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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.07.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110718026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911071802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911071802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-18
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Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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Der Bericht des Lokomottvsübrers. Der Führer de, Zuge», der Lokomotivführer Platten au» Offenburg, erzählte, das, er felbst nicht genau wisse, wie sich dris Unglück zugetragen hat. Er hat, al« er sah, daß der Zug in das falsche Gleis ein bog, sofort Gegendampf gegeben, jedoch ohne Erfolg. Nach seiner Ansicht müsse die selbst tätig« Wagenbremse versagt haben; er habe di« zum letzten Augenblick getan, was möglich war, um das Verhängnis abzuwenden, aber vergeb lich. Er selbst und sein Heizer sowie das übrige Zug personal sind bis aus kleine Kontusionen vollständig unveriohrt geblieben, sie haben sich rechtzeitig durch Abspringen retten können. Der Zudrang zu der Unsallstelle mar sekr grosz, hie herbcigeeilten Mannschaften des in Müllheim liegenden Artiklerieregiment» hatten grosse Mühe, do« Publikum von den Wagen und den Gleisen fern -«halten Die Ausräumungsarbeiten degeoneten ge waltigen Schwierigkeiten. Die schweren Warenteile haben sich so zusammengedrückt, dass sie fast unzer trennbar sind. Die Trümmer der zerstörten Wagen wurden von zwei Lokomotiven ausein- andergerisscn, erst dann konnte man daran geben, die Trümmer beiseite zu räumen. Die Gründe, die zur Verhaftung des Loko motivführer« und des Heizers führten, waren durch die Zeugenaussagen gegeben. — Haupt sächlich handelte cs sich um die Frage, oh der Ein stürz der im Bau befindlichen Unterführung die nn mittelbare Ursache des Unglücks oder ob der Einsturz mir eine Folge der vorher eingetretcnen Entgleisung de? Zuges war. Verschiedene Augenzeugen erklären, dass der D-Zug mit einer rasenden Schnelligkeit auf die Station znfuhr. Eine Schweizerin, die in dem Unglückszuge sass, er zählt, dass kurz vor der Station das Handgepäck in folge der Schnelligkeit des Zuges aus dem Gepäcknetz gefallen sei, und dass sie selbst dreimal von ihrem Sitze heruntergeschleudert wurde. Der Schnelligkeitsmesser der Lokomotive soll vor Müllheim ein Tempo von 130 Kilometer in der Stunde angezeigt haben. Von anderer Seite wurde behauptet, dass der Lokomotivführer da« Signal zum Langfamfahren zu spät beachtet und bereits nach der Ueberfahrung der in Reparatur be findlichen GleissteN« Gegendampf gegeben habe. Dieses plötzliche Hallen soll das Aufetnanberfahren der Wagen des Zuges zur Folge gehabt haben. Im Augenblick des Unglück» bot sich den Augenzeugen ein kaum zu beschreibender Anblick dar. Ein markerschütterndes Geschrei erfüllte die Luft, Frauen und Kinder wurden aus den Wagen geschleudert und blieben mit gebrochenen Gliedern liegen: andere wieder waren zwischen den Lvagen festgeklemmt und konnten erst nach längerer Zeit aus ihrer schrecklichen Lage befreit werden. Die Schotter steine zwischen den Geleisen wurden bis in die AZarte- räume