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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.07.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110715021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911071502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911071502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-15
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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Bezugs. Preis Nir Letp,», »ud 8»r»rt» »»ritz «,1er» Iraker und boedtteur» r»«l tSßttch u»e vau» »rdrach» «> Vt »»»natL. 4.7V ML olertiUhhr» Lei »n)»r» AUtale» ». U» »»hmeKeUen adurtzoU 7» Vs. »»«tl. LS Ml. »terteltLhrt. »«» Veit: innerhuld DeuNchlanv» und »er d«»tl<tz<n llolonxu otertelliitzrl. >.vv ML. «oaatl. t.L'> ML u»»lcyl. Poltdeftellaetd F«r»»r >n Lelgren, DanemarL den D»»«>Raat«», IlaUen. Lurembura. Ntederland«, 7k»r- wenrn OrurrrelL-Ungarn, Rntllan», Schweden. Echwrti u. Svanten. In allen übrigen Elaaren aur »tret» durch dt» <L«!ltiäU»llrll» de» «Malte» «rdäMlch. Du» «'«»»iiger L« g«! Ian «rlcheuo t»al lägUch. Sonn. u. IZeteNag» an» «argen». Lbonnement»«Lnnahm, I»da»a«»goll» S, de» uotnrrn Trügen». A»l»a»rn. Epeduenre» nno «»nirtzmeiiellen, >ow», Pollämlrn» nn» Vrleltragen». <tni»l»«rra»l»pi«t» dU<. Abend-Ausgabe. s 14 6S2 chl.« s"bS2(N»«la»M-U l.^ieks» rel..^nschl.^i4W3 Amtsblatt des Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. LuzeigeaPrei- str 2«Uer»1» «« U«tp«ta und Unrgednng «« 1lpaltt»»V«ttt»»tt« SPs dt»Sl»Na»e. zelle l ML, »»» «n»wärt» M Pf, -leklamen L20 ML. Inlernt« »«« vehörde» t«n amt- Uch— Teil dt« VeUtzeU» iü PL »e,chäsl»«n<»(g»» «tt Plätzvorichrtfte» u. t» der Ldendauegad« i« Preis» «rtzShL Rabatt nachlnrtt. VeUagegebührGelaml- aullag« 5 ML » Tausend «PL Poftgeoildr. Trtldeilag, Höher. FefterteUt, Uusrraa» können «»cd» zurSL- aerogen »erden. iffir da» Erscheinen an demnrinren Tage« an» Plätzen wird kein« Garantie übernomme». Anzeigen » Annahme. 2»tz»»«»tz«fi» 8. bet sämtlichen Filialen n. allen Annoncen- Lrp»dl'ion«n »«» In» und Au»la»d«» Dr»A im» «ml», »re iim^lger T««»» dlatte» «.V»i» Inhaber: Va»> llilrEe». RedaNi» «n» «»IchtzsteNeN»: Iohannt»,ass» 8. »a«»t» Filiale Dre.de» r beegrah» < 1 (Telephon ED. Nr. 194. Sonnabenü, den lS. Juli lSll. 105. Jahrgang. Tie vorliegende Ausgabe «msaßt 6 Seilen. Msrukiro. Der von den Franzosen geplante Vormarsch auf Marrakesch (das auch Marokko genannt wird) — mir berichteten bereits gestern darüber — ist sehr geeignet, di« Marokkoangelegenheit mehr zu ver wirren und die Lösung des Problems, um die man sich jetzt in Berlin müht, zu erschweren. Marrakesch ist die Hauptstadt von Südmarokko und liegt etwa 200 Kilometer von Casablanca entfernt, von wo der Vormarsch der Franzosen beginnen soll. Die Ent fernung von Marrakesch bis Agadir beträgt in der Luftlinie reichlich 250 Kilometer. Frankreich würde durch die Besetzung von Marrakesch seinen alten Plan einer vollständigen „friedlichen Durchdringung" Marokkos nur fortsetzen. Es fragt sich aber sehr, ob die Algecirasmächte damit einverstanden sind. Jeden falls dürften dann Forderungen von Kompensationen mit noch stärkerem Nachdruck als bisher geboten