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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.07.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110718026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911071802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911071802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-18
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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Wie der „Ins." mitgeteilt wird, hat das preuhi- sche Kammergericht vor einiger Zeit «in Urteil über den Aufenthalt im Speisewagen gefällt, das für die Allgemeinheit von Interesse ist. Wie erinnerlich, wurde im Ialne 1908 bestimmt, das; Reisende in Speisewagen erst LaZtn Platz nehmen dürfen, wenn sie bereits über Platzkarten verfügen. Durch diese Bestimmung sollte dem Mißbrauch vorgebeugt werden, der mit den Speisewagen getrieben wurde, indem die Reisenden ein Billett 3. Klasse lösten und sofort sich in den Speisewagen begaben, um hier die ganze Fahrt zu macken. Die Reisenden sollten durch diese Bestimmung gezwungen werden, sich zuerst einen Platz in dem Eisenbahnwagen zu wählen und zu warten, bis ihnen die Platzkarte überreicht wird. Ein Reisender hatte dagegen verstoßen und war in Strafe genommen worden. Da er sich weigert«, zu zahlen, so wurde der Fall aus prinzipiellen Gründen bis zum Kammergericht verfolgt. In der ersten Instanz war der Reisende freigesprochen worden, weil der Bundes rat nach dem Wortlaut der Verfassung zum Erlas; von Verordnungen mit Strafandrohung nicht befugt fei, und weil aus diesem Grunde die betreffende Ver ordnung rechtskräftig sei. Das Kammergericht ent schied aber, daß dieStrafezuRecht bestehe. Es handle sich hier um Artikel 42 und 43 der Reichs verfassung. In diesen beiden Artikeln wird die Be fugnis und Verpflichtung zum Erlaß van Bahn- polizcivorschriften den einzelnen Bundesregierungen übertragen. Es ist nun die Frag«, ob die Bundes regierungen auch berechtigt sind, durch den Bundesrat Verordnungen zu erlassen. Dies« Frage ist zu be jahen. Der Bundesrat besteht aus Vertretern der Bundesregierungen, und der Sinn des tz 42 ist ent schieden der, daß die Vertreter der Bundesregierungen befugt sind, einheitliche bahnpolizeilich« Bestimmun gen in Wirksamkeit treren zu lasten. Der betreffend« Paragraph der Eisenbahnverkehrsordnung besteht demnach zu Recht. Es ist also den Reisenden ver st oten, im Speisewagen Platz zu neh me n , st e v o r sie eine Platzkarte in dem Wagen abteil, für das sie das Billett gelöst haben, genommen haben. Nsrokko. Wieder ein spanisch-französischer Zwischenfall. Paris, 18. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Der „Agenc« Havas" wird aus Elksar vom 16. Juli gemeldet: Als der französische Konsularag«nt Boisset, der gestern von einer Reise durch das Sharbgebiet zurück kehrte, am Stadttore ankam, wurde er von dem Wachtposten aufgefordert, anzuhalten und sein Gewehr auszuliefcrn. Boistet verwei gerte dies jedoch. Darauf fällte der Posten das Bajonett vor dem Pferd« des Agenten, das sich bäumte und an das Gewehr anschlug. Boistet wurde nach der spanischen Kaserne geschickt, eskortiert von Soldaten, denen auf dem Marsche durch die Stadt eine Menschenmenge unter den Rufen folgt«: „Seht nur, wie der französische Konsul von den Spaniern gefangen wird." Elksar, 18. Juli. (Eig. Drahtmeldung.) Als der Konsularagent Boistet auf der spanischen Kaserne vor den wachthabenden Offizier geführt wurde, erklärte dieser, es liege ein Irrtum vor, und