der Station geschleudert. Einzelne Bahn arbeiter, di« in der Näh« der Unglücksstelle frühstück ten, wurden durch Steinwiirfe an den Kops erheblich verletzt. Dass die Zahl der Opfer nicht grösser ist, rührt daher, dass der vorangehende, in Basel 7 Uhr ölt Min. abgehende D Zug die Ferupassagiere mitzu nehmen pflegt, und der verunglückte, um 8 Uhr von Basel abfahrend« Eilzug nur dem Lokalverkehr zwischen Basel und Frankfurt dient. Von Groszherrogin Luise ist da» folgende Lcidtelegramm in Müllheim eingeganaen: : Mainau, l7. Juli 1911. Königliche Hoheit Grossherzogin Luise erfahren eben Näheres über grosses Eisenbahnunglück. Tief erschüttert lassen bitten, den Beteiligten ihre herzlickistc Teilnahme auszvsprechen. Graf Andlaw." Uus Leipzig unü llmgegenü. * Leipzig, 18. Juli. Wetterbericht der König!. Sachs. Londeswetterwartt zu Dresden. Voraussage für Len 19. Juli. Westwinde, bedeckt, kühl, zeitweise Reg«n. Pöblbcrg: Vormittags und nachmittags schwacher Nebel, matter Sonnenaufgang, Himmels färbung gelb. Fichtelberg: Matter Sonnenaufgang, Mor- g«nrot. Tempevalur den chluliwalsrrti. - 17. du» üddb. I, Uhr 2uti iriih > Uhr tk. Juli mttgs.lLUHr Germaniabad 19,0 19.0' '2 19,0 ' SchwimmanitaltlEl»«r) 18 5' 0 18,5 . 19.<» Sportplatzbad »Luppr, — — — Gemeindebad Schönefeld —' — —— ' Für Treue in der Arbeit. Vom Ministerium des Innen» ist den uachgcuamuen, seit über 30 Jahren bei den Baumeistern Max und Wold. Vogel in Leip zig, Nürnberger Strasse ö!»b, beschäftigte» Personen, und zwar: dein Maurerpolier August Otto Schmidt in L.-Volkmarsoor', dem Maurerpolier Earl Her mann Böttcher in Leipzig, dem Maurer Friedrich August Zschoche in Leipzig und dem Maurer Karl Friedrich Duli rn L.-Neuschönefeld dar tragbar« Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen wor den. — W-'iter hat die Kreishauptmunnschait Leipzig den nachgenannten, feit über 25 Fahren bei der oven- genannlen Firma beicbästigten Personen, nämlich dein Maurer Earl Wilhelm Vetter in Leipzig, dem Maurerpolier Carl Wilhcem Emil Dohne in Leip zig, dem Maurerpolier Friedrich Carl August Gun dermann in Leipzig, dem Maurerpolier Carl Fer dinand Eck ner in Leipzig, dem Maurer Friedrich Erdmann Robert Parade in L.-Angcr Crottendorf und dein Maurerpolier Friedrich August Haupt in Leipzig je eine Belobigungsurkundc ausgestellt. * Abwehr der sozialdemokratischen Verrufs erklärungen im B ickergcwerbe. Bekanntlich werden von der sozialdemokratischen Partei die Bäckermeister, die die Forderungen der Gehilfen zurückweisen, boykottiert, indem die Arbeiter ausgefordert werden, nnr bei jenen Bäckern zu kaufen, die den Ansprüchen des Gehilfenverbandes sich unterworfen haben. Um diesem Boykott zu begegnen, traten die Leipziger Vertrauensmänner der Mittelstands- Vereinigung im Königreich Sachsen zu einer Be sprcchung zusammen. Nach Berichterstattung durch die beiden Obermeister der Bäckerinnung, woran sich eine längere Debatte schloss, in der man sich mit d<r Stellungnahme der Bäckermeister einverstanden er klärte. wurde folgende Entschliessung gefasst: „Die anwesende« Vertreter mittelständischer Korporationen au» Leipzig und Umgebung erklären, da» selbständig« Bäckergewerde in seinem gegenwärtigen Lohnkampfe nachdrücklich unterstützen zu