sein. Ueber die Haltung Rußlands gehen ver schiedene Gerüchte um. Die Meldung, daß die russi sche Negierung in Berlin Fragen vorgelegt, ist zwar bestritten worden; daß aber der russische Botschafter bei Herrn von Kiderlen-Wächter einen Besuch abge- stattet hat, behauptet neuerdings mit Entschieden heit die „Wiener Zeit". Di« Aussprache ist danach durchaus freundschaftlich gewesen. Daß der Bot schafter Herrn von Kiderlen-Wächter bestimmte Fragen vorgelegt habe, wird aber auch von der „Zeit" in Abrede gestellt. Der Botschafter sei auch nicht etwa irgendwie auf die Seite Frankreichs ge treten. Daran ist nicht zu denken nach dem deutsch russischen Abkommen, dessen erster und wichtigster Paragraph ja unterzeichnet ist. In russischen diplo matischen Kreisen verlautet, daß Rußland sich neutral verhalten wird. Es hat außerdem noch in Erinnerung, daß seinerzeit bei den russisch-österreichi schen Konflikten in der bosnischen Frage Frankreich sich auch nicht ohne weiteres zugunsten Rußlands ein. gesetzt, sondern mehr vermittelnd gewirkt hat. * Die Heimkehr Moiniers. Paris, 15. Juli. (Eigene Drahtmeld.) Aus Casablanca wird gemeldet: General Moinier, der vorgestern mit dem Kreuzer „Forbin" aus Rabat eintraf, wurde von den Konsuln Frank reichs und Englands sowie von dem Pascha der Stadt empfangen, di« ihn zu seinem raschen und er folgreichen Feldzug beglückwünschten. Die Spanier in Elksar. Paris, 15. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Aus El k- s a r wird gemeldet, daß die S p a n i e r die scheri - fischen Mannschaften fortgesetzt teils zur De sertion verleiten, teils gewaltsam festnehmen und zum Eintritt in den spanischen Tabor zwingen. Die Mahalla des Kaids Vendahan sei infolgedessen bis auf wenige Mann zusammengeschmolzen. Gegen wärtig befänden sich im spanischen Lager an 3500 Die Wime Erzellen;. 50) Roman von T. Tschürna». (Nachdruck verholen.) Sein Zuftand war mitleiderrcgend. Alles ver werte ihn — die spottfunkelnden Blicke der oeiden huschen Maiwalüs, die bedenkliche FreunLllchkert des Polizeipräsidenten; selbst die behagliche Gut mütigkeit der freundlichen Frau von Maiwald kam ihm heute unecht vor. „Welch eine Menschenmenge!" klagte die Kraute- witz. „Biegen wir doch in eine der Seitenalleen ein. Es ist wirklich ganz unerträglich hier — so gemischt. Ich bin in dieser Beziehung sehr empfindlich und ge stehe ganz offen, daß ich eine geradezu krankhafte Aversion dagegen habe, mit Gevatter Schneider und Handschuhmacher in allzu nahe Berührung zu kommen. Wer kann für seine Nerven? Wally, Tret- chen, wo bleibt ihr denn? Ah, die haben Gesell schaft gesunden! Brenken! Es ist ja wohl Brenken — nicht? Er bemüht sich sehr um Gretchen, seil er die Schwärmerei für die schöne Exzellenz als nutz- los hat aufgebcn müßen. Gehen wir nur indes vor aus, die werden nachkommen. Welche köstliche Stille hier! Das tut einem wohl nach all dem Lärm und dem Wagengerassel! Aber Sie sind heute so schweig, sam. Warum? Ich hoffe doch, daß Sie sich nicht un wohl fühlen! Wahrhaftig, Sie sehen fieberhaft aus! Das macht mich besorgt. Wenn Sie wüßten, in welcher Angst ich oft Ihrer Gesundheit wegen schwebe! Ich hin nun einmal so. Die Leiden