gestattete Boisset, ohne sich weiter zu entschuldigen, sich zu ent fernen. Kurz nachher wurde der Direktor der Schule der israelitischen Vereinigung in Fez, der sich auf dem Wege nach Tanger befand, ver haftet und sein Gepäck durchsucht. San Sebastian, 18. Juli. (Eig. Drahtmeldung.) PrinzvonRatibor, der deutsche Botschafter in Madrid, hatte heute ein« Audienz beim König, der auch der Ministerpräsident Canalejas bei wohnte. Gegenstand der Besprechungen war vermut lich die marokkanische Frage. Der Botschafter verweilte länger als eine Stunde im königlichen Palais. Frankreich sieht sich vor. Marseille, 18. Juli. (Meldung der .,Preß-Cen tral«".) Gestern ist der Transport-Dampfer „Vinloug h" nach Casablanca in See gegan gen. Er führt große Mengen von Munitionund Arzneimitteln, die für die Hospitäler in Casa blanca bestimmt sind, mit sich. politilche Nachrichten. Zentrum und Oberbürgermeister. Oberbürgermeister Leltmann (Aachen) beab- sichtgt infolge des Mißtrauensvotums der Zen trumspariei, das ihm in einer Stadtverordneten versammlung wegen seiner Haltung zum Feuetbe- stattungsgesetz erteilt wurde, auf sein« Eigenschaft als preußisches Herrenhausmitglied zu verzichten. Wie die „Köln. Volksztg." meldet, wird die Folge dieses Schrittes sein, daß von katholischer Seit« künftig zur Bildung eines zuverlässigen Gegenge wichts gegen die „Neigungen liberalisierender Bür germeister" für das Herrenhaus Mitglieder des Stadt verordnetenkollegiums präsentiert werden, von denen man bestimmt weiß, daß diese nicht mit der Auf fassung der durch sie vertretenen Städte in Wider spruch stehen. Expräsident Diaz in Köln. Köln, 18. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Der frühere Präsident von Mexiko D i a z ist mit Gemahlin, Sohn und einem Gefolge von etwa 20 Personen hier ein getroffen und hat im Exzelsior-Hotel Wohnung ge nommen. Urteil in einem Bcstechungsprozeß in Rußland. Moskau, 18. Juli. (Eig. Drahtmeld.) In einem Prozeß gegen Jntendanturbeamte und die Firma Thiel verurteilt« das Militärgericht fünf Angeklagte zum Verlust ihres Ranges, der Orden sowie besonderer Rechte und drei Jahren Korrektions gefängnis, einen Angeklagten zu 2!4 Jahren, einen zu 20 Monaten, acht zu 1^ Jahren, 35 zu einem Jahr, zwei zu neun Monaten und einen zu 11 Mo naten Korrektionsgefängnis. Sieben Angeklagte wur den freigesprochen, darunter der Vertreter der Firma Thiel. Die erhaltenen Bestechungen sind zurückzu zahlen und werden zu Wohltätigkeitszwecken ver wandt. Me MndchkMrochk m Mihm. Während der Nacht hat sich die Zahl der Todesopfer d«r gestrigen furchtbaren Eisenbahn katastrophe noch vermehrt. Inzwischen ist auch die Ursache des Unglücks sestgesteUl worden, und man ge winnt über die ganze Größe dieser für Deutschland beispiellosen Eisenbahnkatastrophe ein klares Bild. Nachstehend findet der Leser zunächst einen Situa- tionsplan: Skizze zum Eisenbahn-Unglück auf der Strecke Frankfurt—Basel. Die Ursache des Unglücks wird jetzt wie folgt angegeben: Lörrach, 18. Juli. Zu dem Eisenbahnunglück bei Müllheim meldet der „Oberländer Bote": Die Spuren der Entgleisung liegen in einer Weiche, die etwa 15V Meter hinter dem Punkte liegt, an dem die Lokomotive zum Halten gebracht werden sollte. In dem Augenblick der Katastrophe wies die Maschine) eineEeschwindigkeitvon 103 Kilometer auf, obwohl die Baustelle nur mit einer solchen von 2« Kilometer befahren werden soll. Nach Vernehmung des Zugpersonals, der Passagiere und der verneh mungsfähigen Verletzten wurde der Lokomotiv führer