wollen, und beauf tragen die Vorstände der Mittelstands-Bereinigung, des Innungs-Auvschusse» und der Schutzgemeinschaft für Handel und Gewerbe, Sitz Leipzig, einen Auf ruf zu veröffentlichen, welcher das Publikum über die Sachlage aufklärt und zur Unterftützu.rz jener Bäckermeister auffordert, die sich dem sozialdemv- kratsichen Terrorismus nicht beugen wollen." i Vermittelungstätigkelt Leipziger Lrdritsnach- weise. Nach amtlicher Zusammenstellung lagert in den an die allgemeine Statistik angcschlossenen Arbeitsnachweisen, also mit Ausschluss der gewerb lichen Stellenvermittelungen, im Mai einschl. 1167 aus dem Vormonat verbliebenen Resten insgesamt 9304 Arbeitsbuchs darunter 1909 von weiblichen Personen, vor. Diesen standen geaenüder mit 264 Resten des Bormonat» 7945 Meldungen »sfener Stellen, darunter 2326 solche sür weibliche Personen. Besetzt wurden 6851 Stellen und zwar 5037 von Arbeitern und 1814 von Arbeiterinnen. m Arbeitslosigkeit im Bnchdruckgewerbe. Nach einer Zusammenstellung der Hauptverwaltung des Verbandes der deutschen Buchdrucker waren im Mai 3289 lim gleichen Monat 1910 : 3287) Mitglieder zusammen 45921 (49618) Tag« am Orte und auf der Neije arbeitslos. Sie erhielten dafür 7262S (78121) Arbeitelosen-Unterstützung. Nach de: Anzahl der Tage (45 921) sind daher 1481 Mitglieder (gegen 1660 Mitglieder im Vorjahre) den aarnen Mai hin durch im Bezüge von Arbeitslosen-Unterstützung gewesen. * Tätigkeit der Rettungsgesellichaft. Am Auni gestaltete sich die Tätigkeit der Retlungsgesellschaft nach den Meldungen an die Geschäftsstelle wie folgt: Die Erste Hilfe wurde im ganzen von 1482 Personen beansprucht, davon entfallen auf die vier ständigen Sanitätswachen 1290. Am Tage wurde« di« Eani- tätswachen zu 1060, in der Nacht zu 230 Hilfe leistungen requiriert. Don den Hilfesuchenden waren 907 Männer, 260 Frauen und 123 Kinder. Bei Ge burten wurde neunmal Hilfe geleistet. 329 Unfälle ereigneten sich im Straßenverkehr, 438 in Betrieben und 318 unter andern Verhältnissen. In 176 Fällen lagen plötzliche innere Erkrankungen vor, in acht Fällen hatte die Schwere der Verletzung bzw. Er krankung nockf vor Eintreffen de» Arzte» der» Tod herbeigeführt, und 12 Fälle wurden, da «richt z»r „Ersten Hilfe" gchörcird, zuriickoewiesen. Die höckKe Inanspruchnahme zeigte der 27. Funi (Dienstag) mit 62, di« niedrigste der 18. Funi (Sonntag) mit 26 Hilfeleistungen. Von den Vcrbandsstationen und zeitweiligen Hilfsstellen wurde in 192 Fällen die Erste Hilfe geleistet. Di« Verdandsstation im Vieh- nnd Schlachthof leistete in 55 Fällen und in ter Markthalle in einem Falle durch dort angestellte und als Samariter au^geoildete Beamte die Erste Hilfe, sonstige zeitweilige Sanitätsstationen traten in 85 Füllen in Tätigkeit, während Feuerwehrleute in einem Falle, die Freiwillige Hilssmannschaft der Rettungsgeiellfchaft und sonstige von letzterer aus gebildete Samariter in 50 Fällen als Nothelfer in Tätigkeit traten ' Plotzmusik. Am Mittwoch, den 19. Juli, findet die militärische Platzmusil vor der Dienstwohnung des Garnisonälteiten. Thomasring 2, durch das Musitlorps des Jnf.