meiner Freunde sind die meinen, und namentlich Sie, Herr von Dahlen, machen mir viel Unruhe!" Fräulein von Krautewitz hatte ihren Arm ver traulich in den des Legationsrats geschoben, den Kopf ließ sie zur Seite hängen wie ein kranker Kanarien vogel, und ihre Stimme hatte eine merkwürdige Reinlichkeit mit dem wehmütigen Piepsen eines solchen gelbgefiederien Patienten, als sie leiser fort» fuhr: „Sie leben so allein, ohne Familie, ohne jemand, der zärtlich für Sie Sorge trägt!" Dem Legationsrat brach buchstäblich der Angst, schweiß aus. „Mein Kammerdiener ist ein zuverlässiger Mensch", versicherte er. Fräulein von Krautewitz seufzte. „Ah — ein Diener, ein Mietling! Was will das Soldaten; deren Offiziere erklärten offen, daß dies« Streitkräfte dazu bestimmt seien, einen event. französischen Angriff zurückzuschlagen. Empfang des „Panther" in Corunna. Paris, 15. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Aus C o - r u n n a wird mehreren Blättern gemeldet, daß das Kanonenboot „Panther" auf der Fahrt nach Deutschland daselbst erwartet werde. Die Behör den beabsichtigten, den Offizieren des „Panther" zu Ehren Festlichkeiten zu veranstalten (?). Oie konkurrenzklausel. Von den Verbänden der kaufmännischen Angestellten ist wiederholt die Beieitigung der Konkurrenzklausel aus den Dienstverträgen oder zum mindesten eine anderweitige Regelung der gesetzlichen Bestimmungen über die Konkurrenzklausel gefordert worden. Die Reichsbehörden habcn sich nun ent schlossen, dem Verlangen der Angestelltenverbünde dis zu einem gewißen Grade Rechnung zu tragen. Bei den zuständigen Stellen ist ein Gesetz entwurf in Vorbereitung, der die Bestimmungen über die Konkurrenzklausel einer gesetzlichen Neuregelung unterziehen will. Wenn die Vorarbeiten für diesen Gesetzentwurf sich auch noch im Anfangsstadium hefinden, so ist es doch bemerkens wert und interessant, daß sich die Reichsinstanzen überhaupt mit dieser Materie legislatorisch befassen. Entsprechend dem Stande der Arbeiten stehen die Einzelheiten des Entwurfes noch nicht fest. Doch kann schon jetzt mitgeteilt werden, daß der Entwurf eine völlige Beseitigung der Konkurrenzklausel nicht bringen wird. Er wird sich vielmehr aller Wahrscheinlichkeit nach auf der Basis der Grundzüge aufbauen, die seinerzeit der damalige preußische Handelsministcr Delbrück der öffentlichen Diskussion unterbreitet hatte. Lösung einiger llrtiUerieprovleme. Die moderne Artillerietechnik beschäftigt sich, wie der Korrespondenz „Heer und Politik" von militä rischer Seite geschrieben wird, bezüglich der Wirlung der Feldarrillerie besonders mit zwei Probleinen, deren Lösung teilweise gelungen ist. An erster Linie handelt es sich um eine wirksame Bekämpfung der «childbatterien. die dem Gegner infolge der neuen Artiklerietaktik nicht nur ein schwer sichtbares Ziel bieten, sondern auch vor allem eine we sentliche Steigerung der Geschoßwirkung ver langen. Gleichzeitig stellt man mit Recht die Forderung einer Vereinfachung der Munitions einrichtung, was von leitenden Fachmännern seit langem als ein erstrebenswertes Ziel hm- gestellt wurde. Man will ein Einheitsgeschoß für die Feldkanone einsühren, das de,» bisherigen Ge