Kassandra. Aber was hier Strenge ge wesen, wird dort zu reinster Anmut. An der Wand eines Hauses, umspielt von den Ranken Llaublühen- der Klematis, dürfte dieses Werk wie eine Vision aus Griechenland anmuten und uns aus dem Lärm und Ruß der Fabrikstatsi in eine freier«, reine« Welt erheben. Dieses Werk ,zeigt Klinger auf der Höhe seiner Künstlerschaft, und wir dürfen von ihm, obwobl er das halbe Säkulum bereits überschritten, nach diese» Ansätzen neue reiche Blüten seiner Kunst erwarten. Wer mit Muße in Liesen Räumen verweilen durfte, der trägt aus der Werkstatt des Meisters da» er hebende Gefühl der Weihe, Stunden im Reiche der Kunst gelebt zu haben, hinaus. Und mag der Alltag sogleich mit seiner Brutalität ans ihn eindringen, die Erinnerung bleibt und damit die Dankesschuld an den Künstler. Dr. Robsvt Oorieeßh.
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