-Neats. Nr. 107 statt. Beginn 11 Uhr 15 Min. vorm Programm: Der Koburger Josias - Marsch (Armeemarsch Nr. 27) iftf; Armee marsch Nr. 161 von Leonhardt; Ouvertüre zur Oper „Mignon" von Thomas; Einzug der Götter in Walhall, Schlussszene aus „Rheingold" von Wagner; a. Lied ohne Worte von Tschaikowsky; Moment musical von Schubert; Tonbilder aus „La Boheme" von Puccini; An der Elb« Walzer von Strauss. * Leipziger Handelshochschule. In diesen Tagen ist der 13. Jahresbericht der Handelshochschule zu Leipzig erschienen. In dem Berichtsjahre haben 113 Studirende das kaufmännische Diplomexamen, 31 Kandidaten das Handelslehrerexamen und 6 Kandi daten die Bücherreoisorenprüfung bestanden. Der 13. Jahresbericht tann gegen Einsendung von 70 H von der Kanzlei der Handelshochschule. Leipzig, Ritter strasse 8'10, bezogen werden. > . Der Verein sächsischer Gemeindebeamte« (Sitz Leipzig), dem rund 8000 Mitglieder angehören, hält seine dlesiährige Hauptversammlung am Sonntag, den 8. September, im Gewerbehause zu Dresden ab. Nach der vorläufig aufgestellten Tagesordnung wird u. a. Stellung genommen werden zur beabsichtigten Gründung eines Deutschen Gemeindebeamtenbunoes. zur Abhaltung eines Deutschen Gemeindebeamten tages, zum Bunde der Festbesoldeten, zur Veranstal tung einer Geldlotterie, zur Reorganisation des Vereins, zu Unterstützungsangelegenheiten u. a. m. * Bon Lee elektrische« Wäscherolle getötet. Heute vormittag '«11 Uhr geriet in der Weissenfelser Strasse 21 beim Rollen von Wäsch« auf einer «lek- trtsch betriebenen Nolle dte Glasermeister» Ehefnni Friederike Auguste Krieger, am IS Mai 1867 in Eilenburg geboren, Weissenfelser Str. IS wohnhaft, mit dem Kopfe unter die Rolle, der voll ständig eingedrückt wrrrd«. Wie da» Unglück entstand-« ist, weiss man nicht, da die Frau allein in dem Raums an der Rolle hantiert'. * StreitkSpfe. In einem Lokal der inneren Stadt kam ein auswärts wohnendrr Gastwirt mit einem Gärtner in Streit und brachte dabei seinem Gegner mit einem Spazierstock eine erhebliche Verletzung am Kopfe bei. — Verhaftet wnrde ein 20 Jahre att-r polnischer Arbeiter, der in Plagwitz bei der Arbeit einem Landsmann Streit bekam, der in Tätlich, leiten ausartetr. Dabei bediente er sich ecnes Schaufelstieles als Waffe, womit er darr Landsmann dnrch Schlüge auf de« Kopf erheblich verletzte. * Diebische» Geschmifterpaar. Festgenommen wnrde ein von der Staa1»anwaltschaft r« Hannover weg«« schweren Diebstahl» gesuchter 21 Jahre alter Arbeiter aus Nordhausen und dessen 19 Jahr« alt« Schwester. Beide hatten in Hannover einen Embruchsdiedstahl Musuefnhrt nnd 700 Kar sowie Kleidungsstücke im Werte von 850 gestohlen. Letztere konnten wiedrr zur Stelle geschafft werben, während die Diebe da» Geld bereits vertan hatten. * Jugendlicher Messerheld. In der Nähe der Dauernden Gewerbeausstellung wurde am 16. d M. ei« 13 Jahre alter Knabe aus der Berliner Strasse von einem etwa gleichalterigen Knaben durch einen Messerstich in den Hals verletzt. Der jugendliche Messerheld entkam durch die Flucht. Er trug graues Jackett, schwarze Hose und Sportmütze. In seiner Begleitung befand sich ein etwa 10 Jahre alter Knabe, der einen Rucksack bei sich führte, Samtanzug und Sportmütze trug. * Geriebene Darlehnsschwindlerin. In einem Geschäft im Südviertel bestellte eine Unbekannte, die sich Frau Schmidt nannte, Waren, die nach ihrer