schossen in der Wirkung nicht nachstehen darf, sie wenn irgend möglich noch übertreffen sollen und dadurch einen Fortschritt nach beiden Richtungen bedeutet. Für unsere 10.5-c-w-Haubitze ist diele Aufgabe anscheinend schon gelöst, denn mit der kürzlich erfolgten Einführung des FelvhaubitzgeschoßesO5 besitzen wir ein solches Einheitsgeschoß. Dian kann aber jedenfalls ohne weiteres annehmen, daß unsere Heeresverwal tung nicht umsonst so lange gewartet, sondern das Richtige getroffen hat. Jedenfalls haben wir nun einen Vorsprung vor allen anderen Armeen, was bei der Feldhaubitze um so mehr in Betracht kommt, als dieses Geschütz unmodernen Kampfe immer mehr in den Vordergrund tritt. Für die Vereinfachung des Muni tionsnachschubes und der Bedienung und somit auch für die Schnelligkeit des Schießens ist dies von aller bedeuten? In gesunden Tagen mag das allenfalls genügen, aber wie, wenn Sie krank werden sollten, ernstlich krank?" „Ich versichere Sie, mein gnädiges Fräulein, daß ich mich noch nie wohler gefühlt habe!" Der Insasse eines recht behaglich bis zur Glühhitze durchwärmten Höllenofens hätte das ungefähr mit der nämlichen Glaubwürdigkeit versichern können. Fräulein von Krautewitz schüttelte denn auch melancholisch das Haupt zu dieser Versicherung. „Nein, nein", flötete sie, „ich weiß es wohl, Sie verschweigen mir Ihr Leiden, um mich nicht zu äng stigen, aber die Augen der Freundschaft sehen scharf. Ihre Gesundheit läßt viel zu wünschen übrig, und ich denke mit Entsetzen daran, daß Tage kommen können, in denen Sie in argen Schmerzen liegen und in denen. Ihnen dann eine liebende Hand fehlt, die Sie pflegt, und ein treues Auge, das über Ihnen wacht." Der unglückliche Dahlen fühlte einen stärkeren Druck ihrer Finger auf seinem Arm; er erkannte den ganzen Umfang der Gefahr, und mit dem Mute eines Verzweifelten suchte er sich dagegen zu wehren. Es gelang ihm beßer, als er zu hoffen gewagt hatte, weil er seine Begleiterin mit ihrer eigenen Waffe, einer ganz ungeheuerlichen Beredsamkeit angrisf. Seine bisher latente Unterhaltungsgabe entfaltet: ich jetzt in einem geradezu blendendem Glanze; er prach und sprach, bis ihm der Atem verging und eine Gesichtsfarbe aus dem tiefsten Rot ins Bläu liche hinüberspiegelte. Von allen Möglichkeiten sprach er mit krampf hafter Energie — von dem Rheumatismus des Her zogs, von den Ablichten der Engländer in Aegypten, von dem Gastspiel der Sarah Bernhardt in Konstan tinopel — und das alles mit einer Vehemenz, als sei in ihm ein Räderwerk aufgezogen, das durchaus innerhalb der nächsten Viertelstunde abschnurren mußte. Gott sei Dank. Fräulein von Krautewitz machte keinen Versuch, zu dem gefährlichen Gesprächsthema von vorhin zurückzukehren. Er würde verzweifelt wie er war diesen Versuch durch alle Mittel orato- rischer Beredsamkeit im Keime erstickt haben; aber, wie gesagt, die Krautewitz gab ihm gar keine Ver anlassung mehr, solche Zwangsmaßregeln zu er greifen. Sie hörte mit liebenswürdiger Beflissenheit alles an. was er ihr sagte, und bekundete nur hier und da durch einige lebhaft dazwischen geworfene größter Bedeutung, was wobl ohne weiteres klar fein dürste. Man wird bei der Einführung