Platten, stationiert in Ossenbach, auf Beschluß der Staatsanwaltschaft verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis zu Freiburg übergesührt. Dem Führer war der Befehl, die Strecke nur mit einer Geschwindigkeit von 2V Kilometer zu befahren, ia Basel auch schriftlich ausgehändigt worden. Er er- klärt, daß die Bremse versagt habe. Oie Litte üer Toten steht jetzt fest, wie folgt: 1. Fritz Warthmann aus Basel (14 Jahre alt), 2. Katharina Warthmann aus Basel (13 Jahre alt), 3. Lucia Kraft aus Chaux-de-Fonds, 4. Lydia Geiser aus Rostock, 3. August Thudium aus Basel (40 Jahre alt;, 6. Elisabeth Thudium aus Basel, 7. Architekt Liillcr aus Schönau im Wiesental, 8. Theodor Pfleidcrer aus Basel (0 Jahr« alt), 9. Walter Schmidt aus Mülhausen (14 Jahre alt), 10. Frau Böringer aus Wcgenberg bei Steinen, 11. Landwirt Friedrich Sutter aus Hagen im Wiesental«. 12. Martha Pfleiderer aus Schattow bei Kupfer ¬ feld, 13. Christian Bloch aus Chaux de Fonds, 14. Rosin« Frosch aus Schönenwald. Don den Schwerverletzten sind im Lauf« des Nach mittags verstorben: 15. Bauinspektor Nürnberger aus Straßburg, 16. Walter Kraus, Stud. jur. aus Brüx. Im Krankenhaus« zu Müllheim ist inzwischen 17. Frau LuiseBurg aus Pforzheim gestorben. Die Verletzten. Kaufmann Jakob Rümmelin aus Dresden, Schaffner Joseph Walter aus Darmstadt, Packer Emil Wild aus Basel, Frau Lehrer Pfleiderer aus Basel, Johannes Geiser aus Unterhausen bei Reut lingen sind schwer verletzt. Als leicht verletzt Haden sich folgende Personen gemeldet: 1. (Gertrud Pfleiderer aus Basel, 2. Hanna Pfleiderer aus Basel, 3. Kaufmann Karl Roller aus Bahlin-grn, 4. Joseph Kaufmann aus Basel, 5. Siegfried Gutmann aus Bingen, 6. Adolf Dreyfuß aus Karlsruhe, 7. Bürgermeister Vogel aus Schönau, 8. Marguerite Rotschild aus Bafel, 9. Clara Döderlein aus Berlin, 10. Krankenschwester Müller aus Basel, 11. Margarete Holle nwegel aus Möhlingen, 12. Frau Huber aus Basel, 13. Donat Meyer aus Basel, 14. Andreas Rein berg aus Basel, 15. Dipl.-Ingenieur Adolf Ehret aus Bollweiler. 16. Pfarrer Bruno Meyer aus Papitz bei Schkeuditz 17. Jakob Grim m aus Zwingenberg, 18. Metzger Johann Meier aus Hausen, 19. Betriebsassistent Heinrich Zeidel aus Basel, 20. Fahnenjunker Hans Götz aus Basel, 21. Frau Schaffner Barthman n aus Basel. 22. Frau Warthmann-Paris aus Basel. Lle schöne Erzellen;. 55s Roman von T. Tschürnau. tNachdruck verboten.) De" Prinz war sehr rot geworden; sein« Augen hingen mit versengender Glut an der bezaubernden Gestalt. „Wärest du erst mein!" murmelt« er, während er mit ihr durch Len Saal ging. Sie lachte. „Steht Las nicht bei Ihnen?" fragte sie. „Wahr haftig, Sie scheinen mir jetzt weit zaghafter als in lener ersten Zeit, als die jetzt siegreich überwundenen Hindernisse sich noch vor uns auftürmten!" „Das bin ich auch. Sie wissen: Zwischen Lipp' und Kelchesrand —" „Gar Zitat«! Mein Prinz, ich erkenn« Si« nicht wieder! Man hat Sie mir total verwandelt in Petersburg!" Die schöne Exzellenz saß bereits in ihrer Equipage, der Kutscher wartete aus das Zeichen zur Abfahrt. Aber noch immer stand der Prinz neben dem Schlage. Er konnte heute kein End« des Abschiednehmens finden. Schon dreimal hatte er d«r schönen Exzellenz oie Hand geküßt, sie wehrte ihm lächelnd, als er es zum vierten Mal« tun wollt«. „Genug, genug!" sagt« si«. „Ls ist spät! Auf Wiedersehen morgen!" Ein letzter verheißungsvoller Blick, dann rückten die Pferde schnell an. Die Dame lehnte sich in die Wagenecke zurück; sie gähnte und schloß die Augen. „Er ist grenzenlos