Wohnung gebracht werden sollten. Dann bat sie um ein Darlehn, weil sie ihr Portemonnaie vergessen hätte und noch andere Einkäufe bewirken wolle. Als Sicherheit gav sie einen Ring, der sich nachher als ganz geringwertig erwies. Die Angaben über ihre Person stellten sich dann auch als Schwindel heraus. Die Betrügerin ist 26—27 Jahre alt, von mittlerer Gestalt, bat blondes Haar, gesundfarbiges Gesicht, trug dunkelblauen Staubmantel und schwarzen mit Blumen garnierte» Hut. * Dieberei««. Aus einer Wohnung in der Katha rinenstrasse wurde ein grösserer Geldbetrag, eine goldene Herrennhrkette, ein Armband, ein Paar Ohrringe, eine Brosche und eine Krawattennadel' aus dem Gartenhaus einer Gartenkolonie in der Kaiser-Wilhelm-Ctrasse eine silberne Zuckerzange, eine Anzahl Servietten, gez. 2 K., und andere Sachen; in der Zeitzer Strasse einem Herrn eine goldene Remontoiruhr nebst goldener Kette gestohlen. * Lebensmüde. In seiner Wohnung in der Konradstrasse versuchte sich Montag abend ein hiesiger Schriftsetzer wegen körperlicher Leiden zu erbangen. Er wurde noch rechtzeitig von seinen Angehörige« abgeschnitten und ins Leben zurückgebracht. ist Tödlicher Ausgang rine» Strassenbahn«»- falles. Die sechsjährige Tochter Klara Emma des Dachdeckers Emil Mei sei, wohnhaft in L.-Lindenau, Lützener Strasse 105. die Sonntag abend gegen 6 Uhr in L.-Lindenau aus der Kreuzung der Hen rietten- und Lützener Strasse von einem Strassen bahnwagen der ir-Linie umgerisfen und ge schleift wurde und dadei einen Schädelbruch erlitt, ist im Krankenhaufe gestorben. Die Eltern haben erst vor 8 Tagen einen achtjährigen Cohn, der auf dem Schulhofe von einein Kameraden gegen den Leib getreten wurde und an den Folgen des Trittes starb, verloren. Man bringt der schwer geprüften Familie herzliches Mitleid entgegen. <f Unfälle. Ein in einem Restaurant am Neumarkt beschäftigtes 30 Jahre altes Küchenmüdchen ver schüttete aus einem Tovfe kochendes Wasser und ver brühte sich am rechte» Arm. — Ein am Völkerschlacht denkmal beschäftigter, in der Windmühlenstrasse 42 wohnhafter 18 Jahre alter Arbeiter sprang in eine ziemlich tiefe Ausschachtung wobei er eine erhebliche Verstauchung des rechten Fusses davontrug. eg. Die Tätigkeit der Feuerwehr. Heute vor- mittag '/.II Uhr wurde die FeiWrwehr der V. Be zirkswache nach der Menckestratze in die Schokoladen- fabrik von Felsche gerufen. Dort war ein etwa 80 »in grosser Kohlenhaufen vermutlich durch Selbst entzündung in Brand geraten. Die Feuerweqr sorgte für Beseitigung feder weiteren Gefahr. — Im Laufe des Vormittags musste die Wehr im Rosental in der Nähe der Kläranlagen sowie in der Nürnberger Strasse Pferde, die gestürzt waren, anfheben. * Probstdeuben. In der letzten Monatsverfamm- lung des Gemeinnützigen Vereins Probstdeuben sprach Dr. med. W. Kühn-Leimig über List- und Schwimmbäder. Eine Resolution, in Pvobttdeude» <nn herrlichen Pleissennser auch bald et« solches Bad zu errichten, wurde einstimmig angenvmm-n. * Markranstädt. Der Stadtrat bat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, den am Wasserrurm ge legenen Platz nebst der dort angelegten Strasse Hirzeiplatz" zu nennen. In derselben Sitzung wurde ferner beschlossen, den hinter dem Garten des pfarr- amtlichen