eines solchen Einheitsgeschosses unwillkürlich an den Kreis lauf der Dinge gemahnt. Das ursprüngliche primi tive Einheitsgejchoß der Artillerie früherer Zeiten genügte bald nicht mehr, und schließlich schoß man mit 3 verschiedenen Geschvßarten: Granate, Schrap nell und Kartätsche. pMilche Nachrichten. Zur neuen Eisenbahn-Zollordnunq. Berlin, 15. Juli. (Eig. Drahtmeld.) In dem Ent wurf einer neuen Eisenbahn-Zollordnung sind Vereinfachungen, wie sie in Handels kreisen gewünscht waren, in Aussicht genommen. Die streitbaren Camelots. Paris, 15. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Bei der gestern erfolgte!» Kundgebung der Came lots d »» roi sind fünfzehn Polizeibcamtc verletzt worden. Streikerzetz. Antwerpen, 15. Juli. (Eig Drahtmeld.) Zwischen den Ausständigen und Verladern, die von ihrer Arbeitsstätte kamen, ist cs zu S ch l ä g e r e i e n gekommen. Die Polizei verhaftete drei Streikfiihrcr. Entdeckter Bombensabrikant. Paris, 15. Juli. (Tel.) Aus Barcelona wird gemeldet: Ein junger Mensch, namens Cu ff e r q u e , der wegen Veruntreuungen von seinem Pater der Polizei übergeben worden war. teilte dieser mit, daß sein Vater für die Anarchisten Bomben herstcllc. Eine Haussuchung ff e - (tätigte die Nichtigkeit dieser Angabe. Die Polizei nahm 5 Verhaftungen vor. Vertrages. Washington, 15. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Taft sprach über die Unterzeichnung des neuen eng lisch-japanischen Vertrags seine Genug tuung aus. Auch die Beamten des Staatsdeparte ments erklären hocherfreut, nach ihrer Meinung liege jetzt für die Ratifizierung des englisch-amerikanischen Schiodsgerichtsvertrags durch den Senat kein Hinder- nis »sehr vor. Zwischenfall in einer Soffranje-Sitzung. Tirnowo, 15. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Bei den Verhandlungen der Großen Sobranje über Artikel 35 der Verfassung, Zivilliste, wurde der Radikale Eeorgow wegen beleidigender Aeußerungen gegen den König unter großem Lärm für drei Sitzungen vom Hause ausgeschlossen. Anarchistische Zustände in Persien. London, 15. Juli. (Tel.) „Standard" meldet aus Teheran: Das Kabinett ist zuriick- ge treten. In ganz Persien herrscht Anarchie. Die Straßen sind unsicher. Aus Schiras und Kermanschah werden Straßenkämpse gemeldet. Zur Lage auf Haiti. Washington, 15. Juli. (Eig. Drahtmeld.) In folge der ernsten revolutionären Be wegung in Nord-Haiti, die, wie erklärt wird, die amerikanischen Interessen gefährdet, hat das Kanonenboot „Petrel" den Befehl er halten. nach CapHaitieu in See zu geben. New Pork, 15. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Wie der „New Pork Herald" aus Port-au-Prince Worte das große Jmercjse, mit d.m sie seiner Unter- halruilg jolgte. D»e »»ervoie Aufregung des Legationsratcs be gann sich zu legen; er sprach ruytger und sogar mrr eine»» gewissen Behagen, denn er gehörte zu den Menschen, o»e sich gern reden hören nno d.e davon überzeugt sind, daß sie gut zu reden verstehen. „Du mein Hliitmel!" rie« Fräulein von Kraute- witz, plötzlich stehen bleibend. „Wohin sind wir eigentlich geraten? Und niemand von den andern sichtbar! Schrecklich! Ich bitte Sie. kehren wir um. Es war reizend, ja