langweilig mit seiner großen Leidenschaft!" Das etwa bedeutete der Seufzer, der ihr entschlüpfte. Prinzessin Tertschakoff zu heißen, das war ja herrlich: aber Llousieur le privov war eine unan genehm« Zugabe zu dieser Herrlichkeit, das stand fest. * * * Mademoiselle Jeannette, die Zofe der schönen Ex zellenz, tänzelte am nächsten Mittag sehr echauffiert, aber auch sehr vergnügt aussehend an dem Diener vorüber, mit dem sie gern ein w«nig liebäugelte, ohne ihm irgendwelche ernst« Hoffnung«» zu machen. Heut« wurde er mehr als je von ob«n herab be handelt. Sein erster Anruf wurde nicht beantwortet, beim zweiten wandte die ni«dliche Pariserin ihr munteres, schon etwas chiffoniertes Gesichtchen über die Schulter nach ihm zurück. „Was beliebt?" fragte si« schnippisch. „Hu, wie großartig, Mademoiselle Jeannette! Was ist denn mit Ihnen vorgegangen? Sie sehen ja aus, als ob Sie mit einem Hunderttausender herausge kommen wären!" Mademoiselle Jeannette drehte sich auf den Ab sätzen herum und kam, kokett sich in den Hüften wiegend, näher heran. .Nein, solcher emburras <1e riobe^se sein es freilich nicht", sagte sie in ihrem wunderlichen Halbdeutsch, „aber doch akzeptable — o, sähr akzeptable! Einer Elückstag heut, Monsieur Frödöric, Exzellenz sein heut sehr traitable — haben heut gesagt, daß Reise bald nach Paris gehen wird. — ^6, nm belle b'ranco! II n'.v a qi:e Lsris oü l'on 8»it vivre!" „Hm, also wirklich?" murrte der Diener, der im Fall« der Auflösung des Haushaltes seinen Dienst verlor und durchaus nicht sicher war, ein«n so ein träglichen wieder zu finden. Mademoiselle Jeannette amüsierte sich höchlichst über seinen Verdruß. Sie war eine sehr egoistische kleine Person und vollkommen zufrieden, wenn nur ihre eigenen Angelegenheiten nach Wunsch verliefen. „Ja, wirklich!" wiederholte sie, das letzte Wort ganz allerliebst drollig hervorschnarrend. Dabei setzt« sie sich auf «inen Stuhl dem verdrießlichen Friedrich gegenüber, streckt« die zierlichen, kokett be schuhten Füßchen vor und klimperte mit dem Gelde, das sie lose in der Schürzentasche trug. „Alles abgemacht!" plauderte sie in vorsichtig ge dämpftem Ton« und nachdem sie sich durch einen schnellen Blick überzeugt hatte, daß di« Flügeltür«, durch die si« vorhin aus den inneren Gemächern ins Vestibül hinausgetreten war, auch fest im Schloß lag. „Madame in brillanter Laune! Da", sie ließ ein paar große Silberstücke, di« sie aus der Schürzentasche nahm, auf der inneren Handfläch« Hüpfen, „sein das nicht guter Beweis? Was? >d. je m? «ui-, bet«, mol, je In voin vevir. Hab ich müssen machen Frisur sehr hoch et un neu en nrriöre, wissen Sie, Monsieur FrSdöric, daß Raum bleibt vor dem Dia. dem. welches Monseigneur heut bringt als Braut geschenk, wenn er kommt. Alles jetzt sehr schnell — Verlobung, Hochzeit! In ein Monat sein Ex- zellenz schon Kaöamo In prmcesse. Natürlich haben Madame mir nichts gesagt direkt, haben nur gefragt, ob ich mich fürchte vor russischer Kälte, haben ver sprochen, zu verdoppeln meine Gag«, wenn ich werde sein sehr aufmerksam und sehr geschickt. .4b, o'est ua av^e, min.iuno — einer Engel". „Seit wann?" fragte Friedrich spöttisch. „Seit heute." „Und wie lange?" „Weiß ich nicht, Monsieur Früdüric. Gnädige war nicht so bös in dies« letzte Zeit, werden noch bester jein, wenn si« haben gehabt ihren Willen und sein Ka6kmw Ia privees e. Ich werde leben wie im Himmel, werde verdienen viel Geld, vier, fünf Jahre, und dann zurückgehen nach Paris, zu werden nmr- ckavcko «lo mente», ee quv I« tu», röve 