Grundstückes Schulstrasse 9 bis zur Leip ziger Strasse führenden Promenadenweg zum An denken an den um das Sparkassenwessen in hiesiger Stadt verdienten Pfarrer Weissbach „Wcissbachweg" zu nennen. — Das Standesamt buchte im Juni 18 Geburten, 10 Eheausgebole, 4 Eheschliessungen und 9 Starbesälle. Ms Sschlen. Dre»de», 18 Juli * Dr. Elt 1k. I« der vergangene« Nacht starb hter plötzlich am Herzschlag* der Homöopath So«ität»rat Dr. Herman« E l h. * Groitzsch, 18. Juli. fS lässlicher Unfall.) Im benachbarten Podelwitz war der 20jährige Sohn de» Gutsbesitzer» Laux im Garten seines Balers mit Kirsä-enpflücken beschäftigt. Er fiel Labei so un glücklich vom Baume, dass ihm eine Staketlatte in den Leib drang nnd den Mastdarm durchbohrte. ' Colbitz, 18. Juli. (Tödlicher Unfall.) Von einer Hochzeit zurückkehreNd, verunglückte gestern morgen auf der steiladfallenden Strasse von Lastau der verheiratete Wirtschaftsvogt Otto mit seinem Fahrrabe. Der Verunglückte starb kurz nach der Ueberfiihrung in seine Wohnung. * Brandio, 17. Juli. (Ein bedeutender Waldbrand) entstand gestern nachmittag an der Bahnstrecke zwischen Naunhof und Beucha. Durch Funkenfall von der Maschine Les Schnellzugs Dies den—Leipzig war das Gra» der Böschung in Brand geraten. Das Feuer verbreitete sich bei der herrschen den Dürre mit grosser Schnelligkeit und setzte als-- bald eine etwa einen Acker umfassend« angrenzende Fichtenschonunq in Flammen. Durch die vereinten Bemühungen der Bahnarbeiter und von Beucha, Kleinsteinberg und weiterher hinzugezoaenen Hilfs kräften gelang es, den gefährlichen Brand abzu- dümmen. * Hartha» b. Ehemnttz, 17. Juäi. (Badege legenheit.) Der hiesige Gemeinderat hat unserer Einwohnerschaft ein bequemer gelegen«» Freibad -e. Die Lunst ttirltt nicht. (Nachhrült prrbvlen.) Wer Nnchlarbeiler ist. oder gern in späten Stun den. wenn alles im Hause ruht und schweigt, sich beschäftigt, der wird oft ein Dehnen und Knacken im Holz seiner Regale vernommen haben, als ob das Leben des einstigen Baumes neu erwachte, sich im gehobelten Brett gegen Glätte und Zwang wehrte und Aeste gleich Armen aufs neu« der Sonne ent- gegenzustreaen begehrte Allein auch in den Bücher- tächern beginnt ein geheimnisvolle» Leben. Plötz lich gibt's einen Knall, ohne dass eine Hand gerührt worden, liegt ein Buch am Boden. Wer hat das ge tan? Ich eile hinzu und entdecke mit Lächeln, in gewohnter Bosheit des Zufalles »varen Wilhelm Bodes „Studien zur Geschichte der Niederländischen Malerer" neben Richard Muthers „Rembrandt" ge raten. Kei« Wunder batte die» Buch zur Erd« ge worfen, sondern die feindlichen Geister ihre» Inhaltes, ihrer Autoren hatten sich gerauft, und der feinsinnige Muther war der Energie Bodes gewichen. Seitdem gibt es mir Spass, feindliche Geister im Bücherbrett zusammenzuzwinsten und ihren stillen Kamps zu be lauschen. Kürzlich wurde wieder durch einen leisen Knall meine Aufmerksamkeit geweckt, zwei Broschüren waren zur Erde gefallen, und dann vernahm ich ein Rascheln, wie Hilferufe. lieber Fritz Gieses Preisschrift ..Reformvottchläqc. wie die Ausbildung des Akademikers in der Kunst mehr gepflegt werden kann und muss"') lag Victor Aubertin „Die Kunst stirbt"**) und ich sah deutlich, Aubertin wollte Giese erdrosseln. Wäbrend