gewiß, wunderschön' — >»e sah dabei den verblüfften Legationsrat mit einem Blin unendlicher Hingebung an — „aber wir haben ganz vergessen, daß es e»ne Welt gibt, die nur allzu ge neigt ist, ihre Glossest zu machen, und daß der Ruf einer jungen Dame fragil ist wie ein Lilienblatt, jeder kleinste Hauch läßt einen Fleck zurück!" Sie zog die Uhr hervor. „Unglaublich", sagre sie, „seit mindestens einer halben Stunde wandern wir ichon hier in der Irre umher. Und Papa, der so streng denkt in solchen Dingen, der in jedem Verstoß gegen die Dehors gleich ein Verbrechen sieht! Es ijt schrecklich! Ich müß e Ihnen zürnen!" Hier traf wieder den Unglücklichen einer jene: vielsagenden Blicke, bei denen dein Legationsrar zumute ward wie einem Sperling, den man mir einer Schlange in einen und denselben Käfig gesperrt hat, und der, abgehetzt und wie gelähmt, nicht mehr die Kraft hat, umherzuflattern oder seine Augen auch nur abzuwenden von denen seiner Feindin, und der doch zu matt ist, noch ferner nach einem Schlupf winkel zu suchen, obwohl er das Verderben heran nahen sieht — langsam, sicher, unentrinnbar. „Ich müßte Ihnen zürnen" flötete die Kranke- witz, „aber kann ich's denn?'' Hier ein herzzer brechender Seufzer. „Sie wissen ja, daß ich es nicht kann. Aber kommen Sie! Mir ist angst. Was wird Papa dazu sagen?" Dabei steuerte sie mit fieberhafter Energie der Hauptallee zu. den ganz gebrochenen Legationsrar mit sich fortziehend. „Ach, Gott sei Dank, da ist unsere Gesellschaft! Man scheint uns bereits zu suchen." Sie zog dabei ihren Arm ans dem Dahlens, g«. rade spät genug, damit die Herankammenden sehen konnten, mit welcher sichtlichen Verlegenheit sie er tat. meldet, hat die Regierung den Vertretern von Groß britannien, Frankreich, Deutschland, Italien und den Vereinigten Staaten mitgetcilt, daß sie es ab lehne. der kürzlich zugestellten Forderung n a ch z u k o m m e n, ihre Schulden innerhalb dreier Monate zu bezahlen. Eine von Aus ländern gebildete Kommission, die sich mit der An qeleqenheit befaßt, hat angekiindigt, daß nach Aff lauf dreier Monate Schritte getan werden würden, um mit oder ohne Beteiligung der Regierung eine Beilegung auf diplomatischem Wege hcrbeizufiihrcn. Sus Leipzig unü Umgegenü. * Leipzig, 15. Juli. Wetterbericht der Königl. Sachs. Landeswettcrwarte zu Dresden. Voraussage für den 10. Juli 1911. Nordwestwinde, wolkig, kühl, zeitweise Regen. Pöhlberg und Fichtelberg: Starker an haltender Tau, glanzender Sonnenuntergang, Abend- und Morgenrot. Temperatur des Fluszwassers. 14. Juli abds. 6 Uh» IS. 2ul» jrüh 5 Uhr lü. Jul» inttgs.wUhr Eermaniabad (Pleiße) 22,0° 6 21,0° L 20,0' L! S ch w i m m a n st a l t (Elster« Leipziger Sport- 23,0° 0 22,0 6 21,5" 6 platzbad (Luppe) G e m c i n d e b a d 23,0" 0 23,0 ° 0 22,0 0 Schönefeld (Parthel 16.5° II 14,5 i: 14,5" K * Vom Reichsgericht. Kanzleisekretär Richter tritt zum 1. November d. I. in den Ruhestand. * Jubiläum. Das Leipziger Dienstmann-Jnstitut, Karlstraße 0, kann heute auf ein öOjährigcs Be stehen zurückblickcn. Es wurde im Jahre 1861 durch Herrn Plauth begründet und erfreut sich des besten Ansehens in der Bevölkerung. Seit 2'ä- Jahren be findet sich das Institut im Besitze des Herrn Heßler. * Auszeichnungen. Von der Kreishauptmann schaft Leipzig ist dem seit 15. Juli 1886 in dem Leip ziger Asphaltwerk R. Tagmann in L.