6« ii>n via!" „Und an mich werden Sie natürlich nicht mehr denken?" „Kann ich nicht sagen, Monsieur Fröd<>ric, glaube aber nicht. Werde wenig Zeit haben, zu denken an das häßliche Deutschland in nm dell« viilo cko Larin." Der so abscheulich behandelte Liebhaber hatte nicht Zeit, seinem Zorne Luft zu machen, denn man klingelte scharf an der Glastüre des Entrees. Made moiselle Jeannette huschte davon wie ein verscheuchter Vogel, und Friedrich ging, um zu öffnen. Es war Prinz Tertschakoff, der sehr aufgeregt aussah, aufgeregter eigentlich, als es natürlich ist bei einem Manne, der sich seines Glückes vollkommen sicher weiß. Er ließ dem Diener kaum Zeit, ihm Pelz und Hut abzunehmen, und folgte dem ihn Meldenden auf dem Fuße nach. Als er sich allein der schönen Exzellenz gegenüber sah, zog er die junge Frau mit leidenschaftlicher Hast in seine Arme und küßte sie so lange, daß sie sich endlich lächelnd, aber innerlich höchst ungeduldig über di« brüsken Manieren von ihm fr«imachte. „Sie sind ein Barbar, mon vrmee!" sagte sie schmollend und brachte vor dem nächsten Spiegel ihr« Frisur und die zerdrückten Spitzen ihrer Robe wieder in Ordnung. „Sie müssen sich dies« ungestüme Heftig keit abgewöhnen." „Als ob das möglich wäre, wenn man dich sieht, du schön« Zauberin!" Er preßte dabei ihr« Hände an feine Brust, an seine Lippen, und sie ließ es geschehen; denn im Grunde war es ihr doch sehr schmeichelhaft, diesen hochmütigen Mann so ganz bezwungen zu sehen durch die Macht ihrer Reize. „Ah, wieder bei dir zu sein", sagte er, „welche Wonne! Und um dich nie mehr zu lassen! Denn jetzt will ich von keinem Aufschub mehr hören, jetzt mußt du bald — so bald, als es nur möglich ist — mein werden, du I)errliches Weib! Wenn nur erst die letzten, lästigen Formalitäten erledigt sind, lassen wir uns sofort in aller Stille trauen und gehen dann nach Paris, nach Rom, wohin du willst!" Die schöne Exzellenz war enttäuscht. Eine solche Hochzeit, ohne allen Pomp, so über hastet, das war doch eigentlich gar nicht nach ihrem Geschmack; sie hätte gewünscht, ihre Vermählung zu feiern mit all der Pracht, die ihrem zukünftigen Range gebührte, aber sie gab dennoch ohne weiteres nach. Was kam am Ende auf die mehr oder minder glänzende Feier der Vermählung an, wenn sie nur Prinzessin Tertschakoff wurde. Sie fügte sich also seinem Wunsche und hörte ihm lächelnd zu, als er ihr, immer in einer gewissen Hast, von der Reiseroute sprach, die sie nehmen wollten, und Sen prachtvollen Räumen in einem der großen Pariser Hotels, die kürzlich der Großfürst Wladimir mit seiner Familie bewohnt hatte, und die Tertscha koff jetzt für sich und seine Gemahlin wollte reser vieren lasten. Zum Karneval konnten sie nach Nizza gehen, und später führte er sie nach seinem Sommer palast am Schwarzen Meere. Und wann an den Hof des Kaisers? Eine herz beklemmende Angst erfaßte die schöne Exzellenz, eine Angst, die sie lähmte wie eine nahende, riesengroße, unabwendbare Gefahr. Fürchtete Prinz Tertschakoff ihre Frage? Mit einer an ihm ungewohnten Hast fuhr er fort zu sprechen. Er erzählte ihr von seinen Schlössern, die den kaiserlichen an Pracht nichts nachgäben, von der märchenhaften Schönheit seiner Gärten, von der eleganten Jacht, die er für sie gekauft hatte, und die ihren Namen tragen sollte. „Und wann wirst du mich nach Petersburg führen?" fragte die schöne Exzellenz endlich gespannt „Später — vielleicht!" (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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