ich sonst dem Kampf der Buchgejster neutral zuscbalic, nabm ich diesmal Par tei: „Drück' fest zu, Aubertin". rief ich, „der Kerl muss sterben!" Als ich beide aufqchoben hatte, erglänzte das Langenbändchen in Heller Gewandung ireude strahlend über meine Parteinahme; doch da kam es scbön an: ..Auch du kost unrecht. bei läster Absicht, *) Edm Demme, Verlag Leipzig. ") Albert Langen, München. , und nur um deiner guten Absicht willen sollst du leben bleiben." Ein Buch jedoch wie das Gieses, in dem der Satz steht: „Der Körper hat mit dem Men schen nichts gemein!", das zur Erziehung künstlecischen Verständnisses Lichtbilder und Phonograph empfiehlt, hat mit Kunst gar nichts zu tun. Wie man dieses Buch prämiieren konnte, wird gesunder Menschen verstand schwer begreifen. An solchen Büchern stirbt die Kunst, wie der Patient an der Behandlung zu vieler Aerzte G. fordert vom Akademiker, „Kunst zu beherrschen, sei es felbst nur historisch". Was hat die Geschichte der Künstler und Kunstwerke mit dem Verständnis sür Kunst zu tun? Wissenschaft führt nicht zur Kunst. Drei Einrichtungen schlägt der Verfasser vor, ein Nergünstigungsamt, Anschauungsmethode, Kunst- zimmer. Das Vergünstigungsamt besitzen heute die meisten Universitäten, ermöglicht wohl billig zu künst lerischen Veranstaltungen zu aelangen. Doch der Besuch einer künstlerischen Vorführung ist nicht für jeden Einführuna zur Kunst, zumal der Autor ver langt. dass dem Akademiker die Kunst nah« gebracht werde, „ohne dass er sich zu bemühen braucht . Auch vor das Kunstverständnis baden die Götter den Schmeiss gesetzt. Die Methode ist ganz entzückend. Während der Pausen zwischen de» Vorlesungen soll in der Folter- Dimmer, die Giese Kunstzimmer nennt, die Sprech maschine singen und rezitieren, sollen projiziert an der Tafel Sätze erscheinen wie: „Beethoven schrieb die Pastorale'' usw. Gewinnt jemand Verständnis für Musik, wenn er weiss, dass Beethoven die Pastorale schrieb? Was gibt der blinde Begriff Pastorale", wenn ihn nicht die Erinnerung an ihre Musik füllt? Ganz besonders schon ist aber Gieses historisch künstlerisch gebaute Universität. „So kann das Hauptgebäude Renaissance, ein Institut romanisch, das Seminar gotisch jein." Die Kunst verhüllt ihr Antlitz und stöhnt: ..Reklet mich vor dielen Freunden." Ja. Aubertin. es uirbt die Kunst, weil man sic zur Masse zwinge» will, weil man sie, die freie, überhaupt erzwingen will. Es stirbt die Kunst, die Dienerin aller werden soll. Das ist ja gar nicht Kunst, wovon Giese spricht. Keine Kunst steht in all' den tausend Büchern, die jährlich zu ihrer Rettung erscheinen. Das ist alles Wissenschaft. Mit Wissenschaft ist der Kunst nicht zu Helsen, nicht mit Logik iyr, der Autzerlogischen. Dennoch wird sie nicht sterben, Aubertin; allein nicht dank dieser Aerzte und Kurpfuscher, sondern trotz der Helfer, trotz der Bücher, trotz des Massenbetriebes, trotz Berlins, trotz Reinhardts. Die Kunst kann nicht sterben, solange noch kleine und grosse Kinder offenen Auges träumen, auch ohne höhere Erlaubnis, solange noch das Baby, wenn es im Bad seinen Schwamm ausdrückt, sich feines wohligen Patschkörperchcns freut, solange die Macht tiefen Fühlens die Menschen paart. In solchen Stunden werden auf