-Neustadt be schäftigten Werkmeister Wilhelm M e i ß b u r g e r in Leipzig und dem seit 15. Juli 1886 in dem Borsten-, Roßhaar- und Rauchwaren-Kommissionsgeschäft von I. L. Graubner k Söhne in Leipzig beschäftigten Markthelfer Friedrich Ernst Knabe in Leipzig je eine Belobigungsnrkunde ausgestellt worden. * Aus der städtischen Verwaltung. Da derVer- waltungsbcricht des Rates der Stadt nicht mehr alljährlich erscheint, geben die Bauämter jetzt Einzelbcrichtc heraus, um von den umfänglichen Bauarbeiten auch weiteren Kreisen Mitteilung zu kommen zu lassen Das städtische Hochffauamt hatte bereits für den Umbau des alten Rathauses und der Handelsbörse einen Spezialbericht veröffent licht und gibt jetzt über eine Tätigkeit in den Jahren 1900 und 1910 eingehender Nachricht, wie er später dem allgemeinen Verwaltungsbcricht eingesügt werden soll. Es wurden neben dem Rat hausumbau eine ansehnliche Zahl z. T. recht bedeu tender Baulichkeiten ferliggestellt und, der Bericht „Wo haben Sie denn nur gesteckt?" rief eine oer hübschen Maiwalds ihnen entgegen. „Seit einer vollen Viertelstunde suchen wir Sie", lachte die andere. „Wir gaben schon alle Hoffnung auf. Sie wieder zufinden", fügte Brenken mit einem maliziösen Lächeln hinzu. Der Lcgationsrat hatte das angenehme Bewußt sein, so rot wie ein Krebs und so schuldbewußt wie ein entdeckter Raubmörder auszusehen. „Wir haben uns verirrt", '^otterte er. „Ja, wir baffen uns verirrt", bestätigte Fräulein von Krautewitz, die Blicke verschämt zu Böden senkend. „Du mein Himmel, gerade wie die Kinder im Walde!" spöttelte Gleichen Maiwald. „Wie romantisch", lachte die andere der beiden Klatjchrosen. „Haben Sie vielleicht gar Abenteuer erlebt?" schnarrte Brenken. „Wirklich! Hat beinahe den An schein! Die Herrichaften sehen beide so merkwürdig echauffiert aus. Hahaha!" Dahlen würde in diesem Augenblick dem Leutnant mit dem größten Vergnügen den Kragen umaedreht haben; er belegte ihn in seinem Innern mit Titeln, die nie, solange di: Welt steht, in irgendeinem salon fähigen Wörterbuch Aufnahme gefunden haben. Fräulein von Krautewitz schien außerstande, den Spott und das Lachen der anderen länger zu er tragen; sie flüchtete, hochrot vor Verwirrung, an die Seite der wohlwollenden Frau von Maiwald, mit der sie vorauseilte. Der Lcgationsrat traf eben Anstalten zu schleu nigem Rückzug, als ein« Hand ihm auf die Schulter klopfte, und als er sich umwandte, sah er in das leder farbene Gesicht des Polizeipräsidenten, der steif und ernst, wie eine in Menschenform gebundene Gesetz sammlung hinter ihm stand. Dem unglücklichen Dablen drohten die Knie ein zuknicken, er hielt sich nur mit Mühe aufrecht, und das zuvorkommend« Lächeln, zu dem er sich zwang, wurde zur Grimasse. Wer könnte auch noch lächeln, wenn er den Henker mit dem Richtbeil vor sich steht. Der Mut des armen Legationsrates wcnigstens reichte zu einer solchen Leistung bei weitem nicht aus. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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