der durch die Ma schinen eng und allbekannt gewordenen Erde Eilande geboren, wo nicht der Geograph, sondern der Dichter als Erster den Fuss ans Land setzt. Druck erzeugt Gegendruck. Gerade weil alle» zur Masse, zur Schablone gepresst wird, werben unter der Pressung einzelne emporgehoben. Auch der Dampf kessel. der unsere Spinnmaschinen treibt, braucht Den- tile, sonst platzt er. Das Ventil gegen die Ucber- kltzung der Masse rst die Kunst. Wohl haben wir keine Kriege meyr, doch ständigen Kamps und Krieg mit allen Listen und Tücken. Darum ersehnt der Künstler und dichtet ein Reich des Friedens. Unter dem Nutz unserer Essen wird der Dichter geboren, der die Natur sucht rein von allen Errungenschaften einer sogenannten Kultur. Während über ihm da» Räderwerk der Getriebe rollt, hört er Pans Flöt« erklingen. Im Hause eines befreundeten Bildhauers, wo man täglich allein von Kunst redet, nahmen die Kinder, nnr weil man ihren Ehrgeiz stachelte, den Buntstift zur Hand, und der Nelteste, Begabteste sah am liebsten rn den Atlas, um sich in fremden Landen an Löwen jaqden in Gedanken zu ergötzen und von der lang weiligen Kumt zu erholen Er wussie ja uichi. dass er damit künstlerischer handelte, als die Kunstredner. Die Kunst stirbt nicht! Gerade in Oberschlesien, wo Eisenwerk an Eisen werk, Kohlengrube an Grube stösst, wo Zementfabriken an riesige Rangierbahnhöf« grenzen, wurde es mir klar. Hier wohnte ein Arzt, der die ganze Welt natur- wissenichaftlich erklären wollte, der gleich Haeckel die ÜlZelträtsel in seinen Gehirnwindungen als chemische Verbindungen löste, und auch als Erzieher seiner Kinder streng darauf hielt, dass jede Frage klar und nach dem Stande der Wissenschaft den Kleinen de antwortet werd«. Ich mische mich im Prinzip nicht in Erziehungsmethoden anderer, allein Kinder haben fernen Instinkt und eines Abend», als ich mit dem kleinen Mädchen von 11 Jahren allein war, da er zählte es mir das Mädchen, wie aus Puppen Kinder wurden, ein unbeholfene», doch echt empfundenes Märchen, und hatte nie gehört, was ein Märchen sei. Oder, als ich in Gleiwitz mich mit meinem jech» lährigen Neffen beschäftigte, der nicht» al« diese traurra« Gegend, wo die Bäume unter dem Dampf der Schornsteine verkümmern^ gesehen batte, und mich das Kind fragte, ob alle Menschen sterben müssten, auf die Bejahung der Frage mir erzählte, wo sie dann hinkämen, da erkannte ich, die Kunst stirbt nicht; denn der Knabe schilderte nicht ein Himmelreich der Kleinen mit Spielzeug und Kuchen, nein, blauen Himmel, wie er ihn im schwarzen Industriegebiet nie gesehen, und Berg« und Blumen, Blumen, höher und grösser als er. In jener trüben Gegend war es auch, wo ich all dem Munde eines Krüppels, eines Bergarbeiter sohnes, das hohe Lied der Körpcrschönheit vernahm. Wer diese Augen mit mir gesehen hätte, wie sie glänz ten, jenen Mund, wie er schilderte, jene Begeisterung vernommen hätte, die den elenden Körper zu zer sprengen drohte, der glaubt mit mir: Die Kun» kann nicht sterben. Hört den Ruf des Pessimisten, hört Aubertin» „Die Kunst stirbt." Wollt ihr, dass sie lebe, so lebt selbst in Schönheit, dann erlebt ih- Kunst. Nie wi-.d sic sterben. - Dr. Rotx-rt Oorveapch.
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